Auswahl: Übersetzer

410 Wolff, Max J. [Josef] (1868-1941) ADB

Shakespeares Sonette . Übersetzt von Max J. Wolff (Berlin: Behr, 1903). XIX, 162 S.

Online verfügbar.)

Vollständige Ausgabe: 1, 2, 3, 4, 5, 6, 7, 8, 9, 10, 11, 12, 13, 14, 15, 16, 17, 18, 19, 20, 21, 22, 23, 24, 25, 26, 27, 28, 29, 30, 31, 32, 33, 34, 35, 36, 37, 38, 39, 40, 41, 42, 43, 44, 45, 46, 47, 48, 49, 50, 51, 52, 53, 54, 55, 56, 57, 58, 59, 60, 61, 62, 63, 64, 65, 66, 67, 68, 69, 70, 71, 72, 73, 74, 75, 76, 77, 78, 79, 80, 81, 82, 83, 84, 85, 86, 87, 88, 89, 90, 91, 92, 93, 94, 95, 96, 97, 98, 99, 100, 101, 102, 103, 104, 105, 106, 107, 108, 109, 110, 111, 112, 113, 114, 115, 116, 117, 118, 119, 120, 121, 122, 123, 124, 125, 126, 127, 128, 129, 130, 131, 132, 133, 134, 135, 136, 137, 138, 139, 140, 141, 142, 143, 144, 145, 146, 147, 148, 149, 150, 151, 152, 153, 154.

Mit "Vorwort" (S. III-VIII), "Einleitung"(IX-XIX) und alphabetischem Verzeichnis (S. 157-162).

Vorwort:

Das Werk des Übersetzers ist eine mühe- und entsagungsvolle Arbeit, besonders wenn es sich um eine so schwierige Übertragung handelt, wie die der Shakespeareschen Sonette, an denen sich schon die Geschicktesten mit zweifelhaftem Erfolg abgemüht haben.
Es liegt mir fern, die Leistungen meiner Vorgänger herabzusetzen, und es ist nicht meine Absicht, sie einer eingehenden Kritik zu unterwerfen. Ich bin dazu nicht einmal imstande, da mir nur die Arbeiten Bodenstedts und Gildemeisters genauer bekannt sind. Sie haben mir bei meiner Übersetzung vorgelegen und ihnen bin ich insofern zu grossem Dank verpflichtet, als sie mir furch ihre Vorzüge den richtigen Weg gezeigt, durch ihre Missgriffe aber mich auf Fehler aufmerksam gemacht haben, die es zu vermeiden galt.
Bodenstedt stellt sich dem Shakespeareschen Wortlaut ungemein frei gegenüber. Er erlaubt sich nicht nur in der Form und im Ausdruck willkürliche Abweichungen, sondern verändert sogar häufig den Shakespeareschen Gedanken und verkehrt ihn stellenweise in das Gegenteil. Gildemeister dagegen versucht möglichst wörtlich zu übersetzen, wird aber dadurch trivial, unedel und unpoetisch. Er klammert sich an den Wortlaut und treibt dadurch den Geist der Sonette aus, dem Bodenstedt immerhin gerecht wird.
Es galt die Vorzüge beider zu vereinigen, und ich hoffe, dass ich dies hohe Ziel wenigstens bis zu einem gewissen Grade erreicht habe.
Der Übersetzer von Shakespeares Sonetten muss zu gleicher Zeit Übersetzer, Dichter und Erklärer sein. Nur wenn er diese drei Fähigkeiten in sich verbindet, kann er hoffen, eine Wiedergabe zu liefern, die nicht nur dem englischen Philologen an der Hand des Originals, sondern jedem Laien ohne Kommentar verständlich ist. Es war meine Absicht, deutsche Gedichte zu schreiben, und zwar Gedichte, die der moderne Leser als Gedichte empfindet. Dazu war es nötig, den Ausdruck des Originales so weit zu vereinfachen, als ohne direkte Abweichungen möglich war. Alle die witzigen Antithesen, Wortspiele, An- und Gleichklänge, die den Angehörigen des 16. Jahrhunderts als der Gipfel des Poetischen erschienen, habe ich getilgt, soweit sie nicht durch den dichterischen Gehalt selbst geboten erschienen, also in den Fällen, wo sie nur aufgesetzte Verzierungen sind und nicht zum Wesen des Gedichtes gehören. Die wortspielerischen "Will"sonette (135 und 136) hätte ich am liebsten weggelassen. Der Vollständigkeit wegen habe ich sie doch übersetzt, ohne mich bei dem Versuch aufzuhalten, das im Deutschen unmögliche Wortspiel mehr oder weniger schlecht nachzuahmen.
Dunkle Stellen, unklare Wendungen und schief durchgeführte Vergleiche sind in den Sonetten nicht selten. Meistens beruhen sie darauf, dass der Ausdruck des Verfassers dem Gedanken, der ihm vorschwebte, nicht ganz gerecht geworden ist. In allen solchen Fällen muss der Übersetzer versuchen, der Absicht, nicht dem Wortlaut des Dichters nachzukommen. Eine dunkle Stelle ist im Original eine dunkle Stelle, in der Übertragung ein Unsinn.
Auch die Form der Sonette ist nicht immer korrekt. Shakespeares Absicht war es offenbar, in dem einzelnen Sonett nur gleiche Reime zu verwenden, und zwar bis auf wenige Ausnahmen, die nur weibliche Reime enthalten, sollte der Reim durchweg männlich sein. Wo ein- und zweisilbige Reime nebeneinander erscheinen, sind die letzteren offenbar nur Notbehelf, die der strengen Form zuwiderlaufen. In dieser Beziehung kann ich mir einen Vorwurf nicht ersparen. Ich war anfänglich der Ansicht, dass der Wechsel zwischen männlichen und weiblichen Reimen der deutschen Sprache besser entspräche, und habe diese Form mit besonderer Vorliebe angewendet. Später, als mir im Laufe der Arbeit der Reiz und Wohllaut des ausschliesslich einsilbigen Reimes klar geworden war, habe ich Abweichungen möglichst vermieden, doch bringt es der Charakter der deutschen Sprache mit sich, dass ich mir diese Freiheit häufiger gestatten musste als das englische Original.
Was meine subjektive Ansicht über die Bedeutung einzelner Sonette anbetrifft, so habe ich sie an anderer Stelle ausgesprochen. Hier bei der Übersetzung habe ich aber geglaubt, von meiner persönlichen Meinung absehen zu müssen, sie sollte nicht zu einem Tummelplatz meiner Spezialitäten werden. Unter gewissen Einschränkungen habe ich mich an die communis opinio gehalten und demgemäss mit ener Ausnahme Son. 1 ‒ 126 als an einen Freund, Son. 127 ‒ 152 als an eine Frau gerichtet übertragen, soweit ich nicht die Neutralität des englischen Ausdruckes beibehalten konnte. Wer – und ich gehöre selbst du diesen – der Ansicht ist, dass auch im ersten Teile viele Gedichte einer Frau gewidmet sind, dem muss ich es überlassen, in solchen Fällen "sie" statt "er" und "ihr" statt "sein" zu lesen und er wird in den meisten Fällen mit diesen kleinen Veränderungen seine Meinung verwirklicht finden.
Was den Text der vorliegenden Übersetzung anbelangt, so bin ich im allgemeinen der vorzüglichen englischen Ausgabe von Dowden gefolgt. Die wenigen Ausnahmen, in denen ich von ihr abgewichen bin, erfordern eine besondere Rechtfertigung nicht. Dem Philologen und dem Kenner des Originals dürften die Gründe, die mich in solchen Fällen bestimmt haben, hinreichend bekannt sein; und für den Leser der Übersetzung ist es die Hauptsache, einen klaren, verständlichen deutschen Text zu besitzen, dessen Lektüre durch philologische Auseinandersetzungen ihm nicht erschwert oder gar verleidet wird.
Besonderen Dank bin ich noch Herrn Prof. Conrad-Gross-Lichterfelde schuldig. Er hat mich nicht allein zu der vorliegenden Übersetzung angeregt, sondern mir auch im Verlauf der Arbeit getreulich mit seinem Rat zur Seite gestanden.
Berlin im Juli 1903.
Der Übersetzer.

Nachdruck und überarbeitete Ausgaben:

Max J. Wolff, "Shakespeares Sonette", in: Ders., William Shakespeare. Studien und Aufsätze (Leipzig: Hermann Seemann Nachfolger, 1903). S. 11-66, darin S. 31.

Sonett 29

Die 2 ersten Quartette von Sonett 29 mit 2 anderen Lesarten in 1. und 2. Quartett "in eigener Übersetzung".

Albert Ritter, "Die Sonette", in: Der unbekannte Shakespeare. Eine Auswahl aus Shakespeares Werken. Mit 16 Vollbildern in Kupferdruck (Berlin: Gustav Grosser, 1922), S. 262-278. (=530)

Sonett 29 (S. 267/268)

Shakespeares Werke. Übertragen nach Schlegel-Tieck von Max J. Wolff. Band 19: Perikles, Fürst von Tyrus. Sonette (Berlin: Wegweiser-Verlag, [1926]), S. 135-216.

16 Sonette: 18, 23, 24, 29, 40, 46, 49, 57, 71, 86, 98, 104, 106, 116, 130, 138.

Privatdruck der Gesamtübertragung in der 1926 erschienenen überarbeiteten Fassung in Form von 154 Einzeldrucken á 10 Seiten, ohne Angabe des Übersetzers (Hoya und Siorai, 1999).

Im Impressum ist die Adresse des Verlegers bzw. Druckers zu berichtigen: Lange Straße 21. Auflage: je 200 Exemplare, sämtlich vergriffen.

Ulrich Erckenbrecht, Shakespeare Sechsundsechzig. Variationen über ein Sonett (Shakespeares Sonett Nr. 66 in 88 deutschen Translationen). Gesammelt, ediert und kommentiert von Ulrich Erckenbrecht (Göttingen: Muri Verlag, 1996), S. 165. (=1110)

Sonett 66

Shakespeare in Love. Die Liebeslyrik William Shakespeares (München: Goldmann, 1999), 71S., darin S. 45-69. [ Shakespeare in Love. The Love Poetry of William Shakespeare (New York: Hyperion, 1998)].

16 Sonette: 18, 23, 24, 29, 40, 46, 49, 57, 71, 86, 98, 104, 106, 116, 130, 138

Diese Übersetzungen gehen nicht, wie im Impressum falsch angegeben, auf "Schlegel-Tieck" zurück, sondern auf die Fassung der Wolff'schen Übersetzung im Bd. 19 der von ihm herausgegebenen Werkausgabe zurück (S. 135-216), welcher im selben Jahr im Wegweiser Verlag Berlin, Volksverband der Bücherfreunde [1926] erschienen ist.

Die Fassungen (1999) sind gegenüber der Erstausgabe (1903) leicht überarbeitet.

Jürgen Gutsch, 'lesen, wie krass schön du bist konkret'. William Shakespeare. Sonett 18 vermittelt durch deutsche Übersetzer. Hg und eingeleitet von Jürgen Gutsch mit einem Geleitwort des Bibliographen Eymar Fertig (Dozwil: Edition SIGNAThUR, 2003), S. 62. (=2085)

Sonett 18

Abdruck im Programmheft (S. 7) zur Aufführung von Ende gut, alles gut (übersetzt von Sebastian Kautz (=R120)) der Bremer Shakespeare Company (Premiere: 17.01.2008)

Sonett 2

Elektronische Ausgaben:

Vollständige Ausgabe (Zugriff: 09.12.2009)

Grundlage der vollständige Übersetzung von 1924 (Wegweiser-Verlag)

130 Sonette (1-130) (Zugang: 10.02.2009)

Teilweise mit englischem Paralleltext; Grundlage: Ausgabe von Max Josef Wolff, erschienen in der Goldenen Klassikerbibliothek (1903).

Rezensionen:

Max Meyerfeld, ShJb, 40 (1904), S. 295-298.

Berthold Vallentin, "Übersetzungkunst der Gegenwart", Grenzboten, 69:1 (1910), S. 552-555.Online verfügbar.

Literatur:

Ulrich Erckenbrecht, "Shakespeare, sein Sonett 66 und seine deutschen Translatoren", Shakespeare sechsundsechzig. Variationen über ein Sonett (Göttingen: Muri Verlag, 1996), S. 4-110, S. 93-94.

Ulrich K. Goldsmith, "Shakespeare and Stefan George: The Sonnets", in: Theorie und Kritik. Festschrift für Gerhard Loose (Bern/München: Francke 1974), S. 67-86, darin 79-82.

Albert Leitzmann, "Karl Lachmann als Shakespeare-Übersetzer", ShJb, 56 (1920), S. 73-89, bes. S. 47.

Felix Wittmer, "Stefan George als Übersetzer. Beitrag zur Kunde des modernen Sprachstils", Germanic Review, 3 (1928), 361-380, S. 376-380.

Siehe auch:

K360, L230, L275, R10, R185