Auswahl: Übersetzer

460 Saenger, Eduard (1880-1948) ADB

Shakespeares Sonette . Übertragen von Eduard Saenger. Jubiläums-Ausgabe MDCIX MCMIX. (Leipzig: Insel, 1909), o. S.

In HAB vorhanden: Eyssen 78

Vollständige Ausgabe: 1, 2, 3, 4, 5, 6, 7, 8, 9, 10, 11, 12, 13, 14, 15, 16, 17, 18, 19, 20, 21, 22, 23, 24, 25, 26, 27, 28, 29, 30, 31, 32, 33, 34, 35, 36, 37, 38, 39, 40, 41, 42, 43, 44, 45, 46, 47, 48, 49, 50, 51, 52, 53, 54, 55, 56, 57, 58, 59, 60, 61, 62, 63, 64, 65, 66, 67, 68, 69, 70, 71, 72, 73, 74, 75, 76, 77, 78, 79, 80, 81, 82, 83, 84, 85, 86, 87, 88, 89, 90, 91, 92, 93, 94, 95, 96, 97, 98, 99, 100, 101, 102, 103, 104, 105, 106, 107, 108, 109, 110, 111, 112, 113, 114, 115, 116, 117, 118, 119, 120, 121, 122, 123, 124, 125, 126, 127, 128, 129, 130, 131, 132, 133, 134, 135, 136, 137, 138, 139, 140, 141, 142, 143, 144, 145, 146, 147, 148, 149, 150, 151, 152, 153, 154.

Gedruckt als sechstes Buch der Ernst Ludwig Presse, Darmstadt, von F.W. Kleukens, C.H. Kleukens und Sven Lundgren. Ausser der gewöhnlichen Ausgabe wurden 40 [Exemplare] auf Japanpapier abgezogen.

2. Aufl. Herbst 1913.

3. Aufl. 1923.

Wiederabdruck:

Marie Gothein, " Shakespeare-Sonnette. Umdichtung von Stefan George. Georg Bondi, Berlin 1909 […]; Shakespeares Sonette. Übertragen von Eduard Sänger. Jubiläumsausgabe 1609-1909. Inselverlag Leipzig […]", ShJb, 46 (1910), S. 266-268.

Sonett 37

"Drei Sonette von W. Shakespeare", Insel-Almanach auf das Jahr 1910, 36-37.

3 Sonette: 18, 32, 33.

Veränderte Neuauflage:

Sonette in der Übersetzung von Eduard Saenger mit Holzschnitten von Walther Teutsch und einer Vorrede von Bruno Erich Werner (Leipzig: A. Beyer, 1922).

Vorrede:

In den zerrissenen Zeiten schrankenloser Anarchie stehen die Dokumente der gebändigten Geister als ein Pfeil der Sehnsucht vor unserem Auge. Doppelt lieb aber werden sie uns, wenn sie wie hier einen Menschen gleich uns aufdecken, der an einer schmerzlich großen Wende gleichermaßen gepackt wird von der kraftvollen Reinheit wie von der Nacht der letzten Leidenschaft. Einer, der das Schicksal zu gestalten schien, wurde jäh davon ergriffen, und es bekundet seine Größe, daß er vermochte Lust und Qual des Einzelmenschen in diese steinernen Sonette zu versenken.
Im Jahre sechzehnhundertneun, noch zu Lebzeiten des Dichters, gab Thomas Thorpe dies Buch heraus. Der größte Teil der Gedichte richtet sich in glühender Liebe an einen Jüngling, in dem die Forschung Henry Wriothesley, Graf von Southampton, zu erkennen glaubt. Aus der Widmung des Herausgebers schlossen andere auf William Herbert Earl von Pembroke. Ein Teil der Sonette spricht von Liebe zu einer dunklen Frau, die beiden letzten sind der griechischen Anthologie entnommen und schließen das ganze ab. Zwei Jahrhunderte lang haben Forschende, denen Blut und Triebhaftigkeit mangelte, hier in Umwelt, Zeitgeschichte und Zuständlichkeit gesucht, anstatt in die Tiefe dieses Geistes zu dringen. Man versuchte die Sonette hinzustellen als eine auf Bestellung gefertigte Allegorie, in der der starke Jüngling des Dichters Genius, die dunkle Frau die sündige Natur bedeute, nicht ahnend, daß hier des Dichers Herzschlag ungehemmt wie nirgends vernehmbar wird. Der Ausspruch Goethes, da0 in diesen Sonetten kein Buchstabe sei, der nicht gelebt, empfunden, gelitten und gedacht wäre, verklang von wenigen nur gehört, und noch in unseren Tagen mußte man vor diesem falschen Deuteln warnen.
Denn alles ist in diesen Strophen gegenständlich. Jene dunkle Frau und dieser lichte Jüngling sind Menschen, und zwischen beiden liebend hin- und hergerissen, wird dem Dichter in der Lust das Leiden und im Leiden die Lust offenbar. Steht hier doch hinter jedem Licht die Dunkelheit und hinter jeder Dunkelheit das Licht; hier schwingt einer von der Vernichtung bis zur Zeugungslust, von der Verzweiflung bis zum Glück und gestaltet in Leidenschaft das heroische Denkmal eines geistigen Äquinoktiums.
Die Sonette sind nicht das Werk eines geschlossenen in sich ruhenden, stetig sich selbst vollendenden, durch allen Wechsel beharrenden Geistes, das man in ihnen sehen wollte. Sie stehen vielmehr zwischen zwei Zeitaltern und an der Schwelle eines Jahrhunderts, von dessen wachem Bewußtsein aufs neue der Gedanke irdischer Vergänglichkeit Besitz ergriff. War die schöne Gestaltung des Erdenlebens bisher als göttliches Ziel geheiligt, war der handelnde Mensch Mittelpunkt der Welt und beflügelnde Flamme, war die Zeit ausgelöscht, und der Vollendete unsterblich, so wurde man nun von der Übermacht der Zeit schaudernd gepackt, der Mensch war nur noch ein Staubkorn in der ewigen Verwandlung, Leben erschien als immerwährendes Sterben, und erst der leibliche Tod war Erlösung und der Eingang in die ewige Lebendigkeit.
Die Sonette sind geladen von dunkler Ahnung um diese Zeitenwende und von heruafdämmernder Tragik umwittert. Die Transzendenz der kommenden Epoche ist in diesen Versen noch latent. Gelebte Wirklichkeit wird hier geformt, Sehnsucht und Angst im Wort gebannt, und noch einmal wird mit glühendem Verewigungsdrang versucht, den vergänglichen Augenblick aller Zeitlichkeit zu entreißen. Noch einmal versucht ein Zweifelnder den stets gegenwärtigen Gott zu finden, der, sich ewig neu verkündend, ewig von neuem Gestalt wird als vergöttlichter Mensch.
Und den vielen Übertragungen ist die Eduard Saengers neben der von Stefan George die einzige, der es gelingt, die Sonette der deutschen Sprache zu übermitteln.
Die Holzschnitte von Walther Teutsch sind keine bildlichen Widergaben dieser seelischen Bekenntnisse. Wie Shakespeare stehend zwischen strengster Formenbändigung und zersprengender Wucht von Lebensfülle und Dämonie, bedeuten sie den Sonetten nichts anderes als Paraphrase und zweites Gesicht.
Bruno Erich Werner

Nachdrucke:

Albert Ritter, "Die Sonette", in: Der unbekannte Shakespeare. Eine Auswahl aus Shakespeares Werken. Mit 16 Vollbildern in Kupferdruck (Berlin: Gustav Grosser, 1922), S. 262-278. (=530)

Sonett 66 (S. 271/272)

Albert Petersen, Der Schwan vom Avon. Roman (Hamburg und Berlin: Hanseatische Verlagsanstalt, 1927), 236 S., darin S. 68 und 225.

7 Sonette (fragmentarisch): 81 (v. 1-4 und Couplet [S. 68], 118, [v. 7 und 8], 128 [v. 1-3], 131 [v. 13 u. 14], 133 [v. 3 und 4], 142 [v. 9 und 10], 147 [v. 14] sämtlich auf Seite 225, ohne Quellenangabe.

Poesiealbum 200. Shakespeare (Berlin: Verlag Neues Leben, 1984).

2 Sonette: 57 (S. 17), 134 (S. 41)

Zur Anthologie vgl. (=990)

Alles Lügen. 35 Sonette von William Shakespeare. Hrsg. bremer shakespeare company e. V. (Bremen: Selbstverlag, 1994).

3 Sonette: 55, 65, 135.

Ulrich Erckenbrecht, Shakespeare Sechsundsechzig. Variationen über ein Sonett (Shakespeares Sonett Nr. 66 in 88 deutschen Translationen). Gesammelt, ediert und kommentiert von Ulrich Erckenbrecht (Göttingen: Muri Verlag, 1996), S. 180. (=1110)

Sonett 66

Jürgen Gutsch, 'lesen, wie krass schön du bist konkret'. William Shakespeare. Sonett 18 vermittelt durch deutsche Übersetzer. Hg und eingeleitet von Jürgen Gutsch mit einem Geleitwort des Bibliographen Eymar Fertig (Dozwil: Edition SIGNAThUR, 2003), S. 63. (=2085)

Sonett 18

Literatur:

Maria Brie in "Zwei neue Verdeutschungen Shakespearescher Sonette" als Beispiele einer die Mitte zwischen Bodenstedts extrem freier und gefälliger Übersetzung und Georges trockener Wortgenauigkeit haltenden geschmackvollen Übertragung, Tägliche Rundschau, Nr. 94, v. 23.4.1910, Unterhaltungsbeilage S. 374-375.

Erckenbrecht, Ulrich, "Shakespeare, sein Sonett 66 und seine deutschen Translatoren", Shakespeare sechsundsechzig. Variationen über ein Sonett (Göttingen: Muri Verlag, 1996), S. 4-110, darin S. 91-92

Michael Hanke, "Nachwort", in Die Sonette, ed. Raimund Borgmeier, Michael Hanke (Stuttgart: Reclam 2003), bes. S. 222-223.

Ludwig Kahn, Shakespeares Sonette in Deutschland (Straßburg: Universitätsdruckerei Heitz, 1934; Bern/Leipzig: Gotthelf Verlag, 1935), S. 86.

Leon Kellner, "Shakespeares Sonette", Englische Studien , 68 (1933/34), 57-80.

Gustav Landauer, "Die Sonette", Shakespeare (Frankfurt a.M.: Literarische Anstalt Rütten und Loenning, 1923), Bd. 2, S. 318-370, darin: S. 334.

Christa Schuenke, "'Rough winds to shake the darling buds of may'. Zu meiner Neuübersetzung sämtlicher Sonette von William Shakespeare, erschienen 1994 im Straelener Manuskripte Verlag", ShJb, 132 (1996), S. 150-160, bes. S. 154. (Sonett 18)

Kathrin Volkmann, Shakespeares Sonette auf deutsch: Übersetzungsprozesse zwischen Philologie und dichterischer Kreativität (Heidelberg: Universitätsdruckerei, 1996), S. 55-57 (Sonett 135 im Vergleich mit Keil [=(=820) ])

Rezensionen:

Marie Gothein, "Shakespeare-Sonnette. Umdichtung von Stefan George. Georg Bondi, Berlin 1909 […]; Shakespeares Sonette. Übertragen von Eduard Sänger. Jubiläumsausgabe 1609-1909. Inselverlag Leipzig […]",ShJb, 46 (1910), S. 266-268 (Gegenüberstellung der Übersetzungen von George [=(=450) ] und Saenger).

Max Meyerfeld, Literarisches Echo, 12 (1909/10), Sp. 1657-1666 (Vergleich der Übersetzungen von George [= 450] und Saenger).

Lorenz Petry, Rez. "Shakespeare Sonnette. Umdichtung von Stefan George. Georg Bondi. Berlin 1909 [...]. Shakespeares Sonette. Übertragen von Eduard Saenger. Insel Verlag. Leipzig 1909 [...]", Beiblatt zur Anglia, 22 (1911), 242-246 (Vergleich der Übersetzungen von George [=450] und Saenger).

Siehe auch:

K420, L110, L177, L250, R10, R20, R25, R35, R39, R50, R51, R55, R70, R175, R185