860 Hermann, Karl (1905-1969)
Shakespeare. Sonette
. Übertragung von Karl Hermann (Graz: Selbstverlag, 1963). 82 S. Mit einem Vorwort (o. S.).
Vollständige Ausgabe: 1, 2, 3, 4, 5, 6, 7, 8, 9, 10, 11, 12, 13, 14, 15, 16, 17, 18, 19, 20, 21, 22, 23, 24, 25, 26, 27, 28, 29, 30, 31, 32, 33, 34, 35, 36, 37, 38, 39, 40, 41, 42, 43, 44, 45, 46, 47, 48, 49, 50, 51, 52, 53, 54, 55, 56, 57, 58, 59, 60, 61, 62, 63, 64, 65, 66, 67, 68, 69, 70, 71, 72, 73, 74, 75, 76, 77, 78, 79, 80, 81, 82, 83, 84, 85, 86, 87, 88, 89, 90, 91, 92, 93, 94, 95, 96, 97, 98, 99, 100, 101, 102, 103, 104, 105, 106, 107, 108, 109, 110, 111, 112, 113, 114, 115, 116, 117, 118, 119, 120, 121, 122, 123, 124, 125, 126, 127, 128, 129, 130, 131, 132, 133, 134, 135, 136, 137, 138, 139, 140, 141, 142, 143, 144, 145, 146, 147, 148, 149, 150, 151, 152, 153, 154.
Entstanden 25.9.1961 bis 27.2.1962.
Vorwort (o.S.):
Eine Übertragung der Shakespeare-Sonette rechtfertigt sich immer dann, wenn der Liebende das Geliebte anderen in seiner eigenen Sprache mitteilen möchte, anderen, die dem Original in der Sprache des Dichters nicht nahekommen können, weil sie sie nicht verstehen gelernt haben. So bemüht sich denn der "Über-Setzer", schier Unmögliches möglich zu machen. Und jeder, der überträgt, trägt sein Ich mit hinein in die Welt des Dichters, sein eigenes, dichtendes Ich. Indem er sich müht, um das Verstehen und das Verständnis, kann er nicht tun als malen, wie es seinem eigenen Pinsel geschickt ist.
Es darf also auch diese neue Übertragung der Sonette Shakespeares zum Shakespeare-Jahr 1964 für sich in Anspruch nehmen, ein Beitrag zum Verständnis des Dichters zu sein, der nach Ansicht mancher Wissenschaftler vielleicht anders geheißen haben mag, aber dennoch über alles Ausdenken gerade heute wieder lebt.
Uns berührt der Streit der Gelehrten wenig. Wir freuen uns Jahr um Jahr neu daran, daß menschliches Leiden und menschliche Freude um die Liebe in höchster Vollendung alle Jahrhunderte vielleicht einmal auch gesagt werden darf, daß Erlittenes neues Leben gewinnt im Sinne jenes "Tasso"-Wirtes:
Und wenn der Mensch in seiner Qual verstummt,
gab mir ein Gott zu sagen, wie ich leide.
Die Sonette wurde übertragen, als hätte Shakespeare viele für eine geliebte Frau geschrieben. Unserem Empfinden entspricht es wenig, sich vorzustellen, es wäre nicht so. Da bisher niemand dahintergekommen ist, wem die Widmung des Dichters gelten könnte, und da auch moderne Übersetzer der Meinung sind, es könnten – abgesehen von dreißig Sonetten, die offensichtlich einem Manne gelten – viel mehr als die letzten achtundzwanzig von den einhundertvierundfünfzig Sonetten an eine Frau gerichtet sein, habe ich mich vom eigenen Erleben leiten lassen. So dürfte zumindest manches Lebendige in dieser Übertragung Shakespeare nahekommen. Ob es mir gelungen ist, die Sprach-Melodie des Englischen einzufangen – und auf diese kommt es hauptsächlich an -, mögen die Leser selbst beurteilen.
Dr. Karl Hermann
Nachdrucke:
Ulrich Erckenbrecht, Shakespeare Sechsundsechzig. Variationen über ein Sonett (Shakespeares Sonett Nr. 66 in 88 deutschen Translationen). Gesammelt, ediert und kommentiert von Ulrich Erckenbrecht (Göttingen: Muri Verlag, 1996), S. 153. (=1110)
Sonett 66
Jürgen Gutsch, 'lesen, wie krass schön du bist konkret'. William Shakespeare. Sonett 18 vermittelt durch deutsche Übersetzer. Hg und eingeleitet von Jürgen Gutsch mit einem Geleitwort des Bibliographen Eymar Fertig (Dozwil: Edition SIGNAThUR, 2003), S. 97. (=2085)
Sonett 18
Literatur:
Kathrin Volkmann, Shakespeares Sonette auf deutsch: Übersetzungsprozesse zwischen Philologie und dichterischer Kreativität (Heidelberg: Universitätsdruckerei, 1996), S. 73-74.