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[Auszüge aus Stücken des Otway und Wycherley.]
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[Auszüge aus Stücken des Otway und Wycherley.]

The soldiers Fortune by Otway.

Den 25 September 1756. 1

Surely 'tis impossible to think too well of him, for he has wit enough to call his good nature in question, and good nature enough, to make his wit suspected.Er hat so viel Witz, daß man an seinem guten Herzen zweifeln sollte; und ein so gutes Herz, daß man ihm wenig oder keinen Witz zutrauen sollte.Zeige weder deinen Witz, noch dein gutes Herz in ihrer völligen Stärke. Zeigst du zu viel Witz, so wird man dir kein gutes Herz zutrauen; zeigst du ein zu gutes Herz, so wird man an deinem Witze zweifeln.I am afraid your Ladyship then is one of those dangerous Creatures they call She-wits, who are always so mightily taken with admiring themselves, that nothing else is worth their notice.
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Eine Witzlingin; (She — wit) vielleicht, daß dieses ein Charakter wäre, welcher sich auf dem Theater nicht übel ausnehmen sollte, und auf einer ganz andern Seite geschildert werden könnte, als daß er mit den gelehrten Weibern des Moliere zu vermengen wäre.I'll have thou whores a day, to keep Love out of my head.Du liebst, und deine Liebe ist ernsthaft. Aber deine Umstände erlauben es nicht, einer ernsthaften Liebe nachzuhängen. Nun wohl suche dich ihrer zu entschlagen. Vermeide, flieh den dich bezaubernden Gegenstand. Du fliehst ihn umsonst? Sein Bild verfolgt dich überall? So versuch etwas anders; versenke dich in Geschäfte; besetze jeden Augenblick mit ernsthaften Arbeiten. Auch das ist vergebens? Nun wohl, so wage das letzte; suche Hülfe bey den lustigen Schwestern des Mitleids, die du genießen kannst, ohne sie zu lieben. Laß auf einen wollüstigen Genuß den andern folgen. Aber wie? Deine Göttin hat sich deiner so bemächtiget, daß es dich ein Verbrechen dünkt, in den Armen einer andern die Entzückungen zu genießen, die du so gern in den ihrigen genießen möchtest? Wirklich? Je nun so heyrathe sie; allen es verwehrenden Umständen zu Trotze heyrathe sie; oder mache dich gefaßt, das nächste Jahr im Tollhause zu seyn.Vortrefliche Moral, Schwachheiten durch Laster vermeiden lehren.His father was as obscure, as his Mother publick; every body know her, and no body could guess at him.In dem zweyten Acte läßt der Dichter verschiedene Personen stumm über das Theater gehen, die ganz und gar keine Verbindung mit dem Stücke haben, bloß in der Absicht, durch den Mund des Beaugard und Courtine einige starke Charaktere zu schildern. Wenn es der Ort des Stücks erlaubt, z. E. wenn der Ort eine Straße ist, und sich die andern Umstände dazu schicken, so wollte ich es einem Dichter gern erlauben, ohne zu diesem Kunstgriff seine Zuflucht zu nehmen, als eine oder mehr leere Scenen zu machen.Prahlereyen zweyer Eisenfresser im 4 Act.

Ah, Bloody Bones! Ah, when thou and I commandad that

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party at the siege of Philipsbourgh! where in the face of the Army we took the impenetrable Half-Moon.

Blood

Half-Moon, Sir! by your favour 't was a whole moon.

Fourbin

Brother thou art in the right; 't was a full moon, and such a Moon, Sir —

Die Helden in diesem Stücke sind zwey abgedankte Officiere, und das Glück, das der Dichter sie machen läßt besteht darinn, daß der eine einen alten Ehekrieppel zum Hahnrey macht, und der andere eine ziemlich gute Heyrath thut. Jenes ist die Haupthandlung; dieses die Episode. In den drey ersten Acten hat der Dichter die Männerschule des Moliere ziemlich geplündert. Die Frau schickt ihrem Liebhaber durch ihren eigenen Mann Geschenke und Briefe, so als ob sie ihr von ihrem Liebhaber wären geschickt worden, und sie sie ihm blos, mit Bezeigung ihres Haßes, wieder einhändigen laßen wollte. Nur daß man bei dem Moliere über diese List lachen, und bey dem Otway [] sich darüber ärgern muß; weil jener sie einem unverheyratheten ungebundenen Frauenzimmer beylegt, und dieser sie eine Frau, die durch die heiligsten Bande gebunden ist, ausüben läßt. Was dort ein vorgeblicher Betrug ist, wird hier zum Laster. Wenn die Engländer überall ihre französischen Originale so encheriren; so bringt es ihnen wenig Ehre. Auch der letzte Zug, da der Liebhaber bey dem Moliere für todt geprügelt gehalten wird, ist von dem Engländer auf eine ungeheure Art übertrieben worden. Der eifersüchtige Ehemann will ihn durch Meuchelmörder aus dem Wege räumen laßen. Sir Jolly Jumble kartet das Ding so, daß sich des Liebhabers eigener Bediente verstellter Weise dazu will brauchen laßen. Dieser nebst einem Gehülfen, werden also mit dem Ehemanne des Handels einig. Es heißt, sie haben ihren Mord verrichtet, und den todten Körper in des Sir Davy Dunce (so heißt der Ehemann) Haus getragen. Hier muß der Liebhaber den Todten spielen. Dunce ist in tausend Aengsten darüber. Jumble giebt den Rath, den Ermordeten in ein warmes Bett neben die Frau zu legen, welche versuchen soll, ob noch etwas Leben in ihm ist. Dieses läßt Dunce geschehen, und noch andre Dinge mehr, bis er seine Hahnreyschaft gewahr wird, indem er auf eine boshafte Weise, den Mord auf Jumble schieben will.Der Charakter des Sir Jolly Jumble ist originel. Ein alter Bock,
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der selbst nicht mehr sündigen kann, aber sich ein Vergnügen daraus macht Ehebruch und Huhrerey zu befördern. Und nur mit Heyrathsstiftungen, will er durchaus nichts zu thun haben. Siehe die Stelle im 4 Act. p. 30.

Beaugard

Look you, Sir Jolly, all things consider'd, it may make a shift to come to a Mariage in time.

Sir Jolly

I'll have nothing to do in it; I won't be seen in the business of Matrimony; make me a Match-maker? et filthy marriage-Broker! Sir I scorn, I know better things: look you Friend; to carry her a Letter from you or so, upon good Terms, though it be in a Church I'll deliver it; or when the business is come an issue, if I may bring you hand somely together, and so forth, I'll serve thee with all my Soul, and thank thee into the bargain; thank thee heartily, dear Rogue; I will you little Cock- Sparrow, faith and troth I will; but no Matrimony Friend, I'll have nothing to do with Matrimony; 'tis a damn'd invention, worse than a Monopoly, and a destroges of Civil Correspondence.

Die Scene im 4 Act, wo die beyden verstellten Meuchelmörder mit dem Dunce den Handel schließen, ist abscheulich: und ihre mörderischen Prahlereyen sind so ekel als gottlos. Der Eine stellt sich sogar vor Blutgier rasend, und sagt in dieser Raserey Dinge, die man ohne Schauer unmöglich hören kann. Sie hatten für den Mord 200 Pfund und ihn rechtschaffen auszuprügeln 100 Pfund gefordert. Darauf sagt

Dunce

What one hundred pounds! Sure the Devil's in you, or you would not be so unconscionable.

Bloody-Bones

The Devil? where? where is the Devil? Schew ne: I'll tell thee Beelzebub thou hast broke thy Convenant, didot thou not promise me eternal Plenty, when I resign'd my Soul to thy allurements?

Sir Davy Dunce

Ah Lord!

Blood

Touch ne not yet; I ve yet ten thousand Murders to act before I'm thine: with all those sins I'll come with full damnation to thy Caverns of endless Pain, and howl with thee for ever.

Dieses Lustspiel ist gedruckt zu London 1695 in 4° (acted by this Majesties Servants at the Theatre Royal, the Third Edition) Auf dem Titel stehen die Verse, (aus dem Martial, wenn ich mich recht erinnre)
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Quem recitas meus est, o Fidentine, libellus;
Sed male cum recitas incipit esse tuus.
Ohne Zweifel, daß Otway [] mit der Vorstellung nicht allzuwohl zufrieden gewesen.

1 Ein Octavheft unter den Breslauer Papieren, mit dem Titel den 25. September 1756. Aus diesem Hefte, welches Lachmann vergessen hat mitzutheilen gab G. E. Guhrauer in den Blättern f. litter. Unterhaltung 1843 Nr. 247 einige Auszüge. Der Herausgeber hat es hier zum erstenmale vollständig abdrucken lassen. v. M.

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