Suchbegriff: salomon_hohelied
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Es ist zu bemerken, daß es selbst einigen vornehmen Gottesgelehrten in vorigen Jahren sehr gewöhnlich war, die Inbrunst heiliger Liebe zu unserm Heyland in der Schreibart des Hohenlieds Salomons auszudrucken: und ich muß gestehen, daß ich in verschiedenen in meinen jungen Jahren verfertigten Gedichten unvermerkt eben hiezu verleitet worden. Darf ich aber meine Meynung in einem reifern Alter sagen, Vorrede. so kan ich dieses nicht leicht für die beste Sprache halten, worin Christen überhaupt die brünstigen Triebe der Religion an Tag legen solten, seit der klärern, und geistlichern Offenbahrung des Neuen Testaments. Doch ist nicht zu leugnen, daß es einige Seelen gibt, welche von dem Himmel mit so seligen Heimsuchungen begnadigt, und mit einer solchen Flamme göttlicherLiebe entzücket werden, welche die ganze thierische Natur kräftigst in ihre Andachten hinein ziehet, und sie dringet ihre reinste und göttlichste Uebungen in so liebesvollen und zärtlichen Ausdrücken darzulegen, die durch eine unheilige Deutung verkehrter Weise entheiliget werden können. Und der Trieb und Neigung zu dieser Schreibart ist noch stärker, wo durch dergleichen geistliche Schriften frühzeitige Eindrücke der Gottseligkeit in das Herz gemacht worden.