Suchbegriff: racine_phedre
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Aus den jetzt angeführten Betrachtungen über die Wahrheit der Vorstellung fliessen einige andere Betrachtungen, welche das zehnte Hauptstück ausmachen. Sie betreffen die Vorbereitung grosser Bewegungen, das stuffenweise Steigen derselben und die Verbindung in dem Uebergange von einer auf die andre. Ein dramatischer Dichter, welcher seine Kunst verstehet, läßt die Zuschauer mit Fleiß nicht merken, wohin er sie führen will. Der Schauspieler muß sich hierinne nach dem Verfasser richten, und muß uns das letzte nicht eher sehen lassen, als bis wir eben darauf kommen sollen. Allein, wie wir das, was uns vorbehalten wird, nicht gern errathen mögen, so mögen wir auch eben so wenig uns gern betriegen lassen. Es ist uns lieb, wenn wir das zu sehen bekommen, was wir nicht erwarteteten, allein mißvergnügt sind wir, wenn man uns etwas anders hat erwarten lassen, als das, was wir sehen. Dieses erläutert der Verfasser Schauspieler. durch eine Stelle aus der Phädra, wo diese den Hippolyt zu einer Liebeserklärung vorbereitet. Das stuffenweise Steigen besteht darinne, daß sich die heftige Bewegung immer nach und nach entwickle, welches eben so nothwendig als die Vorbereitung ist, weil jeder Eindruck, welcher nicht zunimmt, nothwendig abnimmt. Die fernere Folge der angeführten Stelle aus der Phädra muß auch dieses erläutern. — — Was aber die Verbindung verschiedner Bewegungen, besonders diejenigen, die einander vernichten, anbelangt, so wird die Stelle aus derZaire zum Muster angeführt, wo Orosman bald Wuth, bald Liebe, und bald Verachtung gegen den unschuldigen Gegenstand seines Verdachts äussert. Jch müßte sie ganz hersetzen, wenn ich mehr davon anführen wollte.