Suchbegriff: racine_mithridate
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1 - Des Abts du Bos Ausschweifung von den theatralischen Vorstellungen der Alten /

Diese Componisten der Declamation liessendie Recitation kunstmäßig bald steigen, bald fallen, bald abwechseln. Manchmal ward eineStelle, der Note zu Folge, tieffer ausgesprochen,als es der Sinn der Worte zu verlangen schien;allein dieses geschah nur deswegen, damit sichder hohe Ton, in welchen der Schauspieler wenige Zeilen darauf hinauf steigen mußte, destobesser ausnehmen könne. Und nicht andersmachte es auch die Schauspielerin, welche Racine selbst, die Rolle der Monime im Mithridat zu(*) De Orat. lib. 8.du Bos,spielen gelehrt hatte. Racine war ein eben sogrosser Declamator als Dichter, und hatte ihrgerathen, in folgenden Zeilen die Stimme sinken zu lassen, und zwar mehr, als es der Sinnzu verlangen scheine.


2 - L'art du Theatre /

L'on a porté les fauſſes réflexions ſur la déclamation juſqu'au point de L'Art du Théâtre. ſe faire là-deſſus les principes les plus déraiſonnables, en voici un. L'on croit qu'il faut toujours commencer une Tragédie à voix baſſe & ſans force de jeu, afin de ſe ménager les moyens de toujours augmenter l'expreſſion juſqu'à la fin de la Piece. Sur ce principe j'ai vu des Acteurs commencer la Tragédie de Mitridate, où Xifarès entre ſur la ſcène en déplorant la mort de ſon pere qu'il vient d'apprendre, par débiter cette nouvelle avec autant de ſang froid, que nous parlerions de la mort du grand Mogol ſi l'on venoit nous l'annoncer. La ſeule régle à ſuivre eſt celle que nous preſcrit le ſentiment que nous avons à rendre. Si l'Auteur a commencé ſa Tragédie par les diſ- cours d'un fils déſeſpéré d'avoir perdu ſon pere, ce fils doit, en arrivant ſur la ſcène montrer la douleur la plus vive, & l'exprimer avec la plus L'Art du Théâtre. grande force. L'Acteur doit rendre les choſes telles qu'elles ſont en quelque lieu de la Piece qu'elles ſoient placées. Tant pis pour l'Auteur s'il n'a pas eu l'habileté de porter le ſentiment plus loin dans la ſuite.


3 - Die Schauspielkunst /

Man hat die falschen Betrachtungen über die Declamation so weit getrieben, daß man sich ganz unvernünftige Grundsätze davon gemacht hat; einer hiervon ist dieser. Man glaubt, daß man allezeit das Trauerspiel mit schwacher Stimme anfangen, und das Spiel sparen müsse, damit der Ausdruck bis zum Ende des Stücks immer mehr und mehr wachsen und stärker werden könne. Diesem Grundsatze gemäß habe ich Schauspieler die TragödieMithridat anfangen sehen. Xifars beweint gleich in dem ersten Auftritte den Tod seines Vaters, welchen er kurz vorher erfahren hatte, und sie lassen ihn diese Neuigkeit mit so kaltem Blute erzählen, als wir etwa von dem Tode des Mogols, wenn wir ihn erführen, reden würden. Die einzige Regel, der wir folgen müssen, ist die, welche uns die Empfindung, die wir auszudrücken haben, vorschreibt. Wenn derPoet sein Trauerspiel durch die Rede eines, wegen des Todes seines Vaters, in Verzweiflung stehenden Sohnes angefangen hat, so muß dieser Sohn, so bald er auf der Bühne erscheint, die stärkste Traurigkeit blicken lassen, und sie mit der größten Stärke auszudrücken suchen. Der Schauspieler muß die Sachen so vorstellen, wie sie in dem Stücke sind, sie mögen sich an einem Orte befinden an welchem sie wollen. Desto schlimmer für den Verfasser, wenn er die Ge

I. Die Schauspielkunst.

schicklichkeit nicht gehabt hat, in der Folge die Empfindungen höher zu treiben.