Suchbegriff: matthaeus
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1 - Johann Huart's Prüfung der Köpfe zu den Wissenschaften /

Doch über diesen Rath ward Holofernes erbittert, weil er ein kühner Mann und demFrauenzimmer und dem Weine sehr ergeben war, als welche drey Stücke alle Anschläge, die bey der Kriegskunst nöthig sind, verwirren.Plato*) sagt daher: daß ihm das Gesetz der Carthaginenser ungemein wohl gefallen habe, vermöge dessen kein oberster Feldherr, so lange er bey der Armee sey, Wein trinken dürfen; weil dieser Saft, wie Aristoteles**) sagt, die Menschen auffahrend und übermüthig macht, wie es an dem Holofernes und aus seiner wütenden Rede gegen den Achior zu ersehen ist. Das Genie

*) περι νομοθεσιας.

**) προβλ. τμημ. ιδ.

übrigens, welches man gegen die Feinde nöthig hat, wenn man ihnen theils Fallen stellen, theils den von ihnen gestellten Fallen entgehen will, hat Cicero sehr wohl eingesehen, wenn er von dem Ursprunge des Worts versutia redet, und es von dem Worte versari ableitet, weil alle listige, verschlagen, und tückische Leute in einem Augenblicke auf eine Hinterlist fallen, und ihren Geist mit leichter Mühe hier und dahin wenden können, wie es Cicero selbst durch ein Beyspiel deutlicher macht, wenn er *) sagt: Chrysippus homo sine dubio versutus et callidus. Versutos appello, quo- rum celeriter mens versatur. Diese Fähigkeit, bald auf ein Mittel zu fallen, ist die Scharfsinnigkeit, und gehört der Einbildungskraft zu; weil alle Vermögenheiten, wobey es auf die Wärme ankömmt, ihre Wirkungen sehr geschwind verrichten. Leute von grossem Verstande also taugen zum Kriege nichts, weil diese Vermögenheit in ihren Wirkungen sehr langsam verfährt, und eine Freundin des Rechts, der Wahrheit, der Einfalt und Barmherzigkeit ist, welche alle im Kriege nicht wenig Schaden zu verursachen pflegen. Sie verstehen sich übrigens auf keine Ränke und Kriegslisten; sie wissen weder selbst dergleichen anzugeben, noch denen, die man ihnen gelegt hat, auszuweichen. Sie werden unzähligmal betrogen, weil sie einem jeden glauben; sie sind zu nichts gut, als mit Freunden Unterhandlungen zu haben, wo sie weder

*) De Natura Deorum.

Klugheit noch Einbildungskraft, und bloß einen gesunden und richtigen Verstand brauchen, welcher keiner Arglist fähig ist, und keinem Uebels zu thun sucht. Gegen den Feind hingegen sind sie gar nicht zu brauchen; weil dieser auf nichts denkt, als wie er seinen Gegner durch Arglist ins Verderben ziehen möge, und man also eine gleiche Arglist anwenden muß, wenn man sich der seinigen entziehen will. Unser Heiland ermahnte daher seine Jünger: siehe, ich sende euch wie Schafe mitten unter die Wölfe: darum seyd klug wie die Schlangen, und ohne Falsch wie die Tauben. (Matth. X.) Klug sollen wir seyn gegen unsern Feind, ohne Falsch aber gegen unsern Freund.


2 - Johann Huart's Prüfung der Köpfe zu den Wissenschaften /

Die zweyte Eigenschaft, welche derjenige, der dieses Genie zur Kriegskunst hat, nicht besitzen kann, ist die Artigkeit und Höflichkeit. Denn seine Einbildungskraft beschäftiget sich mit nichts als mit Ränken; er weiß nichts, als was für Fehler und Nachlässigkeiten einer Armee schädlich sind, und wie er sich derselben, wenn sie vorfallen, gehörig bedienen muß. Der unwissende Pöbel nennt daher seine Vorsicht einen unruhigen Geist; seine Kriegszucht Grau

*) ἀφοριςμ. τμημ. ϛ.

samkeit; seine Nachsicht Barmherzigkeit; seine Verstellung und Ertragung übler Handlungen ein gutes Gemüth. Diese falschen Benennungen aber rühren aus der Dummheit der Menschen her, welche sie den wahren Werth eines jeden Dinges, und die eigentliche Art, wie man damit umgehen müsse, einzusehen verhindert. Die Klugen und Weisen hingegen haben keine Geduld, und können es nicht mit ansehen, wenn eine Sache übel geführt wird, ob sie ihnen gleich nichts angeht; sie leben daher kurze Zeit, und bringen ihr Leben mit lauter Aergerniß zu. Hierauf zielt das, was Salomo*) sagt: ich gab mein Herz darauf, daß ich lernte Weisheit und Thorheit und Klugheit. Jch ward aber gewahr, daß solches auch Mühe ist. Denn wo viel Weisheit ist, da ist viel Grämens; und wer viel lehren muß, der muß viel leiden. Mit diesen Worten scheint Salomo zu verstehen zu geben, daß er bey der Thorheit vergnügter gelebt habe, als bey der Weisheit. Und so ist es auch in der That; die Thoren leben weit ruhiger, weil ihnen nichts Sorge und Verdruß verursachen kann, und weil sie nicht glauben, daß sie ein anderer an Wissenschaft und Klugheit übertreffe. Solche Leute nennt der gemeine PöbelEngel des Himmels, weil er sieht, daß sie durch nichts beleidiget werden, daß sie sich über nichts bekümmern, daß sie sich über nichts

*) Pred. Cap. 1.

Böses ärgern, und über alles gelassen weggehen. Wenn man aber die Weisheit und die Eigenschaften der Engel genauer betrachtete, so würde man finden, daß dieses Sprichwort sehr unanständig und sogar der Ahndung der Jnquisition würdig wäre. Sobald als wir unsere Vernunft zu brauchen anfangen, bis an den Augenblick unseres Todes, thun die Engel nichts anderes, als daß sie uns unsere übeln Handlungen vorhalten, und uns auf unsere Schuldigkeit weisen. Wenn sie, so wie sie ihre geistige Sprache mit uns reden, indem sie unsere Einbildungskraft regieren, mit körperlichen Worten uns ihre Gedanken entdecken sollten, so würden sie uns gewiß sehr beschwerlich und eigensinnig vorkommen. Man darf nur überlegen, wie beschwerlich jener Engel, wie er bey dem Matthäus (XI. 10.) genannt wird, *) dem Herodes und der Frau seines Bruders Philippus fiel: weil sie seine Verweise nicht hören wollten, so liessen sie ihm den Kopf abschlagen.


3 - Johann Huart's Prüfung der Köpfe zu den Wissenschaften /

Bey dem ersten ist wenig Schwierigkeit: denn, wie wir schon gesagt haben, so findet we der in dem Kriege noch in dem Schachspiele dasGlück Statt, so daß man niemals sagen kann: wer hätte das gedacht? Alles beruht, sowohl bey dem einen als bey dem andern, auf der Unwissenheit und Ungeschicklichkeit desjenigen, welcher verliert, und auf der Klugheit und Geschicklichkeit desjenigen, welcher gewinnt. Wenn sich ein Mensch in Sachen, die einzig von demGenie und der Fähigkeit abhängen, überwunden sieht, ohne daß er die Schuldauf etwas anders, als auf seine Unwissenheit schieben kann; so muß er sich nothwendig erzürnen: denn ein jeder vernünftiger Mensch ist ehrbegierig, und kann es nicht leiden, daß ihn ein anderer in Werken, die von dem Verstande abhängen, übertreffe. Aristoteles*) wirft daher die Frage auf:διατι ἐj ἀρχης της μεν κατα το σωμα ἀγω-νιας ἀθλοντι προὐταjαν„{??} σοφιας δε οὐδεν ἠθηκαν; das ist: warum die Alten für denjenigen keinen Preiß bestimmt haben, welcher andere an Weisheit und Wissenschaft übertrift, da sie doch den Tänzern, den Läufern und den Ringern keine geringe Belohnung ausgesetzt hätten? Er antwortet auf diese Frage: weil in dem Ringen und in allen körperlichen Uebungen Richter gesetzt werden könnten, welche eines jeden vorzügliche Geschicklichkeit darinnen bestimmten, indem es hier bey Ertheilung des Preises bloß auf die Entscheidung des Auges ankomme,

*) προβλ. τμημ. λ.

welcher am besten tanze, oder am schnellsten renne. Jn den Wissenschaften hingegen sey es etwas sehr schweres, wenn man mit dem Verstande ausmachen sollte, welcher dem andern darinnen vorzuziehen sey, weil die Wissenschaften etwas geistiges sind. Wenn daher der Richter bey Austheilung des Preise ungerecht verfahren wollte, so würden es sehr wenige merken, indem sein Ausspruch auf eine sehr feine Entscheidung, die nicht in die Sinne fallen kann, ankomme. Ausser dieser Antwort ertheilt Aristoteles auch noch eine bessere, diese nämlich: weil die Menschen sich nicht viel daraus machten, wenn sie von andern im Ringen, im Tanzen, und im Laufen übertroffen würden, indem alles dieses Geschicklichkeiten wären, worinnen auch die Fertigsten nicht einmal gewissen unvernünftigen Thieren gleichkommen könnten. Was aber kein Mensch mit Geduld ertragen könnte, wäre dieses, wenn ein anderer für weiser und klüger erklärt würde, als er; er fasse sogleich einen heftigen Haß gegen die Richter, und suche sich an ihnen zu rächen, weil er gewiß glaube, sie hätten ihn aus Bosheit beschimpfen wollen. Diese Verdrüßlichkeiten nun zu vermeiden, haben die Alten niemals denjenigen Verrichtungen, welche von dem vernünftigen Theile des Menschen abhängen, weder Richter noch Preise setzen wollen. Hieraus folgt, daß diejenigen Universitäten sehr übel thun, die durch gewisse Richter bestimmen lassen, welcher von den Licentiaten der erste, zweyte oder dritte, nach Maaßgebung der Geschicklichkeit, die ein jeder in der öffentlichen Prüfung gezeigt hat, seyn solle. Zu geschweigen, daß täglich alle die Verdrüßlichkeiten daraus folgen, welche schon Aristoteles angemerkt hat, so ist es sogar wider die Lehre des Evangeliums, welche durchaus keinen Rangstreit unter den Menschen duldet. Die Wahrheit hiervon erhellet aus folgendem unwidersprechlich. Als eines Tags die Jünger unseres Heilandes auf dem Wege mit einander stritten, welcher unter ihnen der Größte sey; so fragte sie ihr Meister, nachdem sie in der Herberge eingekehret waren, was die Ursache ihres Streits unter Wegens gewesen wäre? So einfältig als sonst die Jünger waren, so begriffen sie doch wohl, daß sie eine unerlaubte Frage unter sich abgehandelt hätten. DieSchrift sagt, daß sie sich nicht unterstanden hätten, es ihm zu sagen. Jesus aber, dem als GOtt nichts verborgen war, sagte zu ihnen: so jemand will der erste seyn, der soll der letzte seyn vor allen und aller Knecht (Marc. IX. 35.) Daher waren auch die Pharisäer unserm Heilande so verhaßt, weil sie, wie er (Matth. XXIII.) sagt, gern in den Schulen und über Tische oben an sassen.


4 - Johann Huart's Prüfung der Köpfe zu den Wissenschaften /

*) Matth. II.


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** Matth.X, 34. 35.


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* Matth. 5, 20. Luc. 6, 32 - - 35. So ihr liebet, die euch lieben, was Danks habt ihr davon? Denn die Sünder lieben auch ihre Liebhaber. Und wenn ihr euern Wohlthätern wohl thut, was Danks habt ihr davon? Denn die Sünder thun dasselbige auch. Und wenn ihr leihet, von denen ihr hoffet zu nehmen, was


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Matth.

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Matth

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Matth.

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† The passages of scripture upon whichdivorces have been universally prohibitedin all cases except that of adultery, areMatth. v. 32. Mark x. 5--12. Luke xvi.18. But some prohibitions equally uni-versal are allowed to be elliptical expressi-ons, or to admit more exceptions. Thus,Matth. v. 34, &c. and James v. xii. areallowed to be elliptick, and would havebeen thus apprehended by those to whomthey were addressed, viz. „Your doctorsteach that some forms of swearing areobligatory, and others not obligatory;that such and such are obligatory, andothers not. (See Matth. xxiii. 16--22.)But I say unto you, swear not at all [with-out intending to be bound] neither byHeaven, &c.“ And then our Saviourshews that all these forms, even thosewhich their doctors denied to be obligato-ry, are metonymical forms of swearing byGod. See GrotiusD. J. B. et P. l. 2. c. 13.In like manner, we may judge the prohibi-tions of divorce elliptical, without violat-ing the ruleExceptio confirmat regulam innon exceptis. The Jewish doctors allowedmany trifling causes of divorce, some oneor other of which must have been specifiedin the bills of divorce, as these bills wereoften credentials to the women, that it wasnot for the more infamous causes that they

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† The passages of scripture upon whichdivorces have been universally prohibitedin all cases except that of adultery, areMatth. v. 32. Mark x. 5--12. Luke xvi.18. But some prohibitions equally uni-versal are allowed to be elliptical expressi-ons, or to admit more exceptions. Thus,Matth. v. 34, &c. and James v. xii. areallowed to be elliptick, and would havebeen thus apprehended by those to whomthey were addressed, viz. „Your doctorsteach that some forms of swearing areobligatory, and others not obligatory;that such and such are obligatory, andothers not. (See Matth. xxiii. 16--22.)But I say unto you, swear not at all [with-out intending to be bound] neither byHeaven, &c.“ And then our Saviourshews that all these forms, even thosewhich their doctors denied to be obligato-ry, are metonymical forms of swearing byGod. See GrotiusD. J. B. et P. l. 2. c. 13.In like manner, we may judge the prohibi-tions of divorce elliptical, without violat-ing the ruleExceptio confirmat regulam innon exceptis. The Jewish doctors allowedmany trifling causes of divorce, some oneor other of which must have been specifiedin the bills of divorce, as these bills wereoften credentials to the women, that it wasnot for the more infamous causes that they

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† The passages of scripture upon whichdivorces have been universally prohibitedin all cases except that of adultery, areMatth. v. 32. Mark x. 5--12. Luke xvi.18. But some prohibitions equally uni-versal are allowed to be elliptical expressi-ons, or to admit more exceptions. Thus,Matth. v. 34, &c. and James v. xii. areallowed to be elliptick, and would havebeen thus apprehended by those to whomthey were addressed, viz. „Your doctorsteach that some forms of swearing areobligatory, and others not obligatory;that such and such are obligatory, andothers not. (See Matth. xxiii. 16--22.)But I say unto you, swear not at all [with-out intending to be bound] neither byHeaven, &c.“ And then our Saviourshews that all these forms, even thosewhich their doctors denied to be obligato-ry, are metonymical forms of swearing byGod. See GrotiusD. J. B. et P. l. 2. c. 13.In like manner, we may judge the prohibi-tions of divorce elliptical, without violat-ing the ruleExceptio confirmat regulam innon exceptis. The Jewish doctors allowedmany trifling causes of divorce, some oneor other of which must have been specifiedin the bills of divorce, as these bills wereoften credentials to the women, that it wasnot for the more infamous causes that they

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* Matth. VII, 12. Diese vortrefliche Regel wird von einigen Schriftstellernfalfch<falsch> verstanden, die ohne eine Grnndfähigkeit<Grundfähigkeit> zu moralischen Schlüssen oder einen geschwinden innerlichen Geschmack in unsern Handlungen zuzugestehn, diese Vorschrift gerne zu einen Axiom machen möchten, von dem man alle LebensRegeln ableiten könte. Aber zu dieser Absicht dient sie nicht. Ein Geiziger fordert, wenn er verkauft, ungeheuer viel: er ist aber nicht verbunden, so viel zu bezahlen, wenn er kauft. Eine wollüstige Personwünscht, daß andre ihren Versuchungen nachgeben möchten, soll sie deswegenden Bemühungen andrer unterliegen? Eine verklagte Person wünscht, wenn sie gleich schuldig ist, daß man sie lossprechen möchte: istes deswegen, wenn sie Richter wäre, ihre Pflicht, die Schuldigen frey sprechen? Das Axiom erfordert diese zwey Einschränkungen: 1) daß das Verlangen billig, und 2) daß die Umstände gleich seyn müssen. Dieß sezt schon eine vorhergehende Erkäntnis der Regeln der Gerechtigkeit voraus, und diese können also keine Folgen dieses Axioms seyn.


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* Dies ist unstreitig die Meinung von Matth. 8, 23. daß wir uns keiner solche Formel ohne die Absicht uns dadurch zu verbinden, bedienen sollen. Daß dieses bey dem Spruche ausgelassen sey, erhelt aus dem Zusammenhange, und der jüdischenCasuisterey Matth. 23, 20.


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* Dies ist unstreitig die Meinung von Matth. 8, 23. daß wir uns keiner solche Formel ohne die Absicht uns dadurch zu verbinden, bedienen sollen. Daß dieses bey dem Spruche ausgelassen sey, erhelt aus dem Zusammenhange, und der jüdischenCasuisterey Matth. 23, 20.