Suchbegriff: koran
Treffer: 71

1 - Des Abts von Marigny Geschichte der Araber unter der Regierung der Califen /

Was die Wissenschafften anbelangt, so des Verfassers. muß man zugestehen, daß die Araber einen erstaunenswürdig schnellen Fortgang darinne gehabt haben. Gleichwohl blieben sie unter ihnen sehr lange ungebaut, ob sie gleich sehr viel Feuer und Lebhaftigkeit und alle dazu erforderliche Eigenschaften hatten. Die ersten Califen verstanden durchaus nichts, als den Koran und das Kriegswesen. Die Ommiaden werden gleichfalls für sehr unwissend gehalten; unter den Abbaßiden aber, wie die meisten Schriftsteller versichern, ward der Geschmack an den Wissenschaften unter dem Volke fast allgemein, und man sahe auf allen Seiten von den Regenten beschützte Gelehrte, welche Künste und Wissenschaften zur Vollkommenheit zu bringen suchten, und in verschiednen Theilen der Gelehrsamkeit Werke verfertigten. Ich kan keinen bessern Begrif von dem Fortgange, welchen die Wissenschafften damals unter ihnen hatten, geben, als wenn ich eine lange Stelle aus dem vortreflichen Werke des Hr. Abts Fleyryvon der Wahl der Studien anführe.


2 - Des Abts von Marigny Geschichte der Araber unter der Regierung der Califen /

Ihre eigne Studien waren vornehmlich ihre Religion, das ist, der Koran; die Ueberlieferungen, die sie dem Mahomet und seinen ersten Jüngern zueigneten; die Lebensbeschreibungen ihrer vorgegebnen Heiligen, und die Fabeln, die sie von denselben erzehlten; die Gewissensfälle bey Ausübung ihrer Religion, z. E. bey dem Gebete, bey den Reinigungen, bey dem Fasten, bey der Wallfahrt; und ihre scholastische Gottesgelahrheit, welche eine unzählige Menge Fragen von den Eigenschaften Gottes, von der Vorherbestimmung, des Verfassers. von dem Gerichte, von den Nachfolgern des Propheten enthält, als woraus so viel Secten unter ihnen entstanden.


3 - Des Abts von Marigny Geschichte der Araber unter der Regierung der Califen /

Andre studirten den Koran und seine Auslegungen mehr als Rechtsgelehrte, als Theologen, um Regeln in den bürgerlichen Angelegenheiten und die Entscheidung der Streitigkeiten daraus zu erlernen. Denn dieses Buch ist ihr einziges Gesetze, so gar auch in dem, was das zeitliche betrift. Andre legten sich auf ihre Geschichte, die von Anfange ihrer Religion und ihres Reichs, mit vieler Sorgfalt war aufgezeichnet worden. In der ältern Geschichte aber, waren sie sehr unwissend, und verachteten alle Menschen, welche vor dem Mahomet gelebt hatten, indem sie diese ganze Zeit die Zeit der Unwissenheit nennten, weil man ihre Religion noch nicht gewust habe. Sie begnügten sich mit den Alterthümern, welche in den Werken ihrer ältesten Dichter enthalten waren, die ihnen statt der Geschichtschreiber in diesen Zeiten dienen mußten. Hierinne wenigstens sind sie offenbar dem Grundsatze der alten Griechen gefolgt, welche ihre eigenen Ueberlieferungen, so fabelhaft sie auch waren, studirten.


4 - Des Abts von Marigny Geschichte der Araber unter der Regierung der Califen /

Man muß aber auch gestehen, daß ihre VorredePoesie sehr wenig gründliche Schönheit gehabt hat, indem sie sich bloß mit schimmernden Gedanken und kühnen Ausdrückungen begnügen ließ. Sie haben sich auf diejenige Art der Poesie niemals gelegt, welche in der Nachahmung bestehet, und die Leidenschaften zu erregen fähig ist; und das, was sie davon entfernte, ist ohne Zweifel die Verachtung gewesen, mit welcher sie die dahin einschlagenden Künste ansehen, wie zum Exempel die Mahlerey und die Bildhauerkunst, welche sie aus einem Hasse gegen die Abgötterey verabscheuten. Ihre Poeten waren auch zur Erlernung der arabischen Sprache sehr nützlich, welches damals nicht nur die Sprache der Herren und der meisten Völker dieses grossen Reichs, sondern auch die gemeine Sprache des größten Theils, und besonders die Sprache der Religion war, und noch jetzt ist. Sie studirten vornehmlich den Koran, und diesen von lebendigen Lehrern zu lernen, begaben sich die Neugierigsten von allen Orten in die Provinz Irak, und besonders in die Stadt Basora, welche für sie eben das war, was Athen den alten Griechen gewesen ist. Weil damals auch in Persien sehr mächtige Fürsten waren, so schrieb man auch in ihrer Sprache, welche nach der Zeit weit mehr des Verfassers. ausgebessert ward. Dieses sind die Studien, welche den Muselmännern eigen und so alt als ihre Religion sind.


5 - Des Abts von Marigny Geschichte der Araber unter der Regierung der Califen /

Ihm nehmlich gehörte die Bewachung und die Aufsicht über einen berühmten Tempel zu, welcher Caabah, das ist, das viereckigte Haus genennet wurde. Dieses Gebäude, wenn man dem Alkorane glauben darf, war zu Ehren des wahren GOttes von dem Abraham und Ismael aufgeführet worden; nach der Zeit aber, da sich das Heidenthum unter den Arabern einschlich, war es dem Götzendienste geweyhet gewesen. Dieser Ort, welcher vordem wegen der andächtigen Reisen der heidnischen Araber berühmt war, ist es noch jetzt wegen der Wallfahrten der Mahometaner.


6 - Des Abts von Marigny Geschichte der Araber unter der Regierung der Califen /

Es entstanden über diese Materie sehr hefti ge Streitigkeiten, welche sehr üble Folgen hätten haben können, wenn der kluge Abubeker nicht Sorge getragen hätte sie zu endigen. Er kam also in die Versammlung, und nachdem er zu reden verlangt hatte, legte die Achtung welche er sich unter den Muselmännern erworben hatte, auch den allerunruhigsten, und selbst dem Omar das Stillschweigen auf. Abubeker hielt hierauf eine sehr starke und durchdringende Rede, in welcher er den Verlust, den jezt alle Rechtgläubige gelitten hätten, beweinte, und mit überzeugenden Gründen, ja gar mit Beweisen aus dem Korane darthat, daß Mahomet wie ein andrer Mensch sterblich gewesen sey, und auch wirklich gestorben wäre.


7 - Des Abts von Marigny Geschichte der Araber unter der Regierung der Califen /

Mahomet, nach der gemeinen Meinung, konnte weder lesen noch schreiben. Es kommen Stellen in dem Korane vor, die es glaublich machen; und überdieses schien er es selbst nicht in Abrede zu seyn, indem er sagte, er wäreOmmi, das ist, ein einfältiger, unwissender Mensch, ohne die geringsten Wissenschaften.


8 - Des Abts von Marigny Geschichte der Araber unter der Regierung der Califen /

Von dem Korane.

9 - Des Abts von Marigny Geschichte der Araber unter der Regierung der Califen /

Koran

10 - Des Abts von Marigny Geschichte der Araber unter der Regierung der Califen /

Nichts kan mein Vorgeben mehr beweisen, als das berüchtigte Buch, das in der ganzen Welt unter dem Namen des Koran bekannt ist, welches so viel sagen will als, das Buch, eben so wie wir Christen die Bibel vorzüglicher Weise also nennen. Hier nun, in den Korane sieht man, daß Mahomet, ohngeachtet der wunderlichen Vermischung abgeschmackter Fabeln und grosser Wahrheiten, beständig seine Absicht zu erreichen geschickt war. Er wußte wohl, daß in jeder andrer Gegend dieser Mischmasch wenig Fortgang haben, und er Gegentheils bey allen gesetzten Leuten von Ueberlegung für einen Betrieger gelten würde; er war aber derjenigen allzu gewiß, unter welchen er lehrte. Er hatte ihre Einbildungskraft erschüttert und eingenommen, und also schien ihnen alles an ihm gut zu seyn, und seine Ausschweiffungen selbst wurden von diesen Schwärmern mit Ehrfurcht betrachtet. Es waren zwar wichtige Dinge genug darunter, die es wohl verdienten, daß man sich darüber ärgerte; doch der Prophet wußte dem Uebel bald abzuhelffen: er fügte ein neues Kapitel zu dem Korane hinzu, und auf einmal verschwand das Aergerniß, und seine Verbrechen wurden zu Tugenden. Dieses wird man deutlich an zwey Beyspielen sehn, die ich eben anführen will.


11 - Des Abts von Marigny Geschichte der Araber unter der Regierung der Califen /

Nichts kan mein Vorgeben mehr beweisen, als das berüchtigte Buch, das in der ganzen Welt unter dem Namen des Koran bekannt ist, welches so viel sagen will als, das Buch, eben so wie wir Christen die Bibel vorzüglicher Weise also nennen. Hier nun, in den Korane sieht man, daß Mahomet, ohngeachtet der wunderlichen Vermischung abgeschmackter Fabeln und grosser Wahrheiten, beständig seine Absicht zu erreichen geschickt war. Er wußte wohl, daß in jeder andrer Gegend dieser Mischmasch wenig Fortgang haben, und er Gegentheils bey allen gesetzten Leuten von Ueberlegung für einen Betrieger gelten würde; er war aber derjenigen allzu gewiß, unter welchen er lehrte. Er hatte ihre Einbildungskraft erschüttert und eingenommen, und also schien ihnen alles an ihm gut zu seyn, und seine Ausschweiffungen selbst wurden von diesen Schwärmern mit Ehrfurcht betrachtet. Es waren zwar wichtige Dinge genug darunter, die es wohl verdienten, daß man sich darüber ärgerte; doch der Prophet wußte dem Uebel bald abzuhelffen: er fügte ein neues Kapitel zu dem Korane hinzu, und auf einmal verschwand das Aergerniß, und seine Verbrechen wurden zu Tugenden. Dieses wird man deutlich an zwey Beyspielen sehn, die ich eben anführen will.


12 - Des Abts von Marigny Geschichte der Araber unter der Regierung der Califen /

Diese Heyrath nun mit einer Frau, deren Mann noch lebte, verursachte um so viel mehr Aergerniß, weil Mahomet den Zaid an Sohnes Statt angenommen hatte; weßwegen man ihm ganz laut vorwarf, er habe die Frau seines Sohnes geheyrathet. Doch alle diese Vorwürffe wurden vermittelst eine Offenbarung, gehoben, die man im 33. Kapitel v. 36. des Korans folgender Gestalt ausgedrückt findet: Nachdem nun Zaid in Ansehung seiner Frau, das, was er beschlossen hatte, vollzogen, so haben wir sie mit dir verbunden, um deine Gattin zu seyn. - - Der Prophet hat keinen Fehler begangen, indem er dasjenige gethan, was ihm Gott befohlen hat.


13 - Des Abts von Marigny Geschichte der Araber unter der Regierung der Califen /

Ein Jahr nachher, trug sich eine andre Begebenheit zu, welche gleichfalls eine neue Offenbarung verursachte. Makawcas, Fürst von Alexandrien und Aegypten, machte dem Propheten reiche Geschenke, worunter sich auch zwey schöne Mägdchen befanden, wovon die eine, Namens Maria, einen so lebhaften Eindruck auf sein Herz machte, daß er sie zu seiner Beyschläfferin zu machen beschloß. Gleichwohl bemühte er sich eine Zeitlang diesen Einfall zu bestreiten, weil die Hurerey ausdrüklich in dem Korane verbothen ist, wann es heißt:Koran Kap.17. v. 38.Ihr sollt euch nicht der Hurerey nahen, denn sie ist ein greuliches Verbrechen und ein häßlicher Weg, und Gott hat ihr schwere Straffen bereitet.


14 - Des Abts von Marigny Geschichte der Araber unter der Regierung der Califen /

Koran Kap.17. v. 38.

15 - Des Abts von Marigny Geschichte der Araber unter der Regierung der Califen /

Mahomet bekam also die Erlaubniß, an dem Artikel in dem Korane, welcher die Hurerey verbietet, sich nicht binden zu dürffen; und die Lehrer seiner Religion haben diese Freyheit allezeit als einen persönlichen Vorzug und als ein besondres Privilegium angesehen, welches er damals, mit Ausschliessung aller andern, genossen habe.