Suchbegriff: evangelium
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Ouranius is a holy Priest, full of the spirit of the Gospel, watching, labouring, and praying for a poor country village. Every soul in it, is as dear to him as himself; and he loves them all, as he loves himself; because he prays for them all, as often as he prays for himself.


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Es verdienet angemerkt zu werden, daß sich in dem ganzen Evangelio kein Gebot wegen desöffentlichen Gottesdienstes befindet; und vielleicht ist dieses eine Pflicht, auf welche dieSchrift unter allen am wenigsten dringet. Der fleißigen Abwartung derselben wird in dem ganzen neuen Testamente nicht ein einzigesmal gedacht; dahingegen diejenige Religion undFrömmigkeit, welche in den gewöhnlichen Handlungen unsers Lebens regieren soll, beynahe in allen Versen zu finden ist. Unser Heiland und seine Apostel beschäftigen sich nur mit Lehren, die in das gemeine Leben einen Einfluß haben. Sie ermahnen uns, der Welt abzusagen; uns in allen Neigungen und in allenArten des Lebens von dem Geiste und den Wegen der Welt zu entfernen; sich aller ihrer Güter zu verzeihen; keines von ihren Uebeln zu fürchten; ihre Freuden zu verachten, und keinen Werth auf ihre Glückseligkeit zu legen. Sie ermahnen uns, wie die neugebohrnen Kinder zu seyn, die für eine neue Welt gebohren Erstes Hauptst. vom Wesen sind; wie Pilgrime in geistlicher Wachsamkeit, in heiliger Furcht, in himmlischer Sehnsucht nach einem andern Leben, zu leben; unser tägliches Kreutz auf uns zu nehmen; die Seligkeit der Betrübten zu preisen, und nach der Seligkeit derer, die geistlich arm sind, zu streben. Sie ermahnen uns, den Stolz und die Eitelkeit der Reichen zu verlassen; für den morgenden Tag nicht zu sorgen; in dem niedrigsten Stande der Demuth zu leben; bey weltlichen Trübsalen frölich zu seyn; Fleischeslust, Augenlust und hoffärtiges Leben zu verwerfen; Unrecht zu erdulden; unsern Feinden zu verzeihen und sie zu segnen; die Menschen zu lieben, wie sie GOtt liebt; unser ganzes Herz und alle unsere Neigungen GOtt zu übergeben, und durch die enge Pforte in das Leben der ewigen Herrlichkeit einzugehen.


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Dieses ist die allgemeine Frömmigkeit, welche unser Heiland lehrte, um sie zu dem gemeinen Leben aller Christen zu machen. Ist es also nicht sehr sonderbar, daß der Pöbel die Frömmigkeit so gänzlich in die Abwartung des öffentlichen Gottesdienstes einschließt, von der wir doch nicht finden, daß sie unser Heiland irgendwo ausdrücklich geboten habe, und dabey die gemeinen Pflichten unsers gewöhnlichen Lebens verachtet, die gleichwohl auf ieder Seite des Evangelii anbefohlen sind. Ich nenne diese Pflichten die Frömmigkeit unsers gemeinen Lebens, weil sie, wenn sie ausgeübt werden sollen, nothwendige Stücke unsers gemeinen Le und Umfange der christl. Frömmigk.bens seyn müssen und sonst nirgends Statt finden können.


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Er wird nichts zu thun haben mit kostbarer Kleidung, denn der reiche Mann im Evangelio kleidete sich mit Purpur und köstlichem Leinwand. Er versagt sich selbst die Vergnügen und Ergötzlichkeiten, die ihm sein christl. Frömmigk. so weit verfehlen. Vermögen verschaffen könnte, weil unser Heiland sagt: wehe euch Reichen, denn ihr habt euren Trost dahin. Er wird bey seiner Mildigkeit nur eine Regel beobachten, nehmlich diese, so viel er immer kann an milde Werke zu wenden, weil der Richter über Leben und Tod gesagt hat, daß man alles, was man so gäbe, ihm gäbe.


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Wenn wir von der christlichen Vollkommenheit eben so weit entfernt sind; als der leichtsinnige Schwörer von der Beobachtung deszweyten Gebots; verdammen uns alsdenn die Lehren des Evangelii nicht eben sowohl, als den Schwörer das zweyte Gebot verdammt?


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Man wird vielleicht einwenden, daß durchaus niemand die Vollkommenheit des Evangelii erreichen könne, und daß sich also ein ieder wegen seiner Abweichungen von derselben zufrieden geben müsse. Allein das heißt etwas sagen, was nicht zur Sache gehört. Denn die Frage ist nicht, ob die Vollkommenheit des Evangelii völlig erreicht werden mag, sondern ob man sich ihr wenigstens so weit nähert, als uns ein aufrichtiger Vorsatz und ein sorgfältiges Bestreben bringen kann; ob man nicht in einem weit niedrigern Stande ist, als man seyn würde, wenn man sich aufrichtig vorsetzte, und sorgfältig darnach strebte, in allen christlichen Tugenden so viel als möglich zuzunehmen.


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Man wird vielleicht einwenden, daß durchaus niemand die Vollkommenheit des Evangelii erreichen könne, und daß sich also ein ieder wegen seiner Abweichungen von derselben zufrieden geben müsse. Allein das heißt etwas sagen, was nicht zur Sache gehört. Denn die Frage ist nicht, ob die Vollkommenheit des Evangelii völlig erreicht werden mag, sondern ob man sich ihr wenigstens so weit nähert, als uns ein aufrichtiger Vorsatz und ein sorgfältiges Bestreben bringen kann; ob man nicht in einem weit niedrigern Stande ist, als man seyn würde, wenn man sich aufrichtig vorsetzte, und sorgfältig darnach strebte, in allen christlichen Tugenden so viel als möglich zuzunehmen.


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Das aber, worüber ich ietzt mehr als über etwas in der Welt erstaune, ist dieses, daß ich niemals auch nicht den geringsten Vorsatz gehabt habe, der Frömmigkeit des Evangelii gemäß zu leben. Dieses ist mir nie, weder in die Gedanken, noch in das Herz, gekommen. Ich habe nicht ein einziges mal in meinem Leben daran gedacht, ob ich auch so lebe, wie es die Gesetze der Religion verlangen, und ob mein Thun und Lassen von der Beschaffenheit sey, daß ich mir in dieser Stunde auf die Barmherzigkeit Gottes Rechnung machen dürfe.


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Und ist es wohl zu glauben, daß ich die Bedingungen des Evangelii zur Seligkeit sollte erfüllet haben, ohne iemals den ernstlichen und überlegten Vorsatz, sie zu kennen und zu erfüllen, gehabt zu haben? Kann man wohl glauben, daß ich ein Leben, so wie es Gott gefällt, und wie er es von uns fordert, sollte geführt haben, ohne daß ich mich iemals darum bekümmert hätte, was er von uns verlangt, und wie genau ich diesem Verlangen nachgekommen? Was für eine leichte Sache müßte die Seligkeit seyn, wenn sie in meine sorglose Hände fallen könnte, der ich ihr nie irgend eine so ernsthafte Gedanke geschenkt habe, als der geringsten von meinen Handelsverrichtungen?


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Nun aber leben sie nicht deswegen so, weil sie sich mit weniger Sorge, und mit geringerer Arbeitsamkeit in ihren Geschäften, nicht erhalten könnten; sondern sie leben deswegen so, weil sie durch ihr Gewerbe reich werden, und ihre Familie in ein solches Ansehen, und in solche gute Umstände setzen wollen, dergleichen das Leben eines vernünftigen Christen zu verschaffen keine Gelegenheit hat. Man schaffe nur diese Gesinnung weg, und sogleich werden alle Handelsleute Musse genug habe, ieden Tag als Christen zu leben, iede Pflicht des Evangelii sorgfältig zu erfüllen, ihr Leben zu einer sichtbaren Ausübung der Religion zu machen, und immerfort strenge Beobachter so wohl der Hausandacht, als des öffentlichen Gottesdienstes zu seyn.


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Wenn wir eine Religion hätten, welche voller abgeschmackten Aberglauben wäre, und wobey die Vollkommenheit unsrer Natur nicht in Betrachtung käme, so könnte sich der gemeine Hauffe mit Recht freuen, wenn dieser oder jener Theil des Lebens mit ihr nichts zu thun hätte. Da aber die Religion des Evangelii nichts als die Verbesserung und Erhöhung unsrer besten Fähigkeiten ist, da sie ein höchst vernünftiges Leben verlangt, da sie von uns fordert, daß wir die Welt nur so brauchen sollen, wie sie nach derVernunft gebraucht werden muß, daß wir nach solchen Neigungen leben sollen, die einem vernünftigen Wesen zur Ehre gereichen können, daß wir in solcher Weisheit, die unsre Natur zu erhöhen vermag, wandeln und solche Frömmigkeit, als uns zu GOtt erhebet, ausüben sollen: wer kann es für beschwerlich halten, allezeit in dem Geiste einer solchen Religion zu leben, und ieden Theil seines Lebens mit ihr zu erfüllen, als nur der, welcher es noch für weit beschwerlicher halten würde, so zu seyn, als dieEngel Gottes im Himmel?


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Wenn ihr euch also in euren Gedanken vorstellen wollt, wie die Christen vor GOtt leben, und in welchem Grade der Weisheit und Heiligkeit sie die Dinge dieses Lebens brauchen sollen, so müßt ihr nicht auf die Welt, sondern auf GOtt und auf die Gemeinschaft der Engel sehen, und überlegen, wie viel Weisheit und Heiligkeit hinlänglich sey, euch zu einem solchen Stande der Herrlichkeit vorzubereiten. Ihr müßt auf alle die erhabensten Gebothe des Evangelii sehen, ihr müßt euch selbst nach dem Geiste Christi derer, welche ohne Amt sind. prüfen, ihr müßt euch vorstellen, wie die weisesten Menschen in der Welt gelebt haben, ihr müßt überlegen, wie abgeschiedene Seelen leben würden, wenn sie das kurze menschliche Leben noch einmal anfangen könnten, ihr müßt erwägen, was für einen Grad der Weisheit und Heiligkeit ihr euch selbst, in dem Augenblicke, da ihr die Welt verlassen müßt, wünschen wolltet.


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Es heißt dieses nicht, die Sache übertreiben, oder sich eine unnöthige Vollkommenheit vorstellen. Es ist weiter nichts, als den Rath desApostels Statt finden lassen, wenn er sagt:Endlich, lieben Brüder, was wahrhaftig ist, was ehrbar, was gerecht, was keusch, was lieblich, was wohl lautet, ist etwa eine Tugend, ist etwa ein Lob, dem denket nach. Denn niemand kann sich der Lehre dieser Stelle nähern, als der, welcher sich vorsetzt, alles und iedes in diesem Leben als ein Knecht Gottes zu thun, in allem, was er thut, nach der Vernunft zu leben, und die Weisheit und Heiligkeit des Evangelii zur Regel und Richtschnur bey Begehrung und Anwendung einer ieden Gabe Gottes zu machen.


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Das Geld also, welches so angewendet worden, ist nicht blos verschwendet und verlohren, sondern es ist zu bösen Absichten und zu elenden Wirkungen angewendet; es ist dazu angewendet, daß es unsre Herzen verderben und verwirren und uns unfähiger machen soll, nach den erhabenen Lehren des Evangelii zu leben. Es ist nichts anders, als den Armen Geld vorenthalten, um sich selbst Gift dafür zu kaufen.


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Ich will mich nicht zu sagen unterstehen, daßFlavia unmöglich selig werden kann; so viel aber muß ich sagen, daß sie in der Schrift nicht den geringsten Grund finden wird, sich auf dem Wege der Seligkeit zu vermuthen. Denn ihr ganzes Leben ist allen den Neigungen undAusübungen, welche das Evangelium zur Seligkeit nothwendig gemacht hat, schnurstracks zuwider.