Suchbegriff: corneille_cinna
Treffer: 25

16 - Von den Trauerspielen /

Was die Einheit des Orts anbelangt, so finde ich weder im Aristoteles noch im Horaz eine Regel darvon. Daher haben einige geglaubt, daß sie eine bloßeFolge der Einheit der Zeit sey, und daß man den von den drey Einheiten. 567 Ort so weit ausdehnen könne, als ein Mensch in 24 Stunden gehen oder kommen kann. Diese Meynung ist ein wenig zu frey, und wenn man die Personenauf der Post gehen ließe, so könnte die eine Seite derBühne Paris und die andere Rouen vorstellen. Damit man aber dem Zuschauer so wenig als möglichbeschwerlich falle, wollte ich wünschen, daß das, wasman ihm in zwey Stunden vorstellet, und was er auf der Bühne sieht, in einem Zimmer oder Saale geschehen könne: doch das ist oft so unmöglich, daßman nothwendig einige Erweiterung des Orts, so wie der Zeit, verstatten muß. In den Horaziern, im Polyeuct und im Pompejus habe ich diese Einheitvöllig beobachtet; allein alsdann muß man nothwen dig entweder nur ein Frauenzimmer, wie im Polyeuct,aufführen, oder, wenn man ihrer zwey aufführet, somuß eine für die andre so viel Freundschaft haben, und die Umstände, worinne sie sich befinden, müssen so genau mit einander verbunden seyn, daß sie, wie in den Horaziern, beständig bey einander bleiben können; oder es muß das mit ihnen geschehen, was im Pompejus geschieht, wo der Trieb einer natürlichen Neubegierde die Cleopatra im zweyten Aufzuge, und die Cornelia im fünften aus ihren Zimmern führet, daß sie bis in den großen Saal des königlichen Pallastes den Neuigkeiten, die sie erwarten, entgegen ge hen. Mit der Rodogune aber ist es nicht so beschaffen. Sie und die Cleopatra sind in allzu verschiedenen Umständen, als daß sie ihre geheimen Gedanken an einem Orte entdecken sollten. Von diesem Stücke könnte ich eben das sagen, was ich vom Cinna gesagt habe, wo alles, was überhaupt in Rom geschieht, ins 568 II. P. Corneille dritte Abhandlung,besondre theils in dem Kabinet des Augustus, theils bey der Aemilie vorgeht. Zu Folge dieser Ordnungwürde der erste Aufzug dieses Trauerspiels in dem Vorgemach der Rodogune, der andre in dem Zimmer der Cleopatra, und der dritte wieder bey derRodogune seyn müssen: wenn aber der vierte Aufzug gleichfalls bey ihr anfängt, so kann er sich dochbey ihr nicht schließen, und was daselbst Cleopatrazu ihren beyden Söhnen sagt, das würde ganz am unrechten Orte gesagt seyn. Bey dem fünften Aufzuge muß nothwendig ein Audienzsaal, worinne eine große Menge Volks Platz hat, seyn. Eben so ist es im Heraclius. Der erste Aufzug kann ganz wohlim Kabinet des Phocas seyn, und der zweyte beyder Leontine; wenn aber der dritte bey der Pulcheriaanfängt, so kann er sich nicht bey ihr schließen; dennes ist ganz unwahrscheinlich, daß Phocas in demZimmer dieser Prinzeßinn den Untergang seines Bruders berathschlagen sollte.


17 - Von den Trauerspielen /

Ich halte also dafür, daß man diese Einheit so genau als möglich beobachten müsse; weil sie sich abermit allen Materien nicht verträgt, so ist es zu derEinheit des Orts schon genug, wenn die Handlungnur in einer Stadt geschieht. Ich will damit nichtsagen, daß die Bühne die ganze Stadt vorstellen solle, das würde allzu ausschweifend seyn, sondern nur zwey oder drey Orte, die innerhalb ihren Mauren sind. So ist die Bühne im Cinna beständig in Rom, bald aber ist sie in dem Zimmer des Au gustus, und bald im Hause der Aemilia. Im Lügnerist der Ort bald die Tuilleries, bald der königlichePlatz, beständig aber in Paris: in der Fortsetzungdieses Stücks, das Gefängniß oder die Wohnung der Melisse, beydes in Lyon. Im Cid kommen noch mehr besondre Orte vor, alle aber sind in Seville; und weil die Verbindung der Auftritte darinne nicht beobachtet ist, so stellet die Bühne im ersten Aufzuge die Wohnung der Chimene, das Zimmer der Infantinn im königlichen Pallaste, und einen öffentlichen Markt vor. Im andern Aufzuge kömmtnoch das Kabinet des Königs darzu, und ich habe 570 II. P. Corneille dritte Abhandlung, diese Freyheit hier ohne Zweifel gemisbraucht. Damit diese Verschiedenheit der Bühne, wenn sie nothwendig ist, ein wenig regelmäßig sey, so wollte ich zwey Stücke dabey beobachtet wissen. Erstlich, daß man die Bühne nicht in einem, sondern in verschiednen Aufzügen ändre, so wie ich es in den drey ersten Auf zügen des Cinna gethan habe; zum andern, daß die verschiednen Orte nicht verschiedne Verzierungen brauchten, und daß keiner von ihnen genennt würde, sondern daß man nur immer den Hauptort nenne, der alle in sich schließt, zum Exempel Paris, Rom,Lyon, Constantinopel etc. dadurch würde man denZuhörer leichter betriegen können, indem er die Verschiedenheit des Orts nicht bemerkt, wenn er sie nichtaus Tadelsucht selbst ausforscht, wozu aber die wenigstenaufgelegt sind; denn die meisten überlassen sich derHitze der Handlung, die sie vorstellen sehen. DasVergnügen das sie dabey finden, ist Ursache, daß siedas Unregelmäßige nicht sehen wollen, und es nichteher bemerken, als wenn sie dazu gezwungen werden, oder wenn es allzu sichtlich ist, wie in dem Lügnerund desselben Verfolge, wo man aus den verschiedenen Verzierungen die Verschiedenheit des Orts schließen muß, man mag wollen oder nicht.


18 - Von den Trauerspielen /

Ich halte also dafür, daß man diese Einheit so genau als möglich beobachten müsse; weil sie sich abermit allen Materien nicht verträgt, so ist es zu derEinheit des Orts schon genug, wenn die Handlungnur in einer Stadt geschieht. Ich will damit nichtsagen, daß die Bühne die ganze Stadt vorstellen solle, das würde allzu ausschweifend seyn, sondern nur zwey oder drey Orte, die innerhalb ihren Mauren sind. So ist die Bühne im Cinna beständig in Rom, bald aber ist sie in dem Zimmer des Au gustus, und bald im Hause der Aemilia. Im Lügnerist der Ort bald die Tuilleries, bald der königlichePlatz, beständig aber in Paris: in der Fortsetzungdieses Stücks, das Gefängniß oder die Wohnung der Melisse, beydes in Lyon. Im Cid kommen noch mehr besondre Orte vor, alle aber sind in Seville; und weil die Verbindung der Auftritte darinne nicht beobachtet ist, so stellet die Bühne im ersten Aufzuge die Wohnung der Chimene, das Zimmer der Infantinn im königlichen Pallaste, und einen öffentlichen Markt vor. Im andern Aufzuge kömmtnoch das Kabinet des Königs darzu, und ich habe 570 II. P. Corneille dritte Abhandlung, diese Freyheit hier ohne Zweifel gemisbraucht. Damit diese Verschiedenheit der Bühne, wenn sie nothwendig ist, ein wenig regelmäßig sey, so wollte ich zwey Stücke dabey beobachtet wissen. Erstlich, daß man die Bühne nicht in einem, sondern in verschiednen Aufzügen ändre, so wie ich es in den drey ersten Auf zügen des Cinna gethan habe; zum andern, daß die verschiednen Orte nicht verschiedne Verzierungen brauchten, und daß keiner von ihnen genennt würde, sondern daß man nur immer den Hauptort nenne, der alle in sich schließt, zum Exempel Paris, Rom,Lyon, Constantinopel etc. dadurch würde man denZuhörer leichter betriegen können, indem er die Verschiedenheit des Orts nicht bemerkt, wenn er sie nichtaus Tadelsucht selbst ausforscht, wozu aber die wenigstenaufgelegt sind; denn die meisten überlassen sich derHitze der Handlung, die sie vorstellen sehen. DasVergnügen das sie dabey finden, ist Ursache, daß siedas Unregelmäßige nicht sehen wollen, und es nichteher bemerken, als wenn sie dazu gezwungen werden, oder wenn es allzu sichtlich ist, wie in dem Lügnerund desselben Verfolge, wo man aus den verschiedenen Verzierungen die Verschiedenheit des Orts schließen muß, man mag wollen oder nicht.


19 - La Poésie Dramatique /

Plus un genre sera sérieux, moins il me semblera admettre le contraste. Il est rare dans la Tragédie. Si on l'y introduit, ce n'est qu'entre les subalternes. Le héros est seul. Il n'y a point de contraste dans Britannicus; point dans Andromaque; point dans Cinna; point dans Iphigénie; point dans Zaïre; point dans le Tartuffe.


20 - La Poésie Dramatique /

Lorsque livré tout entier à l'étude des lettres, je lisois Corneille, souvent je fermois le livre au milieu d'une scene, & je cherchois la réponse: il est assez inutile de dire que mes efforts ne servoient communément qu'à m'effrayer sur la logique & sur la force de tête de ce Poëte. J'en pourrois citer mille exemples; mais en voici un autr'autres, que je me rappelle: il est de sa Tragédie de Cinna. Emilie a déterminé Cinna à ôter la vie à Auguste. Cinna s'y est engagé; il y va. Mais il se percera le sein du même poignard dont il l'aura vengée. Emilie reste avec sa confidente. Dans son trouble, elle s'écrie: Cours après lui, Fulvie... Que lui dirai-je?... Dis-lui... qu'il dégage sa foi, & qu'il choisisse après de la mort ou de moi... C'est ainsi qu'il conserve le caractere, & qu'il satisfait en un mot à la dignité d'une ame Romaine, à la vengeance, à l'ambition, à l'amour. Toute la scene de Cinna, de Maxime, & d'Auguste est incompréhensible.


21 - Von der dramatischen Dichtkunst /

Als ich den schönen Wissenschaften noch gänzlich oblag, und den Corneille las, machte ich oft mitten in einem Auftritte das Buch zu, und dachte selbst auf die Antwort. Ich brauche es wohl nicht zu sagen, daß meistentheils alle meine Anstrengung zu weiter nichts diente, als mich über die Logik und über den Kopf des Dichters in Erstaunen zu setzen. Ich könnte tausend Beyspiele davon anführen; unter andern aber erinnere ich mich itzt eines, das aus dem Cinna genommen ist. Aemilia hat den Cinna so weit gebracht, daß er den Augustus ermorden will. Cinna hat sich dazu anheischig gemacht; er geht. Allein mit eben dem Dolche, mit dem er sie wird gerächet haben, will er sich selbst durchstossen. Aemilia bleibt mit ihrer Vertrauten zurück. In ihrer Verwirrung ruft sie: Eile ihm nach, Fulvia — — Was soll ich ihm sagen? — Sage ihm — daß er sein Wort erfülle, und dann — was er wolle, mich oder denTod wähle. Und so beobachtet er den Charakter; so weis er der Hoheit einer römischen Seele, der Rache, dem Ehrgeitze, der Liebe, mit Einem Worte Genüge zu thun. Alle Scenen des Cinna, des Maximus, und des Augustus sind unbegreiflich.


22 - An Essay on Dramatick Poesy /

Cinna

23 - Von Johann Dryden und dessen dramatischen Werken /

Cinna

24 - Von Titeln /

En relisant Corneille, j'ai remarqué que dans une lettre au grand Scuderi Gouverneur de notre Dame de la garde, il s'exprime ainsi au sujet du Cardinal de Richelieu, Monsieur le Cardinal votre maître & le mien. C'est peut-être la premiere fois qu'on a parlé ainsi d'un Ministre, depuis qu'il y a dans le monde des Ministres, des Rois, & des flatteurs. Le même Pierre Corneilleauteur de Cinna, dedie humblement ce Cinna au Sieur de Montauron Tresorier de l'epargne qu'il compare sans façon à Auguste. Je suis faché qu'il n'ait pas apellé Montauron Monseigneur. On conte qu'un vieil Officier qui savoit peu le protocole de la vanité, ayant écrit au Marquis de Louvois, Monsieur, & n'ayant point eû de réponse, lui écrivit Monseigneur; & n'en obtint pas d'avantage, parce que le Ministre avoit encor le Monsieur sur le cœur. Enfin il lui écrivit, à mon Dieu, mon Dieu Louvois & au commencement de la lettre il mit mon Dieu mon Createur. Tout cela ne prouve-t-il pas que les Romains du bon tems étoient grands & modestes, & que nous sommes petits & vains?


25 - Von Titeln /

En relisant Corneille, j'ai remarqué que dans une lettre au grand Scuderi Gouverneur de notre Dame de la garde, il s'exprime ainsi au sujet du Cardinal de Richelieu, Monsieur le Cardinal votre maître & le mien. C'est peut-être la premiere fois qu'on a parlé ainsi d'un Ministre, depuis qu'il y a dans le monde des Ministres, des Rois, & des flatteurs. Le même Pierre Corneilleauteur de Cinna, dedie humblement ce Cinna au Sieur de Montauron Tresorier de l'epargne qu'il compare sans façon à Auguste. Je suis faché qu'il n'ait pas apellé Montauron Monseigneur. On conte qu'un vieil Officier qui savoit peu le protocole de la vanité, ayant écrit au Marquis de Louvois, Monsieur, & n'ayant point eû de réponse, lui écrivit Monseigneur; & n'en obtint pas d'avantage, parce que le Ministre avoit encor le Monsieur sur le cœur. Enfin il lui écrivit, à mon Dieu, mon Dieu Louvois & au commencement de la lettre il mit mon Dieu mon Createur. Tout cela ne prouve-t-il pas que les Romains du bon tems étoient grands & modestes, & que nous sommes petits & vains?