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1 - Eraclio und Argila /

Ihr wißt es allzu wohl, liebsten Kinder, wie sehr ich Euch schätze, und daß es allezeit meine Sorge gewesen ist, Eure Umstände zu verbessern. Ihr wißt auch, daß mein Leben an dem letzten Faden hängt, der zugleich der schwächste ist, und daß ich unsicher bin, daß ihm nicht die grausame Sense des Todes drohe, ohne daß es an einem andern hänge. Ehe also dieser Schritt noch geschieht, will ich Euch, meine lieben Kinder, Beide in einen Stand versetzen, den Euch der Himmel recht anträgt. Seitdem Ihr in der Welt seid, habe ich nie wahrgenommen, daß Ihr weltlich gesinnt wäret oder einigen Lastern anhinget. Ich habe nie gesehen, daß Ihr mit schändlichen Lüsten Eure Zeit zubringet, welche dieLiebe den Menschen, die ihr dienen, anbietet. Eure Neigungen sind allezeit besonders tugendhaft gewesen, ohne jugendliche Vergehungen und ohne große Gefährlichkeiten. Ich habe Euch derohalben in Betrachtung der Tugend, die Ihr allezeit gezeigt habt, Zweierlei ausgesucht, was Euch Vortheil und Ehre bringen wird. Was Dich also anbelangt, Claudio, weil ich sehe, daß Du dieWissenschaften liebst, so habe ich Deinetwegen mit dem Erzbischof von Canturien gesprochen und ihn ersucht, er möchte erlauben, daß Ihr in einem Tage den Habit anlegen könntet, welcher einem Verwalter Christi geziemet. Er versprach mir es und versprach mir noch darzu, Euch zum Bischof von Baltridente zu machen, mit einem Einkommen, das für diese Bedienung zureichend ist. Ich nahm das Versprechen an und gab mein Wort, daß Du, Claudio, heute noch Meßpriester werden solltest, ob Du gleich so vieler Ehre unwerth seist. Was aber Dich anbetrifft, Argila, so hat mir, zu Ehren Deines guten Vorsatzes, die Aebtissin von Santa Isabel einen Schleier für Dich angeboten. Sie sagte mir, daß Du vor zwei Jahren sie aus einem göttlichen Eifer selbst darum ersucht hättest, und daß sie Dir ihn gern geben wollte. Ich gab gleichfalls mein Wort und glaube heute noch zwei Kinder zu haben, wovon das eine ein Bischofshut und das andre ein Franciscanerhabit zieren wird. Ganz Can-

Hiermit bricht das Fragment ab. Am Rande steht: asir, nehmen, verbinden. roto, zerrissen, zerbrochen. gastado, verderbt, verzehrt. hilo, ein Faden. cuchillo, ein Messer. amenazar, ein Messer. llegar, anlangen. golpe, Schlag. nunca, niemals. metido, gesetzt. mocedad, Jugend. dispensar, erlauben. aceptar, annehmen. gozo, Freude. gozoso, erfreut. el parabien, Glückwunsch. descanso, Ruhe. - A. d. H.


2 - Reflexions sur comique-lamoryant /

Du tems de Moliere & des Cor neilles, & ſurtout au commence ment de leur ſiecle, on pouvoit re- préſenter les Savans & les beaux Eſ- prits de profeſſion, hériſſés de cita- tions Greques & Latines; appeſan tis ſur les Auteurs les plus barbares; durs & groſſiers dans leurs façons; ſales & négligés dans leur extérieur. Les mêmes traits ne conviennent plus depuis long-tems. L'air pédant a diſparu avec cette érudition pro- fonde, puiſée dans la lecture des originaux. Satisfaits, ſi je l'oſe dire, du ſimple vernis de la littérature, un débit aiſé & brillant tient lieu à la plûpart de nos Modernes de ce fond réel d'érudition qu'avoient leurs de vanciers. Leurs connoiſſances ſont, dit-on, plus variées, mais par là mê me plus ſuperficielles. Ils ont, ſi l'on veut, plus d'eſprit; mais peut- être moins de véritable génie. Enfin pluſieurs d'entr'eux ſemblent n'a voir retenu de leurs prédéceſſeurs que l'acharnement déplorable de décrier mutuellement leurs perſon nes & leurs ouvrages, & le talent fu- neſte de s'avilir ainſi eux - mêmes aux yeux de leurs contemporains & de la poſtérité.


3 - Betrachtungen über das weinerlich Komische /

Zu den Zeiten des Moliere und der Corneillen, besonders zu Anfange ihres Jahrhunderts, konnte man die gelehrten und witzigen Köpfe von Profeßion mit griechischen und lateinischen Citationen ausgespickt, über ihre barbarischen Schriftsteller verdüstert, in ihren Sitten grob und unbiegsam, und in ihrem Aeusserlichen nachläßig und schmutzig vorstellen. Diese Züge passen schon seit langer Zeit nicht mehr. Das pedantische Ansehen ist mit jener tiefen Gelehrsamkeit, die aus Lesung der Originale geschöpft war, verschwunden. Man begnügt sich, wenn ich so reden darf, mit dem blossen Vernis der Litteratur, und den meisten von unsern Neuern ist ein leichtes und sich ausnehmendes Mundwerk anstatt der gründlichen Wissenschaft, welche ihre Vorgänger besassen. Jhre Erkenntniß, sagt man, ist mannigfaltiger, aber eben deswegen auch unvollkommner. Sie haben, wenn man will, mehr Witz; aber vielleicht desto weniger wahres Genie. Kurz die meisten von ihnen scheinen von den alten Ge weinerlich Komische. lehrten nichts beybehalten zu haben, als die beklagenswürdige Erbitterung, ihre Personen und ihre Werke unter einander zu verlästern, und sich dadurch in den Augen ihrer Zeitgenossen und der Nachwelt verächtlich zu machen.


4 - La Poésie Dramatique /

Lorsque livré tout entier à l'étude des lettres, je lisois Corneille, souvent je fermois le livre au milieu d'une scene, & je cherchois la réponse: il est assez inutile de dire que mes efforts ne servoient communément qu'à m'effrayer sur la logique & sur la force de tête de ce Poëte. J'en pourrois citer mille exemples; mais en voici un autr'autres, que je me rappelle: il est de sa Tragédie de Cinna. Emilie a déterminé Cinna à ôter la vie à Auguste. Cinna s'y est engagé; il y va. Mais il se percera le sein du même poignard dont il l'aura vengée. Emilie reste avec sa confidente. Dans son trouble, elle s'écrie: Cours après lui, Fulvie... Que lui dirai-je?... Dis-lui... qu'il dégage sa foi, & qu'il choisisse après de la mort ou de moi... C'est ainsi qu'il conserve le caractere, & qu'il satisfait en un mot à la dignité d'une ame Romaine, à la vengeance, à l'ambition, à l'amour. Toute la scene de Cinna, de Maxime, & d'Auguste est incompréhensible.


5 - La Poésie Dramatique /

Les Auteurs & les Critiques anciens commençoient par s'instruire; ils n'entroient dans la carriere des lettres, qu'au sortir des écoles de la Philosophie. Combien de temps l'Auteur n'avoit-il pas gardé son ouvrage, avant que de l'exposer au public? De-là cette correction qui ne peut être que l'effet des conseils, de la lime, & du temps.


6 - La Poésie Dramatique /

Un jour qu'il s'étoit proposé de passer avec ses amis quelques heures à s'entretenir sur les Lettres ou sur la Morale, car il n'aimoit pas à parler des affaires publiques; ils étoient absens, & il prit le parti de se promener seul.


7 - La Poésie Dramatique /

Je vois du premier coup d'œil que l'homme idéal que je cherche étant un composé comme moi, les anciens Sculpteurs en déterminant les proportions qui leur ont paru les plus belles, ont fait une partie de mon modele... Oui. Prenons cette statue, & animons-la... Donnons-lui les organes les plus parfaits que l'homme puisse avoir. Douonsla de toutes les qualités qu'il est donné à un mortel de posséder, & notre modele idéal sera fait... Sans doute... Mais quelle étude! Quel travail! Combien de connoissances physiques, naturelles & morales à acquérir! Je ne connois aucune science, aucun art dans lequel il ne me fallût être profondément versé... Aussi aurois-je le modele idéal de toute vérité, de toute bonté, & de toute beauté... Mais ce modele général idéal est impossible à former, à moins que les Dieux ne m'accordent leur intelligence & ne me promettent leur éternité. Me voilà donc retombé dans les incertitudes d'où je me proposois de sortir.


8 - La Poésie Dramatique /

Après cet entretien avec lui-même, Ariste conçut qu'il avoit encore beaucoup à apprendre. Il rentra chez lui; il s'y renferma pendant une quinzaine d'années. Il se livra à l'Histoire, à la Philosophie, à la Morale, aux Sciences & auxArts; & il fut à cinquante-cinq ans homme de bien, homme instruit, homme de goût, grand Auteur, Critiqueexcellent.


9 - Von der dramatischen Dichtkunst /

Als ich den schönen Wissenschaften noch gänzlich oblag, und den Corneille las, machte ich oft mitten in einem Auftritte das Buch zu, und dachte selbst auf die Antwort. Ich brauche es wohl nicht zu sagen, daß meistentheils alle meine Anstrengung zu weiter nichts diente, als mich über die Logik und über den Kopf des Dichters in Erstaunen zu setzen. Ich könnte tausend Beyspiele davon anführen; unter andern aber erinnere ich mich itzt eines, das aus dem Cinna genommen ist. Aemilia hat den Cinna so weit gebracht, daß er den Augustus ermorden will. Cinna hat sich dazu anheischig gemacht; er geht. Allein mit eben dem Dolche, mit dem er sie wird gerächet haben, will er sich selbst durchstossen. Aemilia bleibt mit ihrer Vertrauten zurück. In ihrer Verwirrung ruft sie: Eile ihm nach, Fulvia — — Was soll ich ihm sagen? — Sage ihm — daß er sein Wort erfülle, und dann — was er wolle, mich oder denTod wähle. Und so beobachtet er den Charakter; so weis er der Hoheit einer römischen Seele, der Rache, dem Ehrgeitze, der Liebe, mit Einem Worte Genüge zu thun. Alle Scenen des Cinna, des Maximus, und des Augustus sind unbegreiflich.


10 - Von der dramatischen Dichtkunst /

Die alten Schriftsteller und Kunstrichter unterrichteten sich vor allen Dingen selbst; sie begaben sich nicht eher auf die Bahn der schönen Wissenschaften, als bis sie aus den Schulen der Weltweisheit kamen. Und wie lange behielt der Autor nicht sein Werk bey sich, ehe er es ans Licht treten ließ? So wurde es denn auch reif; und Rath und Zeit und Feile machten es vollkommen.


11 - Von der dramatischen Dichtkunst /

Einsmals, als er sich vorgenommen hatte, einige Stunden bey seinen Freunden zuzubringen, und sich mit ihnen von den Wissenschaften oder von der Moral zu unterhalten; denn von Staatsneuigkeiten zu reden, war seine Sache nicht: so fand er sie nicht zu Hause, und entschloß sich also, ganz allein spatzieren zu gehen.


12 - Von der dramatischen Dichtkunst /

Da der idealische Mensch, den ich suche, eben sowohl ein zusammengesetztes Ding seyn muß, als ich: so sehe ich sogleich, daß die altenBildhauer, indem sie die Verhältnisse, die ihnen die schönsten geschienen, festgesetzt, einen Theil meines Musters bereits gemacht haben. — Ja. Diese Bildsäule also will ich nehmen, und beleben. Ich will ihr die vollkommensten sinnlichen Werkzeuge geben, die der Mensch nur haben kann. Ich will ihr alle Eigenschaften geben, die ein Sterblicher nur immer besitzen kann: und mein idealisches Muster wird fertig seyn. — Ohne Zweifel. — Aber welches Studium! Welche Arbeit! Wie viel physische und moralische Kenntnisse werden dazu erfordert! Ich wüßte keine Wissenschaft, keine Kunst, die ich nicht aus dem Grunde verstehen müßte. — Dafür werde ich aber auch das idealische Muster von aller Wahrheit, von aller Güte, von aller Schönheit haben. — Aber wie werde ich mit diesem allgemeinen idealischen Muster zu Stande kommen, wenn mir die Götter wenigstens nicht ihren Verstand leihen, wenigstens nicht ihre Ewigkeit versprechen? Ah, ich falle in die Ungewißheit, aus der ich mich reissen wollte, wieder zurück.


13 - Von der dramatischen Dichtkunst /

So sprach Arist mit sich selbst, und sahe, daß er noch sehr vieles zu lernen habe. Er ging nach Hause; verschloß sich funfzehn Jahre; legte sich auf die Geschichte, auf dieWeltweisheit, auf die Moral, auf die Wissenschaften und Künste; und ward in seinem fünf und funfzigsten Jahre ein ehrlicher Mann, ein gelehrter Mann, ein Mann von Geschmack, ein grosser Schriftsteller, ein vortrefflicher Kunstrichter.


14 - Fils naturelle /

Dorval vit que je consentois, & nous reprîmes aussitôt le chemin de la maison. Quel accueil ne fit-on pas à un homme présenté par Dorval? En en un mot, je fus de la famille. On parla, devant & après le souper, Gouvernement, Religion, Politique, Belles Lettres, Philosophie; mais quelle que fût la diversité des sujets, je reconnus toujours le caractere que Dorval avoit donné à chacun de ses personnages. Il avoit le ton de la 270 DE LA POÉSIE,etc.mélancolie; Constance, le ton de la raison; Rosalie, celui de l'ingénuité; Clairville, celui de la passion; moi, celui de la bonhommie.


15 - Der natürliche Sohn /

Dorval sahe, daß ich es zufrieden war, und sogleich machten wir uns auf den Weg nach seinem Hause. Konnte ein Mensch, den Dorval einführte, anders als sehr wohl aufgenommen werden? Es war den Augenblick, als ob ich in die Familie gehörte. Man sprach vor und nach dem Abendessen von Neuigkeiten, von Staatssachen, von Religion, von schönen Wissenschaften, von Philosophie; es mochte aber die Rede seyn, wovon es wollte, so erkannte ich immer den Charakter, den Dorval jeder von seinen Personen beygelegt hatte. Er hatte den Ton der Melancholie; Theresia den Ton der Vernunft; Rosalia den Ton der Freymüthigkeit; Clairville den Ton des Affects, und ich den Ton des guten ehrlichen Mannes.