Suchbegriff: weib
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1 - Reflexions sur comique-lamoryant /

Femmes ſa vantes

2 - Betrachtungen über das weinerlich Komische /

Die persönliche Satyre und das Lächerliche derSitten machten also, die auf einander folgenden Kennzeichen der Gedichte von diesen verschiedenen Arten des Komischen, aus; und unter diesen Zügen einzig und allein suchten die Verfasser ihre Mitbürger zu bessern und zu ergötzen. Doch diese letztre Art, welche sich auf alle Stände erstrecken konnte, ward nicht so weit getrieben, als sie es wohl hätte seyn können. Wir haben in der That kein Stück, weder im Griechischen noch im Lateinischen, dessen Gegenstand unmittelbar das Frauenzimmer sey. Aristophanes führt zwar oft genug Weibsbilder auf, allein nur immer als Nebenrollen, welche keinen Antheil an dem Lächerlichen haben; und auch alsdenn, wenn er ihnen die ersten Rollen giebt, wie zum Exempel in den Rednerinnen, fällt dennoch die Critik auf die Manns Betrachtungen über das personen zurück, welche den wahren Gegenstand seines Gedichts ausmachen.


3 - Betrachtungen über das weinerlich Komische /

gelehrten Weiber

4 - Fils naturelle /

En effet, quelle confiance avoir en une femme, lorsqu'elle a pu trahir son amant?en un homme, lorsqu'il a pu tromper son ami? ... Mademoiselle, il faut que celui qui ose s'engageren des liens indissolubles, voye dans sa compagne la premiere des femmes; &, malgré elle, Rosalie ne verroit en moi que le dernier des hommes ..... Cela ne peut être ..... Je ne saurois trop respecter la mere de mes enfans; & je ne saurois en être trop considéré.


5 - Der natürliche Sohn /

Und in der That, wie kann man sich auf ein Frauenzimmer verlassen, das ihren Liebhaber verrathen können? Wie auf einen Mann, der seinen Freund hintergehen können? -- Mademoiselle, wer es wagen darf, sich mit unauflöslichen Banden binden zu lassen, der muß in seiner Gattin die größte von allen Weibern zu erkennen glauben; und in mir würde Rosalia, wider ihren Willen, den niedrigsten von allen Mannspersonen erkennen müssen -- Das kann so nicht seyn. -- Ich würde die Mutter meiner Kinder nicht gnug verehren können; und ich müßte von ihr nicht gnug geachtet werden können.


6 - An Essay on Dramatick Poesy /

But by pursuing closely one Argument, which is not cloy'd with many Turns, the French have gain'd more liberty for Verse, in which they write: They have leisure to dwell on a Subject which deserves it; and to represent the Passions (which we have acknowledg'd to be the Poet's work) without being hurried from one thing to another, as we are in the Plays of Calderon, which we have seen lately upon our Theaters, under the name of Spanish Plots. I have taken notice but of one Tragedy of ours, whose Plot has that uniformity and unity of Design in it, which I have commended in the French; and that is Rollo, or rather, under the name of Rollo, The Story of Bassianus and Geta in Herodian; there indeed the Plot is neither large nor intricate, but just enough to fill the Minds of the Audience, not to cloy them. Besides, you see it founded upon the truth of History, only the time of the Action is not reduceable to the strictness of the Rules; and you see in some places a little Farce ming'ed, which is below the dignity of the other Parts; and in this all our Poets are extreamly peccant, even Ben AnEssayof Dramatick Poesy. Johnson himself in Sejanus and Catiline has given us this Oleo of a Play, this unnatural Mixture of Comedy and Tragedy, which to me sounds just as ridiculously as the History of David with the merry Humours of Goliah. In Sejanus you may take notice of the Scene betwixt Livia and the Physician, which is a pleasant Satyr upon the artificial helps of Beauty: In Catiline you may see the Parliament of Women; the little Envies of them to one another; and all that passes betwixt Curio and Fulvia: Scenes admirable in their kind, but of an ill mingle with the rest.


7 - Von Johann Dryden und dessen dramatischen Werken /

Jndem die Franzosen aber genau bey einer Sache bleiben, die nicht alle Augenblicke unterbrochen wird, so haben sie dadurch für ihre Verse, in welchen sie schreiben, mehr Freyheit gewonnen; sie können sich bey jedem Umstande verweilen, der sich der Mühe verlohnt, und können die Leidenschaften, (die eigentlich, wie wir bereits erkannt haben, des Dichters Werk sind) mit aller Bequemlichkeit vorstellen, ohne beständig von einem auf das andere gerissen zu werden, so wie es in den Stücken desCalderon geschieht, die wir neulich unter dem Titel der spanischen Lustspiele, auf unserm Theater gesehen haben. Jch habe bey uns nur eine einzige Tragödie finden können, welche die Regelmäßigkeit und Einheit der Handlung hätte, die ich an den französischen gerühmt habe; und dieses ist Rollo, oder vielmehr, unter dem Namen Rollo, die Geschichte des Baßianus und Geta beym Herodian; in dieser ist die Handlung weder vielfach noch zu verwickelt, sondern gerade groß genug, das Gemüth der Zuhörer zu füllen, ohne es zu überladen. Uebrigens ist sie auf die historische Wahrheit gegründet, und nur die Zeit der Handlung will sich unter die Strenge der Regeln nicht bringen lassen; auch guckt an einigen Orten noch das Possenspiel vor, welches mit der Würde der übrigen Theile nicht übereinstimmt. Aber hierinn sind alle unsere Dichter ungemein feh Von Johann Dryden u. dessenlerhaft, und selbst Ben Johnson hat uns in seinem Sejanus und Catilina ein solches dramatisches Ragout vorgesetzt; eine unnatürliche Vermischung nehmlich von Komödie undTragödie, die wir eben so lächerlich vorkömmt, als die Geschichte Davids mit den Lustbarkeiten des Goliaths. Jm Sejanus gehöret hierher die Scene zwischen der Livia und dem Arzte, welches eine feine Satire wider die künstlichen Hülfsmittel der Schönheit ist; und imCatilina, das Parlament der Weiber, und alles was zwischen dem Curio und der Fulvia vorgehet: alles zwar in ihrer Art vortrefliche Scenen, die sich aber zu den übrigen nicht schicken.


8 - Des Abts du Bos Ausschweifung von den theatralischen Vorstellungen der Alten /

Allein, wird man sagen, es war doch einwirklicher Gesang, wenn die Chöre sangen; undwenn die spielenden Personen sangen, so sangen siewie die Chöre. Siehest du nicht, sagt Seneca, wieviel verschiedene Klänge das Chor ausmachen. Dahört man den Discant; da hört man den Tenor;da hört man den Baß. Die Blasinstrumentemischen sich unter die Stimmen der Männerund der Weiber. Gleichwohl entspringt aus dieser Vermischung nicht mehr als ein einziger Zusammenklang. Man hört die verschiednen Stimmen alle, ohne sie eigentlich zu unterscheiden. (*)Non vides quam multorum vocibus chorusconstet, unus tamen ex omnibus sonus redditur. Aliqua illic acuta, aliqua gravis, aliqua media. Accedunt viris fœminæ, interponuntur tibiæ, singulorum illic latent voces, omnium apparent. Fast eben diese Stelle findet sich auch bey dem Macrobius, (**) welcher nochdiese Anmerkung hinzufügt: fit concentus exdissonis. Alle diese verschiednen Klänge machen ein einziges Concert.


9 - Des Abts du Bos Ausschweifung von den theatralischen Vorstellungen der Alten /

Zu den Zeiten des Cicero fing man also an, die theatralische Declamation zu verändern. Undhundert Jahr nach dem Cicero fand Quintiliandiese Declamation schon so voller weibischen Töne(*) Cic. de Legib. lib. 2.von den theatr. Vorstell. der Alten.und so geil, daß er zwar sagt, man müßte dieKinder Musik lernen lassen, sogleich aber auchhinzusetzt, er verstehe darunter nicht, daß manihnen einen Geschmack an derjenigen Musik beybringen solle, welche zu seiner Zeit auf der Bühne herrschte. Ihre Gesänge fährt er fort, sindso voller Unverschämtheit und Geilheit, daß manihnen mit Recht vorwerffen kann, daß sie diewenige männliche Tapfferkeit, die uns noch übrigwar, völlig erstickt haben. (*) Non hancamepræcipi quæ nunc in scenis effeminata & impudicis modis fracta, non ex parte minima, siquid in nobis virilis roboris manebat, excidit. Die Alten alle glaubten steif und fest, daßder Charakter derjenigen Musik, welche in diesem oder jenem Lande am gebräuchlichsten war, einen sehr grossen Einfluß auf die Sitten derEinwohner habe. Wollten wir wohl eine so allgemeine Meinung, die sich auf geschehene Dinge gründete, auf Dinge, die diejenigen, die davon geschrieben, selbst mit angesehen, zu verwerffen wagen, da wir doch nur einen so unvollkommenen Begrif von der Musik der Alten haben? Die Philosophie, von welcher unser Jahrhundert so besonders Profeßion macht, mag darüber richten. Man kann jetziger Zeit so gar andemjenigen Orten, wo die Einwohner von verschiednerReligion sind, bemerken, daß sie nachgeendetem Gottesdienste nicht wieder mit eben der(*) Quint. Inst. lib. prim. cap. 2.du Bos,selbenGemüthsverfassung aus der Kirche gehen.Dieser flüchtige Eindruck wird sogar zu einerGewohnheit, und in einigen von diesen Ländernist der Regent genöthiget worden, das protestantisch gewordene Volk durch öffentliche Edicte desSonntags nach dem Gottesdienste zu denjenigen Ergötzlichkeiten anhalten zu lassen, die essich von freyen Stücken zu machen pflegte, ehees mit seinem Glaubensbekenntnisse zugleich dieäusserliche gottesdienstliche Verehrung veränderte. Doch wir wollen diese Materie, die sehr baldgar zu ernsthaft werden möchte, verlassen, unduns wieder zu unsrer vorhabenden Sache wenden.


10 - Des Abts du Bos Ausschweifung von den theatralischen Vorstellungen der Alten /

Durch diese Nacheifrung haben die Balletsund die Melodien eine Mannichfaltigkeit undZierlichkeit bekommen, die sie vordem nicht hatten. Vor ungefehr sechzig Jahren tanzten dieFaune, die Schäfer, die Bauern, die Cyclopen und die Tritone fast auf einerley Art. Jetziger Zeit aber sind die Tänze in verschiedneCharaktere eingetheilt. Wenn ich mich nicht(*) In der Oper Galathea.du Bos,irre, so zählen die Kunstverwandte derselben bissechzehn, deren jeder auf der Bühne seine eigenthümlichen Schritte, Stellungen und Figuren hat. Die Weibspersonen selbst haben sich nach undnach mit diesen Charakteren abgegeben, und siedrücken sie in ihren Tänzen eben so wohl aus,als die Mannspersonen.


11 - Des Abts du Bos Ausschweifung von den theatralischen Vorstellungen der Alten /

Die Masken waren also dazu gut, daß mankeinen Schauspieler mit einem verfallenen altenGesichte, die Person eines verliebten und geliebten Jünglings durfte spielen sehen. Hyppolit, Herkules und Nestor erschienen also niemals anders auf der Bühne als mit einen Kopfe, dersich zu ihrem bekannten Charakter schickte. DasGesichte, mit welchem der Schauspieler erschien, kam allezeit mit seiner Rolle überein, und mansahe niemals einen Komödianten die Rolle einesehrlichen Mannes mit der Gesichtsbildung einesvollkommenen Betriegers spielen. Die Componisten der Declamation, sagt Quintilian, von den theatr. Vorstell. der Alten.wenn sie ein Stück auf das Theater bringen,wissen sogar aus den Masken das pathetische zuziehen. In der Tragödie erscheint Niobe miteinem traurigen Gesichte, und Medea verkündiget uns gleich durch ihre wilde Gesichtsbildung ihren Charakter. Stärke und Stolz sindauf der Maske des Herkules gemahlt. DieMaske des Ajax ist das Gesicht eines ausser sichselbst gesetzten Menschen. Auch in der Komödie haben die Masken der Bedienten, der Sklavenhändler, der Schmarutzer, der Soldaten, der alten Weiber, der Buhlschwestern, der Person von groben Sitten, alle ihren besondernund eignen Charakter. Man kann aus derMaske den strengen Alten von dem nachsehendenAlten unterscheiden, gesetzte und weise Jünglinge von ausschweiffenden und lüderlichen; einjunges Mädchen von einer ehrwürdigen Matrone. Wenn der Vater, auf dessen Zufriedenheit es besonders in der Komödie ankömmt, manchmal vergnügt und manchmal verdrießlichseyn soll, so ist eine von den Augenbraunenauf seiner Maske gerunzelt, und die andre istglatt, da er denn alle Aufmerksamkeit anwendet,den Zuschauern diejenige Seite seiner Maske zuzeigen, die sich zu seiner gegenwärtigen Stellungschickt. Auf diese Weise erklärt Herr Boindin (*) die letzten Zeilen in der Stelle des Quin(*) In einer Abhandlung, die er der Akademie derschönen Wissenschaften übergeben. du Bos,tilians, indem er nehmlich annimt, daß derSchauspieler, welcher diese Maske getragen, sich bald auf diese, bald auf eine andre Seite gewendet, um allezeit nur diejenige Seite des Gesichts zu zeigen, welche mit den Umständen, inwelchen er sich befand, überein kam; und dieseszwar in denjenigen Scenen, in welchen er seineGemüthsverfassung verändern mußte, ohne daßer abgehen und hinter dem Theater seine Maskeumtauschen konnte. Wenn zum Exempel dieserVater vergnügt auf die Scene kam, so zeigte ergleich Anfangs diejenige Seite seiner Maske, aufwelcher die glatte Augenbraune war; wenn er aberseine Gemüthsverfassung änderte, so wußte erauf dem Theater eine so geschickte und ungezwungene Wendung zu machen, daß die Zuschauerdie andre Seite, mit der gerunzelten Augenbraune zu sehen bekamen, indem er nur immerden halben Theil des Gesichts gegen die Zuschauer wandte. Die römischen Komödiantenwendeten auf diesen Theil des Spiel eine ganzbesondre Aufmerksamkeit. (*) Itaque in iisquæ ad scenam componuntur fabulis, artificespronuntiandi a personis quoque affectus mutuantur, ut sit Niobe in tragœdia tristis, atroxMedea, attonitus Ajax, truculentus Hercules. In Comœdiis vero præter aliam observationem qua servi, lenones, parasiti, rustici, milites, vetulæ, meretriculæ, ancillæ, senes(*) Quint. Inst. lib. XI. cap. 3.von den theatr. Vorstell. der Alten.austeri ac mites, juvenes severi ac luxuriosi,matronæ, puellæ inter se discernuntur; paterille cujus præcipue partes sunt, quia interimconcitatus, interim lenis est, altero erecto, altero composito est supercilio. Atque id ostendere maxime Latinis Actoribus moris est, quodcum iis quas agunt partibus congruat.Pollux sagt in seinem unten (*) anzuführenden Werkeetwas, das mir die sinnreiche und vernünftigeMuthmassung, die ich eben jetzt angeführt habe,bestätigen zu können, scheinet. Indem er nehmlich von den Masken der Charaktere redet, sagter, daß derjenige Alte, welcher in der Komödiedie erste Rolle spiele, von einer Seite verdrießlich und von der andern heiuter seyn müsse. Desgleichen sagt er auch, wenn er von den charakterisirten Masken der Tragödie spricht, daß dieMaske des Thamiris, dieses berüchtigten Wagehalses, welchem die Musen das Gesicht nahmen, weil er sie zum Wettstreite aufzufordernwagen durfte, zwey verschiedne Augen, ein blauesund ein schwarzes haben müsse.


12 - Des Abts du Bos Ausschweifung von den theatralischen Vorstellungen der Alten /

Um wieder auf die Kunst der Gebehrden zukommen, so kann man nicht im geringsten daranzweifeln, daß die Komödianten der Alten in diesem Theile der Declamation nicht sollten vor(*) Cic. de Orat. lib. 3.du Bos,treflich gewesen seyn. Sie hatten viel natürlicheGeschicklichkeit dazu, wenn wir sie nach ihrenLandsleuten, die unsre Zeitverwandte sind, beurtheilen dürfen. Diese Schauspieler wandtenauch, wie wir bald sagen werden, ungemeinviel Fleiß auf ihre Kunst, und wenn sie fehltenoder nachläßig waren, so waren die Zuschauer,welche davon zu urtheilen wußten, bemüht, siewieder ins Gleiß zu bringen. Tertullianus sagtauch, daß diese Gebehrden eben so verführerischgewesen wären, als die Rede der <Schlange>Schlage, welche das erste Weib versuchte. (*) Ipse gestuscolubrina vis est.


13 - Des Abts du Bos Ausschweifung von den theatralischen Vorstellungen der Alten /

Man stelle sich also, um sich einen richtigenBegriff von diesen Chören zu machen, eine grosseAnzahl vortreflicher Schauspieler vor, welche einer Person, die sie anredet, antworten. Manstelle sich vor, daß jeder von den Schauspielerndes Chors diejenigen Gebehrden macht und diejenigen Stellungen annimt, die sich dazu, waser gegenwärtig ausdrücken will, und zu dem besondern Charakter, den man ihm gegeben hat, schicken. Man stelle sich vor, daß die Alten, die Kinder, die Weiber, die jungen Leute, auswelchen die Chöre bestanden, ihre Freude, ihreBetrübniß oder ihre andern Leidenschaften durchsolche Bezeigungen an den Tag legen, wie siesich für eines jeden Alter und Geschlecht schicken. Ich glaube, ein solcher Anblick muß wahrhaftignicht die am wenigsten rührende Scene eine<einer>Tragödie gewesen seyn. Daher finden wir auch, daß einer von den Chören des Aeschylius (*)Ursache war, daß verschiedne schwangre Weiber(*) In dem Trauerspiele die Eumeniden.von den theatr. Vorstell. der Alten.in dem Theater zu Athen nieder kamen. Unddieser Zufall gab hernach Anlaß, daß die Athenienser die Anzahl der Personen dieser schrecklichen Chöre bis auf funfzehn oder zwanzig herabsetzten, anstatt daß sie vorher wohl aus funfzigen bestanden hatten. Einige Stellen in unsernneuen Opern, wo der Dichter eine Hauptpersonden Chor anreden, und diesen wenige Worte erwiedern läßt, sind sehr wohl aufgenommen worden, obgleich die Personen des Chors nicht declamirt haben. Mich wundert sehr, daß dieseNachahmung der Alten (man wird mir diesesWortspiel erlauben) keine Nachahmer gefundenhat.


14 - Des Abts du Bos Ausschweifung von den theatralischen Vorstellungen der Alten /

Man stelle sich also, um sich einen richtigenBegriff von diesen Chören zu machen, eine grosseAnzahl vortreflicher Schauspieler vor, welche einer Person, die sie anredet, antworten. Manstelle sich vor, daß jeder von den Schauspielerndes Chors diejenigen Gebehrden macht und diejenigen Stellungen annimt, die sich dazu, waser gegenwärtig ausdrücken will, und zu dem besondern Charakter, den man ihm gegeben hat, schicken. Man stelle sich vor, daß die Alten, die Kinder, die Weiber, die jungen Leute, auswelchen die Chöre bestanden, ihre Freude, ihreBetrübniß oder ihre andern Leidenschaften durchsolche Bezeigungen an den Tag legen, wie siesich für eines jeden Alter und Geschlecht schicken. Ich glaube, ein solcher Anblick muß wahrhaftignicht die am wenigsten rührende Scene eine<einer>Tragödie gewesen seyn. Daher finden wir auch, daß einer von den Chören des Aeschylius (*)Ursache war, daß verschiedne schwangre Weiber(*) In dem Trauerspiele die Eumeniden.von den theatr. Vorstell. der Alten.in dem Theater zu Athen nieder kamen. Unddieser Zufall gab hernach Anlaß, daß die Athenienser die Anzahl der Personen dieser schrecklichen Chöre bis auf funfzehn oder zwanzig herabsetzten, anstatt daß sie vorher wohl aus funfzigen bestanden hatten. Einige Stellen in unsernneuen Opern, wo der Dichter eine Hauptpersonden Chor anreden, und diesen wenige Worte erwiedern läßt, sind sehr wohl aufgenommen worden, obgleich die Personen des Chors nicht declamirt haben. Mich wundert sehr, daß dieseNachahmung der Alten (man wird mir diesesWortspiel erlauben) keine Nachahmer gefundenhat.


15 - Des Abts du Bos Ausschweifung von den theatralischen Vorstellungen der Alten /

Aus den Werken des h. Augustinus, welcherim Jahr 430. nach Christi Geburth starb, sehen wir zwar, daß man zu seiner Zeit in denmeisten Städten des römischen Reichs die Theater zu verschliessen anfing. Die Uberschwemmungder Barbarischen Völker, welche sich durch dasganze Reich ergossen, benahm dem Volke derverwüsteten Länder die Mittel, die Unkosten derSchauspiele zu bestreiten. (*) Nisi forte hincsint tempora mala, quia per omnes civitates cadunt theatra, sagt dieser Kirchenlehrer, wenner von den gegenwärtigen Umständen des Staatsredet. Andern Theils aber sehen wir auch ausverschiedenen Briefen des Caßiodorus, die wirbereits angeführt haben, und die um das Jahr520. nach Christi Geburth geschrieben sind, daßdie Theater noch ganzer hundert Jahr nach derZeit, von welcher Augustinus redet, zu Rom(*) De Con. sen. lib prim. cap. 33.du Bos,offen gewesen. Die grossen Theater dieserHauptstadt waren nicht verschlossen gewesen, oderwenigstens hatte man sie wieder aufgeschlossen.Allem Ansehen nach wurden sie nicht eher aufimmer verschlossen, als Rom von dem Totilaeingenommen, und zerstört ward. (*) DieseVerwüstung, die nach allen ihren Umständenweit grausamer war, als die vorhergehenden, und durch welche die Weiber vornehmer Patricier dahin gebracht wurden, daß sie vor denThüren ihrer eignen Häuser, von welchen sichdie Barbaren Meister gemacht hatten, um Brodbetteln mußten, ist die wahre Epoche der fastgänzlichen Vertilgung der Künste und Wissenschaften, die man wenigstens noch immer trieb, obgleich ohne vielen Nutzen. Die grossen Künstler waren zwar schon seit langer Zeit verschwunden; die Künste selbst aber verschwanden erstzu dieser Zeit. Alle neue Unglücksfälle, welche auf die Einnahme der Stadt Rom durchden Totila folgte, liessen gleichsam die Pflanzen, welche sie ausgerissen hatten, verwelken.