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1 - Die Kunst zu lieben /

Der vierte Gesang fängt mit der Beschreibung des Nachttisches an. Bey diesem sich einzufinden, doch erst alsdann, wann das Frauenzimmer die Reitze des Gesichts in Ordnung gebracht hat, ist die Pflicht eines Liebhabers. Der Nachttisch ist ein Tempel, der niemals ohne Dienst seyn muß; ein Madrigal, eine Sinnschrift, ein Lied, ein Sonnet sind die Lobgesänge, welche die Gottheit der Liebe daselbst preisen. Dieses führt den Dichter auf die Macht der Poesie, auf ihren Ursprung, auf ihre Reize, auf ihre Vorrechte. — — Weihet, Verliebte, dieser bezaubernden Kunst einige Augenblicke, mehr euch beliebt zu machen, als in die Klasse der Schriftsteller zu kommen. Sie weiß den Eingang in das unwirthbarste Herz zu finden. Nicht Löwen, Felsen, Sturmwinde hat man mehr durch sie zu erweichen, sondern allein die Strenge des Herzens. — — Von der Poesie kömt er auf die Vortheile des Schmauses, den Mittelpunkt der Aufrichtigkeit. Der Schmaus bietet die zärtlichsten Geständnisse dar, und berechtiget sie; wie sehr hilft er der Liebe, wann zumal Musick und Tanz ihn begleiten, diese Kinder derZärtlichkeit. — — Auch das Spiel ist für Liebhaber. Die Munterkeit hat den Vorsitz, bey diesem lachenden Streite, den das Schicksalentscheidet. Der Verdruß, die lange Weile werden auf Flügeln der Zeit davon geschickt. Jeder Augenblick bekömt eine neue Gestalt. Das Glück flattert herum, es drohet, es lacht; die Hofnung strahlet und verschwindet; das Gold wächset und vertrocknet. Doch wollt ihr den Augen derjenigen gefallen, welche euer Herz beherrscht, so fliehet den Ruff eines Spielers von Profeßion. Das Herz wird getheilt, eure Geliebte aber will es ganz besitzen. Hier zeigt der Dichter, wie weit sich ein vernünftiger Liebhaber in das Spiel einlassen müsse. Nie muß die Geliebte darunter verliehren, die man beständig zu sehen, sich zu einer süssen Gewohnheit machen muß. Diese allein entscheidet; man wird sich wesentlich, und endlich sind es zwey Körper welche eine Seele belebt. Doch muß man deswegen nicht den andern Umgang fliehen, und aus Liebe ein Menschen-feind werden. Man muß fortfahren seine Freunde zu besuchen und sie zu schätzen. Hier schildert der Dichter das Lob der Freundschaft. Das geheime Vergnügen einer zärtlichen Verbindung theile euern Tagen neue Anmuth mit. Bringet der Welt eine geschmeidige Biegsamkeit davon her, und verbindet euch die Gemüther durch einen willigen Umgang. Besonders erwerbt euch den Schatz eines weisen Freundes, an dessen Werth weder Ehre noch Gold kömmt. Er ist eine Quelle von Tugenden, die euch nützlich sind; er ist eine leuchtende Fackel auf den dunkelsten Wegen; nach der Liebe ist er das kostbarste Geschenke des Himmels. Bey ihm leget alle Geheimnisse eurer Seele nieder, nur nicht die Geheimnisse eurer Liebe. Die Verschwiegenheit ist eine der vornehmstenTugenden eines ehrlichen Mannes, und der Dichter glaubt, daß sie besonders den Franzosen einzuschärfen sey. Ein Vertrauter wird oft zum Mitbuhler, welches er durch das Beyspiel Heinrichs des IVten, desRitters von Bellegarde und der Gabrielle Destrees erläutert.


2 - Reflexions sur comique-lamoryant /

(a) Ce n'eſt point le corps qui rit ou qui pleure au Spectacle; c'eſt l'ame, frappée des impreſſions que l'on fait ſur elle. Si elle eſt attendrie par le pathétique & réjoüie par le comique, elle eſt donc en même tems en proie à deux mouvemens con traires. ... Quel étonnement pour l'eſprit hu main, de paſſer auſſi rapidement, & ſans prépa ration, du tragique au comique, d'une reconnoiſ- ſance tendre & paſſionnée, au badinage d'une ſou brette & d'un petit-maître, &c. Principes, ibid.


3 - Reflexions sur comique-lamoryant /

J'avoue que d'autres caracteres également bien frappés n'ont pas produit des fruits auſſi ſenſibles. Le Malade imaginaire n'a pas guéri les vapeurs de tous les Orgons: tous les Miſantropes n'en ſont pas deve nus plus ſociables, ni les Comtes de Tufiere plus modeſtes. Mais quelle en eſt la raiſon? C'eſt que les dé- fauts de cette eſpece n'attaquent pas la probité, & qu'on trouve même dans le monde des perſonnes qui s'en font honneur. Les tempéra mens délicats ſont tous prêts des eſpritsdélicats. Un caractere ſévere & chagrin eſt ordinairement rempli de probité. Le Duc de Montauſier ne dédaigna pas celui du Miſantro pe. Enfin, un certain orgueil ſuppo ſe un ſentiment quelquefois raiſon nable de ſa propre ſupériorité. Le préjugé, dans ces occaſions, lute avec ſuccès contre les traits de la critique: mais il ne tiendra point contre la peinture comique d'un vice de cœur, ou d'un ridicule de ſociété, ou d'un travers d'eſprit: on ne veut point, à quelque prix que ce ſoit, être l'objet des regards humilians des ſpectateurs; & ſi l'on ne ſe corrige pas en effet, on eſt du moins forcé à la diſſimulation, dans la crainte de paſſer publiquement pour ridicules ou pour mépriſables.


4 - Betrachtungen über das weinerlich Komische /

* Es ist nicht der Körper, welcher in dem Schauspie le lacht oder weinet; es ist die Seele, die von den Eindrücken, die man auf sie macht, gerühret wird. Wann sie durch das Pathetische bewegt, und durch das Komische erfreut wird, so ist sie zu glei cher Zeit ein Raub zweyer gegenseitigen Bewegun gen = = Wie erstaunlich ist es für den menschli chen Geist, so schleinig und ohne Vorbereitung, von dem Tragischen auf das Komische über zu gehen, und von einer zärtlichen Erkennung, auf die Schä ckereyen eines Mädchens und eines Petitmaiters et ceteraPrincipes, eben daselbst.


5 - Betrachtungen über das weinerlich Komische /

Jch gebe zu, daß andre Charaktere, welche eben sowohl getroffen waren, keine so merkliche Wirkungen gehabt haben. Der eingebildete Kranke hat nicht alle Orgons von ihren Dünsten befreyet; es sind nicht alle Menschenfeinde gesellschaftlicher, noch alle Grafen von Tufiere bescheidner geworden. Allein was ist der Grund davon? Er ist dieser; weil die Fehler von dieser Art das rechtschafne Wesen nicht angreifen, und weil man so gar in der Welt Leute antrift, die sich eine Ehre daraus machen. Zärtliche Leibesbeschaffenheiten setzen gemeiniglich zärtlicheSeelen voraus. Eine strenge und unwillige Gemüthsart ist fast immer mit viel Rechtschaffenheit verbunden; der Her Betrachtungen über das zog von Mantausier hielt es nicht für seiner unwürdig, ein Menschenfeind zu seyn. Und ein gewisser Stolz endlich, entstehet nicht selten aus einer vernünftigenEmpfindung seiner eignen übersehenden Größe. Das Vorurtheil ringet bey solchen Gelegenheiten glücklich mit den Spöttereyen des Tadels, da es Gegentheils gegen diekomische Schilderung eines Lasters des Herzens, oder eine Lächerlichkeit im gesellschaftlichen Leben, oder einer Ungereimtheit des Verstandes, gewiß nicht bestehen wird. Der Gegenstand der beschämenden Bemerckungen der Zuschauer, will man durchaus nicht seyn, es koste auch, was es wolle; und wenn man sich auch nicht wirklich bessert, so ist man doch gezwungen sich zu verstellen, damit man öffentlich weder für lächerlich noch für verächtlich gehalten werde.


6 - Discours de la tragedie /

Je viens à l'autre division du vraisemblable en ordinaire & extraordinaire. L'ordinaire est une action qui arrive à la véritémoins souvent que sa contraire, mais quine laisse pas d'avoir sa possibilité assez aisée, pour n'aller point jusqu'au miracle, ni jusqu'à ces événemens singuliers, qui serventde matiére aux Tragédies sanglantes parl'appui qu'ils ont de l'histoire, ou de l'opinion commune, & qui ne se peuvent tirer en exemple que pour les Episodes de la piéce dont ils font le corps, parce qu'ils nesont pas croyables à moins que d'avoir cetappui. Aristote donne deux idées ou ex- emples généraux de ce vraisemblable extraordinaire. L'un d'un homme subtil &adroit qui se trouve trompé par un moinssubtil que lui; l'autre d'un foible qui se batcontre un plus fort que lui, & en demeure victorieux; ce qui sur-tout ne manque jamais à être bien reçû, quand la cause duplus simple ou du plus foible est la plus équitable. Il semble alors que la justice duCiel ait présidé au succès, qui trouve d'ailleurs une croyance d'autant plus facile, qu'ilrépond aux souhaits de l'auditoire, qui s'intéresse toujours pour ceux dont le procédéest le meilleur. Ainsi la victoire du Cidcontre le Comte se trouveroit dans la vraisemblance extraordinaire, quand elle ne seroit pas vraie. Il est vraisemblable, dit notre Docteur, que beaucoup de choses arrivent contreDE LA TRAGEDIE. 551le vraisemblable; & puisqu'il avoue par - là que ces effets extraordinaires arrivent contre la vraisemblance, j'aimerois mieux lesnommer simplement croyables, & les ranger sous le nécessaire, attendu qu'on nes'en doit jamais servir sans nécessité.


7 - Von den Trauerspielen /

Ich schreite zu der andern Eintheilung, in die ordentliche und außerordentliche Wahrscheinlichkeit. Die ordentliche ist eine Handlung, welche in der That nichtso ofte als ihr Gegentheil geschiehet, deren Möglichkeit aber doch groß genug ist, daß sie noch für keinWunder, oder für eine von den besondern Begeben 258 II. P. Corneille zweyte Abhandlung,heiten anzusehen ist, welche den Inhalt der blutigen Trauerspiele ausmachen, und die sich auf die Historie oder auf die allgemeine Meynung gründen müssen, und die zu keinen Mustern als in den Episoden, wovon sie den Körper ausmachen, können gebraucht werden, weil sie nicht glaublich sind, wenn sie diese Stützen nicht haben. Von der außerordentlichen Wahrscheinlichkeit giebt uns Aristoteles zwey allgemeineExempel. Das eine ist, wenn ein listiger Menschdurch einen weniger Listigen betrogen wird, das andre, wenn sich ein Schwächrer mit einem Stärkern schlägt und den Sieg davon trägt, welches besonders allezeit wohl aufgenommen wird, wenn die Sache des Einfältigern oder Schwächern die gerechteste ist. Esscheinet alsdann, daß die Gerechtigkeit des Himmelsden Ausgang geführt habe, welcher desto leichter Glauben findet, je mehr er mit den Wünschen der Zuschauer übereinkömmt, die sich allezeit derjenigen annehmen, deren Verfahren das billigste ist. Daherwürde der Sieg des Cid über den Grafen von einer außerordentlichen Wahrscheinlichkeit seyn, wenn er nicht wahr wäre. Es ist wahrscheinlich, sagt unser Lehrer, daß sich viel Sachen wider die Wahrscheinlichkeit zutragen; und weil er dadurch zugesteht, daß sich diese außerordentlichen Wirkungen wider die Wahrscheinlichkeit eräußern, sowollte ich sie lieber schlechtweg nur glaublich nennen,und sie unter das Nothwendige bringen, weil man sichihrer niemals als nur im Nothfalle bedienen muß.


8 - Le Pere de Famille /

Si je ne considérois que moi, je pourrois approuver ce parti. Mais je dois vous ouvrir les yeux sur un temps où je ne serai plus... Cécile, la Nature a ses vues; & si vous regardez bien, vous verrez sa vengeance sur tous ceux qui les ont trompées; les hommes punis du célibat par le vice, les femmes par le mépris & par l'ennui... Vous connoissez les différens états; dites-moi, en est-il un plus triste & moins consi déré que celui d'une fille âgée? Mon enfant, passé trente ans on suppose quelque défaut de corps ou d'esprit à celle qui n'a trouvé personne qui fût tenté de supporter avec elle les peines de la vie. Que cela soit ou non,l'âge avance, les charmes passent, les hommes s'éloignent, la mauvaise humeur prend; on perd ses parens, ses connoissances, ses amis. Une fille surannée n'a plus autour d'elle que des indifférens qui la négligent, ou des ames intéressées qui comptent ses jours. Elle le sent; elle s'en afflige; elle vit sans qu'on la console, & meurt sans qu'on la pleure.


9 - Der Hausvater /

Wenn ich bloß auf mich sehen wollte, so könnte ich mit diesem Vorsatze gar wohl zufrieden seyn. Aber ich muß dir die Zeit zu Gemüthe führen, da ich nicht mehr seyn werde. — Cäcilia, die Natur hat ihre Absichten; und wenn du Achtung geben willst, so wirst du finden, daß sie sich an allen rächet, die ihr diese Absichten fehl schlagen lassen; die Mannspersonen strafet sie, wegen des ehelosen Standes, durch dasLaster, und das Frauenzimmer durch Verachtung und Langeweile. — Du kennest die verschiedenen Stände; sage mir, giebt es einen traurigern, einen ungeachtetern Stand, als den Stand einer betagten Jungfer? Mein Kind, man vermuthet, ein Mädchen müsse entweder Gebrechen des Körpers oder der Seele haben, wenn sie dreyßig Jahr alt geworden ist, ohne eine Person gefunden zu haben, die mit ihr die Mühseligkeiten des Lebens zu ertragen, geneigt gewesen wäre. Dem aber sey wie ihm wolle; das Alter kömmt heran; die Reitze verschwinden; die Mannspersonen entfernen sich; die üble Laune nimmt überhand; man verlieret seine Aeltern, seine Bekannte, seine Freunde. Eine alte Jungfer hat niemanden um sich, als Gleichgültige, die sie verabsäumen, oder Eigennützige, die ihre Tage zehlen. Sie empfindet es; sie betrübt sich darüber; sie lebt, ohne daß sie jemand tröstet, und stirbt, ohne daß sie jemand beweinet.


10 - Fils naturelle /

Il m'entendit, & me répondit d'une voix altérée. Il est vrai. C'est ici qu'on voit la na- DRAMATIQUE. 159 ture. Voici le séjour sacré de l'enthousiasme. Un homme a-t-il reçu du génie: il quitte la ville & ses habitans. Il aime, selon l'attrait de son cœur, à mêler ses pleurs au crystald'une fontaine; à porter des fleurs sur un tombeau; à fouler d'un pied léger l'herbe tendre de la prairie; à traverser à pas lents des campagnes fertiles; à contempler les travaux des hommes; à fuir au fond des forêts: il aime leur horreur secrette; il erre; il cherche un antre qui l'inspire. Qui est-ce qui mêle sa voix au torrent qui tombe de la mon tagne? Qui est-ce qui sent le sublime d'un lieu désert? Qui est-ce qui s'écoute dans le silence de la solitude? C'est lui. Notre poëte habite sur les bords d'un lac. Il promene sa vue sur les eaux, & son génie s'étend C'est-là qu'il est saisi de cet esprit tantôt tranquille,& tantôt violent, qui souleve son ame ouqui l'appaise à son gré .... O Nature, tout ce qui est bien est renfermé dans ton sein! Tu es la source féconde de toutes vérités!.... Il n'y a dans ce monde que la vertu & la vérité qui soient dignes de m'occuper ..... L'enthousiasme naît d'un objet de la nature. Si l'esprit l'a vu sous des aspects frappans &divers, il en est occupé, agité, tourmenté. 160 DE LA POÉSIE L'imagination s'échauffe. La passion s'émeut. On est successivement étonné, attendri, indigné, courroucé. Sans l'enthousiasme, ou l'idée véritable ne se présente point, ou, si par hafard on la rencontre, on ne peut la poursuivre ..... Le poëte sent le moment de l'enthousiasme. C'est après qu'il a médité. Il s'annonce en lui par un frémissement qui part de sa poitrine, & qui passe d'une maniere délicieuse & rapide jusqu'aux extrémités de son corps. Bientôt ce n'est plus un frémissement: c'est une chaleur forte & permanente qui l'embrâse, qui le fait haleter, qui le consume, qui le tue; mais qui donne l'ame, la vie à tout ce qu'il touche. Si cette chaleur s'accroissoit encore, les spectres se multiplieroient devant lui: sa passion s'éleveroit presqu'au degré de la fureur: il ne connoîtroit de soulagement qu'à verser au-dehors un torrent d'idées qui se pressent, se heurtent & se chassent.


11 - Fils naturelle /

Dorval le suit lentement ..... Il s'appuie sans dessein contre la porte .... il y voit un verrouil ..... il le regarde ..... le ferme ... tire son épée ... en appuie le pommeau contre la terre .... en dirige la pointe vers sa poitrine..... se penche le corps sur le côté.... leve les yeux au Ciel .... les ramene sur lui ..... demeure ainsi quelque tems ...... DRAMATIQUE. 229 pousse un profond soupir, & se laisse tomber.


12 - Fils naturelle /

Ce duo a été précédé d'un bout de récita tif composé de petits gestes du visage, du corps & des mains de ces enfans, qui se montroient l'endroit d'où le bruit est venu.


13 - Der natürliche Sohn /

Er hörte mich, und antwortete mir mit einer heisern Stimme: Es ist wahr. Hier, hier läßt sich die Natur sehen. Hier ist der heilige Aufenthalt der Begeisterung. Hat ein Mensch Genie erhalten: so verläßt er die Stadt und ihre Einwohner. Ihn154 freuet, so wie sein Herz ihn reitzet, bald seine Thränen mit dem Krystalle einer Quelle zu mischen; bald Blumen auf ein Grab zu tragen; bald mit leichten Füssen das zarte Gras der Wiesen niederzutreten; bald mit langsamen Schritten fruchtbare Felder durchzuwandern; bald die Arbeit des Landmannes mit anzusehen; bald in das Innerste der Wälder zu fliehen. Er liebt ihre geheime Schauder. Er irret umher. Er sucht eine Höhle, die ihn begeistre. Wer sonst als er, läßt seine Stimme zu dem Rauschen des Stromes, der von dem Berge stürzet, ertönen? Wer sonst als er, empfindet das Erhabene eines einsamen Ortes? Wer sonst als er, höret sich in der Stille der Einöde? Niemand als er. Unser Dichter wohnet auan dem Ufer einer See. Er wirft seine Blicke über die Fläche der Wasser, und sein Genie erweitert sich. Hier ist es, wo er von dem bald ruhigen bald heftigen Geiste ergriffen wird, der seine Seele nach Willkühr itzt empöret, itzt beruhiget. -- O Natur, alles was gut ist, ist in deinem Schooße verschlossen! Du bist die reiche Quelle aller Wahrheiten. -- Nichts als Tugendund Wahrheit ist in diesem Augenblicke würdig, mich zu beschäftigen. -- Die Begeisterung entspringet aus einem Gegenstande der Natur. Hat ihn die Seele von mehrern und von den hellesten Seiten gesehen, so bemeistert er sich ihrer, und setzt siein Bewegung und Aufruhr. Die Einbildungskraftwird hitziger. Die Leidenschaften werden rege. 155 Man ist, eines ums andere, erstaunt, gerührt, geärgert, erzürnt. Ohne die Begeisterung findet sich der wahre Gedanke entweder gar nicht ein; oder wenigstens, wenn man ihn ja von ohngefehr trift, kann man ihn doch nicht verfolgen. -- Der Dichter empfindet den Augenblick der Begeisterung. Er folget auf sein Nachdenken. Er kündiget sich bey ihm durch eine Erschütterung an, die in seiner Brust den Anfang nimmt, und sich, auf die süsseste und schnelleste Weise, bis in die äussersten Theile des Körpers fortpflanzet. Bald aber ist es keine Erschütterung mehr. Es ist eine starke und anhaltende Hitze, die ihn entzündet, die ihn verzehret, die ihn tödtet; die aber allem, womit er sich abgiebt,Seele und Leben ertheilet. Wenn diese Hitze nochsteiget, so werden auch der Erscheinungen vor ihmmehr. Seine Leidenschaft würde bis zur Staffel der Wuth steigen. Er würde von keiner andern Erleichterung wissen, als einen Strom von Ideen, die sich drengen, sich stossen und sich jagen, auszuschütten.


14 - Der natürliche Sohn /

Dorval folgt ihm langsam. -- Er lehnet sich ohne Absicht gegen die Thüre. -- Er wird einen Riegel gewahr. Er betrachtet ihn; -- er stößt ihn zu; -- zieht seinen Degen; -- setzet den Knopf gegen die Erde; -- richtet die Spitze gegen seine Brust; -- neiget sich seitwärts mit dem Körper darüber; -- richtet die Augen gen Himmel; -- schlägt sie wie 229der auf sich selbst nieder; -- bleibt einige Augenblicke so; -- er seufzet tief, und -- stürzt.


15 - Der natürliche Sohn /

Vor diesem Duette ging ein Stückchen Recitativ her, das aus kleinen Gesichtszügen, aus kleinen Bewegungen der Körper und Hände dieser Kinder bestand, womit sie sich einander den Ort wiesen, wo das Geräusch hergekommen war.