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1 - Fils naturelle /

Ceux qui se livrerent les premiers à une étude suivie de la nature humaine, s'atta cherent d'abord à distinguer les passions, à les reconnoître, & à les caractériser. Un homme en conçut les idées abstraites, & ce 246 DE LA POÉSIE fut un philosophe. Un autre donna du corps & du mouvement à l'idée, & ce fut un poëte. Un troisieme tailla le marbre à cette ressemblance, & ce fut un statuaire. Un quatrieme fit prosterner le statuaire au pied de son ouvrage, & ce fut un prêtre. Les Dieux du paganisme ont été faits à la ressemblancede l'homme. Qu'est-ce que les Dieux d'Ho mere, d'Eschyle, d'Euripide, & de Sopho cle? Les vices des hommes, leurs vertus, & les grands phénomenes de la nature personnifiés. Voilà la véritable théogonie. Voilà le coup-d'œil sous lequel il faut voir Saturne, Jupiter, Mars, Apollon, Vénus, les Parques, l'Amour & les Furies.


2 - Der natürliche Sohn /

Die ersten, die sich dem Studio der menschlichen Natur widmeten, bemühten sich vor allen Din 246gen, die Leidenschaften zu unterscheiden, zu kennen,und zu charakterisieren. Der eine machte sich abstracte Begriffe davon, und das war der Philosoph.Ein anderer gab seiner Idee Körper und Bewegung,und das war der Dichter. Ein dritter hauete einenMarmor aus, bis er dieser Idee ähnlich ward, unddas war der Bildhauer. Ein vierter machte, daß der Bildhauer vor sein Werk niederkniete, und das war der Priester. Die Götter des Heidenthums sind nach dem Bilde des Menschen gemacht. Was sind die Götter des Homers, des Aeschylus, des Euripides, des Sophokles? Laster und Tugenden der Menschen, grosse Erscheinungen der Natur, in Personen verwandelt. Das ist die wahre Theogonie. Das ist der Gesichtspunkt, aus welchem man den Saturnus, Jupiter, Mars, Apollo, die Venus, die Parzen, den Amor und die Furien betrachten muß.


3 - Des Abts du Bos Ausschweifung von den theatralischen Vorstellungen der Alten /

Es war den Alten nicht genug, daß sie die hypokritische Musik, oder die Kunst der Gebehrden, in eine Methode gebracht hatten, sondern sie hatten sie auch so vollkommen gemacht, daß sich Komödianten fanden, die alle Arten von du Bos,dramatischen Stücken, ohne ein Wort zu reden, zuspielen wagten. Es waren dieses die Pantomimen,welche alles, was sie sagen wollten, mit Gebehrden ausdrückten, die die Kunst der Saltationlehrte. Wird sich Venus, sagt Arnobius in seinemWerke wider den heidnischenAberglauben,deswegen besänftigen, weil ein Pantomime denAdonis mit Gebehrden, welche die Tanzkunstlehret, vorgestellet hat? (*) Obliterabit offensam Venus, si Adonis in habitu gestum agere viderit saltatoriis in motibus Pantomimum?Die Pantomimen spielten also gemeiniglich ohnezu reden. Histriones quasdam in theatro fabulas sine verbis saltando, plerumque aperiunt & exponunt. (**) Die Histrione stellen uns gemeiniglich ein Stück vor, ohne zureden.


4 - Des Abts du Bos Ausschweifung von den theatralischen Vorstellungen der Alten /

Wir wollen nunmehr die Person der Pantomimen betrachten. Der Verfasser des Werks(*) Dio lib. 54.von den theatr. Vorstell. der Alten.wider die Schauspiele der Alten, welches wirunter den Werken des h. Cyprianus haben, beschreibt einen Pantomimen, als ein Ungeheuer, welches weder Mann noch Weib sey, deren Manieren weit geiler wären, als die Manieren irgend einer Hure, und dessen Kunst darinn bestehe, daß er mit seinen Gebehrden reden könne. Gleichwohl, fügt er hinzu, wird die ganze Stadtin Bewegung gesetzt, ihn die schändlichen Ausschweifungen des fabelhaften Alterthums, durchGebehrden vorstellen zu sehen. Huic dedecoricondignum dedecus super inducitur, homofractus omnibus membris, & vir ultra muliebrem mollitiem dissolutus. Cui ars est verbamanibus expedire, & propter unum nescioquem nec virum nec fœminam, commoveturcivitas, ut desaltentur fabulosæ antiquitatislibidines. Die Römer mußten sich vielleicht inden Kopf gesetzt haben, daß ihre Pantomimen,wenn sie sie zu Verschnittenen machten, einegewisse Geschmeidigkeit des ganzen Körpersbehalten würden, welche Männer nicht haben könnten. Dieser Gedanke, oder wenn man lieberwill, diese Grille war Ursache, daß sie an denKindern, welche zu dieser Profeßion bestimmtwurden, eben die Grausamkeit verübten, welche man in einigen Ländern noch jetzt an den Kindern ausübt, die ihre Stimme nicht verlierensollen. Der h. Cyprianus sagt in dem Briefe, in welchen er dem Donatus von den Ursachen du Bos,Rechenschaft giebt, die ihn die christlicheReligion anzunehmen bewogen, daß die Schauspiele, welche einen Theil des heidnischenGötterdienstes ausmachten, voller Unzucht und Grausamkeit wären. Nachdem er die Abscheulichkeiten des Amphitheaters angeführt, fügt er, indemer von den Pantomimen spricht, hinzu, daß mandie Mannspersonen aus ihrem Geschlechte herabsetze, um sie zu einer so ehrlosen Profeßion geschickter zu machen, und daß man von demjenigen Lehrmeister, welchem es am besten gelungen, einer Mannsperson das Ansehen einer Frau zugeben, rühme, daß er die besten Schüler habe.Evirantur mares, omnis honor & vigor sexusenervati corporis dedecore emollitur, plusqueillic placet quisquis virum in fœminam magisfregerit. Wie viel Ungemach, sagt Tertullianus in seinem Werke wider die Schauspiele, mußein Pantomime an seinem Körper ausstehen, wenn er ein Künstler in seiner Art werden will? Quæ denique Pantomimus a pueritia patiturin corpore, ut artifex esse possit.


5 - Des Abts du Bos Ausschweifung von den theatralischen Vorstellungen der Alten /

Unter den Antworten auf die Fragen der Christen,ein Werk, welches dem h. Justinus demMärtyrer, der in dem zweyten Jahrhundertelebte, beygelegt wird, findet sich eine, in welcher entschieden wird, daß die Gläubigen garwohl Melodien, welche von Heiden zu einem unheiligen Gebrauche componiret worden, zu göttlichen Lobgesängen anwenden könnten, nur müßten sie mit Bescheidenheit und Anständigkeit ausgeführet werden. Diese Stelle kann durch das erklärt werden, was der h. Augustinus in einerRede sagt, die er an dem jährlichen Gedächtnißtage des Märtyrertodes des h. Cyprianusgehalen hat. (*) Aliquando ante annos non valdemultos etiam istum locum invaserat petulantiasaltatorum, istum tam sanctum locum ubi jacet tam sancti martyris corpus. Per totamnoctem canebantur hic nefaria & canentibussaltabatur. Die Umstände der Zeit und des Ortszeigen, daß diese Stelle von den Christen zu verstehen sey. Es war übrigens der Bischof, welcher dieser Unordnung steuerte. Noch nicht vorlanger Zeit, wollen die lateinischen Worte sagen, unterstanden sich die Tänzer, an diesem verehrungswürdigen Orte, neben der Grabstädte(*) August. serm. 311. in Natalem Divi Cypriani.du Bos,unsers heiligen Märtyrers, ihre lüderliche Kunstzu üben. Man sang die ganze Nacht hindurchunheilige Gesänge, zu welchen die Gebehrdenmacher declamirten. Allem Ansehen nach mochte etwan ein Christ das Leiden des h. Cyprians inVerse gebracht haben, welches Gedicht man hernach auf seinem Grabe eben so aufführte, wiedie weltlichen Stücke auf dem Theater aufgeführet wurden. Die Meinung des Justinus ist also diese, daß man von den Heiden componirteMelodien in den Kirchen zwar singen könne, abernicht declamiren solle, das ist, daß man sie singensolle, ohne Gebehrden dabey zu machen.


6 - Des Abts du Bos Ausschweifung von den theatralischen Vorstellungen der Alten /

Unter den Antworten auf die Fragen der Christen,ein Werk, welches dem h. Justinus demMärtyrer, der in dem zweyten Jahrhundertelebte, beygelegt wird, findet sich eine, in welcher entschieden wird, daß die Gläubigen garwohl Melodien, welche von Heiden zu einem unheiligen Gebrauche componiret worden, zu göttlichen Lobgesängen anwenden könnten, nur müßten sie mit Bescheidenheit und Anständigkeit ausgeführet werden. Diese Stelle kann durch das erklärt werden, was der h. Augustinus in einerRede sagt, die er an dem jährlichen Gedächtnißtage des Märtyrertodes des h. Cyprianusgehalen hat. (*) Aliquando ante annos non valdemultos etiam istum locum invaserat petulantiasaltatorum, istum tam sanctum locum ubi jacet tam sancti martyris corpus. Per totamnoctem canebantur hic nefaria & canentibussaltabatur. Die Umstände der Zeit und des Ortszeigen, daß diese Stelle von den Christen zu verstehen sey. Es war übrigens der Bischof, welcher dieser Unordnung steuerte. Noch nicht vorlanger Zeit, wollen die lateinischen Worte sagen, unterstanden sich die Tänzer, an diesem verehrungswürdigen Orte, neben der Grabstädte(*) August. serm. 311. in Natalem Divi Cypriani.du Bos,unsers heiligen Märtyrers, ihre lüderliche Kunstzu üben. Man sang die ganze Nacht hindurchunheilige Gesänge, zu welchen die Gebehrdenmacher declamirten. Allem Ansehen nach mochte etwan ein Christ das Leiden des h. Cyprians inVerse gebracht haben, welches Gedicht man hernach auf seinem Grabe eben so aufführte, wiedie weltlichen Stücke auf dem Theater aufgeführet wurden. Die Meinung des Justinus ist also diese, daß man von den Heiden componirteMelodien in den Kirchen zwar singen könne, abernicht declamiren solle, das ist, daß man sie singensolle, ohne Gebehrden dabey zu machen.


7 - Examen de in genios para las Sciencias /

Antiguamente se avian alçado con el nombre y officio de Orador, los jurisperi tos: porque la perfection de la abogacia, pedia el conocimiento y pericia de todas las artes del mundo, a causa que las leyes juzgan a todos. Y para saver la deffension que cada arte tiene por si, era necessario tener particular noticia de todas: y assi dixo Ciceron (Lib. de orator.) Nemo est in oratorum numero habendus, qui non sit omnibus artibus perpolitus. Pero viendo que era impossible aprender todas las sciencias: lo uno por la brevedad de la vida; y lo otro, De Ingenios. por ser el ingenio del hombre tan limitado; lo dexaron caer: Contentando se en la necessidad, con dar credito a los peritos de aquel arte que defienden, y no mas. Tras esta manera de defender las causas, sucedio luego la doctrina Euangelica, la qual se podia persuadir con el arte de oratoria, mejor que quantas sciencias ay enel mundo, por ser la mas cierta y verdadera; pero Christo nuestro redemptor mandó a S. Pablo que no la predicasse In sapientia verbi, porque no pensassen las gentes que era alguna mentira bien ordenada, como aquellas que los oradores solian persuadir con la fuerça de su arte. Pero ya recebida la fee, y de tantos años atras: bien se permite predicar con lugares retoricos, y aprovecharse del bien dezir y hablar, por no aver aora el inconveniente que quando predicava S. Pablo. Antes veemos que haze mas provecho el predicador que tiene las condiciones de perfecto orador; y le sigue mas gente que el que no usa dellas. Y es la razon muy clara: porque si los antiguos oradores hazian entender al pueblo las cosas falsas por verdaderas (aprovechandose de sus preceptos y reglas) mejor se convencera el auditorio Christiano, persuadiendole con artificio aquello mesmo que eltiene ya entendido y creydo. Allende que la divina escritura es (en cierta manera) todas las cosas: y para su verdadera interpretacion, son menester todas las sciencias; conforme Examen aquel dicho tan celebrado, (Prov. cap. 9.)Misit ancillas suas vocare ad arcem.


8 - Johann Huart's Prüfung der Köpfe zu den Wissenschaften /

Wenn also GOtt einen grossen und zierlichen Redner hätte wählen wollen, und dieser Redner wäre nach Athen, oder nach Rom gekommen, daselbst zu behaupten: in Jerusalem hätten die Juden einen Menschen gekreuziget, welcher wahrhafter GOtt sey, und eines freywilligen selbsterwählten Todes gestorben wäre, dieSünder zu erlösen; er sey am dritten Tage wieder auferstanden, und gen Himmel gefahren, wo er noch wäre: was würden die Zuhörer wohl gedacht haben? Würden sie nicht gedacht haben, dieser Satz wäre einer von den nichtigen Thorheiten, wovon sie ein Redner durch die Stärke seiner Kunst überreden wolle? Daher sagt auch der H. Paulus: (1 Corinth. I. 17.)Christus hat mich nicht gesandt zu taufen, sondern das Evangelium zu predi= gen: nicht mit klugen Worten, auf daß nicht das Kreutz Christi zunichte werde; das ist, damit nicht die Zuhörer denken sollten, das Kreutz Christi sey einer von den eiteln Sätzen, an welchen die Redner ihre Geschicklichkeit zu überreden wollten sehen lassen. Das Genie des H. Paulus war auch hierzu gar nicht geschickt. Er hatte zwar einen grossen Verstand, womit er sowohl in den Synagogen, als unter den Heiden behaupten und vertheidigen konnte, daß Christus der in dem Gesetze versprochene Messias sey, und daß sie keinen andern zu erwarten hätten; allein es fehlte ihm an demjenigen Gedächtniß, dadurch er mit Anmuth und mit ausgesuchten und süssen Worten hätte reden können; welches sich zur Ausbreitung des Evangeliums auch gar nicht geschickt hätte. Hiermit aber will ich nicht behaupten, Paulus habe nicht die Gabe mit Sprachen zu reden gehabt, sondern nur das behaupte ich, daß er in allen andern Sprachen nicht anders als in seiner geredt habe. Jch bin auch so unverständig nicht, daß ich sagen sollte, dem Paulus wäre zur Vertheidigung des Namens Christi sein natürlich grosser Verstand hinlänglich gewesen, ohne daß er den besondern Beystand oder die übernatürlichen Gnadengaben, mit welchen ihn GOtt ausrüstete, hätte nöthig gehabt: dieses nur sage ich, daß die übernatürlichen Gaben besser wirkten, da sie auf ein gutes Naturell fielen, als sie würden gewirkt haben, wenn der Mensch an sich selbst dumm und albern gewesen wäre. *) Auf diese Lehre gründet sich der h. Hieronymus, wenn er in der Einleitung in die Propheten Jesaias und Jeremias die Frage aufwirft: warum der H. Geist, ob er gleich eben sowohl durch den Mund des Jeremias, als des Jesaias geredt habe, sich bey dem einen mit aller möglichen Zierlichkeit ausdrücke, da der andere kaum reden könne? Er antwortet auf diesen Zweifel: der H. Geist habe sich nach eines jeden Natur gerichtet, ohne durch die übernatürlichen Gnadengaben ihr Genie zu verändern, oder sie die Ausdrücke zu lehren, in welchen sie ihre Prophezeyhungen kund machen sollten. Man darf nur wissen, daß Jesaias aus einem angesehenen und vornehmen Geschlechte war; daß er in Jerusalem ist auferzogen worden, und am Hofe gelebt hat; daß er also gar leicht die Gabe, zierlich und angenehm zu reden, hat haben können. Jeremias hingegen war auf einem Dorfe, nicht weit von Jerusalem, Namens Anathot, gebohren; er war in seinem Betragen einfältig und rauh, so wie ein Bauer seyn kann, und also bediente sich auch der Heilige Geist bey den Prophezey

*) Obgleich die Epistel an die Hebräer in der That von dem h. Paulus ist, so haben sich dennoch nicht wenige gefunden, die sie für das Werk eines andern ausgegeben haben, weil die Schreibart darinnen von der Schreibart des H. Paulus ganz unterschieden ist. Die Kirche aber hat diese Meynung für eine Ketzerey erklärt.

hungen, die er ihm mittheilte, eines einfältigen und rauhen Ausdrucks. Eben dieses ist auch von den Briefen des heil. Paulus zu verstehen, welchen der heilige Geist zwar in so weit erfüllte und lenkte, daß er nicht irren konnte, dem er aber völlige Freyheit ließ, so zu reden, wie er natürlicher Weise redete, und wie es die Lehre, die er vortrug, erforderte; weil die Wahrheit der scholastischenTheologie die vielen Worte verabscheuet.


9 - Johann Huart's Prüfung der Köpfe zu den Wissenschaften /

Vor Alters hatten sich die Rechtsgelehrten den Namen und die Verrichtung eines Redners angemaßt; weil die Vollkommenheit eines Advocaten die Kenntniß und Erfahrenheit in allen Künsten der Welt erforderte, und sich die Gesetze über alles erstrecken. Wenn man eine jede Kunst so vertheidigen soll, wie sie ihrer Beschaffenheit nach vertheidiget werden muß, so muß man nothwendig von jeder eine besondere Kenntniß haben; daher auch Cicero*) sagt: nemo est in oratorum numero habendus, qui non sit omnibus artibus perpolitus. Weil sie aber sahen, daß es theils wegen der Kürze des Lebens, theils wegen des eingeschränkten menschlichen Genies, unmöglich sey, alle Wissenschaften zu lernen, so gaben sie es näher, und begnügten sich im Falle der Nothwendigkeit damit, daß sie die Erfahrnen in derjenigen Kunst, in welche ihre Vertheidigung einschlug, zu Rathe zogen, und ihnen Glauben zustellten. Auf diese Art die Rechtshändel zu vertheidigen, folgte die Lehre des Evangeliums, welche weit besser als irgend eine andere Wissenschaft von der Beredsamkeit den Menschen hätte können eingeredet werden, weil sie die allergewisseste und wahrhafteste war. Allein Christus befahl dem heil.Paulus ausdrücklich, daß er sie nicht mit künstlichen Worten predigen sollte, damit nicht dieHeiden etwa glauben möchten, sie sey nichts, als eine schöne ausgeputzte Lügen, dergleichen

*) de oratore.

die Redner dem Pöbel durch die Stärke ihrer Kunst einzureden pflegten. Nunmehr aber, da man diese Lehre gänzlich angenommen hat, da so viele Jahre seitdem verflossen sind, ist es ganz wohl erlaubt, nach den Regeln der Beredsamkeit zu predigen, und sich aller Annehmlichkeiten des Vortrags zu bedienen; weil die Ungelegenheit nicht mehr damit verbunden ist, welche damit verbunden war, als der heil. Paulus predigte. Wir sehen ja auch, daß derjenige Prediger, welcher die Eigenschaften eines vollkommenen Redners hat, weit mehr Nutzen stiftet, als ein anderer, und daß sich das Volk mehr um ihn drängt, als um einen andern. Die Ursache davon ist klar: denn wenn die alten Redner, vermittelst der Vorschriften und Regeln ihrer Kunst, dem Volke Lügen für Wahrheiten verkaufen konnten; so müssen christliche Zuhörer ja weit eher überzeugt werden können, wenn man ihnen durch den Beystand der Kunst dasjenige einschärft, was sie schon gehört haben, und zum Theil schon glauben. Da übrigens dieheil. Schrift gewissermaassen alles enthält, so sind zu ihrer Erklärung auch alle Wissenschaften vonnöthen, als worauf der bekannte Spruch zielet:die Weisheit sandte ihre Dirnen aus, zu laden oben auf die Palläste der Stadt. (Sprüche Sal. 9, 3.)


10 - Johann Huart's Prüfung der Köpfe zu den Wissenschaften /

Der Magen ist von dem Wesen und den Beschaffenheiten aller Speisen, die in der Welt sind, gänzlich entblößt, so wie das Auge von allen Figuren und Farben entblößt ist. Wenn wir also etwas essen, gesetzt, daß es der Magen überwindet, so wirkt diese Speise dennoch wieder gegen diesen Magen zurück, und verändert und verdirbt sein Temperament und sein Wesen, weil ihr Wesen von ganz anderer Beschaffenheit ist, und keine wirkende Ursache so stark seyn kann, daß sie nicht eine Gegenwirkung empfinden sollte. Die zarten und schmackhaften Speisen ändern den Magen sehr stark; *) theils weil er sie mit vielem Appe

*) Αριϛ{??}. περι ψυχης βιβλ.β. Γαλ. περι ἀι-τιων των ἁπλων Φαρμ.

tit und mit grosser Hitze verdauet und durchwirkt; theils, weil sie so fein sind und so wenig grobe Theile haben, daß sie in die Substanz des Magens selbst eindringen, und schwer wieder heraus zu bringen sind. Wenn nun der Magen empfindet, daß diese Nahrung seine Natur verändert und sein Verhältniß, welches er gegen die übrigen Nahrungen hat, aufhebt, so ekelt ihm davor; und wenn er sie ja geniessen muß, so kann man ihn nicht anders, als durch viele Zuthat und durch vieles Gewürze hintergehen. Sogar das Manna war hiervon nicht ausgenommen, ob es gleich die allerzarteste und schmackhafteste Speise war; denn endlich wurden die Jsraeliten dieser Speise überdrüssig, daß sie sogar schrieen: unsrer Seele ekelt über dieser losen Speise. Diese Klage eines Volks, welchem GOtt so besonders wohlwollte, war höchst unbillig, weil sie das sicherste Mittel darwider hatten, indem sie dem Manna allen Geschmack geben konnten, den sie nur, seiner nicht überdrüßig zu werden, verlangten. Die meisten von ihnen assen es auch sehr gern, weil sie Knochen, Nerven und Fleisch in dem Manna fanden, welches alles mit seinem Wesen so verbunden war, daß sie der grossen Gleichheit wegen nichts anders verlangten. Eben dieses ereignet sich an dem Brodte, welches wir noch essen, und an dem Schöpsenfleische. *) Die groben Speisen,

*) Diejenigen, welche sich an Hüner und Rebhüner gewöhnt haben, bekommen niemals einen Ekel davor, weil ihr Magen schon darnach eingerichtet ist.

welche von keiner guten Substanz sind, als das Rindfleisch, haben viel Unverdauliches, daher sie auch der Magen nicht mit so grosser Begierdeiuin sich nimmt, als die zarten und schmackhaften Speisen, und folglich von ihnen sobald nicht kann verändert werden. Hieraus folgt, daß die Veränderung, welche das Manna nur in einem einzigen Tage verursachte, wieder aufzuheben, der Magen wenigstens einen ganzen Monat hinter einander nichts, als ganz entgegengesetzte Speisen hätte zu sich nehmen müssen. Wenn man diese Rechnung nun weiter fortführt, so werden wenigstens vier tausend und noch mehr Jahre †) erfordert, ehe sich die Beschaffenheiten gänzlich verlieren, die der Saame in ganzen vierzig Jahren durch das Manna erhielt. Wem dieses unwahrscheinlich vorkömmt, der setze den Fall: GOtt habe, so wie er die zwölf Stämme Jsraels aus Aegypten führte, auch zwölf Mohren und Mohrinnen aus Aethiopien geführt und sie in unsere Gegend versetzt. Wie viel Jahre würden wohl erfordert, ehe diese Mohren und ihre Nachkommen die schwarze Farbe verlören, wenn sie sich nicht mit weissen Menschen vermischten? Jch sollte denken, es würden sehr viel Jahre darzu erfordert, da es doch nun schon länger als zwey hundert Jahr sind, daß die ersten Ziegeuner aus Aegypten nach Spanien

†) Mir ist in der Arithmetik und Naturkunde keine Regel bekannt, nach welcher sich die hier von dem V. gemachte Rechnung deutlich beweisen liesse. E.

kamen, und gleichwohl ihre Nachkommen weder die verbrannte Farbe noch das scharfsinnige Genie, welches ihre Väter mit aus Aegypten brachten, verlohren haben. So groß ist die Stärke des menschlichen Saamens, wenn er einmal eine gewisse Beschaffenheit fest an sich genommen hat. Wie also die Mohren aus Spanien die schwarze Farbe auf ihre Nachkommen bringen würden, durch den Saamen nämlich, ob sie gleich nicht in Aethiopien sind: so hat auch das jüdische Volk, nachdem es in unsere Gegend gekommen, auf seine Nachkommen das scharfsinnige Genie gebracht, ob sie gleich weder in Aegypten gewesen sind, noch Manna gegessen haben; denn weise oder klug zu seyn, ist eine eben so zufällige Eigenschaft des Menschen, als weiß oder schwarz zu seyn. Es ist auch in der That wahr, daß die Juden jetzt nicht mehr so verschlagen und scharfsinnig sind, als sie etwa vor tausend Jahren waren; †) denn seit dem sie aufgehöret haben Manna zu essen, hat das Genie von Geschlecht zu Geschlecht um etwas abgenommen; theils, weil sie sich anderer Speisen bedient, in Gegenden gewohnt, die von der Aegyptischen ganz verschieden sind und

†) Man braucht wohl nicht erst zu dem Manna seine Zuflucht zu nehmen, um die Ursache zu erklären, warum die Juden jetzt nicht so viel Proben ihres ScharssinnsScharfsinns ablegen, als vor tausend Jahren, da es eine bekannte Sache ist, daß der Mangel an Freyheit allemal der Ausbreitung nützlicher Kenntnisse und der gehörigen Aufklärung hinderlich ist. E.

Wasser getrunken haben, das bey weiten nicht so rein ist als das Wasser in der Wüsten war; theils weil sie sich mit den Nachkommen der heidnischen Völker vermischt haben, die diese Art des Genies nicht hatten, wovon sie, welches man nicht leugnen kann, noch bis jetzt nicht wenig besitzen.


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X. The nearer degrees of consanguinity and affi-nity, Christians, and many Heathennations too, havealways looked upon as moral impediments of marri-age. The natural reasons commonly alledged scarceseem to have force proportioned to the great infamyand the notions of impiety attending such marriages.The most abhorred kind is that between the ascend-ing and descending degrees. Not only the inequalityof years, but the natural reverence in these relationsare very opposite to the equality produced by marri-age. But greater inequalities of years sometimes donot make marriages either immoral, or even impru-dent. And it is not every sort of reverence, due tohigher merit or authority, or gratitude due for thegreatest benefits, which would be inconsistent withthis relation, tho' that of parents seems inconsistent.'Tis scarce accountable without some natural instinctof aversion to such mixtures, how they have been so theStateofMarriage. 171 universally abhorred. A monstrous practice receivedChap. 1.by one sect in Persia, is no objection to this suppositi- on, which is confirmed by the sentiments of all theworld besides.


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'Tis argued that brothers and sisters by living to-Reasons alledged.gether from their infancy would fall too early intosuch passions, and be less capable of resisting sollicita- tion, through their great intimacy, were there not a severe prohibition, making such commerce matter ofabhorrence. But it often happens that cousin-germans,and remoter relations, are educated together in thesame intimacy, and we see no dismal effects from thepermission of intermarriages among them. And werethese marriages with sisters lawful, one would think the early passions would do no more harm than they mustfrequently do on other occasions, where young peoplecontract early acquaintance. If there be any naturalaversion in this case too, as well as between parentsand children, checking the general impulse, it seemsnot so strong: and we find that such marriages of bro-thers with sisters have been more received in Heathennations. There is more of equality in this relation;whereas the long habitual authority exercised by pa-rents, and the reverence and subjection to which chil-dren are enured, may possibly without other princi-ples restrain all these amorous in clinations so naturally requiring an equality.


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In particular, tho' errors in religion, as such, doWhat trusts pre- clude an heir ap- parent.not make void any civil rights of men; though no 306 HowCivil Poweris acquired.Book III. man would forfeit his right by Polytheism, Deism, orHeathen idolatry, while he held no superstitious te-nets which would make him unfaithful to his con-tracts, cruel and oppressive to his people, or unjust in his jurisdiction, or unfit to support the liberty and in-dependency of the state: yet if he obstinately adheres to such tenets as these, „That he shall have a divine right to act as he pleases in state affairs, even to sell or alienate the state, that he shall have a right, and be obliged in conscience to extirpate by fireand sword such as differ from him in religion, andthat this duty must take place of all promises orengagements made by him or his ancestors to thepeople: that he is obliged in conscience to allow aforeign prince, under a pretended religious cha-racter, to exercise a great deal of civil jurisdictionwithin the state, and over many of its members, andto grant investitures to many lucrative offices ofgreat secular power, tho' with mock spiritual names;and to prohibit all commerce with any subjects ofthe state who are interdicted by him:“ a personholding such tenets, may be more justly excludedfrom succeeding to the crown of a free independentnation governed by laws, than a madman or an idiotas he must be much more pernicious to the publick.


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X. Die Christen, und auch viele heydnischeNationen haben allemal zu genaue Grade der Verwandschaft, als moralische Hindernisse einer Heyrath angesehn. Die moralischen Ursachen, die man gemeiniglich anführt, scheinen kaum von der Stärke zu seyn, daß sie die entsetzliche Schande und den grossen Begriff der Gottlosigkeit, womit solche Ehen begleitet sind, rechtfertigen könnten. Was man am meisten verabscheut, ist eine Verbindung zwischen herauf- und herabsteigenden Graden. Nicht nur die Ungleichheit der Jahre, sondern auch die natürliche Ehrerbietung, die man solchen Verwandten schuldig ist, stehn der Gleichheit, die durch die Ehe hervorgebracht wird, ziemlich im Wege. Noch grössere Ungleichheiten in Ansehung der Jahre aber, machen ja oft eine Heyrath weder moralisch unerlaubt noch unvernünftig, und nicht alle Arten von Ehrfurcht, die wir einem höhern Ansehn, oder grösim Ehestande. 749Erster Abschnitt.sern Verdiensten, und von Dankbarkeit, die wir für die grossen Wohlthaten schuldig sind, sind von der Beschaffenheit, daß sie mit einer ehelichen Verbindung nicht bestehen könten, obgleich diejenigen, die man für Eltern hegt, es zu seyn, scheinen. Wenn man nicht einen gewissen natürlichen Abscheu annimmt, so ist es kaum zu begreiffen, wie sie durchgängig bey allen Völkern, so durchgängig haben verabscheut werden können. Eine unnatürliche Gewohnheit, die bey einer gewissen Secte in Persien eingeführt ist, kan keine Ausnahme vondiesem Grundsatze machen, der durch die Grundsätze der ganzen übrigen Welt bestätigt wird.


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Man führt gemeiniglich an, daß BrüderAngeführte Ursachen.und Schwestern, weil sie von Jugend auf mit einander lebten, zu früh in solche Leidenschaften verfallen, und der grossen Vertraulichkeit wegen, die unter ihnen herrschte, weniger im Stande seyn würden, sich einander zu widerstehn, wenn kein strenges Verbot da wäre, daß einen solchen Umgang zum Gegenstande des Abscheus machte. Es trägt sich aber oft zu, daß leibliche Geschwister Kinder, oder andre, die noch weitläuftiger verwandt sind, mit einander in gleicher Vertraulichkeit erzogen werden, und wir sehen keine bösen Folgen, die daraus entstehen, wenn man ihnen erlaubt, sich unter einander zu heyrathen. Wären die Ehen mit Schwestern erlaubt, so würde man einsehn, daß diese frühe Bekantschaft keinen grössern Schaden verursachen kan, als sie bey andern Gelegenheiten, wo junge Leute sehr zeitig vertraut werden, verursacht. Drittes Buch.750 Die Rechte und Pflichten Wenn es in diesem Falle so gut, als zwischen Eltern und Kindern, einen natürlichen Abscheu giebt, die den gemeinen Trieb im Zaume hält, so mus er nicht so gar stark seyn, und wir finden auch, daß die Heyrathen zwischen Brüdern und Schwestern bey vielen heidnischen Nationen gebräuchlich gewesen sind. Bey solchen Verbindungen fiudet<findet> eine grosse Gleichheit statt, da die lange zur Gewohnheit gewordne Autorität, welche die Eltern über ihre Kinder ausüben, und die Ehrerbietung und Unterwürfigkeit wozu die Kinder gewöhnt sind, vielleicht ohne alle andre Abhaltung im Stande sind, alle verliebte Regungen zu unterdrücken, zu welchen eine gewisse Gleichheit allemal unumgänglich erfordert wird.