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1 - L'art d'aimer /


Et le cahos commence où la France est finie.

2 - Die Kunst zu lieben /

Ein liebenswürdiger Franzose ist glücklicher gewesen. Bernard hat uns in seiner Kunst zu lieben ein Gedichte geliefert, welches diesen Titel behauptet. Schon seit fünf bis sechs Jahren hat die Welt unvollständige Abdrucke davon gelesen, und mit Vergnügen, so unvollständig sie gewesen sind. Nur erst zu Ende des vorigen Jahres hat man eine getreue, verbesserte und ganze Ausgabe erhalten. Wir würden weniger berechtiget seyn ihrer hier zu gedenken, wenn sie in Deutschland mehr bekant geworden wäre. Sollten wir glauben, daß ein Auszug deswegen mißfallen sollte, weil hinter dem L auf dem Titel nicht noch ein I stehet?L'art d'aimer, nouveau poeme en six chants par Mr.****; edition fidele, et complette, enrichie de figures. á Londres, aux depens de la compagnie. MDCCL. en 8.


3 - Die Kunst zu lieben /

Im dritten Gesange werden die Eigenschaften beschrieben, die ein Liebhaber haben muß, wenn er gefallen will. Der Dichter fängt mit einer doppelten Allegorie der lasterhaften und nichtigen, und der weisen und dauerhaften Liebe an. Vor allen muß man sich bemühen den Character des geliebten Gegenstandes zu erforschen. Seine Geliebte zu bezwingen, muß man aufmercksam ihr zu gefallen, und von seinem Vorsatze ganz erfüllet seyn; nach ihrem Geiste, nach ihrem Geschmacke muß man sich falten, dencken, lieben, handeln wie sie, und sich ganz in sie verwandeln. Ist sie eine Schülerin der ernsten Weisheit, trägt sie in ihrem Herzen ein langsames Feuer, welches sie bestreitet? Geht nicht allzukühn fort, und schonet ihre Tugend. Vereinigt sie mit der Liebe einen philosophischenGeist? Redet, den Malebranche in der Hand, nichts als Metaphysick. Tadelt sie? Tadelt. Lobt sie? Lobt. Tanzet sie? Tanzet. Singt sie? Singet. Mahlt sie? bewundert ihre Werke. Lieset sie euch ihre Verse? verschwendet die Lobeserhebungen. — — Diese Erforschung der Charaktere muß auf beyden Theilen seyn, und keines muß glauben, der Verstellung berechtiget zu seyn. Wer tugendhaft ist der scheint es, und die Verbergung der wahren Gestalt ist ein gewisser Beweiß von ihrer Häßlichkeit. Man bestrebe sich also durch Verdienste liebenswerth zu werden; aus der Hochachtung entspringt die Liebe; man habe die Gesinnungen und die Aufführung eines Mannes, der die Welt kennet; man trotze nicht auf äusserliche Vortheile, die nur von allzukurzer Dauer sind; man schmücke seinen Geist mit dauerhaftern Reizen; man verbinde mit der Zärtlichkeit des Witzes großmüthige Gesinnungen des Herzens; man fliehe das gezwungene Betragen eines Stutzers; man sey gleichförmig in der Aufführung; man prahle nicht mit Metaphysik und Versen, eine Prahlerey, die der üble Geschmack zu rechtfertigen scheinet; man vermeide den lächerlich kostbaren Ton der Neologisten; man sey kein Lustigmacher, der die geringsten Fehler auch seiner Freunde anfällt; dieWahrheit wohne allezeit auf den Lippen; nie komme ein Ausdruck in den Mund, der die Schamhaftigkeit roth macht und die Unschuld zum Schaudern bringt; man halte sich zu Grossen, deren Umgang die Schule der Tugend und Artigkeit ist. — — Hier ist der Dichter gedoppelt ein Dichter; und die Schmeicheleyen die er diesem und jenen französischen Hofmanne macht, den er mit Namen nennt, sind nicht zu übersetzen. — — Doch die Welt allein bildet einen vollkommenen Menschen nicht. Das Lesen der besten Schriftsteller muß dazu kommen. La Fontaine, Moliere,Racine, Regnard, Nericaut, La Chaussee, Gresset, Chaulieu, Bernis, und wer sie sonst sind, die Mahler, welche Natur und Kunst gebildet hat, die Helden der Gesinnungen, die das edelste Feuer belebt! — — Hiebey vermeide man das französischeVorurtheil, die Nachbarn zu verachten. Es giebt gewisse in ihre Sphäre so eingeschränkte Geister, die nur den Himmelsstrich preisen, unter welchem sie gebohren sind, furchtsam ihren Großältern nachschleichen und nur die Güter loben, die vor ihren Augen wachsen. Für sie ist ausser Paris kein Genie anzutreffen, und das Chaos fängt an, da wo sich Frankreich endet. Leget diesen närrischen Hochmuth, den ihr mit der Milch eingesogen habt, ab. In den wildesten Gegenden giebt es Pilpais. Der abergläubischeSpanier, der selbstmörderischeEngländer haben Sitten und Gaben. Erforschet ihren Geschmack und macht euch der Schätze zu Nutze, welche die Natur andern Ufern vorbehält. — — Dieses sind Lehren, welche klugeFranzosen ihren Landsleuten noch unzähligmal wiederhohlen und unzähligmal umsonst wiederhohlen werden. — — Nunmehr kommt der Dichter auf den Zweykampf, die Frucht des falschen Muths. Er beschreibt alle schreckliche Folgen derselben, und will in einer kleinen Geschichte lehren, wie vermögend ein Frauenzimmer sey, diese Raserey bey Mitbuhlern zu unterdrücken. Auch diese Geschichte will uns im Ganzen nicht gefallen. Wir wollen die Rede eines Frauenzimmers, die in voller Unschuld ihre Liebe entdeckt, daraus hersetzen: Was empfindet man, was will man, wenn man liebt? Belehre mich Zamor, warum mein zitternder Geist, wenn ich mit dir rede, eine ihm sonst unbekannte Verwirrung fühlt. Mein Herz zerfließt, wenn ich dich sehe. Seitdem dich ein Gott in diese Insel führte, begleitet und entzückt mich dein Bild Tag und Nacht. Der zärtliche Eindruck deiner geringsten Reden, wird immer in mir neu, und scheint in mir zu leben. Gestern seufzete ich deiner langen Abwesenheit wegen, als Dorival erschien. — — Ach welcher Unterschied! Ich empfinde das nicht für ihn, was ich für dich empfinde. — — In was für ein Gift würde sich meine Liebe verwandeln, wenn Zamor nicht so sehr liebte, als er geliebet wird.


4 - Die Kunst zu lieben /

Es giebt gewisse in ihre Sphäre so eingeschränkte Geister, die nur den Himmelsstrich preisen, unter welchem sie gebohren sind, furchtsam ihren Großältern nachschleichen und nur die Güter loben, die vor ihren Augen wachsen. Für sie ist ausser Paris kein Genie anzutreffen, und das Chaos fängt an, da wo sich Frankreich endet. Leget diesen närrischen Hochmuth, den ihr mit der Milch eingesogen habt, ab. In den wildesten Gegenden giebt es Pilpais. Der abergläubischeSpanier, der selbstmörderischeEngländer haben Sitten und Gaben. Erforschet ihren Geschmack und macht euch der Schätze zu Nutze, welche die Natur andern Ufern vorbehält.

5 - Die Kunst zu lieben /

Im dritten Gesange werden die Eigenschaften beschrieben, die ein Liebhaber haben muß, wenn er gefallen will. Der Dichter fängt mit einer doppelten Allegorie der lasterhaften und nichtigen, und der weisen und dauerhaften Liebe an. Vor allen muß man sich bemühen den Character des geliebten Gegenstandes zu erforschen. Seine Geliebte zu bezwingen, muß man aufmercksam ihr zu gefallen, und von seinem Vorsatze ganz erfüllet seyn; nach ihrem Geiste, nach ihrem Geschmacke muß man sich falten, dencken, lieben, handeln wie sie, und sich ganz in sie verwandeln. Ist sie eine Schülerin der ernsten Weisheit, trägt sie in ihrem Herzen ein langsames Feuer, welches sie bestreitet? Geht nicht allzukühn fort, und schonet ihre Tugend. Vereinigt sie mit der Liebe einen philosophischenGeist? Redet, den Malebranche in der Hand, nichts als Metaphysick. Tadelt sie? Tadelt. Lobt sie? Lobt. Tanzet sie? Tanzet. Singt sie? Singet. Mahlt sie? bewundert ihre Werke. Lieset sie euch ihre Verse? verschwendet die Lobeserhebungen. — — Diese Erforschung der Charaktere muß auf beyden Theilen seyn, und keines muß glauben, der Verstellung berechtiget zu seyn. Wer tugendhaft ist der scheint es, und die Verbergung der wahren Gestalt ist ein gewisser Beweiß von ihrer Häßlichkeit. Man bestrebe sich also durch Verdienste liebenswerth zu werden; aus der Hochachtung entspringt die Liebe; man habe die Gesinnungen und die Aufführung eines Mannes, der die Welt kennet; man trotze nicht auf äusserliche Vortheile, die nur von allzukurzer Dauer sind; man schmücke seinen Geist mit dauerhaftern Reizen; man verbinde mit der Zärtlichkeit des Witzes großmüthige Gesinnungen des Herzens; man fliehe das gezwungene Betragen eines Stutzers; man sey gleichförmig in der Aufführung; man prahle nicht mit Metaphysik und Versen, eine Prahlerey, die der üble Geschmack zu rechtfertigen scheinet; man vermeide den lächerlich kostbaren Ton der Neologisten; man sey kein Lustigmacher, der die geringsten Fehler auch seiner Freunde anfällt; dieWahrheit wohne allezeit auf den Lippen; nie komme ein Ausdruck in den Mund, der die Schamhaftigkeit roth macht und die Unschuld zum Schaudern bringt; man halte sich zu Grossen, deren Umgang die Schule der Tugend und Artigkeit ist. — — Hier ist der Dichter gedoppelt ein Dichter; und die Schmeicheleyen die er diesem und jenen französischen Hofmanne macht, den er mit Namen nennt, sind nicht zu übersetzen. — — Doch die Welt allein bildet einen vollkommenen Menschen nicht. Das Lesen der besten Schriftsteller muß dazu kommen. La Fontaine, Moliere,Racine, Regnard, Nericaut, La Chaussee, Gresset, Chaulieu, Bernis, und wer sie sonst sind, die Mahler, welche Natur und Kunst gebildet hat, die Helden der Gesinnungen, die das edelste Feuer belebt! — — Hiebey vermeide man das französischeVorurtheil, die Nachbarn zu verachten. Es giebt gewisse in ihre Sphäre so eingeschränkte Geister, die nur den Himmelsstrich preisen, unter welchem sie gebohren sind, furchtsam ihren Großältern nachschleichen und nur die Güter loben, die vor ihren Augen wachsen. Für sie ist ausser Paris kein Genie anzutreffen, und das Chaos fängt an, da wo sich Frankreich endet. Leget diesen närrischen Hochmuth, den ihr mit der Milch eingesogen habt, ab. In den wildesten Gegenden giebt es Pilpais. Der abergläubischeSpanier, der selbstmörderischeEngländer haben Sitten und Gaben. Erforschet ihren Geschmack und macht euch der Schätze zu Nutze, welche die Natur andern Ufern vorbehält. — — Dieses sind Lehren, welche klugeFranzosen ihren Landsleuten noch unzähligmal wiederhohlen und unzähligmal umsonst wiederhohlen werden. — — Nunmehr kommt der Dichter auf den Zweykampf, die Frucht des falschen Muths. Er beschreibt alle schreckliche Folgen derselben, und will in einer kleinen Geschichte lehren, wie vermögend ein Frauenzimmer sey, diese Raserey bey Mitbuhlern zu unterdrücken. Auch diese Geschichte will uns im Ganzen nicht gefallen. Wir wollen die Rede eines Frauenzimmers, die in voller Unschuld ihre Liebe entdeckt, daraus hersetzen: Was empfindet man, was will man, wenn man liebt? Belehre mich Zamor, warum mein zitternder Geist, wenn ich mit dir rede, eine ihm sonst unbekannte Verwirrung fühlt. Mein Herz zerfließt, wenn ich dich sehe. Seitdem dich ein Gott in diese Insel führte, begleitet und entzückt mich dein Bild Tag und Nacht. Der zärtliche Eindruck deiner geringsten Reden, wird immer in mir neu, und scheint in mir zu leben. Gestern seufzete ich deiner langen Abwesenheit wegen, als Dorival erschien. — — Ach welcher Unterschied! Ich empfinde das nicht für ihn, was ich für dich empfinde. — — In was für ein Gift würde sich meine Liebe verwandeln, wenn Zamor nicht so sehr liebte, als er geliebet wird.


6 - Die Kunst zu lieben /

Der vierte Gesang fängt mit der Beschreibung des Nachttisches an. Bey diesem sich einzufinden, doch erst alsdann, wann das Frauenzimmer die Reitze des Gesichts in Ordnung gebracht hat, ist die Pflicht eines Liebhabers. Der Nachttisch ist ein Tempel, der niemals ohne Dienst seyn muß; ein Madrigal, eine Sinnschrift, ein Lied, ein Sonnet sind die Lobgesänge, welche die Gottheit der Liebe daselbst preisen. Dieses führt den Dichter auf die Macht der Poesie, auf ihren Ursprung, auf ihre Reize, auf ihre Vorrechte. — — Weihet, Verliebte, dieser bezaubernden Kunst einige Augenblicke, mehr euch beliebt zu machen, als in die Klasse der Schriftsteller zu kommen. Sie weiß den Eingang in das unwirthbarste Herz zu finden. Nicht Löwen, Felsen, Sturmwinde hat man mehr durch sie zu erweichen, sondern allein die Strenge des Herzens. — — Von der Poesie kömt er auf die Vortheile des Schmauses, den Mittelpunkt der Aufrichtigkeit. Der Schmaus bietet die zärtlichsten Geständnisse dar, und berechtiget sie; wie sehr hilft er der Liebe, wann zumal Musick und Tanz ihn begleiten, diese Kinder derZärtlichkeit. — — Auch das Spiel ist für Liebhaber. Die Munterkeit hat den Vorsitz, bey diesem lachenden Streite, den das Schicksalentscheidet. Der Verdruß, die lange Weile werden auf Flügeln der Zeit davon geschickt. Jeder Augenblick bekömt eine neue Gestalt. Das Glück flattert herum, es drohet, es lacht; die Hofnung strahlet und verschwindet; das Gold wächset und vertrocknet. Doch wollt ihr den Augen derjenigen gefallen, welche euer Herz beherrscht, so fliehet den Ruff eines Spielers von Profeßion. Das Herz wird getheilt, eure Geliebte aber will es ganz besitzen. Hier zeigt der Dichter, wie weit sich ein vernünftiger Liebhaber in das Spiel einlassen müsse. Nie muß die Geliebte darunter verliehren, die man beständig zu sehen, sich zu einer süssen Gewohnheit machen muß. Diese allein entscheidet; man wird sich wesentlich, und endlich sind es zwey Körper welche eine Seele belebt. Doch muß man deswegen nicht den andern Umgang fliehen, und aus Liebe ein Menschen-feind werden. Man muß fortfahren seine Freunde zu besuchen und sie zu schätzen. Hier schildert der Dichter das Lob der Freundschaft. Das geheime Vergnügen einer zärtlichen Verbindung theile euern Tagen neue Anmuth mit. Bringet der Welt eine geschmeidige Biegsamkeit davon her, und verbindet euch die Gemüther durch einen willigen Umgang. Besonders erwerbt euch den Schatz eines weisen Freundes, an dessen Werth weder Ehre noch Gold kömmt. Er ist eine Quelle von Tugenden, die euch nützlich sind; er ist eine leuchtende Fackel auf den dunkelsten Wegen; nach der Liebe ist er das kostbarste Geschenke des Himmels. Bey ihm leget alle Geheimnisse eurer Seele nieder, nur nicht die Geheimnisse eurer Liebe. Die Verschwiegenheit ist eine der vornehmstenTugenden eines ehrlichen Mannes, und der Dichter glaubt, daß sie besonders den Franzosen einzuschärfen sey. Ein Vertrauter wird oft zum Mitbuhler, welches er durch das Beyspiel Heinrichs des IVten, desRitters von Bellegarde und der Gabrielle Destrees erläutert.


7 - Die Kunst zu lieben /

Fünfter Gesang. Ein geheimer verliebter Umgang hat seine Reize; doch weit mehr Vergnügen geniessen Verliebte, die sich für den Augen der Welt lieben. Dazu zu gelangen, muß man sich einen freyen Zutritt bey seiner Geliebten zu verschaffen suchen, unter dem Titel eines Freundes; man muß die Charaktere derjenigen zu erforschen suchen, die um ihr sind, und von welchen sie in etwas abhanget. Hierunter gehören vornemlich die Vormünde. Predigt er, in einen Lehnsessel gekrümmt, schwach und kolsternd, voller Galle gegen die jetzige Zeit, wider die Jugend und ihre ausserordentliche Verschwendung? Setzt er seine Ehre und sein höchstes Gut in das Gold, in welchem er schwimmt ohne es zu geniessen? So rühmt seinen jetzigen und zukünftigen Reichthum, und heimlich beklagt seine wirkliche Armuth. Oft bestimmt so ein Wütherich den Gegenstand unserer Liebe dem Kloster, diesen dem ewigen Verdruß gewidmeten Mauern, den Gräbern, welche eine rasende Schwärmerey gehölet hat, welche die Reue, der Irrthum, die Tyranney bewohnen. Doch dieser Aufenthalt ersticket die Heftigkeit der Leidenschaft nicht, und die Beständigkeit des Liebhabers erlangt ihren Zweck. — — Bey vielen, weil sie allzugewiß sind; daß sie geliebet werden, erkaltet die Liebe. Der zuversichtliche Medor verläßt sich auf seinen Sieg und wenig bewegt von der Unruhe seiner Geliebten, betrachtet er mit einem heutern Auge sein Glück. Als ein ruhiger Beherrscher eines ihm unterthanen Herzen trotzt er ihrem Argwohne, und lacht über ihre Beängstigung. Er höret ihre Klagen nicht, er sieht ihre Thränen nicht. Bey ihr ist er abwesend; und redet sie mit ihm, so ist er zerstreut; er betrachtet einen Ring oder ein Bild, er ruft seinen Hund, er spricht mit ihm und streuchelt ihn. Aus seiner umwölkten Stirne leuchtet eine stolze Verachtung; und wenn die Geliebte ganz Feuer ist, so ist er ganz Eis. — — Doch muß man auch nicht seine Liebe durch Ausschweifungen der Eifersucht zu beweisen suchen; wohl aber kann man sich auf kurze Zeit entfernen, um die Beständigkeit der Geliebten auf die Probe zu stellen. Eine allzulange Abwesenheit ist das traurigste Unglück für Verliebte. Es zu lindern schencke man sein Bildniß der Geliebten, und suche das ihre dafür zu erhalten. Die Liebe so wohl als die Freundschaft erlaubt den Gebrauch der Geschencke; diese aber müssen gewehlt seyn, und man muß mehr die Empfindlichkeit der Schönheit als ihr Glück dabey zu Rathe ziehen. Erhält man zum Gegengeschencke ein von ihren Haaren geflochtenes Armband; welches kostbare Pfand der zärtlichsten Liebe! Das sicherste Mittel ohne Nebenbuhler geliebt zu werden, ist eine gleiche ungetheilte Liebe gegen die, von welcher man dieses Glück begehrt. Hier haben beyde Geschlechter gleiches Recht; und dieses so wohl als jenes kann sich über die Untreue des andern beklagen. Wie schädlich aber ist dabey eine stürmende Eyfersucht! Nimmermehr wird diese ein Herz wieder zurück bringen, welches nur durch Gefälligkeit und Anmuth von neuen gewonnen wird. Diesen Satz erläutert der Dichter durch das Exempel des ersten Franciscus Königs von Frankreich und der zwey Herzoginnen von Etampe und von Valentinois.


8 - Reflexions sur comique-lamoryant /

Cepend ant c'eſt au Menteur que l'on doit ſixer l'époque de la bonne Comédie. Le grand Corneille, en ti- rant ſon ſujet d'un Poëte Eſpagnol, rendit au Théatre François le ſervice le plus important. Il ouvrit à ſes ſuc- ceſſeurs la route de plaire par des intrigues ſimples, & leur apprit en- core la façon ingénieuſe de les accommoder à nos mœurs.


9 - Reflexions sur comique-lamoryant /

Ce n'eſt donc pas chez les An ciens que les Auteurs du nouveau genre ont puiſé la maniere plainti ve; & la victoire ne ſeroit pas long tems incertaine, ſi elle dépendoit de leurs exemples, ou même de ceux des Poëtes François qui ont brillé ſur notre Théatre juſqu'au com mencement de ce ſiecle. Le concours de tant d'autorités pourroit ſans doute former une démonſtration victorieuſe; cependant je veux bien pour un moment renoncer à cet avantage, & rechercher avec vous ſi les nouveaux accens mêlés de traits comiques & plaintifs ſont exactement puiſés dans la nature. Je conſens que l'uſage contraire, ſuivi pendant vingt ſiecles, ne puiſſe preſ crire contre la raiſon, & que l'erreur qu'il auroit conſacrée n'en ſoit pas moins une erreur. Je vous mets, comme vous voyez, extremement à votre aiſe; & vous ne pouvez, ſans injuſtice, exiger de moi plus de complaiſance & de déſintéreſſement.


10 - Reflexions sur comique-lamoryant /

On crut ſans doute à la naiſſan- ce du Tragi-comique, avoir étendu les limites de l'Empire de Thalie; & on applaudit d'abord à cette téméraire invention. Flatés de la mê me idée, les partiſans du nouveau genre trimphent à leur tour: ils veulent ſe perſuader que la voie du ſentiment eſt auſſi une de ces décou- vertes heureuſes, qui a donné à la Scene Françoiſe le dernier degré d'embelliſſement: ils ne veulent pas voir que le ſentiment ſi eſſentiel à certains Poëmes, comme à l'Elégie, à la Bergerie, ne peut jamais s'al lier avec ce fond de comique dont le Théatre a néceſſairement beſoin pour donner à ſes originaux le ton qui corrige en divertiſſant. Qu'on ne s'y trompe point: nous avions deux genres bien diſtincts, utiles & agréables: loin que le Comique- Larmoyant en ſorme un troiſieme, il réduit au contraire nos deux genres à un ſeul, & nous appauvrit, en paroiſſant nous enrichir.


11 - Reflexions sur comique-lamoryant /

C'est donc moins l'épuiſement des caracteres & des ridicules, le de ſir d'être plus utile, ou l'idée d'un plaiſir plus parfait, qui ont produit le genre du Comique-Larmoyant, que la difficulté de ſe monter ſur le ton de Moliere (a), ou plutôt l'envie de ſurprendre notre admiration par les charmes brillans de la nouveau

(a) Le P. Brumoi, comparant le Tragique avec le Comique, s'exprime ainſi:

L'un veut toucher, l'autre réjoüir; & lequel des deux eſt le plus aiſé? A bien pénétrer ces deux fins; toucher, c'eſt frapper les reſſorts du cœur qui ſont les plus naturels, la crainte & la pitié; réjoüir, c'eſt porter à rire, choſe très-na turelle à la vérité, mais plus délicate. . . . On admire plus volontiers que l'on ne rit, &c.

té: cette maladie ſi perſonnelle au génie François, enfante les modes littéraires, & porte ſans ceſſe ſes bi ſarreries dans tous les genres d'écri re, comme dans toutes les conditions. Notre curioſité veut tout par- courir: notre vanité veut tout tenter; & lors même que nous cédons à la raiſon, nous paroiſſons moins en ſuivre l'attrait, que notre hu meur & notre caprice.


12 - Betrachtungen über das weinerlich Komische /

Unterdessen muß man doch erst von dem Lügner die Epoche der guten Komödie rechnen. Der grosse Corneille, welcher den Stof dazu aus einem spanischen Poeten zog, leistete damit dem französischen Theater den allerwichtigsten Dienst. Er eröfneten seinen Nachfolgern den Weg, durch einfache Verwicklungen zu Betrachtungen über das gefallen, und lehrte die sinnreiche Art, sie unsernSitten gemäß einzurichten.


13 - Betrachtungen über das weinerlich Komische /

Bey den Alten also können die Urheber der neuen Gattung ihre klägliche Weise nicht gelernt haben; und ihr Sieg würde nicht lange ungewiß bleiben, wenn er von ihren Beyspielen abhinge, oder auch nur von den Beyspielen der französischen Dichter, welche bis zu Anfange dieses Jahrhunderts auf unserm Theater geglänzt haben. Der Zusammenfluß so vieler wichtigen Exempel könnte ohne Zweifel eine sie weinerlich Komische. gende Ueberzeugung verursachen; gleichwohl aber will ich diesem Vortheile auf einen Augenblick entsagen, und untersuchen, ob diese neue mit komischen und kläglichen Zügen vermischten Accente genau aus der Natur hergehohlet sind. Jch räume es ein, daß der widrige Gebrauch, dem man zwanzig Jahrhunderte hindurch gefolgt ist, die Vernunft nicht aus ihrem Rechte verdringen kann, und daß ein von ihm geheiligter Jrrthum, deswegen nicht aufhöre ein Jrrthum zu seyn. Jch gebe meinen Gegnern folglich alle mögliche Beqvemlichkeit<Bequemlichkeit>, und sie können, ohne ungerecht zu seyn, mehr Höflichkeit und Uneigennützigkeit von mir nicht fordern.


14 - Betrachtungen über das weinerlich Komische /

Als das Tragikomische zuerst aufkam, glaubte man, ohne Zweifel, das Gebiethe der komischen Muse erweitert zu haben, und billigte also anfangs diese kühne Erfindung. Mit eben dieser Einbildung geschmeichelt, triumphiren auch jetzo die Anhänger der neuen Gattung; sie suchen sich zu überreden, der Weg der Empfindung sey gleichfalls eine von den glücklichen Entdeckungen, welche der französischen Scene den höchsten Grad der Ausschmückung gegeben habe; sie wollen durchaus nicht einsehen, daß die Empfindung, welche gewissen Gedichten, zum Exempel der Elegie und dem Hirtengedichte, so wesentlich ist, sich ganz und gar nicht mit der komischen Grundlage verbinden lasse, welche das Theater nothwendig braucht, wenn sie ihren Originalen denjenigen Ton geben will, der im Ergötzen bessert. Man betriege sich hier nur nicht: wir haben zwey sehr unterschiedne Gattungen; die eine ist die nützliche, und die andre die angenehme: weit gefehlt also, daß das weinerlich Komische eine dritte ausmache; sie schmelzt vielmehr beyde Gattungen in eine einzige, und machet uns ärmer, indem sie uns reicher zu machen scheinet.


15 - Betrachtungen über das weinerlich Komische /

Es ist also nicht sowohl die Erschöpfung derCharaktere und des Lächerlichen, noch die Begierde nützlicher zu seyn, noch die Vorstellung eines grössern Vergnügens, welche uns die Gattung des weinerlich Komischen verschaft hat, sondern vielmehr die Schwierigkeit, den Ton desMoliere zu erreichen, oder vielmehr die Begierde unsre Bewunderung durch die glänzenden Reitze der Neuigkeit zu überraschen. Diese Krankheit, welche dem Französischen Genie so eigen ist, erzeugt die Moden in der Litteratur, und stekt mit ihren Sonderlichkeiten sowohl alle Schreibarten, als alle Stände an. Unsre Neugierde will alles durchlaufen; unsre Eitelkeit will alles versuchen; und auch alsdenn, wenn wir der Vernuft nachgeben, scheinen wir nicht sowohl ihrem Reitze, als unserm Eigensinn gefolgt zu seyn.