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1 - Discours historique sur l'apocalypse /

Der Tanz erinnert gewissermaßen den Maschienenmeister, sich zur Veränderung der Decoration bereit zu halten. Sie wissen, daß man den Ort vertauscht, wenn das Divertissement vorbey ist. Wie füllt man den Raum zwischen den Akten aus, welcher nothwendig erfodert wird, um das Theater in Ordnung zu bringen, die Akteurs sich ausruhn zu lassen, und den Chorsängern und Tänzern Zeit zu geben, sich umzukleiden? Was thut das Orchestre? Es löscht die Ideen aus, die der vorhergegangene Auftritt in meine Seelegedrückt hatte; es spielt ein Passepied; wiederholt ein lustiges Rigaudon oder Tambourin, da ich noch durch die vorigen ernsthaftenHandlungen lebhaft bewegt und höchst gerührt bin; es stört das Entzücken eines so süßen Augenblicks; es wischt aus meinem Herzen die Bilder weg, woran es hing; es erstickt und vernichtet die Empfindung, welche ihm gefielen; das ist aber noch nicht alles, und das höchst Unschickliche kommt erst; dieserührende Handlung war nur erst eingeleitet; der folgende Akt soll sie ausführen und meineLeidenschaft auf den höchsten Grad bringen; nun fällt die Musik plötzlich aus einem gemeinen lustigen Stückchen, in ein klagendes trauriges Ritornell: welch ein widersinniger Abfall! Wenn er auch dem Akteur erlaubt, mich zu dem Interesse zurück zu führen, welches mir aus dem Herzen weggegeiget war, so wirds doch nur mit langsamen Schritten geschehen; meine Seele wird lange Zeit zwischen der Zerstreuung, darinn man sie gezogen, und dem Schmerze, wozu man sie zurück zu rufen sucht, herum schwanken; das Garn, welches mir die Ficktion zum zweytenmale aufstellt, ist zu sichtbar; ganz mechanischer Weise, und ohne michs bewußt zu seyn, suche ich ihm auszuweichen, und dann muß dieKunst die unerhörtesten Kräfte anstrengen, um mich von neuem zu täuschen und zu besiegen. Sie werden gestehen, daß diese alte Methode, der unsere Musici noch so getreu anhängen, wider alle Wahrscheinlichkeit verstößt. Sie dürfen sich nicht schmeicheln, mich bis zu dem Punkte in ihrer Gewalt zu haben, daß sie so schnell, als sie nur wollen, alle diese verschiedenen Erschütterungen in meiner Seeleerregen können; der erste Augenblick machte mich geneigt, dem Eindrucke Raum zu geben, der aus den Gegenständen, die man mir darbot, entspringen sollte; der zweete hebt diese Wirkung völlig auf, und das neue Gefühl, was er bey mir hervorbringt, ist von demjenigen, welchem ich mich anfangs überlassen hatte, so verschieden, so entfernt, daß ich nur mit ausserordentlicher Mühe wieder dahin gelangen kann, besonders, wenn meine Fibern natürlicher Weise mehr Hang und Reitzbarkeit für die letztere Art Bewegungen haben. Mit einem Worte, mein Herr, dieser plötzliche Abfall, dieser unvorbereitete Uebergang vom Pathetischen zum Lustigen, vom Diatonischenharmonischen (*) oder vom Chromatisch(*) Das Trio der Parcen, des Hipolits und der Aricie, welches, so wie es ist, nicht in der Oper aufgeführt werden können, giebt ein Beyspiel von dieser Art. Von der zwoten haben wir eins an dem Erdbeben, welches für den zweyten Akt der Indes galantes gemacht worden, das das Orchester im Jahr 1735 auf keine Weise herausbringen konnte, und das doch bey einer Probe oder einem Versuche den geschickte und folgsame Muster in Gegenwart des Herrn Rameau damit machten, eine erstaunende Wirkung that. Glauben Sie wohl, daß, wenn diese Stücke nicht über den Kräften der Instrumentisten gewesen, ein darauf gespieltes Tambourin wohl angebracht gewesen wäre? Und würde der Musikus die Zeit zwischen den Akten nicht viel besser nützen, wenn er sein Sujet an einander hinge, wenn er suchte, den gemachten Eindruck zu unterhalten, und den Zuschauer auf denjenigen, den er noch machen will, vorzubereiten ?enharmonischen zu einer Gavotte oder einer Art Gassenhauer, scheint mir eben so widrig, als eine Arie, die in einer andern Tonart schließt, als sie angefangen. Ich darf glauben, daß eine solche Unschicklichkeit von allen denjenigen empfunden wird, welche das Vergnügen zu empfinden ins Schauspiel lockt, denn nur solche Geschöpfe können sie übersehn, welche der Mode wegen da sind, welche mit ungeheuren Ferngläsern in der Hand zufrieden sind, wenn sie ihre Lächerlichkeitenauskramen, sehen und gesehen werden können, und sich um das Vergnügen, welches die durchVerstand, Geschmack und Genie vereinten Künste gewähren können, nicht bekümmern.