Suchbegriff: ehre
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1 - Eraclio und Argila /

Ihr wißt es allzu wohl, liebsten Kinder, wie sehr ich Euch schätze, und daß es allezeit meine Sorge gewesen ist, Eure Umstände zu verbessern. Ihr wißt auch, daß mein Leben an dem letzten Faden hängt, der zugleich der schwächste ist, und daß ich unsicher bin, daß ihm nicht die grausame Sense des Todes drohe, ohne daß es an einem andern hänge. Ehe also dieser Schritt noch geschieht, will ich Euch, meine lieben Kinder, Beide in einen Stand versetzen, den Euch der Himmel recht anträgt. Seitdem Ihr in der Welt seid, habe ich nie wahrgenommen, daß Ihr weltlich gesinnt wäret oder einigen Lastern anhinget. Ich habe nie gesehen, daß Ihr mit schändlichen Lüsten Eure Zeit zubringet, welche dieLiebe den Menschen, die ihr dienen, anbietet. Eure Neigungen sind allezeit besonders tugendhaft gewesen, ohne jugendliche Vergehungen und ohne große Gefährlichkeiten. Ich habe Euch derohalben in Betrachtung der Tugend, die Ihr allezeit gezeigt habt, Zweierlei ausgesucht, was Euch Vortheil und Ehre bringen wird. Was Dich also anbelangt, Claudio, weil ich sehe, daß Du dieWissenschaften liebst, so habe ich Deinetwegen mit dem Erzbischof von Canturien gesprochen und ihn ersucht, er möchte erlauben, daß Ihr in einem Tage den Habit anlegen könntet, welcher einem Verwalter Christi geziemet. Er versprach mir es und versprach mir noch darzu, Euch zum Bischof von Baltridente zu machen, mit einem Einkommen, das für diese Bedienung zureichend ist. Ich nahm das Versprechen an und gab mein Wort, daß Du, Claudio, heute noch Meßpriester werden solltest, ob Du gleich so vieler Ehre unwerth seist. Was aber Dich anbetrifft, Argila, so hat mir, zu Ehren Deines guten Vorsatzes, die Aebtissin von Santa Isabel einen Schleier für Dich angeboten. Sie sagte mir, daß Du vor zwei Jahren sie aus einem göttlichen Eifer selbst darum ersucht hättest, und daß sie Dir ihn gern geben wollte. Ich gab gleichfalls mein Wort und glaube heute noch zwei Kinder zu haben, wovon das eine ein Bischofshut und das andre ein Franciscanerhabit zieren wird. Ganz Can-

Hiermit bricht das Fragment ab. Am Rande steht: asir, nehmen, verbinden. roto, zerrissen, zerbrochen. gastado, verderbt, verzehrt. hilo, ein Faden. cuchillo, ein Messer. amenazar, ein Messer. llegar, anlangen. golpe, Schlag. nunca, niemals. metido, gesetzt. mocedad, Jugend. dispensar, erlauben. aceptar, annehmen. gozo, Freude. gozoso, erfreut. el parabien, Glückwunsch. descanso, Ruhe. - A. d. H.


2 - L'art d'aimer /


La pompe, les honneurs, le faux éclat de l'or

3 - L'art d'aimer /


Met-il l'honneur, la gloire & le souverain bien

4 - Die Kunst zu lieben /

Das geheime Vergnügen einer zärtlichen Verbindung theile euern Tagen neue Anmuth mit. Bringet der Welt eine geschmeidige Biegsamkeit davon her, und verbindet euch die Gemüther durch einen willigen Umgang. Besonders erwerbt euch den Schatz eines weisen Freundes, an dessen Werth weder Ehre noch Gold kömmt. Er ist eine Quelle von Tugenden, die euch nützlich sind; er ist eine leuchtende Fackel auf den dunkelsten Wegen; nach der Liebe ist er das kostbarste Geschenke des Himmels. Bey ihm leget alle Geheimnisse eurer Seele nieder, nur nicht die Geheimnisse eurer Liebe.

5 - Die Kunst zu lieben /

Predigt er, in einen Lehnsessel gekrümmt, schwach und kolsternd, voller Galle gegen die jetzige Zeit, wider die Jugend und ihre ausserordentliche Verschwendung? Setzt er seine Ehre und sein höchstes Gut in das Gold, in welchem er schwimmt ohne es zu geniessen? So rühmt seinen jetzigen und zukünftigen Reichthum, und heimlich beklagt seine wirkliche Armuth.

6 - Reflexions sur comique-lamoryant /

La maniere du Théatre (a) La tin ne leur eſt pas plus favorable. Ce n'eſt point l'attendriſſement du cœur qui fait l'objet des Comédies de Plaute: aucunes de ſes fables, au cuns de ſes incidens, aucuns de ſes caracteres, ne ſont deſtinés à nous faire verſer des pleurs. Il eſt vrai

(a) On ne parle ici du Théatre Latin, que re lativement aux deux Auteurs qui nous reſtent. Perſonne n'ignore que les Romains avoient deux eſpeces de Comédies: la Greque, Palliata; & la Romaine, Togata; & que celle-ci ſe ſubdiviſoit en core en quatre claſſes, nommées Prætextata, Ta bernaria, Attelana, & Planipes. Dubos, Réflexions Critiques, tom. 1, ch. 21.

qu'on trouve dans Térence quelques Scenes touchantes; par exemple, celles où Pamphile* expoſe ſes ten-* Voyezl'Andrien-ne, Acte1. Scene6. dres inquiétudes pour Glycérion, qu'il a ſéduite: mais la poſition d'un jeune homme amoureux, éga lement agité par l'honneur & par la paſſion, n'a aucun trait de reſſem- blance avec celles de nos originaux modernes. Térence trouve ſous ſa main des ſituations attendriſſantes, telles que l'amour en produit toû jours; & il les exprime avec ce feu & cette naïveté qui peignent ſi bien la nature & qui la fixent. Eſt-ce bien là le goût des nouveaux Dramati ques? Ils choiſiſſent de deſſein pré médité une action triſte; & par une ſuite néceſſaire, ils ſont obligés de donner un ton lugubre à leurs prin cipaux Acteurs, & de réſerver le co mique pour les ſubalternes. Les in cidens ne naiſſent que pour faire couler de nouvelles larmes; & l'on ſort enfin d'un Spectacle comique le cœur auſſi ſerré de douleur, que ſi l'on venoit de voir repréſenter Médée ou Thieſte.


7 - Reflexions sur comique-lamoryant /

De ce que je viens de dire, il ſuit évidemment que l'original d'une vraie Comédie ne peut être un perſonnage entierement vertueux, comme le ſont ceux du nouveau genre, & que c'eſt un vice radical, ſur lequel toutes les beautés de dé tail ne peuvent jamais nous faire une entiere illuſion. En vain dira-t-on que les traits piquans & ſatyriques lancés ſur les originaux, ne portent plus aucun coup; que notre amour- propre ſait les détourner ſur les ob jets qui nous environnent*. En vain*Lettreſur Méla-nide. eſſayera-t-on de perſuader que les nouveaux comiques ſont d'autant plus loüables d'avoir ſubſtitué à des caracteres vicieux des perſonnages remplis de ſentimens d'honneur, que nous allons plus naturellement au-devant des maximes vertueuſes, & que nous les goûtons même avec délices pour peu qu'on ſache nous in téreſſer. Toutes ces raiſons ſont plus captieuſes que vraies, plus ébloüiſ ſantes que ſolides: jugeons-en par les effets; ils ſont plus ſûrs que le raiſonnement.


8 - Betrachtungen über das weinerlich Komische /

Die Art und Weise des lateinischen Theaters ist eben so wenig für sie. * Es ist ganz und gar nicht die Weichmachung der Herzen, die Plautus zum Gegenstand seiner Lustspiele gewählt hat. Keine einzige von seinen Fabeln, kein einziger von seinen Zwischenfällen, kein einziger von seinen Charaktern ist dazu bestimmt, daß wir Thränen darüber vergiessen sollen. Es ist wahr, daß man bey dem Terenz einige rührende Scenen findet; zum Exempel diejenigen, wo Pamphilus seine zärtliche Unruhe für die Glycerium, die er verführt hatte, ausdrückt: allein die Stellung eines jungen verliebten Men

* Man redet hier von dem lateinischen Theater bloß nach Beziehung auf die zwey Schriftsteller, die uns davon ubrig sind.

Betrachtungen über das schen, der von der Ehre und von der Leidenschaft gleich stark getrieben wird, hat ganz und gar keine Aehnlichkeit mit den Stellungen unsrer neuen Originale. Terenz findet unter der Hand bewegliche Stellungen, dergleichen dieLiebe beständig hervorbringt; und er drückt sie auch mit demjenigen Feuer und mit derjenigen ungekünstelten Einfalt aus, welche die Natur so wohl treffen, und auf einen gewissen Punkt fest stellen. Jst aber dieses der Geschmack der neuen Schauspielschreiber? Sie wählen, mit allem Bedacht, eine traurige Handlung, und durch eine natürliche Folge sind sie hernach verbunden, ihren vornehmsten Personen einen klagenden Ton zu geben, und das Komische für die Nebenrollen aufzubehalten. Die Zwischenfälle entstehen blos um neue Thränen vergiessen zu lassen, und man geht endlich aus dem komischen Schauspiele mit einem von Schmerz eben so beklemmten Herze, als ob man die Medea oder den Thyest hätte aufführen sehen.


9 - Betrachtungen über das weinerlich Komische /

Aus dem, was ich jezt gesagt, folgt unwidersprechlich, daß das Original einer wahren Komödie keine gänzlich tugendhafte Person seyn könne, wie es die Originale der neuen Gattung sind, und daß dieses ein eingewurzelter Uebelstand ist, vor dem uns alle Schönheiten der Ausführung niemals gänzlich die Augen verblenden können. Vergebens wirft man ein, daß die satyrischen Züge, womit man die Originale überhäuft, nicht mehr zum Zwecke treffen; und daß sie unsre Eigenliebe auf andre uns Betrachtungen über das umgebende Gegenstände abzuwenden wisse. * Umsonst wird man uns zu überreden suchen, daß die neuen komischen Dichter eben darum desto mehr Lob verdienten, weil sie anstatt der lasterhaften Charaktere lauter Personen, die vollerEmfindungen der Ehre wären, eingeführet hätten; daß wir tugendhaften Maximen unser Herz von selbst aufschlössen, und sie mit Vergnügen uns einflössen liessen, wenn man nur ein wenig uns auf der rechten Seite zu fassen müßte. Alle diese Gründe sind verfänglicher als wahr; blendender als gründlich. Lasset sie uns einmal aus ihren Wirkungen beurtheilen, denn diese sind sichrer, als alle Vernünfteley.


10 - Discours de la tragedie /

Cependant, quelque difficulté qu'il y ayeà trouver cette purgation effective & sensible des passions, par le moyen de la pitié& de la crainte, il est aisé de nous accommoder avec Aristote. Nous n'avons qu'à dire que par cette façon de s'énoncer, iln'a pas entendu que ces deux moyens yservissent toujours ensemble, & qu'il suffitselon lui de l'un des deux pour faire cettepurgation, avec cette différence toutefois, que la pitié n'y peut arriver sans la crainte, & que la crainte peut y parvenir sans la pitié. La mort du Comte n'en fait aucunedans le Cid, & peut toutefois mieux purger en nous cette sorte d'orgueil envieuxde la gloire d'autrui, que toute la compassion que nous avons de Rodrigue & de DE LA TRAGEDIE. 513 Chiméne ne purge les attachemens de ceviolent amour qui les rend à plaindre l'un& l'autre. L'auditeur peut avoir de la commisération pour Antiochus, pour Nicoméde, pour Héraclius; mais s'il en demeure-là, & qu'il ne puisse craindre de tomber dans un pareil malheur, il ne guérirad'aucune passion. Au contraire, il n'en apoint pour Cléopatre, ni pour Prusias, nipour Phocas; mais la crainte d'une infortune semblable, ou approchante, peut purger en une mére l'opiniâtreté à ne se pointdessaisir du bien de ses enfans; en un mari,le trop de déférence à une seconde femmeau préjudice de ceux de son prémier lit;en tout le monde, l'avidité d'usurper le bien ou la dignité d'autrui par violence; & tout cela proportionnément à la condition d'unchacun, & à ce qu'il est capable d'entreprendre. Les déplaisirs & les irrésolutionsd'Auguste dans Cinna peuvent faire ce dernier effet, par la pitié & la crainte jointesensemble; mais, comme je l'ai déja dit, il n'arrive pas toujours que ceux que nousplaignons soient malheureux par leur faute.Quand ils sont innocens, la pitié que nousen prenons ne produit aucune crainte, & sinous en concevons quelqu'une qui purge nos passions, c'est par le moyen d'une autre personne que de celle qui nous fait pitié, & nous la devons toute à la force del'exemple


11 - Discours de la tragedie /

Ce n'est pas démentir Aristote, que del'expliquer ainsi favorablement, pour trouver dans cette quatriéme maniére d'agirqu'il rebute, une espéce de nouvelle Tragédie plus belle que les trois qu'il recommande, & qu'il leur eût sans doute préférée, s'il l'eût connue. C'est faire honneurà notre siécle, sans rien retrancher de l'autorité de ce Philosophe; mais je ne sai comment faire pour lui conserver cette autorité, & renverser l'ordre de la préférence qu'il établit entre ces trois espéces. Cependant jepense être bien fondé sur l'expérience, àdouter si celle qu'il estime la moindre destrois, n'est point la plus belle, & si cellequ'il tient la plus belle, n'est point la moin- 524 SECOND DISCOURS. dre. La raison est que celle-ci ne peut exciter de pitié. Un pére y veut perdre sonfils sans le connoître, & ne le regarde quecomme indifférent, & peut - être commeennemi. Soit qu'il passe pour l'un ou pourl'autre, son péril n'est digne d'aucune commisération selon Aristote même, & ne fait naître en l'auditeur qu'un certain mouvement de trépidation intérieure, qui le porte à craindre que ce fils ne périsse avantque l'erreur soit découverte, & à souhaiterqu'elle se découvre assez tôt pour l'empêcher de périr: ce qui part de l'intérêt qu'onne manque jamais à prendre dans la fortune d'un homme assez vertueux pour se faire aimer; & quand cette reconnoissance arrive, elle ne produit qu'un sentiment de conjouïssance de voir arriver la chose comme on le souhaitoit.


12 - Discours de la tragedie /

Cette liberté du Poëte se trouve encoreen termes plus formels dans le vingt - cinquiéme Chapitre, qui contient les excuses,ou plutôt les justifications dont il se peut servir contre la censure. Il faut, dit-il, qu'ilsuive un de ces trois moyens de traiter les choses, & qu'il les représente ou comme elles ontété, ou comme on dit qu'ellés ont été, ou comme elles ont dû être: par où il lui donne le choix, ou de la vérité historique, oude l'opinion commune sur quoi la Fable estfondée, ou de la vraisemblance. Il ajoûte eusuite: Si on le reprend de ce qu'il n'a pasécrit les choses dans la vérité, qu'il réponde qu'il les a écrites comme elles ont dû être: sion lui impute de n'avoir fait ni l'un ni l'autre, qu'il se défende sur ce qu'en publie l'opinion commnne, comme en ce qu'on raconte desDieux, dont la plus grande partie n'a rien de véritable. Et un peu plus bas: Quelquefoisce n'est pas le meilleur qu'elles se soient passées de la maniére qu'il décrit, néanmoins elles se sont passées effectivement de cette maniére, & par conséquent il est hors de faute. Ce dernier passage montre que nous ne sommes point obligés de nous écarter de la vérité, pour donner une meilleure forme auxactions de la Tragédie par les ornemens de DE LA TRAGEDIE. 539 la vraisemblance, & le montre d'autant plus fortement, qu'il demeure pour constantpar le second de ces trois passages, que l'opinion commune suffit pour nous justifier,quand nous n'avons pas pour nous la véri- té, & que nous pourrions faire quelque chose de mieux que ce que nous faisons,si nous recherchions les beautés de cettevraisemblance. Nous courons par - là quelque risque d'un plus foible succès, mais nous ne péchons que contre le soin quenous devons avoir de notre gloire, & nonpas contre les régles du Théatre.


13 - Discours de la tragedie /

Il est si mal-aisé qu'il se rencontre dansl'histoire, ni dans l'imagination des hommes, quantité de ces événemens illustres& dignes de la Tragédie, dont les délibérations & leurs effets puissent arriver en un DE LA TRAGEDIE. 555 même lieu, & en un même jour, sans faire un peu de violence à l'ordre commun deschoses, que je ne puis croire cette sorte deviolence tout-à-fait condamnable, pourvûqu'elle n'aille pas jusqu'à l'impossible Il estde beaux sujets où on ne la peut éviter, &un Auteur scrupuleux se priveroit d'une belle occasion de gloire, & le Public de beaucoup de satisfaction, s'il n'osoit s'enhardirà les mettre sur le Théatre, de peur de sevoir forcé à les faire aller plus vîte que lavraisemblance ne le permet. Je lui donnerois en ce cas un conseil que peut-être il trouveroit salutaire, c'est de ne marqueraucun temps préfix dans son poëme, niaucun lieu déterminé où il pose ses Acteurs.L'imagination de l'auditeur auroit plus de liberté de se laisser aller au courant de l'action, si elle n'étoit point fixée par ces marques, & il pourroit ne s'appercevoir pas decette précipitation, si elles ne l'en faisoientsouvenir, & n'y appliquoient son espritmalgré lui. Je me suis toujours repenti d'avoir fait dire au Roi dans le Cid, qu'il vouloit que Rodrigue se délassât une heureou deux après la défaite des Maures, avantque de combattre Dom Sanche. Je l'avoisfait pour montrer que la piéce étoit dans les vingt quatre heures, & cela n'a servi qu'à avertir les spectateurs de la contrainte avec laquelle je l'y ai réduite. Si j'avoisfait résoudre ce combat, sans en désigner 556 SECOND DISCOURS. l'heure, peut-être n'y auroit-on pas prisgarde.


14 - Von den Trauerspielen /

Unterdessen, so schwer es auch ist diese merklichwirksame Reinigung der Leidenschaften, welche vondem Mitleiden und der Furcht erzeugt werden soll, anzutreffen, so können wir doch leicht mit dem Aristoteles einig werden. Wir dürfen nur sagen, er habeeben dadurch nicht behaupten wollen, daß alle beydeMittel zugleich dazu nöthig wären, sondern nach seiner Meynung sey auch eines zureichend, diese Reinigung hervorzubringen; doch mit dem Unterschiede, daß zwar nicht das Mitleiden ohne die Furcht, wohl aber die Furcht ohne das Mitleiden dazu genug sey. Der Tod des Grafen im Cid erweckt kein Mitleiden,er reiniget aber diese Art des Stolzes, die auf die Ehre der andern so neidisch ist, besser, als alle das Mitleiden, welches wir mit dem Rodrigue und der Chimene haben, die heftige Liebesneigung, welche beydeso beklagenswürdig macht, zu reinigen vermögend ist. Der Zuschauer kann mit dem Antiochus, dem Ni komed, dem Heraklius Mitleiden haben; wenn esaber dabey bleibt, und wenn er nicht besorgen darf, inein gleiches Unglück zu verfallen, so wird er von keiner Leidenschaft dadurch genesen können. Er hat Ge 222 II. P. Corneille zweyte Abhandlung,gentheils kein Mitleiden mit der Kleopatra, mit demPrusias, mit dem Phokas; und dennoch kann die Furcht eines gleichen oder ähnlichen Unglücks bey einer Mutter die Hartnäckigkeit sich des Vermögens ihrerKinder nicht zu entschlagen, bey einem Vater die allzugroße Ergebenheit gegen die andre Frau zum Nachtheil seiner Kinder erster Ehe, und bey allen die Begierde das Vermögen und die Ehre anderer mit Gewalt an sich zu ziehen, reinigen; so daß allezeit dieseReinigung jedes seinen Umständen und dem, was erzu begehen vermögend ist, gemäß bleibet. Das Misvergnügen und die Unentschließigkeit des Augusts im Cinna muß diese letztere Wirkung durch die Furchtund das Mitleiden zugleich thun; wie ich aber schongesagt habe, so geschieht es nicht allezeit, daß diejenigen, welche wir beklagen, durch ihr Verschulden unglücklich sind. Wenn sie also unschuldig sind, so bringtdas Mitleiden, welches wir mit ihnen haben, keine Furcht hervor, und wenn wir ja etwas von Furcht, die unsre Leidenschaft reinigen kann, dabey empfinden, so wird sie durch eine andre Person, und nicht durch die, welche wir beklagen, erweckt, so daß wir sie gänzlich der Stärke des Beyspiels schuldig sind. Wir können diese Erklärung aus dem Aristoteles selbst bekräftigen, wenn wir die Gründe recht erwägen, welche er von der Ausschließung derjenigen Begebenheiten, die er in den Trauerspielen misbilliget, giebt. Er sagt niemals, dieses oder jenes schickt sich in dieTragödie nicht, weil es bloß Mitleiden und keine Furcht erwecket; oder dieses ist daselbst unerträglich, weil es bloß die Furcht erwecket, ohne das Mitleiden zu erregen; nein, sondern er von den Trauerspielen insbesondre. 223 verwirft sie deswegen, weil sie, wie er sagt, wederMitleiden noch Furcht zuwege bringen, undgiebt uns dadurch zu erkennen, daß sie ihm deswegennicht gefallen, weil ihnen sowohl das eine als das andre fehlt, und daß er ihnen seinen Beyfall nicht versagen würde, wenn sie nur eines von beyden wirkten. In dieser Gedanke bestätiget mich das von ihm angeführte Beyspiel des Oedipus. Wenn wir ihm glauben, so hat es alle erfoderliche Eigenschaften einesTrauerspiels; gleichwohl erwecket sein Unglück nichts als Mitleiden, und ich glaube nicht, daß einer von denen, welche ihn bey der Vorstellung beklagen, sich in den Sinn kommen läßt zu befürchten, er könne auch seinen Vater tödten und seine Mutter heirathen.Wenn ja seine Vorstellung in uns einige Furcht erwecken kann, und wenn diese Furcht noch eine strafbare oder lasterhafte Neigung in uns zu reinigen vermögend ist, so kann es aufs höchste keine andre seyn,als die Neugierigkeit sein Schicksal zu wissen, undwenn es weit kömmt, so werden wir uns daraus hüten lernen, unsre Zuflucht zu Prophezeyungen zu nehmen, die größtentheils nichts nutzen, als daß sie uns in das Unglück, das man uns vorhergesagt hat, selbst durch die Sorgfalt ihm zu entfliehen, stürzen. Denn es ist gewiß, Oedipus würde weder seinen Vatergetödtet, noch seine Mutter geheirathet haben, wennsein Vater und seine Mutter, welchen das Orakel, was sich zutragen solle, vorausgesagt hatte, ihn nicht aus Furcht es möge wahr werden, hätten wegsetzen lassen. Es wäre also nicht Oedipus, sondern Lajus und Jokaste, die diese Furcht erweckten, welche noch dazu aus der Vorstellung eines Fehlers, welcher 224 II. P. Corneille zweyte Abhandlung, vierzig Jahr vor dem gegenwärtigen Falle begangen worden, herrühren würde; daß also die Furcht durch eine andre Person als die Hauptperson, und durch eine andre Handlung als die, welche den Inhalt der Tragödie ausmacht, in uns entstünde.


15 - Von den Trauerspielen /

Das heißt nicht den Aristoteles widerlegen, wenn man ihn vortheilhaft erklärt, damit man in der vierten Art der Handlungen, welche er verwirft, eine neueArt des Trauerspiels entdecken möge, die schöner, alsdie von ihm angeführten drey Arten, ist, und die erohne Zweifel würde vorgezogen haben, wenn er siegekannt hätte. Dieses heißt unserm JahrhunderteEhre machen, ohne dem Ansehen dieses Philosophenetwas zu entziehen. Doch weis ich in der That nicht,wie ich ihn bey diesem Ansehen werde erhalten können,da ich die Rangordnung, welche er unter den benannten drey Arten gemacht hat, umstoßen will. Gleichwohl glaube ich mich auf die Erfahrung zu gründen, wenn ich vermuthe, daß diejenige Art, welche er am wenigsten schätzet, vielleicht die schönste sey, und daß die, die er am meisten erhebet, den geringsten Platz verdiene. Die Ursache davon ist, weil jene gar kein Mitleiden erregen kann. Ein Vater will seinen Sohn umbringen, ohne ihn zu kennen, er sieht ihn als einen gleichgültigen Menschen oder wohl gar als seinen Feind an. Er mag ihn für den einen oder für den andern halten, so verdient seine Gefahr, selbst nach des AristotelesUrtheil, kein Mitleiden, und erregt in den Zuschauernnichts als ein gewisses innerliches Erzittern, welches ihn fürchten läßt, der Sohn möchte eher umkommen, als ihn der Vater erkennt, und ihn zu wünschen treibet, daß er ihn je eher je lieber erkennen möge. Dieses entstehet aus dem Antheile, welches wir allezeit andem Glücke eines tugendhaften Menschen, den wir lie von den Trauerspielen insbesondre. 233ben müssen, nehmen; und wenn die Erkennung geschieht, so wirkt sie nichts als die Empfindung einer gemeinschaftlichen Freude, daß die Sache nach unsermWunsche ausgeschlagen ist.