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46 - Examen de in genios para las Sciencias /

Luego cierto está, que por el ingenio y habilidad, sacaremos el temperamento de los testiculos. Y por tanto el hombre que se mostrare agudo en las obras de la ymaginativa, terna calor y sequedad en el tercer grado. Y si el hombre no supiere mucho, es señal, que con el calor se ha juntado humedad: la qual echa siempre a perder la parte racional, y confirmarse a mas, si tiene mucha memoria.


47 - Examen de in genios para las Sciencias /

De las señales del hombre templado, hemos tratado bien por estenso, en el capitulo passado; por donde no será necessario tornarlas a referir: solo conviene notar, que assi como los medicos ponen en cada grado de calor, tres escalones de intension, de la mesma manera, enel hombre templado, se ha de poner latitud y anchura de otros tres. Y el que estuviere enel tercero, hazia frialdad y humedad, se reputara ya frio y humedo: Porque quando un grado de media, a otro semeja. y que esto sea verdad, parece claramente: porque las señales que trae Galeno (Lib. artis medic.) para conocer el hombre frio y humedo, son las mesmas del hombre templado, un poco mas remissas: y assi es sabio de buena manera, virtuoso, tiene clara habla, melosa; es blanco, de buenas carnes, y blandas, y sin vello; y si alguno tiene, es poco y dorado: son los tales muy rubios y hermosos de rostro; pero su simiente, dize Galeno, que es aguanosa, e inhabil para engendrar, Estos no son muy amigos de las mugeres, ni las mugeres dellos.


48 - Examen de in genios para las Sciencias /

EN la muger que no pare (estando casada) manda hazer Hippocrates dos diligencias, (5. Sect. Aph. 59.) para conocer si es por falta suya, o porque la simiente de su marido es inhabil para engendrar. La primera es, sahumarse con encienso, o estotaque (ciñiendose bien la ropa, y que las sayas arastren por el suelo de manera que ningun vapor ni humo pueda salir) y si donde a un rato sintiere el savor del encienso en la boca, es cierta señal, que no es por falta suya el no parir: pues el humo halló los caminos del Utero abiertos, por donde penetró hasta las narizes y la boca.


49 - Examen de in genios para las Sciencias /

Pero poco les aprovecha acogerse a sagrado; porque esta historia cuenta un hecho milagroso, que Dios hizo, para encerrar enel algun Sacramento. Y la re Examenspuesta de Aristoteles es un gran disparate: y sino, prueven los pastores aora a hazer est e ensayo, y veran que no es cosa natural.


50 - Johann Huart's Prüfung der Köpfe zu den Wissenschaften /

Das Buch des Huarte hat, ungeach tet seiner Mängel, auch in Deutsch land unter den Gelehrten so viel Lieb haber gefunden, daß sie aus Mangel an Exemplaren nicht mehr befriediget werden konnten, und in einigen Gegenden ausdrücklich eine neue Aufiage ver langt wurde; wozu sich auch der Herr Verleger sogleich entschloß. Nur wä re es zu wünschen gewesen, daß der sel. Leßing diese neue Auflage noch selbst hätte besorgen koenen. Denn wie könnte ich mir zutrauen, dasjeni ge geleistet zu haben, was dieser scharf sinnige Mann in seinen ältern Jahren gewiß geleistet haben würde, da er die se Uebersetzung, wovon die erste Ausga be schon 1752 herauskam, noch als ein sehr junger Mann verfertiget, und da mals wahrscheinlicher Weise nicht viel Zeit übrig gehabt hat, oder vielleicht durch andere Umstände abgehalten wor den ist, seiner Uebersetzung einige An merkungen beyzufügen. Jch habe die ses auf Verlangen des Herrn Verle gers gethan, und diejenigen Materien, die für eigentliche Anmerkungen zu weit läuftig gewesen wären, in besondern Zusätzen abgehandelt. Doch wird der Leser gar bald sehen, daß ich nicht über all Anmerkungen oder Zusätze gemacht habe, wo man Ursache hat, anderer Mey nung zu seyn, als Herr Huarte; weil heut zu Tage, nachdem die medicinischenWissenschaften zu einer weit grössernVollkommenheit gebracht worden sind, als sie in den ältern und zu Huarts Zeiten hatten, die offenbaren Jrthümer und Grillen der alten griechischen Aerzte, auf welche Huarte so viel baut, und wodurch er seine eigenen sonderbaren Einfälle un terstüzt, wohl von selbst einem jeden in die Augen fallen, und nicht leicht jemanden verführen werden. Da aber vom Ver fasser selbst hin und wieder Anmerkun gen vorkommen, so muß ich noch bemer ken, daß diese durch das Zeichen * von den meinigen unterschieden worden sind, zu denen ich allemal das Zeichen † und noch überdieses den Buchstaben E. ge setzt habe. Das 15te Hauptstück, wel ches der V. für das wichtigste hält, hätte ich gern weggelassen, wenn ich nicht besorgt hätte, daß einige Leser die se Weglassung sehr möchten. Von den Lebensumständen kann ich meinen Lesern nichts mehr sagen, alsLeßing schon in seiner Vorrede angeführt hat, ungeachtet ich nicht nur selbst alles durchgesucht habe, was ich hier durchsuchen konnte, sondern auch von zwey würdigen Männern in Leipzig mit Auszügen aus verschiedenen Schriften unterstützt worden bin. Man läßt sich aber nirgends auf ausführliche biogra phische Nachrichten ein, sondern redet nur von der Schrift des Huarte, und von den verschiedenen Ausgaben und Uebersetzungen. Unter den lateinischen wird in dem Dict. hist. de la Medicine diejenige für die beste erklärt, die Ant. Possevin herausgegeben hat. Die franz.Uebersetzung, die von Gabr. Chappuis herrührt, hat den Titel: Anacrise ou parfait jugement et examen des esprits propres auxsciences. Eine Kritik über das Huartesche Werk hat Jourdain Guibelet herausgegeben, unter der Auf schrift: Examen de l'examen des esprits. Paris 1631. Auch macht sichMorhof in seinem Polyhist. Tom. I. Lib. II. Cap. I. §. 6. über die Vorschläge des Hrn. Huarte zur Erzeugung kluger Kinder sehr lustig. Wittenberg an der Ostermesse 1785.


51 - Johann Huart's Prüfung der Köpfe zu den Wissenschaften /

Cicero glaubte zwar, um seinen Sohn Marcus in demjenigen Theile der Gelehrsamkeit, welchen er sich erwählet hatte, so weit zu bringen, als er es wünschte, sey es schon genug, wenn er ihn auf eine so bekannte und durch die ganze Welt so berühmte Hoheschule schickte, als Athen war; wenn er ihm den Kratippus, den größten Weltweisen seiner Zeit, zum Lehrmeister gäbe, und ihn seinen Aufenthalt in einer so volkreichen Stadt nehmen liesse, wo ihm wegen des grossen Zusammenflusses von allerley Leuten, die daselbst anlangten, nothwendig viel Beyspiele und besondre Fälle vorkommen müßten, die ihn durch die Erfahrung verschiednes lehren würden, was mit der Wissenschaft, auf die er sich legte, einige Verwandschaft haben könnte. Dieser und vieler andern Vorsorgen aber ungeachtet, die er als ein guter Vater für ihn trug, da er ihm Bücher schafte, und sogar selbst für ihn schrieb, erzählen die Geschichtschreiber, daß nichts aus ihm geworden sey; daß er wenig in der Beredsamkeit, und noch weniger in der Weltweisheit gethan habe; wie es denn ein sehr gemeines Schicksal unter den Menschen ist, daß der Sohn den grossen Verstand des Vaters bezahlen muß. Jn der That konnte sich Cicero zwar einbilden, daß, obgleich sein Sohn aus den Händen der Natur das Genie und die Fähigkeit nicht bekommen habe, welche die Beredsamkeit und Weltweisheit erfordern, durch den redlichen Fleiß eines solchenLehrmeisters, durch viele Bücher und viele Beyspiele in Athen, durch ununterbrochene Bemühungen des Jünglings mit der Zeit den Fehlern seiner Seelenkräfte würde können abgeholfen werden. Am Ende aber sehen wir, daß er sich geirrt habe; worüber ich mich aber gar nicht verwundre, weil er nicht wenig Beyspiele vor Augen hatte, die ihn zu hoffen verleiteten, es könne ein gleiches auch mit seinem Sohne ge schehen. Er selbst, Cicero, erzählet, (in seinemBuche vom Schicksale) daß Xenokrates einen sehr unlehrsamen Kopf, sowohl zur moralischen als natürlichen Weltweisheit, gehabt habe, so daß Plato von ihm gesagt, dieser sein Schüler bedürfe der Sporen: gleichwohl wurde er durch den redlichen Fleiß seines Lehrmeisters und durch seinen eigenen unablässigen Eifer ein sehr grosser Weltweise. Eben derselbe führt auch das Beyspiel des Kleantes an, welcher so dumm und ungeschickt gewesen seyn soll, daß ihn kein Lehrmeister in seine Schule habe nehmen wollen; der dadurch empfindlich beschämte Knabe aber habe hierauf so eifrig zu studiren angefangen, daß er endlich der zweyte Herkules in der Gelehrsamkeit sey genannt worden. Eben so ungeschickt schien dasGenie des Demosthenes†) zur Beredsamkeit, da er als ein erwachsener Jüngling, wie man sagt, noch nicht einmal recht reden konnte. Besonders, wie Cicero erzählt, konnte er das R nicht aussprechen, weil er ein wenig lispelte. Durch seinen Fleiß aber lernte er es endlich so wohl ausspre

†) Vom Demosthenes läßt sich wohl nicht mit Recht behaupten, daß sein Genie zur Beredsamkeit ungeschickt gewesen sey, wofern man nicht das Wort Genie in einer ganz ungewöhnlichen Bedeutung nehmen, und auch auf körperlicheVollkommenheiten ausdehnen will. Denn was dem Demosthenes die Ausbildung der Beredsamkeit anfänglich sehr schwer machte, war blos eine natürliche Unvollkommenheit in den Sprachwerkzeugen.

E.chen, als wenn er niemals diesen Fehler gehabt hätte. Daher kömmt das Sprichwort, welches ungefähr sagt: es sey mit dem Genie des Menschen zu den Wissenschaften, wie mit einem, der im Brete spielet; wenn der Wurf unglücklich ist, so muß er ihn durch eine geschickte Setzung erträglich zu machen, und also sein schlechtes Glück zu verbessern wissen. Doch keines von den Beyspielen, welche Cicero anführt, ist eigentlich wider meine Meynung, weil es, wie wir weiter unten beweisen wollen, in jungen Leuten eine gewisse Ungelehrigkeit giebt, welche auf ein andres Alter ein grösseres Genie prophezeyt, als wenn sie von Kindheit an viel Fähigkeit gewiesen hätten. Das allzufrühe Vernünfteln und Klugseyn ist sogar eine Anzeige eines künftigen Narren. Hätte Cicero die wahren Merkmale eingesehen, welche in der ersten Jugend ein Genie verrathen, so würde er es sowohl bey demDemosthenes, als bey dem Xenokrates, für ein gutes Zeichen gehalten haben, daß jener langsam und schwer reden lernte, und dieser in seinem Studiren angespornt zu werden bedurfte. Jch spreche in der Ausbesserung, sowohl der langsamen als fähigen Genies, dem guten Lehrmeister, der Kunst und dem Fleisse nicht alle Kraft und Tugend ab. Jch will nur so viel sagen, daß, wenn der Knabe nicht von der Natur einen Verstand bekommen hat, welcher gleichsam schon von den Grundsätzen und Regeln der Kunst, die er erlernen will, schwanger ist und ihn nur zu dieser und sonst zu keiner andern bestimmt, alle Sorgfalt, welche Cicero für seinenSohn anwandte, und jeder Vater für den seinigen anwenden kann, vergebens ist. Die Wahrheit dieser Lehre wird jeder leicht begreifen, welcher bey dem Plato*) gelesen hat, daßSokrates, wie er selbst von sich erzählt, eine Hebamme zur Mutter hatte, und daß, so wie diese, ob sie gleich eine Meisterinn in ihrer Kunst war, keine Frau konnte gebähren lassen, wenn sie nicht schon schwanger war, ehe sie unter ihre Hände kam, auch er, als einer, welcher ähnliche Verrichtungen mit seiner Mutter hätte, keine Wissenschaft aus seinen Schülern hervorziehen könnte, wenn ihr Verstand nicht schon damit schwanger sey. Er hatte es eingesehen, daß dieWissenschaften nur denjenigen Menschen gleichsam natürlich wären, welche ein Genie hätten, das darnach eingerichtet sey, und daß es eben die Bewandniß damit habe, die es, wie uns die Erfahrung lehret, mit denen hat, welche etwas, das sie vorher wußten, vergessen haben: wenn man ihnen nur auf ein Wort hilft, so besinnen sie sich sogleich wieder auf alles das übrige. So viel ich einsehe, thun die Lehrmeister mit ihren Schülern nichts, als daß sie die Wissenschaft in ihnen anblasen. Denn haben sie ein fähigesGenie, so ist dieses fähige Genie hinreichend, aus ihnen die vortreflichsten Begriffe hervorzubringen; haben sie aber keines, so plagen sie

*) Dιαλ. θεαιτητος ἠ περι ἐπιϛημης.

sich, und die, die sie unterweisen, ohne es iemals dahin zu bringen, wohin sie es bringen wollen. *) Jch wenigstens, wenn ich ein Lehrmeister wäre, würde, ehe ich einen Knaben in meine Schule nähme, vielerley Proben und Erfahrungen mit ihm anstellen, sein Genie zu erforschen, und wenn ich eine gute natürliche Geschicklichkeit zu der Wissenschaft, die ich lehrte, bey ihm fände, so würde ich ihn mit Freuden annehmen, weil es kein geringes Vergnügen für einen Lehrer ist, wenn er ein fähiges Genie zu unterweisen hat. Fände ich aber das Gegentheil, so würde ich ihm rathen, sich auf diejenige Wissenschaft zu legen, welche sich für seinen Kopf schickte, und hätte er zu gar keinem Theile der Gelehrsamkeit Neigung und Fähigkeit, so würde ich voller Liebe und mit den sanftesten Worten zu ihm sagen: mein Sohn, auf dem Wege, welchen ihr euch erwählt habt, werdet ihr kein brauchbarer Mensch werden. Um des Himmels willen! verlieret eure Zeit und eure Arbeit nicht, und sucht euch eine andere Lebensart aus, welche weniger Fähigkeit erfordert, als die Wissenschaften.


52 - Johann Huart's Prüfung der Köpfe zu den Wissenschaften /

Und der Herr wirkte mit ihnen, und bekräftigte ihr Wort durch mitfolgende Zeichen. Marci am letzten.

53 - Johann Huart's Prüfung der Köpfe zu den Wissenschaften /

Die gute Figur schließt Galenus*) aus der äussern Gestalt des Kopfes. Diese, spricht er, ist alsdann so, wie sie seyn muß, wenn in einer vollkommenen runden hohlen Kugel von Wachs, die man ganz sachte auf den Seiten zusammen angedrückt hat, die Stirne und das hintere Theil des Haupts einen kleinen Buckel machen. Wenn folglich der Knabe eine sehr platte Stirne hat, und der hintere Theil des Hauptes sehr abschiessend ist, so ist es ein Zeichen, daß sein Gehirn die Figur nicht hat, welche es haben muß, wenn er geschickt und fähig seyn sollte.


54 - Johann Huart's Prüfung der Köpfe zu den Wissenschaften /

Die vierte Haupteigenschaft endlich, da nämlich die Substanz des Gehirnes aus den feinsten und zärtesten Theilen zusammengesetzt seyn soll, ist, wie Galenus sagt, die wichtigste von allen. Wenn er daher die Merkmale angeben will, ob das Gehirn von einer feinen Zusammensetzung sey, so sagt er: die Scharfsinnigkeit des Verstandes sey ein sichres Zeichen, daß das Gehirn aus feinen und zarten Theilen zusammengesetzt sey; ein langsamer Verstand aber zeige an, daß es von einer groben Substanz sey; und hierbey kömmt das Temperament in keine Betrachtung. †)

†) Der Verfasser, welcher sonst selbst zu denken gewohnt ist, zeigt sich bisweilen gar zu sehr als einen Nachbeter des Galenus, dessen Hypothesen und Grillen er sogar als ausgemachte Wahrheiten annimmt. E.

Diese Eigenschaften muß also das Gehirn haben, wenn die vernünftige Seele ihre Folgerungen und Schlüsse soll machen können: nur mischt sich noch eine grosse Schwierigkeit dabey ein. Wenn wir nämlich den Kopf eines jeden unvernünftigen Thieres öfnen, so finden wir, daß sein Gehirn von eben der Beschaffenheit ist als das Gehirn des Menschen, ohne daß ihm die geringste der oben genannten Eigenschaften fehlen sollte. Hieraus folgt, daß entweder die sogenannten unvernünftigen Thiere vermittelst ihres Gehirns gleichfalls Vernunft und Klugheit besitzen, oder daß unsere vernünftige Seele sich des Gehirns zum Werkzeuge ihrer Verrichtungen nicht bedienet: welches aber durchaus nicht behauptet werden kann. Auf diese Schwierigkeit antwortet Galenus dieses: Ει μεν μηδο-λως λογου μετεϛι τοις ἀλογοις ὀνομαzομε-νοις zωοις, ἀδηλον ἐϛι. Ισως γαρ εἰ και του μη κατα την φωνην, ὁν και προφορι-κον ὀνομαzουσιν, ἀλλα τουγε την ψυχην,ὁν ἐνδιαθετον καλουσι, μετεχει παντα,τα μεν μαλλον, τα δ' ἡττον. Οτι μεν-τοι πλειϛον ὁσον ἀυτων διενηνοχασιν οἱ ἀν-θρωποι, προδηλον ἡμιν ἑϛιν. Mit diesen Worten giebt Galenus, obgleich ziemlich furchtsam, zu verstehen, daß die Thiere allerdings ei nige mehr, andre weniger, an der Vernunft Theil nehmen, daß sie in ihrer Seele Schlüsse und Ueberlegungen machen, ob sie sie gleich nicht mit Worten ausdrücken können, und also der Unterschied zwischen den Menschen und Thieren darinnen bestehe, daß jene nur vernünftiger sind, als diese, und die Klugheit in einem höhern Grade der Vollkommenheit ausüben.


55 - Johann Huart's Prüfung der Köpfe zu den Wissenschaften /

*) Wenn die Kranken so etwas Göttliches sagen: so ist es ein Zeichen, die vernünftige Seele habe sich von dem Körper wie schon losgewunden, daß ihr also nichts entwischen kann.


56 - Johann Huart's Prüfung der Köpfe zu den Wissenschaften /

Die vornehmste Schwierigkeit ist nunmehr, wie wir erkennen wollen, welcher Ventrikel dem Verstande, welcher der Einbildung, und welcher dem Gedächtnisse bestimmt sey, da sie so nahe und verbunden unter einander sind, daß man weder aus dem vorhin angeführten Grunde, noch durch irgend ein andres Zeichen einen Unterschied an ihnen entdecken kann. Wenn wir aber überlegen, daß der Verstand nicht wirken kann, ohne die Gegenwart des Gedächtnisses, welches ihm die Bilder vorstellen muß; noch das Gedächtniß, ohne Beystand der Einbil dungskraft: *) so begreifen wir gar leicht, daß alle drey Vermögenheiten in einem jeden Ventrikel beysammen seyn müssen, und daß nicht in dem einen der Verstand allein, in dem andern allein das Gedächtniß, und in dem dritten allein die Einbildungskraft ihren Sitz haben könne, wie sich die gemeinen Weltweisen eingebildet haben. Diese Verbindung der Vermögenheiten ist auch sonst in dem menschlichen Körper anzutreffen, da keine ohne Beyhülfe der andern wirken kann, wie zum Beyspiel aus den vier natürlichen Kräften erhellet, der Kraft zu verdauen, der Kraft an sich zu behalten, der Kraft an sich zu ziehen, und der Kraft von sich auszustossen, welche die Natur, weil jede der andern unentbehrlich ist, an einen einzigen, und nicht an verschiedene Oerter legte.


57 - Johann Huart's Prüfung der Köpfe zu den Wissenschaften /

Auf den vierten Einwurf antworte ich folgender Gestalt: es trägt zu dem Genie nichts bey, ob man hartes oder weiches Fleisch hat, wenn das Gehirn nicht von eben dieser Beschaffenheit ist; denn dieses hat, wie uns die Erfahrung lehret, sehr oft ein ganz verschiedenes Temperament, als alle übrige Theile des Körpers. Wenn aber beyde, das Gehirn und das Fleisch, in der Weiche übereinkommen, so ist es ein sehr schlechtes Zeichen für den Verstand, und ein eben so schlechtes für die Einbildungskraft. Man darf ja nur das Fleisch der Weibspersonen und der Kinder betrachten; findet man nicht, daß es weit weicher ist, als das Fleisch der Mannspersonen? Ueberhaupt aber kann man ganz wohl sagen, daß das männliche Geschlecht mehr Fähigkeit habe als das weibliche. Die Ursache ist ganz natürlich: die Flüssigkeiten, welche die Weiche des Fleisches verursachen, sind Phlegma und Blut; diese aber, wie wir schon angemerkt haben, sind beyde feuchte, und machen, nach des Galenus Ausspruche, die Menschen einfältig und dumm. *) Die Flüssigkeiten gegentheils, welche das Fleisch hart machen, sind Cholera und Melancholie, und aus diesen erwächst die Klugheit und der Verstand des Menschen. Es ist also ein weit schlechteres Merkmal, mehr weiches Fleisch haben, als sprödes und hartes; **) daß es folglich bey denjenigen, welche in ihrem ganzen Körper ein gleiches Temperament haben, nicht schwer fallen muß, die Beschaffenheit ihres Genies aus der Weiche oder Härte ihres Fleisches zu schliessen: denn wenn es hart ist, so zeigt es einen guten

*) Οι μεν ἁπαλοι και λευκοι και πιονες, ἡκι-ϛα μελαγχολικον ἰχυσι χυμον. Γαλ. περι των πεπονθοτων τοπων βιβλ. γ.

**) Unter den unvernünftigen Thieren kömmt keines dem Menschen an Klugheit näher, als der Elephant, und keines hat härteres und spröderes Fleisch, als er.

Verstand und eine gute Einbildungskraft an; ist es aber weich, so läßt sich das Gegentheil nämlich ein starkes Gedächtniß bey einem schwachen Verstande und einer schwachen Einbildungskraft daraus schliessen. Will man aber wissen, ob die Beschaffenheit des Gehirns mit der Beschaffenheit des Fleisches übereinkomme, so muß man die Haupthaare betrachten. Sind diese stark, schwarz, spröde und dichte, so zeugen sie von einer guten Einbildungskraft und einem guten Verstande; sind sie aber zart und weiß, so zeugen sie von weiter nichts, als einem guten Gedächtnisse. †) Will man nun ferner, wenn die Haare von der erstern Beschaffenheit sind, unterscheiden, ob sie einen guten Verstand oder eine gute Einbildungskraft anzeigen, so muß man auf das Lachen des Knabens Acht haben: denn das Lachen ist es, welches die Beschaffenheit der Einbildungskraft verräth.


58 - Johann Huart's Prüfung der Köpfe zu den Wissenschaften /

Die Endursache der Gesetze ist, das menschliche Leben zu ordnen, und einem jeden zu zei gen, was er thun und was er lassen soll, damit der Staat dadurch, daß alle Mitglieder desselben ihre Pflicht beobachten, in Ruhe und Friede erhalten werde. Diese Absicht zu erreichen, wird unumgänglich erfordert, daß die Gesetze in klaren, nicht in ungewissen, zweydeutigen und dunkeln Worten, ohne verborgene Zeichen und Verkürzungen müssen abgefaßt werden, damit sie einem jeden, der sie lieset, so verständlich seyn können, daß er sie eben so leicht im Gedächtnisse behalten, als begreifen kann. Und wenn endlich niemand seine Unwissenheit soll vorschützen können, so müssen sie öffentlich seyn kund gemacht worden, damit derjenige, welcher sie übertritt, mit Recht bestraft werden kann.


59 - Johann Huart's Prüfung der Köpfe zu den Wissenschaften /

An welchen Merkmalen man es erkennen könne, ob der, welcher sich den Gesetzen widmen will, diejenige Beschaffenheit des Verstandes habe, welche diese Facultät nothwendig erfordert; dieses haben wir gewisser Maassen schon in dem Vorhergehenden gesagt. Damit es aber in desto frischerm Gedächtnisse bleibe, und wir uns in den Beweis desto umständlicher einlassen können, so muß man auf folgendes Achtung haben. Derjenige Knabe, welcher, wenn er zum Lesen angehalten wird, die Buchstaben leicht kennen lernt, und ohne

*) βιβλ. α. των μετα τα Φυσικα κεφ. α.

Mühe einen jeden auch ausser der Ordnung des Alphabets bald zu nennen weiß, zeigt von einem starken Gedächtnisse; weil dieses unwidersprechlich weder eine Wirkung des Verstandes, noch der Einbildungskraft seyn kann; es ist vielmehr die Verrichtung des Gedächtnisses, daß es die Bilder der Sachen behalte, und den Namen eines jeden, wenn es erfordert wird, ohne Anstand angeben kann. †) Wenn aber der Knabe ein starkes Gedächtniß hat, so ist dieses starke Gedachtniß, wie wir schon bewiesen haben, ein Zeichen, daß er am Verstande Mangel leide.


60 - Johann Huart's Prüfung der Köpfe zu den Wissenschaften /

Die Schwierigkeit bestehet also nunmehr darinnen: warum Leute von grossem Verstande keine guten äusserlichen Sinne, das Besondere zu empfinden, haben können, da der Verstand und die äusserlichen Sinne gleichwohl von einander so sehr verschiedene Fähigkeiten sind? Die Ursache davon ist klar: weil die äusserlichen Sinne nicht wohl wirken können, wenn sie nicht von einer guten Einbildungskraft unterstützt werden. Dieses müssen wir aus der Meynung des Aristoteles beweisen, welcher, wenn er *) erklären will, was die Einbildungskraft sey, sagt, sie sey eine von einem äusserlichen Sinne verursachte Bewegung, **) so daß, zum Beyspiel, die Farbe, welche sich von der gefärbten Sache trennt, das Auge verändert; und daß hernach diese Farbe, welche in der krystallischen Feuchtigkeit ist, weiter bis zu der Einbildungskraft hinein dringt, und in ihr eben dasjenige Bild hervorbringt, welches im Auge war. Fragt man nun, durch welches von diesen zwey Bildern man das Besondere

†) Die Prüfung dieser sonderbaren Behauptung muß ich bis in die Zusätze versparen, weil sie zu einer Note zu weitläuftig ist. E.

*) βιβλ. γ. περι ψυχης.

**) ἡ φαντασια ἀν ἐιη κινησις ὑπο της ἀισϑη-σεως της κατ' ἐνεργειαν γιγνομενης.

erkenne, so sagen alle Weltweisen und zwar mit Grund, daß das zweyte Bild dasjenige sey, welches auf die Einbildungskraft wirke, und dieErkenntniß also aus allen beyden entstehe; nach dem bekannten Ausspruche der Weltweisen: ab obiectis et potentia paritur notitia. Aus dem ersten Bilde aber, welches in der krystallischen Feuchtigkeit ist, und aus der blossen Vermögenheit zu sehen, kann noch keine Erkenntniß entstehen, wenn nicht die Einbildungskraft dabey aufmerksam ist. Dieses beweisen die Aerzte unwidersprechlich, wenn sie es als einen Lehrsatz angeben, daß es ein Zeichen einer zerstreueten, und in tiefe Betrachtungen vergrabenen Einbildungskraft sey, wenn der Kranke bey Ausschneidung oder Verbrennung des Fleisches keine Empfindung habe. Οκοσοι πονεοντες τι του σωματος τα πολλα των πονων οὐκ ἀισϑα-νονται, τουτεοισιν ἡ γνωμη νοσεει. *) Sogar an gesunden Personen zeigt uns oft die Erfahrung, daß, wenn sie sich mit ihrer Einbildungskraft allzusehr vertieft haben, sie auch das nicht sehen, was vor ihren Augen ist; sie hören nicht, wenn einer sie schon ruft; sie schmecken das Allerschärfste und Schmackhafteste nicht, wenn sie es schon essen. Es ist also unwidersprechlich, daß die Einbildungskraft dasjenige sey, welches das Besondere an den Dingen erkenne, und davon urtheile; und daß dieses nicht durch den Verstand oder durch die äusserlichen Sinne ge

*) Ιπποκρ. ἀφορ. τμ. β.

schehe. Und hieraus nun folget ganz deutlich, daß derjenige Arzt, welcher ein grosser Theoreticus ist, es sey nun wegen seines grossen Verstandes oder wegen seines grossen Gedächtnisses, nothwendig ein schlechter Practicus seyn müsse, weil es ihm an der Einbildungskraft fehlt. Hingegen muß derjenige, welcher ein geschickter Practicus ist, nothwendig ein ungeschickter Theoreticus seyn, †) weil er wegen der starken Einbildungskraft, die er besitzt, nicht zugleich auch einen grossen Verstand und ein starkes Gedächtniß besitzen kann. Dieses ist also die Ursache, warum niemand in der Arzneykunst vollkommen werden, oder es in seinen Kuren dahin bringen kann, daß er niemals irre. Um niemals irren zu können, müßte man nicht nur die ganze Wissenschaft nach ihrem Umfange einsehen, sondern auch eine starke Einbildungskraft besitzen, die erkannte Wissenschaft allezeit gehörig anzuwenden; beyde Stücke aber, wie wir bewiesen haben, können unmöglich beysammen stehn.