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16 - Die Kunst zu lieben /

Fünfter Gesang. Ein geheimer verliebter Umgang hat seine Reize; doch weit mehr Vergnügen geniessen Verliebte, die sich für den Augen der Welt lieben. Dazu zu gelangen, muß man sich einen freyen Zutritt bey seiner Geliebten zu verschaffen suchen, unter dem Titel eines Freundes; man muß die Charaktere derjenigen zu erforschen suchen, die um ihr sind, und von welchen sie in etwas abhanget. Hierunter gehören vornemlich die Vormünde. Predigt er, in einen Lehnsessel gekrümmt, schwach und kolsternd, voller Galle gegen die jetzige Zeit, wider die Jugend und ihre ausserordentliche Verschwendung? Setzt er seine Ehre und sein höchstes Gut in das Gold, in welchem er schwimmt ohne es zu geniessen? So rühmt seinen jetzigen und zukünftigen Reichthum, und heimlich beklagt seine wirkliche Armuth. Oft bestimmt so ein Wütherich den Gegenstand unserer Liebe dem Kloster, diesen dem ewigen Verdruß gewidmeten Mauern, den Gräbern, welche eine rasende Schwärmerey gehölet hat, welche die Reue, der Irrthum, die Tyranney bewohnen. Doch dieser Aufenthalt ersticket die Heftigkeit der Leidenschaft nicht, und die Beständigkeit des Liebhabers erlangt ihren Zweck. — — Bey vielen, weil sie allzugewiß sind; daß sie geliebet werden, erkaltet die Liebe. Der zuversichtliche Medor verläßt sich auf seinen Sieg und wenig bewegt von der Unruhe seiner Geliebten, betrachtet er mit einem heutern Auge sein Glück. Als ein ruhiger Beherrscher eines ihm unterthanen Herzen trotzt er ihrem Argwohne, und lacht über ihre Beängstigung. Er höret ihre Klagen nicht, er sieht ihre Thränen nicht. Bey ihr ist er abwesend; und redet sie mit ihm, so ist er zerstreut; er betrachtet einen Ring oder ein Bild, er ruft seinen Hund, er spricht mit ihm und streuchelt ihn. Aus seiner umwölkten Stirne leuchtet eine stolze Verachtung; und wenn die Geliebte ganz Feuer ist, so ist er ganz Eis. — — Doch muß man auch nicht seine Liebe durch Ausschweifungen der Eifersucht zu beweisen suchen; wohl aber kann man sich auf kurze Zeit entfernen, um die Beständigkeit der Geliebten auf die Probe zu stellen. Eine allzulange Abwesenheit ist das traurigste Unglück für Verliebte. Es zu lindern schencke man sein Bildniß der Geliebten, und suche das ihre dafür zu erhalten. Die Liebe so wohl als die Freundschaft erlaubt den Gebrauch der Geschencke; diese aber müssen gewehlt seyn, und man muß mehr die Empfindlichkeit der Schönheit als ihr Glück dabey zu Rathe ziehen. Erhält man zum Gegengeschencke ein von ihren Haaren geflochtenes Armband; welches kostbare Pfand der zärtlichsten Liebe! Das sicherste Mittel ohne Nebenbuhler geliebt zu werden, ist eine gleiche ungetheilte Liebe gegen die, von welcher man dieses Glück begehrt. Hier haben beyde Geschlechter gleiches Recht; und dieses so wohl als jenes kann sich über die Untreue des andern beklagen. Wie schädlich aber ist dabey eine stürmende Eyfersucht! Nimmermehr wird diese ein Herz wieder zurück bringen, welches nur durch Gefälligkeit und Anmuth von neuen gewonnen wird. Diesen Satz erläutert der Dichter durch das Exempel des ersten Franciscus Königs von Frankreich und der zwey Herzoginnen von Etampe und von Valentinois.


17 - Die Kunst zu lieben /

In dem letzten Gesange nahet sich der Dichter dem glücklichen Zeitpunkte, da die Liebe gekrönt wird. Er beschreibt die Besorgniß der Geliebten durch einen völligen Genuß ihren Liebhaber allzusehr zu sättigen, und in der That sind diese Gunstbezeigungen oft die Mörder einer Leidenschaft, die die wohlgegründeste zu seyn schien; weil sie meistentheils die Mängel auf beyden Theilen entdecken. Hier hat also der Liebhaber seine ganze Kunst anzuwenden, jene Besorgniß zu zerstreuen, und sein gutes Glücke mit Behutsamkeit weiter zu treiben. Lobt er seine Gebieterin, so muß dieses Lob fein angebracht seyn. Lobet mit Anmuth, und lobet mit Genauigkeit. Man wird unhöflich, durch allzuviel Höflichkeit. Legt ihr keine Reize bey, von denen sie, Danck sey ihrem Spiegel, weiß daß sie sie nicht hat. Bey der blassen Fanny lobet nicht die blühenden Rosen; leihet ihr Schönheiten, allein ohne die Sache zu übertreiben. Ein übertriebenes Lob ist unschmackhaft, und man lacht drüber. Oft, euch zu erforschen, lobt sie Reize an andern, die ihr der Himmel nicht beygelegt hat: Wie lebhaft ist Iris! wie schöne ist Dorinde! Dieses ist ein heimlicher Fallstrick, den euch ihre Furcht leget. Sagt also, daß ihre Reize nichts rührendes haben, und treibt die List so gar, bis sie zu verachten. Das Lob einer jeden andern hat das Ansehen einer Critick. — — Den Unvollkommenheiten der geliebten Person muß man vortheilhafte Namen geben. Hiezu hilft die Gewohnheit nicht wenig, welche oft die Augen so verblendet, daß sie wirkliche Fehler für Schönheiten ansehen. — — Doch wie eigensinnig, wie wunderlich ist das Gemüth eines Frauenzimmers! Wie oft wenn man sich ihrem Besitze am nächsten geglaubt hat, sieht man sich am entferntesten davon! Diesen kleinen Wiederwärtigkeiten zu begegnen, dahin zielen die letzten Lehren des Dichters. Man setze dem Eigensinne der Geliebten Gefälligkeiten entgegen. Man bekenne, daß man Unrecht habe; dieses ist allezeit das sicherste Mittel mehr als Vergebung zu erlangen. Verliebte, die sich wieder vertragen, lieben sich allezeit zärtlicher, als sie sich vorher geliebt haben; und wenn ja bey der Geliebten Skrupel übrig blieben; sitzen ja noch Wolken des Mißtrauens auf ihrer Stirne, und leset ihr in ihren Augen, daß ihr unruhiges Herz befürchtet nicht geliebt zu werden; so schwöret ihr, daß eure Seele sie anbete, und wiederholt diesen Schwur hundertmal; benetzt ihre Hände mit Tränen, erhebet ihre Reitze, fallet ihr zu Fusse, rufet den Tod an. Wo ist das grausame Herz das hierdurch nicht solltegerührt werden? Die Geliebte sucht die Verzweifelung zu stillen, durch längstgewünschte Gunstbezeigungen. Hier kömmt es drauf an, die Zeit sie einzuernten zu beobachten. Oft wird man in den süssesten Augenblicken gestört, und alsdenn muß der Liebhaber sein Spiel zu verstecken wissen. — — Der Dichter hat bisher den Verliebten nur kleine Schreckbilder gewiesen; jetzt aber zeigt er ihnen ein wirkliches. Der geliebte Gegenstand wird krank. Hier hat die Liebe ihre stärkste Probe abzulegen; für die sie aber nur allzusehr belohnt wird, wann die Kranke wieder hergestellet wird. Folgt sie der Stimme des Frühlings, welche sie auf das Land ladet? Folget ihr dahin; da ist es, wo euch die Liebe den schönsten Triumph vorbehält; da untersteht man sich alles, da erhält man alles. — — Muse, hier hemme deinen Lauf, und wag es nicht mit einem allzukühnen Blicke in das Heiligthum zu dringen, wo das Opfer erblasset, und die Liebe es betrachtet. Dieses Geheimniß verlangt die tiefste Verschwiegenheit. Laß auf deiner Stirne, Muse, die Anmuth und Schamhaftigkeit verschwistert prangen; fliege in den Himmel zurück; dein Weg ist vollendet. — — Liebe, du lehrest mich deinen Dienst, und deine Geheimnisse, die du in meinen Liedern niedergelegt hast. Deine unsterblichen Myrten umkränzen meinen Frühling, ich sang dein Gesetz der Welt, und hatte noch nicht zwanzig Jahre.


18 - Die Kunst zu lieben /

Hiermit endet der Dichter seine Kunst zu lieben. Zum Schlusse des Werks findet man noch ein Gedichte über den Tod seiner Zulni, die er in dem ersten Gesange als seine Muse angeruffen hat. Dieses Gedichte ist ungemein zärtlich und vielleicht ist mehr Empfindung darinne, als in allen sechs vorhergehenden Gesängen; wovon wir dem Leser das Urtheil überlassen wollen, da wir ihn gnugsam in den Stand gesetzt haben, es fällen zu können.


19 - Reflexions sur comique-lamoryant /

On vit alors toutes les beautés de l'art & du génie réunies dans nos Poëmes: une économie judicieuſe dans la diſtribution de la Fable, & dans la marche de l'action; des in cidens finement ménagés, pour en flammer la curioſité du ſpectateur; des caracteres ſoûtenus, & ingénieuſement contraſtés avec des per- ſonnages acceſſoires, pour donner plus de ſaillant aux originaux. Les vices du cœur devinrent l'objet de ce haut Comique, inconnu à l'anti- quité, & avant Moliere, à toutesles nations de l'Europe; genre ſublime, dont le charme ſe fait ſentir à proportion de l'étendue & de la déli cateſſe des eſprits. Enfin, on vit dans l'eſpeceimitée des Anciens une cri tique relative aux mœurs & aux ac tions de la vie bourgeoiſe & ordi naire; & la plaiſanterie & le badinage pris du fond des choſes, ſe déclarer naturellement moins par les paroles que par les ſituations vraiement co miques des Acteurs.


20 - Reflexions sur comique-lamoryant /

J'avoue que d'autres caracteres également bien frappés n'ont pas produit des fruits auſſi ſenſibles. Le Malade imaginaire n'a pas guéri les vapeurs de tous les Orgons: tous les Miſantropes n'en ſont pas deve nus plus ſociables, ni les Comtes de Tufiere plus modeſtes. Mais quelle en eſt la raiſon? C'eſt que les dé- fauts de cette eſpece n'attaquent pas la probité, & qu'on trouve même dans le monde des perſonnes qui s'en font honneur. Les tempéra mens délicats ſont tous prêts des eſpritsdélicats. Un caractere ſévere & chagrin eſt ordinairement rempli de probité. Le Duc de Montauſier ne dédaigna pas celui du Miſantro pe. Enfin, un certain orgueil ſuppo ſe un ſentiment quelquefois raiſon nable de ſa propre ſupériorité. Le préjugé, dans ces occaſions, lute avec ſuccès contre les traits de la critique: mais il ne tiendra point contre la peinture comique d'un vice de cœur, ou d'un ridicule de ſociété, ou d'un travers d'eſprit: on ne veut point, à quelque prix que ce ſoit, être l'objet des regards humilians des ſpectateurs; & ſi l'on ne ſe corrige pas en effet, on eſt du moins forcé à la diſſimulation, dans la crainte de paſſer publiquement pour ridicules ou pour mépriſables.


21 - Betrachtungen über das weinerlich Komische /

Nunmehr sahe man alle Schönheiten derKunst und des Genies in unsern Gedichten verbunden: eine vernünftige Oekonomie in der Eintheilung der Fabel und dem Fortgange derHandlung; fein angebrachte Zwischenfälle, die Aufmerksamkeit des Zuschauers anzufeuren; ausgeführte Charaktere, die mit Nebenpersonen in eine sinnreiche Abstechung * gebracht waren, um den Originalen desto mehr Vorsprung zu geben. Die Laster des Herzens wurden der Gegenstand des hohen Komischen, welches demAlterthume, und, vor Molieren, allen Völkern

* Durch dieses Wort habe ich das Französische Contraſte übersetzen wollen. Wer es besser zu übersetzen weis, wird mir einen Gefallen thun, wann er mich es lehret. Nur daß er nicht glaubt, es sey durch Gegensatz zu geben. Jch habe Abstechung deswegen gewählt, weil es von den Farben hergenommen, und also eben so wohl ein mahlerisches Kunstwort ist, als das franzö sische. Ueb.

weinerlich Komische. Europens unbekannt war, und eine neue erhabne Art ausmacht, deren Reitze nach Maßgebung des Umfanges und der Zärtlichkeit derGemüther empfunden werden. Endlich so sahe man auch, in der von den AltennachgeahmtenGattung, eine auf die Sitten und Handlungen des bürgerlichen und gemeinen Lebens sich beziehende Beurtheilung; das Lustige und Spaßhafte wurde aus dem Jnnersten der Sache selbst genommen, und weniger durch die Worte als durch die wahrhaftig komischen Stellungen der Spiele ausgedrückt.


22 - Betrachtungen über das weinerlich Komische /

Jch gebe zu, daß andre Charaktere, welche eben sowohl getroffen waren, keine so merkliche Wirkungen gehabt haben. Der eingebildete Kranke hat nicht alle Orgons von ihren Dünsten befreyet; es sind nicht alle Menschenfeinde gesellschaftlicher, noch alle Grafen von Tufiere bescheidner geworden. Allein was ist der Grund davon? Er ist dieser; weil die Fehler von dieser Art das rechtschafne Wesen nicht angreifen, und weil man so gar in der Welt Leute antrift, die sich eine Ehre daraus machen. Zärtliche Leibesbeschaffenheiten setzen gemeiniglich zärtlicheSeelen voraus. Eine strenge und unwillige Gemüthsart ist fast immer mit viel Rechtschaffenheit verbunden; der Her Betrachtungen über das zog von Mantausier hielt es nicht für seiner unwürdig, ein Menschenfeind zu seyn. Und ein gewisser Stolz endlich, entstehet nicht selten aus einer vernünftigenEmpfindung seiner eignen übersehenden Größe. Das Vorurtheil ringet bey solchen Gelegenheiten glücklich mit den Spöttereyen des Tadels, da es Gegentheils gegen diekomische Schilderung eines Lasters des Herzens, oder eine Lächerlichkeit im gesellschaftlichen Leben, oder einer Ungereimtheit des Verstandes, gewiß nicht bestehen wird. Der Gegenstand der beschämenden Bemerckungen der Zuschauer, will man durchaus nicht seyn, es koste auch, was es wolle; und wenn man sich auch nicht wirklich bessert, so ist man doch gezwungen sich zu verstellen, damit man öffentlich weder für lächerlich noch für verächtlich gehalten werde.


23 - Virginia. A tragedy. /


Will she be won by arts of soft persuasion

24 - Virginia /

Durch Liebkosungen, in seine Arme? Claudius! — Du weißt, sie ist versprochen; mit dem jungen Icilius versprochen; und wie zärtlich liebt sie ihn, dieses Schooßkind des Volks, dem er als Tribun so muthige Dienste geleistet.


25 - La Poésie Dramatique /

Comme le plan coûte beaucoup & qu'il veut être long-temps médité, qu'arrive-t-il à ceux qui se livrent au genre dramatique & qui ont quelque facilité à peindre des caracteres? Ils ont une vue générale de leur sujet, ils connoissent à peu près les situations, ils ont projetté leurs caracteres: & lorsqu'ils se sont dit: cette mere sera coquette, ce pere sera dur, cet amant libertin, cette jeune fille sensible & tendre , la fureur de faire les scenes les prend. Ils écrivent; ils écrivent; ils rencontrent des idées fines, délicates, fortes même; ils ont des morceaux charmans & tout prêts: mais lorsqu'ils ont beaucoup travaillé, & qu'ils en viennent au plan, car c'est toujours-là qu'il en faut venir, ils cher- chent à placer ce morceau charmant; ils ne se résoudront jamais à perdre cette idée délicate ou forte; ils feront le contraire de ce qu'il falloit, le plan pour les scenes qu'il falloit faire pour le plan. De-là une conduite & même un dialogue contraints, beaucoup de peine & de temps perdus, & une multitude de copeaux qui demeurent sur le chantier. Quel chagrin, sur-tout si l'ouvrage est en vers!


26 - La Poésie Dramatique /

Le pere aura le caractere de son état. Il sera bon, vigilant, ferme & tendre. Placé dans la circonstance la plus difficile de sa vie, elle suffira pour déployer toute son ame.


27 - La Poésie Dramatique /

Le plan d'un drame peut être fait & bien fait, sans que le Poëte sache rien encore du caractere qu'il attachera à ses personnages. Des hommes de différens caracteres sont tous les jours exposés à un même événement. Celui qui sacrifie sa fille peut être ambitieux, foible ou féroce. Celui qui a perdu son argent, riche ou pauvre. Celui qui craint pour sa maîtresse, bourgeois ou héros, tendre ou jaloux, Prince ou valet.


28 - La Poésie Dramatique /

Si Térence avoit eu l'attention d'écrire la pantomime, nous n'aurions là-dessus aucune incertitude. Mais qu'importe qu'il l'ait écrite ou non, puisqu'il faut si peu de sens pour la supposer ici? Il n'en est pas toujours de meme. Qui est-ce qui l'eût imaginée dans l'Avare? Harpagon est alternativement triste & gai, selon que Frosine lui parle de son indigence ou de la tendresse de Marianne. Là le dialogue est institué entre le discours & le geste.


29 - La Poésie Dramatique /

Le Philosophe dit peu de choses à sa femme: mais combien de choses touchantes un homme sage qui ne fait aucun cas de la vie, n'avoit-il pas à dire sur son enfant?


30 - Von der dramatischen Dichtkunst /

Ich wiederhohle es also: zu der ehrbaren, zu der ehrbaren. Dieses rühret uns auf eine weit innigere, auf eine weit süssere Art, als dasjenige, was unsere Verachtung und unserLachen erweckt. Ihr Dichter, die ihr Gefühl und Zärtlichkeit habet, diese Saite berühret, und ihr werdet sie in aller Herzen wiedertönen hören.