Suchbegriff: wund
Treffer: 165

16 - Von der dramatischen Dichtkunst /

Es verbindet manchmal auch die natürlicheOrdnung der Dinge, ganz ausserordentlicheZufälle. Und eben diese Ordnung ist es, die das Wunderbare von dem wirklichen Wunder unterscheidet. Seltene Fälle sind wunderbar. Natürlicher Weise unmögliche Fälle, sind Wunder. Die dramatische Dichtkunstverwirft die Wunder.


17 - Von der dramatischen Dichtkunst /

Es verbindet manchmal auch die natürlicheOrdnung der Dinge, ganz ausserordentlicheZufälle. Und eben diese Ordnung ist es, die das Wunderbare von dem wirklichen Wunder unterscheidet. Seltene Fälle sind wunderbar. Natürlicher Weise unmögliche Fälle, sind Wunder. Die dramatische Dichtkunstverwirft die Wunder.


18 - Von der dramatischen Dichtkunst /

Da aber die blosse Coexistenz der Begebenheiten hinreichend ist, das Wunderbare in der Historie hervorzubringen, warum soll sich nicht auch der Dichter damit begnügen?

19 - Von der dramatischen Dichtkunst /

Das Stück ist romanenhaft, wenn dasWunderbare aus der Simultaneität der Begebenheiten entspringt; wenn die Götter oder Menschen entweder allzuböse oder allzugut darinn erscheinen; wenn die Fälle und dieCharaktere fast ganz und gar nicht so sind, als wir sie aus der Erfahrung und aus derGeschichte kennen; und vor allen Dingen, wenn die Verbindung der Begebenheiten allzuausserordentlich, und allzuverwickelt ist.


20 - Von der dramatischen Dichtkunst /

Die Alten hatten Tragödien, in welchen alles von der Erfindung des Dichters war. Die Geschichte hatte nicht einmal die Namen der Personen dazu geliehen. Und was liegt auch daran, wenn der Dichter das wahre Maaß des Wunderbaren nur nicht überschreitet?


21 - Von der dramatischen Dichtkunst /

Ich komme zurück. Wenn man die Geschichte Carls des zwölften in Verse brächte, so würde sie darum nichts weniger eine Geschichte bleiben. Wenn man die Henriade in Prosa brächte, so würde es doch noch immer ein Gedicht seyn. Allein der Geschichtschreiber hat die Begebenheiten blos so, wie sie vorgefallen sind, aufgezeichnet: und daher nehmen sich die Charaktere nicht immer so aus, als sie sich wohl ausnehmen könnten; daher werde ich nicht so stark interessirt, nicht so stark bewegt, als ich wohl interessirt und bewegt werden könnte. Der Dichter hingegen würde alles so beschrieben haben, wie es amrührendsten ist. Er würde Fälle dazu erdichtet, er würde Reden dazu ersonnen, er würde die ganze Begebenheit fruchtbarer gemacht haben. Er würde überall auf das Wunderbare bedacht gewesen seyn, ohne das Wahrscheinliche dabey aus den Augen zu setzen: und dieses würde ihm gelungen seyn, wenn er sich genau nach der Natur gerichtet hätte, die, so oft sie ausserordentliche Vorfälle zusammen verbindet, diese ausserordentlichen Vorfälle von ganz gemeinen Umständen begleiten läßt.


22 - Von der dramatischen Dichtkunst /

Hieraus sieht man, daß eine Tragödie in Prosa eben so wohl ein Gedicht ist, als eineTragödie in Versen; daß es mit der Komödie und mit dem Roman gleiche Bewandtniß hat; daß aber die Absicht der Dichtkunst weit allgemeiner ist, als die Absicht der Geschichte. Man lieset in der Geschichte, was ein Mann von dem Charakter Heinrichs des vierten, gethan und gelitten hat. Wie viel Umstände aber sind möglich, in welchen er auf eine seinemCharakter gemässe und weit wunderbarere Art hätte handeln können, als uns die Geschichte meldet; und diese wunderbarere Art eben ist es, welche die Poesie erdichtet.


23 - Von der dramatischen Dichtkunst /

Je seltner und sonderbarer die Fälle sind, desto mehr Kunst, desto mehr Zeit, und Raum, und gewöhnliche Umstände braucht er, um das Wunderbare daraus zu schaffen, und den Grund zur Illusion zu legen.


24 - Von der dramatischen Dichtkunst /

Nicht genug, komischer Dichter, daß du in deinem Entwurfe gesagt hast: dieser junge Mensch soll sich aus dieser Buhlerin nur wenig machen; er soll sie verlassen, er soll sich verheyrathen; er soll an seiner Frau Geschmack finden; diese soll liebenswürdig seyn, und er soll sich ein erträgliches Leben mit ihr zu führen versprechen; er soll ferner zwey Monate bey ihr liegen, ohne sie zu berühren, und gleichwohl soll sie sich schwanger befinden. Die Schwiegermutter soll in ihre Schnur ganz vernarrt seyn. Desgleichen brauche ich eine Buhlerin von schönen Gesinnungen. Auch kann ich eine gewaltsame Schändung nicht wohl entbehren; und diese muß auf der Strasse von einem jungen betrunkenen Menschen ge schehen seyn. Recht gut; nur fort! Häuffe nur immer einen seltsamen Umstand auf den andern; ich bin es zufrieden. Deine Fabel wird ganz gewiß wunderbar seyn. Nur vergiß nicht, daß du alles dieses Wunderbare mit einer Menge gemeiner Umstände versetzen und so zurichten mußt, daß es mich täuschen kann.


25 - Fils naturelle /

Voulez-vous donner à ce systême toute l'étendue possible, y comprendre la vérité& les chimeres, le monde imaginaire & le DRAMATIQUE. 213 monde réel: ajoûtez le burlesque au-dessous du genre comique, & le merveilleux au-dessusdu genre tragique.


26 - Der natürliche Sohn /

Wollen Sie diesem Systeme allen möglichen Umfang geben, wollen Sie Wahrheit und Chimäre, die eingebildete und wirkliche Welt mit einschliessen:so fügen Sie noch das Burleske und das Wunderbare hinzu; jenes unter die komische, und dieses über die tragische Gattung.


27 - An Essay on Dramatick Poesy /

That is, those Actions which by reason of their Cruelty will cause Aversion in us, or by reason of their Impossibility, Unbelief, ought either wholly to be avoided by a Poet, or only deliver'd by Narration. To which we may have leave to add such as to avoid Tumult, (as was before hinted) or to reduce the Plot into a more reasonable compass of Time, or for defect of Beauty in them, are rather to be related than presented to the Eye. Examples of all these kinds are frequent, not only among all the Ancients, but in the best receiv'd of our English Poets. We find Ben Johnson using them in his Magnetick Lady, where one comes out from Dinner, and AnEssayof Dramatick Poesy. relates the Quarrels and Disorders of it to save the undecent appearance of them on the Stage, and to abbreviate the Story: And this in express imitation of Terence, who had done the same before him in his Eunuch, where Pythias makes the like Relation of what had happen'd within at the Soldier's Entertainment. The Relation, likewise, of Sejanus's Death, and the Prodigies before it, are remarkable; the one of which was hid from sight to avoid the Horror and Tumult of the Representation; the other to shun the introducing of things impossible to be believ'd. In that excellent Play, The King and no King, Fletcher goes yet farther; for the whole unravelling of the Plot is done by Narration in the fifth Act, after the manner of the Ancients; and it moves great Concernment in the Audience, tho' it be only a Relation of what was done many Years before the Play. I could multiply other Instances, but these are sufficient to prove, that there is no Error in chusing a Subject which requires this sort of Narrations; in the ill Management of them, there may.


28 - Von Johann Dryden und dessen dramatischen Werken /

„Das ist: solche Handlungen, die, wegen ihrer Grausamkeit, Abscheu in uns erregen, oder die wir, wegen ihrer Unmöglichkeit, nicht glauben können, müssen von dem Dichter entweder gänzlich vermindern, oder bloß durch die Erzehlung beygebracht werden. Hierzu können wir auch mit Recht alle diejenigen Handlungen setzen, die wir zur Vermeidung des Tumults, (wie ich schon zuvor angemerkt habe) oder wegen ihres Mangels an Schönheit, oder zu Erhaltung einer regelmäßigern Dauer der Zeit, besser erzehlen als dem Auge vorstellen lassen. Beyspiele von allen diesen Arten kommen häufig so wohl bey den Alten, als bey unsern besienbesten englischen Dichtern vor. Wir finden, daß Ben Johnson in einem seiner Lustspiele (Magnetick Lady) dieses in Acht genommen hat, wo einer vom Tische kömmt, und die Zänkereyen und Unordnungen, die dabey vorgefallen, erzehlt, um die ungeziemende Vorstellung derselben auf der Bühne zu vermeiden, und die Geschichte abzukürzen; und dieses zur ausdrücklichen Nachahmung des Terenz, welcher vor ihm in seinem Evnucho ein gleiches gethan, und den Pythias alles, was bey des Soldaten Gasterey vorgefallen, bloß erzehlen läßt. Die Erzehlungen von dem Tode des Sejanus und den vorhergegangenen Wunderzeichen, sind gleichfalls in dieser Absicht merkmürdig; jener mußte den Zuschauern aus den Augen gebracht Von Johann Dryden u. dessen werden, um das Abscheuliche und Tumultuöse der Vorstellung zu vermeiden, und diese durften nicht gezeigt werden, weil es lauter unglaubliche Dinge waren. Fletcher gehet in seinem vortreflichen Stücke: The King and no King noch weiter; denn die ganze Auflösung geschiehet in dem fünften Aufzuge, nach dem Muster derAlten, durch eine blosse Erzehlung, welche die Zuschauer dennoch ungemein rühret, ob sie gleich nur Dinge enthält, die viel Jahre vor dem Stücke geschehen. Jch könnte noch mehr Beyspiele anführen; doch diese sind bereits hinlänglich, zu beweisen, daß man gar wohl einen Stoff wählen kann, der dergleichen Erzehlungen erfordert; da liegt der Fehler noch nicht, aber in der schlechten Ausführung und Bearbeitung kann er liegen.


29 - Des Abts du Bos Ausschweifung von den theatralischen Vorstellungen der Alten /

Und da auch noch zu unsern Zeiten Wundervon dieser Art dann und wann geschehen sind, sosind die Alten ausser allem Verdachte, als hättensie, in Ansehung der Genesungen, wovon wirreden, etwas geglaubt, was sich nie so befunden,oder als hätten sie uns gar Fabeln für wahre Geschichten verkauft. Im vorbeygehen zu sagen: dieser Punct ist nicht der einzige, in welchen sieunsere eigne Erfahrung wider die Beschuldigung du Bos,des Betrugs und der Leichtgläubigkeit vertheidiget hat. Ist der GeschichtschreiberPlinius nichtwegen verschiedner Beschuldigungen dieser Art, welche die Kunstrichter des sechzehnten Jahrhunderts wider ihn erhoben hatten, gerechtfertigetworden? Um wieder auf die durch die Musikbewirkte Genesung von verschiednen Krankheiten,zu können; so erwehnen auch die Denkschriftender Akademie der Wissenschaften, an welchengewiß keine leichtgläubige Personen arbeiten, unter dem Jahre 1701 und dem Jahre 1707, solcher Kuren, die noch ganz neulich durch die Musik verrichtet worden.


30 - Histoire toute véritable. /

Ce jeune amant se mit à table avec le pere & les deux filles: le souper ne fut pas fort gai, il n'y avoit que le pere de content, aussi n'y avoit-il que lui qui parloit; le négociant encore étourdi du naufrage, & beaucoup plus de son nouvel amour, ne repondoit que par quelques mots de politesse; & ce qui paroîtra surprenant ici, c'est qu'en deux heures de tems qu'on fut à table, ni le pere, ni les filles ne s'apperçurent point de son amour, Lucille ne pouvant regarder ce faux Leandre sans douleur, eut toujours les yeux baissez, & Marianne qui s'étoit apperçuë qu'elle prenoit trop de plaisir à le voir, s'en punissoit en ne le regardant qu'à la derobée: à l'égard du Pere, il étoit bien éloigné de deviner un amour si prompt & si violent.