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46 - Johann Huart's Prüfung der Köpfe zu den Wissenschaften /

Es ist also unwidersprechlich, daß die zwo Beschaffenheiten, welche eine Weibsperson fruchtbar machen, Kälte und Feuchtigkeit sind; weil die Natur des Menschen viel Nahrung erfordert, wenn er empfangen und erhalten werden soll. Wir sehen daher auch, daß bey keinem unvernünftigen Thiere das Weibchen seine monatliche Zeit bekömmt, wie eine Weibsperson. †) Sie muß also durchaus kalt und feucht seyn, und zwar in einem so grossen Grade, daß viel phlegmatisches Blut erzeugt wird, welches sich bey ihr nicht verzehren kann. Jch sage mit Fleiß phlegmatisches Blut, weil dieses zur Hervorbringung der Milch am geschicktesten ist. Und eben hiervon, wie Hippokrates und Galenus behaupten, ernähret sich die Creatur, so lange sie in dem Leibe der Mutter ist. Wenn diese nun von einem gemässigten Temperamente ist, so erzeugt sich in ihr viel Blut, welches zu Hervorbringung der Milch ganz ungeschickt ist; es löset sich gänzlich auf, und läßt nichts zurück, wovon sich die Creatur erhalten könne.


47 - Johann Huart's Prüfung der Köpfe zu den Wissenschaften /

Jch halte also gänzlich dafür, daß keine Weibsperson eines gemässigten und hitzigen Temperaments seyn könne; sie müssen vielmehr al=

†) Die neuern Naturforscher aber haben doch bemerkt, daß es verschiedene Arten von Affen giebt, deren Weibchen eben so, wie die Weiber der Menschen, ihren monatlichen Abfluß haben. E.

le kalt und feucht seyn. Diejenigen Weltweisen und Aerzte, die mir dieses nicht zugeben wollen, mögen mir einen andern Grund sagen, warum keiner Weibsperson der Bart wächst; warum sie alle, so lange sie gesund sind, ihre monatliche Zeit haben; oder warum, wenn der Saame, aus welchem sie erzeugt worden sind, gemässigt und hitzig gewesen ist, nicht vielmehr eine Mannsperson als eine Weibsperson daraus entstanden sey? Ob es nun aber gleich wahr ist, daß alle insgesammt kalter und feuchter Natur sind; so haben doch nicht alle einerley Grad der Feuchtigkeit und Kälte. Bey einigen ist es der erste, bey andern der zweyte, bey andern der dritte Grad. Alle aber können empfangen, wenn nur die Hitze der Mannsperson jedem von diesen Graden gemäß ist; wovon wir in dem folgenden reden wollen. Aus welchen Kennzeichen man es aber schliessen könne, welcher von diesen drey Graden der Kälte und Feuchtigkeit bey einer Weibsperson anzutreffen sey, ist eine Sache, welche bis jetzt noch kein Weltweiser oder Arzt entdeckt hat. Wenn wir aber die Wirkungen betrachten, welche diese Beschaffenheiten bey den Weibspersonen hervorbringen, so können wir sie füglich in gewisse Klassen eintheilen, nach welchen sich die Stärke oder Schwäche ihrer Ursachen schliessen läßt. Jn die erste Klasse setzen wir das Genie und die Fähigkeit der Weibsperson; in die zweyte ihr Betragen und ihre Sitten; in die dritte ihre Stimme, ob sie stark oder klar ist; in die vierte, das Fleisch, ob sie dessen wenig oder viel hat; in die fünfte die Farbe; in die sechste die Haare; in die siebente die Schönheit oder Häßlichkeit.


48 - Johann Huart's Prüfung der Köpfe zu den Wissenschaften /

Die Wahrheit von dieser Lehre erhellt ganz deutlich, wenn man die erste Weibsperson, die in der Welt gewesen ist, betrachtet. Ob sie gleichGOtt mit seinen eigenen Händen gebaut, und sie so vollkommen gemacht hatte, als eine ihres Geschlechts werden kann, so ist es doch eine ausgemachte Sache, daß sie weit weniger Verstand, als Adam hatte. Der Teufel merkte dieses sehr wohl; er versuchte daher sie, und wagte es nicht, seine Gründe dem Manne vorzulegen, vor dessen Genie und Weisheit er sich fürchtete. Denn, daß man sagen wollte, Eva hätte aus eigener Schuld nicht eine so grosse Weisheit besessen, als Adam, das wäre eine Behauptung, die man nicht beweisen könnte, weil sie damals noch nicht gesündiget hatte. Die Ursache also, warum schon das erste Weib nicht so viel Genie hatte, als der Mann, ist offenbar diese, weil sie GOtt kalt und feucht erschuf, als welches Temperament nothwendig zur Fruchtbarkeit erfordert wird, dem Verstande aber ganz zuwider ist. Hätte sie GOtt von einem so gemässigten Temperamente gemacht, als denAdam, so würde sie auch eben so vollkommen weise gewesen seyn, als er; sie würde aber weder gebohren, noch die monatliche Zeit gehabt haben, wenn GOtt nicht etwas Uebernatürliches hätte thun wollen. Auf diese Natur gründet sich der heil. Paulus, wenn er befiehlt, daß keinWeib lehren, sondern schweigen und lernen, und ihrem Manne unterthänig seyn solle. Dieses aber versteht sich nur alsdenn, wenn das Weib keinen göttlichen Geist oder eine andere natürli che Gnadengabe hat: denn wenn diese da ist, so ist es ihr ganz wohl erlaubt zu reden und zu lehren. Dieses sieht man an jener weisen Frau, der Judith, welche, als die Jsraeliten von den Assyrern in Bethulien eingeschlossen wurden, die Aeltesten Chambri und Charmi zu sich holen ließ, und zu ihnen sagte: was soll das seyn, daß Osias gewilliget hat, die Stadt den Assyrern aufzugeben, wenn uns in fünf Tagen nicht geholfen wird? Wer seyd ihr, daß ihr GOtt versucht? Das dient nicht, Gnade zu erwerben, sondern vielmehr Zorn und Ungnade. Wollt ihr dem HErrn eures Gefallens Zeit und Tage bestimmen, wenn er helfen soll? Nachdem sie ihnen auf diese Art ihr Unrecht vorgehalten hatte, so zeigte sie ihnen auch, wie sie GOtt versöhnen, und das Gebetene von ihm erlangen müßten. Auf gleiche Art lehrte die Elbora, ein nicht weniger weises Weib, das Jsraelitische Volk, wie es GOtt für den gegen seine Feinde erfochtenen grossen Sieg gehörig danken sollte. Wenn aber eine Weibsperson in ihrer natürlichen Beschaffenheit bleibt, so sind alle Theile der Gelehrsamkeit und Weisheit ihrem Genie ganz und gar zuwider. Die katholische Kirche hat es also aus sehr gutem Grunde befohlen, daß kein Weib, weder lehren noch predigen, noch Beichte hören soll, weil ihr Geschlecht keiner Klugheit, und Kirchenzucht fähig sey.


49 - Johann Huart's Prüfung der Köpfe zu den Wissenschaften /

Endlich kann man es auch aus der Schönheit und Häßlichkeit schliessen, welcher Grad von Kälte und Feuchtigkeit bey einer Weibsperson ist. Wenn es nun der erste ist, so wird sie sehr selten schön seyn: denn der trockene Saame, aus welchem sie gezeugt wurde, verhinderte die gute Ausbildung ihrer Gestalt. Der Thon

*) περι Φλεβοτομιας.

muß hinlängliche Weiche und Feuchtigkeit haben, wenn der Töpfer damit wohl umgehen, und alles, was er will, daraus soll machen können; wenn er aber hart und trocken ist, so werden häßliche und übelgestaltete Gefässe daraus.


50 - Johann Huart's Prüfung der Köpfe zu den Wissenschaften /

Der Mann hat kein so eingeschränktes Temperament, als das Weib. Es kann kalt und trocken seyn, welches Temperament von demAristoteles und Galenus für dasjenige gehalten wird, welches seinem Geschlechte am gemässesten wäre; er kann hitzig und feucht; er kann gemässigt seyn. Nur kalt und feucht, oder kalt und trocken kann er nicht seyn, so lange er nämlich gesund und ohne alle Verletzung ist. Denn so wie eineWeibsperson nicht hitzig und trocken, noch hitzig und feucht, oder gemässigt seyn kann; eben so kann es auch keine Mannsperson geben, welche in Vergleichung mit den Weibspersonen, kalt und feucht, oder kalt und trocken wäre; es müßte denn auf die Art geschehen, von der wir gleich reden wollen.


51 - Johann Huart's Prüfung der Köpfe zu den Wissenschaften /

Diejenigen Väter, welche weise und zu denWissenschaften fähige Kinder haben wollen, müssen Sorge tragen, daß sie männlichen Geschlechts werden; weil Weibspersonen, wegen der grossen Kälte und Feuchtigkeit ihres Geschlechts, kein durchdringendes Genie bekommen können. Jhre Reden, wie wir täglich hören, haben nur einen Schein von Fähigkeit; und auch diesen nur in geringen und leichten Sachen, worüber sie sich in gemeinen und wenig überlegten Ausdrücken auslassen. Will man sie zu den Wissenschaften anführen, so lernen sie selten mehr als ein wenig Latein; weil dieses ein Werk des Gedächtnisses ist. Die Schuld ihrer Unwissenheit aber liegt nicht an ihnen, sondern an der Kälte und Feuchtigkeit, welche sie zu Weibspersonen machte, und welche, wie wir mehr als einmal bewiesen haben, dem Genie und der Fähigkeit gänzlich zuwider sind.


52 - Johann Huart's Prüfung der Köpfe zu den Wissenschaften /

Was die Natur mit dieser Verschiedenheit des Temperaments sowohl in den Nieren als in den Testikeln und Saamengefässen gewollt habe, ist eine ganz deutliche Sache; da man aus sehr wahrhaften Geschichtbüchern weiß, daß zu Anfange der Welt und lange Jahre hernach

†) Da der gute Huart ein schlechter Anatomicus ist, und alles, was er von anatomischen und physiologischen Dingen vorbringt, meistentheils den alten griechischen Aerzten nachschreibt, zu deren Zeit das Studium der Anatomie noch in der Wiege lag; so muß ich unerfahrne Leser erinnern, daß sie sich in diesem Stück das Ansehen des V. nicht blenden lassen. E.

die Weiber allezeit zwey Kinder auf einmal gebahren, wovon das eine männlichen, das andere weiblichen Geschlechts war. Die Absicht hiervon war diese, damit sogleich jeder Mann seine Frau, und jede Frau ihren Mann haben, und die Welt folglich desto eher bevölkert werden möchte. Die Natur hatte es also eingerichtet, daß die rechte Niere dem rechten Testikel eine trockene und hitzige Materie geben mußte, durch deren Hitze und Trockenheit auch der Saame hitzig und trocken, und folglich zur Erzeugung eines Mannes geschickt gemacht wurde. Das Gegentheil ordnete sie zur Hervorbringung des Weibes an; daß nämlich die linke Niere feuchtes und kaltes Serum zuschicken mußte, durch dessen Kälte und Feuchtigkeit auch der Saame kalt und feucht würde, und folglich nur zur Hervorbringung einer Weibsperson und keines Mannes geschickt seyn möchte.


53 - Johann Huart's Prüfung der Köpfe zu den Wissenschaften /

Die zweyte Sorgfalt, deren Anwendung wir empfehlen wollen, ist, daß man alle diese Speise in der Maasse geniesse, in welcher sie der Magen verdauen kann. Denn obschon die Nahrungen ihrer Natur nach hitzig und trocken sind, so werden sie doch kalt und feucht, wenn ihnen die natürliche Wärme nichts anhaben kann. Wenn daher die Väter gleich Honig essen und blanken Wein trinken, so können sie durch diese Speisen doch den Saamen kalt machen; woraus alsdenn nothwendig ein Weib und kein Mann werden muß. Aus diesem Grunde haben meistentheils die Adelichen und reichen Leute das Unglück, daß sie weit mehr Töchter, als nöthige Söhne bekommen. Sie essen und trinken, was ihr Magen nicht verdauen kann; und obgleich die Speisen hitzig und trocken, mit vielen Specereyen versehen, und mit Honig angemacht sind, so macht dennoch die allzugrosse Menge derselben, daß sie in dem Magen hart und unverdauet bleiben. Was aber der Erzeugung am allernachtheiligsten befunden wird, ist die Unverdaulichkeit des Weins; weil diese Flüssigkeit wegen ihrer grossen Feinheit und Flüchtigkeit macht, daß sie und die übrige Nahrung unverdaut in die Saamenge fässe gebracht werden, wodurch der Mensch zur Unzeit angereitzt wird, noch ehe der Saame recht zubereitet ist. Plato lobt daher ein Gesetz, welches er in der karthaginensischen Republik gefunden hatte, wodurch nämlich allen Eheleuten verbothen wurde, an demjenigen Tage Wein zu trinken, an welchem sie einander beywohnen wollten; weil sie es eingesehen hatten, daß diese Flüssigkeit dem körperlichen Wohlstande des Kindes zuwider, und eine hinlängliche Ursache sey, daß es lasterhaft und von üblen Sitten würde. Wenn man ihn aber mit Maassen trinkt, so giebt keine einzige Nahrung so guten, und zur Erlangung des Genies und der Fähigkeit so zuträglichen Saamen, als der blanke Wein; und dieses ist es eben, worauf wir hier am meisten gehen.


54 - Johann Huart's Prüfung der Köpfe zu den Wissenschaften /

Die fünfte Bedingung war diese, daß der Mann seinem Weibe sechs oder sieben Tage vor ihrer monatlichen Zeit beywohne, weil die männliche Frucht sogleich sehr viel Nahrung zu ihrer Erhaltung nöthig hat. Die Ursache hiervon ist gendefolgende: weil die Wärme und Trockenheit ihres Temperaments nicht allein das gute Blut der Mutter, sondern auch die Excremente verzehrt. Daher sagt auch Hippokrates*), daß diejenige Weibsperson, welche eine männliche Frucht trüge, von guter Farbe und schönem Ansehen zu seyn pflege; weil nämlich die Frucht durch ihre viele Wärme alle die Excremente verzehrt, welche das Gesicht häßlich machen, und ihm die frische Farbe nehmen. Da sie nun so sehr gefrässig ist, so ist es gut, daß sie diesen Zufluß von Geblüte zu ihrer Nahrung anwenden kann. Die Erfahrung zeigt dieses deutlich, da selten ein Sohn zu einer andern Zeit, als in den letzten Tagen des Monats gebohren wird.


55 - Johann Huart's Prüfung der Köpfe zu den Wissenschaften /

Das zweyte Kennzeichen, woraus man die Empfängniß schliessen kann, ist, wenn die Frau gleich den andern Tag darauf eine Empfindung hat, als ob ihr der Leib, besonders um den Nabel herum, gleichsam leer wäre. Die Ursache hiervon ist diese: weil der Mutterleib, wenn er zu empfangen verlangt, sehr ausgedehnt und weit ist, indem er in der That eben die Vergrößrung und Aufschwellung leidet, die man bey dem männlichen Gliede warnimmt. Wenn er in diesem Zustande ist, so nimmt er einen grossen Raum ein; alsdenn aber, wenn er empfängt, sagt Hippokra tes*) zieht er sich wie in eine Kugel zusammen, weil er nichts von dem Saamen will entgehen lassen, so daß folglich viel leere Plätze zurück bleiben. Wenn sich die Weiber hierüber ausdrücken wollen, so sagen sie, es wäre ihnen, als wenn sie kein Eingeweide im Leibe hätten. Zu gleicher Zeit verlieren sie alle Lust zur Wiederhohlung des Werks, und verachten die Schmeicheleyen des Mannes, weil der Leib nunmehr das hat, was er haben wollte. Das sicherste Kennzeichen aber, sagt Hippokrates**), ist dieses, wenn sie die monatliche Zeit nicht mehr bekömmt, und keinen Appetit zum Essen hat.


56 - Johann Huart's Prüfung der Köpfe zu den Wissenschaften /

Der Jrrthum des Aristoteles ist, nach seiner eigenen Lehre betrachtet, sehr merklich; weil er selbst sagt, daß der Saame der Mannspersonen, und nicht der Saame des Weibes dasjenige sey, was die Erzeugung verursacht; und daß bey der fleischlichen Vermischung der Mann nichts weiter thue, als daß er den Saamen ohne Form und Figur ausschütte, so wie der Ackersmann das Korn auf das Feld streuet. Wie nun aber das Korn nicht sogleich Wurzel schlägt, noch den Halm und die Aehre sogleich, sondern erst nach Verlauf verschiedener Tage heraustreibt, eben so, sagt Galenus, *) wird das Kind nicht sogleich, als der Saame in den Leib der Mutter kömmt, gebildet, sondern es sind vielmehr ganze dreyssig bis vierzig Tage dazu nöthig. Wenn nun dieses seine Richtigkeit hat, was liegt daran, wenn der Vater bey dem fleischlichen Werke an andere Sachen denkt, da die Bildung nicht eher als einige Tage nachher geschieht? Und was das vornehmste ist, so wird die Frucht ja weder von der Seele des Vaters, noch von der Seele der Mutter, sondern von einer dritten, welche in dem Saamen liegt, gebildet. Diese aber ist eine blosse vegetativische Seele, welche durchaus keiner Einbildungskraft

*) περι κυουμενων διαπλασεως.

fähig ist. Sie folgt bloß den natürlichen Antrieben des Temperaments, und weiter thut sie nichts.


57 - Johann Huart's Prüfung der Köpfe zu den Wissenschaften /

Dieses sah Aristoteles nicht ein, weil er nicht wußte, was der weibliche Saame für Nutzen habe. Er sagt vielmehr tausend Ungereimthei

*) βιβλ. β. περι σπερμ. κεΦ. ιϛ.

**) περι γονης.

ten davon, und giebt ihn für nichts, als für ein wenig Wasser aus, welches zur Erzeugung ganz unkräftig wäre. Wenn dieses wahr wäre, so wäre es unmöglich, daß das Weib in die Beywohnung des Mannes willigen könnte; sie würde niemals einige Lust darnach haben, sondern sie vielmehr verabscheuen, weil sie von Natur so ehrbar, das Werk aber so unrein und schändlich ist. Das menschliche Geschlecht würde also in kurzer Zeit untergehen, und die Welt würde des schönsten Geschöpfes, das die Natur hervorgebracht hat, beraubt werden.


58 - Johann Huart's Prüfung der Köpfe zu den Wissenschaften /

Der dritte ist: woher es komme, daß eine gemeine Weibsperson, wenn sie schwanger ist, und gleich noch so viel abtreibende Sachen zu sich nimmt, und noch so oft zur Ader läßt, dennoch die Frucht nicht abtreiben kann, da eine Ehefrau, die von ihrem Manne schwanger ist, durch die allerleichtesten Mittel diesen Zweck zu erlangen weiß?


59 - Johann Huart's Prüfung der Köpfe zu den Wissenschaften /

Das Gegentheil ereignet sich an den ehelichen Kindern. Weil der Mann seine Frau beständig zur Seite hat, so wartet er niemals bis der Saame recht reif und fruchtbar geworden ist. Bey dem geringsten Kützel stößt er ihn von sich, ob er gleich oft sehr gewaltsame Bewegungen dazu braucht. Da aber das Weib bey der fleischlichen Vermischung ruhig ist, so geben ihre Saamengefässe niemals den Saamen eher von sich, als bis er wohl durchwirkt und zubereitet, und in erforderlicher Menge vorhanden ist. Der Saame verheyratheter Weibspersonen ist also fast allezeit der wirkende; und der Saame des Mannes dient zu nichts, als zur Nahrung.


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gen zu handeln; da hinge gen der, so den Lüsten nach hängt, und von der Wollust sich überwinden lässt, weit unmässiger und weibischerin seinen Fehlern wird. Da hero gesteht er mit Recht, und der Weisheit zu Ehren, daß eine Sünde, mit Lust be gangen, grösser und straf barer sey, als die, so mit Schmerzen oder Traurig keit vergesellschaftet ist. Ge wis, ein Zorniger giebt zu verstehen, daß er beleidiget worden, und daß der erlit tene Schmerz ihm die Ge müthsbewegung abzwingt. Hingegen neigt sich der Wol lüstige, von freyen Stücken, zur Ungerechtigkeit, um seine Begierden zu vergnügen.