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31 - Der natürliche Sohn /

(ohne sich aus seiner Stellung zu rühren, den Kopf blos gegen Clairvillen gekehret)Clairville, Sie beleidigen mich. Ich habe einen zu stolzen Geist, dergleichen Besorgnissen Raum zu geben. Wenn Theresia dieses Vorurtheils fähig wäre, so würde sie, ich unterstehe mich es zu sagen, -- meiner nicht würdig seyn.


32 - Der natürliche Sohn /

Ich will reden. Ich bin es Ihnen schuldig. Ich bin es Ihrem Bruder schuldig. Ich bin es mir selbst schuldig. -- Sie wollen Dorvals Glück; aber kennen Sie ihn denn auch recht, diesen Dorval? -- Geringe Dienste, deren Werth ein junger wohlerzogener Mensch übertrieben hat; seine Entzückungen bey dem Anscheine einiger Tugenden; seine Empfindlichkeit für einige von meinen Unglücksfällen; alles dieses hat in Ihnen gewisse Vorurtheileveranlasset, welche mir die Wahrheit zu vernichten gebietet. Clairvillens Geist ist noch sehr jung; Theresia muß ein reiferes Urtheil von mir fällen. (Eine Pause.)


33 - Der natürliche Sohn /

Zu meinem Unglücke, viel zu spät. Er hat die gute einfältige Seele, die sich bey seinen geringsten Gunstbezeugungen würde glücklich geschätzt haben, scheu und wild gemacht. Er hat sie mit Furcht und Schauder und einem geheimen Schrecken erfüllet. -- Dorval sollte es wagen, sich noch mit dem Schicksale einer Gattin zu beladen! -- Vater zu werden! -- Kinder zu bekommen! -- Kinder! -- Wenn ich bedenke, in welches Chaos von Vorurtheilen, von Ausschweifungen, von Lasterund Elend, wir gleich mit unsrer Geburt versenkt werden, so macht mir der blosse Gedanke davon Entsetzen.


34 - Der natürliche Sohn /

Ja, wenn wir sie zu brauchen wüßten! -- Und gesetzt auch, daß wir bey glücklichen Naturellen, durch unsere unabläßliche Sorgfalt, sie wirklich vor dem Laster bewahren können, werden sie darum vielweniger zu beklagen seyn? Wie wollen Sie das Schrecken und die Vorurtheile von ihnen abhalten, die gleich bey dem Eintritte in die Welt auf sie warten, und ihnen bis in das Grab96 folgen? Die Thorheit und das Elend des Menschen, machen mir Grauen. Welche Menge ungeheurer Meinungen, deren Urheber und Opfer er wechselsweise ist! Ach Theresia! wer sollte nicht zittern, die Zahl der Unglücklichen zu vermehren, die man mit Uebelthäter verglichen hat*, welche in ihrem traurigen Kerker, anstatt einander beyzuspringen, gegen einander ergrimmen und mit den Ketten um sich schlagen, die sie gefesselt halten.


35 - Der natürliche Sohn /

Sie denken richtig. Ich sehe, die Liebe ist ohne Vorurtheile. Aber denken Sie nur darauf, Rosalien zu bewegen, und Sie sollen Ihren Stand nicht ändern dürfen. Wenn das Schiff, auf welchem ihr Vermögen war, auch schon dem Feinde in die Hände gefallen ist, so war es doch assecurirt, und der Verlust will nichts sagen. Die Nachricht davon stehet in den öffentlichen Blättern, und ich rathe Ihnen, sie Rosalien zu hinterbringen.


36 - Der natürliche Sohn /

Sie werden nicht durch Regeln, sondern durch etwas ganz anders, das weit unmittelbare, weit inniger, weit dunkler und weit gewisser ist, geführet und erleuchtet. Ich kann Ihnen nicht sagen, wie viel ich aus einem grossen Schauspieler, aus einer grossen Schauspielerinn mache! Wie stolz ich auf dieses Talent seyn würde, wenn ich es besässe. Als ich vor diesem auf der ganzen Welt noch niemanden etwas anging, Herr von meinem Geschicke und frey von allen Vorurtheilen war, wollte ich einst Komödiant werden; und man gebe mir nur die Versicherung, daß ich es so weit damit bringe als Quinault Dufresne, und ich werde es noch morgen. Nur das Mittelmäßige vereckelt uns das Theater; und nur die schlechten Sitten sind es, die uns in diesem so wie in jedem andern Stande, Schande bringen. Gleich unter Racinen, und unter Corneillen stehet bey mir ein Baron, eine Desma res, eine de Seine; und gleich unter Regnard und Molieren, der ältere Quinault und seine Schwester.


37 - Der natürliche Sohn /

Unsere thörigten Vorurtheile aber verhindern es allein, daß wir nicht ernstlicher darauf dringen können.

38 - Der natürliche Sohn /

Eine Hoffnung ist unterdessen noch übrig. Vielleicht nehmlich, daß ein Mann von Genie ein 185mal die Unmöglichkeit fühlet, seine Vorgänger auf dem gebahnten Wege zu übertreffen, und aus Verdruß darüber einen andern Weg einschlägt. Das ist der einzige Zufall, der uns von verschiedenen Vorurtheilen befreyen könnte, welche die Philosophie vergebens bestritten hat. Wir brauchen keine Gründe mehr; wir brauchen ein Muster.


39 - Der natürliche Sohn /

Die Leidenschaften zernichten mehr Vorurtheile als die Weltweisheit. Und wie könnte ihnen die Unwahrheit auch widerstehen? Sie erschüttern ja wohl manchmal die Wahrheit selbst.

40 - Der natürliche Sohn /

Horaz verlangte, ein Poet solle seine WissenschaftWissenchaft aus den Werken des Sokrates schöpfen:Rem tibi Socraticæ poterunt ostendere chartæ. Nun glaube ich, daß man in jedem Werke, es mag von einer Art seyn von welcher es will, den Geist des Jahrhunderts müsse wahrnehmen können. Wenn die Moral sich reiniget; wenn die Vorurtheile abnehmen; wenn die Geister einen Hang zum allgemeinen Wohlwollen bekommen; wenn der Geschmackan nützlichen Dingen sich ausbreitet; wenn das Volk sich um die Angelegenheiten des Staats bekümmert: so muß man Spuren davon, auch sogar in einer Komödie, finden.


41 - Des Abts du Bos Ausschweifung von den theatralischen Vorstellungen der Alten /

Plato sagt, (*) daß die Kunst, welche dieGriechen Ορχησις nennen, in der Nachahmungaller Gebehrden und Bewegungen bestehe, welche die Menschen machen können. Das Wortsaltatio kam auch in der That, wenn wir demVarro glauben, nicht von saltus, ein Sprung,sondern von dem Namen eines Arcadiers, welcherSalius hieß, und der die Römer diese Kunstzuerst gelehrt hatte. (**) Saltatores autem nominatosVarro dicit ab Arcade Salio qui primus docuit Romanos adolescentes saltare.Dieses Zeugniß des Varro kann durch nichts umgestossen werden, was man auch von der anderweitigen scheinbaren Ableitung des Worts saltatio(*) Plato de legibus lib. 7.(**) Isidot. Orig. lib. 18. cap. 50.du Bos,sagen könnte. Man muß also das Vorurtheilablegen, welches aus dem Namen Saltationgeflossen ist, und uns zu bereden scheinet, daßjede Saltation von dem Worte saltus, welcheseinen Sprung bedeutet, seinen Ursprung habe.


42 - Des Abts du Bos Ausschweifung von den theatralischen Vorstellungen der Alten /

Ueberhaupt scheint es mir sehr billig zu seyn, daß man von den Progressen, welche eine gewisseNation in den Künsten gemacht habe, welche keine dauerhaften Denkmähler hinterlassen, aus welchen man sie gehörig schätzen könne, nachden Progressen urtheile, welche eben dieselbeNation in denjenigen Künsten gemacht, welchedergleichen Denkmähler hinterlassen. Nunaber beweisen die Denkmähler der Dichtkunst,der Beredsamkeit, der Mahlerey, der Bildhauerkunst und der Architektur, welche aus demAlterthume bis auf uns gekommen sind, daß dieAlten in allen diesen Künsten sehr geschickt gewesen sind, und sie zu einem hohen Grade derVollkommenheit gebracht haben. Da wir unsnun also in Ansehung ihrer Geschicklichkeit in derSchauspielkunst an dieses Vorurtheil halten müssen, so werden wir es auch wohl bis dahin ausdehnen müssen, daß sie in ihren theatralischenVorstellungen sehr glücklich gewesen, und daßwir ihnen, wenn wir sie gesehen hätten, ebendie Lobsprüche würden ertheilt haben, die wir ihren Gebäuden, ihren Statuen und ihren Schriften ertheilen.


43 - Des Abts du Bos Ausschweifung von den theatralischen Vorstellungen der Alten /

Können wir nicht auch sogar aus der Vortreflichkeit der Gedichte der Alten ein Vorurtheilfür die Verdienste ihre Schauspieler ziehen?Und wissen wir denn nicht durch die allergewissesten Muthmassungen, daß diese Schauspielersehr vortreflich müssen gewesen seyn? Die meisten waren gebohrne Sklaven, und mußten sichalso, von Jugend auf, eine so harte und strengeLehre gefallen lassen, als ihre Herren ihnen nurimmer ertheilen wollten. Sie waren übrigens versichert, daß sie mit der Zeit frey, reichund angesehen werden könnten, wenn sie sich geschickt machten. In Griechenland waren die Komödianten Personen von Wichtigkeit, und manhat sogar Abgesandte und Staatsminister gesehen, die man von dieser Profeßion genommenhatte. (*) Und obgleich die römischen Gesetze diemeisten Komödianten aus dem Stande der Bürger ausgeschlossen hatten, so hatte man dennochin Rom sehr viele Hochachtung für sie, wovonwir gar bald gute Beweise anführe wollen. Siespielten daselbst ungestraft den grossen Herren,wenigstens eben so wohl als die Castraten, welcheheut zu Tage in Italien singen.


44 - /

Such was the life of this worthy person, spent in a course of assiduous but not painful study, in continually doing good to the utmost of his power, and pro pagating truth, virtue, and religion among mankind. To conclude, he had uncommon abilities, uncommon virtues, and small failings, and these arising from good qualities; if he was at any time too much or too soon heated, it was owing to the quickness of his parts and sensibility of his temper; if his indignation was strong, it was only provoked by such baseness or malignity as his heart abhorred; if at any time he was open, when reserve might have been more proper, it proceeded from an honesty and sincerity of heart unaccustomed to dissemble. Some were displeased with his honest freedom, some might emulate his reputa tion, some traduce him thro' prejudice, some thro' bi gotry; but his parts, his spirit, and his worth, will be remembered, when any prejudices that were raised against him will be entirely forgotten.


45 - /

The other determination alleged is toward the Benevolence.

† We need no apology, for using the word instinct for our highest powers, to those who know the Latin language. Ap

petite is in our language much confined to lower powers; but in Latin the word is applied to the highest.

10 CalmDesires andPassions.Book I. universal happiness of others. When the soul is calm and attentive to the constitution and powers of otherbeings, their natural actions and capacities of happiness and misery, and when the selfish appetites and passions and desires are asleep, 'tis alleged that there is a calm impulse of the soul to desire the greatest happiness and perfection of the largest system within thecompass of its knowledge. Our inward consciousness abundantly testifies that there is such an impulse or determination of the soul, and that it is truly ultimate, without reference to any sort of happiness of our own. But here again, as few have considered the whole system of beings knowable by men, we do not find this determination exerted generally in all its extent; but we find natural desires of the happiness ofsuch individuals, or societies, or systems, as we have calmly considered, where there has intervened no prejudice against them, or notion that their happiness isany way opposite to our own.