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31 - La Poésie Dramatique /

Acteurs, jouissez donc de vos droits; faites ce que le moment & votre talent vous inspireront. Si vous êtes de chair, si vous avez des entrailles, tout ira bien, sans que je m'en mêle; & j'aurai beau m'en mêler, tout ira mal, si vous êtes de marbre ou de bois.


32 - La Poésie Dramatique /

L'Auteur de son côté accuse les spectateurs, les Acteurs, & la cabale. Il en appelle à ses amis; il leur a lu sa sa piece, avant que de la donner au Théatre: elle devoit aller aux nues. Mais vos amis aveuglés ou pusillanimes n'ont pas osé vous dire qu'elle étoit sans conduite, sans caracteres, & sans style; & croyez-moi, le public ne se trompe gueres. Votre piece est tombée, parce qu'elle est mauvaise.


33 - Von der dramatischen Dichtkunst /

Wenn ein Volk nie eine andere, als muntere und lustige Art von Schauspielen gehabt hätte, und man schlüge ihm eine ernsthafte und rührendeGattung vor, wissen Sie wohl, mein Freund, was es davon denken würde? Ich irre mich sehr, oder selbst Leute von Verstande würden, wenn sie auch die Möglichkeit davon eingesehen hätten, dennoch sagen: Wozu diese Gattung? Hat das Leben nicht wirkliche Unlust genug, daß man uns noch mit erdichteten Uebeln täuschen muß? Warum sollten wir die Traurigkeit sogar bis in unsere Ergetzungen dringen lassen? — Kurz, sie würden als Leute reden, denen das Vergnügen gerührt zu werden, und Thränen zu vergiessen, völlig fremd ist.


34 - Von der dramatischen Dichtkunst /

Doch wider die Wahrheit ist kein Vorurtheil stark genug. Das Schlecht fällt Trotz den Lobsprüchen, die es von der Einfalt erhalten hat; und das Gute begleibt Trotz der Unentschließigkeit der Unwissenden, Trotz dem Geschrey des Neides. Das verdrießlichste dabey ist dieses, daß den Menschen nicht eher Gerechtigkeit widerfährt, als bis sie nicht mehr sind. Erst muß man ihnen ihr Leben sauer gemacht haben, ehe man eine Handvoll geruchloser Blumen auf ihr Grab streuet. Was ist zu thun? Entweder die Hände in den Schooß zu legen, oder sich einem Gesetze zu unterwerffen, das sich bessere, als wir, haben müssen gefallen lassen. Wehe jedem, der sich beschäftiget, wenn seine Arbeit nicht die Quelle seiner süssesten Augenblicke ist; wenn er sich nicht mit dem Beyfalle weniger befriedigen kann! Die Anzahl guter Richter ist sehr klein. O Freund, lasse ich etwas ans Licht treten, es sey der Entwurf eines Schau- spiels, oder eine philosophische Idee, oder ein Stück aus der Moral oder Litteratur, denn mein Geist ruhet sich durch die Abwechslung aus: so komme ich zu Ihnen. Fällt Ihnen meine Gegenwart nicht zur Last; eilen Sie mir mit einer vergnügten Mine entgegen: so will ich geduldig warten, bis Zeit, bis Billigkeit, welche sich mit der Zeit beständig äussert, den Ausspruch über mein Werk thun.


35 - Von der dramatischen Dichtkunst /

Mit meinem unehelichen Sohne habe ich den Versuch eines Schauspiels machen wollen, das zwischen der Komödie und der Tragödie stehe.


36 - Von der dramatischen Dichtkunst /

Und wenn ich einmal Zeit und Muth bekomme, so hoffe ich ein drittes Schauspiel zu verfertigen, das zwischen der ernsthaftenGattung und der Tragödie zu stehen kommen soll.


37 - Von der dramatischen Dichtkunst /

Aber wie soll man alles, was zu dem Stande eines Menschen gehöret, in die engen Grenzen eines Schauspiels bringen? Wo ist die Verwicklung die diesen ganzen Gegenstand fassen könnte? Man wird in dieserGattung Stücke machen müssen, die aus lauter episodischen Auftritten bestehen, die unter sich keine Verbindung haben, oder nur aufs höchste vermöge einer kleinen Intrigue, die sich durch sie schlinget, zusammenhangen*: aber da wird an keine Einheit, an keine Handlung, an kein Interesse zu denken seyn. Jede Scene für sich wird vielleicht die zwey Punkte, die Horaz so sehr empfiehlt, verbinden; aber etwas zusammen werden sie nicht ausmachen, und das Ganze wird ohne Festigkeit und Kraft seyn.

38 - Von der dramatischen Dichtkunst /

Wenn uns die Stände der Menschen auch nur Stücke schaffen, so wie die Ueberlästi-* Die Franzosen nennen dergleichen Stücke, des pieces à tiroir.gen des Moliere sind, so ist es doch schon etwas: ich glaube aber, daß man sie noch weit besser nutzen kann. Die Verbindlichkeiten und Ungemächlichkeiten eines Stanudes, sind nicht alle gleich wichtig. Mich dünkt also, man könne sich bloß an die vornehmsten halten, diese zu der Grundlage des Stückes machen, und die übrigen in die Ausführung versparen. Und so habe ich es in dem Hausvater gemacht, wo die Versorgung eines Sohnes und einer Tochter meine zwey Hauptstützen sind. Vermögen, Geburt, Erziehung, was Aeltern ihren Kindern, was Kinder ihren Aeltern schuldig sind, Heyrath, eheloses Leben, alles was mit dem Stande eines Hausvaters in Verbindung stehet, davon wird gelegentlich, so wie es der Faden des Gesprächs erlaubet, gehandelt. Es betrete nur ein anderer, der die mir fehlenden Talente besitzet, diesen Pfaad, und man wird bald sehen, was aus dieser Gattung von Schauspielen werden kann.


39 - Von der dramatischen Dichtkunst /

Der Dichter, der Romanenschreiber, der Schauspieler dringen verstohlner Weise ans Herz, und treffen es um so viel gewisser und stärker, je weniger es den Streich vermuthet, je mehr Blösse es folglich giebt. Die Unglücksfälle, durch die man mich rühret, sind erdichtet: was thut das? Sie rühren mich doch. Jede Zeile in dem Ehrlichen Manne, der sich der Welt entzogen, im Dechant von Killerine, im Cleveland, erregt in mir ein zärtliches Theilnehmen an den Unglücksfällen der Tugend, und kostet mich Thränen. Könnte es eine unseeligere Kunst geben, als die, die mich zum Mitschuldigen des Laster haften machte? Aber wo ist auch eine schätzbarereKunst als die, die mich unvermerkt für das Schicksal des rechtschaffnen Mannes einnimmt, die mich aus der ruhigen und süssen Fassung, in der ich mich befand, reisset, um mich mit ihm umher zu treiben, mich in die Höhlen zu versetzen, in die er flüchten muß, mich zum Mitgenossen der Unfälle zu machen, durch die es dem Poeten beliebt, seine Beständigkeit auf die Probe zu stellen.


40 - Von der dramatischen Dichtkunst /

Es giebt eine Art von Schauspielen, wo man die Moral gerade zu, und doch glücklich vortragen könnte. Hier ist ein Beyspiel. Man gebe wohl darauf Achtung, was unsere Richter davon sagen werden, und wenn es ihnen frostig vorkömmt, so glaube man nur gewiß, daß es ihnen an Energie der Seele, an der Idee der wahren Beredtsamkeit, anGefühl und Empfindlichkeit fehlet. Ich wenigstens halte dafür, wenn sich ein Genie dieses Stoffes bemächtigte, es würde unsern Augen nicht Zeit lassen, trocken zu werden, und wir würden ihm das allerrührendste Schauspiel, die allerlehrreichste und angenehmste Schrift, die man nur lesen kann, zu danken haben. Ich meyne den Tod des Sokrates.


41 - Von der dramatischen Dichtkunst /

Es giebt eine Art von Schauspielen, wo man die Moral gerade zu, und doch glücklich vortragen könnte. Hier ist ein Beyspiel. Man gebe wohl darauf Achtung, was unsere Richter davon sagen werden, und wenn es ihnen frostig vorkömmt, so glaube man nur gewiß, daß es ihnen an Energie der Seele, an der Idee der wahren Beredtsamkeit, anGefühl und Empfindlichkeit fehlet. Ich wenigstens halte dafür, wenn sich ein Genie dieses Stoffes bemächtigte, es würde unsern Augen nicht Zeit lassen, trocken zu werden, und wir würden ihm das allerrührendste Schauspiel, die allerlehrreichste und angenehmste Schrift, die man nur lesen kann, zu danken haben. Ich meyne den Tod des Sokrates.


42 - Von der dramatischen Dichtkunst /

Man muß sich hier nach den griechischenSitten richten; die Klagen müssen gelesen werden; Sokrates muß sich bald an seine Richter, bald an seine Ankläger, bald an das Volk wenden; er muß in sie dringen; er muß sie fragen; er muß ihnen antworten. Man muß die Sache zeigen, wie sie wirklich vorgefallen ist; und das Schauspiel wird um so viel wahrer, um so viel in die Augen fallender, um so viel schöner werden.


43 - Von der dramatischen Dichtkunst /

Wenn man eingesehen hätte, daß, ob dasDrama schon in der Absicht, vorgestellt zu werden, gemacht wird, gleichwohl der Verfasser und der Schauspieler den Zuschauer vergessen müsse; daß alles Interesse sich auf die Personen beziehen müsse: so würde man nicht so oft in den Lehrbüchern der Dichtkunst lesen, wenn du das und das thust, so wird bey deinem Zuschauer diese und diese Bewegung erfolgen. Vielmehr würde man darinn lesen: wenn du das und das thust, so wird es auf deine Personen diese und diese Wirkung haben.


44 - Von der dramatischen Dichtkunst /

Und was wird aus dem Schauspieler, wenn sich der Dichter mit dem Zuschauerabgegeben hat? Wird es der Schauspieler nicht füh len, daß das, was hier oder da stehet, nicht für ihn ersonnen worden? Der Dichter hat sich an den Zuschauer gewendet; er wird sich auch an ihn wenden. Der Dichter hat gewollt, daß man ihm klatschen soll; er wird auch wollen, daß man ihm klatschen soll; und wo endlich die Illusionen bleiben wird, weis ich nicht.


45 - Von der dramatischen Dichtkunst /

Und was wird aus dem Schauspieler, wenn sich der Dichter mit dem Zuschauerabgegeben hat? Wird es der Schauspieler nicht füh len, daß das, was hier oder da stehet, nicht für ihn ersonnen worden? Der Dichter hat sich an den Zuschauer gewendet; er wird sich auch an ihn wenden. Der Dichter hat gewollt, daß man ihm klatschen soll; er wird auch wollen, daß man ihm klatschen soll; und wo endlich die Illusionen bleiben wird, weis ich nicht.