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16 - Von der dramatischen Dichtkunst /

Wir haben Komödien. Die Engländerhaben nichts als Satyren, die zwar in der That sehr stark und munter, aber ohne Sitten und Geschmack sind. Den Italiäner kann man weiter nichts, als das burleske Drama einräumen.


17 - Von der dramatischen Dichtkunst /

Und so wird aus einem einzigen Musterbilde, eine unendliche Menge verschiedner Vorstellungen auf der Bühne und auf den Gemälden entspringen. Ist es ein Dichter? Ist es ein Dichter, der itzt arbeitet? Macht er eine Satyre oder eine Hymne? Ist es eineSatyre: so ist sein Auge wild; der Kopf steckt zwischen den Schultern; die Zähne zusam mengeknirscht: der Mund verschlossen; der Athem kurz und schwer; ganz wie ein Rasender. Ist es eine Hymne: so trägt er den Kopf hoch; den Mund halb offen; die Augen gen Himmel gekehret; ausser sich, entzückt; der Athem, als ob er wegbliebe; ganz wie ein Enthusiast. Und die Freude dieser beiden Männer, wenn ihnen ihre Arbeit gelungen ist, wird auch sie nicht von ganz verschiedner Art seyn?


18 - Von der dramatischen Dichtkunst /

Und so wird aus einem einzigen Musterbilde, eine unendliche Menge verschiedner Vorstellungen auf der Bühne und auf den Gemälden entspringen. Ist es ein Dichter? Ist es ein Dichter, der itzt arbeitet? Macht er eine Satyre oder eine Hymne? Ist es eineSatyre: so ist sein Auge wild; der Kopf steckt zwischen den Schultern; die Zähne zusam mengeknirscht: der Mund verschlossen; der Athem kurz und schwer; ganz wie ein Rasender. Ist es eine Hymne: so trägt er den Kopf hoch; den Mund halb offen; die Augen gen Himmel gekehret; ausser sich, entzückt; der Athem, als ob er wegbliebe; ganz wie ein Enthusiast. Und die Freude dieser beiden Männer, wenn ihnen ihre Arbeit gelungen ist, wird auch sie nicht von ganz verschiedner Art seyn?


19 - Fils naturelle /

Le genre comique est des especes, & le genre tragique est des individus. Je m'expli que. Le héros d'une tragédie est tel ou tel homme. C'est ou Régulus, ou Brutus, ou Caton, & ce n'est point un autre. Le prin cipal personnage d'une comédie doit au contraire représenter un grand nombre d'hommes. Si par hasard on lui donnoit une physionomie si particuliere, qu'il n'y eût dans la société qu'un seul individu qui lui ressemblat, la comédie retourneroit à son enfance, & dégénéreroit en satyre.


20 - Der natürliche Sohn /

Die komische Gattung hat Arten, und die tragische hat Individua. Ich will mich erklären. Der Held einer Tragödie ist der und der Mensch. Es ist Regulus, oder Brutus, oder Cato, und sonst kein anderer. Die vornehmste Person einer Komödie hingegen muß eine grosse Anzahl von Menschen vorstellen. Gäbe man ihr von ohngefehr eine so eigene Physiognomie, daß ihr nur ein einziges Individuum in der Welt ähnlich wäre, so würde die Komödie wieder in ihre Kindheit zurücktreten und in Satyre ausarten.


21 - An Essay on Dramatick Poesy /

But by pursuing closely one Argument, which is not cloy'd with many Turns, the French have gain'd more liberty for Verse, in which they write: They have leisure to dwell on a Subject which deserves it; and to represent the Passions (which we have acknowledg'd to be the Poet's work) without being hurried from one thing to another, as we are in the Plays of Calderon, which we have seen lately upon our Theaters, under the name of Spanish Plots. I have taken notice but of one Tragedy of ours, whose Plot has that uniformity and unity of Design in it, which I have commended in the French; and that is Rollo, or rather, under the name of Rollo, The Story of Bassianus and Geta in Herodian; there indeed the Plot is neither large nor intricate, but just enough to fill the Minds of the Audience, not to cloy them. Besides, you see it founded upon the truth of History, only the time of the Action is not reduceable to the strictness of the Rules; and you see in some places a little Farce ming'ed, which is below the dignity of the other Parts; and in this all our Poets are extreamly peccant, even Ben AnEssayof Dramatick Poesy. Johnson himself in Sejanus and Catiline has given us this Oleo of a Play, this unnatural Mixture of Comedy and Tragedy, which to me sounds just as ridiculously as the History of David with the merry Humours of Goliah. In Sejanus you may take notice of the Scene betwixt Livia and the Physician, which is a pleasant Satyr upon the artificial helps of Beauty: In Catiline you may see the Parliament of Women; the little Envies of them to one another; and all that passes betwixt Curio and Fulvia: Scenes admirable in their kind, but of an ill mingle with the rest.


22 - Von Johann Dryden und dessen dramatischen Werken /

Jndem die Franzosen aber genau bey einer Sache bleiben, die nicht alle Augenblicke unterbrochen wird, so haben sie dadurch für ihre Verse, in welchen sie schreiben, mehr Freyheit gewonnen; sie können sich bey jedem Umstande verweilen, der sich der Mühe verlohnt, und können die Leidenschaften, (die eigentlich, wie wir bereits erkannt haben, des Dichters Werk sind) mit aller Bequemlichkeit vorstellen, ohne beständig von einem auf das andere gerissen zu werden, so wie es in den Stücken desCalderon geschieht, die wir neulich unter dem Titel der spanischen Lustspiele, auf unserm Theater gesehen haben. Jch habe bey uns nur eine einzige Tragödie finden können, welche die Regelmäßigkeit und Einheit der Handlung hätte, die ich an den französischen gerühmt habe; und dieses ist Rollo, oder vielmehr, unter dem Namen Rollo, die Geschichte des Baßianus und Geta beym Herodian; in dieser ist die Handlung weder vielfach noch zu verwickelt, sondern gerade groß genug, das Gemüth der Zuhörer zu füllen, ohne es zu überladen. Uebrigens ist sie auf die historische Wahrheit gegründet, und nur die Zeit der Handlung will sich unter die Strenge der Regeln nicht bringen lassen; auch guckt an einigen Orten noch das Possenspiel vor, welches mit der Würde der übrigen Theile nicht übereinstimmt. Aber hierinn sind alle unsere Dichter ungemein feh Von Johann Dryden u. dessenlerhaft, und selbst Ben Johnson hat uns in seinem Sejanus und Catilina ein solches dramatisches Ragout vorgesetzt; eine unnatürliche Vermischung nehmlich von Komödie undTragödie, die wir eben so lächerlich vorkömmt, als die Geschichte Davids mit den Lustbarkeiten des Goliaths. Jm Sejanus gehöret hierher die Scene zwischen der Livia und dem Arzte, welches eine feine Satire wider die künstlichen Hülfsmittel der Schönheit ist; und imCatilina, das Parlament der Weiber, und alles was zwischen dem Curio und der Fulvia vorgehet: alles zwar in ihrer Art vortrefliche Scenen, die sich aber zu den übrigen nicht schicken.


23 - Des Abts du Bos Ausschweifung von den theatralischen Vorstellungen der Alten /

Die Kunst der zur theatralischen Declamation sich schickenden Gebehrden theilte sichin drey Methoden, und also auch in drey verschiedne Künste. Die erste von diesen Methoden lehrte Ἐμμελειαν, oder die zur tragischen Declamation sich schickenden Gebehrden. DieSammlung der Gebehrden, wie sie sich zur Declamation der Komödien schickten, hieß Κορδαξund Σικιννις hiessen alle diejenigen Gebehrden, von den theatr. Vorstell. der Alten.die sich zu Vorstellung derjenigen dramatischenStücke schickten, welche die Alten Satyrennennten.


24 - Des Abts du Bos Ausschweifung von den theatralischen Vorstellungen der Alten /

Die zwey ersten Erfinder dieser Kunst warenalso Pylades und Bathyllus, die ihre Namenin der römischenGeschichte so berühmt gemachthaben, als es in der neuern Geschichte der Nameeines Angebers irgend einer Stiftung nur immerseyn kann. Pylades hatte die Sammlung seinerGebehrden, so zu reden, aus den drey Samm(*) Zos. Hist. lib. pt.du Bos,lungen der Gebehrden gezogen, von welchen wirbereits gesprochen haben, und die für die Tragödien, für die Komödien und für dasjenige dramatische Gedicht gehörten, welches die AltenSatyren nannten. (*) Pylades hatte die Kunstder Pantomischen Gebehrden ἰταλικην ὀρχησινdas italiänische Tanzen, genennt. Nach denZeiten des Pylades hatte man also vier Sammlungen der theatralischen Gebehrden. Die Emmelie, deren man sich zur Tragödie bediente; den Kordax, den man zur Komödie brauchte;die Sikinnis für die Satyre und die italiänische Art für diejenigen Stücke, welche von denPantomimen aufgeführet wurden. Calliachius, welcher im Jahr 1708 als Professorder schönen Wissenschaften zu Padua starb, (**)behauptet, die Kunst der Pantomimen sey älterals Augustus; allein er beweiset seine Meinungschlecht. Er nimmt für die Kunst der Pantomimen, welche darinn bestand, daß sie ein Stückoder eine aneinander hangende Scene, ohne zureden, vorstellen konnten, das, was Livius (***)imitandorum carminum actum nennet, dieKunst irgend eine Leidenschaft nach Gutbefindentanzend anszudrücken, welche freylich älter alsAugustus war.


25 - Pro Comoedia commovente /

Tentata est aetatis nostrae scriptoribus, Francogallis praesertim, eiusmodi comoedia, cuius argumentum non ad relaxandos solum, sed et ad concitandos, hominumanimos valeret, ita, vt non nunquam lacrumae consequerentur. Quae quidem comoedia per ludum iocumque,Francogallico sermone, comedie larmoyante, Vid. VOLTARIVS, Oper. Tom. IX. ab init. praef. Nan. praemiss. edit. Dresd.lacrimabunda appellari, et tanquam inepta tragoediae aemula a multis reprehendi solet. Mihi quidem animus non est, omnium et singularum fabularum, quae quidem in hunc censum venire possunt, patrocinium suscipere; sed institui ipsum genus defendere, et, si fieri possit, efficere, vt appareat, comoediam posse cum laude commouere vehementius. DACIERIVSIn annotationibus ad AristotelisPoetic. cap. V. p. 58. ed. Par. 1692.Aristote en faisant la definition de la Comedie decide - quelles ehoses<choses> peuvent faire le sujet de son imitation. Il n'y a que celles, qui sont purement ridicules, car tous les autres genres de méchanceté, ou de vice, ne sçauroient y trouver place, parce qu'ils ne peuvent attirer que l'indignation, ou la pitié, passions, qui ne doivent nullement regner dans la Comedie. aliique, qui inchoatam ab Aristotele definitionem vberius explicare voluerunt, omnem comoediae vim a ridiculo repetunt. Atqui concedendum quidem est, tamesti auctoreVOSSIOPoet. L. I. c. V. p. 123. et hoc dubium esse possit, maximam comoediae partem in ridiculo positam esse; tamen tenendum, non omnem in vno ridiculo eius virtutem esse quaerendam. Aut enim elegantissimae Terentii fabulae non sint comoediae dicendae necesse est; aut comoedia seria quaedam interualla habet, seu potius habere debet, ne τὸ γελοῖον ipsa perpetuitate debilitetur. Quod enim sine intermissione festiuum est, id aut minus, quam sat est, ferit, aut denique fatigatanimos nostros. Neque vero quicquam aliud ex definitioneAristotelis intelligi posse arbitror, nisi qualia et quae potissimumvitia perstringere debeat comoedia. Apparet enim inde, tractanda esse ea vitia, in quibus quis, non sine insigni suo dedecore, etsi sine maximo suo, imo et aliorum, malo esse possit, vno verbo, quae risu et satyra, non autem indignatione et poena publica digna sint; quod tamen ipsum et Plautus et ii, quos ille e Graecis secutus est, non admodum curasse videntur. Imo confitendum est, esse vitiorum genus, quod maxime coniunctum sit cum damno alterius, tanquam prodigalitatem, et tamen adhiberi possit ad comoediam, dummodo callide hoc agatur et perite; neque ego video, quid peccet comoediarum scriptor, qui vtilitatis ratione monitus, aliquando deserat artis praecepta, praesertim si
Habet bonorum exemplum: quo exemplo sibi
Licere id facere, quod illi fecerunt, putat.


26 - Pro Comoedia commovente /

Venio ad alterum dubitationis caput, comoedias, quas dicimus mouentes, sibi ipsas aduersari, ita, vt, si commouere velint, aut non possint simul ridere hominum ineptias etvitia, aut, si faciant vtrumque, neque sint comoediaeomnino, neque tragoediae, sed his interpositum atque medium quiddam, vt ad eas transferri possit hoc, quod OVIDIVS de Minotauro dicit, eum esse Semibouemque virum, semiuirumque bouem. Hoc quicquid reprehensionis est, facile confici posse puto exemplis iis, quae frequentia habemus apud Francicosscriptores dramaticos. Si enim Destouchesius, Chaussaeus,Marivaux, Voltarius, Faganus, aliique, quorum sunt nomina et scripta regiones nostras diu peruagata, vna saltem alteraque comoedia feliciter praestant id, quod quaerimus, vt, conseruata hilaritate atque vi comica, sint etiam suo locoanimi motus, ab argumento sponte profecti, in quibus sibi placeant audientes; quid amplius ad rem probandam afferri debebit? Atque, etiam si nulla nobis faueant exempla, tamen, rem commode posse fieri, pateat ex ipsa diuersa natura personarum, quas in scenam comicus producit. Cum enim, vti supra ostendimus, malis moribus bonos possit recte opponere, et illorum deformitatem horum venustate reddere insigniorem; cumque haec ipsa morum atque animi honestas, si satis declarari debeat, poscat res arduas, et ad tempus minus prosperas, quibus vim suam exerat: his materiaefabulae innexis et scienter tractatis, ea comoedia, quae in deridendis vitiis maxime versatur, nihilo minus audientiumanimos grauiori aliquo motu poterit demulcere. Magna omnino cautio adhibenda est, vt hoc suo loco et tempore, et, quantum satis est, fiat; imo sibi magis, quam oratori, comicus, pectora nostra inflammaturus, dictum putet, nihil citius inarescere quam lacrumas. Inprimis curandum est, ne, scena vna aliqua hilarissima vix dum peracta, mox ad scenam grauiorem ruamus; quo facto, animus. a risu , quo quiete relaxatur, statim ad pleniorem humanitatis sensum traductus et abreptus, non minus sentiret molestiae, quam oculus, ex opaco loco in multum solem subito conuersus. Multo minus honestiori personae ea occasione, qua spectatorumanimos ferit , tanquam comes, adiungenda est valde ridicula; neque quicquam, nisi animis satis ad id praeparatis, in hoc genere tentandum est, neque diutius immorandum iisdem affectibus. Reseruatis igitur sceniscommouentibus commodo loco, qui ἐν τῇ ἐπιτάσ fabulae, saepissime ἐν τῇ ͷαταϛςοφῇ inueniri solet, comoedia munere suo satyrico rite fungi, nihiloque minus perturbare poteritanimum. Multum omnino huc pertinet ipsius fabulae, quam doceas, constitutio et quasi structura. Si enim ea, quae praeter spem accidere sinis feliciter, aut infeliciter, et quae occasionem praebent commotionibus , ita sunt repetita a moribus , personarum, vt ferme aliter non potuissent eue-nire: tunc spectator, admiratione captus et verosimilitudine, personae amicus aut inimicus, motui libenter se permittet, et cum voluptate mox irascetur, mox dolebit, mox vicibus eius personae, cui maxime faueat, prae gaudio illacrimabitur. Eo modo, quod pace b. l. afferam, affici solent spectatores eius comoediae, cui a sortitionis tessera nomen est, vltimo actu. Vxor Damonis, atque Carolina, pueIla, ob mores suos spectatoribus sunt charae. Illa iam desperauerat de recuperanda tessera, qua sibi decem millia thalerorum, venerant, dolueratque vicem suam honestissime. Ecce venit Carolina, et praeter spem, quod perdidise putauerat, affert affini suae, idque amantissimo animo. Exoritur nunc inter vtramque nobile beneuolentiae, et deinde, inter Carolinam et amatorem ipsius, amoris certamen; quod cum natura sua, tanquam gratissimum spectaculum, ad commouendum valeat, neque sit e longinquo petitum, sed in rei natura prorsus positum, et ab ipsis characteribus sponte profectum, non modo ille exitus non repugnatcomoediae, sed potius, ceteris omnibus satis tractatis, prodest. Mihi certe comoedia, quae, cum ingeniumaudientium detinuit, ita finit, vt et animus suauiter commoueatur, non magis peccare videtur, ac coena, quae ministrato, quantum satis erat, vino leuiori, poculo demum aliquo fortiori incalescentes conuiuas dimittit.


27 - Pro Comoedia commovente /

At enim aliud genus est, quod magis in vitio esse videtur, propterea, quod ioci et sales minus ibi dominantur, quam, affectus; deinde, quod primariae eius personae aut non sunt plebeiae et vitiosae, sed nobilioris conditionis, moribuselegantibus et sermone cultiori vtentes, aut si vel maxime habent vitia, tamen non ea, quae facile in plebemcadant. Cuius ferme generis comoediae sunt Philosophi amantes apud Destouchesium, Melanide apud Chaussaeum, Pupilla apud Faganum, Sidney apud Gressettum. Quoniam vero ea persona, a qua potissimum fabula pendet, aut bonae notae est, aut tamen non in eo vitii genere posita, quod magnopere risum moueat, inde omnino quaeri potest, quanam in re conueniat eiusmodi ludus cum indole comoediae. Quamuis enim plerumque interiecti sint hilariores characteres et quodam modo ridiculi ; tamen, reliquis praeualentibus, satis apparet, hos appositos tantum eo consilio esse, vt illi variarentur, non autem necessario, vti eos, a quibus ipsa fabula repetenda esset. Iam facile largior, eiusmodi fabulas non capi angustis illis limitibus, quibus comoedia circumscribi solet, sed illud quaero, debeantne illi limites ita promoueri ac proferri, vt huic dramatis generi locus sit? Si finis comoediae generatim animi libera est oblectatio, eaque efficitur apta imitatione vitae priuatae: facilis erit via ad inueniendas aeque ac constituendas diuersas comoediae formas. Cum enim duplex sit genus actionum humanorum, vnum quod risum , alterum quod grauiores animi motus excitet: duplex comoediae, tanquam vitae imitatricis, erit forma; vna illa quae risui, altera quae grauioribus mentis motibus ciendis sit accommodata; cum tandem actiones sint, quae ex diuersis, quibus constant, partibus, ac diuersis, a quibus suscipiuntur, personis, consideratae, vtrumque efficere possint: erit et mixtum comoediae genus, ex quo est e.c. Cyclops apud Euripidem, Gloriosus apud Destouchesium. Quod praeclare vidit nuper defunctus, mihique desideratissimus amicus, SCHLEGELIVS, Professor apud Danos, artis dramaticae decus perpetuum. Viede sis, quae ex aliqua eius, caeteroquin inedita, super hoc genere commentatione relata sunt in animaduersionibus ad BATTAEI libellum, Les beaux Arts reduits à un même principe, nuper conuersum e gallica in linguam vernaculam, p. 316. edit. Lips.Quod si comoediae finis permittit, quid impedit, quo minus fiat? Auctoritas maiorum? Quasi vero scelus esset, tentare aliquid, quod illi intentatum reliquerunt, aut abire a maioribus eadem de caussa, qua in ceteris eos sequimur? Nonne HORATIVS adeo dicit?
Nec minimum meruere decus, vestigia Graeca
Ausi deserere.
Si non licet docere fabulas, nifi eas, quae exacte respondeantARISTOPHANEIS, PLAVTINIS, imo et TERENTIANIS; valde timeo, ne parum consulatur et bonismoribus, et aetatis nostrae genio. Num eam fabulam, quae a vita communi euocata est, et ita tractatur cum virtute, vt et delectet et doceat, qui est finis omnis dramatis, quia comoediae definitio, a veteribus tradita, non satis in eam conuenit, eam igiture theatro proscribendam putabimus? An ea de caussa inepta et monstri similis erit? Iis in rebus, quae sentiri et sensu iudicari possunt, vox naturae, opinor, haud paullo maior veriorque est, quam praeceptorum. Quae olim in scena vsu comprobata fuerant dramata, ab iis de­inde regulae desumtae sunt. Itaque liceat nobis eodem beneficio frui, et, si qua est, praeter veterem, comoediaefor-ma, quae placeat, quae plausum ferat, vno verbo, quae delectet et prosit, ceterum communes et immutabiles dramatisleges non violet, sed in fabula describenda et distribuenda, atque in hominum moribus et naturis pingendis, diligenter seruet; cur de ea potius querendum, quam gratulandum nobis esse existimemus? Putasne, si inepta ista esset, de qua loquimur, comoedia, rem, tam ineptam, simul et prudentum et populi approbationem mouere posse? Scimus autem eiusmodi ludos multo cum plausu Parisiis, aliisque locis, iteratis vicibus, esse acceptos, facilemque adanimosaditum inuenisse. Quod si plurimi tali dramate cum voluptate afficiuntur, paucos, qui nihil eiusmodi sentire posse perhibent, Accommodari posse videtur comoediae nostrae id quod CICERO de oratione aliqua, probanda an improbanda, contra BRVTVM disputat. Tu artifex, inquit, quid quaeris amplius? Delectatur audiens multitudo et ducitur oratione et quasi voluptate quadam perfunditur. Quid habes, quod disputes? Gaudet, dolet, ridet, plorat, fauet, audit, contemnit, inuidet, ad miserationem inducitur, ad pudendum, ad pigendum, irascitur, miratur, sperat, timet: haec proinde accidunt, vt eorum, qui adsunt, mentes verbis et sententiis et actione tractantur. Quid est quod expectectur docti alicuius sententia? Quod enim probat multitudo, hoc idem doctis probandum est. Denique hoc specimen est popularis iudicii, in quo nunquam fuit populo cum doctis intelligentibusque dissensio. CIC. in BRUTO. p. 569. s. edit. Elzeu. quid multum morabimur? Sunt, quibus et hilarior comoedia nullo modo faciat satis, neque timen ea de caussa bona esse desinit. Ast deprehenduntur in comoediis, quae mouentes esse volunt, ieiunae, frigidiusculae, atque insulsae multae? Quid tum? Mihi non est sermo de quauis misera fabella. Quin et ab altera parte multas eas-que ineptissimas inuenire possis, quarum auctores non accusari possunt, communes neglexisse regulas; immo vero principem regulam, vt cum BOILAVIOIn not. ad vers. I. Artis Poët. loquar, non tenuerunt. Nempe caruerunt ingenio venusto. Iam quando idem accidit scriptoribus comoediae huius recentioris, culpa non in rem ipsam conferenda est. Vere autem si volumus iudicare, quale illi pretium sit statuendum, eam ad communem dramatis finem, vti monui, referamus necesse est. Sine dubio comoedia ad delectandum inuenta est, sed quoniam nulla est delectatio, a regulis artis profecta et honesta, cui non aliqua vtilitas adhaerescat, comoedia quoque ad vtilitatem spectare dici potest et debet. Prius illud obtinetur tum ipso fabulae argumento, tum personarum aptis, nouis, et variatis characteribus. Delectatio ex argumento fabulae gignitur primum, cum expectatio et mouetur et sustinetur; deinde cum eidem satisfit aliter, ac ab initio visum erat, vbique legibus verosimilitudinis diligenter seruatis. Quod quidem adeo verum est, vt res, siue vere gesta, siue ficta, quamuis natura sua maxime admirabilis, in scenam producta, tamen, si non sit verosimilis, nullo modo delectet.
Respicere exemplar vitae morumque iubebo
Doctum imitatorem.
Scilicet in omni fictione non tam ipsa fabula, quamingenium et artificium eius tractandae, parit voluptatem audientibus. Is enim omne punctum fert, ait WEREN- FELSIVS,Orat. cit. p. 367. is delectat, qui personam, mores, affectus, quoscunque demum in scena repraesentare vult, optime, et viuis, quantum fieri potest, coloribus depingit, spectatoressuos in rem praesentem deducit, et quoscunque cupit, in eorum pectoribus animi motus imprimit. Neque vero solum ideo placere dicatur comoedia, quod aliorumactiones absurdas, et risui mouendo aptas, oculis animisque defigit, (id enim et bona satyra praestat) sed quod in argumento vno, et in se suaui, exponendo ita versatur, vt spectatoris animum vbique expectatione suspensum habeat, eum commode detineat et exerceat, atque ita exercendo et persuadendo voluptatem et approbationem moueat. Quo modo enim delectare potuissent ferme omnes, quas habemus, Fabulae Terentii, imo non nullae Plauti, tan- quam Captiuei, in quibus, ob interuenientes Simones, Chremetes, Phaedrias, Hegiones, non solum magna pars fabulae non est ludicra, sed potius seria. Sin autem ad hanc quaestionem delectationis non pertinet necessario actio ridicula; si omnis fabula, veritatisaemula, atque rebus, auditu visuque dignis, distincta, demulcet animos; cur non argumentum etiam grauius, dulce tamen natura sua, ad comoediam, non nunquam adhiberi queat? Tunc quoque mirificam sentimus voluptatem,WERENFELS. eod. l. cum arctam quasiamicitiam cum certa in comoedia persona inimus, pro hac laboramus, pro hac solliciti sumus, cum hac amicos inimicos communes habemus, pro hac tacita vota fa-cimus, huius periculis metuimus, huius malis dolemus, huius innocentia et virtute detecta gaudemus. Multa non sunt iocosa, neque tamen ideo tristia. Delectabit fabulal, quae nobis virum, summo loco atque genere ortum, cum puella infimae conditionis matrimonium ineuntem, ita ante oculos ponit, vt, quae inepte et absurde in hoc amoris genere fieri possint, declaret. Sed mutemus statum fabulae. Non sit ineptum illud viri consilium, sed iustis de caussis aut laudabile, aut probabile saltem; minusne hic delectabit raritas et honestas rei, quam ibi turpitudo? Extat huius argumenti comoedia apud Voltarium, Nanine inscripta, quam plausum in theatro tulisse accepimus; neque negari debet, posse excogitari, et ad vitam priuatam accommodari eiusmodi facta, quae moueant admirationem, neque sapiant fabulas romanenses, vsu id ipsum comprobante.


28 - Discours historique sur l'apocalypse /

Man hat zu unsern Zeiten, besonders in Frankreich, eine Art von Lustspielen ver sucht, welche nicht allein die Gemüther der Zu schauer zu ergötzen, sondern auch so zu rühren und so anzutreiben vermögend wäre, daß sie ihnen so gar Thränen auspresse. Man hat dergleichen Komödie, zum Scherz und zur Ver spottung, in der französischenSprache, come-Abhandlung für dasdie larmoyante, * das ist die weinerlich genennt, und von nicht wenigen pflegt sie als eine abgeschmackte Nachäffung des Trauerspiels getadelt zu werden. Jch bin zwar nicht Willens, alle und jede Stücke, welche in diese Klasse können gebracht werden, zu vertheidigen; sondern ich will bloß die Art der Einrichtung selbst ret ten, und wo möglich erweisen, daß die Komö die, mit allem Ruhme, heftiger bewegen könne. Dacier ** und andre, welche die von dem Ari stoteles entworfene Erklärung weitläuftiger haben erleutern wollen, setzen die ganze Kraft und Stärke der Komödie in das Lächerlich<Lächerliche>. Nun kann man zwar nicht leugnen, daß nicht der größte Theil derselben darauf ankomme, obgleich, nach dem Voßius, *** auch dieses zweifelhaft seyn könnte; allein so viel ist auch gewiß, daß in dem Lächerlichen nicht durchaus alle ihre Tugend be

* S. die Vorrede des Hrn. v. Voltaire zu seiner Nanine im IX. Theile seiner Werke, Dresdner Ausgabe.

** Jn den Anmerkungen zu des AristotelesDicht= kunst Hauptst. V. S. 58. Pariser Ausgabe von 1692. Ariſtote en faiſant la definition de la Comedie decide, quelles choſes peuvent faire le ſujet de ſon imitation. Il n'y a que celles qui ſont purement ri- dicules, car tous les autres genres de mechanceté ou de vice, ne ſçauroient y trouver place, parce qu'ils ne peuvent attirer que l'indignation, ou la pitie, pasſions, qui ne doivent nullement regner dans la Co- medie.

*** Jn seiner Poetik. lib. I. c. V. p. 123.

rührende Lustspiel.stehe. Denn entweder sind die reizenden Stücke des Terenz keine Komödien zu nennen; oder die Komödie hat ihre ernsthaften Stellen, und muß sie haben, damit selbst das Lächerliche durch das beständige Anhalten nicht geschwächt werde. Denn was ohne Unterlaß artig ist, das rührt entweder nicht genug, oder ermüdet das Ge müth, indem es dasselbe allzusehr rührt. Jch glaube also, daß aus der Erklärung des Aristo teles weiter nichts zu folgern ist, als dieses, was für eine Art von Lastern die Komödie vornehmlich durchziehen soll. Es erhellt nehmlich daraus, daß sie sich mit solchen Lastern beschäftigen müsse, welche niemandem ohne Schande, obschon ohne seinem und ohne andrer Schaden, anhängen können; kurz, solche Laster, welche Lachen und Satyre, nicht aber Ahndung und öffentliche Strafe verdienen, woran sich aber doch wederPlautus, noch diejenigen, die er unter den Griechen nachgeahmet hat, besonders gekehrt zu haben scheinen. Ja man muß so gar zugestehen, daß es eine Art Laster giebt, welche gar sehr mit eines andern Schaden verbunden ist, als zum Exempel die Verschwendung, und dennoch in der Komödie angebracht werden kann, wenn es nur auf eine geschickte und künstmäßige Art geschieht. Jch sehe also nicht, wor inne derjenige Lustspieldichter sündige, welcher, in Betrachtung der Nützlichkeit, die Regeln der Abhandlung für das Kunst dann und wann bey Seite setzt, besonders wenn man von ihm sagen kann:


29 - Discours historique sur l'apocalypse /

Dieser ganze Tadel kann, glaube ich, sehr leicht durch diejenigen Beyspiele nichtig gemacht werden, welche unter den dramatischen Dichtern der Franzosen sehr häufig sind. Den wenn Destouches, de la Chaussee, Marivaux, Voltaire, Fagan und andre, deren Namen und Werke längst unter uns bekannt sind, dasjenige glücklich geleistet haben, was wir verlangen, wann sie nehmlich, mit Beybehaltung der Freu de und der komischen Stärcke, auch Gemüthsbe wegungen an dem gehörigen Orte angebracht haben, welche aus dem Jnnersten der Hand lung fliessen und den Zuschauern gefallen; was bedarf es alsdann noch für andre Beweise? Doch wenn wir auch ganz und gar kein Exempel für uns anführen könnten, so erhellet wenigstens aus der verschiedne Natur derjenigen Personen, welche der Dichter auf die Bühne bringt, daß sich die Sache ganz wohl thun lasse. Denn da, wie wir oben gezeugt haben, den bösen Sitten ganz füglich gute entgegen gesetzt werden können, damit durch die Annehmlichkeit der letztern, die Häßlichkeit der erstern sich desto mehr ausnehme; und da diese rechtschaffnen und edeln Gemüthsarten, wenn sie sich hinlänglich äussern sollen, in schwere und eine Zeit lang minder glückliche Zufälle, bey welchem sie ihre Kräfte zeugen können, verwickelt seyn müssen: so darf man nur diese mit dem Stoffe der Fabel gehörig verbinden und kunstmäßig einflechten, wenn Abhandlung für das diejenige Komödie, die sich am meisten mit Ver spottung der Laster beschäftiget, nichts destowe niger die Gemüther der Zuhörer durch ernsthaf tere Rührungen vergnügen soll. Zwar ist allerdings eine grosse Behutsamkeit anzuwenden, daß dieses zur rechten Zeit, und am gehörigen Orte und im rechten Maasse geschehe; ja der komische Dichter, wenn er unser Herz entflammen will, muß glauben, daß jene Warnung, nihil citius in- arceſcere quam lacrumas, welche man dem Redner zu geben pflegt, ihm noch weit mehr als dem Redner angehe. Vornehmlich hat er dahin zu sehen, daß er nicht auf eine oder die andere lustige Scene, sogleich eine ernsthafte folgen las se, wodurch das Gemüth, welches sich durch das Lachen geruhig erhohlt hatte, und nun auf einmal durch die volle Empfindung der Menschlichkeit dahin gerissen wird, eben den verdrüßlichen Schmerz empfindet, welchen das Auge fühlt, wenn es aus einem finstern Orte plötzlich gegen ein helles Licht gebracht wird. Noch vielweniger muß einer gesetzten Person alsdann, wenn sie die Gemüther der Zuschauer in Bewegung setzt, eine allzulächerliche beygesellet werden; überhaupt aber muß man nichts von dieser Gattung anbringen, wenn man nicht die Gemüther genugsam dazu vorbereitet hat, und muß auch bey eben denselben Affecten sich nicht allzulange aufhalten. Wenn man also die rührenden Scenen auf den bequemen Ort versparet, rührende Lustspiel. welchen man alsdann, wann sich die Fabel am meisten verwirret, noch öftrer aber, wenn sie sich aufwickelt, findet: so kann das Lustspiel nicht nur seiner satyrischen Pflicht genug thun, sondern kann auch noch dabey dabey<dabey> das Gemüth in Bewegung setzen. Freylich trägt hierzu der Stoff und die ganze Einrichtung des Stückes viel bey. Denn wenn dasjenige, was der Dichter, glückliches oder unglückliches, wider alle Hoffnung sich ereignen läßt, und zu den Gemüthsbewegungen die Gelegenheit geben muß, aus den Sitten der Personen so natürlich fließt, daß es sich fast nicht anders hätte zutragen kön nen: so überläßt sich alsdann der Zuschauer, dessen sich Verwundrung und Wahrscheinlichkeit bemächtiget haben, er mag nun der Person wohl wollen oder nicht, willig und gern den Bewegungen, und wird bald mit Vergnügen zür nen, bald trauren, und bald über die Zufälle, derjenigen Personen, deren er sich am meisten annimmt, für Freuden weinen. Auf diese Art, welches mir ohne Ruhmredigkeit anzuführen er laubt seyn wird, pflegen die Zuschauer in dem letzten Auftritte des Looses in der Lotterie gerührt zu werden. Damons Ehegattin, und die Jungfer Caroline haben durch ihre Sitten die Gunst der Zuschauer erlangt. Jene hatte schon daran verzweifelt, daß sie das Looß wiederbekommen würde, welches für sie zehn tausend Thaler gewonnen hatte, und war auf eine an= Abhandlung für das ständige Art deswegen betrübt. Ehe sie sichs aber vermuthet, kömmt Caroline, und bringt ihrer Schwägerin mit dem willigsten Herzen dasjenige wieder, was sie für verlohren gehalten hatte. Hieraus nun entstehet zwischen beyden der edelste Streit freundschaftlicher Gesinnungen, so wie bald darauf zwischen Carolinen und ihrem Liebhaber ein Liebesstreit; und da sowohl dieser als jener schon für sich selbst, als ein an genehmes Schauspiel, sehr lebhaft zu rühren vermögend, zugleich auch nicht weit hergehohlet, sondern in der Natur der Sache, gegründet, und freywillig aus den Charakteren selbst geflossen sind: so streitet ein solcher Ausgang nicht allein nicht mit der Komödie, sondern ist ihr vielmehr, wenn auch das übrige gehörig beobachtet worden, vortheilhaft. Mir wenigstens scheint eine Komödie, welche, wenn sie den Witz der Zuhörer genugsam beschäftiget hat, endlich mit ei ner angenehmen Rührung des Gemüths schliesset, nicht tadelhafter, als ein Gastgeboth, welches, nachdem man leichtern Wein zur Gnüge dabey genossen, die Gäste zum Schlusse durch ein Glas stärkern Weins erhitzen und so auseinander gehen läßt.


30 - Discours historique sur l'apocalypse /

Bey jeder Erdichtung nehmlich verursacht nicht so wohl die Fabel selbst, als vielmehr das Genie und die Kunst, womit sie behandelt wird, bey den Zuschauern das Vergnügen. „Denn derje nige, sagt Wehrenfels, * erlangt einen allgemeinen Beyfall, derjenige ergötzt durchgän gig, welcher alle Personen, Sitten und Leiden schaften, die er auf der Bühne vorstellen will, vollkommen, und so viel möglich, mit lebendigen Farben abschildert; welcher die Auf merksamkeit der >Zuhörer zu fesseln, und ihrem Busen alle Bewegungen mitzutheilen weis, die er ihnen mitzutheilen für gut befindet.„ Denn nicht nur deswegen gefällt die Komödie, weil sie andrer abgeschmackte und lächerliche Handlungen, den Augen und Gemüthern dar stellet; (denn dieses thut eine jede gute Satyre) sondern auch weil sie eine einfache und für sich selbst angenehme Begebenheit so abhandelt, daß sie überall die Erwartung des Zuschauers unterhält, und durch dieses Unterhalten Vergnügen und Beyfall erwecket. Denn wie hätten sonst fast alle Stücke des Terenz, so viel wir deren von ihm übrig haben, und auch einige des Plautus, als zum Exempel die Gefangnen, in welchen durch die Darzwischenkunft eines Simo, eines Chremes, eines Phädria, eines Hegio, ein großer Theil derselben, nicht nur nicht scherzhaft, sondern vielmehr ernsthaft wird;

* Jn angeführter Rede S. 367.

Abhandlung für das wie hätten sie, sage ich, sonst gefallen können? Wenn nun aber zu dem Ergötzen nicht nothwendig eine lächerliche Handlung erfordert wird; wenn vielmehr eine jede Fabel, die der Wahr heitnachahmet, und Dinge enthält, welche des Sehens und Hörens würdig sind, die Gemüther vergnügt: warum sollte man denn nicht auch dann und wann der Komödie einen ernsthaften, seiner Natur nach aber angenehmen Jnhalt, geben dürfen? * „Auch alsdann empfinden wir eine wunderbare Wollust, wenn wir mit einer von den Personen in der Komö die eine genaue Freundschaft errichten, für sie bekümmert sind, für sie uns ängstigen, mit ihr Freund und Feind gemein haben, für sie stille Wünsche ergehen lassen, bey ihren Gefahren uns fürchten, bey ihrem Unglücke uns betrüben, und bey ihrer entdeckten Unschuld und Tugend uns freuen.„ Es giebt viel Dinge, welche zwar nicht scherzhaft, aber doch deswegen auch nicht traurig sind. Ein Schauspiel, welches uns einen vornehmen Mann, der ein gemeines Mägdchen heyrathet, so vor die Augen stellet, daß man alles, was bey einer solchen Liebe abgeschmacktes und ungereimtes seyn kann, genau bemerket, wird ergötzen. Doch laßt uns diese Fabel verändern. Laßt uns setzen, der Entschluß des vornehmen Mannes sey nicht abgeschmackt, sondern vielmehr aus gewissen Ursa=

*Wehrenfels am angeführten Orte.

rührende Lustspiel. chen löblich, oder doch wenigstens zu billigen; sollte wohl alsdann die Seltenheit und Rühm lichkeit einer solchen Handlung weniger ergötzen, als dort die Schändlichkeit derselben? Der Herr von Voltaire hat eine Komödie dieses Jn halts, unter dem Titel Nanine, verfertiget, welche Beyfall auf der Bühne erhalten hat; und man kann auch nicht leugnen, daß man nicht noch mehr dergleichen Handlungen, welche Erstaunen erwecken, und dennoch nicht romanenhaft sind, erdenken und auf das gemeine Leben anwenden könne, als welches von dem Gebrauche selbst gebilliget wird.