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Civilized nations of great humanity, from false con- Savage cruelty.ceptions of the spirit and tempers of the rest of mankind, and from some absurd notions of dignity and pre-eminence in themselves, have thought them fit only to be slaves: some have found such entertainment from the surprizing efforts of art and courage, that insensible to the misery which was every moment obvious to their sight, they accounted it a spectacle of highdelight, to behold gladiators putting each other to death. We all know the notions entertained by the vulgar concerning all hereticks; we know the pride of schoolmen and many ecclesiasticks; how it galls their insolent vanity that any man should assume to himself to be wiser than they in tenets of religion by differingfrom them. When this insolent pride is long indulged by the enjoyment of power and popular veneration, it grows prodigious; and, it may explain how such men, and their implicite votaries, can behold with joy the most horrid tortures of men truly innocent, but dressed up in all the forms of impiety, and wickedness. 'Tis needless to explain the original of other monstrous dispositions.


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V. When the existence of original boundless art and power is ascertained, the next point is the moral character, or the dispositions of will toward other beings capable of happiness or misery; which must be the foundation of all piety, and all joy in religion.


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The influence of religion on hu- man society.

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'Tis of no importance to determine whether such superstitions have worse effects than Atheism. Theymay, as to men in certain stations; tho' they hurt not the rest considerably. The experiment of a society of Atheists has never yet been made. Grant that the effects of some superstitions were worse than those of Atheism: this is rather honourable to religion. The best state of religion is incomparably happier than any condition of Atheism; and the corruptions of the best things may be most pernicious. A surfeit of nourishing food, may be more dangerous than that of food less nourishing: spoiled wines are more dangerous than bad water. 'Tis the business of rational minds to take all the blessings of a true religion, and guard against any corruption of it, without searching out what motives might remain to some sorts of virtues under the joyless wretched thought that the universe is under no providence, but left to chance, or as blind and undesigning necessity; if religion, when depraved, does great mischief; a pure andgood religion is a powerful engine of much good.


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3. A like natural right every intelligent being has Private judg- ment.about his own opinions, speculative or practical, to judge according to the evidence that appears to him. This right appears from the very constitution of the rational mind which can assent or dissent solely according to the evidence presented, and naturally de sires knowledge. The same considerations shew this right to be unalienable: it cannot be subjected to the will of another: tho' where there is a previous judg ment formed concerning the superior wisdom of another, or his infallibility, the opinion of this other,to a weak mind, may become sufficient evidence. As to opinions about the Deity, religion, and virtue, this 296 Natural Rights of allMen.Book II. right is further confirmed by all the noblest desires of the soul: as there can be no virtue, but rather impiety in not adhering to the opinions we think just, and in professing the contrary. Such as judge trulyin these matters, act virtuously: and as for weak men, who form false opinions, it may do good to instruct and convince them of the truth if we can; but to compel them to profess contrary to their opinions, or to act what they believe to be vicious, or impious in religion, must always be unjust, as no interest of society can require it, and such profession and action must be sinful to those who believe it to be so. If any false opinions of a religious or moral nature tend to disturb the peace or safety of society, or render men incapable of such duties of subjects as are requisite forthe publick safety, it may be just to oblige those whoembrace them to give sufficient security for their conduct,* and to defray the charge of employing others to perform their duties for them; or to remove them selves from this state with their effects, and make way for better subjects, where the state cannot otherways be safe.


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Unter den mannichfaltigen Lehren der Theologie, welche er seiner genauesten Untersuchung werth fand, be schäftigte er sich zuerst mit der erhabenen Lehre von dem Wesen, den Vollkommenheiten und der Vorsehung Got tes, worauf die andern sich insgesamt gründen. Das gelehrte und scharfsinnige Buch, welches Doctor Clarkkurze Zeit zuvor hiervon herausgegeben hatte, fiel ihmin die Hände. Ob er gleich die Schlüsse desselben voll kommen billigte, und einen grossen Begrif von seinen ungemeinen Fähigkeiten und Einsichten hatte: so fand er doch, nach einer ernstlichen und aufmerksamen Prüfung seiner Beweise, die Ueberzeugung nicht, welche er wünschte und erwartete. Voll Verlangen, sich in dieser Lehre mehr Genüge zu leisten, und besonders die Stär ke und Gründlichkeit der Beweise a priori, wie man sie zu nennen pflegt, darinnen angewendet zu sehen, schrieb er im Jahr 1717. einen Brief an ihn, worinnen er sei ne Einwürfe anführte, und eine weitere Erklärung forderte. Man hat unter Hutchesons Briefschaften kei4 Vorrede.ne Beantwortung dieses Briefes vom Döctor Clark ge funden. Je mehr er nachdachte, je mistrauischer wur de er immer gegen die Richtigkeit und Stärke der me taphysischen Beweise, durch welche man das Daseyn, die Einheit und die Vollkommenheiten der Gottheitdarzuthun sich bemüht. Er glaubte nicht nur, daß diese Art von Beweisen der Fähigkeit gemeiner Menschen nicht gemäs sey, sondern daß auch die Gelehrten selbst dadurch keine gründliche und immerwährende Ueberzeu gung erlangen könten. Er hatte schon in seinen jün gern Jahren die Meinung, und er hat niemals Ursache gefunden, sie zu ändern, daß einige Gegenstände unserer Erkäntnis, ihrer Natur nach, des Beweises einer völli gen und unwidersprechlichen Gewisheit fähig sind, daß man hingegen bey andern blos zu einer Wahrscheinlichkeitgelangen kan; und daß, da Gewisheit zu fordern, wo es nur bis zur Wahrscheinlichkeit zu bringen ist, für eben so unvernünftig angesehen werden mus, als wenn man verlangen wollte, Töne zu sehn, und Farben zu hö ren. Er war überdieses überzeugt, daß das Unterneh men, die genauesten Beweise zu geben, wo keine möglich sind, für die Vortheile der Wahrheit und Religionvon sehr gefährlichen Folgen sey; weil dasselbe, an statt uns zu einer vollkommenen Gewisheit zu führen, das Gemüth mit Zweifel und Ungewisheit erfüllt, und dem Scepticismus geneigt macht. Denn wenn wir bey der Art von Ueberzeugung, welche die Natur der Sache zulässt, still zu stehen uns verweigern, und bis zu der höchsten Art derselben, bis zu den genauesten und un überwindlichsten Beweisen, hinaufsteigen wollen: so werden wir unmittelbar hieraus folgern, daß gar keine Ueberzeugung vorhanden sey, weil wir die Art derselben Vorrede. 5 nicht antreffen, die wir erwartet hatten. Solcherge stalt bleibt das Gemüth beständig in Ungewisheit, und bildet sich ein, gar keine Beweisthümer für sich zu ha ben, ungeachtet wirklich alle diejenigen, welche die Natur der Sache zulässt, vor ihm liegen, und einem jeden ge nug thun, dessen Verstand nicht von einer unnatürli chen Begierde nach einer gelehrten Erkäntnis in allen Sachen, ohne Unterschied, in Unordnung gebracht wor den. Diese Meynung von den verschiedenen Stufen der Ueberzeugung, welche den verschiedenen Gegenständen un serer Erkäntnis eigen sind, veranlassten Hutcheson zuerst, die Sittenlehre auf die Erfahrung, und nicht, auf die abgesonderten Verhältnisse der Dinge gegeneinander, zu gründen.


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Er erwarb sich auch die Hochachtung des Primaten, Bolter, welcher, auf seine Veranlassung, an die Universi tät zu Glasgow ein Geschenk eines jährlichen Einkom mens machte, zum Unterhalt eines Stipendiaten, der sich zu einer gewissen Art von Gelehrsamkeit geschickt machen sollte. Dieses ist nur eines von den vielen Beyspielen, die man von der wohlthätigen Gemüthsart dieses Prä8 Vorrede.laten anführen kan. Herr West, ein Edelmann von großer Geschicklichkeit, und von einem bekanten Eifer für die Vorrechte der Freyheit im Staat und in der Religion, war besonders von Hutcheson eingenommen, und lebte mit ihm, so lange er sich in Jrrland aufhielt, in grosser Vertraulichkeit.


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Hutcheson war ein zu vernünftiger und zu gelehrter Mann, als daß er blos bey besondern Lehrsätzen der Moral hätte stehen bleiben sollen. Seine Wissen schaft schränkte sich nicht auf sein eigenes Lehrgebäude ein, und man wird bey Durchlesung des folgenden Werksdeutlich wahrnehmen, daß er mit den Schriften der Al ten und Neuern, welche die Sittenlehre, die Religionund die Regierung zum Gegenstand haben, sehr wohl bekant war. Auch selbst in diesem Umfange war die Sittenlehre nicht die einzige Wissenschaft, der er seine ganze Zeit und Aufmerksamkeit widmete. Eine heftige Wissensbegierde war ihm natürlich. Er liebte die Wahrheit, und forschte nach ihr mit Unparteylichkeit und unermüdetem Fleisse. Er besas eine geschwinde Ein sicht und ein treues Gedächtnis; und er hatte sich nicht nur gewöhnt, immerfort zu denken und zu forschen, son dern er fand auch Vergnügen dabey. Seine Seele war niemals der Ermattung unterworfen, die so oft den Fleis berühmter Leute unterbricht: seine Kräfte waren be ständig gleich munter und wirksam. Ein Geist, der so viele Vorzüge besas, und so viele Jahre hinter einander in dem Umgang mit den Wissenschaften zuge bracht hatte, muste sich nothwendig eine weitläuftige Ge lehrsamkeit erworben haben.


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Mit einer Art von vernünftiger Schwärmerey, die ihn immer begeisterte, und den vornehmsten Theil seines Characters ausmachte, nahm er sich der Vortheile der Gelehrsamkeit, Freyheit, Religion, Tugend und der menschlichen Glückseligkeit an. Aus allem, was ersagte und that, konte man wahrnehmen, daß er die edle Absicht hatte, sie zu befördern und auszubreiten. Sie vermochten so viel über ihn, daß sie einen Einflus auf sein ganzes Betragen hatten, und ihm einen allgemei nen Geist, von dem weitesten Umfange, mittheilten. Das, was wir in ihm einen allgemeinen Geist nennen, bestand nicht in einer unbestimmten Begierde nach allem demjenigen, was wir nicht wissen, oder nicht vollkommen verstehen; sondern in einem erleuchteten und uneingefchränkten<uneingeschränkten> Eifer für die Glückseligkeit der Men schen, und die Mittel sie zu befördern. Seine Liebe zur wahren Gelehrsamkeit, seine unermüdete Sorgsalt<Sorgfalt>, sie zu erlangen, und den Geschmack an ihr auszubreiten, machte ihn zu dem Amte, welches die Vorsicht ihm angewiesen hatte, ausserordentlich geschickt. Und viel leicht haben wenige Leute, in gleichen Aemtern, mit glei chem Glück und Eifer, den Geschmack an der ächten Lite ratur ausgebreitet. Allein sein Eifer blieb nicht in den Gränzen seines eigenen Lehramts, sondern derselbe erstreckte sich auf alles, was im menschlichen Leben Vortheil und Nutzen schaffen kan. Wenn er sprach: so 24 Vorrede. glaubte man, er hätte fast allen wichtigen Bedienungen vorgestanden; so sehr verrieth er, daß er die Vortheile einer jeden verstand, und sich ernstlich angelegen seyn lies, zur Beförderung derselben etwas beyzutragen. Sein gutartiges Herz fand die gröste Freude daran, die Mittel aufzusuchen, wodurch in den verschiedenen Ständen der menschlichen Gesellschaft dasjenige, was von den Regeln der Ordnung abwich, mit denselben in Uebereinstimmung gebracht, oder dasjenige, was mit denselben schon übereinkam, zu mehrerer Vollkommenheiterhöht werden könte. Die von ihm hierzu gemachten Entwürfe gründeten sich auf keine leere Einbildungen, sondern sie waren der Ausführung fähig, und hätten die Aufmerksamkeit aller derjenigen verdient, welche Gewalt und Ansehen in der Gesellschaft, in den Stand setzten, sie zur Ausführung zu bringen. Dieser Eifer für das gemeine Beste zeigte sich beständig in seiner Art zu den ken, und nicht nur in seinen ernsthaftern, sondern auch in sei nen heitern und vergnügten Stunden. Er war an Entwür fen, die den Vortheil anderer angiengen, unerschöpflich; doch niemals hat er an einen gedacht, der seine eigenen Nutzen betroffen hätte. Wir haben schon angemerkt, daß er in seiner Jugend, zu einer Zeit, da man an Glückseligkeiten, die in die Augen fallen, den meisten Geschmack zu haben pflegt, niemals auf Vorschläge ge hört hat, die ihm eine Ausficht<Aussicht> in Reichthümer und An sehen eröfneten. In seinem reifen Alter, da aber der gute Zustand seiner Gesundheit ihn noch hoffen lies, viele Jahre zu leben, wurde ihm der Antrag gethan, auf der Universität zu Edimburg Professor der philosophischen Sittenlehre zu werden. Ungeachtet er in dieser Stelle mehrere Einkünfte und bessere Gelegenheit gehabt haben Vorrede. 25 würde, mit den vornehmsten und angesehensten Personen bekant zu werden: so war er doch in seinem gegenwärti gen Stande vergnügt, und gänzlich abgeneigt, ihn je mals zu ändern.


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Er war von den grossen Wahrheiten der natürli chen und geoffenbartenReligion und von dem wichtigen Einflus einer geziemenden und vernünftigen Gottesfurcht auf die Glückseligkeit des menschlichen Lebens und auf die Befestigung und Reinigkeit eines tugendhaften Wan dels, auf das stärkste und lebhafteste überzeugt. Man konte in dem Umgange mit ihm merken, wie viel Gewalt seine Gottesfurcht auf sein Herz hatte. In seinen öffent lichen Vorlesungen lies er keine, auch nicht die, von sei nem eigentlichen Gegenstand, entfernteste Gelegenheit vorbey, daß er sich nicht weitläuftig und voll Entzückung über die Anständigkeit und den Vortheil der voll kommensten Ehrfurcht gegen Gott, und über unsre Pflicht, alle unsere Gaben, unsre Tugenden und alles, was wir besitzen, seiner Gütigkeit zuzuschreiben, erkläret hätte. Dieses waren in seinen Augen die unfehlbarsten Mittel, die Aufwallungen von Stolz, von Eitelkeit und Selbstzufriedenheit zu unterdrücken, welche in den Her zen solcher Leute zu entstehen pflegen, die nicht ernstlich und oft daran denken, daß sie nicht besser sind, als an dere, und daß sie nichts besitzen, als was sie em pfangen haben. Er sahe diese Gesinnungen, wenn sie sich einmal in unserer Seelen festgesetzt haben, als den eigentlichen Grund der Einfalt des Herzens und Wan dels an, welche die höchste Vollkommenheit eines tu gendhaften Characters ausmacht.


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Hutcheson wurde durch alle diese Vorzüge, durch seine grosse Gelehrsamkeit, und durch das glückliche TaVorrede. 27lent, ohne Mühe, und doch richtig und gründlich zu sprechen, zu dem vortreflichsten Lehrer, den unsre Zeiten je mals gesehn haben. Er besas eine natürliche und ein nehmende Beredsamkeit. Er sahe wirklich mehr auf den Verstand als auf den Ausdruck, und doch war sein Aus druck gut. Er war in der nachdrücklichen und genauen Sprache, die zu philosophischen Untersuchungen so unent behrlich ist, ein Meister. Aber er hielte es weder in sei nen Vorlesungen, noch in seinen Schriften über Gegen stände der Religion und Sittenlehre, für seine Pflicht, ohne Ausnahme ein unterrichtender Lehrer zu seyn, der für nichts, als die erforderliche Kürze und Genauigkeit in richtigen Erklärungen und bündigen Schlüssen, zu sorgen hätte. Er glaubte die Pflichten seines Amts eben so vollkommen zu erfüllen, wenn er bey moralischen Be trachtungen, die das Herz rühren können, sich länger verweilte, und die Liebe zur Tugend erregte, als wenn er den wichtigsten Lehrsatz mit der grösten philosophischen Genauigkeit vortrüge und erläuterte. Er sahe die Bil dung des Herzens als den vornehmsten Endzweck aller moralischen Unterweisung an. Er machte dieselbe be ständig zu seinem Augenmerk, und er besas alle Eigen schaften, darinnen glücklich zu seyn, so weit es durch menschliche Mittel möglich ist. Er dachte und empfand mit einer so ausserordentlichen Lebhaftigkeit, daß er bey den grossen Gegenständen der Sittenlehre und Religion in die höchste Entzückung gerieth. Dieses gab seinem Vortrage eine angenehme Gestalt, welche die Aufmerk samkeit der Zuhörer unterhielt, und zu gleicher Zeit den stärksten Eindruck in ihren Seelen zurücklies. Er er füllte ihre Herzen mit einem neuen und höhern Vergnü gen, als sie jemals zuvor empfunden hatten, wenn er mit 28 Vorrrede. seiner einnehmenden Art, ihnen eine Aussicht in weite Gefilde der Erkäntnisse, wovon sie vorhin gar keine Be griffe gehabt hatten, eröfnete. Wenn er, zum Exempel, seinen Zuhörern, bey der Vorlesung über die natürliche Theologie, in dem Bau eines jeden einzelnen Dinges un zähliche Beweise einer bewundernswürdigen Kunst und einer liebreichen Absicht entdeckte, und hernach die er staunlichern Beweise der weisesten Allmacht und der gü tigsten Sorgfalt in dem allgemeinen Ganzen, als ein Ding betrachtet, ihnen vor Augen legte: so ist leicht zu begreifen, daß dieses auf ihre zarten Gemüther, die von der Liebe zur Wissenschaft voll waren, einen tiefen Ein druck machen muste. Solche Betrachtungen der Naturwaren ihnen neue Entdeckungen, welche sie mit Vergnü gen und Erstaunen erfüllten, und ihnen zugleich die an genehmste und stärkste Ueberzeugung von dem Daseyn und den Vollkommenheiten des grossen Urhebers der Welt ver schaften. Wenn er sie von der Betrachtung der äusserli chen Welt, zu dem Anschauen einer innerlichen, der menschlichen Seele, fortführte, und ihnen in der morali schen Beschaffenheit derselben ebenfalls die Spuren der göttlichen Weisheit und Gütigkeit zeigte: so wurden sie von neuem Vergnügen und Erstaunen durchdrungen, und empfiengen neue und überzeugendere Proben von den herrlichen Eigenschaften des Vaters unserer Geister. Und wenn er die verschiedenen Tugenden als schön an sich selbst, als die edelste Anwendung unserer ver nünftigen und moralischen Kräfte, und als die einzige Quelle der wahren Würde und Glückseligkeit einzelner Personen und ganzer Gesellschaften schilderte: so wurden sie von diesem liebenswürdigen Gemählde bezaubert, und fühlten ein inniges Verlangen, das zu seyn, was sie Vorrede. 29 sahen. Das Vergnügen, welches aus dem anbrechen den Licht der Wahrheit und der Schönheit der Tugend in fähigen und gutgearteten Seelen entspringt, erregt eine so heftige Begierde zur Wissenschaft, und einen so grossen Eifer, sie zu erlangen, daß es auf einige Zeit die Em pörungen der jugendlichen Leidenschaften aufhält, welche stark genug sind, junge Leute in ihren besten Jahren hinzureissen. Damit man sich aber nicht einbilde, als ob diese mächtige Wirkungen blos den Reitzungen der Neuheit zuzuschreiben wären: so ist noch zu erwäh nen, daß einige von seinen Zuhörern, die schon Jahre und Wissenschaft hatten, seine Vorlesungen über die phi losophische Sittenlehre, vier, fünf, auch sechs Jahr hin ter einander besuchten, und immer neue Unterhaltung fan den, obgleich der Hauptgegenstand, jedes Jahr, allemal derselbe war.


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Ausser seinen beständigen Vorlesungen, welche er über die natürliche Religion, die Sittenlehre, die Rechts gelehrsamkeit und Staatskunst, wöchentlich fünf Tage hielt, beschäftigte ihn noch eine andere, drey Tage wö chentlich, worinnen er die besten griechischen und lateini schen Schriftsteller des Alterthums, über die Sittenlehre, auslegte, und sowohl die Sprache, als die Grundsätze derselben, auf die geschickteste Art erklärte.


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Ein Lehrer, der solche Gaben hatte, und einen sol chen Eifer bezeigte, die Pflichten seines Amts zu beobach ten, der alle Vorzüge eines redlichen Mannes besas, der für die wohlgeartete Jugend so eingenommen war, der sich aller ihrer Angelegenheiten annahm, und bey allen Vorfallenheiten ihnen Gefälligkeiten erwies; ein solcher Lehrer muste nothwendig ihre gröste Hochachtung und Zuneigung gewinnen. Dieses setzte ihn bey denselben in ein grosses Ansehen, welches er blos zu der vortreflichen Absicht anwendete, tugendhafte Eindrücke in ihre Herzen zu prägen, und ihnen eine Neigung zur Gelehrsam keit, zu schönen Künsten, und zu allem, was im mensch lichen Leben anständig und nützlich ist, beyzubringen. Er hatte das besondre Glück, daß er die Liebe zur alten Literatur, besonders zum Griechischen, wieder erweckte, welches, vor seiner Zeit, auf der Universität sehr verab säumt worden war. Jedermann, der um ihn war, er hielt von ihm eine solche Liebe zur Wissenschaft und eine solche Begierde zu forschen, daß die Studirenden, auch bey ihren Spatziergängen und Besuchen, sich mit vielem Scharfsinn über gelehrte Sachen unterhielten, und da durch immer begieriger wurden, ihren Fleis auf die wich tigsten Sachen zu wenden. Er nahm sich nicht nur der jenigen Studirenden an, die seiner Aufsicht unmittelbar anvertrauet waren; sondern er bemühete sich auch, den übrigen in allen Facultäten, so oft sich Gelegenheit fand, nützlich zu seyn. Besonders suchte er denjenigen, welche sich der Gottesgelahrheit widmeten, Dienste zu leisten, und unter andern wichtigen Unterweisungen, ihnen richtige Begriffe von dem vornehmsten Gegenstand der geistlichen Redekunst beyzubringen. Tiefsinnige Betrachtungen über streitige Fragen sowohl aus der Theologie, als aus Vorrede. 33 der Philosophie, schienen ihm, wenigstens bey den or dentlichen Gelegenheiten, keine Materien zu seyn, die sich für die Kanzel schickten. Er hielt besonders dafür, daß man keinen Nutzen zu hoffen hätte, wenn man auf der Kanzel die dahin nicht gehörigen speculativischen Fragen abhandeln wollte, z. E. ob die menschliche Natur unei gennütziger Neigungen fähig sey? ob der Ursprung der Pflicht oder der sittlichen Verbindlichkeit aus dem natür lichen Bewustseyn, oder aus dem moralischen Gefühl; aus dem Gesetz, oder aus der vernünftigen Betrachtung des Eigennutzes, herzuleiten sey? und andre solche Unter suchungen. Ob gleich solche Fragen in der Schule der Weltweisheit* untersucht werden können und müssen; so gehörten sie doch, seiner Meinung nach, nicht in das Gebiet des Predigers, dessen Amt nicht ist, die Grund triebe der menschlichen Seele zu erklären, sondern sich an dieselben zu wenden, und sie in Bewegung zu setzen. * Nach dem System unsers Verfassers ist blos, zu Rettung der göttlichen Weisheit und Gütigkeit, die sich in der Be schaffenheit unsrer Natur äus sert, das Daseyn und die ver bindende Gewalt des morali schen Gefühls zu behaupten. Denn in was für andern Ver bindlichkeiten wir auch seyn mö gen, so wird diese innerliche mit ihnen zugleich wirken, wenn das Gemüth sie gewahr wird; und sie wird, ohne die selben, ihre Gewalt ausüben, wenn wir, durch allerhand Ursa chen gehindert werden, darauf Acht zu haben. Ist das Ge setz GOttes, wenn es gehörig bekant worden, die höchste Ver bindlichkeit aller vernünftiger Wesen: so wird in Betrach tung dieser Verbindlichkeit, das innerliche Gesetz mit dem äusserlichen zugleich wirken, wenn wir auf sein Ansehen auf merksam sind: und wennwir<wenn wir> die ses nicht sind, so wird es wenig stens, ohne dasselbe, in einem ge wissen Grade, eine Richtschnur der Handlungen seyn. Ueber dieses ist anzumerken, daß, wenn man die Verbindlichkeit des morali schen Gefühls, als etwas wirk liches zulassen will, auch die grössten Zweifler die Gewalt des selben noch erkennen müssen, wenn sie sich auch von allen an dern Verbindlichkeiten befreyet hätten. Lasst uns eine Person annehmen, die so unglücklich ist zu glauben, daß kein Gott sey, oder daß keine künftige Beloh nungen und Bestrafungen er wartet werden dürfen, oder daß ein tugendhafter Wandel keine Vortheile in diesem Leben ver schaffe: diese Person wird im mer unter der Gewalt des in nerlichen Gefühls von Recht und Unrecht bleiben. Wenn er diesem zuwider handelt: so beleidigt er eine bekante Verbind lichkeit, und er mus sich bewust seyn, daß er Strafe verdient, und daß er sie zu erwarten hat, wenn ein Richter und Bestrafer ist. Wenn wir annehmen, daß das Gefühl von Recht und Un recht gänzlich ausgerottet sey, alsdenn mus, nach dem Sy stem unsers Verfassers sowohl, als aller andern, derselbe alle mal wegen der Bemühung Re chenschaft geben, die er ange wendet hat, sich in diesen Stand einer gänzlichen Unempfindlich keit gegen alle moralische Be trachtungen zu bringen.34 Vorrede. Was überdieses die philosophischen Fragen wegen der sittli chen Verbindlichkeit anbetrift: so kommen die verschiedenen Arten sie zu erklären, darinnen vollkommen überein, daß sie die Ausübung tugendhafter Handlungen nothwendig machen, welche eben der vornehmste Gegenstand ist, womit der hei lige Redner sich beschäftigen soll. Der allgemeine Plan zu predigen, welchen er anpries, bestand in folgenden: Da die Menschen kraftlose, unwissende, schuldige Geschöpfe sind, die ihre eigene Glückseligkeit nicht befördern kön nen, und jeden Augenblick unvermeidlichen Uebeln aus gesetzt sind: so müssen sie aufgefordert werden, sich für solche zu erkennen, und die Lehren der natürlichen und ge offenbarten Religion, welche für diejenigen Trost enthalten, die sich in dieser demüthigenden Gestalt sehen, müssen denselben in das höchste Licht gesetzet werden. Da sie der Gefahr unterworfen sind, durch eigennützige und sinnliche Leidenschaften, von ihrer Pflicht und GlückseVorrede. 35ligkeit hinweggelockt zu werden: so sind ihnen die schreck lichen Lehren der Religion, welche sie in Furcht setzen und ihren unordentlichen Leidenschaften Einhalt thun können; und hingegen angenehmere, welche sie zur Ausübung rei ner Sitten, und zur Rechtschaffenheit und Menschenliebe ermuntern können; in ihrer ganzen Stärke vor Augen zu legen. Und da sie geneigt sind, bey der allgemeinen Er käntnis ihrer Pflichten stehen zu bleiben, ohne dieselbe zu der Einrichtung ihrer Herzen und ihres Lebens anzuwen den; so mus der heilige Lehrer sich nicht zu sehr bey allge meinen Sätzen, dergleichen die Schönheit, Vortreflich keit und Billigkeit der göttlichen Gesetze sind, aufhalten, sondern sich besonders bemühen, sie zu unterrichten, wie sie sich in allen Verfassungen und Ständen des Lebens, selbst bey den geringsten und gewöhnlichsten Geschäften desselben, zu verhalten haben. Alles dieses mus, ohne einen mühsamen Schwung des Ausdrucks, auf die deut liche und ungekünstelte Art vorgetragen werden, welche das Herz rührt, und in das Gewissen und in das unmit telbare Gefühl eines jeden eindringt.


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Ein Lehrer, der solche Gaben hatte, und einen sol chen Eifer bezeigte, die Pflichten seines Amts zu beobach ten, der alle Vorzüge eines redlichen Mannes besas, der für die wohlgeartete Jugend so eingenommen war, der sich aller ihrer Angelegenheiten annahm, und bey allen Vorfallenheiten ihnen Gefälligkeiten erwies; ein solcher Lehrer muste nothwendig ihre gröste Hochachtung und Zuneigung gewinnen. Dieses setzte ihn bey denselben in ein grosses Ansehen, welches er blos zu der vortreflichen Absicht anwendete, tugendhafte Eindrücke in ihre Herzen zu prägen, und ihnen eine Neigung zur Gelehrsam keit, zu schönen Künsten, und zu allem, was im mensch lichen Leben anständig und nützlich ist, beyzubringen. Er hatte das besondre Glück, daß er die Liebe zur alten Literatur, besonders zum Griechischen, wieder erweckte, welches, vor seiner Zeit, auf der Universität sehr verab säumt worden war. Jedermann, der um ihn war, er hielt von ihm eine solche Liebe zur Wissenschaft und eine solche Begierde zu forschen, daß die Studirenden, auch bey ihren Spatziergängen und Besuchen, sich mit vielem Scharfsinn über gelehrte Sachen unterhielten, und da durch immer begieriger wurden, ihren Fleis auf die wich tigsten Sachen zu wenden. Er nahm sich nicht nur der jenigen Studirenden an, die seiner Aufsicht unmittelbar anvertrauet waren; sondern er bemühete sich auch, den übrigen in allen Facultäten, so oft sich Gelegenheit fand, nützlich zu seyn. Besonders suchte er denjenigen, welche sich der Gottesgelahrheit widmeten, Dienste zu leisten, und unter andern wichtigen Unterweisungen, ihnen richtige Begriffe von dem vornehmsten Gegenstand der geistlichen Redekunst beyzubringen. Tiefsinnige Betrachtungen über streitige Fragen sowohl aus der Theologie, als aus Vorrede. 33 der Philosophie, schienen ihm, wenigstens bey den or dentlichen Gelegenheiten, keine Materien zu seyn, die sich für die Kanzel schickten. Er hielt besonders dafür, daß man keinen Nutzen zu hoffen hätte, wenn man auf der Kanzel die dahin nicht gehörigen speculativischen Fragen abhandeln wollte, z. E. ob die menschliche Natur unei gennütziger Neigungen fähig sey? ob der Ursprung der Pflicht oder der sittlichen Verbindlichkeit aus dem natür lichen Bewustseyn, oder aus dem moralischen Gefühl; aus dem Gesetz, oder aus der vernünftigen Betrachtung des Eigennutzes, herzuleiten sey? und andre solche Unter suchungen. Ob gleich solche Fragen in der Schule der Weltweisheit* untersucht werden können und müssen; so gehörten sie doch, seiner Meinung nach, nicht in das Gebiet des Predigers, dessen Amt nicht ist, die Grund triebe der menschlichen Seele zu erklären, sondern sich an dieselben zu wenden, und sie in Bewegung zu setzen. * Nach dem System unsers Verfassers ist blos, zu Rettung der göttlichen Weisheit und Gütigkeit, die sich in der Be schaffenheit unsrer Natur äus sert, das Daseyn und die ver bindende Gewalt des morali schen Gefühls zu behaupten. Denn in was für andern Ver bindlichkeiten wir auch seyn mö gen, so wird diese innerliche mit ihnen zugleich wirken, wenn das Gemüth sie gewahr wird; und sie wird, ohne die selben, ihre Gewalt ausüben, wenn wir, durch allerhand Ursa chen gehindert werden, darauf Acht zu haben. Ist das Ge setz GOttes, wenn es gehörig bekant worden, die höchste Ver bindlichkeit aller vernünftiger Wesen: so wird in Betrach tung dieser Verbindlichkeit, das innerliche Gesetz mit dem äusserlichen zugleich wirken, wenn wir auf sein Ansehen auf merksam sind: und wennwir<wenn wir> die ses nicht sind, so wird es wenig stens, ohne dasselbe, in einem ge wissen Grade, eine Richtschnur der Handlungen seyn. Ueber dieses ist anzumerken, daß, wenn man die Verbindlichkeit des morali schen Gefühls, als etwas wirk liches zulassen will, auch die grössten Zweifler die Gewalt des selben noch erkennen müssen, wenn sie sich auch von allen an dern Verbindlichkeiten befreyet hätten. Lasst uns eine Person annehmen, die so unglücklich ist zu glauben, daß kein Gott sey, oder daß keine künftige Beloh nungen und Bestrafungen er wartet werden dürfen, oder daß ein tugendhafter Wandel keine Vortheile in diesem Leben ver schaffe: diese Person wird im mer unter der Gewalt des in nerlichen Gefühls von Recht und Unrecht bleiben. Wenn er diesem zuwider handelt: so beleidigt er eine bekante Verbind lichkeit, und er mus sich bewust seyn, daß er Strafe verdient, und daß er sie zu erwarten hat, wenn ein Richter und Bestrafer ist. Wenn wir annehmen, daß das Gefühl von Recht und Un recht gänzlich ausgerottet sey, alsdenn mus, nach dem Sy stem unsers Verfassers sowohl, als aller andern, derselbe alle mal wegen der Bemühung Re chenschaft geben, die er ange wendet hat, sich in diesen Stand einer gänzlichen Unempfindlich keit gegen alle moralische Be trachtungen zu bringen.34 Vorrede. Was überdieses die philosophischen Fragen wegen der sittli chen Verbindlichkeit anbetrift: so kommen die verschiedenen Arten sie zu erklären, darinnen vollkommen überein, daß sie die Ausübung tugendhafter Handlungen nothwendig machen, welche eben der vornehmste Gegenstand ist, womit der hei lige Redner sich beschäftigen soll. Der allgemeine Plan zu predigen, welchen er anpries, bestand in folgenden: Da die Menschen kraftlose, unwissende, schuldige Geschöpfe sind, die ihre eigene Glückseligkeit nicht befördern kön nen, und jeden Augenblick unvermeidlichen Uebeln aus gesetzt sind: so müssen sie aufgefordert werden, sich für solche zu erkennen, und die Lehren der natürlichen und ge offenbarten Religion, welche für diejenigen Trost enthalten, die sich in dieser demüthigenden Gestalt sehen, müssen denselben in das höchste Licht gesetzet werden. Da sie der Gefahr unterworfen sind, durch eigennützige und sinnliche Leidenschaften, von ihrer Pflicht und GlückseVorrede. 35ligkeit hinweggelockt zu werden: so sind ihnen die schreck lichen Lehren der Religion, welche sie in Furcht setzen und ihren unordentlichen Leidenschaften Einhalt thun können; und hingegen angenehmere, welche sie zur Ausübung rei ner Sitten, und zur Rechtschaffenheit und Menschenliebe ermuntern können; in ihrer ganzen Stärke vor Augen zu legen. Und da sie geneigt sind, bey der allgemeinen Er käntnis ihrer Pflichten stehen zu bleiben, ohne dieselbe zu der Einrichtung ihrer Herzen und ihres Lebens anzuwen den; so mus der heilige Lehrer sich nicht zu sehr bey allge meinen Sätzen, dergleichen die Schönheit, Vortreflich keit und Billigkeit der göttlichen Gesetze sind, aufhalten, sondern sich besonders bemühen, sie zu unterrichten, wie sie sich in allen Verfassungen und Ständen des Lebens, selbst bey den geringsten und gewöhnlichsten Geschäften desselben, zu verhalten haben. Alles dieses mus, ohne einen mühsamen Schwung des Ausdrucks, auf die deut liche und ungekünstelte Art vorgetragen werden, welche das Herz rührt, und in das Gewissen und in das unmit telbare Gefühl eines jeden eindringt.


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Einige gütige Richter werden, und vielleicht nicht ohne Grund, den Ausspruch thun, daß von dem Character Hutche sons, als Schriftsteller betrachtet, viel zu wenig gesagt wor den. Sie werden sagen, „man habe von ihm nur erwähnt, daß er die menschliche Seele, als ein moralisches Ganzes, untersuchet, und darinnen eine Reihe von Neigungen, wel che sich alle auf das Beste anderer, als den letzten Endzweck, beziehen, und ein moralisches Gefühl, welches uns gewisse Neigungen und Handlungen für gut, und die entgegenge setzten für böse erkennen lässt, wahrgenommen habe. Dieses alles aber habe er mit allen Philosophen gemein, die mit ihm uneigennützige Neigungen in der menschlichen Na tur zugeben. Er verdiene hingegen, in Ansehung der mei sten und vornehmsten Artikel, die sich auf die Känt nis der menschlichen Natur und der Sittlichkeit beziehen, der Welt als ein Original vorgestellt zu werden. Denn obgleich alle Anhänger der grosmüthigen Philosophie, in unsrer Natur gewisse Neigungen annehmen, welche die Glückseligkeit anderer zum letzten Gegenstand ha ben: so wird und mus doch alsdenn, wenn die handelnde Person sich nach den wichtigsten Regeln des menschlichen Verhaltens umsieht, und die Fragen aufwirft: warum soll ich dieses gegenwärtige Verlangen befriedigen? oder warum soll ich mich ihm, zum Vortheil eines andern, widerse tzen? von Hutcheson eine ganz andre Antwort erfolgen, als die übrigen Philosophen bisher gegeben haben. Nach diesen letztern ist die handelnde Person der Betrachtung ihrer per sönlichen Glückseligkeit, welche aus der Herrschaft der tu gendhaften Neigungen entspringt, überlassen, und durch die Vorrede. 39selbe wird ihre Wahl bestimmt; denn diese Philosophen neh men für ausgemacht an, daß das ruhige und überlegte Be streben der handelnden Person, nur einen letzten Zweck ha ben könne, nämlich ihren eigenen höchsten Vortheil, oder ih re persönliche Glückseligkeit. Hutchesons Lehre ist von ei nem ganz andern Inhalt. Vermöge derselben giebt es drey ruhige Bestimmungsgründe in unserer Natur, nämlich, das ruhige Verlangen nach unserer eigenen Glückseligkeit; das ruhige Verlangen nach der Glückseligkeit anderer Wesen, und das ruhige Verlangen nach der sittlichen Vollkommen heit. Jeder von diesen Bestimmungsgründen ist als ein letzter Zweck anzusehen. Zwischen dem zweyten und dritten kan schwerlich ein Widerspruch entstehen; aber zwischen dem ersten und den übrigen beyden kan oft, wenig stens ein scheinbarer Streit, vorfallen, und in allen diesen Fällen ist es so fern, daß unsere Natur darauf eingerichtet seyn sollte, dem Verlangen nach unsrer eignen Glückseligkeit, zum Nachtheil der andern Bewegungsgründe, nachzugeben, daß vielmehr das moralische Gefühl allemal der handelnden Person gebietet, einem jeden von den letzten Bestimmungs gründen den erstern willig aufzuopfern. Alles dieses sind Sachen, welche auf die Erfahrung ankommen, und ein je der mus hiervon, nach sich selbst, urtheilen. Nichts ist so sehr streitig, als ob das Verlangen nach der sittlichen Vollkom menheit, oder das Verlangen nach der eignen Glückseligkeit für den höchsten Bestimmungsgrund angesehen werden müsse, der mit der gegenwärtigen Beschaffenheit unsrer Na tur übereinkommt. Vor unserm Verfasser ist niemals ein Philosoph darauf gefallen, eine solche Vorstellung von un srer Natur zu machen, daß der Trieb nach der sittlichen Vor treflichkeit dafür angesehen werden müsse. Die Natur hat die Eintracht zwischen den letztern beyden der drey höchsten“ 40 Vorrede. „Bestimmuugsgründe<Bestimmungsgründe> der menschlichen Seele gestiftet; aber die Religion allein kan, nach unserm Verfasser, alle drey in eine unveränderliche Harmonie bringen, und alle Mishel ligkeit unter ihnen verhüten.