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Aber vielleicht möchte es nöthig seyn, einige demüthigeChristen hier zu warnen, daß sie nicht diese Höhe der Gottseligkeit und heiligen Freude zu einem Maas machen, wornach sie die Aufrichtigkeit ihrer eigenen Gottesfurcht beurtheilen. Viel tausend Heilige sind schon glücklich in dem Paradiesangekommen, welche nicht wie der heilige Paulus in den dritten Himmel entzücket worden, noch zu der inniVorrede.gen Entzückung und freudigen Andacht der FrauRowe gelanget: doch hoffe ich, es werden alle ernstliche Leser hier etwas finden, welches sie mit der Hülfe des heiligen Geistes über ihre gewöhnliche Höhe erheben, ihre gottselige Lust und unsterbliche Hofnung von neuem beleben, und dadurch sie zu einem heiligern und himmlischern Wandel antreiben kan.


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Hiemit empfehle Sie GOtt, meine liebste und theuerste Freundin, bis wir einander in dem Paradies GOttes antreffen.


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Noch mich auf der Erde hier in ein Paradieß mehr setzen.

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Bringet eure himmlische Harfen her, ihr huldreiche Wesen, die ihr mitten in eurer hohen Glückseligkeit eine gütige Achtung für den Menschen bezeiget: Lehret mich die Sprache des Paradieses, die Red-Art derUnsterblichkeit. Doch, o! es ist alles zu schwach, selbst die Seraphinen können mit ihrer Zunge nicht aussprechen, was ich meinem Erlöser schuldig bin: von was für einem Elend hast du, mein verehrenswürdiger Heyland mich erlöset; von Irrthum, vonSünde, von Stricken und Tod, von höllischen Ketten, ewigen Schrecken, und der schwarzen Finsterniß für immer und ewig.


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Es ist genug, versetzte meine entzückte Seele; theile die Welt aus, wie du wilt, andere mögen unbeneidet ihre Herrlichkeit geniessen; deine Liebe ist alles, was ich mir erflehe. Ich bin selig mit der Versicherung, ich bin umgeben mit der Freude des Paradieses; ein jeder Ort ist ein Himmel, alldieweil mein Geliebter mein ist, und ich sein bin.


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Du bist mein Gott: Laß mich den herrlichen Ton wiederholen, und den angenehmen Schall noch einmal hören. Laß mich ihn viele tausendmal wiederholen; er ist ganz entzückend, und voller Lieblichkeit: was könten die Harfen der Engel, und ihre Zungen, anmuthigers singen oder spielen? Was gibt des Herzens. aller ihrer Freude den Nachdruck als diese entzückende Worte? Hierbey halten sie sich auf, das ist ihre ewige Materie: Du bist mein Gott. Ein jeder Seraphin rühmet sich, wie ich, des herrlichen Eigenthums, und schreibet seine Glückseligkeit diesen wichtigen Worten zu: darinnen liegen unermessene Freuden, das Paradies selbsten, und der ganze Himmel ist hier beschrieben; alles, was von der himmlischen Seligkeit kan gesagt werden, ist hierinne enthalten:


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Das Angedenken an solche verlohrene Glückseligkeit würde den himmlischen Tag unerträglich machen. Das Licht des Paradieses könte mich nicht ohne deine Gunst erfreuen: Die Gesänge der Engel würden meine Betrübniß nur vermehren, und mich mit einer Glückseligkeit quälen, welche ich nimmer geniessen soll. Der Anblick deiner Günstlinge, und die Herrlichkeit deines Hofes würde nur Mißgunst bey mir erwecken, und mich mit Wuth erfüllen, wenn ich mich selbst als den Gegenstand deines ewigen Zorns betrachtete: und die ganze Harmonie des Himmels könte nicht den Schrecken solcher Betrachtung mildern.


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Die Sprache des Paradieses und himmlische Beredsamkeit können deine Vollkommenheiten nicht ausdrücken; die Erstgebohrene des Lichts selbst verlieren sich in seliger Erstaunung über deine Vortreflichkeiten; Sie selber verehren dich mit stiller Entzückung, dieweil du mit unaussprechlichem Glanz umhüllet.


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Wann ich irgend etwas im Himmel, oder auf Erden, in Vergleichung deiner, begehre, so wolte ich fast sagen, verbanne mich ewig von dem Lichte des Paradieses: auch selbst das Paradies würde eine betrübte Finsterniß ohne dich, und der dunkelste Winkel der Welt, so mit deiner Gegenwart begnadiget, würde angenehm seyn. Ach! wo könte ich ferne von dir, glückselig seyn? Was für ein eingebildetes Gut könte deine Abwesenheit ersetzen? Sage, o, mein Gott! ob ich dich nicht liebe?


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Willkommen, und abermal willkommen, du gütiger Bote meiner Freyheit und Glückseligkeit! tausendmal willkommener, als ein Jubelfest einem Missethäter: ich gehe von Finsterniß und Gefängniß zu unermeßlichem Licht und vollkommener Freyheit; von diesen ungestümen Gegenden, zu jenen stillen und friedensvollen dort oben: von Schmerzen und Kummer, zu ewiger Ruhe und Stille. Vor die Arbeit der Tugend werde ich unverzüglich ihren grossen Lohn empfangen, und für die Nachrede der Narren, die Ehre und das Lob der Engel. In wenig Minuten werde ich höher seyn, als jene Sterne, und heller glänzen als sie. Ich werde durch den unermeßlichen Himmel fahren, und die balsamichte Luft des Paradieses einathmen. Ich werde fortan meinen preißwürdigen Schöpfer sehen, und meinem erhöhten Erlöser stets Hallelujah singen.


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Die Erde, und alle ihr Gepräng, verschwande wie Wolken vor der Sonne des Morgens: die Herrlichkeit des Paradieses eröfnete sich - -, seraphisches Vergnügen und unaussprechliche Wonne: seyd geGottselige Uebungengrüsset, schrie ich, ihr unbekannte Freuden, ihr in das Herz nie gekommene Ergötzungen! was ist alles, was ich bisher gekostet in Vergleichung eurer? was ist irdischeSchönheit und Harmonie? was ist alles, so Sterbliche erfreulich und reitzend nennen? ich lebte nie, bis jetzo: ich wußte bisher nicht mehr, als den Namen der Glückseligkeit: ich habe geträumet während den Tagen meiner Thorheit und Eitelkeit; nun aber erwache ich zu dem Leben der aus dem Himmel stammenden Geister, und koste die Freuden der Engel.


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Auf deine ewige Wahrheit und Ehre verlasse ich mich gänzlich; bin ich betrogen, so bin ich betrogen; die Engel und Erzengel sind es auch; sie erwarten, wie ich, ihre Unsterblichkeit und Seligkeit nur von deiner Wahrhaftigkeit; sie gründen alle ihre Hofnung auf deine Güte und Unveränderlichkeit; wenn die fehlet, so verschwindet das himmlische Paradies, und alle seine Herrlichkeiten sind dahin; die güldenen Palläste sinken, und die Thronen der Seraphinen müssen wanken und fallen. Wo sind euere Kronen, ihr auserwählte Geister? Wo sind euere Gesänge und Triumph-Lieder, wenn die Treue Gottes fehlen kan? Eine blosse Möglichkeit dessen würde die Felder des Lichts verfinstern, und die liebliche Stimme der Freuden in Traurigkeit und Wehklagen verwandeln.


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Wo bin ich? Fürwahr in dem Paradiese? Meine Seele, meine Empfindung und Sinne sind voll von deiner Vollkommenheit. Was die Natur immer schönes und prächtiges hat; was der blühende Frühling nur von Anmuth besitzet, sehe ich vor mir; und in dir geniesse ich alle die vergnügendste Lieblichkeiten.


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Ach wann wirst du meine entzückte Seele bescheinen mit unaussprechlicher Huld, mit Gnaden-Blicken, die ewige Entzückung und Leben bringen, und allen den Frieden des Paradieses aufschliessen? wann werde ich deinen belebenden Einfluß geniessen, und jene Herrlichkeit ganz aufgedeckt sehen? die schönsten Bilder deiner schaffenden Macht, woran deine geschickte Hand die Schönheit in ihrer himmlischen Pracht mit ausnehmender Kunst geschildert, werden vor dem Glantze deines Angesichtes verschwinden.


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Odu schönster unter zehen tausend, ja allen! dessen gnädige Huld den Himmel erleuchtet, und das Paradies in allen seinen seligen und entzückenden Scenen eröfnet, gönne mir nur einen kurzen und vorbeygehenden Strahl deines schönen Antlitzes, wann ich nicht mehr erlangen kan.