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16 - Von den Trauerspielen /

Damit uns Aristoteles die Mittel dieses Mitleiden, und diese Furcht zu erwecken, erleichtere, so hilft eruns die Personen und Begebenheiten wählen, welchebeydes zu erwecken fähig sind. Vorher müssen wirvoraus setzen, daß unsre Zuhörer, welches auch ganzwahrscheinlich ist, weder Lasterhafte, noch Heilige,sondern Leute von gemeiner Güte sind, die sich der von den Trauerspielen insbesondere. 215 strengen Tugend eben nicht so sehr befleißigen, daß sie nicht gewisser Leidenschaften fähig, und der Gefahr, worein sie durch diese Leidenschaften können gestürzt werden, unterworfen seyn sollten. Dieses nun vorausgesetzt, wollen wir untersuchen, was für Personen der Philosoph von dem Trauerspiele ausschließt, damit wir mit ihm auf diejenigen kommen können, auf welchen er die Vollkommenheit der Tragödie beruhen läßt.


17 - Von den Trauerspielen /

Es ist also nichts übrig, als daß wir das Mittel dieser zwey äußersten Gränzen finden, daß wir nämlicheinen Mann wählen, der weder gänzlich gut, nochgänzlich lasterhaft ist, und der durch einen Fehler odereine menschliche Schwachheit in ein Unglück verfällt,das er nicht verdienet. Aristoteles führet den Oedipus und Thyestes zum Exempel an, worinne ich aber in der That seine Meynung nicht verstehe. Der erste scheinet mir gar keinen Fehler zu begehen, ob er gleich seinen Vater tödtet, weil er ihn nicht kennet, und nichts thut, als daß er, als ein beherzter Mann, einem Unbekannten, der ihn mit Vortheil angreift, den Weg streitig macht. Doch weil die Bedeutung des Worts αμαζτημα auch auf den bloßen Irrthum des Verkennens, wie des Oedipus seiner war, kann ausgedehnet werden, so wollen wir dieses dem Philosophen einräumen, ob ich gleich nicht einsehe, was wir für eine Leidenschaft daraus reinigen sollen, noch worinne wir uns aus seinem Exempel bessern können. Was aber den Thyestes anbelangt, so kann ich nir von den Trauerspielen insbesondre. 217gends weder die gewöhnliche Tugend, noch einen Fehler ohne Schandthat, welcher ihn in sein Unglück stürzet, an ihm entdecken. Wenn wir ihn vor dem Trauerspiele, das von ihm den Namen hat, betrachten, so ist er ein Blutschänder, welcher seines Bruders Frau misbraucht. Betrachten wir ihn in demTrauerspiele selbst, so ist er ein Mann von Treu undGlauben, der sich auf seines Bruders Wort, mit demer sich wieder vertragen hat, verläßt. In dem ersternZustande also ist er allzulasterhaft, und in dem andern allzuredlich. Wenn wir sein Unglück auf seine Blutschande schieben, so ist es ein Verbrechen, dessen die Zuschauer nicht fähig sind; das Mitleiden, das sie mit ihm haben, kann also nicht bis zu der bessernden Furcht anwachsen, weil sie ihm nicht gleich sind. Schieben wir aber sein Unglück auf seine Treu und Glauben, so kann zwar einige Furcht dem Mitleiden folgen, das wir mit ihm haben, allein sie kann zu nichts dienen, als uns gegen das Wort eines versöhnten Feindes mistrauischer zu machen, da doch das Vertrauen mehr die Eigenschaft eines rechtschaffnen Mannes, als eine lasterhafte Fähigkeit ist; und dieser Nutzen wird bloß die Aufrichtigkeit der Versöhnungen desto seltner machen. Ich gestehe also aufrichtig, daß ich die Anwendung dieses Exempels nicht begreife.


18 - Von den Trauerspielen /

Unterdessen, so schwer es auch ist diese merklichwirksame Reinigung der Leidenschaften, welche vondem Mitleiden und der Furcht erzeugt werden soll, anzutreffen, so können wir doch leicht mit dem Aristoteles einig werden. Wir dürfen nur sagen, er habeeben dadurch nicht behaupten wollen, daß alle beydeMittel zugleich dazu nöthig wären, sondern nach seiner Meynung sey auch eines zureichend, diese Reinigung hervorzubringen; doch mit dem Unterschiede, daß zwar nicht das Mitleiden ohne die Furcht, wohl aber die Furcht ohne das Mitleiden dazu genug sey. Der Tod des Grafen im Cid erweckt kein Mitleiden,er reiniget aber diese Art des Stolzes, die auf die Ehre der andern so neidisch ist, besser, als alle das Mitleiden, welches wir mit dem Rodrigue und der Chimene haben, die heftige Liebesneigung, welche beydeso beklagenswürdig macht, zu reinigen vermögend ist. Der Zuschauer kann mit dem Antiochus, dem Ni komed, dem Heraklius Mitleiden haben; wenn esaber dabey bleibt, und wenn er nicht besorgen darf, inein gleiches Unglück zu verfallen, so wird er von keiner Leidenschaft dadurch genesen können. Er hat Ge 222 II. P. Corneille zweyte Abhandlung,gentheils kein Mitleiden mit der Kleopatra, mit demPrusias, mit dem Phokas; und dennoch kann die Furcht eines gleichen oder ähnlichen Unglücks bey einer Mutter die Hartnäckigkeit sich des Vermögens ihrerKinder nicht zu entschlagen, bey einem Vater die allzugroße Ergebenheit gegen die andre Frau zum Nachtheil seiner Kinder erster Ehe, und bey allen die Begierde das Vermögen und die Ehre anderer mit Gewalt an sich zu ziehen, reinigen; so daß allezeit dieseReinigung jedes seinen Umständen und dem, was erzu begehen vermögend ist, gemäß bleibet. Das Misvergnügen und die Unentschließigkeit des Augusts im Cinna muß diese letztere Wirkung durch die Furchtund das Mitleiden zugleich thun; wie ich aber schongesagt habe, so geschieht es nicht allezeit, daß diejenigen, welche wir beklagen, durch ihr Verschulden unglücklich sind. Wenn sie also unschuldig sind, so bringtdas Mitleiden, welches wir mit ihnen haben, keine Furcht hervor, und wenn wir ja etwas von Furcht, die unsre Leidenschaft reinigen kann, dabey empfinden, so wird sie durch eine andre Person, und nicht durch die, welche wir beklagen, erweckt, so daß wir sie gänzlich der Stärke des Beyspiels schuldig sind. Wir können diese Erklärung aus dem Aristoteles selbst bekräftigen, wenn wir die Gründe recht erwägen, welche er von der Ausschließung derjenigen Begebenheiten, die er in den Trauerspielen misbilliget, giebt. Er sagt niemals, dieses oder jenes schickt sich in dieTragödie nicht, weil es bloß Mitleiden und keine Furcht erwecket; oder dieses ist daselbst unerträglich, weil es bloß die Furcht erwecket, ohne das Mitleiden zu erregen; nein, sondern er von den Trauerspielen insbesondre. 223 verwirft sie deswegen, weil sie, wie er sagt, wederMitleiden noch Furcht zuwege bringen, undgiebt uns dadurch zu erkennen, daß sie ihm deswegennicht gefallen, weil ihnen sowohl das eine als das andre fehlt, und daß er ihnen seinen Beyfall nicht versagen würde, wenn sie nur eines von beyden wirkten. In dieser Gedanke bestätiget mich das von ihm angeführte Beyspiel des Oedipus. Wenn wir ihm glauben, so hat es alle erfoderliche Eigenschaften einesTrauerspiels; gleichwohl erwecket sein Unglück nichts als Mitleiden, und ich glaube nicht, daß einer von denen, welche ihn bey der Vorstellung beklagen, sich in den Sinn kommen läßt zu befürchten, er könne auch seinen Vater tödten und seine Mutter heirathen.Wenn ja seine Vorstellung in uns einige Furcht erwecken kann, und wenn diese Furcht noch eine strafbare oder lasterhafte Neigung in uns zu reinigen vermögend ist, so kann es aufs höchste keine andre seyn,als die Neugierigkeit sein Schicksal zu wissen, undwenn es weit kömmt, so werden wir uns daraus hüten lernen, unsre Zuflucht zu Prophezeyungen zu nehmen, die größtentheils nichts nutzen, als daß sie uns in das Unglück, das man uns vorhergesagt hat, selbst durch die Sorgfalt ihm zu entfliehen, stürzen. Denn es ist gewiß, Oedipus würde weder seinen Vatergetödtet, noch seine Mutter geheirathet haben, wennsein Vater und seine Mutter, welchen das Orakel, was sich zutragen solle, vorausgesagt hatte, ihn nicht aus Furcht es möge wahr werden, hätten wegsetzen lassen. Es wäre also nicht Oedipus, sondern Lajus und Jokaste, die diese Furcht erweckten, welche noch dazu aus der Vorstellung eines Fehlers, welcher 224 II. P. Corneille zweyte Abhandlung, vierzig Jahr vor dem gegenwärtigen Falle begangen worden, herrühren würde; daß also die Furcht durch eine andre Person als die Hauptperson, und durch eine andre Handlung als die, welche den Inhalt der Tragödie ausmacht, in uns entstünde.


19 - Von den Trauerspielen /

Damit wir, ehe wir uns zu etwas anderm wenden,was wir gesagt haben, kurz zusammen fassen, so wollen wir es zu einem Lehrsatze machen, daß die Vollkommenheit des Trauerspiels in der glücklichen Erregungdes Mitleidens und der Furcht, vermittelst einer Hauptperson, bestehe, wie Rodrigue im Cid, und Pla cida im Theodor sind. Doch muß es eben nichtdurchaus verbothen seyn, sich mehr als einer Person,zur Erregung dieser zwey Empfindungen, zu bedienen, wie es in der Rodogune geschehen ist; es muß auch nicht verwehrt seyn, die Zuschauer nur zu einem zu be wegen, wie ich es im Polyeukt gethan habe, dessen Vorstellung nichts als Mitleiden, ohne die geringste Furcht erwecket. Dieses vorausgesetzt, wollen wir sehen, ob wir die strengen Regeln des Philosophen einigermaßen mäßigen, oder wenigstens vortheilhaft auslegen können, damit wir nicht verbunden sind viele Stücke zu verdammen, die auf unsern Schauplätzen Beyfall gefunden haben.


20 - Von den Trauerspielen /

Aristoteles giebt uns einiges Licht, wie wir uns die Mittel zur Erregung dieses Mitleidens, das auf unsern Bühnen so vortreffliche Wirkung thut, erleichtern von den Trauerspielen insbesondre. 227 sollen. Eine jede Handlung, spricht er, gehtentweder unter Freunden, oder unter Feinden,oder unter Leuten, die gegen einander gleichgültig gesinnet sind, vor. Wenn ein Feind seinen Feind tödtet oder tödten will, so entstehet kein Mitleiden; es sey denn, daß man den Tod eines jeden Menschen, er sey wer er sey, zu sehen scheue. Wenn ein Gleichgültiger einen Gleichgültigen tödtet, so rührt es eben so wenig, zumal wenn derjenige, der den Mord begeht, auch nicht einmal einen Streit in seiner Seele empfindet. Wenn dieses aber unterLeuten vorgeht, welche Geburt oder Neigungmit einander verbindet, zum Exempel, wennein Mann seine Frau tödtet, oder zu tödten Willens ist, oder eine Mutter ihre Kinder, ein Bruder seine Schwester, alsdenn schickt es sich vortrefflich zum Trauerspiele. Die Ursache davon ist klar. Wenn die natürlichen Empfindungen der Heftigkeit der Leidenschaften oder der Strenge der Pflichten entgegen gesetzt werden, so verursachensie heftige Bewegungen, welche von den Zuschauernmit Vergnügen angenommen werden, und sie sindleicht zu bewegen, einen Unglücklichen zu beklagen,welcher von einer Person verfolgt wird, die sich seiner Erhaltung annehmen sollte, und die wohl gar seinen Untergang mit Misvergnügen und wider Willen befördert. Horaz und Curiaz wären nicht zu beklagen,wenn sie nicht Freunde und Schwäger wären; auchRodrigue nicht, wenn er von jemand anders, alsvon seiner Liebsten, verfolgt würde. Das Unglückdes Antiochus würde viel weniger rühren, wenn je 228 II. P. Corneille zweyte Abhandlung,mand anders als seine Mutter das Blut seiner Liebsten, oder jemand anders als seine Liebste dasBlut seiner Mutter von ihm foderte oder wenn er,nach dem Tode seines Bruders, welcher ihm eine gleicheErmordung befürchten heißt, auf andre mistrauischseyn müßte, als auf seine Mutter und seine Liebste.


21 - Von den Trauerspielen /

Die Blutsverwandtschaft also, und die Verbindungen der Liebe und Freundschaft zwischen dem Verfolger und dem Verfolgten, ist eine große Hülfe zurErregung des Mitleidens. Es scheint aber doch, alsob diese Bedingung eben so wenig durchaus nothwendig sey, als die, von welcher ich kurz vorher geredthabe, und daß sie eben so wie jene nur zu vollkommnenTrauerspielen erfodert werde. Wenigstens haben siedie Alten nicht allezeit beobachtet. Ich finde sie we der in dem Ajax des Sophokles, noch in seinem Philoktet, und wer alle Stücke, die uns von dem Aeschylus und Euripides übrig sind, durchgehenwollte, der wird noch mehrere Exempel davon antreffen. Wenn ich gesagt habe, daß diese zwey Bedingungen nur für vollkommne Trauerspiele sind, so willich damit nicht sagen, daß diejenigen, worinne sie sichnicht befinden, unvollkommen wären; denn so würde ich sie ja eben nothwendig machen, und mich selbst widersprechen. Ich verstehe aber durch vollkommne Trauerspiele diejenigen, welche von der erhabenstenund rührendsten Art sind, so daß die, welche eine von diesen Bedingungen oder gar alle beyde nicht haben, wenn sie nur sonst regelmäßig sind, ebenfalls in ihrer Art vollkommen sind, ob sie gleich auf einer niedrigern Stufe stehen und den erstern an Schönheit und Reiz nicht beykommen, wenn sie sich nicht von den Trauerspielen insbesondre. 229 etwa durch die Vortrefflichkeit der Poesie, oder durch die Pracht der Aufführung, oder durch andre Annehmlichkeiten, welche etwas anders als den Inhalt zum Grunde haben, erholen.


22 - Von den Trauerspielen /

Das heißt nicht den Aristoteles widerlegen, wenn man ihn vortheilhaft erklärt, damit man in der vierten Art der Handlungen, welche er verwirft, eine neueArt des Trauerspiels entdecken möge, die schöner, alsdie von ihm angeführten drey Arten, ist, und die erohne Zweifel würde vorgezogen haben, wenn er siegekannt hätte. Dieses heißt unserm JahrhunderteEhre machen, ohne dem Ansehen dieses Philosophenetwas zu entziehen. Doch weis ich in der That nicht,wie ich ihn bey diesem Ansehen werde erhalten können,da ich die Rangordnung, welche er unter den benannten drey Arten gemacht hat, umstoßen will. Gleichwohl glaube ich mich auf die Erfahrung zu gründen, wenn ich vermuthe, daß diejenige Art, welche er am wenigsten schätzet, vielleicht die schönste sey, und daß die, die er am meisten erhebet, den geringsten Platz verdiene. Die Ursache davon ist, weil jene gar kein Mitleiden erregen kann. Ein Vater will seinen Sohn umbringen, ohne ihn zu kennen, er sieht ihn als einen gleichgültigen Menschen oder wohl gar als seinen Feind an. Er mag ihn für den einen oder für den andern halten, so verdient seine Gefahr, selbst nach des AristotelesUrtheil, kein Mitleiden, und erregt in den Zuschauernnichts als ein gewisses innerliches Erzittern, welches ihn fürchten läßt, der Sohn möchte eher umkommen, als ihn der Vater erkennt, und ihn zu wünschen treibet, daß er ihn je eher je lieber erkennen möge. Dieses entstehet aus dem Antheile, welches wir allezeit andem Glücke eines tugendhaften Menschen, den wir lie von den Trauerspielen insbesondre. 233ben müssen, nehmen; und wenn die Erkennung geschieht, so wirkt sie nichts als die Empfindung einer gemeinschaftlichen Freude, daß die Sache nach unsermWunsche ausgeschlagen ist.


23 - Von den Trauerspielen /

Ich gehe noch weiter. Diese gefährliche Schrecklichkeit einer historischen Handlung zu lindern oder abzuschneiden, wollte ich sie gar, ohne daß die Hauptperson, für den wir allezeit die Gunst der Zuschauer beybehalten müssen, daran Theil nehme, geschehenlassen. Als Kleopatra den Seleukus getödtet hatte, so reichte sie ihrem andern Sohne Antiochus,bey seiner Zurückkunft von der Jagd, gleichfalls Gift,dieser aber, weil er es merkte, bringt sie dahin, daß sie esselbst nehmen und sich vergiften mußte. Wenn ich dieseHandlung ohne sie zu ändern vorgestellt hätte, so würdeich einen Mord durch den andern haben bestrafen lassen, und man würde den Antiochus verabscheuet haben. Es war also rathsamer, daß sie sich selbst, weil sie sahe, daß ihre Untreue würde entdeckt werden, aus Verzweiflung vergiftete, damit sie die zwey Verliebten mit in ihren Untergang zöge, indem sie ihnen alles von den Trauerspielen insbesondre. 243 Mistrauen benimmt. Dadurch wird die Strafe dieser unempfindlichen Mutter zu einem viel stärkern Exempel, indem sie durch die Gerechtigkeit des Himmels und nicht durch die Rache der Menschen umkömmt: und andern Theils verlieret auch Antiochusvon seinem Mitleiden und der Zuneigung die manzu ihm hat, nichts, sondern sie verstärken sich vielmehr. Endlich wird auch dadurch, trotz der Veränderung, die historische Wahrheit beybehalten, weilKleopatra durch eben das Gift, das sie dem Antiochus reichte, umkömmt.


24 - La Poésie Dramatique /

Le parterre de la Comédie est le seul endroit où les larmes de l'homme vertueux & du méchant soient confondues. Là, le méchant s'irrite contre des injustices qu'il auroit commises, compatit à des maux qu'il auroit occasionnés, & s'indigne contre un homme de son propre caractere. Mais l'impression est reçue, elle demeure en nous, malgré nous; & le méchant sort de sa loge moins disposé à faire le mal que s'il eût été gourmandé par un orateur sévere & dur.


25 - La Poésie Dramatique /

Oui: mais qu'un homme de génie s'en empare, qu'il donne à Philinte autant de sang froid, de fermeté, d'éloquence, d'honnêteté, d'amour pour les hommes, d'indulgence pour leurs défauts, de compassion pour leur foiblesse, qu'un ami véritable du genre humain en doit avoir, & tout-à-coup, sans toucher au discours d'Alceste, vous verrez le sujet de la piéce devenir incertain. Pourquoi donc ne l'est-il pas? Est-ce qu'Alceste a raison? Est-ce que Philinte a tort? Non; c'est que l'un plaide bien sa cause, & que l'autre défend mal la sienne.


26 - La Poésie Dramatique /

Le Commandeur lui révele son projet. Germeuil voit tout d'un coup le danger de cette confidence; il en est troublé. Il cherche, mais inutilement, à ramener le Commandeur. Il se récrie sur l'inhumanité qu'il y a à persécuter une innocente... Où est la commisération? la justice?... La commisération? Il s'agit bien de cela; & la justice est à séquestrer des créatures qui ne sont dans le monde que pour égarer les enfans & désoler leurs parens... Et votre neveu?... Il en aura d'abord quelque chagrin; mais une autre fantaisie effacera celle-là. Dans deux jours il n'y paroîtra plus, & nous lui aurons rendu un service important..... Et ces ordres qui disposent des citoyens, croyez-vous qu'on les obtienne ainsi?... J'attends le mien, & dans une heure ou deux nous pourrons manœuvrer.... Monsieur le Commandeur, à quoi m'engagez-vous?... Il accede; je le tiens. A faire ta cour à mon frere, & à m'attacher à toi pour jamais... Saint-Albin... Eh bien, Saint-Albin, SaintAlbin; c'est ton ami, mais ce n'est pas toi. Germeuil, soi, soi d'abord; & les autres après, si l'on peut... Monsieur...Adieu; je vais savoir si ma lettre de cachet est venue, & te rejoindre sur le champ... Un mot encore, s'il vous plaît... Tout est entendu. Tout est dit. Ma fortune & ma niece.


27 - La Poésie Dramatique /

La commisération? Il s'agit bien de cela; & la justice est à séquestrer des créatures qui ne sont dans le monde que pour égarer les enfans & désoler leurs parens

28 - La Poésie Dramatique /

Si l'on m'assure qu'un homme est avare, j'aurai peine à croire qu'il produise quelque chose de grand. Ce vice rapetisse l'esprit & retrécit le cœur. Les malheurs publics ne sont rien pour l'avare. Quelquefois il s'en réjouit. Il est dur. Comment s'élevera-t-il à quelque chose de sublime? Il est sans cesse courbé sur un coffre fort. Il ignore la vîtesse du temps & la briéveté de la vie. Concentré en lui-même, il est étranger à la bienfaisance. Le bonheur de son semblable n'est rien à ses yeux, en comparaison d'un petit morceau de métal jaune. Il n'a jamais connu le plaisir de donner à celui qui manque, de soulager celui qui souffre, & de pleurer avec celui qui pleure. Il est mauvais pere, mauvais fils, mauvais ami, mauvais citoy{??}. Dans la nécessité de s'excuser son vice à lui-même, il s'est fait un systême qui immole tous les devoirs à sa passion. S'il se proposoit de peindre la commisération, la libéralité, l'hospitalité, l'amour de la patrie, celui du genre humain, où en trouvera-t-il les couleurs? Il a pensé dans le fond de son cœur, que ces qualités ne sont que des travers & des folies.


29 - Von der dramatischen Dichtkunst /

Der Schauplatz ist der einzige Ort, wo sich die Thränen des Tugendhaften und des Bösen vermischen. Hier läßt sich der Bösewider Ungerechtigkeiten aufbringen, die er selbst begangen hätte; hier hat er bey Unglücksfällen Mitleiden, die er selbst veranlaßt hätte; hier ergrimmt er gegen Personen von seinem eigenen Charakter. Aber der Eindruck ist geschehen, und er bleibt, auch wider unsern Willen; der Böse gehet also aus dem Schauplatze weit weniger geneigt, übels zu thun, als wenn ihm ein ernster und strenger Redner eine Strafpredigt gehalten hätte.


30 - Von der dramatischen Dichtkunst /

Ja: allein es mache sich nur ein Mann vonGenie darüber, und gebe dem Philint so viel kaltes Blut, so viel Standhaftigkeit, Beredsamkeit, Rechtschaffenheit, und Menschenliebe, so viel Nachsicht gegen die Fehler, und so vielMitleiden mit den Schwachheiten seines Nächsten, als ein wahrer Freund des menschlichen Geschlechts haben muß, und sogleich wird, ohne an den Reden des Alcest das geringste zu ändern, der Gegenstand des Stücks ungewiß werden. Warum aber ist er es nicht? Hat Alcest etwa Recht? Und hat Philint etwa Unrecht? O nein; sondern der eine vertheidiget seine Sache gut, und der andere schlecht.