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16 - Des Abts von Marigny Geschichte der Araber unter der Regierung der Califen /

Sie konnten also keine andern Bücher von den alten brauchen, als die mathematischen, die medicinischen und philosophischen. Weil sie aber weder Staatskunst noch Beredsamkeit suchten, so war Plato kein Mann des Verfassers. für sie, zu dessen Verständniß sie überdieses nothwendig die Dichter, die Religion und die Geschichte der Griechen hätten kennen müssen. Aristoteles schickte sich mit seiner Dialectik, und Metaphysik weit besser für sie, weßwegen sie ihn auch mit einem unglaublichen Eifer studirten. Sie legten sich auch auf seine Physik^, und besonders auf die acht Bücher, welche nur das allgemeine derselben enthalten; denn die eigentliche Physik, welche Beobachtungen und Erfahrungen braucht, war kein Werk für sie. Sie studirten auch die Arzeneykunst sehr fleißig: allein sie gründeten sie vornehmlich auf allgemeine Betrachtungen, der vier Temperamente, und auf hergebrachte Hülfsmittel, die sie nicht untersuchten, sondern mit tausend abergläubischen Dingen vermengten. Uebrigens gaben sie sich mit der Zergliedrungskunst, die sie von den Griechen sehr unvollkommen bekommen hatten, nicht ab. Es ist wahr, daß man ihnen die Chymie zu danken hat, und daß sie es darinn sehr weit gebracht haben, wann sie nicht gar die Erfinder derselben gewesen sind; allein sie haben alle die Fehler damit vermischt, die man noch bis jetzt so schwer davon trennen kan; die eiteln Versprechungen nehmlich, die ausschweifen Vorrededen Grillen, die abergläubischen Processe, und alles, was die Marktschreyer und Betrüger anwenden. Sie mußten also sehr leichte auf die Magie, und auf alle Arten der Prophezeyungen verfallen, mit welchen sich die Menschen so gerne beschäftigen, wann sie von der Naturlehre, von der Geschichte und der wahren Religion nichts wissen, wie man es an dem Beyspiele der alten Griechen gesehen hat. Was sie in diesem Wahne am meisten unterstützte, war die Astrologie, auf welche alle ihre mathematischen Studien hinaus lieffen. Man hat auch in der That, unter der Regierung der Muselmänner, diese vorgegebene Wissenschaft so sehr getrieben, daß so gar die Regenten ihre angenehmste Beschäftigung daraus machten, und ihre größten Unternehmungen nach den Grundsätzen derselben einrichteten. Der Calif Amamon rechnete die so berühmten astronomischen Tafeln selbst aus, und man muß gestehen, daß sie so wohl zu seinen Beobachtungen, als für andere Theile der Mathematik, z. E. die Meßkunst und Arithmetik, sehr nützlich waren. Man hat ihnen auch die Algebra und die Decimalrechnung, welche in der Arithmetik so viel Vortheile hat, zu danken. Was die Astronomie anbelangt, so hatten des Verfassers. sie eben die Vortheile, welche die alten Aegypter bewogen hatten, sich darauf zu legen, indem sie in eben demselben Lande wohnten; übrigens hatten sie alle Beobachtungen der Alten, und auch alle die, welche die Griechen noch dazu gethan hatten.„


17 - Des Abts von Marigny Geschichte der Araber unter der Regierung der Califen /

(**) So grosse Hochachtung sich auch Mahomet, für seine Person und Lehre, erworben hatte, so entstanden die verschiednen Secten doch nicht erst nach seinem Tode. Verschiedne zeigten sich schon bey seinem Lebszeiten, und in dem ersten Jahrhunderte der Hegire hat man deren an die 72 gezehlt. In den folgenden Zeiten ward es noch schlimmer, als die Vernunftlehre und Metaphysick des Aristoteles in das Arabische übersetzt waren. Die rechtgläubige Mahometanische Lehre bekam einen gewaltigen Stoß, durch die erstaunenswürdige Menge von Auslegungen, Meinungen und Streitigkeiten, welche allmälig das Feuer derbürgerlichenKriege anflammten. Jede von diesen Secten hatte ihre Anführer, ihre Anmerkungsmacher, ihre Ausleger, ihre Lehrer, die sich recht um die Wette bestrebten, einander an ausschweiffenden Meinungen, und Hartnäckigkeit bey ihrer Vertheidigung, zu übertreffen.


18 - L'art du Theatre /

Cette diſtinction, que vous trouverez peut-être, Madame, un peu trop métaphyſique, étoit néceſſaire L'Art du Théâtre. pour vous faire ſentir la raiſon qui m'a déterminé à ranger tous les ſentimens en deux ſeules claſſes. Les uns ſont tendres, les autres ſont forts. Les premiers reçoivent de l'amour leur caractère principal, les ſeconds ſont toujours plus ou moins accompagnés de colere.


19 - Die Schauspielkunst /

Diese Unterscheidung, die Jhnen, Madame, vielleicht ein wenig allzu metaphysisch scheinen wird, war nöthig, damit ich Jhnen den Grund zeigen könne, warum ich alle Empfindungen nur unter zwey Classen bringe. Jn der einen sind die zärtlichen, in der andern die heftigen Empfindungen. Die erstern haben ihre vornehmste Eigenschaft von der Liebe, die andern sind allezeit mehr oder weniger mit Zorn verbunden.


20 - /

Jch bin überzeugt, daß meine Leser aus diesem Auszuge eine sehr gute Meinung von dem Werke des Herrn Remond von Sainte Albine bekommen werden. Und vielleicht werden sie mir es gar verdenken, daß ich sie mit einem blossen Auszuge abgefertiget habe. Jch muß also meine Gründe entdecken, warum ich von einer förmlichen Uebersetzung, die doch schon fast fertig war, abgestanden bin. Jch habe deren zwey. Erstlich glaube ich nicht, daß unsredeutschen Schauspieler viel daraus lernen können; zweytens wollte ich nicht gerne, daß deutsche Zuschauer ihre Art zu beurtheilen daraus borgen möchten. Das erste zu beweisen berufe ich mich Theils darauf, daß der Verfasser seine feinsten Anmerkungen zu erläutern sehr oft nur solche französische Stücke anführt, die wir auf unsrer deutschen Bühne nicht kennen; Theils berufe ich mich auf die ganze Einrichtung des Werks. Man sage mir, ist es wohl etwas mehr, als eine schöne Methaphysik von der Kunst des Schauspielers? Glaubt wohl jemand, wenn er auch schon alles, was darinne gesagt wird, inne hat, sich mit völliger Zuversicht des Beyfalls auf dem Theater zeigen zu können? Man bilde sich einen Menschen ein, dem es an dem äußerlichen nicht fehlt, einen Menschen, der Witz, Feuer Auszug aus dem und Empfindung hat, einen Menschen, der alles weis, was zur Wahrheit der Vorstellung gehört: wird ihn denn deswegen sogleich sein Körper überall zu Diensten seyn? Wird er deswegen alles durch äußerliche Merkmahle ausdrücken können, was er empfindet und einsieht? Umsonst sagt man: ja, wenn er nur alsdenn Action und Aussprache seiner Person gemäß, natürlich, abwechselnd und reitzend einrichtet. Alles dieses sind abgesonderte Begriffe von dem, was er thun soll, aber noch gar keine Vorschriften, wie er es thun soll. Der Herr Remond von Sainte Albine setzet in seinem ganzen Werke stillschweigend voraus, daß die äußerlichen Modificationen des Körpers natürliche Folgen von der innern Beschaffenheit der Seele sind, die sich von selbst ohne Mühe ergeben. Es ist zwar wahr, daß jeder Mensch ungelernt den Zustand seiner Seele durch Kennzeichen, welche in die Sinne fallen, einigermaaßen ausdrücken kann, der eine durch dieses, der andre durch jenes. Allein auf dem Theater will man Gesinnungen und Leidenschaften nicht nur einigermaassen ausgedrückt sehen; nicht nur auf die unvollkommene Weise, wie sie ein einzelner Mensch, wenn er sich wirklich in eben denselben Umständen befände, vor sich ausdrücken würde; sondern man will sie auf die allervollkommenste Art ausgedrückt sehen, so wie sie nicht besser und nicht vollständiger ausgedrückt werden können. Dazu aber ist kein ander Mit Schauspieler.tel, als die besondern Arten, wie sie sich bey dem und bey jenem ausdrücken, kennen zu lernen, und eine allgemeine Art daraus zusammen zu setzen, die um so viel wahrer scheinen muß, da ein jeder etwas von der seinigen darinnen entdeckt. Kurz, ich glaube, der ganze Grundsatz unsers Verfassers ist umzukehren. Jch glaube, wenn der Schauspieler alle äußerliche Kennzeichen und Merkmale, alle Abänderungen des Körpers, von welchen man aus der Erfahrung gelernet hat, daß sie etwas gewisses ausdrücken, nachzumachen weis, so wird sich seine Seele durch den Eindruck, der durch die Sinne auf sie geschieht, von selbst in den Stand setzen, der seinen Bewegungen, Stellungen und Tönen gemäß ist. Diese nun auf eine gewisse mechanische Art zu erlernen, auf eine Art aber, die sich auf unwandelbare Regeln gründet, an deren Daseyn man durchgängig zweifelt, ist die einzige und wahre Art die Schauspielkunst zu studiren. Allein was findet man hiervon in dem ganzen Schauspieler unsers Verfassers? Nichts, oder aufs höchste nur solche allgemeine Anmerkungen, welche uns leere Worte für Begriffe, oder ein ich weis nicht was für Erklärungen geben. Und eben dieses ist auch die Ursache, warum es nicht gut wäre, wenn unser Zuschauer sich nach diesen Anmerkungen zu urtheilen gewöhnen wollten. Feuer, EmpfinAuszug aus dem Schauspieler.dung, Eingeweide, Wahrheit, Natur, Anmuth würden alle im Munde führen, und kein einziger würde vielleicht wissen, was er dabey denken müsse. Jch hoffe ehestens Gelegenheit zu haben, mich weitläuftiger hierüber zu erklären, wenn ich nehmlich dem Publico ein kleines Werk über die körperliche Beredsamkeit vorlegen werde, von welchem ich jetzt weiter nichts sagen will, als daß ich mir alle Mühe gegeben habe,

die Erlernung derselben eben so sicher, als leicht zu machen.


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Es ist ein Mann in Europa, welcher des Morgens um fünf Uhr aufsteht, um zu arbeiten, daß jederman ganzer vierhundert Meilen weit glücklich sey. Er ist König, Gesetzgeber, Minister und General: er hat fünf Schlachten gewonnen, und hat, im Schoße des Sieges, den Frieden geschenkt. Er hat sein Land Gedruckte Lügen. reich und gesittet gemacht, er hat es erleuchtet. Er hat ausgeführet, was andre Monarchen kaum versucht haben; er hat in seinen Staaten der Kunst die Gesetze zu verewigen, Schranken gesetzt, und hat die Gerechtigkeit gezwungen gerecht zu seyn. Er giebt den geringsten von seinen Unterthanen die Erlaubniß ihm zu schreiben, und wenn der Brief eine Antwort verdient, so würdiget er ihn der Antwort. Seine Erzählungen sind die Beschäfftigungen eines Menschen vonGenie: Ich glaube nicht, daß in ganz Europa ein besserer Metaphysicus ist, und wenn er zu den Zeiten und in dem Lande der Chapelles, der Bachauments und der Chauliaus wäre gebohren worden, so würden diese Herren so sehr nicht im Gange gewesen seyn. AlsPhilosoph und Monarch kennt er die Freundschaft. Kurz, er wird zeigen, daß es möglich sey, daß die Welt einen Marcus Aurelius gehabt habe. Was ich hier sage, ist keine gedruckte Lügen.