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16 - La Poésie Dramatique /

Après cet entretien avec lui-même, Ariste conçut qu'il avoit encore beaucoup à apprendre. Il rentra chez lui; il s'y renferma pendant une quinzaine d'années. Il se livra à l'Histoire, à la Philosophie, à la Morale, aux Sciences & auxArts; & il fut à cinquante-cinq ans homme de bien, homme instruit, homme de goût, grand Auteur, Critiqueexcellent.


17 - Von der dramatischen Dichtkunst /

Um von einer Geburt des Geistes richtig zu urtheilen, muß man sie nicht gegen eine andere halten. Das war der Fehltritt, den einer von unsern ersten Kunstrichtern that. Er sagte: die Alten haben keine Opern gehabt, folglich ist die Oper eine Gattung, die nichts taugt. Wäre er vorsichtiger, oder besser unterrichtet gewesen, so hätte er vielleicht gesagt: Die Alten hatten bloß eine Oper, und folglich kann unsere Tragödie nicht gut seyn. Hätte er hingegen eine richtigere Logik inne gehabt, so würde er weder so, noch so geschlossen haben. Es mögen Muster vorhanden seyn, oder nicht, daran ist nichts gele gen. Es giebt eine Regel, die älter als alles ist; und die poetischen Gründe waren, ehe noch Poeten waren: denn wie hätte man sonst von dem ersten Gedichte urtheilen können? War es gut, weil es gefiel? Oder gefiel es, weil es gut war?


18 - Von der dramatischen Dichtkunst /

Es ist ein einziger Aufzug, der aber, wenn er wohl ausgearbeitet würde, die Länge eines gewöhnlichen Stückes haben dürfte. Welche Beredsamkeit wird dazu erfordert! Welche tiefe Einsicht in die Weltweisheit! Welch Naturell! Welche Wahrheit! Man fasse den festen, einfältigen, ruhigen, heitern und erhabnen Charakter des Philosophen nur recht, und man wird bald merken, wie schwer er zu schildern ist. Alle Augenblicke werden sich die Lippen lächelnd verziehen, und die Augen voll Thränen stehen! Ich würde vergnügt sterben, wenn ich dieses Werk so ausgeführet hätte, als ich mir es vorstelle. Und ich wiederhohle es; wenn die Kunstrichter hier wei ter nichts als eine Folge von philosophischen und frostigen Unterredungen erblicken: die armen Leute! Wie sehr betauere ich sie!


19 - Von der dramatischen Dichtkunst /

Wollen Sie sich, mein Freund, von der ganzen Stärke dieser Anmerkung überzeugen: so schlagen Sie die Brüder des Terenz auf. Sie werden da zwey contrastierte Väter finden, die beide mit gleicher Stärke gezeichnet sind; und können kühnlich dem feinsten Kunstrichter Trotz bieten, Ihnen die Hauptperson zu nennen, ob es Micion oder ob Demea ist? Fällt er sein Urtheil vor dem letzten Auftritte, so dürfte er leicht mit Erstaunen wahrnehmen, daß der, den er ganzer fünf Aufzüge hindurch für einen verständigen Mann gehalten hat, nichts als ein Narr ist, und daß der, den er für einen Narren gehalten hat, wohl gar der verständige Mann seyn könnte.


20 - Von der dramatischen Dichtkunst /

Man lese aber auch die Lehrbücher der Dichtkunst, und man wird kein Wort von diesen Contrasten finden. Ich glaube also, es ist mit dieser Regel gegangen, wie mit vielen andern; man hat sie dem Werke eines Genies zu Folge gemacht, wo der Contrast eine grosse Wirkung gehabt hat, und sogleich hat man geschlossen: Hier ist der Contrast gut, folglich kann ohne Contrast nichts gut seyn. Das ist der meisten ihre Logik, die sich unterstanden haben, einer Kunst Schranken zu setzen, in der sie sich niemals geübt hatten. Das ist aller unerfahrnenKunstrichter ihre Logik, die uns nach diesen Autoritäten beurtheilen.


21 - Von der dramatischen Dichtkunst /

Man hat verlangt, eben dieselbe Person soll in ebendemselben Aufzuge nicht mehr als einmal auf die Bühne kommen: und warum hat man das verlangt? Wenn er das, was er zu sagen kömmt, nicht damals sagen können, als er das erstemal auf der Bühne war; wenn das, was ihn zurückbringt, während seiner Abwesenheit vorgefallen ist; wenn er den, den er sucht, auf der Bühne zurückgelassen hat; wenn dieser wirklich da ist, oder, wenn er nicht da ist, er ihn nirgend anders zu finden weis; wenn ihn der Augenblick erheischt; wenn seine Zurückkunft das Interesse verstärkt; kurz, wenn er in der Handlung eben so natürlich wieder erscheinet, als es uns täglich im gemeinen Leben begegnet: so mag er nur immer wieder kommen, ich bin bereit, ihn zum zweyten und drittenmale zu sehen und zu hören. Der Kunstrichter mag Autoritäten an führen so viel als er will; genug, daß der Zuschauer meiner Meinung seyn wird.


22 - Von der dramatischen Dichtkunst /

Aber wenn sie Moliere auch nicht aufgeschrieben hätte, würde deswegen ein anderer Unrecht thun, wenn er darauf bedacht wäre? O ihr Kunstrichter, ihr engen, schaalen Köpfe, wie lange wollt ihr noch, nichts nach sich selbst beurtheilen, sondern nur alles nach seinem gegenwärtigen Zustande billigen oder mißbilligen?


23 - Von der dramatischen Dichtkunst /

Die Reisebeschreiber gedenken einer Art wilder Menschen, die auf die Vorbeygehenden giftige Nadeln blasen. Sie sind das Ebenbild unsrer Kunstrichter.


24 - Von der dramatischen Dichtkunst /

Ich habe gesagt, unsere Kunstrichtergleichen diesem Manne. Ich habe mich geirrt. Sie bleiben tief unten in ihrer Hütte, und verlieren die hohe Meinung, die sie von sich gefaßt haben, nie.


25 - Von der dramatischen Dichtkunst /

Die Rolle eines Autors ist eine sehr eitele Rolle; es ist die Rolle eines Menschen, der sich für fähig hält, das Publicum zu unterrichten. Und die Rolle eines Kunstrichters? Die ist noch weit eitler. Es ist die Rolle eines Menschen, der sich für fähig hält, denjenigen zu unterrichten, der das Publicumunterrichten zu können glaubt.


26 - Von der dramatischen Dichtkunst /

Der Autor sagt: Hört mich, ihr Herren; denn ich bin euer Meister. Und der Kunstrichter: Nein, hört mich, ihr Herren; denn ich bin der Meister eurer Meister.


27 - Von der dramatischen Dichtkunst /

Das Publicum unterdessen läßt sich nicht irren. Ist das Werk des Autors schlecht, so spottet es eben so gut darüber, als über die Anmerkungen des Kunstrichters, wenn sie falsch sind.


28 - Von der dramatischen Dichtkunst /

Der Kunstrichter ruft alsdenn: O Zeiten! O Sitten! Der Geschmack ist verdorben. — Und damit hat er sich getröstet.


29 - Von der dramatischen Dichtkunst /

Der strengste Richter eines Werks unterdessen, ist der Verfaßer. Wie viel Mühe giebt er sich, bloß für sich selber? Er kennet seine heimliche Gebrechen; und diese berühret derKunstrichter fast nie. Ich habe mich hierbey oft der Rede jenes Weltweisen erinnert: Sie reden Böses von mir? Ah, wenn sie mich so genau kennten, als ich mich selbhst kenne! —


30 - Von der dramatischen Dichtkunst /

Die alten Schriftsteller und Kunstrichter unterrichteten sich vor allen Dingen selbst; sie begaben sich nicht eher auf die Bahn der schönen Wissenschaften, als bis sie aus den Schulen der Weltweisheit kamen. Und wie lange behielt der Autor nicht sein Werk bey sich, ehe er es ans Licht treten ließ? So wurde es denn auch reif; und Rath und Zeit und Feile machten es vollkommen.