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(1147) Die Unmäßigkeit verursachte insonderheit unter der Armee des Conrads in den Ebenen Constantinopels ein Sterben. Daher breitete sich sogleich in dem ganzen Occidente das Gerücht aus, daß die Griechen die Brunnen und Quellen vergiftet hätten. Eben diejenigen Ausschweifungen, die die ersten Kreuzfahrer begangen hatten, wurden von den zweyten erneuert, und erweckten dem Kaiser Manuel Comnenus eben diejenigen Unruhen, die sie seinem Großvater Alexius verursachet hatten.


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Während daß Kleinasien der Schauplatz des Eifers, des Ruhms, der Schandthaten und des Unglücks so vieler tausend Kreuzfahrer gewesen war, hatte sich die Wuth, die Religion mit den Waffen in der Hand anzukündigen, auch mitten in Norden ausgebreitet.


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Wir haben Carln den großen das nordliche Deutschland, das man Sachsen nannte, mit Feuer und Schwerdt bekehren sehen. Hernach sahen wir die abgöttischen Dänen Europa zitternd machen, und die Normandie erobern, ohne daß sie jemals einen Versuch thaten, daselbst die Abgötterey einzuführen. Kaum war dasChristenthum in Dänemark, in dem alten Sachsen und in Scandinavien befestigt, als man wider dieHeiden in Norden, die man Sklaven oder Slaven nannte, und die ihren Namen dem Lande, das an Ungarn stößt, und Sklavonien heißt, gegeben haben, das Kreuz predigte. Sie wohneten damals an dem östlichen Ufer der Ostsee, in Ingermanland, Liefland, Samogitien, Curland, Pommern, Preußen, die Christen rüsteten sich von Bremen an bis in das Herz von Scandinavien wider sie. Ueber hunderttausendKreuzfahrer richteten Verwüstung und Zerstörung unter diesen Abgöttern an. Man tödtete eine große Menge, und bekehrte niemand. Dieser Kreuzzug endigte sich bald in einem wilden Lande, wo die Truppen nicht lange stehen konnten, und wo die Kriegskunst nichts als ein Sengen und Brennen wilder Men Geschichte der Krenzzüge.schen war. Man kann den Verlust dieser hunderttausend Menschen zu den sechzehen hundert tausend, die diese Art Kriege unserm Europa gekostet hatte, noch hinzufügen.


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Richard, der nun Herr von dem Felde der Ehren, nicht aber von dieser Menge der Kreuzfahrer war, die unter einander noch weniger, als die beyden Könige, eins waren, ließ vergebens die heldenmäßigste Tapferkeit sehen. Saladin, der siegreich aus Mesopotamien zurück kam, lieferte den Kreuzfahrern eine Schlacht bey Cäsarea. Man sahe diesen Bezwinger an der Spitze seiner Mahometaner und den Richard an der Christen ihrer, einer gegen den andern, als zween Ritter auf dem Turnierplatze, fechten. RichardGeschichte der Kreuzzüge. hatte die Ehre, den Saladin aus dem Sattel zu heben; und das war fast alles, was er in dieser merkwürdigen Schlacht gewann. Die Strapatzen, die Krankheiten, die kleinen Schlachten, die beständigen Zänkereyen rieben diese große Armee auf, und Richard kehrte zwar mit mehrerem Ruhm, als Philipp August, aber auch auf eine weit unbehutsamere Art zurück. Er gieng mit einem einzigen Schiffe von derjenigen Küste Syriens ab, auf welche er ein Jahr vorher mit einer fürchterlichen Flotte losgeseegelt war, und da sein Schiff auf den Küsten von Venedig scheiterte, wanderte er verkleidet und in schlechter Begleitung durch die Hälfte von Deutschland. In Syrien hatte er einen Herzog von Oesterreich durch seinenStolz beleidigt, und itzt hatte er die Unachtsamkeit durch dessen Länder zu reisen. Dieser Herzog von Oesterreich legte ihn in Ketten, und lieferte ihn dem Kaiser Heinrich dem sechsten, der ihn, als einen Feind, den er im Kriege gefangen genommen hätte, im Gefängnisse verwahrte, aus. Er verlangte von ihm statt der Loskaufung hunderttausend Mark Silbers.England verlor also bey diesem neuen Kreuzzuge weit mehr, als Frankreich, in welchem ein mächtiger und tapferer Kaiser, und zween dergleichen Könige, mit der ganzen Macht von Europa dem Saladin nichts abgewinnen konnten.


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Als Ludwig im Jahr 1244 in eine heftige Krankheit verfiel, glaubte er, wie man vorgiebt, in einer Schlafsucht eine Stimme zu hören, die ihm anbefohlen, das Kreuz wider die Ungläubigen zu nehmen. Kaum konnte er reden, so that er das Gelübde, einenKreuzzug zu thun. Die Königinn seine Mutter, die Geschichte der Kreuzzüge. Königinn seine Gemahlinn, sein Rath, und alles, was sich ihm näherte, sahe die Gefahr dieses betrübten Gelübdes wohl ein. Der Bischof von Paris selbst stellte ihm die gefährlichen Folgen davon vor. Allein Ludwig sahe dieses Gelübde als ein heiliges Band an, welches aufzulösen bey Menschen nicht stünde. Er machte die Anstalten zu diesem Zuge binnen vier Jahren; endlich übergab er die Regierung des Königreichs seiner Mutter, und brach mit seiner Gemahlinn und drey Brüdern, denen ihre Gemahlinnen gleichfalls folgeten, auf. Fast die ganze Ritterschaft Frankreichs begleitete ihn. Ein Herzog von Burgund, ein Graf von Bretagne, ein Graf von Flandern, ein Graf von Soissons, ein Graf von Vendome fanden sich mit ihren Lehnsleuten ein. Es waren auf drey tausend Bannerherren bey der Armee. Frankreich wurde öder und einsamer, als zur Zeit des Kreuzzuges des heil. Bernhards, und doch griff man ihn nicht an. Der Kaiser und der König von England hatten bey sich genug zu thun. Ein Theil der erstaunenden Flotte, die so viele Prinzen und Soldaten führte, ging von Marseille, und der andre von Aiguemorte ab, welches heut zu Tage kein Hafen mehr ist. Mit dieser ganzen großen Macht war man über Aegypten herzufallen gesonnen.


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Er führte zuerst gewisse Gerichtsbarkeiten ein; und die durch die willkührlichen Aussprüche der Richter der Baronien unterdruckten Unterthanen fingen an, ihre Klagen vor die vier großen königlichen Aemter, die sie zu hören waren angeleget worden, zu bringen. Unter ihm fingen die Gelehrten an, zu den Sitzungen der Parlemente, in denen Ritter, die gar selten lesen konnten, das Glück der Bürger entschieden, zugelassen zu werden. Er vereinigte mit der Frömmigkeit eines Mönchen die erleuchtete Standhaftigkeit eines Königs, indem er den Unternehmungen des Hofes zu Rom durch diejenige berühmte pragmatische Sanction Einhalt that, welche Geschichte der Kreuzzüge. die alten Rechte der Kirche, die die Freyheiten der gallicanischen Kirche heißen, erhält. Dreyzehn Jahre seiner Gegenwart ersetzten endlich alles wieder in Frankreich, was seine Abwesenheit verdorben hatte; allein die heftige Neigung zu einem Kreuzzuge riß ihn hin. Die Päbste munterten ihn auf; Clemens der vierte stund ihm den Zehnten von der Geistlichkeit zu heben, auf drey Jahre zu. Die Geistlichkeit, die zur Zeit des Saladinischen Zehnten eine Menge Vorstellungen gemacht hatte, um nichts zahlen zu dürfen; that itzt dergleichen von großem Nachdruck. Sie waren eben so unnütz, als wenig anständig unter einem Könige, der sein Blut und sein Vermögen in einem Kriege, den die Geistlichkeit so sehr predigte verschwendete. Er gieng endlich zum zweytenmale, und beynahe mit einer eben so starken Macht ab. Sein Bruder, den er zum Könige von Sicilien gemacht hat, soll ihm folgen. Allein es ist nicht mehr weder das gelobte Land, noch Aegypten, wohin er seine Andacht und seine Waffen richtet. Er läßt seine Flotte auf Tunis zuseegeln.


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Carl von Anjou, König von Neapel und Sicilien, bediente sich eigentlich der heroischen Frömmigkeit Lu dewigs zu seinen Absichten. Er gab vor, der König von Tunis wäre ihm einige Jahre Tribut schuldig. Er wollte sich dieser Lande bemächtigen, und der heilige Ludewig hoffte, wenigstens nach dem Vorgeben aller Geschichtschreiber, (auf was für einen Grund, weiß ich nicht,) den König von Tunis zu bekehren. Die christlichen Truppen stiegen unweit Geschichte der Kreuzzüge. der Ruinen Karthagens ans Land; gar bald aber wurde der König in seinem Lager von den vereinigten Mauren belagert. Eben die Krankheiten, welche die Unmäßigkeit seiner versetzten Unterthanen und die Veränderung der Himmelsgegenden, in sein Lager in Aegypten gezogen hatten, verstörten auch sein Lager bey Karthago. Einer von seinen Söhnen, der ihm während seiner Gefangenschaft zu Damiate war gebohren worden, starb an dieser Art von Pest vor Tu nis. Endlich wurde der König selbst davon angegriffen; er ließ sich auf der Asche ausstrecken, und gab in einem Alter von fünf und funfzig Jahren mit der Gottesfurcht eines Mönchen und dem Muthe eines Helden seinen Geist auf. Kaum war er todt, so langte sein Bruder der König von Sicilien an; man machte Friede mit den Mauren, und führte die Ueberbleibsel der Christen nach Europa zurück. Man kann nicht weniger als hundert tausend Perso nen rechnen, die in diesen beyden Feldzügen des heil. Ludewigs sind aufgeopfert worden. Fügt man hier zu die hundert und funfzig tausend, die Friedrich dem Rothbarte nachfolgeten, die dreyhundert tausend von dem Kreuzzuge Philipps Augusts und Richards; wenigstens zweyhundert tausend von der Zeit des Johanns von Brienne: rechnet man die sechzehn hundert tausend Kreuzfahrer, die schon nach Asien übergegangen waren, und was in dem Zuge nach Constantinopel und in den Kriegen, die auf diese Veränderung erfolgten, umgekommen ist, ohne von dem nordischen Kreuzzuge und dem wider die Albigenser etwas zu gedenken; so wird man finden, daß der Geschichte der Kreuzzüge. Orient das Grab von mehr als zwo Millionen Europäern geworden ist.