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31 - Des Abts du Bos Ausschweifung von den theatralischen Vorstellungen der Alten /

Derjenige also, welcher ohne zu reden etwasmehr als eine leidende Beschaffenheit, deutlichausdrücken will, muß zu solchen Bezeigungenund solchen künstlichen Gebehrden seine Zufluchtnehmen, welche ihre Bedeutung nicht von derNatur, sondern von der Abrede der Menschen du Bos,haben. Zum Beweise, daß sie nichts als künstlicheZeichen sind, dient dieses, daß sie, wiedie Worte, nur in einem gewissen Lande verstanden werden. Die allereinfachsten von diesenGebehrden sind nur in einer gewissern Gegendverständlich, und anderwärts bedient man sich, eben dieselbe Sache auszudrücken, ganz andererZeichen. Zum Exempel die Gebehrde mit derHand, welcher man sich in Frankreich, jemanden zu ruffen, bedient, ist nicht eben die Gebehrde, die man in Italien zu gleicher Absicht braucht.Wenn der Franzose jemanden durch ein Zeichenzu sich ruffen will, so hebt er die rechte Hand indie Höh, und führt sie mit in die Höh gerichteten Fingern verschiedne mal gegen seinen Körper; der Italiäner hingegen, um eben dieses Zeichenzu machen, läßt die rechte Hand sinken undkehrt die Finger derselben gegen die Erde. Inverschiedenen Ländern grüßt man auf verschiedeneArt. Das Bezeigen und die Gebehrden also,deren sich ein Mensch bedienet, der entwedernicht reden will, oder nicht reden kann, sindnicht durchaus eben dieselben, deren man sich inReden bedient. Derjenige, welcher mit Zeichen, ohne ein einziges Wort hören zu lassen,sagen will, eben jetzt ist mein Vater gestorben,muß den Worten, die er nicht gesagt, durch studirte Zeichen zu Hülfe kommen, die von denjenigen ganz unterschieden sind, die er beym Reden machen würde. Diese Zeichen kann man von den theatr. Vorstell. der Alten.künstliche, oder, mit der Logik zu reden, willkührliche Zeichen nennen. Denn die Logik, wie bekannt ist, theilt alle Zeichen in zwey Gattungen, in natürliche Zeichen nehmlich und in willkührliche. Der Rauch, lehret sie, ist ein natürlichesZeichen des Feuers; aber die Krone ist nur einwillkührliches Zeichen, ein Sinnbild der königlichen Würde. Auf gleiche Weise macht derjenige, welcher sich vor die Brust schlägt, eine natürliche Gebehrde, welche eine plötzliche Gemüthserschütterung anzeigt; und derjenige, welcher mit Gebehrden eine mit der königlichen Binde gezierte Stirn beschreibt, macht nur eine willkührliche Gebehrde, von welcher man eins geworden ist, daß sie ein gekröntes Haupt anzeigen soll.


32 - Des Abts du Bos Ausschweifung von den theatralischen Vorstellungen der Alten /

Die Marionetten, bey welchen die Declamation getheilt ist, können uns die Zeit verkürzen, obgleich die Action dabey nur auf eine Maschienenmäßige Art geschieht. Freylich kann unsdieses kindische Schauspiel nicht vergnügen, weildie lächerliche Ausführung vollkommen mit demlächerlichen Inhalte paßt. Die Puppenoper,deren Erfinder la Grille war, und die in Parisungefehr im Jahr 1674 aufkam, lokte zweyganze Winter hindurch eine Menge Zuschauer von den theatr. Vorstell. der Alten.herbey, und es war dieses Schauspiel eine ordentliche Oper, nur daß die Action von einergrossen Marionette verrichtet wurde, die schickliche Gebehrden zu dem, was ein Musicus sang, machte, dessen Stimme durch eine Oeffnung sichhören ließ, die man in dem Boden der Sceneangebracht hatte. Ich habe in Italien Opernauf diese Art vorstellen sehen, und kein Menschhielt sie für ein lächerliches Schauspiel. DieOpern, welche ein berühmter Kardinal in seinerJugend zu seinem Vergnügen auf diese Art aufführen ließ, gefielen nicht wenig, weil die Marionetten, welche fast vier Fuß hoch waren, demnatürlichen sehr gleich kamen. Was kann unsalso zu glauben bewegen, daß eben dieses Schauspiel nur alsdenn Mißfallen erweckt haben sollte, wenn vortrefliche Schauspieler, die man in derMaske agiren zu sehen schon gewohnt war, denTheil der Gesticulation ausgeführt, welchen eineMarionette nur sehr schlecht ausführen kann?


33 - Des Abts du Bos Ausschweifung von den theatralischen Vorstellungen der Alten /

Die zwey ersten Erfinder dieser Kunst warenalso Pylades und Bathyllus, die ihre Namenin der römischenGeschichte so berühmt gemachthaben, als es in der neuern Geschichte der Nameeines Angebers irgend einer Stiftung nur immerseyn kann. Pylades hatte die Sammlung seinerGebehrden, so zu reden, aus den drey Samm(*) Zos. Hist. lib. pt.du Bos,lungen der Gebehrden gezogen, von welchen wirbereits gesprochen haben, und die für die Tragödien, für die Komödien und für dasjenige dramatische Gedicht gehörten, welches die AltenSatyren nannten. (*) Pylades hatte die Kunstder Pantomischen Gebehrden ἰταλικην ὀρχησινdas italiänische Tanzen, genennt. Nach denZeiten des Pylades hatte man also vier Sammlungen der theatralischen Gebehrden. Die Emmelie, deren man sich zur Tragödie bediente; den Kordax, den man zur Komödie brauchte;die Sikinnis für die Satyre und die italiänische Art für diejenigen Stücke, welche von denPantomimen aufgeführet wurden. Calliachius, welcher im Jahr 1708 als Professorder schönen Wissenschaften zu Padua starb, (**)behauptet, die Kunst der Pantomimen sey älterals Augustus; allein er beweiset seine Meinungschlecht. Er nimmt für die Kunst der Pantomimen, welche darinn bestand, daß sie ein Stückoder eine aneinander hangende Scene, ohne zureden, vorstellen konnten, das, was Livius (***)imitandorum carminum actum nennet, dieKunst irgend eine Leidenschaft nach Gutbefindentanzend anszudrücken, welche freylich älter alsAugustus war.


34 - Des Abts du Bos Ausschweifung von den theatralischen Vorstellungen der Alten /

Unter den nordischen Völkern Europens würdedie Kunst der Pantomimen einen solchen Fortgang bey weiten nicht haben, weil dieser ihre natürliche Action nicht sehr beredt und auch nichtso merklich ist, daß man sie gleich wieder erkennen könne, wenn man sie, ohne die Rede dabeyzu hören, sieht, mit welcher sie gemeiniglich verbunden ist. Die Nachbildung ist allezeit weniger lebhaft als das Original. In Italien aber, wie wir schon angemerkt haben, sind alle Unterredungen mit weit mehr Bezeigungen angefüllt, und reden den Augen, wenn ich mich dieses Ausdrucks bedienen darf, weit mehr, als in unsernGegenden. Wenn ein Römer einmal den Ernstseines gezwungenen Betragens ablegen und seinernatürliche Lebhaftigkeit den Zügel lassen will, soist er an Gebehrden und Bezeigungen, die fastalle ganze Redensarten bedeuten, ungemeinfruchtbar. Seine Action macht Dinge verständlich, die unsre Action nimmermehr würdeerrathen lassen, und seine Gebehrden nehmen sichso sehr aus, daß man sie so gleich wieder kennt, wenn man sie sieht. Wenn daher ein Römervon einer wichtigen Sache mit einem Freundein geheim reden will, so ist es ihm nicht genug,wenn er nur von andern nicht kann gehört werden, sondern er braucht die Vorsicht, daß ihnandre auch nicht einmal sehen können, weil er mitRecht befürchtet, seine Gebehrden und die Bewegungen seines Gesichts möchten das, was ersagt, verrathen.


35 - Des Abts du Bos Ausschweifung von den theatralischen Vorstellungen der Alten /

Wir können eben so wenig von der Vortreflichkeit der Kunst der Pantomimen, als von derVortreflichkeit der unter zwey Schauspieler vertheilten Declamation urtheilen. Wir habenweder das eine noch das andre gesehen. Wenigstens aber werden diejenigen, welche an deritaliänischen Komödie Vergnügen gefunden, undbesonders den alten Octavio, den alten Scarmouche und ihre Kameraden den Harlequin undTrivelin haben spielen sehen, sich leicht überredenkönnen, daß man gar wohl verschiedne Scenen, ohnedabey zu sprechen, vorstellen könne. Wir können hier aber auch noch geschehene Dinge anführen, welche es besser als alle Vernünfteleyenbeweisen, daß diese Ausführung möglich sey. Es haben sich in England Banden von Pantodu Bos,mimen hervor gethan, und einige von diesen Komödianten haben sogar in Paris, auf dem Theater der komischen Oper, stumme Scene gespielt, welche jedermann verstehen konnte. ObgleichRoger den Mund nicht aufthat, so verstand mandoch alles, was er wollte, ohne viele Mühe. Wie viel Fleiß aber hatte Roger auf diese Kunst,in Vergleichung mit den alten Pantomimen,verwendet? Wußte er auch nur, daß jemals einPylades und Bathyllus gewesen war?


36 - Des Abts du Bos Ausschweifung von den theatralischen Vorstellungen der Alten /

Es ist noch ein grosses Uebel übrig, welchesbesonders in eurer Stadt Paris an den Sonnund Festägen begangen und geduldet wird, unddas der Ehre Gottes und der Entheiligung du Bos,seiner Feste weit nachtheiliger ist, als irgendein anders; es ist auch mit so vielen Mißbräuchen verbunden, daß ich es mit den weisestenMännern für hinlänglich halte, den FluchGottes über euch und euer Königreich, undbesonders über besagte Stadt Paris zu ziehen, in welcher diese Bosheit weit mehr verstattetwird als an irgend einem Orte unsers Königreichs. Ich meine nehmlich die öffentlichenSchauspiele, welche an benannten Sonn- undFesttägen so wohl von fremden Italiänern alsvon Franzosen aufgeführet werden; vor allenandern aber diejenigen, welche in dem Kloake und der Wohnung des Satans, genanntdas Hotel von Bourgogne, von denen vorgestellt werden, die sich Mißbrauchsweise Brüder des Leidens Jesu Christi nennen. In diesem Orte gehen tausend sündliche Ausschweifungen zum Nachtheile der Ehrbarkeit undKeuschheit der Weiber und zum Ruine ganzerFamilien armer Handwerksleute vor, mit welchen der ganze Saal angefüllt ist, und welchemehr als zwey Stunden vor dem Spiele mitunzüchtigem Geschwätze, mit Würffeln, mitFressen und Sauffen hinbringen, woraus vieleZänkereyen und Schlägereyen entstehen. Auf derBühne bauet man Altäre, die mit Kreutzen undund geistlichen Zierrathen beladen sind; manstellet Priester in ihrem Meßgewande daraufvor, und führet sie in den unzüchtigsten Posvon den theatr. Vorstell. der Alten.senspielen ein, um sie lächerliche Heyrathenschliessen zu lassen. Man verliest die Evangelianach dem Kirchengesange, um gelegentlich einWort darinn anzutreffen, welches zur Spötterey dienen könne, und über dieses sind alle undjede von diesen Spielen mit solchen Zoten undNiederträchtigkeiten angefüllt, daß sie die Jugend unmöglich ohne grosse Aergerniß mit ansehn kann.

37 - Des Abts du Bos Ausschweifung von den theatralischen Vorstellungen der Alten /

Der zweyte Einwurf war; der Zwang beyBeobachtung einer componirten Declamation, müßte den Schauspielern allen ihren Enthusiasmus nehmen und folglich den Schauspieler, welcherGenie habe, mit dem auf eine Staffel setzen, welcher keines habe. Auf diesen Einwurf antworte ich, daß es mit dieser in Noten geschriebnenDeclamation eben so seyn würde, wie es mit derMusik in unsern Opern ist. Auch der genausteund einsichtvollste Componist der Declamationließ den guten Schauspielern noch immer Gelegenheit, ihre Gaben an den Tag zu bringen, und von den theatr. Vorstell. der Alten.es nicht nur in den Gebehrden sondern auch inder Aussprache zu zeigen, wie weit sie über diemittelmäßigen Schauspieler erhaben wären. Esist unmöglich alle Accente, alle Theilchen, alleWendungen, alle Verlierungen, alle Stösse, alleVorschläge der Stimme, und mit einem Worte,wenn ich mich so ausdrücken darf, den Geist derDeclamation in Noten zu bringen, an welcherdie Veränderung der Töne gleichsam nur derKörper ist. In der Musik selbst kann mannicht alles durch Noten ausdrücken, was man,dem Gesange seinen wahren Ausdruck, seineStärke und alle die Anmuth, deren er fähig ist,zu geben, thun muß. Man kann es nicht durchNoten ausdrücken, wie geschwind eigentlich dasTempo des Takts seyn soll, obgleich dieses Tempodie Seele der Musik ist. Auch das, was dieTonkünstler, und besonders die italiänischenTonkünstler, mit gewöhnlichen Buchstaben über dieComposition schreiben, um anzuzeigen, ob dasTempo entweder lebhaft oder langsam seyn solle, kann es nur unvollkommen anzeigen. Bishieher, wie ich schon gesagt habe, hat das wahreTempo einer Composition bloß durch die Tradition, so zu reden, fortgepflanzt werden können, denn die Instrumente, durch die man, vermittelst der Uhrmacherkunst, das wahre Tempo, welches die Componisten ihren Stücken und Gesängen gegeben, nach der strengsten Genauigkeit du Bos,aufbehalten wollen, sind bis hieher noch nichtsehr gebraucht worden.


38 - Examen de in genios para las Sciencias /

El segundo es: en que va ser la lengua Latina tan repugnante al ingenio de los Españoles; y tan natural a los Franceses, Italianos, Alemanes, Ingleses, y a los de mas que abitan el Septentrion? Como parece por sus obras: que por el buen Latin, conoscemos ya, que es estrangero el autor; y por el barbaro y mal rodado, sacamos que es Español.


39 - Examen de in genios para las Sciencias /

La ley de la partida (L. 2. p. 2. tit. 21.) dize, que hijo dalgo quiere dezir, hijo de bienes. y si entiende de bienes temporales, no tiene razon: porque ay infinitos hijos dalgo pobres; y infinitos ricos, que no son hidalgos: pero si quiere dezir hijo de bienes (que llamamos virtudes) tiene la mesma significacion, que diximos. Del segundo nacimiento, que an de tener los hombres (fuera del natural) ay manifiesto exemplo en la divina escritura: donde Christo nuestro redemptor reprehende a Nicodemus, (Ioan. c. 3.) porque siendo doctor de la ley, no sabia que era necessario, tornar el hombre a nacer de nuevo, para tener otro mejor ser, y otros padres mas honrados, que De Ingenios. los naturales. Y assi todo el tiempo que el hombre no haze algun hecho heroyco, se llama (en esta significacion) hijo de nada; aunque por sus antepassados, tenga nombre de hijo dalgo. A proposito desta doctrina, quiero contar aqui un coloquio, que passó entre un capitan muy honrado, y un cavallero, que se preciava mucho de su linage. Enel qual se vera en que consiste la honra; y como ya todos saben deste nacimiento segundo. Estando pues este capitan, en un corrillo de cavalleros, tratan do de la anchura y libertad que tienen los soldados en Italia: en cierta pregunta que uno dellos le hizo, le llamo vos (atento que era natural de aquella tierra, y hijo de unos padres de baxa fortuna, y nacido en una aldea de pocos vezinos) el capitan sentido de la palabra, respondio, diziendo, Señor sepa vuestra señoria, que los soldados que an gozado de la libertad de Italia, no se pueden hallar bien en España, por las muchas leyes que ay contra los que echan mano a la espada. Los otros cavalleros (viendo, que le llamava señoria) no pudieron sufrir la risa. De lo qual corrido el cavallero, les dixo desta manera: Sepan vuestras mercedes que la señoria de Italia es en España merced: y como el señor capitan viene hecho al uso y costumbre de aquella tierra, llama señoria, a quien ha de dezir merced. A esto respondio el capitan, diziendo, No me tenga vuestra se Examenñoria por hombre tan necio, que no me sabre acomodar al lenguage de Italia, estando en Italia; y al de España, estando en España: Pero quien a mi me ha de llamar vos, en España, por lo menos ha de ser señoria de España; v se me hara muy de mal. El cavallero (medio atajado) le replico diziendo, Pues como señor capitan, vos no soys natural de tal parte? y hijo de fulano? y con esto no sabeys quien yo soy, y mis antepassados? Señor (dixo el capitan) Bien se que vuestra señoria es muy buen cavallero, y que sus padres lo fueron tambien: pero yo y mi braço derecho (a quien aora reconozco por padre) somos mejores que vos, y todo vuestro linage.


40 - Examen de in genios para las Sciencias /

Las gallinas, capones, ternera, carnero castrado de España, son de moderada sustancia: porque ni son manjares delicados ni gruessos. Dixe carnero castrado de España: porque Galeno, sin hazer distinction, dize, (Lib. 3. de aliment. facul. cap. 2.) Que es de mala y gruessa sustancia. y no tiene razon: porque puesto caso, que en Ita lia (donde el escrivio) es lamas ruyn carne De Ingenios. de todas; pero enesta nuestra region (por la bondad de los pastos) se a de contar entre los manjares de moderada sustancia. Los hijos que destos alimentos se engendraren, tendran razonable entendimiento, razonable memoria, y razonable ymaginativa. Por donde no ahondaran mucho

De estos dixo Aristoteles; Bonum est illud ingenium, quod benè dicenti obedit. Lib. 1. Ethic.

en las sciencias, ni inventaran cosa de nuevo. De estos diximos atras que eran blandos, y faciles de im primir enellos to das las reglas y consideraciones del arte, claras, escuras, faciles, y dificultosas: pero la doctrina, el argumento, la respuesta, la duda, y distinction, todo se lo an de dar hecho, y levantado.


41 - Johann Huart's Prüfung der Köpfe zu den Wissenschaften /

Die andere Frage ist folgende: warum ist die lateinische Sprache dem Genie der Spanier so zuwider, hingegen dem Genie der Franzosen, Jtaliäner, Deutschen, Engländer und aller Völker, welche mehr gegen Norden wohnen, so natürlich? Dieses erhellet sogleich aus ihren Schriften, indem man einen ziemlich sichern Schluß aus dem guten Lateine ziehen kann, daß der Verfasser ein Ausländer sey, aus dem barbarischen und rauhen Lateine hingegen, daß er ein Spanier seyn müsse.


42 - Johann Huart's Prüfung der Köpfe zu den Wissenschaften /

Bey dieser Gelegenheit kann ich mich nicht enthalten, ein gewisses Gespräch zu erzählen, welches zwischen einem berühmten Hauptmanne und einem Ritter vorfiel, welcher von seinem Geschlechte viel Rühmens machte. Man wird daraus nicht undeutlich sehen können, worinnen die wahre Ehre bestehet, und daß es schon damals etwas ganz bekanntes gewesen sey, was man mit dieser zwoten Geburt sagen wolle. Gedachter Hauptmann war einstmals in einer Gesellschaft von Rittern und andern adelichen Personen, wo von der uneingeschränkten Freyheit der Soldaten in Jtalien geredet wurde. Einer aus der Gesellschaft, der eine gewisse Frage an ihn that, nannte ihn, in Betrachtung seines geringen Herkommens, seiner armen Aeltern und des kleinen schlechten Fleckens, welcher sein Geburtsort war,ihr. Der Hauptmann bemerkte dieses Wort und ward darüber empfindlich, sagte aber weiter nichts als: Ewr. Herrlichkeit sollen wissen, daß

*) Joh. Cap. III.

diejenigen Soldaten, welche einmal der italiänischen Freyheit gewohnt sind, sich unmöglich in Spanien wohl befinden können, weil daselbst alzuviel Gesetze wider diejenigen sind, welche den Degen ziehen. Als die übrigen, welche zugegen waren, höreten, daß der Hauptmann den Ritter Ewr. Herrlichkeit nannte; so konnten sie sich des Lachens nicht enthalten. Der Ritter aber, als er sie lachen sah, wurde ganz zornig darüber, und sagte: meine Herren, sie müssen wissen, daß Ewr. Herrlichkeit hier nichts weiter heissen soll, als das spanische v. merced. (Ewr. Gnaden.) Der Herr Hauptmann weiß noch nicht, was hierSitte ist; er nennt also alle diejenigen, welche erv. merced. nennen sollte, v. sennoria (Ewr. Herrlichkeit.) Nein, nein, fiel ihm der Hauptmann in das Wort; Ewr. Herrlichkeit dürfen mich nicht für so dumm ansehen, daß ich mich nicht sollte nach der italiänischen Sprache zu bequemen wissen, wenn ich in Jtalien bin, und nach der spanischen, wenn ich mich in Spanien aufhalte. Derjenige aber, der mich ihr zu nennen Recht hat, der muß wenigstens in Spanien eine Herrlichkeit seyn; und auch alsdann würde er mir noch sehr unhöflich begegnet haben. Was? sagte der Ritter halb erzürnt; seyd ihr nicht, Herr Hauptmann, da und da her gebürtig? Sind eure Aeltern nicht die und die? Und wißt ihr nicht, wer ich bin? wer meine Vorfahren gewesen sind? Mein Herr, sagte der Hauptmann, ob Ewr. Herrlichkeit gleich von sehr gutem Adel ist, und ob es gleich auch ihre Vorfahren gewesen sind; so sind doch ich und mein rechter Arm, welchen ich jetzt allein für meinen Vater erkenne, weit besser, als ihr und euer ganzes Geschlecht.


43 - Johann Huart's Prüfung der Köpfe zu den Wissenschaften /

Hühner, Kaphähne, Kälber, und die spanischen Schöpse sind von der mittlern Substanz; ihr Fleisch ist weder zart noch grob. Jch habe mit Fleiß gesagt, das Fleisch der spanischen Schöpse; weil Galenus**) ohne Unterschied sagt, das

*) Man merke nochmals, daß der Mensch frey und Herr von seinen Handlungen ist, ob er gleich von seinem übeln Temperamente angereitzt wird.

**) βιβλ. γ. περι τροφων δυναμεως.

Schöpsenfleisch sey von grober Substanz. Er hat hierinnen Unrecht: denn gesetzt auch, daß es in Jtalien, wo er dieses schrieb, das allerschlechteste Fleisch ist, so ist es doch in unsern Gegenden, wegen der guten Weide, unter die Speisen von mittlerer Substanz zu rechnen. Söhne, welche von solchen Speisen erzeugt werden, pflegen von mittelmässigem Verstande, von mittelmässigem Gedächtnisse, und von mittelmässiger Einbildungskraft zu seyn. Jn den Wissenschaften können sie es also eben nicht allzuweit bringen, und neue Erfindungen darf man gar nicht von ihnen erwarten. Schon oben haben wir von ihnen gesagt, daß ihr Genie sehr geschmeidig sey, daß sie leicht alle Regeln und Vorschriften der Kunst fassen, sie mögen klar oder dunkel, schwer oder leicht seyn; die Folgen aber daraus, die Zweifel, die Unterscheidungen und Auflösungen müssen schon alle vor ihnen gemacht seyn, und ihnen gleichsam in den Mund gegeben werden.


44 - /

* Such was the settlement of Lacedemonians at Tarentum under Phalantus, andthose of other Grecian states in Italy.

45 - /

* Von dieser Art war die Niederlassung der Lacedemonier zu Tarent unter den Phalantus, wie auch anderer griechischen Staaten in Jtalien.