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The sole use of words, or writing, in laws, is to discover the will of the governor. In positive laws it mustby such means be discovered. But there is another andprimary way by which God discovers his will concerning our conduct, and likeways proposes the most in teresting motives, even by the constitution of na ture, and the powers of reason, and moralperception, TheNature ofLaws. 269 which he has given to mankind, and thus reveals aChap. 3.law with its sanctions, as effectually as by words, or writing; and in a manner more noble and divine.*


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moral faculty,

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moralfaculty

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schien ihm hierzu so geschickt zu seyn, als die ehrfurchtsvolle Vorstellung künftiger Beloh nungen und Strafen. Wenn jemand sagte, es sey der mensch lichen Seele ein natürliches Ge fühl des Rechts eingepflanzt, das selbst bey denjenigen, wel che von Gott und einem künf tigen Leben nichts wissen, auf gewisse Art wirkt: so würde es unbillig seyn, hieraus zu fol gern, daß man dadurch be haupten wolle, dieses natürli che Gefühl des Rechts allein sey bey dem menschlichen Ge schlechte zu der gleichförmigen Ausübung der Gerechtigkeit hinlänglich, ungeachtet sich noch unzähliche starke Versuchun gen fänden, davon abzuweichen. Die Anwendung ist so deutlich, daß es unnöthig wäre, sich län ger dabey aufzuhalten.


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Ein Lehrer, der solche Gaben hatte, und einen sol chen Eifer bezeigte, die Pflichten seines Amts zu beobach ten, der alle Vorzüge eines redlichen Mannes besas, der für die wohlgeartete Jugend so eingenommen war, der sich aller ihrer Angelegenheiten annahm, und bey allen Vorfallenheiten ihnen Gefälligkeiten erwies; ein solcher Lehrer muste nothwendig ihre gröste Hochachtung und Zuneigung gewinnen. Dieses setzte ihn bey denselben in ein grosses Ansehen, welches er blos zu der vortreflichen Absicht anwendete, tugendhafte Eindrücke in ihre Herzen zu prägen, und ihnen eine Neigung zur Gelehrsam keit, zu schönen Künsten, und zu allem, was im mensch lichen Leben anständig und nützlich ist, beyzubringen. Er hatte das besondre Glück, daß er die Liebe zur alten Literatur, besonders zum Griechischen, wieder erweckte, welches, vor seiner Zeit, auf der Universität sehr verab säumt worden war. Jedermann, der um ihn war, er hielt von ihm eine solche Liebe zur Wissenschaft und eine solche Begierde zu forschen, daß die Studirenden, auch bey ihren Spatziergängen und Besuchen, sich mit vielem Scharfsinn über gelehrte Sachen unterhielten, und da durch immer begieriger wurden, ihren Fleis auf die wich tigsten Sachen zu wenden. Er nahm sich nicht nur der jenigen Studirenden an, die seiner Aufsicht unmittelbar anvertrauet waren; sondern er bemühete sich auch, den übrigen in allen Facultäten, so oft sich Gelegenheit fand, nützlich zu seyn. Besonders suchte er denjenigen, welche sich der Gottesgelahrheit widmeten, Dienste zu leisten, und unter andern wichtigen Unterweisungen, ihnen richtige Begriffe von dem vornehmsten Gegenstand der geistlichen Redekunst beyzubringen. Tiefsinnige Betrachtungen über streitige Fragen sowohl aus der Theologie, als aus Vorrede. 33 der Philosophie, schienen ihm, wenigstens bey den or dentlichen Gelegenheiten, keine Materien zu seyn, die sich für die Kanzel schickten. Er hielt besonders dafür, daß man keinen Nutzen zu hoffen hätte, wenn man auf der Kanzel die dahin nicht gehörigen speculativischen Fragen abhandeln wollte, z. E. ob die menschliche Natur unei gennütziger Neigungen fähig sey? ob der Ursprung der Pflicht oder der sittlichen Verbindlichkeit aus dem natür lichen Bewustseyn, oder aus dem moralischen Gefühl; aus dem Gesetz, oder aus der vernünftigen Betrachtung des Eigennutzes, herzuleiten sey? und andre solche Unter suchungen. Ob gleich solche Fragen in der Schule der Weltweisheit* untersucht werden können und müssen; so gehörten sie doch, seiner Meinung nach, nicht in das Gebiet des Predigers, dessen Amt nicht ist, die Grund triebe der menschlichen Seele zu erklären, sondern sich an dieselben zu wenden, und sie in Bewegung zu setzen. * Nach dem System unsers Verfassers ist blos, zu Rettung der göttlichen Weisheit und Gütigkeit, die sich in der Be schaffenheit unsrer Natur äus sert, das Daseyn und die ver bindende Gewalt des morali schen Gefühls zu behaupten. Denn in was für andern Ver bindlichkeiten wir auch seyn mö gen, so wird diese innerliche mit ihnen zugleich wirken, wenn das Gemüth sie gewahr wird; und sie wird, ohne die selben, ihre Gewalt ausüben, wenn wir, durch allerhand Ursa chen gehindert werden, darauf Acht zu haben. Ist das Ge setz GOttes, wenn es gehörig bekant worden, die höchste Ver bindlichkeit aller vernünftiger Wesen: so wird in Betrach tung dieser Verbindlichkeit, das innerliche Gesetz mit dem äusserlichen zugleich wirken, wenn wir auf sein Ansehen auf merksam sind: und wennwir<wenn wir> die ses nicht sind, so wird es wenig stens, ohne dasselbe, in einem ge wissen Grade, eine Richtschnur der Handlungen seyn. Ueber dieses ist anzumerken, daß, wenn man die Verbindlichkeit des morali schen Gefühls, als etwas wirk liches zulassen will, auch die grössten Zweifler die Gewalt des selben noch erkennen müssen, wenn sie sich auch von allen an dern Verbindlichkeiten befreyet hätten. Lasst uns eine Person annehmen, die so unglücklich ist zu glauben, daß kein Gott sey, oder daß keine künftige Beloh nungen und Bestrafungen er wartet werden dürfen, oder daß ein tugendhafter Wandel keine Vortheile in diesem Leben ver schaffe: diese Person wird im mer unter der Gewalt des in nerlichen Gefühls von Recht und Unrecht bleiben. Wenn er diesem zuwider handelt: so beleidigt er eine bekante Verbind lichkeit, und er mus sich bewust seyn, daß er Strafe verdient, und daß er sie zu erwarten hat, wenn ein Richter und Bestrafer ist. Wenn wir annehmen, daß das Gefühl von Recht und Un recht gänzlich ausgerottet sey, alsdenn mus, nach dem Sy stem unsers Verfassers sowohl, als aller andern, derselbe alle mal wegen der Bemühung Re chenschaft geben, die er ange wendet hat, sich in diesen Stand einer gänzlichen Unempfindlich keit gegen alle moralische Be trachtungen zu bringen.34 Vorrede. Was überdieses die philosophischen Fragen wegen der sittli chen Verbindlichkeit anbetrift: so kommen die verschiedenen Arten sie zu erklären, darinnen vollkommen überein, daß sie die Ausübung tugendhafter Handlungen nothwendig machen, welche eben der vornehmste Gegenstand ist, womit der hei lige Redner sich beschäftigen soll. Der allgemeine Plan zu predigen, welchen er anpries, bestand in folgenden: Da die Menschen kraftlose, unwissende, schuldige Geschöpfe sind, die ihre eigene Glückseligkeit nicht befördern kön nen, und jeden Augenblick unvermeidlichen Uebeln aus gesetzt sind: so müssen sie aufgefordert werden, sich für solche zu erkennen, und die Lehren der natürlichen und ge offenbarten Religion, welche für diejenigen Trost enthalten, die sich in dieser demüthigenden Gestalt sehen, müssen denselben in das höchste Licht gesetzet werden. Da sie der Gefahr unterworfen sind, durch eigennützige und sinnliche Leidenschaften, von ihrer Pflicht und GlückseVorrede. 35ligkeit hinweggelockt zu werden: so sind ihnen die schreck lichen Lehren der Religion, welche sie in Furcht setzen und ihren unordentlichen Leidenschaften Einhalt thun können; und hingegen angenehmere, welche sie zur Ausübung rei ner Sitten, und zur Rechtschaffenheit und Menschenliebe ermuntern können; in ihrer ganzen Stärke vor Augen zu legen. Und da sie geneigt sind, bey der allgemeinen Er käntnis ihrer Pflichten stehen zu bleiben, ohne dieselbe zu der Einrichtung ihrer Herzen und ihres Lebens anzuwen den; so mus der heilige Lehrer sich nicht zu sehr bey allge meinen Sätzen, dergleichen die Schönheit, Vortreflich keit und Billigkeit der göttlichen Gesetze sind, aufhalten, sondern sich besonders bemühen, sie zu unterrichten, wie sie sich in allen Verfassungen und Ständen des Lebens, selbst bey den geringsten und gewöhnlichsten Geschäften desselben, zu verhalten haben. Alles dieses mus, ohne einen mühsamen Schwung des Ausdrucks, auf die deut liche und ungekünstelte Art vorgetragen werden, welche das Herz rührt, und in das Gewissen und in das unmit telbare Gefühl eines jeden eindringt.


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VII. Ob gleich die Handlungen, durch das moralische Gefühl, den grössten Einflus auf unser Glück oder Elend haben: so ist doch klar, daß die Seele, in manchen Kräften des Körpers und des Geistes, noch andere Vortreflichkeiten wahrnimmt. Wir müssen sie entweder in uns selbst oder in an dern bewundern, und wir finden, an gewissen Ue bungen derselben, Vergnügen, ohne sie als morali sche Tugenden anzusehen. Wir vermengen die Worte oft zu sehr, und wir suchen nicht, die ver schiedenen Empfindungen der Seele, mit gehöriger Unterscheidung auszudrücken. Wir wollen für unsere Urtheile über solche Fähigkeiten, Neigungen und die daraus fliessenden Handlungen, die wir für tugendhaft halten, den Nahmen des moralischen Beyfalls beybehalten. Wir finden, daß dieser Bey fall eine Empfindung ist, die sich von der Be wunderung und dem Wohlgefallen unterscheidet, welchen wir an verschiedenen andern Kräften und Fähigkeiten haben. Wir werden auch durch ein Gefühl der Anständigkeit und der Würde vergnügt. Dieses Gefühl ist uns ebenfalls natürlich, aber von dem moralischen Beyfall ganz und gar unter schieden. Wir kennen nicht nur den Nutzen, welEmpfindungskräften. 77Zweyter Abschnitt.chen diese schätzbaren Kräfte und ihrer Uebung, ih ren Besitzern gewähren; sondern sie bringen auch die angenehmen Bewegungen der Bewunderungund des Wohlgefallens, in verschiedenen Graden, hervor. Solchergestalt ist Schönheit, Stärke, Geschwindigkeit, Leichtigkeit des Körpers anständi ger und schätzbarer, als ein starker gefrässiger Ma gen, oder ein Geschmack, der sich auf gute Spei sen versteht. Man sieht männlichen Belustigun gen, dem Reiten und Jagen, mit mehrerem Ver gnügen und Gefallen zu, als dem Essen und Trin ken, wenn es auch mässig geschieht. Eine Ge schicklichkeit in diesen männlichen Uebungen ist oft hochzuschätzen; dahingegen ein Hang zur blosen Sinnlichkeit auch selbst alsdenn Verachtung verdient, wenn er nicht zu Ausschweifungen verlei tet, und, auf das gelindeste zu reden, nur unschul dig ist. Ja es kan sich in der Gestalt des Leibes, in den Geberden, in den Bewegungen, entweder etwas anständiges und edles, oder etwas unan ständiges und unedles äussern, ohne, daß sich die Hoffnung eines Vortheils in das Urtheil der Zu schauer mischt.


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Die Anmerkung des Aristoteles ist also richtig: „Die vornehmste Glückseligkeit han delnder Wesen entspringt aus den Hand lungen; und zwar nicht aus allen Ar ten von Handlungen, sondern aus solchen, welche ihrer Natur angemessen sind, und welche die Natur empfiehlt.“ Wenn wir den körperlichen Begierden Gnüge leisten; so em pfinden wir ein unmittelbares Vergnügen, das auch die Thiere empfinden, aber keine weitere Befriedi gung. Wir finden nichts edles, wenn wir darüber nachdenken; wir haben nicht zu hoffen, daß andere Gefallen daran haben werden. Es giebt eine An wendung anderer körperlicher Kräfte, welche mehr Edles und Angenehmes zu haben scheint. Es sind überall verschiedene Grade; ein feiner Geschmack in Empfindungskräften. 79Zveyter<Zweyter>Abschnitt. den schönen Künsten ist immer angenehmer; die Aus übung bringt Vergnügen; die Werke gefallen dem Zuschauer, und verschaffen dem Verfertiger Ruhm. Die Uebung der höhern Kräfte des Verstandes in Entdeckung der Wahrheit, und richtiger Schlüsse, ist desto rühmlicher, je wichtiger die Sachen sind. Aber den höchsten Grad des Edlen erreichen die tu gendhaften Neigungen und Handlungen, die Ge genstände des moralischenGefühls.


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II. Die ruhige Selbstliebe, oder die Be stimmung einer jeden einzelnen Person, ihre eigene Glückseligkeit zu suchen, ist eine Bewegung des Willens, welche keine unruhige Empfindung zur Begleiterin hat. Aber die verschiedenen eigennützi gen Triebe, welche auf besondre Gegenstände ge richtet sind, werden gemeiniglich von einigen unru higen ungestümen Empfindungen, in sehr verschie denen Graden, begleitet: doch sind diese Empfin dungen von den Wirkungen des Willens, mit wel chen sie vereiniget sind, eben sowohl unterschieden, als von den Bewegungsgründen der Begierden. Der Bewegungsgrund ist das Gute, welches wir in einem Gegenstand, oder in einer Begebenheit wahrgenommen haben, und auf welches die Begier de gerichtet ist; aus dieser Begierde entstehet eine Unruhe, bis wir das Gute erlangt haben. Bey dem Abscheu ist der Bewegungsgrund ein wahrge des Willens. 95Dritter Abschnitt.nommenes oder befürchtetes, und vielleicht noch nicht empfundenes Uebel. Unruhe begleitet den Abscheu so lange, bis das Uebel abgewendet wor den. Die schmeichlerische Aussicht in Vergnügun gen, oder in ein grosses Ansehen, welches mit dem Ueberflus verknüpft ist, sind die Bewegungsgründe der Begierde nach Reichthum; und niemals ist es das unruhige Gefühl, welches die Begierde selbst begleitet. Dieses Gefühl ist in der Natur eine Fol ge von der Begierde.


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Es ist eben so offenbar, daß die Tugend nicht aus dem Gesichtspuncte gebilliget wird, weil wir Ehre von ihr erwarten. Die Absicht, Ehre zu er langen, kan bey einer handelnden Person der Be wegungsgrund zur Unternehmung äusserlicher Handlungen seyn: aber die Richtung einer Hand lung auf die Ehre, kan denjenigen, der in derselben keinen Grund zur Ehre findet, zu keinem Beyfall bewegen. Unser Verlangen, geehrt zu seyn, und die Bereitwilligkeit einer andern Person, uns zu eh ren, setzt in beyden ein moralischesGefühl voraus. Und alle Absichten einer handelnden Person, die auf die Erlangung des eigenen Beyfalls gerichtet sind, müssen, auf gleiche Art, ein moralisches Gefühl voraussetzen. Wir können dahero nicht sagen, daß eine Handlung deswegen für gut gehalten werde, weil sie der handelnden Person das Vergnügen des eigenen Beyfalls verschaft; sondern sie verschaft derselben dieses Vergnügen, weil ihre Güte vor dem eigenen Beyfall vorhergeht, oder weil sie die Ei genschaft hat, welche wir, vermöge der Beschaf fenheit dieses Gefühls, billigen müssen. Unsre ge genwärtige Frage ist: welches ist diese Eigenschaft, und wie wird sie empfunden?


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In beseelten Geschöpfen andrer Art findet sich ein angebohrner Trieb zu den Handlungen, die ihnen eigen sind, und sie empfinden die grösste Lust in der Befriedigung desselben, wenn sie auch mit Arbeit und Schmerz verknüpft ist. Können wir annehmen, daß die Menschen von solchen ursprüng lichen Trieben leer sind? Da die Thiere, über die Natur und die Handlungen anderer, eben so wenig, und dessen Gegenständen. 119Vierter Abschnitt. als über ihre eigenen, nachzusinnen scheinen: so können sie blos die gegenwärtige Lust, welche die Befriedigung ihrer Triebe begleitet, empfinden. Aber in den Menschen, welche ihre eigenen Neigun gen und Handlungen, zu Gegenständen ihrer Be trachtung machen können, lässt uns die Analogie der Natur erwarten, daß sie dieselben eben sowohl, als andre Gegenstände, empfinden und daran Ver gnügen haben müssen. Wir scheinen für jede unsrer Kräfte ein ihr angemessenes Gefühl, einen urthei lenden Geschmack zu haben, welcher den Gebrauch, für den jede Kraft bestimmt ist, der handelnden Person empfiehlt, und sie veranlasst, diesen Ge brauch an andern zu billigen und hochzuschätzen. Wir bemerken dieses bey den Kräften, zu reden, nach zuahmen, nach einem Plan und mit Kunst zu ar beiten, uns zu bewegen, zu denken; hier ist ein Ge fühl, welches die wahre und eigentliche Anwendung dieser Kräfte wahrnimmt, und empfiehlt. Es würde ein Uebelstand in der Einrichtung unsrer Natur seyn, wenn, wir für Kräfte und Handlun gen von noch grösserer Wichtigkeit kein solches Ge fühl hätten; wenn Geschöpfe, deren jedes von Na tur, in Absicht auf seine Nebengeschöpfe, einander sehr entgegengesetzter Neigungen und daraus flies sender Handlungen fähig ist, deren jedes mit ihnen in beständiger Gemeinschaft seyn mus, und wegen seiner Erhaltung von ihnen abhängt; wenn diese Geschöpfe keinen unmittelbaren Wohlgefallen an solchen Neigungen und Handlungen empfänden, welche der Vortheil des ganzen Systems nothwen dig macht. Soll ein unmittelbares Gefühl den ErstesBuch.120 Von dem moralischen Gefühl, wahren Gebrauch der untern Kräfte empfehlen; und wollen wir dem ungeachtet keine natürliche Empfindung für den Gebrauch der obern Kräfte annehmen?


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Wenn Fälle vorkommen, wo diese zwo Be stimmungen nicht neben einander bestehen können: so bezeichnet und empfiehlt das moralische Gefühl, auf einmal, die edlen liebreichen Gesinnungen; aber ohne alle schmeichlerische Vorstellung eines künftigen Vortheils einer höhern Art, welcher in den Reizungen des innern Beyfalls und des Lobes der Welt liegt. Dieses Gefühl empfiehlt die ge meinnützigen Neigungen, vermittelst einer unmit telbaren Empfindung, die wir nicht zu erklären wis sen: es billigt die edelmüthigen Regungen des Her zens, welche diejenigen verrathen, die selbst ihr Le ben aufzuopfern bereit sind, ohne daß sie von den Ueberlebenden etwas hoffen, oder das zukünftige Leben in einer andern Welt, in Betrachtung ziehen. Wenn also das moralische Gefühl, mit seiner gan zen Kraft, wirkt: so wird durch die von der Naturihm ertheilte gebieterische Gewalt, die grosmüthi ge Bestimmung, deren Gegenstand die allgemei ne Glückseligkeit ist, zu der höchsten in der Seele erhoben.


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II. Es ist also eine unmittelbare Empfindungder Ehre und Schande in uns vorhanden, welche und ihre Gleichförmigkeit. 151Fünfter Abschnitt. auch oft da wirkt, wo keine eigennützigen Absichten sind, und welche ein moralisches Gefühl vor aussezt. Sie äussert sich in allen Menschen schon in den ersten Jahren ihres Lebens, ehe noch ein hin längliches Nachdenken in ihnen Begriffe von dem, was sittlich ist, festgesezt haben kan. Ehe wir noch einsehen können, daß wir der Anführung an derer, durch eine weise und gütige Einrichtung, un terworfen sind, werden wir schon durch die ange nehmste Empfindung, für unser gefälliges Verhal ten, belohnet, und hingegen schreckt uns die unan genehmste Empfindung ab, eigensinnig und hals starrig zu seyn. Wenn man dieses Gefühl durch die Absicht auf unsern eignen Vortheil erklärt: so würden dadurch alle Regungen der Ehre, der Nie derträchtigkeit eines Verräthers gleich gesezt, wel cher in der Hofnung, eine Belohnung zu erhal ten, das Ansehen haben will, als ob er andern nützlich sey. Diese Erklärung kan uns keine besse re Begriffe von der Bescheidenheit, von dem Ge fühl der Schande, und von dem Abscheu gegen ei ne Zurechnung der moralischen Schändlichkeit, dem pudore der Römer, welcher den edelsten Zug eines Characters ausmacht, beybringen.


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Wir sehen, daß diese Empfindung der Ehre,Es sind ver schiedene Grade des sen, was Ehre und Schande bringt.eben sowohl, als das moralische Gefühl, worauf sie sich gründet, verschiedene Grade zulässt. Vermöge des natürlichen Verlangens nach der Vollkommen heit aller unsrer Kräfte und des Gefühls der Anstän digkeit und Würde, welche wir in einigen darunter vor andern wahrnehmen, empfinden wir ein natürErstesBuch.152 Das Gefühl der Ehre und Schande,liches Vergnügen, wenn wir wahrnehmen, daß an dere die Vollkommenheit einiger männlichen Kräf te besitzen, und aus dieser Ursache hochgeschätzet werden. Dahero kan ein Geschmack in der Musik, in der Bildhauerkunst, der Mahlerey, und auch in einigen männlichen Belustigungen, sich Achtung er werben. Ein wohleingerichtetes Leben, die Pracht in Kleidern, in Gebäuden, im Hausgeräthe, kan unter gewissen Umständen rühmlich seyn. Ein grösseres Lob haben die höhern Fähigkeiten, ein Geist, der die Wissenschaften erweitert, eine feurige Einbildungskraft des Dichters und des Redners zu erwarten. Dieses leztere gründet sich augenschein lich auf ein höheres und moralischesGefühl.


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Ja wir werden finden, daß die Menschen zu weilen entweder nach einer wahren oder nach einer falschen Meinung das Urtheil fällen, daß eine Handlung einige von den Eigenschaften oder Ab sichten habe, welche die natürlichen Gegenstände des Beyfalls sind. Wir können uns oft wirklich ohne Grund einbilden, daß gewisse Handlungen ei ne gute Wirkung auf das gemeine Beste haben, oder, daß sie aus guten Neigungen herkommen, oder, daß die Gottheit sie gebietet, und daß sie ihr angenehm sind; und in dieser Einbildung werden und ihre Gleichförmigkeit. 163Fünfter Abschnitt. sie von uns gebilliget. Es ist unsre Vernunft, die dem moralischen Gefühl einen falschen Begrif vorstellt. Der Jrrthum liegt in der Meinung oder im Ver stande; nicht aber im moralischenGefühl. Alles, was dasselbe billigt, ist wirklich gut; obgleich die Handlung diese Eigenschaft nicht haben kan. In Sachen, die unsern Vortheil betreffen, wählen und billigen wir zuweilen dasjenige, was uns am Ende Nachtheil bringt. Niemand schliesst daraus, daß wir, in der Selbstliebe, oder der Billigung unsers eigenen Vortheiles, uns selbst unähnlich wären. Durch einen gleichen Jrrthum in Anse hung der moralischen Eigenschaften gewisser Hand lungen kan weder das moralische Gefühl bestrit ten, noch bewiesen werden, daß es sich nicht allemal ähnlich sey. Die Leidenschaften der Zuschauer und der handelnden Personen verhindern, daß die mo ralische Natur derjenigen Handlungen, welche den Leidenschaften ihren Endzweck erreichen helfen, nicht genau geprüfet wird. Wollust, Wuth und Rache, reissen die Menschen mit Ungestüm in den Unter gang, welchen ein ruhiger Mann sieht und vermei det. Allein dieses beweiset nicht, daß die Men schen in Ansehung ihres moralischen Gefühlsoder ihrer Selbstliebe einander unähnlich wären.


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moralischeGefühl