Suchbegriff: fabe
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31 - Von der dramatischen Dichtkunst /

Die Fabel von Schmerz und Lust.


32 - Von der dramatischen Dichtkunst /

Aristoteles sagt irgendwo in seiner Dichtkunst: Man mag einen bekannten Stoff bearbeiten, oder man mag einen ganz neuen erfinden, so muß man in beiden Fällen vor allen Dingen die Fabel entwerffen, und alsdenn erst auf die Episoden oder Umstände, die sie erweitern können, denken. Ist es eine Tragödie, so sage man: Eine junge Prinzeßin wird zu dem Altare geführet, um geopfert zu werden; plötzlich aber verschwindet sie vor den Augen der Zuschauer, und wird in ein Land versetzt, wo man die Gewohnheit hat, alle Fremde einer daselbst verehrten Göttin zu opfern. Hier wird sie Priesterinn. Einige Jahre nachher kömmt der Bruder der Prinzeßin in dieses Land; er wird von den Einwohnern ergriffen, und soll eben jetzt von den Händen seiner Schwester geopfert werden. Indem ruft er aus: So war es nicht genug, daß meine Schwester geopfert wurde; ich muß es auch werden? Durch diese Worte wird er erkannt und gerettet.


33 - Von der dramatischen Dichtkunst /

Alle diese Dinge sind ausser dem Inhalte. In der Fabel muß man sie ergänzen.


34 - Von der dramatischen Dichtkunst /

Nicht genug, komischer Dichter, daß du in deinem Entwurfe gesagt hast: dieser junge Mensch soll sich aus dieser Buhlerin nur wenig machen; er soll sie verlassen, er soll sich verheyrathen; er soll an seiner Frau Geschmack finden; diese soll liebenswürdig seyn, und er soll sich ein erträgliches Leben mit ihr zu führen versprechen; er soll ferner zwey Monate bey ihr liegen, ohne sie zu berühren, und gleichwohl soll sie sich schwanger befinden. Die Schwiegermutter soll in ihre Schnur ganz vernarrt seyn. Desgleichen brauche ich eine Buhlerin von schönen Gesinnungen. Auch kann ich eine gewaltsame Schändung nicht wohl entbehren; und diese muß auf der Strasse von einem jungen betrunkenen Menschen ge schehen seyn. Recht gut; nur fort! Häuffe nur immer einen seltsamen Umstand auf den andern; ich bin es zufrieden. Deine Fabel wird ganz gewiß wunderbar seyn. Nur vergiß nicht, daß du alles dieses Wunderbare mit einer Menge gemeiner Umstände versetzen und so zurichten mußt, daß es mich täuschen kann.


35 - Von der dramatischen Dichtkunst /

Folglich würde es mit der Dichtkunst viel besser aussehen, wenn das Werk von der historischen Gewißheit schon geschrieben wäre. Es würden sich die nehmlichen Gründe auf das Mährchen, auf den Roman, auf die Oper, auf das Possenspiel, auf alle Arten von Gedichten, nicht einmal die Fabel ausgenommen, anwenden lassen.


36 - Von der dramatischen Dichtkunst /

Wenn es bey irgend einem Volke ein Glaubensartikel wäre, daß die Thiere ehedem geredt hätten: so würde die Fabel unter ihm einen Grad der Wahrscheinlichkeit haben, den sie unter uns nicht haben kann.


37 - Von der dramatischen Dichtkunst /

Warum ist man darauf gefallen, einenCharakter mit dem andern zu contrastieren? Ohne Zweifel, damit einer von beiden desto mehr hervorstechen soll. Allein diese Wirkung läßt sich nur alsdenn erhalten, wenn diese Charaktere zugleich erscheinen. Und welche Monotonie in dem Gespräche entspringt daraus? Wie gezwungen wird der ganze Verlauf des Stücks? Wie kann ich die Begebenheiten natürlich verknüpfen, und die Auftritte in eine schickliche Folge bringen, wenn ich beständig mit der Nothwendigkeit beschäftiget bin, diese oder jene Person mit dieser oder jenen zusammen zu bringen? Wie oft wird es sich nicht eräugnen, daß der Contrast eine Scene verlangt, indem die Wahrheit derFabel eine ganz andere erfordert?


38 - Von der dramatischen Dichtkunst /

Wie nahe grenzen Schmerz und Vergnügen an einander! Wenn Aesop $$NAME!! daran gedacht hätte, welche schöne Fabel hätte er davon machen können! — Die Athe- nienser wollen, ich soll abgehen, und ich gehe ab. — Sagt dem Evenus, wenn er weise ist, soll er mir folgen.

39 - Fils naturelle /

Un plus habile que moi vous répondra que les embellissemens de l'épopée convena bles aux Grecs, aux Romains, aux Italiensdu quinzieme & du seizieme siecle, sont proscrits parmi les François, & que les Dieux de la Fable, les oracles, les héros invulné rables, les aventures romanesques, ne sont plus de saison.


40 - Fils naturelle /

Je crains bien que ni les poëtes, ni les musiciens, ni les décorateurs, ni les danseurs, n'aient pas encore une idée véritable de leur théâtre. Si le genre lyrique est mauvais, c'est le plus mauvais de tous les genres: s'il est bon, c'est le meilleur. Mais peut-il être bon, si l'on ne s'y propose point l'imitation de la nature, & de la nature la plus forte? A quo bon mettre en poésie, ce qui ne valoit pas la peine d'être conçu? En chant, ce qui ne valoit pas la peine d'être récité? Plus on dépense sur un fonds, plus il importe qu'il soit bon. N'est-ce pas prostituer la philosophie, la poésie, la musique, la peinture, la danse, que de les occuper d'une absurdité? Chacun de ces arts en particulier a pour but l'imitation de la nature; & pour employer leur magie réunie, on fait choix d'une fable! Et 250 DE LA POÉSIE l'illusion n'est-elle pas déja assez éloignée? Et qu'a de commun avec la métamorphofe, ou le sortilége, l'ordre universel des choses, qui doit toujours servir de base à la raison poétique? Des hommes de génie ont ramené de nos jours la philosophie du monde intelligible dans le monde réel. Ne s'en trouverat-il point un qui rende le même service à lapoésie lyrique, & qui la fasse descendre, des régions enchantées, sur la terre que nous habitons?


41 - Der natürliche Sohn /

Wer strenger wäre als ich, würde Ihnen antworten, daß die Auszierungen der Epopee, wie sie sich für die Griechen, für die Römer, für die Italiäner des funfzehnten und sechzehnten Jahrhunderts schickten, heut zu Tage völlig verbannt sind; daß die Götter der Fabel, die Orakel, die unverwundbaren Helden, die romanenhaften Abentheuer, ganz aus der Mode sind.


42 - Der natürliche Sohn /

Ich fürchte, daß bisher weder die Dichter, noch die Tonkünstler, noch die Verzierer, noch die Tänzer einen richtigen Begriff von ihrem gemeinschaftlichen Theater gehabt haben. Ist die lyrische Gattung schlecht, so ist sie die schlechteste von allenGattungen. Ist sie gut, so ist sie die beste von allen. Aber wie kann sie gut seyn, wenn man sich nicht die Nachahmung der Natur, und zwar der allerstärksten Natur, darinn vorsetzt? Wozu dient es, etwas in Poesie zu bringen, das nicht werth war, gedacht zu werden? Etwas singbar zu machen, was nicht werth war, in Mund genommen zu werden? Je mehr man Unkosten auf etwas verwendet, desto besser muß es nothwendig seyn. Heißt das nicht die Philosophie, die Poesie, die Musik, die Mahlerey, die Tanzkunst schänden, wenn man sie mit einer Ungereimtheit beschäftiget? Jede von diesen Künsten insbesondere, hat die Nachahmung 250 der Natur zur Absicht; und wenn man sich ihrer vereinten Zauberkräfte bedienen will, so wählt man eine Fabel! Ist die Illusion etwa noch nicht entferntgenug? Was hat die allgemeine Ordnung der Dinge, auf die sich die poetischen Erdichtungen gründen müssen, mit der Verwandlung, mit der Hexerey zu thun? Männer von Genie haben in unsern Tagen die Philosophie aus der geistigen Welt in die wirkliche Welt herüber gehohlt. Will sich niemand finden, der der lyrischen Poesie den nehmlichen Dienst erzeige, und sie aus den bezauberten Gegenden auf die Erde, die wir bewohnen, herabbringe?


43 - An Essay on Dramatick Poesy /

The Unity of Time they comprehend in twenty four Hours, the compass of a Natural Day; or as near it as can be contriv'd: And the Reason of it is obvious to every one, that the Time of the feigned Action, or Fable of the Play, should be proportion'd as near as can be to the Duration of that Time in which it is represented; since therefore all Plays are acted on the Theatre in a space of Time much within the compass of twenty four Hours, that Play is to be thought the nearest Imitation of Nature, whose Plot or Action is confin'd within that Time; and, by the same Rule which concludes this general Proportion of Time, it follows, that all the Parts of it are (as near as may be) to be equally sub-divided; namely, that one Act take not up the suppos'd Time of half a day; which is out of Proportion to the rest; since the other four are then to be straitned within the Compass of the remaining half; for it is unnatural, that one Act, which being spoke or written, is not longer than the rest, should be suppos'd longer by the Audience; 'tis therefore the Poet's Duty, to take care that no Act should be imagin'd to exceed the Time in which it is represented on the Stage; and that the Intervals and Inequalities of Time be suppos'd to fall out between the Acts.


44 - An Essay on Dramatick Poesy /

Next, for the Plot, which Aristotle call'd ὁ μῦθος, and often τῶν πραγμάτων σύνθεσις, and from him the Romans Fabula, it has already been judiciously observ'd by a late Writer, that in their Tragedies it was only some Tale deriv'd from Thebes or Troy, or at least some thing that happen'd in those two Ages; which was worn so thread-bare by the Pens of all the Epique Poets, and even by Tradition it self of the TalkativeGreeklings (as Ben. Johnson calls them) that before it came upon the Stage, it was already known to all the Audience: And the People, so soon as ever they heard the Name of Oedipus, knew as well as the Poet, that he had kill'd his Father by a Mistake, and committed Incest with his Mother, before the Play; that they were now to hear of a great Plague, an Oracle, and the Ghost ofLaius: So that they sate with a yawning kind of Expectation, till he was to come with his Eyes pull'd out, and spake a hundred or more Verses in a Tragick Tone, in complaint of his Misfortunes. But one Oedipus, Hercules, or Medea, had been tolerable; poor People, they scap'd not so good cheap: they had still the Chapon Bouillé set before them, till their Appetites were cloy'd with the same Dish, and the Novelty being gone, the Pleasure vanish'd: So that one main End of Dramatick Poesy in its Definition, which was to cause Delight, was of consequence destroy'd.


45 - An Essay on Dramatick Poesy /

In their Comedies, The Romans generally borrow'd their Plots from the Greek Poets; and theirs was commonly a little Girl stollen or wandred from her Parents, brought back unknown to the City, there got with Child by some lewd young Fellow; who, by the help of his Servant, cheats his Father: and when her time comes, to cry Juno Lucina fer opem; one or other sees a little Box or Cabinet which was carried away with her, and so discovers her to her Friends, if some God do not prevent it, by coming down in a Machine, and taking the thanks of it to himself.