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31 - Von Johann Dryden und dessen dramatischen Werken /

Jch will dem Lisidejus, ohne lange zu streiten, einen grossen Theil von dem, was er wider uns beygebracht, zugeben; denn ich bekenne es, dramatischen Werken. daß die Franzosen ihre Trauerspiele regelmäßiger anlegen, und daß sie die Gesetze der Komödie und das Decorum der Bühne, überhaupt zu reden, genauer beobachten als die Engländer; ich leugne auch nicht, daß wir wegen verschiedner von ihm erwähnter Unregelmäßigkeiten mit Recht zu tadeln sind: doch bin ich, bey dem allen, noch der Meinung, daß weder unsere Fehler, noch ihre Tugenden von der Beträchtlichkeit sind, ihnen den Vorzug vor uns einzuräumen.


32 - Von Johann Dryden und dessen dramatischen Werken /

Jch muß mich daher sehr wundern, wie Lisidejus und viele andere, die Unfruchtbarkeit derfranzösischen Jntriguen über die Mannigfaltigkeit und den Reichthum der englischen, erheben können. Jhre Jntrigue ist einfach; sie haben nur eine einzige Absicht, die alle spielende Personen betreiben, und welcher uns jede Scene immer näher bringt; unsre Stücken aber haben, außer der Haupthandlung, noch Nebenhandlungen und kleinere Jntriguen, die mit jener zugleich fortgeführet werden; so wie man sagt, daß der Kreiß der Fixsterne, und der Kreiß der Planeten, ob sie gleich ihre eigene Bewegung haben, durch die Bewegung desPrimum mobile zugleich mit fortgerissen werden. Und dieses Gleichniß passet auf die englische Schanbühne<Schaubühne> sehr wohl; denn wenn selbst in der Natur entgegengesetzte Bewegungen bey einander Statt haben, wenn sich ein Planet zu gleicher Zeit gegen Abend und Morgen bewegen kann; das eine, Kraft seiner eignen Bewegung, und das andre durch die Gewalt des ersten Bewegers: so läßt es sich ja auch gar Von Johann Dryden u. dessen wohl einbilden, wie eine Nebenhandlung, die von der Haupthandlung nur unterscheiden, und keinesweges ihr entgegengesetzt ist, ganz natürlich mit ihr zugleich fortgeführet werden kann.


33 - Von Johann Dryden und dessen dramatischen Werken /

Doch endlich auf den letzten Theil der Rede des Lisidejus zu kommen, welcher die Erzehlungen betraf, so muß ich mit ihm bekennen, daß die Franzosen wohl daran thun, wenn sie diejenigen Stücke der Handlung, die auf dem Theater einen Tumult verursachen würden, verbergen und sie den Zuschauern nur durch eine Erzehlung bekannt werden lassen. Ferner halte ich es auch mit ihm für sehr zuträglich, Von Johann Dryden u. dessen daß alle unglaubliche Handlungen aus dem Gesichte gebracht werden. Es sey nun aber, daß die Gewohnheit unter unsern Landsleuten schon so tief eingerissen, oder daß wir von Natur wilderer Art sind; Zweykämpfe und andere Gegenstände des Schauders und Schreckens lassen wir unsern Blicken nicht gerne entziehen. Und in der That ist die Unanständigkeit des Tumults alles, was man wider das Fechten einwenden kann; denn warum sollte sich unsereEinbildung nicht eben so gern durch die Wahrscheinlichkeit dieses, als eines andern Vorfalls in dem Schauspiele hinter gehen lassen? Jch wenigstens kann mich eben so leicht überreden, daß die Stöße in allem Ernste gethan werden, als daß die, die sie thun, Könige, Prinzen und die nehmlichen Personen sind, die sie vorstellen. Was unglaubliche Gegenstände anbelangt, so wünschte ich vom Lisidejus wohl zu hören, ob auf unserm Theater wohl etwas von allem Anscheine der Wahrheit so weit entferntes vorkomme, als in der Andromeda des Corneille, welches Stück so viel Beyfall, als irgend eines von seinen übrigen erhalten hat? Wessen Glauben stark genug ist, den Perseus, den Sohn einer hendnischenheidnischenGottheit, den Pegasus und das Ungeheuer zu verdauen, der mag nur ja keine von unsern Vorstellungen tadeln. Es sind dieses nun zwar angenehme Gegenstände; allein in Ansehung der Wahrscheinlichkeit ist es dramatischen Werken. alles eins; denn der Dichter macht kein Ballet, keine Masquerade daraus, sondern einDrama, welches der Wahrheit gleichen soll. Jn Ansehung des Sterbens aber, welches nicht vorgestellt werden sollte, haben wir, ausser den vom Lisidejus angeführten Gründen, das Ansehen Ben Johnsons selbst, der es in seinen Tragödien vermieden hat; denn sowohl der Tod des Sejanus als des Catilina werden erzehlt, ob ich mich gleich nicht enthalten kann in dem letztern eine Unregelmäßigkeit dieses großen Dichters anzumerken. Er verlegt nehmlich in eben demselben Aufzuge die Scene von Rom zu der Armee des Catilina, und von da wieder gen Rom; und über dieses verstattet er, nach der Rede des Catilina, zu Lieferung des Treffens bis zu der Zurückkunft des Petrejus, der dem Senate die Nachricht davon bringen soll, viel zu wenig Zeit. Jch würde dieses Versehen an ihm, der das πρεπον der Bühne sonst so ängstlich beobachtet, nicht einmal gerügt haben, wenn er nicht selbst gegen den unvergleichlichen Shakespear, wegen eines ähnlichen Fehlers, eine ganz ausserordentliche Strenge geäussert hätte. Um diesen Punct von den Erzehlungen endlich zu schließen, so darf ich wohl sagen, daß wenn wir zu tadeln sind, weil wir allzuviel Handlung zeigen, so sind es die Franzosen noch weit mehr, weil sie uns zu wenig davon sehen lassen; ein jeder ver Von Johann Dryden u. dessennünftiger Scribent sollte daher die Mittelstraße zwischen beyden beobachten, damit die Zuhörer, wenn man ihnen gar nichts sehen läßt, wenn es sich auch noch so schön ausnähme, nicht verdrießlich gemacht, und auch nicht beleidiget würden, wenn man ihnen unglaubliche oder unanständige Dinge zeiget. Jch hoffe, in dieser meiner Rede bereits gezeigt zu haben, daß, ob wir gleich die Gesetze der Komödie nicht so pünctlich erfüllen, als die Franzosen, unsere Fehler doch so wenig und so gering, diejenigen Stücke aber, worinn wir sie übertreffen, so beträchtlich sind, daß wir mit Recht ihnen vorgezogen zu werden verdienen. Was wird aber Lisidejus sagen, wenn er hört, daß sie selbst, durch diese Regeln allzusehr eingeschränkt zu seyn bekennen, deren Uebertretung er an den Engländern getadelt hat. Jch will die Worte des Corneille anführen, die ich am Ende seiner Abhandlung über die drey Einheiten finde: Il est facile aux Speculatifs d'etre severes &c. Die Runstrichter<Kunstrichter> können leicht streng seyn; wenn sie aber nur zehn oder zwölf Gedichte von dieser Art ans Licht stellen wollten, sie würden gewiß die Regeln noch viel weiter ausdehnen, als ich es gethan habe, so bald sie aus der Erfahrung erkennten, was ihre genaue Befolgung für ein Zwang sey, und wie vielSchönes deswegen nicht auf die Bühnedramatischen Werkengebracht werden kann. Um was er hier sagt ein wenig zu erleutern; so sind sie eben durch ihre knechtische Beobachtung der Einheiten der Zeit und des Orts, und ihre Ununterbrochenheit der Scenen, in jene Magerkeit der Jntrigue und Unfruchtbarkeit der Einbildungskraft verfallen, die man an allen ihren Stücken bemerken kann. Wie viel schöne Zufälle können sich nicht ganz natürlich in zwey oder drey Tagen ereignen, die sich in dem Umfange von vier und zwanzig Stunden mit keiner Wahrscheinlichkeit zutragen können? Da hat man doch noch Zeit genug, einen Anschlag reif werden zu lassen, welches unter grossen und klugen Leuten, dergleichen meistentheils in der Tragödie vorgestellt worden, in so wenig Augenblicken mit ganz und gar keinem Anscheine von Wahrheit geschehen kann. Ferner sind sie dadurch, daß sie sich so genau an die Einheit des Orts und die Ununterbrochenheit der Scenen binden, nicht selten gezwungen, verschiedne Schönheiten wegzulassen, die man an dem Orte, wo der Aufzug angefangen, nicht zeigen kann, wohl aber sehr gut hätte zeigen können, wenn die Scene wäre unterbrochen und geleeret worden, damit andere Personen an einem vermeintlich andern Orte auftreten können. Denn wenn der Aufzug in einem Zimmer anfängt, so müssen alle spielende Personen eines oder das andere daselbst zu thun haben, oder sie können in dem Von Johann Dryden u. dessen ganzen Aufzuge nicht gezeigt werden, und manchmal verstattet es ihr Charakter gar nicht, da zu erscheinen: als gesetzt, die Scene wäre in des Königs Schlafzimmer, so muß auch die allergeringste Person in der Tragödie, was sie zu thun hat, nirgends als da verrichten, ob sie sich gleich weit besser in das Vorzimmer, oder in den Schloßhof geschickt hätte, nur damit die Bühne nicht leer und die Folge der Auftritte nicht unterbrochen werde. Manchmal verfallen sie hierdurch noch in grössere Ungereimtheiten; denn sie unterbrechen die Scene nicht, und ändern gleichwohl den Ort, wie es in einem von ihren neuesten Stücken geschehen, wo der Aufzug in einer Strasse anfängt, hernach aber fast jeder Austritt einen besondern Ort erfordert, ob sich gleich die Personen richtig abwechseln. et cetera


34 - Von Johann Dryden und dessen dramatischen Werken /

Und nun sagen Sie mir, ich bitte Sie, was ist leichter, als ein regelmäßigesfranzösischesSchauspiel zu schreiben? Und was ist schwerer, als ein unregelmäßiges englisches, dergleichenFletchers oder Shakespears Stücke sind? Wenn man sich, wie Corneille gethan, mit einer einzigen kahlen Jntrigue begnügen will, die man, wie ein schlechtes Räthsel, schon ganz weis, ehe sie noch halb vorgetragen ist, so können wir eben so leicht regelmäßig seyn als sie. Wenn sie hingegen ein reiches Stück von einer mannigfaltigen Verwicklung machen wollen, wie es einige dramatischen Werken. von ihnen versucht haben, seit dem Corneille nicht mehr in solchem Ansehen steht, so schreiben sie eben so unregelmäßig als wir, und wissen es nur ein wenig künstlicher zu verstecken. Daher ist die Ursache auch augenscheinlich, warum noch kein übersetztes französisches Stück auf der englischen Bühne Beyfall gefunden hat, und auch nie finden wird. Denn unsere Stücke sind, in Betrachtung der Anlage, von weit mehr Abwechslung, und in Ansehung der Ausführung, weit reicher an Witz und Einfällen. Es ist auch ein seltsamer Jrrthum, wenn man die Gewohnheit, Schauspiele in Versen abzufassen, als etwas, daß wir den Franzosen nachgemacht hätten, verschreyen will. Wir haben von ihnen nichts geborgt; unsere Stücke sind auf unsern eigenen englischen Stühlen gewebt; in der Mannigfaltigkeit und Grösse derCharaktere, bemühen wir uns dem Shakespear und Fletcher nachzufolgen; den Reichthum und die geschickte Verbindung der Jntriguen haben wir vom Johnson; und selbst in den Versen haben wir englische Muster, die weit älter sind als die Stücke des Corneille. Denn ohne unsere alten Lustspiele vor Shakespearn zu gedenken, welche alle in sechsfüßigen Versen, oder Alexandrinern, wie sie die Franzosen itzt brauchen, geschrieben waren, kann ich sowohl beym Shakespear, als auch in Ben Johnsons Tragödien, manche gereimte Scene weisen; Von Johann Dryden u. dessen im Catilina und Sejanus nehmlich oft dreyßig bis vierzig Zeilen hinter einander, ausser den Chören und Monologen, welches genugsam zeiget, daß Ben kein Feind von dieser Art zu schreibeu war, besonders wenn man seinen betrübten Schäfer lieset, der bald aus gereimten, bald aus ungereimten Versen bestehet, nicht anders als ein Pferd, das zu seiner Erleichterung mit Paß und Trab abwechselt. Er selbst preiset auch Fletchers Pastorelle von der getreuen Schäferin an, welche größtentheils in Reimen abgefaßt ist, obgleich freylich nicht in so reinen und fliessenden, wie man sie nachher gemacht hat. Und diese Beyspiele sind hinlänglich, die Beschuldigung einer knechtischenNachahmung der Franzosen, von uns abzulehnen.


35 - Von Johann Dryden und dessen dramatischen Werken /

Beaumont und Fletcher hatten, ausser dem Gebrauche den sie von Shakespears, als ihres Vorgängers, Geiste machen konnten, grosse natürliche Gaben, die durch gute Studien ausgebildet waren. Beaumont besonders war ein so genauer Kunstrichter in dem Dramatischen Theile der Poesie, daß ihm Ben Johnson, so lange er lebte, alle seine Werke zur Beurtheilung unterwarf, und, wie man meint, sich seiner Einsichten nicht allein zum Verbessern, sondern auch zum Entwerffen be dramatischen Werken.diente. — Das erste Stück welches Fletchern und Beaumont in Ansehen brachte, war Philaster; denn vorher hatten sie zwey oder drey Stücke mit schlechtem Glücke geschrieben, wie denn das nehmliche auch vom Ben Johnson erzehlt wird, ehe er mit seinem Every Man in his Humour zum Vorschein kam. Jhre Anlagen und Jntriguen sind meistenthels regelmäßiger als Shakespears; besonders diejenigen, die vor Beaumonts Tode gemacht worden; sie kannten auch den Ton der großen Welt besser, und wußten die wilden Ausschweifungen, und den geschwinden Witz im Antworten, der den Personen aus ihr eigen ist, so vortreflich zu schildern und nachzuahmen, als noch kein Dichter vor ihnen gethan hatte. Mit der Laune, welche Ben Johnson von einzeln Personen nachschilderte, gaben sie sich nicht sehr ab; sie stellten dafür alle Leidenschaften, und besonders die Liebe, ungemein lebhaft vor. Jch bin nicht ungeneigt zu glauben, daß in ihnen die englischeSprache zu ihrer höchsten Vollkommenheit gelangte; alle Wörter, die man seitdem darinn aufgenommen hat, sind mehr zum Ueberflusse als zur Zierde. Jhre Stücke werden itzt am häufigsten, und mit dem meisten Beyfall gespielt; durch das Jahr durch immer wenigstens zwey gegen eines von Shakespear und Johnson; und die Ursache ist, weil in ihren Komödien eine gewisse Lustigkeit, und in Von Johann Dryden u. dessen ihren ernsthaftern Stücken so etwas Pathetisches herrscht, das überhaupt allen Menschen gefällt.Shakespears Sprache ist zugleich ein wenig altvätrisch, und Ben Johnsons Witz kömmt dem ihrigen nicht gleich.


36 - Von Johann Dryden und dessen dramatischen Werken /

Hierauf folgt die Beurtheilung des gedachten Stücks vom Johnson, die ich mir bey einer andern Gelegenheit zu Nutze machen werde. Vor itzo will ich nur die Erklärung mitnehmen, welche Dryden von dem, was die Engländer Humor nennen, giebt. Jch erinnere zugleich, daß ich Humor, wo ich das Wort übersetzen will, durch Laune gebe, weil ich nicht glaube, daß man ein bequemers in der ganzen deutschen Sprache finden wird.


37 - Von Johann Dryden und dessen dramatischen Werken /

Humor, sagt Dryden, ist die lächerliche Ausschweifung im Umgange, wodurch sich ein Mensch von allen übrigen unterscheidet. — Die Alten hatten in ihren Lustspielen sehr wenig davon, denn das γελοιον der alten griechischenKomödie, deren Haupt Aristophanes war, hatte nicht sowohl den Zweck, einen gewissen Menschen nachzuahmen, als vielmehr das Volk durch einen seltsamen Einfall, der meistentheils etwas unnatürliches oder unflätiges bey sich hatte, lachen zu machen. Zum Exempel, wennSokrates auf die Bühne gebracht ward, so ward er nicht durch die Nachahmung seiner dramatischen Werken.Handlungen, sondern dadurch lächerlich gemacht, daß man ihn etwas begehen ließ, das sich für ihn gar nicht schickte; etwas so kindisches und abgeschmacktes, daß es, mit der Ernsthaftigkeit des wahren Sokrates verglichen, ein lächerlicher Gegenstand für die Zuschauer ward. Jn ihrer darauf folgenden neuen Komödie suchten nun zwar die Dichter, dasἠδος, so wie in ihren Tragödien das παθος des Menschen auszudrücken. Allein dieses ἠδος enthielt bloß die allgemeinen Charaktere der Menschen und ihre Sitten; als da sind alte Leute, Liebhaber, Bediente, Buhlerinnen, Schmarutzer, und andere solche Personen, wie wir sie in ihren Lustspielen finden. Und diese alle machten sie einander so ähnlich, einen Alten oder Vater dem andern, einen Liebhaber dem andern, eine Buhlerin der andern, als ob der erste alle übrigen von seiner Art erzeugt hätte:ex homine hunc natum dicas. Eben diese Gewohnheit beobachten sie auch in den Tragödien. Was aber die Franzosen anbelangt, ob sie gleich das Wort Humeur in ihrer Sprache haben, so machen sie doch nur einen sehr geringen Gebrauch in ihren Komödien und Possenspielen davon, die weiter nichts als schlechteNachahmungen des γελοιου, oder des Lächerlichen der alten Komödien sind. Bey denEngländern aber ist es ganz anders, die unterHumor irgend eine ausschweifende Gewohn Von Johann Dryden u. dessenheit, Leidenschaft oder Neigung verstehen, die, wie ich schon gesagt habe, einer Person eigenthümlich ist, und durch deren Seltsamkeit sie sich sogleich von allen übrigen Menschen unterscheidet. Wenn dieser Humor lebhaft und natürlich vorgestellt wird, so erzeugt er meistentheils das boshafte Vergnügen, welches sich durch das Lachen verräth, wie denn alle Abweichungen von dem Gewöhnlichen am geschicktesten sind, es zu erregen. Das Lachen aber ist dabey nur zufällig, wenn nehmlich die vorgegestellten Personen fantastisch und närrisch sind; das Vergnügen hingegen ist ihm wesentlich, so wie einer jeden Nachahmung der Natur. Jn der Beschreibung dieser Humors oder Launen nun, die er an gewissen einzeln Personen bemerkt hatte, bestand das eigentliche Genie und die größte Geschicklichkeit unsers Ben Johnsons.“


38 - Des Abts du Bos Ausschweifung von den theatralischen Vorstellungen der Alten /

Wallis, dieser sowohl wegen seiner Gelehrsamkeit als auch deswegen berühmte Engländer, weil er unter allen Gelehrten zu unserer Zeitam längsten gelebt hat, ließ im Jahr 1699. indem dritten Theile seiner mathematischen Werke,des Porphyrius griechischen Commentar über desPtolemäus Bücher ἁρμονικων drucken, welchemer eine lateinische Uebersetzung und Anmerkungenbeyfügte. Wenn man diesen Commentar lieset, so sieht man, daß die Alten überhaupt alle Wirkungen, deren die Stimme fähig ist, in zweyArten eingetheilet haben. Proximo statim locoexhibet ipsas vocis differentias. Duplex enimest hujusce motus, continuus qui dicitur, &Diastematicus. Continuus quidem, quo indu Bos,ter nos colloquimur, qui & eodem sensu sermocinalis dicitur. Diastematicus vero quo canimus & modulamur, tibiaque & cithara ludimus, unde Melodicus dicitur. (*) Hierauf handelt der Verfasser von dem Unterschiede, der sich in dem Klange der Stimme befindet. Der eine Klang der Stimme ist der stetige, (continuus) derjenige nehmlich, welchen dieStimme im gemeinen Reden formiret, undden man auch deswegen den gesprächmäßigennennet. Der andre heißt der melodische, welcher nach gewissen Intervallen eingerichtetist, und ist derjenige, den die hören lassen, welche singen oder eine Modulation ausführen, und den diejenigen nachahmen, welche Instrumente blasen ober spielen. Hierauf erklärtPorphyrius den Unterschied weitläuftig, welcher sich unter diesen beyden Arten der Stimme befindet, und fügt endlich hinzu. Diesesist der Grundsatz, welchen Ptolemäus zum Anfange seiner Betrachtungen über die Harmoniefestsetzt, und welcher, überhaupt zu reden, ebenderselbe ist, den die Schüler des Aristoxenusangeben. Cum igitur ab Aristoxeneis prope omnibus hæc tradantur, statim ab initiotractationis de Harmonica Ptolemæus eadempostulat. Wir haben schon gesagt, wer Aristoxenus gewesen. Und also war die Eintheilungder Stimme in die stetige, und in die melodische, (*) Proph. in Hypomnem. ad Harm. Ptol. cap. I. p. 149.von den theatr. Vorstell. der Alten.oder in die abgemessene und in ihrer Fortschreitung gewissen Intervallen unterworffene Stimme, einer von den ersten Grundsätzen der musikalischen Wissenschaft. Und nun wollen wir sehen, daß dieser melodische Klang der Stimme, oder die Melodie wiederum in zwey Gattungengetheilt ward, nehmlich in Melodie, die eineigentlich so genannter Gesang war, und in Melodie, die nichts als eine blosse Declamation war. Martianus Capella sagt: der Klang derStimme kann in zwey Arten eingetheilet werden; nehmlich in den stetigen und in den nachgewissen Intervallen abgetheiten Klang. Derstetige ist der Klang der einfachen Aussprachebey gewöhnlichen Unterredungen. Der abgesonderte aber ist der Klang der Aussprache eines Menschen, welcher eine Modulation ausführet. Zwischen diesen zwey Arten ist nocheine mittlere Art, welche etwas von der stetigenund etwas von der abgetheilten hat. DieserMittelklang der Stimme ist nicht so unterbrochen als der Gesang; er fließt aber auch nichtso in einem fort, als der Klang eines gemeinenGesprächs. Die Stimme macht diesen Klangalsdenn, wenn sie dasjenige ausspricht, waswir Carmen nennen. (*) Nun aber, wiewir weiter unten sagen werden, bedeutete Carmen, eigentlich die abgemessene Declamationder Verse, die nicht gesungen wurden, wenn(*) Siehe die Noten des Meiboms. S. 351.du Bos,man nehmlich singen in der Bedeutung nimt,die es unter uns hat. (*) Nunc de prima vocevelut de sonitus totius parente, dicemus. Omnis vox in duo genera dividitur, continuumatque divisum. Continuum est velut juge colloquium. Divisum quod in modulationibusservamus. Est & medium quod ex utroquepermixtum, ac neque alterius continuum motum servat, nec alterius frequenti divisionepræciditur, quo pronuntiandi modo carminarecitantur.


39 - Des Abts du Bos Ausschweifung von den theatralischen Vorstellungen der Alten /

Die übereilten Gebehrden dieser Schauspielermußten freylich denjenigen als convulsivische Bewegungen vorkommen, die an eine einfache undlangsame Recitation gewöhnt waren. Eben sowürden Zuschauer, die nichts anders als englische Komödien hätten spielen sehen, das SpielItaliänischer Komödianten für die Declamationunsinniger Leute halten. Die neue Art zu recitiren wird den Römern also Anfangs sehr ausserordentlich geschienen haben; doch werden siesich auch bald daran gewöhnt haben, weil mansich sehr leicht an solche Neuigkeiten gewöhnt, welche mehr Thätigkeit und mehr Leben in dietheatralischen Vorstellungen bringen.


40 - Des Abts du Bos Ausschweifung von den theatralischen Vorstellungen der Alten /

Wir können eben so wenig von der Vortreflichkeit der Kunst der Pantomimen, als von derVortreflichkeit der unter zwey Schauspieler vertheilten Declamation urtheilen. Wir habenweder das eine noch das andre gesehen. Wenigstens aber werden diejenigen, welche an deritaliänischen Komödie Vergnügen gefunden, undbesonders den alten Octavio, den alten Scarmouche und ihre Kameraden den Harlequin undTrivelin haben spielen sehen, sich leicht überredenkönnen, daß man gar wohl verschiedne Scenen, ohnedabey zu sprechen, vorstellen könne. Wir können hier aber auch noch geschehene Dinge anführen, welche es besser als alle Vernünfteleyenbeweisen, daß diese Ausführung möglich sey. Es haben sich in England Banden von Pantodu Bos,mimen hervor gethan, und einige von diesen Komödianten haben sogar in Paris, auf dem Theater der komischen Oper, stumme Scene gespielt, welche jedermann verstehen konnte. ObgleichRoger den Mund nicht aufthat, so verstand mandoch alles, was er wollte, ohne viele Mühe. Wie viel Fleiß aber hatte Roger auf diese Kunst,in Vergleichung mit den alten Pantomimen,verwendet? Wußte er auch nur, daß jemals einPylades und Bathyllus gewesen war?


41 - Examen de in genios para las Sciencias /

El segundo es: en que va ser la lengua Latina tan repugnante al ingenio de los Españoles; y tan natural a los Franceses, Italianos, Alemanes, Ingleses, y a los de mas que abitan el Septentrion? Como parece por sus obras: que por el buen Latin, conoscemos ya, que es estrangero el autor; y por el barbaro y mal rodado, sacamos que es Español.


42 - Examen de in genios para las Sciencias /

Al segundo Problema se responde, que buscando Galeno (Lib. quod animi mores, cap. 19.) elingenio de los hombres, por el temperamento de la region que habitan; dize, que los que moran debaxo el Septentrion, todos son faltos de entendimiento: Y los que estan siriados entre el Septentrion y la Torrida zona, son prudentissimos: La qual postura responde puntualmente a nuestra region. Y es cierto assi: porque España ni es tan fria como los lugares del Norte; ni tan caliente, como la Torrida zona. La mesma sentencia trae Aristoteles (14.Sect. prob. 15.) preguntando, Porque los que habitan tierras muy frias, son de menos entendimiento, que los que nacen en las mas calientes? y en la respuesta trata muy mal a los Flamencos, Alemanes, Ingleses, y Franceses; diziendo, que su ingenio es como lo de los borrachos; por la qual razon, no pueden inquirir ni saver la naturaleza de las cosas: y la causa desio es, la mucha humedad que tienen en el celebro, y en las demas partes del cuerpo. Y assi lo muestra la blancura del rostro, y el color dorado del cabello; y que por maravilla se halla un Aleman que sea calvo: y con esto todos son crescidos, y de larga estatura, por la mucha humedad, que haze dilatables las carnes. Todo lo qual se halla al reves, en los Españoles: son un poco morenos, el cabello negro, medianos de cuerpo; y los mas veemos calvos. La qual disposicion De Ingenios. (dize Galeno Lib. artis med. cap. 14. & 15.) que nace de star caliente y seco el celebro. Y si esto es verdad, forçosamente an de tener ruyn memoria, y grande entendimiento; y los Alemanes grande memoria, y poco entendimiento. Y assi los unos no pueden saver Latin, y los otros lo aprenden con grande facilidad.


43 - Examen de in genios para las Sciencias /

La vaniloquencia y parleria de los Theo logosAlemanes, Ingleses, Flamencos, Franceses, y de los demas que habitan el Septentrion, echó a perder el auditorio Christiano, con tanta pericia de lenguas, con tanto ornamento y gracia enel predicar, por no tener entendimiento, para alcançar la verdad. Y que estos sean faltos de entendimiento, ya lo dexamos provado atras, de opinion de Aristoteles, allende de otras muchas razones y experiencias, que truximos para ello. Pero si el auditorio In gles y Aleman, estuviera advertido, en lo que S. Pablo escrivio alos Romanos (estando tambien ellos apretados, de otros falsos predicadores) por ventura, no se engañaran tan presto (Cap. 16.) Rogo autem vos, fratres, ut observetis eos, qui dissensiones & offendicula præter doctrinan quam vos didicistis faciunt, & declinate ab ill.s: hujusmodi enim Christo Domino nostro non serviunt, sed suo ventri, & per dulces sermones & benedictiones seducunt corda innocentium Como si dixera: Hermanos mios, por amor de Dios os ruego que tengays cuenta particular con estos que os enseñan otra doctrina, fuera de la que aveys aprendido: y apartaos dellos, De Ingenios. porque no sirven a nuestro señor Iesu Christo, sino a sus vicios y sensualidad, y son tan bien hablados y eloquentes, que con la dulçura de sus palabras y razones, engañan a los que poco saben.


44 - Examen de in genios para las Sciencias /

La vaniloquencia y parleria de los Theo logosAlemanes, Ingleses, Flamencos, Franceses, y de los demas que habitan el Septentrion, echó a perder el auditorio Christiano, con tanta pericia de lenguas, con tanto ornamento y gracia enel predicar, por no tener entendimiento, para alcançar la verdad. Y que estos sean faltos de entendimiento, ya lo dexamos provado atras, de opinion de Aristoteles, allende de otras muchas razones y experiencias, que truximos para ello. Pero si el auditorio In gles y Aleman, estuviera advertido, en lo que S. Pablo escrivio alos Romanos (estando tambien ellos apretados, de otros falsos predicadores) por ventura, no se engañaran tan presto (Cap. 16.) Rogo autem vos, fratres, ut observetis eos, qui dissensiones & offendicula præter doctrinan quam vos didicistis faciunt, & declinate ab ill.s: hujusmodi enim Christo Domino nostro non serviunt, sed suo ventri, & per dulces sermones & benedictiones seducunt corda innocentium Como si dixera: Hermanos mios, por amor de Dios os ruego que tengays cuenta particular con estos que os enseñan otra doctrina, fuera de la que aveys aprendido: y apartaos dellos, De Ingenios. porque no sirven a nuestro señor Iesu Christo, sino a sus vicios y sensualidad, y son tan bien hablados y eloquentes, que con la dulçura de sus palabras y razones, engañan a los que poco saben.


45 - Examen de in genios para las Sciencias /

Muchas señales ponen los medicos para descubrir esta diferencia de ingenio: pero las mas principales, y que mejor le dan a entender, son las que se siguen. La primera, dize Galeno (Lib. artis me. cap. 13.) que a de tener el cabello subrufo; que es un color de blanco y rubio mezclado: y passando de edad en edad, dorandose mas. Y está la razon muy clara: porque la causa ma terial de que se haze el cabello, dizen los medicos, que es un vapor gruesso que se levanta del cozimiento que haze el celebro al tiempo de su nutricion. Y qual color tiene el miembro, tal le toman sus escrementos. (Gal. lib. 1. de temper.) Si el celebro tiene mucha flema en su composicion, sale el cabello bianco; si mucha colera, açafranado: pero estando estos dos humores ygualmente mezclados, queda el celebro templado, en calor, frialdad, humedad, y sequedad; y el cabello rubio, participante de ambos estremos. Verdad es, que dize Hippocrates, (lib. de aëre, locis, & aquis,) que este color en los hombres que viven de baxo el Setentrion, (como son Ingleses, Fla mencos, y Alemanes) nace de estar la blancura quemada por la mucha frialdad; y no por la razon que dezimos. Y assi es me nester advertir enesta señal; porque es muy engañosa.