Suchbegriff: ehre
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16 - Von den Trauerspielen /

Diese Freyheit des Dichters ist in dem 25 Capitel, welches die Entschuldigungen oder vielmehr Recht 246 II. P. Corneille zweyte Abhandlung,fertigungen, deren er sich gegen seine Tadler bedienen kann, enthält, noch deutlicher. Er muß sich, sprichter, einer von den drey Arten die Sachen auszuführen bedienen, entweder muß er sie vorstellen, wie sie gewesen sind, oder wie man sagt,daß sie gewesen sind, oder wie sie hätten seyn sollen. Hierdurch stellt er es in seine Wahl, entweder der historischen Wahrheit oder der gemeinen Meynung, welche der Grund der Fabeln ist, oder der Wahrscheinlichkeit zu folgen. Gleich drauf fügt erhinzu: Wenn man ihm vorwirft, daß er die Begebenheit nicht nach der Wahrheit abgehandelt habe, so kann er antworten, er habesie so vorgestellt, wie sie hätte geschehen sollen: giebt man ihm aber Schuld, er habeweder das eine noch das andre gethan, so kann er sich mit dem, was die gemeine Meynung davon sagt, wie in dem was von den Göttern erzählt wird, wovon der größte Theilnicht wahr ist, entschuldigen. Und kurz hernach: Oft ist es nicht die beste Art, nach welcher sie sich zugetragen haben, und nach welcher sie der Dichter beschreibt; gleichwohlhaben sie sich in der That auf diese Art zugetragen; und der Dichter folglich ist außer Schuld.Diese letzte Stelle beweiset, daß wir eben nicht verbunden sind uns von der Wahrheit zu entfernen, damit wir den Handlungen des Trauerspiels, durch dieAuszierungen der Wahrscheinlichkeit, eine beßre Art geben können, und beweiset es um so viel kräftiger, je unwidersprechlicher aus der andern von diesen drey angeführten Stellen erhellet, daß bloß die allgemei von den Trauerspielen insbesondre. 247ne Meynung uns zu rechtfertigen genug sey, wenn wir die Wahrheit nicht für uns haben, und daß wir etwas besseres daraus machen können, wenn wir die Schönheiten dieser Wahrscheinlichkeit aufsuchen. Wir laufen dadurch zwar Gefahr weniger Beyfall zu finden, doch das ist auch nur eine Sünde wider die Sorgfalt für unsre Ehre, nicht aber wider die Regelnder Schaubühne.


17 - Von den Trauerspielen /

Man kann sowohl in der Geschichte als in der Einbildung der Menschen eine Menge von berühmtenund des Trauerspiels würdigen Handlungen, deren Berathschlagungen und Wirkungen an einem Orte undan einem Tage, ohne der gemeinen Ordnung der Sachen Gewalt anzuthun, vorgehen könnten, so schwerlich finden, daß ich diese Gewalt nicht ganz und garverdammen kann, wenn sie nur nicht bis ans Unmögliche getrieben wird. Es giebt schöne Stoffe, wo man sie nicht vermeiden kann, und ein allzugewissenhafter Schriftsteller würde sich der schönsten Gelegenheit zur Ehre, und die Zuschauer vieles Vergnügens berauben, wenn er es nicht wagen wollte, sie auf die Bühne zu bringen, aus Furcht, er müsse sie geschwinder von den Trauerspielen insbesondre. 263 hinter einander geschehen lassen, als es die Wahrscheinlichkeit erlaube. Ich will ihm in diesem Falle einen Rath geben, welchen er vielleicht heilsam befinden wird, dieser besteht darinne, daß er keine gewisse Zeit in seinem Gedichte bemerkt, auch keinen gewissen Ort, wohin er seine Zuschauer versetzt, bestimmt. Die Einbildung der Zuschauer hat mehr Freyheit, dem Strome der Handlungen zufolgen, wenn sie durch diese Bemerkungen nicht angehalten wird; und er würdeseine Hinreißung nicht einmal bemerken, wenn dieseihn derselben nicht wider seinen Willen erinnerten.Es hat mich allezeit gereuet, daß ich dem Könige im Cid habe sagen lassen, er wolle daß sich Rodrigue,nach seinem Siege über die Moren, vorher ein oder zweyStunden erhole, ehe er mit dem Dom Sanche kämpfe. Ich that es um zu zeigen, daß das Stück in vier und zwanzig Stunden vorgehe, es hat mir aber zu nichts geholfen, als daß es die Zuschauer des Zwanges, welchen ich den Handlungen angethan, erinnerte. Wenn ich diesen Kampf hätte beschließen lassen, ohne eine gewisse Stunde davon zu bemerken, so hätte man vielleicht nicht daran gedacht.


18 - Virginia. A tragedy. /


Old age, and frantic dreams of Rome, and glory,

19 - Virginia /

Alter und wahnwitzige Träume von Rom und Ehre, haben ihm das schwärmerische Gehirn verrückt.


20 - Von der dramatischen Dichtkunst /

Und worauf würde es ankommen? Das Gedicht so einzurichten, daß die Sachen, nach Art der Niederlegung des Regiments imCinna, eingeflochten würden. Auf diese Weise könnte der Dichter die Frage von demSelbstmorde, von der Ehre, vom Duell, vom Reichthume, und hundert andere abhandeln. Unsere Gedichte würden dadurch eine Würde bekommen, die ihnen fehlt. Wenn eine solche Scene nothwendig ist, wenn sie mit dem Stoffe zusammenhengt, wenn sie vorbereitet ist, wenn sie der Zuschauer erwartet: so wird er ihr seine ganze Aufmerksamkeit schenken, und wird ganz anders davon gerührt werden, als von den kleinen niedlichen Sentenzen, aus welchen unsere neuere Werke zusammengestoppelt sind.


21 - Le Pere de Famille /

Je ne saurois... Quels pressentimens s'élevent au fond de mon ame, s'y succédent & l'agitent!... O cœur trop sensible d'un pere, ne peux-tu te calmer un moment!... A l'heure qu'il est, peut-être il perd sa santé... sa fortune... ses mœurs... Que sais-je? sa vie... son honneur... le mien...


22 - Le Pere de Famille /

Et que vous a fait cette infortunée, pour ajouter à son malheur la perte del'honneur & de la liberté? Quels droits avez-vous sur elle?


23 - Le Pere de Famille /

Je n'estime pas assez la fortune pour en vouloir au prix de l'honneur; & votre niéce ne doit pas être la récompensed'une perfidie... Voilà votre lettre de cachet.


24 - Le Pere de Famille /

Contre qui? Belle question! Contre tous. Contre ce Germeuil, qui nourrit votre fils dans son extravagance, qui cherche à faire entrer une créature dans la famille, pour s'en ouvrir la porte à lui-même, & que je chasserois de ma maison. Contre une fille qui devient de jour en jour plus insolente, qui me manque à moi, qui vous manquera bientôt à vous, & que j'enfermerois dans un couvent. Contre un fils qui a perdu tout sentiment d'honneur, qui va nous couvrir de ridicule & de honte, & à qui je rendrois la vie si dure, qu'il ne seroit pas tenté plus long-temps de se soustraire à mon autorité. Pour la vieille qui l'a attiré chez elle, & la jeune dont il a la tête tournée, il y a beaux jours que j'aurois fait sauter tout cela. C'est par où j'aurois commencé; & à votre place, je rougirois qu'un autre s'en fût avisé le premier... Mais il faudroit de la fermeté, & nous n'en avons point.


25 - Le Pere de Famille /

Ne l'espérez pas. Ils sont pauvres, mais ils ont de l'honneur... Monsieur, rendez-moi à mes parens. Rendez-moi à moi-même. Renvoyez-moi.


26 - Der Hausvater /

Ich höre nichts weiter. (Er gehet ein wenig auf und nieder und sagt hierauf) Ich will mich nur setzen. (Er suchet zu ruhen, und kann nicht; und sagt:) Ich kann nicht — Welche Ahnungen erheben sich, eine nach der andern, in dem Innersten meiner Seele! Wie stürmen sie! — O allzuzärtliches Vaterherz, kannst du keinen Augenblick ruhen! — Itzt am Morgen; — vielleicht geht es über seine Gesundheit, — über sein Vermögen, — über seine Tugend. — Was weis ich? Sein , seine Ehre, — meine Ehre — (Er steht eiligst auf und sagt) Welche Gedanken mich!


27 - Der Hausvater /

(zum Commthur) Und was hat Ihnen diese Unglückliche gethan, daß Sie ihr Elend noch mit dem Verluste ihrerEhre und ihrer Freyheit vermehren müssen? Was hatten Sie für ein Recht über sie?


28 - Der Hausvater /

(zum Commthur) Ich achte den Reichthum so hoch nicht, daß ich meine Ehre dafür aufopfern sollte; und ihre Nichte braucht nicht der Lohn einer Treulosigkeit zu seyn. — Da ist ihr Befehl zur Verhaft.


29 - Der Hausvater /

Wider wen! Eine schöne Frage! Wider alle. Wider den Germeuil, der ihren Sohn in seiner Ausschweiffung bestärkt, der gern so eine Kreatur in die Familie bringen möchte, damit er sich selbst den Eingang dazu eröffne, und den ich längst aus meinem Hause gejagt hätte: Wider eine Tochter, die von Tage zu Tage frecher wird, die alle schuldige Achtung gegen mich aus den Augen setzt, die bald auch auf Sie nichts mehr geben wird, und die ich in ein Kloster einsperren würde: Wider einen Sohn, der alle Empfindungen der Ehre verloren hat, der uns mit sich zugleich lächerlich und verächtlich machen wird, und dem ich das Leben so sauer machen wollte, daß es ihm gewiß nicht wieder einkommen sollte, mir ungehorsam zu seyn: Wider die Alte, die ihn zu sich gelockt hat: Wider die Junge, in die er sich vernarrt hat, und mit denen ich bald hätte fertig werden wollen. Mit diesen würde ich den Anfang gemacht haben; und wenn ich an ihrer Stelle wäre, so würde ich mich schämen, daß ein andrer diesen Einfall eher gehabt hätte, als ich. — Aber dazu brauchts Ernst, und der fehlt uns.


30 - Der Hausvater /

Hoffen Sie es nur nicht. Sie sind arm; aber sie halten auf Ehre. — Mein Herr, geben Sie mich meinen Anverwandten wieder. Geben Sie mich mir selbst wieder. Schicken Sie mich sort.