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L'Allemagne n'étoit point alors aussi florissante, qu'elle l'est devenue depuis; le luxe y étoit inconnu, & les com- moditez de la vie étoient encore très rares chez les plus grands Seigneurs. Elles n'y ont été portées, que vers l'an 1686 par le Réfugiez Français, qui allerent y établir leurs Manufactures. Ce Païs fertile & peuplé manquoit de Commerce & d'Argent, la gravité des mœurs & la len- teur particuliére aux Allemands, les privoient de ces plai- sirs & de ces Arts agréables, que la sagacité Italienne cul- tivoit depuis tant d'années, & que l'industrie Française commençoit dès-lors à perfectionner. Les Allemands ri- ESSAI SUR LE SIE'CLE ches chez eux, étoient pauvres ailleurs; & cette pauvreté, jointe à la difficulté de réünir long-tems sous les mêmes étendarts tant de Peuples différens, les mettoit à-peu-près comme aujourd'hui, dans impossibilité de porter & de soutenir long-tems la Guerre chez leurs Voisins. Aussi c'est presque toûjours dans l'Empire, que les Français ont fait la Guerre contre l'Empire. La différence du Gou- vernement & du génie rend les Français plus propres pour l'attaque, & les Allemands pour la défense.


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Les autres Provinces d'Italie écoutoient des intérêts divers. Venise craignoit les Turcs & l'Empereur; elle défendoit à peine ses Etats de Terre - Ferme, des prétentions de l'Allemagne, & de l'invasion du Grand Seigneur. Ce n'étoit plus cette Venise, autrefois la maîtresse du Commerce du Monde, qui cent cinquan- te ans auparavant avoit excité la jalousie de tant de Rois. La sagesse de son Gouvernement subsistoit; mais son grand Commerce anéanti lui ôtoit presque toute sa force, & la Ville de Venise étoit, par sa situation, incapable d'être domptée; & par sa fai- blesse, incapable de faire des conquêtes.


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Es scheint mir, wenn man die gegenwärtige Zeit gehörig nutzen wollte, so würde man sein Leben nicht mit alten abgeschmackten Fabeln verlieren. Ich würde einem jungen Menschen rathen, von diesen entfernten Zeiten nur einen ganz kleinen Begriff zu haben; dieses aber wünschte ich, daß man aus der Geschichte, von der Zeit an, daß sie für uns wirklich nützlich sind, eine ernsthafte Beschäfftigung mache; ohngefähr, nach meiner Meynung, von dem Ende des funfzehnten Jahrhunderts an. Die Buchdruckerkunst, welche man damals erfand, fängt an sie weit weniger ungewiß zu machen. Ganz Europa ändert seine Gestalt; die Türken, welche sich ausbreiteten, verjagten die Wissenschaften aus Constantinopel; sie blühten in Italien; sie ließen sich in Frankreich nieder; sie zogen nachEngland, Deutschland und in die nordischen Reiche. Eine neue Religion entriß die Hälfte Europens dem päbstlichen Gehorsame; ein neues politisches System kam auf; man fand durch Hülfe des Compasses den Weg um Afrika, und man fing an eben so leicht nach China, als von Paris nach Madrid zu handeln. Amerika ward entdeckt, man bezwingt eine neue Welt, und die unsrige ist fast ganz und gar verändert; das über die Geschichte überhaupt.christliche Europa wird eine Art einer unermeßlichen Republik, wo das Gleichgewicht der Macht weit besser eingeführt ist, als es in Griechenland war. Alle Theile unterhalten eine gewisse Verbindung unter sich trotz den Kriegen, welche der Stolz der Könige erwecket, trotz so gar den Religionskriegen, welche noch weit verderblicher sind.


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Gleichwohl versäumet man ihretwegen Kenntnisse, welche von einem weit dauerhaftern und merklichern Nutzen sind. Ich wollte wissen, welches die Kräfte eines Landes vor einem Kriege gewesen wären, und ob dieser Krieg sie vermehrt oder verringert hätte. Ist Spanien vor der Eroberung der neuen Welt reicher gewesen als jetzo? Um wie viel war es zu Zeiten Carls des V bevölkerter als zu den Zeiten Philipps des IV? Warum waren in Amsterdam vor ohngefähr zweyhundert Jahren kaum zwanzig tausend Seelen? Warum hat es jetzo zwey hundert und Anmerkungen vierzig tausend Einwohner? Um wie viel ist Eng land bevölkerter, als es unter Heinrichen dem VIII war? Sollte es wahr seyn, was man in den per sianischen Briefen sagt, daß die Menschen auf der Erde weniger werden, und daß sie in Vergleichung ihres Zustandes vor zwey tausend Jahren verwüstet ist? Rom, das ist wahr, hatte damals mehr Einwohner als jetzo. Karthago und Alexandria, ich gestehe es, waren große Städte; aber Paris, London, Constantinopel, groß Cairo, Amsterdam, Hamburg waren damals noch nicht. Es waren drey hundertNationen in Gallien, allein diese drey hundert Nationen kamen der unsrigen, weder an Anzahl der Menschen, noch an der Arbeitsamkeit gleich. Deutschland war ein Wald, jetzo ist es mit hundert volkreichen Städten bedeckt.


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Die stets aus Griechenland nach Italien verpflanzten Künste befanden sich in einem vortheilhaften Boden, und brachten so gleich Früchte. Frankreich,England, Deutschland, Spanien wollten auch an diesen Früchten Theil nehmen, allein entweder sie kamen gar nicht in diese Gegenden, oder sie arteten doch sehr bald aus.


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Seit Carl dem Vten hing das Gleichgewicht allzusehr auf die Seite des Hauses Oesterreich. Dieses mächtige Haus war gegen das Jahr 1630 Herr von Spanien, von Portugall und den amerikanischen Schätzen; Flandern, Meiland, das Königreich Neapel, Böhmen, Ungarn, Deutschland selbst, wenn man so reden darf, waren sein Erbtheil geworden; und wenn so viel Staaten unter ein einziges Haupt dieses Hauses wären vereiniget worden, so ist zu glauben,

ganz Europa würde sich endlich haben unterwerfen müssen.


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Der Kaiser an und vor sich selbst würde in Wahrheit nicht viel mächtiger und reicher als ein Doge in Venedig seyn. Das in freye Reichsstädte und besondere Oberherrschaften zertheilte Deutschland, läßt dem Haupte so vieler Staaten nichts als den Vorzug mit ungemeinen Ehrenbezeugungen, aber ohne Einnahme, ohne Geld, und also auch ohne Gewalt. Als Kaiser besitzt er nicht einen einzigen Flecken; die einzige Stadt Bamberg ist ihm als sein Sitz ausgemacht worden, wenn er keinen andern hat. Unterdessen war diese so eitle als erhabne Würde in den Händen der Oesterreicher so mächtig geworden, daß man oft befürchtet hat, sie würden diese Republik von Prinzen in eine unumschränkte Monarchie verwandeln.


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Deutschland war damals noch nicht so blühend, als es hernach geworden ist. Die Schwelgerey war daselbst unbekannt, und die Bequemlichkeiten des Lebens waren auch bey den größten Herren noch sehr selten. Sie sind nicht eher dazu gebracht worden, als gegen das Jahr 1686 durch die französischen Flüchtlinge, welche daselbst ihre Manufacturen aufzurichten kamen. Diesem fruchtbaren und bewohnten Lande fehlte es an Handlung und Gelde, die Ernsthaftigkeit der Sitten und die den Deutschen eigene Langsamkeit, beraubten sie der Vergnügungen und der angenehmen Künste, welche die italienische Empfindlichkeit schon seit so vielen Jahren ausübte, und welche der französische Fleiß damals vollkommen zu machen anfing. Die Deutschen, welche bey sich reich waren, waren auswärts arm; und diese Armuth, nebst der Schwierigkeit so viel verschiedne Völker lange Zeit unter einer Fahne zu erhalten, setzte sie, fast wie jetzo, in die Unmöglichkeit den Krieg in das Land ihrer Nachbarn zu bringen und ihn lange auszuhalten. Und fast allezeit haben die Franzosen ihren Krieg wider das Reich in dem Reiche selbst geführet. Der Unterschied der Regierung und des Genies macht die

Franzosen geschickter zum Anfalle und die Deutschen geschickter zur Vertheidigung.


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Die übrigen Provinzen Italiens waren in ein verschiedenes Interesse verwickelt. Venedig fürchtete sich vor den Türken und vor dem Kaiser; kaum konnte es die Staaten in dem festen Lande wider die Ansprüche Deutschlands, und wider die Einfälle des Großsultans vertheidigen. Es war nicht mehr das Venedig, welches ehemals das Haupt der Handlung durch die ganze Welt war, und hundert und funfzig Jahre vorher die Eifersucht so vieler Könige erweckt hatte. Seine weise Regierung war immer noch ebendieselbe, seine große Handlung aber war zu nichte geworden, und hatte ihr also allen Nachdruck entzogen. Venedig war durch seine Lage nicht im Stande überwunden zu werden, und durch seine Schwäche nicht im Stande Eroberungen zu machen.


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Nach seinem Tode, welcher im Jahre 1683 erfolgte, verfuhren Tellier und Louvois wider die Calvinisten. Sie sammelten sich zu Haufen, und man widerrufte das Edict von Nantes. Man riß ihre Tempel nieder, und begieng den großen Fehler, daß man ihre Prediger verwies. Wenn die Hirten voran gehen, so folget die Heerde nach. Aller Vorsicht ungeachtet, verließen mehr als acht hundert tausend Menschen das Königreich, welche in fremde Länder ungefähr eine Million Geld, alle Künste und den Haß gegen ihr Vaterland mitnahmen. Holland, England undDeutschland wurden von diesen Flüchtlingen bevölkert. Wilhelm der III hatte ganze Regimenter von französischen Protestanten in seinem Dienste. In Berlin allein sind zehn tausend Franzosen, welche aus diesem wilden Orte eine reiche und prächtige Stadt gemacht haben. Sie haben Städte bis in das Innerste des Vorgebirges der guten Hoffnung angelegt. Als der Staat von dieser Secte befreyet und ihrer Hülfe beraubet war, so wollten die Jansenisten ihren Platz Geheime Nachrichten einnehmen und eine beträchtliche Partey ausmachen. Es gelang ihnen auch eine Zeit lang, und Ludewig der XIV ward die letzten Jahre seines Lebens ziemlich damit überlästiget. Die Gewalt der Gesetze aber hat sie ausgerottet, und die Gliederverzückungen haben sie lächerlich gemacht.


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Peter brachte die Ruthen ab, verboth den Männern ihre Weiber umzubringen, und die Heirathen vom Czaar Peter, dem großen. weniger unglücklich und ungleich zu machen, führte er die Gewohnheit ein, daß Frauenzimmer und Mannspersonen mit einander speiseten, und daß dem Bräutigam seine Braut vor der Trauung vorgestellet wurde; kurz, er führte in seinem Staate alles, und so gar die Gesellschaft ein. Die Anordnung ist nicht unbekannt, welche er selbst machte, seine Boyarden und ihre Weiber zu zwingen, Versammlungen zu halten, wo die Fehler, welche man wider die rußische Höflichkeit begieng, mit einem großen Glase Branntewein bestrafet wurden, welches derjenige, der den Fehler begangen hatte, austrinken mußte, so daß die ganze ehrwürdige Gesellschaft ziemlich betrunken und wenig gebessert wieder nach Hause gieng. Das war aber schon genug, daß er eine Art der Gesellschaft unter einem Volke einführete, welches gar keine hatte. Man führete sogar manchmal theatrali sche Schauspiele auf. Die Prinzeßinn Natalia, eine von seinen Schwestern, machte in rußischer Sprache Tragödien, welche den Stücken des Shakespear ziemlich gleich sahen, worinne der Tyrann und der Harlequin die ersten Rollen spielen. Das Orchester bestand aus rußischen Musikanten, die man mit dem Ochsenziemer zu spielen nöthigte. Itzo spielet man in Petersburg französische Comödien unditalienische Opern. Die Pracht und so gar der Geschmack sind in allen Stücken auf die Barbarey gefolget. Eine von den schwersten Unternehmungen des Stifters war, seinem Volke die Röcke kürzer und das Kinn glatt zu machen. Hierüber wurde am meisten gemurret, und wie sollte er es anfangen, einem ganzen Volke zu lehren, die Kleider nach Geheime Nachrichtendeutscher Art zu machen, und das Scheermesser zu führen? Er erlangte endlich seinen Zweck dadurch, daß er an alle Thore Schneider und Barbiere stellte; jene mußten allen, welche herein kamen, die Röcke abkürzen, die andern mußten ihnen die Bärte abscheeren: die Hartnäckigen bezahlten nach französischer Münze vierzig Sols. Doch bald wollte man lieber seinen Bart als sein Geld verlieren. Das Frauenzimmer war dem Czaare bey diesen Aenderungen sehr nützlich. Es zog die glatten Kinne vor; es hatte ihm die Verbindlichkeit, daß es nicht mehr die Ruthe bekam, daß es mit den Mannspersonen in Gesellschaft lebte, und nicht so fürchterliche Gesichter küssen durfte.


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Es herrschte noch ein so grobes Vorurtheil unter uns, als die gegenwärtige indianische Handlungsgesellschaft errichtet wurde, daß die Sorbonne den Dividend der Actien für einen unerlaubten Wucher erklärete. Es geschah auf eben eine solche Art, wie man die deutschen Buchdrucker, die im Jahre 1570 nach Frankreich kamen, ihre Kunst zu treiben, als Zauberer anklagte. Man muß es gestehen, wir Franzosen seyn in allen Arten von Künsten sehr spät gekommen; unsre ersten Schritte in den Künsten haben darinnen bestanden, uns der Einführungen derWahrheiten, die von andern Orten zu uns kamen, zu widersetzen. Wir haben Sätze wider den in England erwiesenen Umlauf des Geblüts, und wider die in Deutschland gründlich gezeigte Bewegung der Erde behauptet. Man hat so gar heilsame Arztneymittel durch obrigkeitliche Verordnungen verbannet. Wahrheiten anzeigen, einige den Menschen nützliche Dinge vorschlagen, ist ein sicheres Mittel verfolget zu wer Johann Law, Melon und Dutot.den. Johann Law, derjenige Schottländer, dem wir unsere indianische Handlungsgesellschaft und die Wissenschaft des Handlungswesens zu danken haben, wurde aus Frankreich verjaget, und starb zu Venedig im größten Elende, und dem ungeachtet haben wir itzo auf achtzehn hundert Kauffartheyschiffe, da wir damals, als er seinen Entwurf aufs Tapet brachte, kaum drey hundert hatten. Das haben wir ihm zu danken, und wir sind weit von der Dankbarkeit entfernet.


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Wir wollen diesen Preis der Lebensmittel ein wenig untersuchen. Man muß sich an den Preis des Korns in den Hauptstädten, und zwar in gemeinen Jahren halten. Ich finde viele Jahre im sechzehnten Jahrhundert, in denen das Korn funfzig, fünfund zwanzig, zwanzig, achtzehn Sous, auch wohl auf vier Franken gegolten hat. Ich rechne also auf ein gemeines Jahr dreyßig Sous. Itzo kostet das Korn ungefähr zwölf französische Pfund, also sind die Lebensmittel itzo nur in einem achtmal höhern Preise, und in eben dieser Verhältniß ist der Preis auch in England und Deutschland gestiegen. Allein diese dreyßig Sous des sechzehnten Jahrhunderts galten fünf Pfund funfzehn Sous, nach itzigem Gelde. Fünf Pfund, funfzehn Sous machen bey nahe die Hälfte von zwölf Pfunden; folglich kauft Ludewig der Funfzehnte, der dreymal reicher ist als Franz der erste, die Sachen im Gewichte nach Marken, nur doppelt so theuer, als man sie damals kaufte.


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Die Armee, welche Heinrich der III wider denKönig seinen Schwager schickte, ward bey Coutras geschlagen; und sein Liebling Joyeuse blieb. Navarra wollte keinen andern Nutzen aus seinem Siege ziehen, als sich mit dem Könige wieder auszusöhnen. So vollkommen er auch Sieger war, bath er doch um Friede, und der überwundene König unterstand sich nicht ihn anzunehmen, so sehr fürchtete er den Herzog von Guise und die Ligue. Guise hatte zu eben der Zeit eine Armee von Deutschen aus einander gestreuet; und dieser glückliche Fortgang erniedrigte den König von Frankreich noch mehr, so daß er glaubte, von den Gliedern der Ligue, und von den Reformirten zugleich überwunden zu seyn.


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Als diese Kriege ihren Anfang nahmen, stund es mit den Angelegenheiten Europens also. Deutschland und Italien lagen einander in Haaren; Frankreich war noch schwach; Spanien zwischen die Christen und Muselmänner getheilet; diese aus Italien ganz und gar verjaget;England fing an, seine Freyheit gegen seine Könige zu behaupten; die lehnsherrliche Regierung kam überall auf; die Ritterschaft stund im Ansehen, die Priester waren Fürsten und Krieger; die damaligePolitik war von der, welche Europa heut zu Tage belebet, ganz und gar unterschieden. Die Länder der römischen Kirche schienen eine große Republik zu seyn, worüber der Kaiser und der Pabst die Oberhäupter seyn wollten. Diese, obwol getheilte, Republik verstund sich lange Zeit in denen aufs Tapet Geschichte der Kreuzzüge. gebrachten Kreuzzügen zusammen, welche so große und so schändliche Handlungen, neue Königreiche, neue Stiftungen, neues Elend, und endlich weit mehr Unglück als Ruhm hervor gebracht haben.