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16 - An Essay on Dramatick Poesy /

Christendom

17 - Von Johann Dryden und dessen dramatischen Werken /

Jst es nicht augenscheinlich, daß uns in den letzten hundert Jahren, da das Studium derWeltweisheit das Geschäft fast aller guten Köpfe in der Christenheit gewesen, eine fast ganz neue Natur offenbaret worden? Daß mehr Jrrthümer der Schulen entdeckt, mehr nützliche Experimente in der Naturlehre gemacht, mehr Geheimnisse in der Optik, Medicin, Anatomie, Astronomie aufgeschlossen worden, als in allen den leichtgläubigen und aberwitzigen Jahrhunderten von dem Aristotelesdramatischen Werken. bis auf uns? So wahr ist es, daß sich nichts geschwinder ausbreitet, als die Wissenschaften, wenn sie gehörig und durchgängig getrieben werden.


18 - Des Abts du Bos Ausschweifung von den theatralischen Vorstellungen der Alten /

Es ist zwar wahr, daß nach der Meinungder größten Kunstrichter, diese angeführte Schriftwider die Schauspieler kein Werk des h. Cyprianus ist, und daß also sein Ansehen von keinemgrossen Gewichte seyn könnte, wenn es auf einetheologische Frage ankäme. Allein in der Materie, die wir uns hier aufzuklären bemühen, istsein Zeugniß nichts destoweniger gültig. Denngenug daß der Verfasser dieser Schrift, welcheseit vielen Jahrhunderten bekannt ist, zu denZeiten gelebt hat, da die Bühnen der Alten noch von den theatr. Vorstell. d. Alten.offen waren. Dieses aber ist daher klar, weiler seine Schrift in keiner andern Absicht verfertiget, als um zu zeigen, daß ein Christ bey denSchauspielen der damaligen Zeit nicht zugegenseyn dürfe; daß er, wie der h. Augustinus sagt, (*)an den Schändlichkeiten des Theaters, an dengottlosen Ausschweifungen des Circus, und anden Grausamkeiten des Amphitheaters, keinenAntheil nehmen müsse. Was ich von der Schriftwider die Schauspiele gesagt habe, die sich unter den Werken des h. Cyprianus befindet, kannich auch, um es anderwerts nicht wiederhohlenzu dürfen, von einigen Schriften sagen, die unter dem Namen des h. Justinus des Märtyrers auf uns gekommen sind, von den Kunstrichtern aber nicht für seine Arbeit gehalten werden. Genug daß diese Schriften, welche schon altsind, zu den Zeiten geschrieben worden, in welchen die Bühnen noch offen waren; mehr brauchtes nicht diejenigen Dinge, die ich auf ihr Zeugniß gründen werde, ausser Zweifel zu setzen.


19 - Des Abts du Bos Ausschweifung von den theatralischen Vorstellungen der Alten /

Wir wollen nunmehr die Person der Pantomimen betrachten. Der Verfasser des Werks(*) Dio lib. 54.von den theatr. Vorstell. der Alten.wider die Schauspiele der Alten, welches wirunter den Werken des h. Cyprianus haben, beschreibt einen Pantomimen, als ein Ungeheuer, welches weder Mann noch Weib sey, deren Manieren weit geiler wären, als die Manieren irgend einer Hure, und dessen Kunst darinn bestehe, daß er mit seinen Gebehrden reden könne. Gleichwohl, fügt er hinzu, wird die ganze Stadtin Bewegung gesetzt, ihn die schändlichen Ausschweifungen des fabelhaften Alterthums, durchGebehrden vorstellen zu sehen. Huic dedecoricondignum dedecus super inducitur, homofractus omnibus membris, & vir ultra muliebrem mollitiem dissolutus. Cui ars est verbamanibus expedire, & propter unum nescioquem nec virum nec fœminam, commoveturcivitas, ut desaltentur fabulosæ antiquitatislibidines. Die Römer mußten sich vielleicht inden Kopf gesetzt haben, daß ihre Pantomimen,wenn sie sie zu Verschnittenen machten, einegewisse Geschmeidigkeit des ganzen Körpersbehalten würden, welche Männer nicht haben könnten. Dieser Gedanke, oder wenn man lieberwill, diese Grille war Ursache, daß sie an denKindern, welche zu dieser Profeßion bestimmtwurden, eben die Grausamkeit verübten, welche man in einigen Ländern noch jetzt an den Kindern ausübt, die ihre Stimme nicht verlierensollen. Der h. Cyprianus sagt in dem Briefe, in welchen er dem Donatus von den Ursachen du Bos,Rechenschaft giebt, die ihn die christlicheReligion anzunehmen bewogen, daß die Schauspiele, welche einen Theil des heidnischenGötterdienstes ausmachten, voller Unzucht und Grausamkeit wären. Nachdem er die Abscheulichkeiten des Amphitheaters angeführt, fügt er, indemer von den Pantomimen spricht, hinzu, daß mandie Mannspersonen aus ihrem Geschlechte herabsetze, um sie zu einer so ehrlosen Profeßion geschickter zu machen, und daß man von demjenigen Lehrmeister, welchem es am besten gelungen, einer Mannsperson das Ansehen einer Frau zugeben, rühme, daß er die besten Schüler habe.Evirantur mares, omnis honor & vigor sexusenervati corporis dedecore emollitur, plusqueillic placet quisquis virum in fœminam magisfregerit. Wie viel Ungemach, sagt Tertullianus in seinem Werke wider die Schauspiele, mußein Pantomime an seinem Körper ausstehen, wenn er ein Künstler in seiner Art werden will? Quæ denique Pantomimus a pueritia patiturin corpore, ut artifex esse possit.


20 - Des Abts du Bos Ausschweifung von den theatralischen Vorstellungen der Alten /

Unter den Antworten auf die Fragen der Christen,ein Werk, welches dem h. Justinus demMärtyrer, der in dem zweyten Jahrhundertelebte, beygelegt wird, findet sich eine, in welcher entschieden wird, daß die Gläubigen garwohl Melodien, welche von Heiden zu einem unheiligen Gebrauche componiret worden, zu göttlichen Lobgesängen anwenden könnten, nur müßten sie mit Bescheidenheit und Anständigkeit ausgeführet werden. Diese Stelle kann durch das erklärt werden, was der h. Augustinus in einerRede sagt, die er an dem jährlichen Gedächtnißtage des Märtyrertodes des h. Cyprianusgehalen hat. (*) Aliquando ante annos non valdemultos etiam istum locum invaserat petulantiasaltatorum, istum tam sanctum locum ubi jacet tam sancti martyris corpus. Per totamnoctem canebantur hic nefaria & canentibussaltabatur. Die Umstände der Zeit und des Ortszeigen, daß diese Stelle von den Christen zu verstehen sey. Es war übrigens der Bischof, welcher dieser Unordnung steuerte. Noch nicht vorlanger Zeit, wollen die lateinischen Worte sagen, unterstanden sich die Tänzer, an diesem verehrungswürdigen Orte, neben der Grabstädte(*) August. serm. 311. in Natalem Divi Cypriani.du Bos,unsers heiligen Märtyrers, ihre lüderliche Kunstzu üben. Man sang die ganze Nacht hindurchunheilige Gesänge, zu welchen die Gebehrdenmacher declamirten. Allem Ansehen nach mochte etwan ein Christ das Leiden des h. Cyprians inVerse gebracht haben, welches Gedicht man hernach auf seinem Grabe eben so aufführte, wiedie weltlichen Stücke auf dem Theater aufgeführet wurden. Die Meinung des Justinus ist also diese, daß man von den Heiden componirteMelodien in den Kirchen zwar singen könne, abernicht declamiren solle, das ist, daß man sie singensolle, ohne Gebehrden dabey zu machen.


21 - Examen de in genios para las Sciencias /

Antiguamente se avian alçado con el nombre y officio de Orador, los jurisperi tos: porque la perfection de la abogacia, pedia el conocimiento y pericia de todas las artes del mundo, a causa que las leyes juzgan a todos. Y para saver la deffension que cada arte tiene por si, era necessario tener particular noticia de todas: y assi dixo Ciceron (Lib. de orator.) Nemo est in oratorum numero habendus, qui non sit omnibus artibus perpolitus. Pero viendo que era impossible aprender todas las sciencias: lo uno por la brevedad de la vida; y lo otro, De Ingenios. por ser el ingenio del hombre tan limitado; lo dexaron caer: Contentando se en la necessidad, con dar credito a los peritos de aquel arte que defienden, y no mas. Tras esta manera de defender las causas, sucedio luego la doctrina Euangelica, la qual se podia persuadir con el arte de oratoria, mejor que quantas sciencias ay enel mundo, por ser la mas cierta y verdadera; pero Christo nuestro redemptor mandó a S. Pablo que no la predicasse In sapientia verbi, porque no pensassen las gentes que era alguna mentira bien ordenada, como aquellas que los oradores solian persuadir con la fuerça de su arte. Pero ya recebida la fee, y de tantos años atras: bien se permite predicar con lugares retoricos, y aprovecharse del bien dezir y hablar, por no aver aora el inconveniente que quando predicava S. Pablo. Antes veemos que haze mas provecho el predicador que tiene las condiciones de perfecto orador; y le sigue mas gente que el que no usa dellas. Y es la razon muy clara: porque si los antiguos oradores hazian entender al pueblo las cosas falsas por verdaderas (aprovechandose de sus preceptos y reglas) mejor se convencera el auditorio Christiano, persuadiendole con artificio aquello mesmo que eltiene ya entendido y creydo. Allende que la divina escritura es (en cierta manera) todas las cosas: y para su verdadera interpretacion, son menester todas las sciencias; conforme Examen aquel dicho tan celebrado, (Prov. cap. 9.)Misit ancillas suas vocare ad arcem.


22 - Examen de in genios para las Sciencias /

Bien veya Aristoteles por experiencia, que aunque el orador aprendia philoso phia Natural y Moral, Medicina, Meta physia, Iurispericia, Mathematica, Astro logia, y todas las demas artes y sciencias, que de todas no sabia mas que las flores y sentencias averiguadas, sin tener de rayz la razon y causa de ninguna; pero el pensava que el no saber la Theologia, ni el Propter quid, de las cosas, nacia de no averse dado a ello; si assi pregunta, Cur hominem philosophum differre ab oratore putamus? Como si dixera, En que pensamos que dif fiere el philosopho del orador, pues ambos estudian philosophia? Al qual problema responde, que el philosopho pone todo su estudio en saber la razon y causa, de qualquiera effecto; y el orador, en cono De Ingenios.cer el effecto. y no mas. Y realmente no es otra la causa, sino que la philosophia natural pertenesce al entendimiento, de la qual potencia carascen los oradores: y assi no podian saber de la philosophia, mas que la superficie de las cosas. Esta mesma differencia ay entre el Theologo escolastico, y el positivo: que el uno sabe la razon de lo que toca a su facultad; y el otro las proposiciones averiguadas, y no mas. Y siendo esto assi, es cosa muy peligrosa, que tenga el predicador officio y autoridad de enseñar al pueblo Christiano la verdad, y el auditorio obligacion de creerlo. Y que le falta la potencia, con que se saben de rayz las verdades; podremos dezirles (sin mentir) aquello de Christo nuestro Redemptor ((Matth. cap. 15.) Sinite illos: cœci sunt & duces cœcorum. cœcus autem si cœco ducatum prœstet, ambo in foveam cadent. Es cosa intolerable, ver con quanta

Nox nocti indicat scientiam.

osadia se ponen a predicar, los que no saben palabra de Theologia escolastica, ni tienen habilidad natural para poderla aprender.


23 - Examen de in genios para las Sciencias /

Pero y a que hemos reprovado esta ma nera de ingenio para el officio de la predicacion, y estamos obligados a dar y repartir a cada differencia de habilidad las letras que le responden en particular, conviene señalar que suerte de ingenio ha de tener aquel a quien se le ha de confiar el officio de la predicacion, que es lo que mas im porta a la republica Christiana. Y assi es de saver, que aunque atras dexamos provado, que es repugnancia natural juntarse grande entendimiento con mucha ymaginativa y memoria: pero no ay regla tan universal en todas las artes, que no tenga su excepcion y falencia. En el capitulo penultimo desta obra provaremos muy por estenso, que estando naturaleza con fuerças, y no aviendo alguna causa que la impida, haze una differencia de ingenio tan perfecto, que junta en un mesmo supuesto grande entendimiento con mucha ymaginativa y memoria, como sino fueran contrarias, ni tuvieran oposicion natural.


24 - Examen de in genios para las Sciencias /

Pero el argumento que a mi mas me convence (en este proposito) es, que estan do Francisco de Valoys Rey de Francia molestado de una prolixa enfermedad: y viendo que los medicos de su casa y corte, no davan remedio, dezia todas las vezes que le crescia la calentura; que no era pos sible que los Medicos Christianos supiessen curar; ni dellos esperava jamas remedio. Y assi una vez, con despecho de verse todavia con calentura, mandó despachar un correo a España, pidiendo al Emperador Carlos quinto, le embiasse un medico De Ingenios.Iudio, el mejor que vuisse en su corte, del qual tenia entendido que le daria remedio a su enfermedad, (si en el arte lo avia.) La qual demanda, fue harto reyda en España; y todos concluyeron, que era antojo, de hombre que estava con calentura. Pero con todo esso, mandó el Emperador: que le buscassen un medico tal, si le avia (aunque fuessen por el fuera del Reyno:) y no lo hallando embio un medico Christiano nuevo; pareciendole que con esto, cumpliria con el antojo del Rey. Pero puesto el medico en Francia, y delante del Rey, passó un coloquio entrambos, muy gracioso: enel qual se descubrio que el medico era Christiano: y por tanto no se quiso curar con el. El Rey (con la opinion que tenia del medico, que era Iu dio) le pregunto (por via de entretenimiento) Si estava ya cansado de esperar el Mexias prometido en la ley? [Medico] Señor yo no espero al Mexias prometido en la ley Iudayca. [Rey] muy cuerdo soys enesso: porque las señales que estan notadas en la escritura divina, para conocer su venida; son ya cumplidas muchos dias ha. [Medico] esse numero de dias, tenemos los Christianos bien contados: porque haze oy, mil y quinientos y quarenta y dos años que vino; y estuvo en el mundo treynta y tres; y en fin dellos mutio crucificado, y al tercero dia resuscito, y despues subio a los cielos, donde agora esta. [Rey] Examen luego vos Christianos soys? [Medico] Señor si, por la gracia de Dios. [Rey] pues volveos en ora buena a vuestra tierra: porque medicos Christianos sobrados tengo en mi casa y corte: por Iudios lo avia yo; los quales en mi opinion son los que tienen habilidad natural para curar. Y assi lo des pidio, sin quererle dar el pulso, ni que viesse la urina, ni le hablasse palabra tocante a su enfermedad. Y luego embio a Constantinopla, por un Iudio: y con sola leche de borricas le curó.


25 - Examen de in genios para las Sciencias /

Pero el argumento que a mi mas me convence (en este proposito) es, que estan do Francisco de Valoys Rey de Francia molestado de una prolixa enfermedad: y viendo que los medicos de su casa y corte, no davan remedio, dezia todas las vezes que le crescia la calentura; que no era pos sible que los Medicos Christianos supiessen curar; ni dellos esperava jamas remedio. Y assi una vez, con despecho de verse todavia con calentura, mandó despachar un correo a España, pidiendo al Emperador Carlos quinto, le embiasse un medico De Ingenios.Iudio, el mejor que vuisse en su corte, del qual tenia entendido que le daria remedio a su enfermedad, (si en el arte lo avia.) La qual demanda, fue harto reyda en España; y todos concluyeron, que era antojo, de hombre que estava con calentura. Pero con todo esso, mandó el Emperador: que le buscassen un medico tal, si le avia (aunque fuessen por el fuera del Reyno:) y no lo hallando embio un medico Christiano nuevo; pareciendole que con esto, cumpliria con el antojo del Rey. Pero puesto el medico en Francia, y delante del Rey, passó un coloquio entrambos, muy gracioso: enel qual se descubrio que el medico era Christiano: y por tanto no se quiso curar con el. El Rey (con la opinion que tenia del medico, que era Iu dio) le pregunto (por via de entretenimiento) Si estava ya cansado de esperar el Mexias prometido en la ley? [Medico] Señor yo no espero al Mexias prometido en la ley Iudayca. [Rey] muy cuerdo soys enesso: porque las señales que estan notadas en la escritura divina, para conocer su venida; son ya cumplidas muchos dias ha. [Medico] esse numero de dias, tenemos los Christianos bien contados: porque haze oy, mil y quinientos y quarenta y dos años que vino; y estuvo en el mundo treynta y tres; y en fin dellos mutio crucificado, y al tercero dia resuscito, y despues subio a los cielos, donde agora esta. [Rey] Examen luego vos Christianos soys? [Medico] Señor si, por la gracia de Dios. [Rey] pues volveos en ora buena a vuestra tierra: porque medicos Christianos sobrados tengo en mi casa y corte: por Iudios lo avia yo; los quales en mi opinion son los que tienen habilidad natural para curar. Y assi lo des pidio, sin quererle dar el pulso, ni que viesse la urina, ni le hablasse palabra tocante a su enfermedad. Y luego embio a Constantinopla, por un Iudio: y con sola leche de borricas le curó.


26 - Johann Huart's Prüfung der Köpfe zu den Wissenschaften /

†) Was hier der Verfasser mit dem heil. Augustinus und einigen andern Schriftstellern behauptet, daß die Demuth unter diejenigen Tugenden gehöre, welche die alten Philosophen nicht einmal gekannt hätten, ist eine ganz irrige Meynung, wozu ohne Zweifel bloß dieses Anlaß gegeben hat, daß man bey den alten Schriftstellern nicht diejenigen Ausdrücke findet, womit man heut zu Tage die Demuth bezeichnet. Nur so viel läßt sich mit Gewißheit behaupten, daß die alten Römer undGriechen von der Nothwendigkeit und Vortreflichkeit dieser Tugend nicht so überzeugt gewesen sind, als hernach diejenigen Philosophen, deren Verstand durch das Licht des Christenthumsaufgeklärt worden ist. E.


27 - Johann Huart's Prüfung der Köpfe zu den Wissenschaften /

Vor Alters hatten sich die Rechtsgelehrten den Namen und die Verrichtung eines Redners angemaßt; weil die Vollkommenheit eines Advocaten die Kenntniß und Erfahrenheit in allen Künsten der Welt erforderte, und sich die Gesetze über alles erstrecken. Wenn man eine jede Kunst so vertheidigen soll, wie sie ihrer Beschaffenheit nach vertheidiget werden muß, so muß man nothwendig von jeder eine besondere Kenntniß haben; daher auch Cicero*) sagt: nemo est in oratorum numero habendus, qui non sit omnibus artibus perpolitus. Weil sie aber sahen, daß es theils wegen der Kürze des Lebens, theils wegen des eingeschränkten menschlichen Genies, unmöglich sey, alle Wissenschaften zu lernen, so gaben sie es näher, und begnügten sich im Falle der Nothwendigkeit damit, daß sie die Erfahrnen in derjenigen Kunst, in welche ihre Vertheidigung einschlug, zu Rathe zogen, und ihnen Glauben zustellten. Auf diese Art die Rechtshändel zu vertheidigen, folgte die Lehre des Evangeliums, welche weit besser als irgend eine andere Wissenschaft von der Beredsamkeit den Menschen hätte können eingeredet werden, weil sie die allergewisseste und wahrhafteste war. Allein Christus befahl dem heil.Paulus ausdrücklich, daß er sie nicht mit künstlichen Worten predigen sollte, damit nicht dieHeiden etwa glauben möchten, sie sey nichts, als eine schöne ausgeputzte Lügen, dergleichen

*) de oratore.

die Redner dem Pöbel durch die Stärke ihrer Kunst einzureden pflegten. Nunmehr aber, da man diese Lehre gänzlich angenommen hat, da so viele Jahre seitdem verflossen sind, ist es ganz wohl erlaubt, nach den Regeln der Beredsamkeit zu predigen, und sich aller Annehmlichkeiten des Vortrags zu bedienen; weil die Ungelegenheit nicht mehr damit verbunden ist, welche damit verbunden war, als der heil. Paulus predigte. Wir sehen ja auch, daß derjenige Prediger, welcher die Eigenschaften eines vollkommenen Redners hat, weit mehr Nutzen stiftet, als ein anderer, und daß sich das Volk mehr um ihn drängt, als um einen andern. Die Ursache davon ist klar: denn wenn die alten Redner, vermittelst der Vorschriften und Regeln ihrer Kunst, dem Volke Lügen für Wahrheiten verkaufen konnten; so müssen christliche Zuhörer ja weit eher überzeugt werden können, wenn man ihnen durch den Beystand der Kunst dasjenige einschärft, was sie schon gehört haben, und zum Theil schon glauben. Da übrigens dieheil. Schrift gewissermaassen alles enthält, so sind zu ihrer Erklärung auch alle Wissenschaften vonnöthen, als worauf der bekannte Spruch zielet:die Weisheit sandte ihre Dirnen aus, zu laden oben auf die Palläste der Stadt. (Sprüche Sal. 9, 3.)


28 - Johann Huart's Prüfung der Köpfe zu den Wissenschaften /

Aristoteles erkannte gar wohl aus der Erfahrung, daß ein Redner, ob er gleich die sittliche und natürliche Weltweisheit, die Arzneykunst,Metaphysik, Rechtsgelehrsamkeit, Mathematik, Astrologie und alle andere Künste und Wissenschaften studire, er doch aus allen nichts, als einige Blumen und unzweifelhafte Aussprüche wisse, ohne daß er den wahren Grund davon inne habe. Er glaubte aber, diese gründliche Erkenntniß gebräche ihm nur deswegen, weil er sich nicht darauf gelegt habe. Wenn er also fragt: *) δια τι τον φιλοσοφον του ῥητορος οἰονται διαφερειν; das ist: worinnen der Redner und Philosoph von einander unterschieden wären, da doch beyde die Weltweisheit studirten? so antwortet er: darinnen wären sie unterschieden, daß der Philosoph allen seinen Fleiß auf die Erkenntniß der Ursachen und Gründe einer jeden Wirkung richte, der Redner aber mit der blossen Kenntniß der Wirkungen zufrieden sey. Die wahre Ursache aber ist keine andere, als die, weil die natürliche Weltweisheit von dem Verstande abhänget, als an welcher Vermögenheit es den Rednern fehlt, so daß sie in der Philosophie nur ganz obenhin erfahren seyn können. Eben dieser Unterschied ist zwischen einem scholastischen und praktischen Gottesgelehrten; der eine weiß die Gründe von allen dem,

*) προβλ. τμημ. ιη.

was zu seiner Wissenschaft gehört, der andere aber weiß nichts mehr, als die unstreitigen Wahrheiten daraus. Es ist daher sehr gefährlich, daß ein Prediger Gewalt und Pflicht hat, demchristlichen Volke die Wahrheit zu lehren, und daß dieses Volk verbunden ist, ihm Glauben beyzumessen. Da ihm die Vermögenheit fehlt, durch welche er die Wahrheiten aus dem Grunde erkennen kann, so kann man mit allem Rechte von ihm sagen, was unser Heiland (Matth.XV, 14.) sagt: sie sind blind und blinde Leiter; wenn aber ein Blinder den andern leitet, so fallen sie beyde in die Grube. Es ist etwas unerträgliches, wenn man sieht, mit was für Kühnheit Leute auftreten und predigen, welche doch nicht ein Wort aus der scholastischen Theologie verstehen, und auch keine natürliche Fähigkeit haben, sie zu erlernen. Auch der h. Paulus beklagt sich sehr über diese Leute, wenn er (1. Timoth. I, 5.) sagt: die Hauptsumma des Gebots ist Liebe von reinem Herzen, und von gutem Gewissen, und von ungefärbtem Glauben. Welcher haben etliche gefehlet, und sind umgewandt zu unnützem Geschwätz; wollen der Schrift Meister seyn, und verstehen nicht was sie sagen, oder was sie setzen. Die Waschhaftigkeit unduud das Geschwätz der deutschen, holländischen, englischen und französischen und aller übrigen nordischen Theologen, macht christliche Zuhörer nur verwirrt, indem sie zwar mit grosser Sprachgelehrsamkeit, mit vieler Zierlichkeit und Anmuth der Worte predigen, allein keinen Verstand haben, womit sie die Wahrheit durchdringen könnten. Daß diese aber wirklich Mangel am Verstande haben, ist oben nicht allein aus der Meynung des Aristoteles, sondern auch ausser vielen andern Gründen und Erfahrungen, die wir deswegen beygebracht haben, erwiesen worden. Wenn denDeutschen und Engländern dasjenige wäre eingeschärft worden, was St. Paulus an die Römer schrieb, welche gleichfalls von falschen Predigern belästiget waren, so würden sie sich vielleicht nicht so geschwind haben verführen lassen:Jch ermahne aber euch, lieben Brüder, daß ihr aufsehet auf die, die da Zertrennung und Aergerniß anrichten, neben der Lehre, die ihr gelernet habt, und weichet von denselbigen; denn solche dienen nicht dem HErrn JEsu Christo, sondern ihrem Bauch, und durch süsse Worte und prächtige Rede verführen sie die unschuldigen Herzen. Ueberdieses haben wir auch oben bewiesen, daß diejenigen, welche eine starke Einbildungskraft besitzen, cholerisch, verschmitzt, boshaft, betrügerisch, und allezeit zum Bösen geneigt sind, welches sie mit vieler Geschicklichkeit und Klugheit auszuführen wissen.


29 - Johann Huart's Prüfung der Köpfe zu den Wissenschaften /

Weil wir nun aber bewiesen haben, daß diese Art des Genies durchaus zu dem Predigtamte ungeschickt ist, und wir uns verbindlich gemacht haben, einer jeden verschiednen Art der Fähigkeit denjenigen Theil der Gelehrsamkeit zu bestimmen, und zuzusprechen, welcher sich besonders für sie schickt; so müssen wir nunmehr zeigen, welche Art des Genies derjenige eigentlich haben müsse, dem man das Predigtamt, als das wichtigste Amt in der ganzen Christenheit, anvertrauen könne. Man wisse also, daß, ob wir gleich umständlich erwiesen haben, natürli cher Weise streite ein grosser Verstand mit einer starken Einbildungskraft und einem starken Gedächtnisse; dennoch in allen Künsten und Wissenschaften keine Regel so allgemein sey, welche nicht ihre Abfälle und Ausnahmen leide. Jn dem vierzehnten Hauptstücke werden wir es weitläuftiger darthun, daß die Natur, wenn sie nach aller ihrer Stärke wirken kann, und von keiner fremden Ursache verhindert wird, eine Art des Genies so vollkommen macht, daß sie in einem Kopfe einen sehr grossen Verstand mit einer sehr grossen Einbildungskraft, und beyde mit einem starken Gedächtnisse verbindet, gleich als wenn diese Fähigkeiten einander von Natur gar nicht entgegen wären.


30 - Johann Huart's Prüfung der Köpfe zu den Wissenschaften /

Was mich aber hierinnen am meisten bestärkt, ist folgendes Beyspiel. Der König von Frankreich,Franciscus von Valois, stand eine sehr langwierige Krankheit aus. Als er nun sah, daß alle Aerzte an seinem Hofe und in seinem ganzen Lande ihm nicht zu helfen im Stande wären, so sagte er allezeit, so oft die Hitze des Fiebers überhand nahm, es wäre nicht möglich, daß ihm ein christlicher Arzt kuriren könnte, und er habe sich aller Hofnung auf sie auch schon begeben. Einsmals als er ganz verzweifeln wollte, daß er sich Zeit Lebens von dem Fieber sollte martern lassen, befahl er, man sollte einen Curier nach Spanien schicken, den Kayser Carl den fünften zu bitten, daß er ihm den geschicktestenjüdischen Arzt, den er an seinem Hofe habe, zuschicken solle, weil er gewiß glaube, daß ihn dieser gesund machen werde, wenn ihn anders menschliche Kunst gesund machen könne. Man lachte in Spanien nicht wenig über diese Bitte, und man sah gar wohl, daß es ein Einfall eines fieberhaften Kranken sey. Unterdessen befahl der Kaiser gleichwohl, einen solchen Arzt aufsuchen zu lassen, wenn es auch ausser seinem Königreiche geschehen müsse. Zum Unglücke aber konnte man keinen auftreiben, und mußte also an seiner Statt einen angehenden christlichen Arzt schicken. Als dieser nach Frankreich kam, und dem Könige vorgestellt ward, so fiel zwischen beyden ein sehr artiges Gespräch vor. Jn diesem Gespräche entdeckte der König, daß der Arzt ein Christ sey, und wollte sich also von ihm durchaus nicht kuriren lassen. Er entdeckte es aber folgender Gestalt, indem er den Arzt, in Meynung er sey ein Jude, beyläufig einmal fragte: ob er es nicht einmal satt sey, auf den im Gesetze versprochenen Meßias zu hoffen?