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Die Musik, die Bildhauerkunst, und die Mah lerey erhalten ausser dem natürlichen Vergnügen, welches sie durch eine genaue Nachahmung gewäh ren, eine höhere Kraft und einen stärkern Reitz, wenn in ihren Werken etwas moralisches ent halten ist.


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In Trauerspielen ist eine lebhafte Nachahmungder Sitten, und der heroischen Tugenden, welche wider das Schicksal streiten, anzutreffen; es wer den edle Gesinnungen und Neigungen darinnen ausgedrückt. Unsre sympathetischen Empfindun gen von jeder Art werden in Uebung gesetzt; und Mitleiden und Schrecken entstehen bey Widerwär tigkeiten, von welchen wir wissen, daß sie erdichtet sind. Kan man sagen, daß das Schrecken ein hö heres Vergnügen mit sich führe? und doch tragen wir zuweilen nach Geschichten Verlangen, die uns erschrecken. Allein wenn die Nachahmungen in der Bilderhauerkunst, Mahlerey und Musik uns so sehr gefallen, daß wir Ungemach und Hunger erdulten, um uns länger damit beschäftigen zu kön nen: so ist es kein Wunder, wenn solche edle Nach ahmungen der Sitten uns ergötzen, ungeachtet wir eine unangenehme Unruhe der Sympathie, mit eingebildeten Leiden, empfinden? Was für ein Ver gnügen haben wir, wenn wir in einem Kranken hause sind, oder ein wirkliches Aechzen vernehmen; und also zwar genugsamen Anlas zu Mitleiden bekommen, aber keine solche Tugenden entdecken? Wenn man vergessen sollte, daß das Unglück in dem Trauerspiel erdichtet ist: so wird der Schmerz zu nehmen; allein die liebenswürdigen Tugenden und die edlen Gesinnungen erfüllen die Seele mit einem höhern Vergnügen.


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VI. Wenn wir von der Absicht eines Werks, welche wir nur einigermassen verstehen, urtheilen: so können wir allemal den natürlichen und ei gentlichen Endzweck oder die Wirkungender Uebereinstimmung und des Zusammenhangs entdecken. Wir unterscheiden dieselben von zufäl ligen Wirkungen, welche dasselbe hervorbringen kan, oder welche nothwendige Folgen von ihm seyn können, ob sie gleich unter dem Endzweck, den sich der Verfertiger vorgesetzt hatte, nicht begriffen sind. Die vortreflichste Bildsäule kan jemanden verletzen, wenn sie auf ihn fällt; das regelmässigste und be quemste Haus mus dem Einwohner die Aussicht nach dem Himmel und auf die Erde mehr einschränken, als das freye Feld; und die Erhaltung desselben mus ihm einige Unruhe und einigen Aufwand verursa chen. Durch den gütigsten und weislich einge richteten Lauf der Sonne, mus an einigen Orten manches Ungewitter entstehen. Einige Uebel könund Begriffe von seiner Natur. 279Neunter Abschnitt.nen mit den Mitteln, das höchste Gut zu erlangen, so wesentlich verknüpft seyn, daß die Allmachteinigen Wesen das letztere ohne die erstern nicht ge währen kan. Dergleichen Uebel müssen also, in einer, von der vollkommensten Güte, hervorgebrach ten Welt, vorhanden seyn. Die Güte des Urhe bers eines Systems, in welchem sich einige Uebel finden, kan dahero zulänglich bewiesen werden, wenn die natürliche Absicht des Baues gut und wei se ist, und wenn die Uebel blos, vermöge der Ge setze, nach welchen das höchste Gut erlangt wird, er folgen müssen. Diese Betrachtung wird unge mein bestätiget, wenn wir finden, daß ein grosses und erhabenes Vergnügen oder Glück, vermittelst der Beschaffenheit und der Ordnung in der Natur, genossen wird. Geschöpfe, welche das unmittel bare Anschauen des Schöpfers nicht geniessen, und von dem ganzen Plan und allen seinen Theilen kei ne vollständige Eekäntnis<Erkäntnis> haben, können keine meh rere Gewisheit erwarten; und sie sollten sie auch nicht verlangen.


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On the same accounts the professions of the artsand sciences which afford sublime pleasures in theory,and great use in the practice, are justly honourable;such as mathematicks, natural philosophy and histo-ry, medicine, and others. The arts of sculpture, pain-ting, drawing, musick, and elegant and magnificentarchitecture; tho' they are not subservient to the ne-cessities of life, yet have always been reputable in ci- vilized nations for the refined pleasures they afford, and the elegant genius requisite in the artist.


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Jn eben den Betrachtungen stehn auch die Künste und Wissenschaften, die in der Theorie ein erhabnes Vergnügen, und in der Ausübung grossen Nutzen schaffen, in Ehren, wie die Mathematik, die Physik, die Historie, die Medicin, und andre mehr. Die Bildhauerkunst, die Mahlerey, das Zeichnen, die Musik, die zierliche und prächtige Baukunst, sind, ob sie gleich nicht zu den Nothwendigkeiten des menschlichen Lebens gehören, dennoch unter allen gesitteten Völkern beständig in grossen Ehren gehalten worden, weil sie ein geläutertes Vergnügen verschaffen, und ein grosses Geniein dem Künstler voraussetzen.


21 - Des Abts von Marigny Geschichte der Araber unter der Regierung der Califen /

Nachdem diese Bedingungen angenommen waren, so kam es nur noch darauf an, die Grenzen fest zu setzen. Anstatt daß die Einwohner sie durch gezogene Graben hätten bemerken sollen, so richteten sie bloß an dem Ende ihres Gebietes eine Bildseule des Heraclius auf, welche diesen Kayser auf dem Throne sitzend vorstellte.


22 - Des Abts von Marigny Geschichte der Araber unter der Regierung der Califen /

Diese lächerliche Forderung, setzte die Araber in eine solche Wuth, daß sie die AbgeordnetenOmar. Hegire 14. n. C. G. 635. zu Opfern derselben würden gemacht haben, wann Obeidah nicht Sorge getragen hätte, seine Leute zu besänftigen. Er hatte aber allzuviel Gegenwart des Geistes, als daß er aus dem seltsamen Verlangen der Abgeordneten nicht hätte einen Scherz machen sollen, so daß er die Nothwendigkeit, sich hier des Vergeltungsrechts zu bedienen, zugab, und ihnen also rieth eine Bildseule des Califen machen zu lassen, und gleichfalls an ihr ein Auge zu verderben, wie man es an der Bildseule des Käysers gethan habe. Mit dieser Antwort kehrten die Abgeordneten zurück, und es kam mit der ganzen Sache nicht weiter.


23 - Des Abts von Marigny Geschichte der Araber unter der Regierung der Califen /

(*) Ptolomäus Soter legte, als er das Museum, oder die Akademie zu Alexandria stiftete, zugleich eine Bibliothek daselbst an, welche nicht weit von seinem Pallaste in einem Gebäude, das Bruchion hieß, aufgestellet wurde. Diese Bibliothek ward von seinen Nachfolgern ansehnlich vermehret. Unter dem Philadelphus, seinem Sohne, belief sie sich schon auf hundert tausend Bände, und bald darauf zählte man deren viertausend. Nachdem die Zahl noch auf dreytausend gewachsen war, so stellte man diese in das Serapeon, einen Tempel, welcher von der Bildsäule des Serapis, die Ptolomäus ehedem von Sinope hatte bringen lassen, also genennet wurde. In dem Kriege, welchen Cäsar mit denen von Alexandria hatte, ward das Bruchion, mit den viertausend Bänden, die sich daselbst befanden, verbrannt, doch das Serapeon ward erhalten. Cleopatra, wie man dafür hält, ließ die Bibliothek von Pergame, die ihr Antonius geschenckt hatte, dahin bringen, welches eine Vermehrung von zweyhunderttausend Bänden ausmachte, zu welchen man hernach noch viele andere sammlete, so daß diese letztere Bibliothek weit zahlreicher als die erste wurde. Sie litt mehr als einmal, bey verschiedenen Veränderungen, grossen Schaden, sie ward aber immer wieder in ihrem alten Glanze hergestellt, und hatte sich bis auf die Zeit der arabischen Kriege, da sie völlig vernichtet wurde, vollkommen wohl erhalten.


24 - Des Abts von Marigny Geschichte der Araber unter der Regierung der Califen /

Der Calif fragte ihn, was er denn arbeiten könne; der Sklave antwortete, daß er in verschiedenen Profeßionen geschickt sey; daß er ein Zimmermann, ein Bildhauer und zugleich ein Baumeister wäre. Omar antwortete ihm hierauf, daß also seine Auflage nicht übermäßig sey, und daß er genug verdienen könne, sie abzutragen. Mit dieser Antwort schickte er ihn fort, und sagte ihm bey dem Abschiede, daß er Wil Omar. Hegire 23. n. C. G. 643.lens sey, ehestens Windmühlen bauen zu lassen, und daß er ihn zu dieser Arbeit brauchen wolle.


25 - Des Abts von Marigny Geschichte der Araber unter der Regierung der Califen /

Die folgenden Jahre war Moavias glückli Sie erobern die Insel Rhodus.cher. Er suchte den griechischen Käyser, welcher mit einer zahlreichen Flotte auf dem phönizischen Meere kreutzte, auf, fiel ihn an, zerstreuete seine Schiffe, und nöthigte ihn, die Flucht zu ergreiffen. Dieses geschahe ohnge= Othman. Hegire 34. n. C. G. 654.fehr im 34sten Jahre der Hegire, oder im 654sten nach Christi Geburth. Das Jahr darauf bemächtigte sich Moavias der Insel Rhodus, und warf die beruffene Bildseule der Sonne, welche mit unter die Wunderwerke der Welt gerechnet wurde, um. Er ließ sie in Stücken zerbrechen, und schickte sie nach Alexandria.


26 - Des Abts von Marigny Geschichte der Araber unter der Regierung der Califen /

Diese grossen Gebäude machten ein richtiges Viereck, deren äussere Seiten mit drey oder vier Reihen von Galerien so breit, daß zwey Menschen neben einander gehen konnten, verzieret waren. Jede von diesen Galerien wurde von zierlichen Säulen getragen, zwischen welchen steinerne Erker waren, an welchen man die Bildhauerarbeit eben so wenig als an den Gesimsen der Säulen gespart hatte. An den vier Ecken dieser Moscheen waren vier vieleckigte Thürme von einer recht wunderbaren Baukunst, auf welchen zweymal des Tages sieben bis acht Morzins (*) und gegen die

(*) Dieses waren öffentliche Ausrufer, welche das Volk zum Gebete rufen musten. Diese Gewohnheit ist noch bis jetzt unter den Maho metanern. Die Thürme, von welchen diese Zusammenrufungen geschehen, heissen Mina rets.

verschiednen Gegenden Allah, Allah et cetera rieValid.Hegire 89.n. C. G. 708fen. Dieses war das Zeichen, welches man bey Annäherung der öffentlichen Betstunden zu geben pflegte, damit man sich durch das Waschen und andere gesetzmäßige Ceremonien darzu vorbereiten könne. Von diesen Moscheen des Valid hat man fast zu allen andern, welche die Mahometaner in den folgenden Zeiten haben bauen lassen, das Muster genommen.


27 - Aesop's Fables /

The Fancies of Poets, Painters, and Engravers, are no Evidences of Truth; for People are partial in their ownCases, and every Man will make the best of his own Tale.144Æsop's Fables. It is against common Equity for the same People to beboth Parties and Judges, and there is a great Difference betwixt a Flight of Fancy, and the History of Nature.This Fable may further instruct us, that no Judgmentsas to Matters of Right and Wrong between disputingParties, ought to be form'd upon the Relations madeby one Party of his Case; which may appear in avery different Light, when both Sides are heard.


28 - Sittenlehre /

Die Phantasien der Dichter, Mahler und Bildhauer, können keine Beweise der Wahrheit abgeben; denn die Menschen sind in ihren eignen Sachen partheyisch, und niemand wird gern wider sich selbst reden. Es ist wider die gemeine Billigkeit, wenn ein Mensch beydes Richter und Parthey seyn will; und zwischen den Erdichtungen der Einbildungskraft, und dem, was wirklich in der Natur geschieht, ist ein großer Unterschied. Ferner kann uns diese Fabel lehren, daß man in keiner Sache, nach der Aussage bloß eines einzigen Theils, richten müsse, und daß der Handel ein ganz ander Ansehen bekomme, wenn man beyde Theile gegen einander abhöret.


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L'issue d'une action si héroïque est toute merveilleuse, & en reléve encore l'éclat. On trouva Calpurnius au milieu d'un tas de corps morts tant des ennemis que des siens, parmi lesquels seul il respiroit encore. Il étoit couvert de blessures, mais dont heureusement aucune n'étoit mortelle. On l'enléve, on le panse, on en prend un soin infini; & parfaitement guéri, il rendit encore longtems d'utiles services à sa patrie. Etre tiré de la sorte du milieu d'un tas de cadavres, n'est-ce pas presque sortir du A. Atilius, C. Sulpic. Cons. tombeau, & se survivre à soi-même? (a)An. R.494.Av. J. C.258.Caton, de qui Aulu-Gelle a tiré le récit de cette courageuse action, la compare à celle de Léonidas chez les Grecs près des Thermopyles, avec cette différence, que la valeur du Roi de Sparte fut célébrée par les louanges & les applaudissemens de toute la Gréce, & que la mémoire en fut consignée dans toutes les histoires, & transmise à la postérité par des tableaux, des sta tues, des inscriptions, & par toutes les autres sortes de monumens publics desti nés à perpétuer le nom & la gloire des grands hommes: au-lieu qu'une louange médiocre & passagére, une couronne de gazon, (corona graminea) fut toute la récompense du Tribun Romain. Combien d'actions héroïques dans nos Armées sont- elles aujourd'hui moins connues encore & moins célébrées que celle de Calpurnius Flamma! Celui-ci fut très content de son sort, & se trouva suffisamment honoré. En effet, (b) parmi toutes les

(a) Leonidas Lacedæmonius laudatur, qui simile apud Thermopylas fecit. Propter ejus virtutes omnis Græcia gloriam atque gratiam præcipuam claritudinis inclutissimæ decoravere monimentis, signis, statuis, elogiis, historiis, aliisque rebus gratissimum id ejus factum habuere. At Tribuno militum parva laus pro factis relicta, qui idem fecerat, atque rem servaverat. Cato, apud Aul. Gell.

(b) Corona quidem nulla fuit gramineâ nobilior, in majestate populi terrarum principis, præmiisque gloriæ. Gemmatæ & aureæ. ... post hanc fuere, suntque cunctæ magno intervallo, magnaque differentia. Plin. XXII. 3.

A. Atilius, C. Sulpic. Cons.An. R.494.Av. J. C.258.couronnes dont on récompensoit les bel les actions des Citoyens Romains, la couronne de gazon l'emportoit infiniment sur toutes les autres, & sur celles même qui étoient d'or, & enrichies de diamans. Dans ces heureux tems, les Romains n'é toient point du tout sensibles à l'intérêt, & auroient cru que c'eût été se deshonorer que d'agir par des vues si basses. La gloire, & le plaisir de servir la patrie, étoient jugés la seule récompense digne de la vertu.


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Der Ausgang einer so heldenmäßigenThat ist ganz bewundernswürdig, und macht A. Attil. Calatinus. u. C. Sulpic. Paterculus, Cons. 55 den Ruhm davon noch herrlicher. Manfand den Calpurnius mitten unter einemHaufen erwürgter Leichname sowohl von denSeinigen, als von den Feinden, wo er unter ihnen allein noch Othem hatte. Er warmit Wunden ganz bedeckt, von denen aberzum Glücke keine tödlich war. Man nahmihn weg, man verband ihn, man pflegte ihnmit einer ausserordentlichen Sorgfalt; undals er vollkommen wieder geheilet war, soleistete er seinem Vaterlande noch lange nützliche Dienste. Auf diese Weise mitten auseinem Hauffen von Leichen hervorgezogenwerden, ist das nicht fast eben so viel, alswenn man aus dem Grabe zurückkömmt,und sich selbst überlebt? Cato, aus welchemAulus Gellius die Erzehlung von dieser Heldenmüthigen That genommen hat (*), vergleicht sie mit der That des Leonidas unterden Griechen bey Thermopylä, mit diesemUnterschiede, daß die Tapferkeit des Königesvon Sparta durch das Lob und den Beyfallvon ganz Griechenland verherlichet, und das

(*)Leonidas Lacedaemonius laudatus, qui funileapud Thermopylas fecit. Propter eius virtutes omnis Graecia gloriam atque gratiam prae cipuam elaritudinis inclutisfimae decoraueremonumentis, signis, statuis, elogiis, historiis,aliisque rebus gratis sumum id eius factum ha buere: At Tribuno militum parua laus profactis relicta, qui idem fecerat atque rem ser uauerat. Gell.

56 A. Atil. Calatinus, u. C. Sulpic. Paterculus, Cons. Andenken davon in allen Geschichten aufgezeichnet, und der Nachkommenschaft durchGemählde, auch Bildsäulen, durch Uberschriften und andere Arten von öffentlichenDenckmählern, die zur Verewigung der Ehre und Nahmens grosser Männer bestimmetsind, übergeben wurde: Da hingegen dieBelohnung des Römischen Tribuns nichts,als ein mittelmäßiges und vergängliches Lob,und ein Kranz von Graß (corona graminea) war.