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16 - An Essay on Dramatick Poesy /

But, to return from whence I have digress'd, to the Consideration of the Ancients Writing and their Wit, (of which, by this time, you will grant us in some measure to be fit Judges,) Tho' I see many excellent Thoughts in Seneca; yet he, of them who had a Genius most proper for the Stage, was Ovid; he had a way of writing so fit to stir up a pleasing Admiration and Concernment, which are the Objects of a Tragedy, and to shew the various Movements of a Soul combating betwixt two different Passions, that had he liv'd in our Age, or in his own could have writ with our Advantages, no Man but must have yielded to him; and therefore I am confident the Medea is none of his; for though I esteem it for the Gravity and Sententiousness of it, which he himself concludes to be suitable to a Tragedy, Omne genus scripti gravitate Tragœdia vincit, yet it moves not my Soul enough to judge that he, who in the Epique way wrote things so near the Drama, as the Story of Myrrha, of Caunus and Byblis, and the rest, should stir up no more Concernment where he most endeavour'd it. The Master-piece of Seneca I hold to be that Scene in the Troades, where Ulysses is seeking for Astyanax to kill AnEssayof Dramatick Poesy. him: There you see the Tenderness of a Mother, so represented in Andromache, that it raises Compassion to a high Degree in the Reader, and bears the nearest Resemblance of any thing in the Tragedies of the Ancients, to the excellent Scenes of Passion in Shakespear, or in Fletcher: For Love Scenes you will find few among them, their Tragick Poets dealt not with that soft Passion, but with Lust, Cruelty, Revenge, Ambition, and those bloody Actions they produc'd; which were more capable of raising Horrour than Compassion in an Audience: Leaving Love untouch'd, whose Gentleness would have temper'd them, which is the most frequent of all the Passions, and which being the private Concernment of every Person, is sooth'd by viewing its own Image in a publick Entertainment.


17 - An Essay on Dramatick Poesy /

The End of Tragedies or serious Plays, says Aristotle, is to beget Admiration, Compassion, or Concernment; but are not Mirth and Compassion things incompatible? And is it not evident, that the Poet must of necessity destroy the former by intermingling of the latter? That is, he must ruin the sole End and Object of his Tragedy to introduce somewhat that is forced into it, and is not of the body of it: Would you not think that Physician AnEssayof Dramatick Poesy. mad, who having prescribed a Purge, should immediately order you to take Restringents?


18 - Von Johann Dryden und dessen dramatischen Werken /

Wenn wir aber zugestehen wollen, daß dieAlten ihre Schauspiele gut angelegt haben, so müssen wir auch bekennen, daß ihre Ausführung nicht schlechter gewesen. Mit dem Menander, unter den griechischen Dichtern, und dramatischen Werken. mit den Cäcilius, Africanus und Varius unter den römischen, haben wir, ohne Widerspruch, einen grossen Vorrath an Witz verloren; Menanders Vortreflichkeit kann man aus den Lustspielen des Terenz abnehmen, der verschiedne von ihm übersetzte, gleichwohl aber noch so weit hinter ihm zurück blieb, daß ihn Cäsar nur den halben Menander nennte; von dem Varius können wir uns aus den Zeugnissen des Horaz, Martial und Vellejus Paterculus einen Begriff machen. Wenn wir dieser ihre Werke wieder finden könnten, so würde, wahrscheinlicher Weise, der Streit auf einmal entschieden seyn. Doch so lange wir den Aristophanes und Plautus noch haben; so lange die Trauerspiele des Euripides, Sophokles und Seneca noch in unsern Händen sind, kann ich keines von unsern neuerlich geschriebenen Schauspielen ansehen, ohne daß sich meineBewunderung der Alten dadurch vermehrt. Dabey aber muß ich noch gestehen, daß um sie so zu bewundern, wie sie es verdienten, wir sie besser verstehen müßten, als es geschieht. Verschiednes scheinet uns, ohne Zweifel, bey ihnen plat, weil der Witz davon von irgend einer Gewohnheit oder Geschichte abhängt, die uns niemals zu Ohren gekommen; oder vielleicht auch von einer Feinheit in ihrer Sprache, die als eine todte, und nur noch in den Büchern vorhandene Sprache, unmöglich volllommen Von Johann Dryden u. dessen von uns verstanden werden kann. Jch habe nur den Macrobius lesen dürfen, wo er die eigenthümliche Bedeutung und Zierlichkeit ververschiedner Wörter des Virgils erklärt, die ich vorher als gemeine Dinge übergangen hatte, um mich zu überzeugen, daß ein gleiches auch wohl bey dem Terenz Statt haben könnte, und daß in der Reinigkeit seines Styls (welcheCicero so hoch schätzte, daß er seine Werke beständig um sich hatte) noch manches zu bewundern seyn möchte, wenn wir es nur erst wüßten. Unter dessen muß ich Sie zu erwägen bitten, daß der größte Mann des nächft<nächst> vergangenen Weltalters (Ben Johnson) nicht anstand, den Alten in allen Stücken den Vorzug zu lassen. Er war nicht allein ein ausdrücklicher Nachahmer des Horaz, sondern auch ein gelehrter Plagiarius aller andern; so daß wenn Horaz, Lucan, Peronius Arbiter,Seneca und Juvenal alle das ihrige von ihm wieder zurück fordern sollten, er wenig ernsthafte Gedanken, die neu bey ihm wären, behalten würde. Sie werden mir also verzeihen, wenn ich glaube, daß der ihre Mode müsse geliebt haben, der ihre Kleider getragen. Weil ich aber sonst eine grosse Hochachtung für ihn habe, und Sie, Eugenius, ihn allen andern Poeten vorziehen, so will ich itzt weiter keine. Gründe, als dieses seinen Exempel anführen Jch will Jhnen ihren Vater Ben mit allen Klei dramatischen Werken dern und Farben der Alten ausgeputzt zeigen, und das wird hinlänglich seyn, Sie auf unsere Seite zu ziehen. Denn Sie mögen nun entweder die schlechten Schauspiele unsrer Zeit, oder die guten der nächst verflossenen betrachten, so werden beyde, die schlechtesten sowohl als besten neuen Dichter, Sie die Alten bewundern lehren.“


19 - Von Johann Dryden und dessen dramatischen Werken /

„Bey dem Seneca fährt Eugenius fort, nach einer kurzen Ausschweifung über die harte, unnatürliche Art sich auszudrücken, deren sich unter den englischen Dichtern besonders der Satyricus Cleveland schuldig gemacht,) „finde ich zwar manchen vortreflichen Gedanken; doch derjenige der unter den römischen Dichtern die größten Gaben für das Theater hatte, war, meinem Bedünken nach, Ovidius. Er weis die angenehme Bewunderung und das zärtlicheMitleid, welches die Gegenstände des Trauerspiels sind, so glücklich zu erregen, und die verschiednen Bewegungen einer mit verschiednenLeidenschaften kämpfenden Seele zu schildern, daß, wenn er in unsern Zeiten gelebt hätte, oder er zu seinen Zeiten unsere Vortheile gehabt dramatischen Werken. hätte, ihn niemand hierinn würde übertroffen haben. Jch kann mir auch daher nicht einbilden, daß die Medea, die sich unter den Senecaischen Trauerspielen befindet, sein Werk seyn sollte; denn ob ich sie schon wegen ihres spruchrichen Ernstes schätze, der, wie er selbst sagt, derTragödie vornehmlich zukömmt, Omne genus scripti gravitate Tragoedia vincit: so rührt sie mich doch bey weitem nicht so, daß ich glauben sollte, der Dichter, der in der Epischen Dichtungsart verschiednes dem Drama so nahe kommendes, als die Geschichte von der Myrrha, von Caunus und Byblis, geschrieben, hätte mich da nicht stärker rühren können, wo es auf die Rührung vornehmlich angesehen war. Das Meisterstück des Seneca, halte ich dafür, ist die Scene in den Trojanerinnen, wo Ulysses den Astyanax sucht, um ihn umzubringen; dieZärtlichkeit einer Mutter ist daselbst, in der Person der Andromacha so vortreflich geschildert, daß unser Mitleiden kaum höher steigen kann; es ist auch diese Scene dasjenige, was aus allen alten Trauerspielen den rührenden Scenen im Shakespear und Fletcher am nächsten kömmt. Verliebte Scenen wird man wenige bey ihnen finden; ihre tragischen Dichter machten sich mit dieser sanften Leidenschaft nicht viel zu thun, sondern mehr mit sträflicher Brunst, mit Grausamkeit, mit Rache und Ehrgeitz und deren blutigen Folgen, wodurch sie Von Johann Dryden u. dessen nicht sowohl Mitleiden als Schrecken bey ihrenZuschauern erregten et cetera


20 - Von Johann Dryden und dessen dramatischen Werken /

Der Ausgang des Trauerspiels, sagt Aristoteles, soll Bewunderung und Mitleiden erregen; sind aber nicht Lustigkeit und Mitleiden ganz widersprechende Dinge? uudund ist es nicht augenscheinlich, daß der Dichter das eine, durch Von Johann Dryden u. dessen die Vermischung mit dem andern vernichten muß? daß er die vornehmste Absicht, den einzigen Endzweck des Trauerspiels aufgeben muß, um etwas mit einzumischen, was sich ihm nicht anders als mit Gewalt einverleiben läßt? Würde man einen Arzt nicht für toll halten, der erst eine Purganz, und gleich darauf ein Restringens verschriebe?


21 - Des Abts du Bos Ausschweifung von den theatralischen Vorstellungen der Alten /

Dem sey nun aber gewesen wie ihm wolle, sowissen wir wenigstens doch ganz gewiß, daß dieSchauspieler, von welchen hier die Rede ist, sehrwohl mit einander übereinstimmten. Senecasagt, man könne nicht ohne Erstaunen wahrnehmen, wie auf der Scene die Gebehrde geschickter Komödianten die Rede erreiche und sich, sozu reden, Trotz der Geschwindigkeit der Zunge, mit ihr verbinde. (*) Mirari solemus scenæperitos quod in omnem significationem rerum& effectuum parata illorum est manus, &verborum velocitatem gestus assequitur. Hiernun aber will Seneca gewiß nicht von einer Person reden, welche zu gleicher Zeit spricht und Gebehrden macht; denn an dieser würde es nichtsweniger als bewundernswürdig seyn, ihre Gebehrden eben so geschwind lauffen zu sehen, alsihre Worte. Die Sache geht ganz natürlichzu; und sie kann nur alsdenn bewundernswürdig seyn, wenn ein Schauspieler spricht und einanderer Schauspieler die Gebehrden dazu macht.


22 - Histoire toute véritable. /

L'aînée de ces deux sœurs peut être citée pour belle, & la cadette est très-jo-lie: l'une est faite pour causer de l'admiration, l'autre est plus propre à donner de l'amour: l'aînée que je nommerai Lucille, a du merveilleux dans l'esprit; Marianne sa cadette se contente d'avoir du naturel & de l'enjouëment; elle joint à cela un bon cœur, & beaucoup de raison: Lucille a aussi de la raison, mais elle a un fond de fierté & d'amour pour elle-même, qui l'empêche d'aimer les autres. Marianne aimoit sa sœur tendrement, quoique cette aînée méprisante prit sur elle certaine supériorité, que les femmes graves croient avoir sur les enjoüées. Lucille s'avantçoit à pas lents vers le bout de la terasse qui regarde la mer; elle étoit triste depuis quelques jours; Marianne la plaisantoit, sur ce que leur Pere vouloit la marier par interêt de famille, à un Gentil-homme voisin, qui n'étoit ni jeune ni aimable. Ce mariange ne vous convient guéres, lui disoit Marianne en badinant, vous étiez née pour épouser à la fin d'un Roman, quelque Cyrus, ou quelque Orondate.


23 - Histoire toute véritable. /

En marchant vers le rivage on apper-çut à la lueur d'autres flambeaux, dans un chemin creux entre des rochers, plusieurs valets occupés autour du nouveau débarqué, qui fatigué de ce qu'il avoit souffert, tomba dans une espèce d'évanoüissement. L'on s'arrêta quelque temps pour lui donner du secours, marianne<Marianne> le consideroit attentivement, elle admiroit sa bonne mine, & l'admira tant qu'elle ne put s'empêcher, elle qui n'étoit point envieuse, d'envier à sa sœur le bonheur d'avoir un tel amant; cependant il revenoit à lui. Il souffroit beaucoup; mais dès qu'il eut jetté les yeux sur Marianne, son mal fut suspendu, in ne sentit plus que le plaisir de la voir.


24 - Eine Geschichte /

Die älteste von diesen zwey Schwestern ist schön; die jüngste ist sehr artig; die eine erweckt Bewunderung, die andre Liebe. Die älteste, welche ich Lucile nennen will, liebt das Abentheuerliche; Marianne ihre jüngere Schwester begnügt sich natürlich und aufgeweckt zu seyn, womit sie ein gutes Herz und viel Verstand verbindet. Lucile hat auch Verstand; zu viel spröde Gesinnung und Eigenliebe aber, andre ausser sich zu lieben. Marianne liebte ihre Schwester zärtlich, die sich gleichwohl, aus Stolz, eine Art von Herrschaft über sie anmaßte, welche ernsthafte Frauenzimmer über aufgeweckte zu haben vermeinen.Lucilenäherte sich mit langsamen Schritten dem Ufer des Meeres. Sie war seit einigen Tagen traurig. Marianne zog sie damit auf, daß sie der Vater, aus eigennützigen Absichten, an einen benachbarten Edelmann, welcher weder jung noch liebenswürdig war, verheyrathen wollte. Diese Heyrath ist gar nicht für dich, sagt Marianne scherzend zu ihr. Du bist gebohren, am Ende eines Romans, einen Cyrus oder einen Orondates zu heyrathen.


25 - Eine Geschichte /

Indem sie auf das Ufer zugingen, wurden sie bey dem Schimmer andrer Fackeln auf einem Wege zwischen den Felsen verschiedne Bediente gewahr, die sich um ihren Herrn, welcher eben das Schiff verlassen hatte, beschäftigten. Er war, weil er allzuviel Ungemach in dem Sturme ausgestanden hatte, in eine Art einer Ohnmacht gefallen. Mariannebetrachtete ihn sehr aufmerksam, sie bewunderte seine Schönheit, und bewunderte sie so sehr, daß sie endlich anfing ihrer Schwester einen solchen Liebhaber zu mißgönnen. Unterdessen kam er wieder zu sich. Kaum warf er die Augen auf Mariannen, als sein Übel auf einmal verschwand, und er nichts, als das Vergnügen sie zu sehen, fühlte.


26 - Pro Comoedia commovente /

Quod ad priorem attinet rationem, mihi quidem non videtur esse timendum, ne fines vtriusque generis confundantur. Potest ad commouendum vim habere comoedia, et tamen longissime abesse ab indole tragoediae, si neque eos-demprorsus motus excitat, neque eodem plane consilio, neque iis rebus, quibus vtitur tragoedia. Insaniret omninocomoedia, si grandem et horrendum tragoediae apparatum, caedes, desperationes, et id genus alia, affectaret: sed nihil horum vnquam molitur. Contenta enim facto aliquo populari, esti rariori, nescit actionis nobilitatem et magnitudinem; nescit summorum hominum opiniones et mores, aut summa vel virtute, vel turpitudine excellentium; nescit rei exitum tristissimum; nescit tragicum illud elatum atque magnificum dicendi genus. Haec omnia adeo in promptu sunt, vt, si pluribus dicere velim, es obscuare velle videar. Neque vero est, quod quis dicat, comoediam, quae mouet, cum non nunquam misericordiam excitet, vi quasi iniusta partes inuadere tragoediae. Quae enim comoedia vni item vel alteri personae accidere sinit parua mala, ea quo modo vehementissimum illum, qui est tragoediae, sensum misericordiae excitare poterunt? Sunt potius non nisi eius sensus initia, quae comoedia admittit, et ad breue tempus retinet, atque eo quidem fine, vt leuem hunc motum re aliqua optabili reprimere possit; quod longe secus fit in tragoedia. Sed veniendum est ad locupletissimum, ex quo comoedia solet mouere, locum, videndumque, an forsitan ab hac parte in bona tragoediae possessionemque impetum faciat. Ea comoedia, de qua quaeritur, quando mouet, nonne id ple-rumque efficit fingendo amore, eoque honesto, graui, insigni? Quid adeo interest inter eum amorem, quem tragoedia admittit, et hunc, quem comoedia? Immo vero permultum. Nam amor in comoedia non est heroicus ille amor, vinculis magnarum rerum, officii, fortitudinis, summae ambitionis, aut anxie constrictus, aut infeliciter laxatus; nonamor ille tumultuans, periculorum aut horrendorum criminum comitatu stipatus; non desperans ille, sed suauiter inquietus, implicitus quidem variis, quibus augeatur, aut reprimatur, impedimentis et molestiis, iis tamen, quae feliciter denique atque sine multo labore superentur, vt eueniat exitus, nisi singulis fabulae personis, tamen voto audientium laetissimus. Quapropter nulla artis confusio timenda videtur, cum comoedia non eundem, quem tragoedia, tractetamorem sed, quemadmodum vi et magnitudine, ita effectis et adiunctis a tragico longe remotum. Atque sicutiamor, duplici imagine elucens, diuerso tamen modo expressus, non facile habebitur pro vno, neque adeo eandem inanimos hominim vim exeret, cum v. c. vnius sunt sparsi capilli, turbata frons, oculi desperantes; alterius comtus capillus, subtriste ridens frons, et oculi suauiter solliciti: ita nec, qui in vtramque fabulam ingreditur amor, eiusdem est generis, nec eodem, vel pari modo, dici poterit mouere. Immo tantum abest, vt ab hac parte tragoediae iure violare velle videatur comoedia, vt potius nihil nisi sua tueatur. Quanquam enim iis non assentior, qui, auctoritate veterum quarundam tragoediarum moti, amorem prorsus e tragicafabula proscribunt; tamen neque omnem amorem, delicatiorem praesertim, ipsi conuenire, neque eum, qui conueniat, ibi regnare debere, inde certissimum est, quod tragoediae argumentum a solo amore peti non potest. Ille quidem grauiorum animi affectionum, a quibus actio tragoediae magnitudinem, splendorem, admirabilitatem accipit, tanquam accessio fieri potest, ita vt eas mox impellat magis, mox refrenet, non autem vt ipsius actionis caput sit. Haec lex, tragoediae scripta, et a natura heroici facti repetita, satis declarat, vt amor actionis principium sit, solius essecomoediae. Quicquid igitur amor, reiecta eius parte horrenda et funesta, ad commouendum valet, illud omne iure suo comoedia vindicat. Praeclare monet praestantissimusCORNELLIVS, in qua fabula solus amor, quamuis in principibus viris, dominetur, eam non esse tragoediam, sed vi sua comoediam . Le Theatre de P. CORNEILLE, V. Partie. à Amsterd. Premier Discours du Poëme Dramatique. p. 469. Multo minus itaque fabula, in qua regnet priuatorum hominum amor vehemens, naturam tragoediae affectare videatur. Quod autem de amore, comoediae vindicando, disseruimus, de reliquis quoque existimo locis affirmari posse, qui ad concitandos animos aliquam vim habent, de amicitia, constantia, liberalitate, grato animo, ceteris. Quia enim hae virtutes, in quo sunt, virum illum quidem bonum, non autem, nisi aliae accesserint, magnum et tragoedia dignum efficiunt, magisque adeo vitae priuatae, cuius imago esse comoedia debet, sunt ornamenta: comoedia in iis virtutibus illustrandis iure suo versabitur, et, quicquid ad animos suauiter afficiendos inde peti poterit, eius suo loco et tempore vtendi potestatem habebit. At enim tali modo sterilis nimis atque ieiuna videbitur comoedia, nequeiuuenum prodibit publica cura, neque iis satisfaciet, quiridendo latera sua concuti volunt? Quid tum? At delectabit, (vt ait Clariss. WERENFELSIVS, In Oratione de Comoediis, p. 365. Dissertat. var. argum. Parte altera. Amstelaed. 1617<1716>. sapientes, at do-ctos, probos, artisque peritos, qui non ridiculum quaerunt, sed aptum, non distortum, sed concinnum: et si non scurrae, ii certe, vt PLAVTINO verbo vtar, qui pudicitiae praemium esse volunt, plausum dabunt.


27 - Pro Comoedia commovente /

Accedendum iam nobis est ad ipsos characteres bonos, qui obtinere solent in ea, de qua quaeritur, comoedia, atque videndum, quo modo inde voluptas delectatioque oriri possit. Cuius rei ratio sine dubio in natura hominum et vi admirabili virtutis quaeratur. Etenim in noftra potestate non est, approbare velimus, nec ne, quod recte, honeste ac laudabiliter fiat. Naturali harum rerum pulchritudine et specie ducimur: atque etiam pessimus quisque, inuitus quasi, sibi placet in praestantia animispectanda, qua neque praeditus fuit vnquam, neque, vt esset, elaborauit. Ii igitur, in quibus aliqua magna eaque, popularis, virtus elucet, quemadmodum in vsu atque consuetudine vitae, ita et in theatro cari gratique nobis esse solent. Parum tamen hoc foret, nisi alia accederent. Ipsavirtus, in scenam producta, magis placet, quam in vita hominum. Etenim cum inuidia, in conspiciendo et fruendo viro bono, saepe vna cum admiratione nascatur, tamen ea in simulacro virtutis videndo abest; inuidiae autem loco, excitatur in animo dulcis superbiae sensus et amoris sui ipsius. Intelligentes enim, ad quem praestantiae gradum humana natura euehi possit, nos nobis ipsis aliquid magni esse videmur. Nos itaque ipsi nobis placemus in illis fictis personis, eoque magis virtus in scena nos detinet, quod et faciles mores imponuntur bonis personis, et illa ipsa bonitas, vbique aequabilis et sibi similis, a naturamagis donata videtur, quam labore et studio parata. Verbo, sicuti in ridiculis scenae personis, nobis ipsis plaudimus, quod non videmur eorum similes: ita contra, bonos spectandocharacteres, de naturae nostrae bonitate nobis gratulamur, id quod in virtutibus heroicis, in quibus tragoediaversatur, minus euenire solet, cum nimium a communi conditione sint remotae. Intelligo quid contra dici possit. Etenim dicat aliquis, quoniam quotidianarum rerum fictio nullum sui desiderium aut admirationem faciat, adeoque necesse sit, vt virtus in scena maior et splendidior proponatur, quam vitae consuetudo vsusque ferat, consequi inde videri, vt eiusmodi morum notationes, tanquam veritatem excedentes, minus, quam sat est, placeant. Quod omnino timendum esset, nisi ars accederet, quae, quod in chara-ctere formando exprimendoque videatur modum ac naturam superare, apte iuuaret; quo fit, vt, quod vsu non frequentatur, probabile tamen videatur. Abhorreret fabula ab approbatione spectatorum, quae puellae infimi loci personam elegantiorem, ingenio moribusque conspicuam, imponeret. Nam
Si dicentis erunt fortunis absona dicta,
Romani tollent equites peditesque cachinnum.
Sed si fingamus, eam puellam a primis inde annis in illustrem aliquam familiam deductam, occasionem morum etingenii excolendi inuenisse: tum, quae antea erat improbabilis persona, fiet probabilis. Multo minus eximii mores et sensus animi generosi nos offendent in illis, quos honesta domo ortos et cum cura educatos sciamus. Neque huius loci verosimilitudo tam veritate rei, quam hominum opinione, metienda est, ita, vt huc non pertineat, sintne re ipsa, et quam multi sint eiusmodi laudabiles homines; sed vt satis sit, multos eiusmodi quid videri esse. Quod etiam in vitiorum characteribus locum inuenit, qui non desinunt nobis probari, quamuis excedant exemplar vitae communis. Eleganter super hac re disserit auctor libelli, qui inscribitur, Beyträge zur Historie und Aufnahme des Theaters, p. 266. ss. Sic Auarus in comoedia, quamuis auarior fingatur exemplis quotidianis, tamen non displicebit. Tanta est Thrasonis apud Terentium dementia, vt Gnathoni seruulisque, tanquam militibus, ad arma conuocatis, cum imperio praesit, vbi standum, quid cuique faciendum sit, prae-cipiat: cuius militis gloriosi licet nullum vnquam fortasse extiterit exemplum, tamen Thrasonis persona, quia reliqua cum gloriosis communia habet, ad veritatis speciem se commendat. Idem accidit ab altera parte, vt personae alicuius bonitas, quae exsuperat, reliquis rebus, a verosimilitudine non abhorrentibus, ratione aliqua adiuuetur, vel temperetur. Sunt praeterea in nobis ipsis varii sensus, qui faciant, vt eiusmodi characteribus fides haberi possit, neque appareat id, quod in iis abundet. Optamus tacite, nisi virtutis, tamen vtilitatis specie capti, vt boni sint quam plurimi; et quicquid, in imagine aliqua, cum laude tribuitur humanae naturae, nobis ipsis tribui putamus. Inde fieri solet, vt boni characteres, quamuis praestantissimi et omne exemplum superantes, praesidium in excellenti de nobis ipsis opinione et virtutum vtilitate inueniant. Qui characteres, si ob eam, quam afferunt delectationem, merito fabulis adhibentur, multo magis, vtilitatis ratione habita, admittendi sunt. Improborum imagines solum declarant, quid inepte, quid peruerse, quid turpiter fiat; bonorum autem, quid recte, quid pulchre, quid cum laude. Illae a vitiis reuocant vel deterrent, hae ad virtutemsequendamspectantes cohortantur et adducunt. Et sicuti parum est, scire, quid dedeceat, et sibi cauere discere ab eo, quod in omnium reprehensionem facile incurrat: ita maius et fructuosius sane est, intelligere, quid vere pulchrum sit, atque velut in imagine videre, qui et quales esse debeamus. Neque solum sermones, bonis personis accommodati et attributi, eam vim habent; sed ea ipsa, quae in fabula laudabiliter ab iis acta finguntur, quae sunt oculis subiecta fidelibus, nobis in rebus humanis exemplum pulchri atque honesti sponte adferunt. Vt itaque eiusmodi fabulae ex recepto vulgarique artis vsu nomencomoediae non possint iure vindicare; tamen beneficiis atque priuilegiis comoediae dignae erunt, tum quia delectare, tum quia valde prodesse, atque ita iis accedere possunt dramatibus, quae laudatissimus WERENFEL-SIVSc. l. his verbis desiderat: Tales denique sint comoediae nostrae, quas PLATO in republica sua, tolera- ret, quas Cato cum voluptate aspiceret, quas Vestales sine pudicitiae laesione spectare possent, et, quod caput eft, quas Christianos homines et agere et spectare decet. Certe qui ad scribendas comoedias animum appulerunt, ii non male fecisse putandi sunt, si inter alia etiam id operam dederunt, vt fabulae vis ac ratio vehementiorem aliquem humanitatis sensum excitaret, quem vel lacrumae, testes commotionis, consequerentur. Quotus enim quisque est, qui non nunquam eo modo perturbari nolit, qui non interdum eam voluptatem, qua animus totus quasi perfundatur et inundetur, anteponat huic, quae non nisi summas animi extremitates, vt ita loquar, adluat. Lacrumae, a comoedia expressae, similes sunt pluuiae mitiori, quae segetes non solum laetas, sed et frugiferas reddit. Haec omnia non eo dicta sint, vt comoedia vetus illa hilarior de iusta sua possessione depellatur, (imo vero maneat illi aeterna auctoritas atque dignitas!) sed vt in consortium societatemque veniat haec recentior, quae, vulgaribus ferme exhaustis characteribus, nouos, copiosioremque adeo fabulae materiam, praebet, ac sermonum genus variat. Si qui sunt, qui ea solum de causa comoediae interesse velint, vt in effusiores soluantur cachinnos, hos Terentii atque Destouchesii aliique huius generis Comici non admodum curabunt: iis vero displicuisse, quos nihil, nisi effrenata et barbara iocandi petulantia, delectet, non adeo magnum dedecus videbitur. Iudicabunt et post nos iudices, his quoque seruiendum. Fuit Flaccus, qui, auctoritate critica vfus, pronunciauit: At proaui nostri Plautinos et numeros et Laudauere sales; nimium patienter vtrumque (Ne dicam stulte) mirati. Erunt fortasse aliquando, qui reprehendant, nos in ferendacomoedia mouente nimium impatientes, ne dicam asperos, fuisse.


28 - Discours historique sur l'apocalypse /

Was den ersten Grund anbelangt, so scheint es mir gar nicht, daß man zu befürchten habe, die Grenzen beyder Gattungen möchten ver mengt werden. Die Komödie kann ganz wohl zu rühren fähig seyn, und gleichwohl von der Tragödie noch weit entfernt bleiben, indem sie weder eben dieselben Leidenschaften rege macht, noch aus eben derselben Absicht, und durch eben dieselben Mittel, als die Tragödie zu thun pflegt. Es wäre freylich unsinnig, wenn sich die Komö die jene großen und schrecklichen Zurüstungen der Tragödie, Mord, Verzweiflung und dergleichen, anmaassen wollte; allein wenn hat sie dieses jemals gethan? Sie begnügt sich mit einer gemeinen, obschon seltnen, Begebenheit, und weis von dem Adel und von der Hoheit der Handlung nichts; sie weis nichts von den Sitten und Empfindungen großer Helden, welche sich entweder durch ihre erhabne Tugend, oder durch ihre ausserordentliche Häßlichkeit ausneh men; sie weis nichts von jenem tragischen hohen und prächtigen Ausdrucke. Dieses alles ist so klar, daß ich es nur verdunkeln würde, wenn ich es mehr aus einander setzen wollte. Was Abhandlung für das hat man also für einen Grund, zu behaupten, daß die rührende Komödie, wenn sie dann und wann Erbarmen erweckt, in die Vorzüge der Tragödie einen Eingriff thue? Können denn die kleinen Uebel, welche sie dieser oder jener Personen zustoßen läßt, jene heftige Empfindung des Mitleids erregen, welche der Tragödie eigen ist? Es sind kaum die Anfänge dieser Empfindung, welche die Komödie zuläßt und auf kurze Zeit in der Absicht anwendet, daß sie diese kleine Bewegung durch etwas erwünschtes wieder stillen möge; welches in der Tragödie ganz anders zu geschehen pflegt. Doch wir wollen uns zu der vornehmsten Quelle wenden, aus welcher die Komödie ihre Rührungen herhohlt, und zusehen, ob sie sich vielleicht auf dieser Seite des Eigen thums der Tragödie anmaasse. Man sage mir also, wenn rühret denn diese neue Art von Komödie, von welcher wir handeln? Geschicht<Geschieht> es nicht meistentheils, wenn sie eine tugendhafte, gesetzte und ausserordentliche Liebe vorstellet? Was ist aber nun zwischen der Liebe, welche die Tragödie anwendet, und derjenigen, welche die Komödie braucht, für ein Unterscheid? Ein sehr großer. Die Liebe in der Komödie ist nicht jene heroische Liebe, welche durch die Bande wichtiger Angelegenheiten, der Pflicht, der Tapferkeit, des größten Ehrgeitzes, entweder unzertrennlich verknüpfet, oder unglücklich zertren net wird; es ist nicht jene lermende Liebe, wel rührende Lustspiel.che von eine Menge von Gefahren und Lastern begleitet wird; nicht jene verzweifelnde Liebe: sondern eine angenehm unruhige Liebe, welche zwar in verschiedene Hindernisse und Beschwerlichkeiten verwickelt wird, die sie entweder vermehren oder schwächen, die aber alle glücklich überstiegen werden, und einen Ausgang gewinnen, welcher, wenn er auch nicht für alle Personen des Stücks angenehm, doch dem Wunsche der Zuschauer gemäß zu seyn pflegt. Es ist daher im geringsten keine Vermischung der Kunst zu be fürchten, so lange sich nicht die Komödie mit eben derselben Liebe beschäftiget, welche in der Tragödie vorkömmt, sondern von ihr in Ansehung der Wirkungen und der damit verknüpften Umstände eben so weit, als in Ansehung der Stärcke und Hoheit, entfernt bleibt. Denn so wie die Liebe in einem doppelten Bilde strahlt, welche auf so verschiedene Weise ausgedrückt werden, daß man sie schwerlich für einerley halten kann; ja wie so gar die Ge walt, die sie über die Gemüther der Menschen hat, von ganz verschiedner Art ist, so daß, wenn der eine mit zerstreuten Haaren, mit verwirrter Stirn, und verzweifelnden Augen herumirret, der andere das Haar zierlich in Locken schlägt, und mit lächelnd trauriger Mine und angenehm unruhigen Augen seinen Kum mer verräth: eben so, sage ich, ist die Liebe, welche in beyden Spielen gebraucht wird, ganz Abhandlung für das und gar nicht von einerley Art und kann also auch nicht auf einerley, oder auch nur auf ähnliche Art rühren. Ja es fehlt so viel, daß die Komödie in diesem Stücke die Rechte der Tra gödie zu schmälern scheinen sollte, daß sie vielmehr nichts als ihr Recht zu behaupten sucht. Denn ob ich schon denjenigen nicht beystimme, welche, durch das Ansehen einiger alten Tragö dienschreiber bewogen, die Liebe gänzlich aus der tragischen Fabel verbannen wollen; so ist doch so viel gewiß, daß nicht jede Liebe, besonders die zärtlichere, sich für sie schickt, und daß auch diejenige, die sich für sie schickt, nicht darinne herrschen darf, weil es nicht erlaubt ist, die Liebe einzig und allein zu dem Jnnhalte eines Trauerspiels zu machen. Sie kann zwar jenen heftigern Gemüthsbewegungen, welche der Tra gödie Hoheit, Glanz und Bewunderung ertheilen, gelegentlich beygefügt werden, damit sie dieselben bald heftiger antreibe, bald zurückhalte, nicht aber, damit sie selbst das Hauptwerk der Handlung ausmache. Dieses Gesetz, wel ches man der Tragödie vorgeschrieben hat, und welches aus der Natur einer heroischen That hergehohlet ist, zeiget deutlich genug, daß es al lein der Komödie zukomme, aus der Liebe ihre Haupthandlung zu machen. Alles derohalben, was die Liebe, ihren schrecklichen und traurigen Theil bey Seite gesetzt, im Rührenden vermag, kann sich die Komödie mit allen Recht anmaas rührende Lustspiel. sen. Der vortrefliche Corneille erinnert sehr wohl, daß dasjenige Stück, in welchem allein die Liebe herrschet, wann es auch schon in den vornehmsten Personen wäre, keine Tragödie, sondern, seiner natürlichen Kraft nach, eine Ko mödie sey *. Wie viel weniger kann daher dasje nige Stück, in welchem nur die heftige Liebe einiger Privatpersonen aufgeführet wird, das Wesen des Trauerspiel angenommen zu haben scheinen? Das, was ich aber von der Liebe, und von dem Anspruche der Komödie auf dieselbe, gesagt habe, kann, glaube ich, eben so wohl von den übrigen Stücken behauptet wer den, welche die Gemüther zu bewegen vermö gend sind; von der Freundschaft, von der Beständigkeit, von der Freygebigkeit, von dem dankbaren Gemüthe, und so weiter. Denn weil diese Tugenden denjenigen, der sie besitzt, zwar zu einem rechtschafnen, nicht aber zu einem gros sen und der Tragödie würdigen Manne machen, und also auch vornehmlich nur Zierden des Pri vatlebens sind, wovon die Komödie eine Ab schilderung ist: so wird sich auch die Komödie die Vorstellung dieser Tugenden mit allem Rechte anmaassen, und alles zu gehöriger Zeit und an gehörigen Orte anwenden dürfen, was sie, die Gemüther auf eine angenehme Art zu rühren, darbiethen können. Allein auf diese Art, kann

* S. die erste Abhandlung des P. Corneille über das dramatische Gedicht.

Abhandlung für das man einwenden, wird die Komödie allzu frostig und trocken scheinen; sie wird von jungen Leuten weniger geliebt, und von denjenigen weniger besucht werden, welche durch ein heftiges Lachen nur ihren Bauch erschüttern wollen. Was schadet das? Genug, daß sie alsdann, wie der berühmte Wehrenfels * saget, weise, ge lehrte, rechtschafne und kunstverständige Männer ergötzen wird, welche mehr auf das schick liche, als auf das lächerliche, mehr auf das artige als auf das grimassenhafte sehen: und wann schon die, welche nur Possen suchen, dabey nicht klatschen, so wird sie doch denen gefallen, wel che, mit dem Plautus zu reden, pudicitiæ præmium eſſe volunt.


29 - Discours historique sur l'apocalypse /

Wir müssen uns nunmehr zu den guten Charakteren selbst wenden, welche hauptsächlich in der Komödie, von welcher wir handeln, angebracht werden, und müssen untersuchen, auf was für Weise Vergnügen und Ergötzung daraus entspringen könne. Die Ursache hiervon ist oh ne Zweifel in der Natur der Menschen und in der wunderbaren Kraft der Tugend zu suchen. Jn unsrer Gewalt wenigstens ist es nicht, ob wir das, was gut, rechtschaffen und löblich ist, billigen wollen oder nicht. Wir werden durch die natürliche Schönheit und den Reiz dieser Dinge dahin gerissen: und auch der allernichtswürdigste Mensch findet, gleichsam wider Wil len, an der Betrachtung einer vortreflichen Gemüthsart, Vergnügen, ob er sie gleich weder selbst besitzt, noch sie zu besitzen, sich einige Mü Abhandlung für das he giebt. Diejenigen also, aus welchen eine große und zugleich gesellschaftliche Tugend hervorleuchtet, pflegen uns, so wie im gemeinen Leben, also auch auf der Bühne werth und angenehm zu seyn. Doch dieses würde nur sehr wenig bedeuten wollen, wenn nicht noch andre Dinge dazu kämen. Die Tugend selbst gefällt auf der Bühne, wo sie vorgestellt wird, weit mehr als im gemeinen Leben. Denn da bey Betrachtung und Bewunderung eines rechtschafnen Mannes, auch oft zugleich der Neid sich mit einmischet, so bleibt er doch bey dem Anblicke des bloßen Bildes der Tugend weg, und anstatt des Neides wird in dem Gemüthe eine süße Empfindung des Stolzes und der Selbstliebe erweckt. Denn wenn wir sehen, zu was für einem Grade der Vortreflichkeit die menschliche Natur erhoben werden könne, so dünken wir uns selbst etwas grosses zu seyn. Wir gefallen uns also in jenen erdichteten Personen selbst, und die auf die Bühne gebrachte Tugend fesselt uns desto mehr, je leichter die Sitten sind, welche den guten Personen beygelegt werden, und je mehr ihre Güte selbst, welche immer mäßig und sich immer gleich bleibet, nicht so wohl die Frucht von Arbeit und Mühe, als vielmehr ein Geschen ke der Natur zu seyn scheint. Mit einem Worte, so wie wir bey den lächerlichen Personen, der Bühne uns selbst freuen, weil wir ihnen nicht ähnlich scheinen; eben so freuen wir uns über unsere rührende Lustspiel. eigne Vortreflichkeit, wenn wir gute Gemüths arten betrachten, welches bey den heroischen Tu genden, die in der Tragödie vorkommen, sich seltner zu ereignen pflegt, weil sie von unsern gewöhnlichen Umständen allzuentfernt sind. Jch kann mir leicht einbilden, was man hierwieder sagen wird. Man wird nehmlich einwerfen, weil die Erdichtung alltäglicher Dinge weder Ver langen, noch Bewunderung erwecken könne, so müßte nothwendig die Tugend auf der Bühne grösser und glänzender vorgestellet werden, als sie im gemeinen Leben vorkomme; hieraus aber scheine zu folgen, daß dergleichen Sittenschilderungen, weil sie übertrieben worden, nicht sattsam gefallen könnten. Dieses nun wäre freylich zu befürchten, wenn nicht die Kunst dazu käme, welche das, was in einem Charakter Maaß und Ziel zu überschreiten scheinet, so geschickt einrichtet, daß das ungewöhnliche wenig stens wahrscheinlich scheinet. Ein Schauspiel, welches einem Mägdchen von geringem Stande, Zierlichkeit, Witz und Lebensart geben wollte, würde den Beyfall der Zuschauer wohl nicht erlangen. Denn


30 - Examen de in genios para las Sciencias /

por que te dara pena ver provado, quan miserable diferencia de ingenio te cupó. Pero si eres discreto, bien compuesto y suffrido, dezirte he tres conclusiones muy verdaderas, aunque por su novedad, son dignas de grande admiracion. La primera es, que de muchas di ferencias de ingenio que ay en la especie huma na