Suchbegriff: barm
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Let it be supposed that his contentment kept him free from all kinds of envy. That his piety made him thankful to God in all crosses and disappointments. That his charity kept him from being rich, by a continual distribution to all objects of compassion.


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Obgleich die Güte Gottes und seine unerschöpfliche Barmherzigkeit in Christo Jesu, uns zur hinlänglichen Versicherung dient, daß er uns wegen unsrer unvermeidlichen Schwachheiten, nehmlich wegen solcher Fehler, welche Folgen der Unwissenheit oder Ueberraschung sind, Gnade erzeigen will; so haben wir doch keinen Grund, eben die Gnade in Ansehung derjenigen Sünden zu erwarten, in welchen wir, aus Mangel des Vorsatzes, sie zu vermeiden, gelebt haben.


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Der Lohn der Barmherzigkeit, Frömmigkeit und Demuth, soll denjenigen ertheilt werden, deren Leben ein sorgenvolles Bemühen gewesen ist, diese Tugenden in einem so hohen Grade auszuüben, als ihnen nur immer möglich gewesen.


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Das aber, worüber ich ietzt mehr als über etwas in der Welt erstaune, ist dieses, daß ich niemals auch nicht den geringsten Vorsatz gehabt habe, der Frömmigkeit des Evangelii gemäß zu leben. Dieses ist mir nie, weder in die Gedanken, noch in das Herz, gekommen. Ich habe nicht ein einziges mal in meinem Leben daran gedacht, ob ich auch so lebe, wie es die Gesetze der Religion verlangen, und ob mein Thun und Lassen von der Beschaffenheit sey, daß ich mir in dieser Stunde auf die Barmherzigkeit Gottes Rechnung machen dürfe.


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Hätte ich ietzt, in meinen letzten Stunden, bloß meine Schwachheiten und Unvollkommenheiten zu bejammern, so würde ich in demüthigem Vertrauen auf die Barmherzigkeit Gottes ruhig da liegen. Aber ach! wie kann ich eine allgemeine Versäumung, eine gänzliche Vernachläßigung aller gottesfürchtigen Handlungen, eine Schwachheit oder Unvollkommenheit nennen; da es doch eben sowohl in meinem Vermögen stand, fleißig, genau und sorgfältig in Ausübung der Frömmigkeit, als in Besorgung meines Handels zu seyn?


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Jede Ermahnung in der Schrift, weise und vernünftig zu seyn, und nur diejenigen Nothdürftigkeiten zu befriedigen, welche GOtt befriediget wissen will; iede Ermahnung, geistlich und himmlisch zu seyn, und nach der herrlichen Verklärung unsrer Natur zu trachten; iede Ermahnung, unsern Nächsten als uns selbst, und das ganze menschliche Geschlecht so zu lieben, wie es GOtt geliebet hat, ist ein Geboth, unser Geld nach der strengsten Heiligkeit zu gebrauchen. Denn es kann keiner von diesen Ermahnungen nachgekommen werden, wenn wir nicht bey dem Gebrauche unsrer Glücksgüter, durch brüderlicheLiebe und durch Barmherzigkeit, die der Barmherzigkeit Gottes gleich ist, weise und vernünftig, geistlich und himmlisch zu seyn trachten. Diese Eigenschaften und dieser Gebrauch unsrer weltlichen Güter ist die durchgängige Lehre des VI Hauptst. von dem rechten ganzen neuen Testaments, so daß man nicht ein einziges Hauptstück finden wird, in welchem nicht etwas davon eingeschärft werden sollte.Ich will nur eine merkwürdige Stelle anführen, welche alles, was ich von dem gottseligen Gebrauche unsrer Glücksgüter gesagt habe, hinlänglich rechtfertigen wird.


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Was die Armen selbst anbelangt, von denen will sie durchaus nichts wissen; sie hält sie alle für Betrieger und Lügner, welche unter allerley Vorwande nur Barmherzigkeit zu erregen suchen, und es muß daher Sünde seyn, sie in ihren bösen Wegen zu bestärken.


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Sie würde demüthig, ernsthaft, heilig, eine Liebhaberinn von guten Büchern, eine Verehrerinn des Gebets und der Einsamkeit, sparsam mit ihrer Zeit, fleißig in guten Werken, und voll von Barmherzigkeit und Liebe Gottes gewesen seyn, wenn ihr nicht dieser unvorsichtige Gebrauch ihres Vermögens alle VII Hauptst. Charakter der Flavia. die gegenseitigen Eigenschaften aufgedrungen hätte.


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Miranda (die Schwester der Flavia) ist eine sittsame vernünftige Christinn. Sobald sie ihre Zeit und ihr Vermögen in ihrer eignen Gewalt hatte, war es ihre erste Sorge, wie sie alles, was Gott von ihr bey dem Gebrauche dieser Dinge fordert, auf das Beste erfüllen, und ihr kurzes Leben auf das seligste zubringen möge. Sie hat den Ausspruch unsers Heilandes: nureins ist Noth, beständig vor Augen, und macht daher ihr ganzes Leben zu einem beständigen Bestreben nach diesem einigen. Sie hat nur einen einzigen Grund, etwas zu thun, oder nicht zu thun, etwas zu lieben, oder nicht zu lieben, und dieser ist der Wille Gottes. Sie ist so schwach nicht, daß sie das, was man ein artiges Frauenzimmer nennt, mit einer wahren Christinn sollte verbinden wollen. Miranda denkt zu wohl, als daß sie der Schall so thörichter Worte bethören könnte; sie hat der Welt abgesagt, um Christo in Ausübung der Demuth, Barmherzigkeit, Andacht, Enthaltung und aller himmlischen Neigungen nachzufolgen; und das allein ist Mirandens feine Lebensart.


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Wenn ein armer alter Arbeitsmann ihr sagt, daß er weder Kräfte, noch Brod, noch Geld mehr habe, so wird sie ihn niemals heißen, wieder hingehen, wo er hergekommen sey, oder ihm sagen, daß sie ihm nicht helfen könne, weil er ihr unbekannt und wohl gar ein Betrieger sey; sondern sie hilft ihm eben deswegen, weil er ihr fremd und unbekannt ist. Denn das ist eben die größte Stärke der Barmherzigkeit, wenn man gegen die zärtlich und mitleidig ist, die man nie vorher gesehen, und vielleicht auch in seinem Leben nie wieder sehen wird. Ich bin ein Gast gewesen, und ihr habt mich beherberget, sagt unser Heiland; wie aber kann der diese Pflicht erfüllen, der keinem helfen will, der ihm unbekannt ist.


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Wenn ihr wieder einmal den armen, denalten, den kranken und hülflosen Fremdling, den Lahmen oder den Blinden abweiset, so leget euch selbst diese Frage vor: wünsche ich aufrichtig, daß diese arme Geschöpfe eben so glücklich seyn mögen, als Lazarus, welcher von denEngeln in Abrahams Schooß getragen ward? Ist es mein aufrichtiges Verlangen, daß sie GOtt zu Miterben der ewigen Herrlichkeit machen möge? Wenn ihr nun euer Herz genau untersucht, so werdet ihr finden, daß ihr keine von derglei VIII Hauptst. Charakter der Miranda.chen Gesinnungen habt, daß ihr ihnen von diesen allen nichts wünschet. Denn es ist unmöglich, daß iemand einem armen Geschöpfe eine sogroße Glückseligkeit von ganzem Herzen wünschen, und nicht die Barmherzigkeit haben sollte, ihm ein kleines Almosen zu geben. Aus dieser Ursache, sagt Miranda, gebe ich, so weit es in meinem Vermögen steht, allen, weil ich GOtt bitte, allen zu vergeben; und ich kann unmöglich denjenigen ein Almosen abschlagen, für welche ich GOtt bitte, daß er sie segnen und zu Theilhabern der ewigen Herrlichkeit machen wolle; ich bin vielmehr erfreuet, gegen die irgend einen Grad der Liebe zeigen zu können, die, wie ich hoffe, der Gegenstand der unendlichen Liebe Gottes seyn werden. Und wenn, wie uns unser Heiland versichert hat, geben seliger denn nehmen ist, so sollten wir alle diejenigen, welche ein Almosen von uns bitten, für eben so viel Freunde und Wohlthäter halten, die uns mehr Gutes erzeigen, als von uns erhalten, die unsre Tugeud<Tugend> erhöhen, sich zu Zeugen unsrer Barmherzigkeit, zu Denkmalen unsrer Liebe, und zu unsern Vorsprechern bey GOtt machen, die uns an Christi Statt sind, die an dem Tage des Gerichts für uns auftreten, und uns zu einer größern Glückseligkeit verhelfen werden, als wir ihnen durch unser Almosen geben können.


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Von dieser Seite müßt ihr also die Sünde der eiteln Kleiderpracht beurtheilen; ihr müßt sie als eine Verstoßung wider den eigentlichen Gebrauch der Kleider betrachten, so wie der Geitz eine Verstoßung wider den eigentlichen IX Hauptst. Betrachtungen Gebrauch des Geldes ist; ihr müßt sie als eine Nahrung des Stolzes und unvernünftiger Neigungen betrachten, als ein Vergehen wider die christliche Demuth und Mäßigkeit; ihr müßt sie als ein Verbrechen wider alle diejenigen Lehren betrachten, welche von euch verlangen, daß ihr alles, was ihr thut, zur Ehre Gottes thun, und von allen euch verliehenen Gaben den rechten Gebrauch machen sollt; ihr müßt sie als eine Geringschätzung aller derjenigen Schriftstellen betrachten, welche euch befehlen, euren Nächsten zu lieben, wie euch selbst, den Hungrigen zuspeisen, den Nackenden zu kleiden, und alle Werke der Barmherzigkeit auszuüben, die in eurem Vermögen stehen: so daß ihr euch also nicht selbst betriegen und sagen dürft, können die Kleider etwas Böses seyn? Denn der Geitzige kann mit eben dem Rechte sagen, kann Gold oder Silber etwas Böses seyn? sondern ihr müßt bedenken, daß das etwas sehr Böses ist, wenn euer Herz nicht so weise, vernünftig und demüthig ist, als es nach dem Geiste der Religion seyn soll, und als es das Herz desjenigen unmöglich seyn kann, welcher der Eitelkeit in Kleidern oder den Begierden nach Reichthum ergeben ist.


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Die, welche aus dieser Klasse des Volks sind, scheinen dem Leben der Welt abgestorben zu seyn, haben nur ihre Körper auf Erden, und wohnen mit ihren Seelen und Betrachtungen im Himmel; von wannen sie, gleich so vielen Bewohnern des Himmels, auf über das Leben der Miranda. das menschliche Leben herabschauen, und dem allmächtigen Gott für das ganze menschliche Geschlecht Opfer und Vorbitten darbringen. Sie opfern aber nicht mit Blute von Thieren, oder mit Fett und Rauch von verbrannten Rindern, sondern mit erhabnen Ausübungen einer wahren Frömmigkeit, mit gereinigten und lautern Herzen und mit einem der strengsten Tugend gänzlich gewidmeten Lebenswandel. Dieses sind ihre Opfer, welche sie beständig GOtt darbringen, und womit sie ihn um Gnade und Barmherzigkeit für sich und ihre Nebengeschöpfe anruffen.