Suchbegriff: alter
Treffer: 86

16 - Examen de in genios para las Sciencias /

Aver vivido sano [en todo el discurso de su vida] parece que se pueda provar: porque en su historia, [3. Regum cap.1.] de sola una enfermedad se haze mencion. Y esta era disposicion natural, de los que viven muchos años, que por aversele resuelto el calor natural, no podia calentar en la cama: para cuyo remedio, acostavan con el una donzella hermosa, que le diera calor. Y con esto vivio tantos años, que dize el texto: [1. Paralip. cap. 29.] Et mortuus est in senectute bona, plenus dierum & divitiis & gloria. Como si dixera: Murio David en su buena vejez, lleno de dias, de riquezas, y de gloria; con aver padescido tantos trabajos en la guerra, y hecho tanta penitencia de sus peccados. Y era la razon, ser templado, y bien compuesto; por donde resistia, a las De Ingenios. causas que suelen hazer enfermar, y abreviar la vida del hombre.


17 - Examen de in genios para las Sciencias /

Supuesta esta doctrina, concertemos aora (por via de exemplo) a la muger fria y humeda enel primer grado (cuyas señales diximos que eran ser avisada, de mala con Examendicion; con voz abultada, de pocas carnes, verdinegra, vellosa y fea) esta se empreñara facilmente, de un hombre necio, bien a condicionado, que tuviere la voz blanda y melosa, muchas carnes, blancas y blandas, con poco vello, y fuere ruvio y hermoso de rostro. Esta tambien se puede casar con un hombre templado, cuya simiente diximos, de opinion de Galeno (5. Aph. 62.) que es fecundissima, y correspondiente a qualquiera muger (entiendese, estan do sana, y de edad conviniente) pero con todo esso, es muy mala de empreñar: y si concive, dize Hippocrates. (5. Aph. 44.) que dentre de dos meses viene a mover, por no tener sangre con que mantenerse a ella, y a la criatura nueve meses. Aunque esto se puede remediar facilmente, bañandose la muger muchas vezes antes que se allegue al acto de la generacion: y a de ser el baño de agua dulce y caliente; del qual dixe Hippocrates (5. Aph. 16.) que haze la verdadera temperatura de la muger; relaxandole las carnes, y humedeciendolas (que es la templança que a de tener la tierra, para que el grano de trigo eche rayzes y se trave) y haze otro efecto mayor; que es, aumentar la gana del comer: y prohibe la resolucion, y haze que el calor natural, sea en mayor cantidad, por donde se adquiere gran copla de sangre flegmatica, con que pueda mantener nueve meses la criatura.


18 - Examen de in genios para las Sciencias /

Por no aver salido a luz esta manera de philosophar, no an podido todos los phi losophos naturales responder a este problema, que dize (Alexan. Aphro. lib. 1. pro. 29.) Cur plerique stulti liberos prudentissimos procrearunt? Como si dixera: que es la causa que los mas de los hombres necios, engendran hijos sapientissimos? a lo qual responden, que los hombres necios, se aplican muy de veras al acto carnal, y no se distraen a otra ninguna contemplacion: Lo contrario de lo qual hazen los hombres muy sabios; que aun enel acto carnal, se ponen a ymaginar cosas agenas de lo que estan haziendo: por donde debilitan la simiente, y hazen los hijos faltos, assi en las potencias racionales, como en las naturales. Pero esta respuesta, es de hombres que saben poca philosophia natural. En las demas juntas es menester aguardar que la muger se enxugue y desseque con la per fecta edad; y no casarla mochacha: porque enesto está, salir los hijos necios y de poco saber. La simiente de los padres muy moços, es humidissima, por aver poco que nascieron: y haziendose el hombre de ma De Ingenios.teria que tiene humedad excessiva, por fuerça a de salir torpe de ingenio.


19 - Examen de in genios para las Sciencias /

Tambien puede acontescer (por alguna ocasion) que la simiente del hombre sabio sea el agente y formador: y la de su muger sirva de alimento; Pero el hijo que della se engendrare, saldra de poco saber. porque puesto caso que la frialdad y sequedad, son dos calidades, que a menester el entendi miento: pero an de tener cierta medida y cantidad; de la qual passando, antes haze daño que provecho. Como parece en los hombres muy viejos, que por la mucha frialdad y sequedad, los veemos caducar, y dezir mil disparates. Pues pongamos caso, que al hombre sabio le restavan de vivir diez años, de conveniente frialdad y sequedad, para racionar de tal manera, que passando de alli, avia de caducar. Si de la simiente deste se engendrasse un hijo, seria hasta los diez años, de grande habilidad (por gozar de la frialdad, y sequedad conveniente de su padre:) pero a los onze començaria luego a caducar, por aver passado del punto que estas dos calidades an de tener. Lo qual vee mos cadadia por experiencia, en los hijos avidos enla vejez; siendo niños, son muy avisados, y despues son hombres muy necios, y de muy corta vida. Y es la razon, que se hizieron de simiente fria y seca, la qual avia passado ya la mitad del curso dela vida.


20 - Johann Huart's Prüfung der Köpfe zu den Wissenschaften /

Johann Huarte wurde zu St. Jean Pie de Port, einer kleinen Stadt in dem nie dern Navarra, an dem Flusse Neve, gebohren. Dieser Umstand ist gewiß, weil er sich selbst auf dem Titel seines Werks natural de sant Juan del pie del Puerto genannt hat. Seine Geburtszeit ist desto ungewisser; und Anto nius in seiner spanischen BiblothekBibliothek weiß selbst nichts mehr zu sagen, als daß er um 1580 gelebt habe. Wer sie ein klein wenig näher wissen will, der begnüge sich mit folgender Muthmassung. Das Bücherschreiben, sagt er gleich im Anfange dieses Werks, sollte man bis in dasjenige AltetAlter versparen, in welchem der Verstand alle diejenige Stärke erlangt hat, deren er fähig ist. Er setzt dieses Alter zwi schen das ein und dreyßigste bis zum ein und funfzigsten Jahre. Wenn man nun glaubt, wie man es mit größter Wahrscheinlichkeit glauben kann, der, welcher diese Regel giebt, werde sie selbst beobachtet haben, so kann man von dem Jahre 1566, in welchem er dieses sein einziges Werk zum erstenmale herausgegeben hat, zurückgerechnet, unmaß geblich behaupten, daß er gegen das Jahr 1520 gebohren sey. Und wenn man sich auf die Umstände dieser Zeit und der vorhergehen den Jahre besinnt; so wird es nicht schwer fallen, eine wahrscheinliche Muthmassung an zugeben, wie unser Huarte als ein Spanier, ausser seinem Vaterlande, zu St. Jean Pie de Port, welches itzt der Krone Frankreich zustehet, damals aber zu dem Königreiche Navarra gehörte, sey gebohren worden. Wer weiß nämlich nicht, daß um das Jahr 1512 der König von Spanien, Ferdinandus Katholi cus, den päbstlichen Bann an dem Könige Johannes Labretanus vollzogen, und sich in den Besitz des ganzen Königreichs Navarra gesetzt hat? Wie leicht kann es also nicht seyn, daß die Aeltern unsers Huarts mit der spani schen Armee in diese Gegend kamen?


21 - Johann Huart's Prüfung der Köpfe zu den Wissenschaften /

***) Jn dem zweyten Alter, welches man die Jugend nennet, verbindet der Mensch alle Verschiedenheiten seines Genies, (wie sie, versteht sich, verbunden werden können,) weil dieses Alter unter allen das gemäßigste ist. Man muß es also nicht vorbey streichen lassen, ohne diejenige Wissenschaft zu erlernen, der man sich gewidmet hat.


22 - Johann Huart's Prüfung der Köpfe zu den Wissenschaften /

Zu den eigentlichen Verrichtungen der vernünftigen Seele, als dem Ueberlegen, dem Einbilden, dem Behalten und Erinnern, ist der Mensch nicht gleich nach seiner Geburt geschickt; weil das Temperament eines neugebohrnen Kindes dazu ganz unfähig, hingegen zu den vegetativischen und sensitivischen Verrichtungen desto fähiger ist; so wie das Temperament eines Alten mehr Fähigkeit zu jenen, als zu diesen hat. Wenn also das Temperament, welches zur Klugheit erfordert wird, und sich nur nach und nach in dem Gehirne einfindet, auf einmal da seyn könnte, so würde auch der Mensch auf einmal besser schliessen und philosophiren können, als wenn er es in den Schulen gelernet hätte: da aber die Natur nichts, als mit der Folge der Zeit thun kann, so kann auch der Mensch nicht anders, als nach und nach zur Weisheit gelangen. Daß dieses die wahre Ursache sey, erhellet deutlich daraus, daß auch der allerweiseste Mensch nach und nach wiederum unverständig wird, weil sich sein Temperament alle Tage, je näher er dem hohen Alter kömmt, mehr und mehr verändert.


23 - Johann Huart's Prüfung der Köpfe zu den Wissenschaften /

Die Kinder, welche aus kaltem und trocknen Saamen erzeugt werden, dergleichen alle diejenigen sind, welche die Aeltern in ihrem Alter bekommen, fangen sehr wenig Tage oder Monate nach ihrer Geburth an zu denken und zu schliessen: weil das kalte und trockene Temperament, wie wir unten beweisen werden, zu den Verrichtungen der vernünftigen Seele am geschicktesten ist, und die erforderliche Beschaffenheit des Gehirns, welche aus vielen Ursachen sich so früh einfindet, dasjenige ersetzt, was sonst nur die Länge der Zeit wirken kann. Andre Kinder, sagt Aristoteles am angeführten Orte, können gleich nach ihrer Geburt reden, und werden hernach so lange wieder stumm, bis sie zu dem Alter gelangen, in welchem man gewöhnlicher Weise reden lernt. Diese Wirkung hat eben die Ursache, die wir bey Gelegenheit des Pagen, der übrigen Wahnwitzigen, und des Kranken, welcher auf einmal lateinisch reden konnte, ohne daß er es jemals gelernt hatte, angeführet haben. Daß aber die Kinder gleich nach ihrer Geburt, ja sogar schon im Mutterleibe, in eben diese Krankheiten fallen können, ist eine Sache, die man schwerlich leugnen wird.


24 - Johann Huart's Prüfung der Köpfe zu den Wissenschaften /

Von der Feuchtigkeit ist es schwer zu bestimmen, welche Gattung des Genies aus ihr entstehe, weil sie sogar sehr den vernünftigen Vermögenheiten widerstrebet. Nach der Meynung wenigstens des Galenus, machen alle Feuchtigkeiten unsers Körpers, wenn sie allzufliessend sind, den Menschen dumm und unverständig. Το μεν ὀjυ, spricht er, *) και συνετον ἐν τῃ ψυχῃ δια τον χολωδη χυμον ἐϛαι. Το δ' ἑδραιον και βεβαιον δια τον μελαγχο-λικον. Το δ' ἁπλουν και ἠλιθιωτερον δια το ἁιμα. Του δε φλεγματος ἡ φυσις εἰς μεν ἠθοποιϊαν ἀχρηϛος. Die Klugheit, will er sagen, und die Stärke des Geistes, entstehen von der Galle; die Beständigkeit des Menschen entspringt aus der melancholischen Feuchtigkeit; die Dummheit und Einfalt aus dem Blute; das Phlegma aber kann die See

*) Υπομνη. α. εἰς το περι Φυσεως ἀνθρωπου του Ιπποκρατους.

le zu nichts brauchen, als zum Schlafen. Das Blut also, weil es flüssig ist, und das Phlegma machen, daß die Seele ihre vernünftigen Vermögenheiten und ihr Genie verliert; doch ist dieses nur von den thätigen, und nicht von den leidenden vernünftigen Vermögenheiten zu verstehen, wie zum Beyspiel das Gedächtniß ist, welches von der Feuchtigkeit abhänget, so wie der Verstand von der Trockenheit. Wir nennen aber das Gedächtniß deswegen eine vernünftige Vermögenheit, weil ohne dasselbe der Verstand und die Einbildungskraft ohne allen Nutzen ist. *) Beyden muß es den Stoff zum Schliessen und die Bilder hergeben; daher Aristoteles sagt: ὁταν δε θεωρῃ, ἀναγκη ἁμα φαντασμα τι θεωρειν. Diese Bilder muß das Gedächtniß beständig in Bereitschaft halten, so oft sie der Verstand betrachten will. Wenn also das Gedächtniß verloren geht, so ist es unmöglich, daß die übrigen Vermögenheiten wirken können. Daß aber seine ganze Verrichtung in weiter nichts besteht, als in Behaltung dieser Bilder, ohne daß sie eigene Erfindungen hat, dieses drückt Galenus**) folgender Gestalt aus: την μνημην ἀποτι-

*) Wenn Cicero daher das Genie erkläret, so rückt er in die Erklärung das Gedächtniß mit hinein: docilitas et memoria, quae fe- re appellatur uno ingenii nomine. De fi- nib. bon. et mal. lib. 1.

**) εἰς το κατ' ἰητρειον του Ιπποκρατους.

θεσϑαι τε και φυλαττειν ἐν ἀυτῃ γνωσϑεν-τα δἰ αἰσϑησεως και νου, ταμειον τι των εἰρημενων ἀτοις οὐσα, οὐκ ἀυτην ἑυρισκουσαν ἑκαϛου πραγματος φυσιν. Seine Verrichtung erhellet auch daraus, daß es von der Feuchtigkeit abhänget, weil diese das Gehirn weich macht, und die Bilder sich ihm, vermittelst des Eindrucks, einverleiben. Dieses zu beweisen, kann man keinen stärkern Beweis, als die Kindheit anführen, als in welchem Alter man mehr in das Gedächtniß faßt, als in allen übrigen, weil das Gehirn zu der Zeit am feuchtesten ist. Auch Aristoteles legt *) die Frage vor: δια τι πρεσβυτεροι μεν γινομενοι μαλλον νουν ἐχο-μεν, νεωτεροι δε ὀντες, θαττον μανθανο-μεν; das ist: warum wir im Alter mehr Verstand haben, und in der Jugend leichter lernen? Er antwortet hierauf: weil das Gedächtniß alter Leute von allen den Sachen, die sie Zeit ihres Lebens gesehen und gehört haben, schon so erfüllt sey, daß es nichts mehr fassen könne, was sie auch noch hereinbringen wollten, indem kein leerer Platz in dem Gehirne zu finden wäre; bey jungen Leuten aber, die seit noch nicht langer Zeit gebohren worden, sey das Gedächtniß noch ganz unbesetzt, und können also alles, was man sie lehre, ganz leichte fassen. Dieses noch deutlicher zu machen, vergleiche ich das Morgengedächtniß mit dem Abendgedächtnisse, und sage, daß man des Morgens weit besser lerne, weil

*) προβλ. τμημ. λ.

das Gedächtniß noch leer sey, daß man aber des Abends sehr schwer lerne, weil das Gedächtniß mit allem angefüllet sey, was uns den Tag über begegnet ist. Doch die Antwort des Aristoteles auf diese Aufgabe ist nichts weniger als richtig. Wenn die Bilder in dem Gedächtnisse körperlich und also einen Platz einnähmen, so möchte sie ganz gut seyn; da diese Bilder aber unkörperlich und geistig sind, so können sie den Ort, wo sie sind, weder voll noch leer machen. Und sehen wir nicht aus der Erfahrung, daß das Gedächtniß von Tag zu Tag stärker, und desto fähiger wird, je mehr man es angreift? Aus meinen Grundsätzen folgt eine weit klärere Auflösung dieses Problems, diese nämlich: die Alten haben viel Verstand, weil sie viel Trockenheit haben, und haben wenig Gedächtniß, weil sie wenig Feuchtigkeit haben. Die Substanz ihres Gehirns wird also hart, und kann den Eindruck der Bilder nicht annehmen; so wie das harte Wachs den Abdruck des Siegels sehr schwer, das weiche aber sehr leicht annimmt. Das Gegentheil ereignet sich an iungen Leuten, welche wegen der vielen Feuchtigkeit ihres Gehirns die verständigsten nicht sind, wegen seiner grossen Weiche aber ein weit stärkeres Gedächtniß haben; weil die Bilder, welche von aussen in das Gehirn kommen, in dasselbe, vermöge seiner Feuchtigkeit, einen weit grössern, leichtern, tiefern und deutlichern Eindruck machen können. Daß das Gedächtniß des Morgens weit fähiger sey, als des Abends, kann man nicht leugnen; nur trift Aristoteles die rechte Ursache nicht, welche diese ist: der Schlaf der vergangenen Nacht hat das GehirnGehien befeuchtet und gestärkt, da es das Wachen den ganzen Tag über austrocknet und harte macht. Daher sagt Hippokrates*): ὀκοσοισι δε πινειν ὀρεjιες νυκτωρ τοισι πλην διψωσιν, ἠν ἐπικοιμη-θωσιν, αγαθον; das ist: diejenigen, welche des Nachts grossen Durst empfinden, verlieren ihn durch das Schlafen, weil der Schlaf das Fleisch befeuchtet, und alle Kräfte, durch die der Mensch regieret wird, stärket. Daß aber der Schlaf diese Wirkung habe, bekennet Aristoteles selbst. **)


25 - Johann Huart's Prüfung der Köpfe zu den Wissenschaften /

Die Nachfolger des Aristoteles, weil sie es aus der Erfahrung erkannten, daß immer ein Mensch besser schliesse, als der andere, sind auf folgende scheinbare Ausflüchte gefallen. Diese Verschiedenheit, sagen sie, kömmt nicht daher, weil der Verstand eine organische Vermögenheit ist, welche in einem eine bessere Verfassung hat, als in dem andern; sondern daher, weil der menschliche Verstand, so lange die vernünftige Seele in dem Körper ist, die Bilder und Phantasien der Einbildungskraft und des Gedächtnisses nöthig hat. Wenn also der Verstand falsch denkt und schließt, so denkt und schließt er nicht aus eigner Schuld, oder deswegen falsch, weil er mit einer übel organisirtenMaterie verbunden ist, sondern deswegen, weil ihm jene Bilder und Phantasien fehlen. Doch diese Antwort ist wider die eigene Lehre des Aristoteles, welcher ausdrücklich behauptet, *) je ungeschickter das Gedächtniß sey, desto stärker sey der Verstand, und je fähiger der Verstand sey, desto unfähiger sey das Gedächtniß. Ein gleiches haben wir in dem Vorhergehenden von der Einbildungskraft bewiesen. Zur Bekräftigung dieser Meynung wirft Aristoteles**) noch die Frage auf: woher es komme, daß im Alter das Gedächtniß so schwach, und der Verstand so stark sey, und warum sich in der Jugend das Gegentheil ereigne, da das Gedächtniß nämlich sehr stark, und der Verstand sehr schwach ist? Auch die Erfahrung, wie Galenus sehr wohl an

*) περι μνημης και ἀναμνησεως.

**) προβλ. τμημ. λ.

merkt, ist für diesen Satz: denn, wenn das Temperament und die gute Beschaffenheit des Gehirns in einer Krankheit verändert wird, so verlieren sich sehr oft die Wirkungen des Verstandes; die Wirkungen des Gedächtnisses und der Einbildungskraft aber bleiben, wie sie waren. Dieses nun könnte nimmermehr geschehen, wenn der Verstand nicht sein bestimmtes Werkzeug, das von den Werkzeugen der andern Vermögenheiten unterschieden wäre, hätte. Jch weiß nicht, was man hierauf antworten kann; man müßte denn mit einer metaphysischen Unterscheidung, mit einem actualiter und potentialiter, das ist, mit Wörtern antworten, die weder die, welche sie brauchen, noch sonst jemand auf der Welt verstehet. Nichts verhindert das Wachsthum der menschlichenWeisheit mehr, als wenn man die Wissenschaften mit einander vermenget; wenn man das, was in die Naturlehre gehört, in der Metaphysik, und das, was in die Metaphysik gehört, in der Naturlehre abhandeln will.


26 - Johann Huart's Prüfung der Köpfe zu den Wissenschaften /

Auf den dritten Zweifel antworte ich: daß das Gedächtniß nichts als eine Weiche des Gehirns ist, da es durch einen gewissen Grad der Feuchtigkeit geschickt gemacht wird, dasjenige anzunehmen und zu behalten, was die Einbildung wahrgenommen hat. Das Gedächtniß verhält sich also eben so zu der Einbildung, wie sich das reine und weisse Papier gegen den Schreibenden verhält. Denn so wie der Schreibende dasjenige auf das Papier bringt, was er nicht vergessen will, und wie er es, nachdem er es darauf gebracht hat, wieder überlieset; eben so schreibet gleichsam die Einbildungskraft die Bilder derjenigen Sachen in das Gedächtniß, welche die Sinne empfunden, oder der Verstand begriffen, oder sie sich selbst gebildet hat; und wenn sie sich ihrer wieder erinnern will, sagt Aristoteles, *) so übersieht und betrachtet sie sie wieder. Fast eben so ein Gleichniß braucht Plato, wenn er spricht: aus Furcht vor dem schwachen Gedächtniß im Alter, solle man sich bey Zeiten ein Gedächtniß von Papiere, worunter er die Bücher verstehet, zulegen, damit Fleiß und Arbeit nicht vergebens sey, und man einmal etwas habe, welches uns an alles erinnern könne, was wir für anmerkungswürdig gehalten haben. Diese Verrichtung nun hat die Einbildung, welche in das Gedächtniß schreibt, und was sie geschrieben hat, so oft wieder überlieset, als sie sich dessen erinnern will. Der erste, der auf diese Erklärung fiel, war Aristoteles, **) und der andere Galenus, welcher sich folgendermassen aus

*) βιβλ. δ. περι ψυχης.

**) βιβλ. γ. περι ψυχης.

drückt: *) το γαρ τοι φαντασιουμενον της ψυ-χης ὁτι ποτ' ἀν ἠ, ταυτο τουτο και μνη-μονευειν ἐοικεν. Dieses erhellet auch deutlich daraus, weil dasjenige, was wir uns scharf einbilden, sich dem Gedächtnisse tief eindrückt, und weil das sich im Gegentheil leicht vergißt, was wir nur obenhin betrachtet haben. So wie der Schreibende dadurch, daß er jeden Buchstaben mit Fleiß zieht, die Schrift sehr leserlich macht, so macht auch die Einbildungskraft, daß jedes Bild lange und deutlich in dem Gedächtnisse bleibet, wenn sie es mit Fleiß in das Gehirn gedrückt hat, da es sonst gar bald kaum mehr zu erkennen ist, wenn sie sich weniger Mühe damit gegeben hat. Was sich übrigens bey alten Schriften, an welchen ein Theil durch die Zeit verdorben worden, ein Theil aber unbeschädiget geblieben ist, ereignet, daß man sie nämlich nicht lesen kann, ohne das meiste aus wahrscheinlichen Gründen errathen zu müssen; das ereignet sich auch hier, wenn in dem Gedächtnisse einige Bilder geblieben sind, einige aber sich verloren haben. Und eben dieses war es, was den Aristoteles auf den Jrrthum brachte, das Erinnern müßte ein von dem Gedächtnisse verschiedenes Vermögen seyn; †) und was ihn zu sagen be

*) περι μυων κινησεως βιβλ. β.

†) Diese Meynung des Aristoteles ist wohl kein so grosser Jrrthum, als der Verfasser hier behauptet. Denn die Erinnerungskraft ist mit dem Gedächtnisse nicht völlig einerley, wofern man nicht von der gewöhnlichen Bedeutung dieser Wörter abweichen, und ganz einerley Begriffe dadurch bezeichnen will. Jch werde meine Gedanken darüber in den Zusätzen sagen. E.

wegte, diejenigen, welche eine lebhafte Erinnerung hätten, besässen einen grossen Verstand. Doch auch hier irret er sich: denn die Einbildungskraft, welche die Erinnerung verursacht, ist dem Verstande ganz zuwider. Die Sachen also in das Gedächtniß fassen, und sich der gefaßten Sachen wieder zu erinnern, ist ein Werk der Einbildungskraft; so wie schreiben, und des Geschriebenen sich erinnern, ein Werk des Schreibenden und nicht des Papiers ist. Das Gedächtniß selbst ist folglich bloß eine leidende, nicht aber eine thätige Vermögenheit; so wie das reine und weisse Papier nichts als eine Bequemlichkeit für den ist, welcher schreiben will.


27 - Johann Huart's Prüfung der Köpfe zu den Wissenschaften /

und er starb in gutem Alter, voll Lebens, Reichthum undEhre

28 - Johann Huart's Prüfung der Köpfe zu den Wissenschaften /

Diese bisher vorgetragene Lehre wollen wir nun durch einige Beyspiele erläutern. Man setze ein in dem ersten Grade kaltes und feuchtesFrauenzimmer, deren Merkmale, wie wir schon gesagt haben, diese sind, daß sie verschmitzt und von schlechten Sitten ist, daß sie eine völlige Stimme, wenig Fleisch, eine bräunliche Farbe, viel Haare, und überhaupt keine Schönheit hat. Dieses Frauenzimmer, behaupte ich, wird von einem dummen Menschen, der sonst von guter Beschaffenheit ist, eine zärtliche und melodische Stimme, viel weiches und weisses Fleisch, wenig Haare und eine röthliche angenehme Gesichtsbildung hat, sehr leicht gebähren. Gleichfalls kann sie sich mit einem gemässigten Menschen verheyrathen, dessen Saame nach der Meynung des Galenus*), vollkommen fruchtbar ist, und sich für eine jede Weibsperson schickt, wenn sie sich nur gesund und in dem gehörigen Alter befindet. Gleichwohl aber geht es hier mit ihrer Schwangerschaft schwer her. Denn wenn sie auch, wie Hippokrates**) sagt, empfängt, so abortirt sie innerhalb zwey Monaten, weil sie nicht genugsames Blut hat, sich und ihre Frucht neun Monate hindurch zu erhalten. Diesem Fehler kann dadurch in etwas abgeholfen werden, wenn sich die Weibsperson, ehe sie zu dem Erzeugungswerke schreitet, fleissig badet, und zwar in süssem und warmen Wasser, von welchem Hippokrates***)

*) εἰν τους ἀφορ. ὑπομν. ε.

**) ἀφορ. τμημ. ε{??}.

***) ἀφορ. τμημ. ε.

sagt, daß es die wahre Temperatur einer Weibsperson verursache, indem es das Fleisch ausdehnt und feucht erhält; von welcher Beschaffenheit auch die Erde seyn muß, wenn das Korn in derselben Wurzel schlagen und fortkommen soll. Sonst hat das Baden in süssem und warmen Wasser auch noch diese Wirkung, daß es den Appetit zum Essen vermehrt, die allzugeschwinde Auflösung verhindert, und der natürlichen Wärme einen stärkern Grad giebt, wodurch viel phlegmatisches Blut erzeugt wird, welches zur neunmonatlichen Erhaltung der Frucht nöthig ist.


29 - Johann Huart's Prüfung der Köpfe zu den Wissenschaften /

Weil diese Art zu philosophiren, bis jetzt noch nicht bekannt gewesen ist, so hat kein ein

*) ἀφορ. τμημ. ε.

ziger von allen natürlichen Weltweisen auf das Problem des Alexanders von Aphrodisien gehö rig antworten können: cur plerique stulti li- beros prudentissimos procrearunt? Sie haben meistentheils darauf geantwortet: weil dumme Leute bey dem Erzeugungswerke allen Fleiß anzuwenden pflegten, und von keinen Betrachtungen zerstreuet würden. Das Gegentheil hiervon thäten weise Leute, welche auch bey der venerischen Handlung immer an etwas anders, als an das, was sie jetzt thun sollten, gedächten; sie schwächten daher den Saamen, und machten, daß ihre Kinder, sowohl an ihren vernünftigen Vermögenheiten, als an ihrem Körper unvollkommen würden. Doch eine solche Antwort können nur Leute geben, die nicht sehr weit in der Naturlehre gekommen sind. Bey den übrigen Verbindungen muß man so lange warten, bis die Weibsperson in einem vollkommenernAlter ein wenig ausgetrocknet und schmächtiger geworden ist; und folglich muß man sie nicht sehr jung verheyrathen, weil, so lange als sie jung ist, nur dumme und unfähige Kinder an das Licht kommen würden. Der Saame allzujunger Aeltern ist sehr feucht; weil wenige Zeit nach ihrer Geburt verflossen ist. Wenn aber der Mensch aus einer allzuwässerigen Materie erzeugt wird, so muß er nothwendig ein trägesGenie erhalten.


30 - Johann Huart's Prüfung der Köpfe zu den Wissenschaften /

Gesetzt also, daß ein weiser Mann noch zehen Jahre mit derjenigen Kälte und Trockenheit zu leben hat, mit welcher er gehörig schliessen und überlegen kann. Derjenige Sohn nun, welcher aus dem Saamen dieser zehen Jahre gebohren wird, wird bis in das zehnte Jahr von grosser Fähigkeit seyn, weil er bis dahin die gehörige Kälte und Trockenheit seines Vaters hat; in dem eilften Jahre aber wird er anfangen, schwach zu werden, weil diese beyden Beschaffenheiten den nöthigen Grad überstiegen haben. Dieses lehrt uns die tägliche Erfahrung an allen Kindern, die imAlter erzeugt werden; wenn sie klein sind, so zeigen sie sehr viel Verstand, je älter sie aber werden, je dümmer werden sie auch, und geniessen noch dazu keines langen Lebens. Die Ursache ist keine andere, als diese, weil sie aus kaltem und trockenen Saamen erzeugt wurden, der schon viel über die Hälfte des Lebens hinaus war.