Suchbegriff: aber
Treffer: 102

1 - L'art d'aimer /


Le bigotEspangnol & l'AngloisSuicide

2 - Die Kunst zu lieben /

Es giebt gewisse in ihre Sphäre so eingeschränkte Geister, die nur den Himmelsstrich preisen, unter welchem sie gebohren sind, furchtsam ihren Großältern nachschleichen und nur die Güter loben, die vor ihren Augen wachsen. Für sie ist ausser Paris kein Genie anzutreffen, und das Chaos fängt an, da wo sich Frankreich endet. Leget diesen närrischen Hochmuth, den ihr mit der Milch eingesogen habt, ab. In den wildesten Gegenden giebt es Pilpais. Der abergläubischeSpanier, der selbstmörderischeEngländer haben Sitten und Gaben. Erforschet ihren Geschmack und macht euch der Schätze zu Nutze, welche die Natur andern Ufern vorbehält.

3 - La Poésie Dramatique /

Après l'avare, dont tous les moyens sont vils & petits, & qui n'oseroit pas même tenter un grand crime pour avoir de l'argent, l'homme du génie le plus étroit & le plus capable de faire des maux, le moins touché du vrai, du bon & du beau, c'est le superstitieux.


4 - La Poésie Dramatique /

Après le superstitieux, c'est l'hypocrite. Le superstitieux a la vue trouble; & l'hypocrite à le cœur faux.


5 - Von der dramatischen Dichtkunst /

Nach dem Geitzigen, der sich überall kleiner und nichtswürdiger Mittel bedienet, der sich nicht einmal eines grossen Verbrechens, um Geld zu bekommen, erkühnen würde, ist das kleinste Genie, der Aufgelegteste zu grossen Verbrechen, dem das Wahre, das Gute und das Schöne am wenigsten rühret, einAbergläubischer.


6 - Von der dramatischen Dichtkunst /

Nach dem Abergläubischen, kömmt der Heuchler. Bey dem Abergläubischen ist derVerstand verfinstert; bey dem Heuchler ist das Herz böse.


7 - Fils naturelle /

Lorsqu'un payen étoit agité de remords, il pensoit réellement qu'une Furie travailloit au-dedans de lui-même; & quel trouble ne devoit il donc pas éprouver à l'aspect de ce fantôme parcourant la scène, une torche à la main, la tête hérissée de serpens, & présentant aux yeux du coupable des mains teintes de sang! Mais nous, qui connoissons la va nité de toutes ces superstitions! Nous!


8 - Der natürliche Sohn /

Wenn ein Heide Gewissensbisse fühlte, so glaubte er wirklich, daß eine Furie ihn innerlich peinige;und welches Schrecken mußte ihn nicht überfallen,wenn er dieses Phantom, mit einer Fackel in der Hand, und mit Schlangenhaaren, auf der Bühne hin und her rennen, und den Augen des Schuldigen mit Blut befleckte Hände vorhalten sahe! Aber wir, die wir von der Eitelkeit dieses Aberglaubens überzeugt sind; wir!


9 - Des Abts du Bos Ausschweifung von den theatralischen Vorstellungen der Alten /

Wenndie Tragödie ohne Verse bestehen kann; sokann sie auch weit eher ohne Musik bestehen. Die Wahrheit zu sagen, so kann ich es nichteinmal recht begreiffen, wie man die Musik jemals gewisser Maassen als ein Stück derTragödie habe betrachten können; denn wenn(*) Dacier.du Bos,was in der Welt ist, welches sich zu einer tragischenHandlung nicht schickt, ja ihr ganz zuwider ist, so ist es gewiß die Musik. DieErfinder der in Musik gesetzten Tragödien mögen mir es nicht übel nehmen! Man würde gewiß an diesen ihren eben so lächerlichen alsneuen Arten von Gedichten nicht den geringstenGeschmack gefunden haben, wenn mandie wahren theatralischen Stücke gehörig zu schätzen gewußt hätte, oder wenn man nicht voneinem der größten Tonkünstler, die jemals gewesen sind, verführet worden wäre. Denndie Opern sind, wenn ich so reden darf, dieUngeheuer der Poesie, die dadurch, daß mansie für regelmäßige Werke ausgeben will, nochviel unerträglicher werden. Aristoteles würdeuns daher einen sehr grossen Gefallen gethanhaben, wenn er zugleich angemerkt hätte, wieman die Musik in der Tragödie für nothwendig habe halten können. So aber sagt er bloß,daß ihre ganze Gewalt schon bekanntsey; welches nur so viel beweiset, daß jederman von der Nothwendigkeit derselben überzeugt gewesen, und die wunderbaren Wirkungen empfunden habe, welche der Gesang indiesen Gedichten hervorgebracht, in welchen eraber doch nur zwischen den Acten gebrauchtwurde. Ich habe mich oft bemüht, die Ursachen zu ergründen, warum so geschickte und sozärtliche Leute, als die Athenienser waren, mit von den theatr. Vorstell. der Alten.den tragischen Handlungen den Tanz und dieMusik verbunden haben; und nach vielen Untersuchungen, wie sie es für natürlich und wahrscheinlich haben halten können, daß der Chor,welcher die Zuschauer einer Handlung vorstellte, bey so rührenden und ausserordentlichen Begebenheiten tanzen und singen solle, habe ich gefunden, daß sie hierinne bloß ihrem Naturellegefolgt sind, und ihren Aberglauben zu befriedigen gesucht haben. Die Griechen waren diealler abergläubischsten Leute von der Welt, diezugleich die aller ausserordentlichste Lust zumTanzen und zur Musik hatten, in welchem naturlichen Hange sie durch die Auferziehung bestärktwurden.

10 - Des Abts du Bos Ausschweifung von den theatralischen Vorstellungen der Alten /

Die grossen Schauspieler würden des Morgens nimmermehr ein Wort ausgesprochen haben, ohne vorher, so zu reden, ihre Stimmemethodisch zu entwickeln, indem sie sie nur nach(*) Quint. lib. II. c. 2.(**) Seneca Controvers. lib. 4.von den theatr. Vorstell. der Alten.und nach hervorkommen liessen, und immer nurstuffenweise anstrengten, damit sie ihren Sprachwerkzeugen keinen Schaden thäten, wenn sie sieplötzlich mit Heftigkeit brauchten. Sie beobachteten so gar auch dieses, daß sie gedachte Uebung liegend verrichteten. Wenn sie gespielthatten, so setzten sie sich nieder, und wickeltenin dieser Stellung, so zu reden, ihre Sprachwerkzeuge wieder zusammen, indem sie erst indem höchsten Tone, auf welchen sie in demDeclamiren gekommen waren, Athem hohlten, und dieses Athemhohlen durch alle Töne herab fortsetzten, bis sie auf dem tiefsten Tondamit kamen, welchen sie in ihrer Declamation gebraucht hatten. So viel Vortheile nunauch die Beredsamkeit zu Rom verschafte, sosehr sich auch diese durch eine schöne Stimmeausnimt, so will Cicero doch nicht, daß ein Redner sich zum Sklaven seiner Stimme mache, wie es die Komödianten zu thun pflegten. (*)Me autore nemo dicendi studiosus Græcorum& Tragœdorum more voci serviet, qui & annos complures sedentes declamitant, & quotidie antequam pronuncient, vocem cubantessensim excitant: eamdem cum egerint, ab acutissimo sono usque ad gravissimum sonum recolligunt. Gleichwohl erhellet, daß wenig Zeitnach dem Tode des Cicero, welchen Seneca derVater noch sehen können, wie er selbst sagt, die(*) Cic. de Orat. lib. I.du Bos,römischen Redner zu Erhaltung ihrer Stimme,sich aller der abergläubischsten Hülfsmittel derSchauspieler bedienten. Seneca schreibt alsoals etwas seltenes, wenn er von dem PorciusLatro, einem zeitverwandten Redner, und zugleich seinem Freund und seinem Mitschüler redet: daß dieser Porcius, welcher in Spanienwar erzogen worden, und sich an ein mäßigesund arbeitsames Leben, dergleichen man in denProvinzen noch führte, gewöhnt hatte, zur Erhaltung seiner Stimme nichts gebraucht, undauch nicht einmal die methodische Entwicklungderselben, von dem höchsten Tone bis zu dem tiefsten, beobachtet habe. (*) Nil vocis causa facere, non illam per gradus paulatim ab imousque ad summum perducere, non rursus asumma contentione paribus intervallis descendere, non sudorem unctione discutere.


11 - Des Abts du Bos Ausschweifung von den theatralischen Vorstellungen der Alten /

Man findet in den Schriften der Alten unzählige Beweise, daß ihre Aufmerksamkeit aufalles, was die Stimme verstärken oder verschönern konnte, sich bis zum Aberglauben erstreckte.Aus dem dritten Hauptstücke des eilften Buchsdes Quintilians kann man sehen, daß die Alten, in Ansehung einer jeden Art der Beredsamkeit, sehr tiefsinnige Betrachtungen über die Naturder menschlichen Stimme, und über alle dienliche Hülfsmittel, sie durch die Uebung zu stärken, angestellet hatten. Die Kunst, welche dieStimme stärken und gehörig brauchen lehrte, war sogar eine besondre Profeßion geworden. (*) Persius sat. pr.(**) Arist. Prob. lib. 10.(***) Flor. lib. 2.du Bos,Plinius merkt an verschiednen Stellen seiner Geschichte mehr als zwanzig Pflanzen, Specificaoder dienliche Recepte zur Stärkung der Stimme an. Diese Sorgfalt war ein Theil der ernsthaftesten Beschäftigungen aller derjenigen, welche öffentlich zu reden hatten. Ich will hier bloßden Nero anführen, diesen Komödianten, dendie Götter die Regierung der Weltanzuvertrauen für gut befanden. Plinius erzehlt, dieser Monarch sey der Erfinder einer neuen Methode, die Stimme zu verstärken gewesen. Siebestand darinn, daß man eine Platte Bley aufdie Brust legte, und dabey aus allen Kräftendeclamirte. (*) Nero, quoniam ita diis placuit princeps, lamina pectorii imposita sub eaCantica exlamans alendis vocibus demonstravitrationem.Suetonius fügt sogar dem, wasPlinius erzehlt, einige sonderbare Umstände bey. Nachdem er von der Diät und denHülfsmitteln zu Erhaltung einer schönen Stimme geredet, so erzehlt er, daß Nero, nachdemer von seiner Reise durch Griechenlandzurückgekommen, so zärtlich mit seiner Stimme umgegangen, daß er ungemein viel Arzeneyen, zu ihrer Erhaltung gebraucht, und daß er bey derMusterung der Truppen, durchaus nicht mehr, einen jeden Soldaten, nach der alten Gewohnheit, bey seinen Namen ruffen wollen. Er ließsie durch denjenigen Bedienten rufen, welchen(*) Plin. lib. 39. cap. 3.von den theatr. Vorstell. der Alten.die Römer bey sich hatten, und der bey den Gelegenheiten, wo sie sehr laut hätten reden sollen, für sie sprechen mußte. Nec eorum quidquamomittere quæ generis ejus artifices, vel conservandæ vocis causa vel augendæ factitarent. Sed & plumbeam chartam supinus pectoresustinere & clistere vomituque purgari, & abstinere pomis cibisque officientibus. Ac post hæctantum abfuit a remittendo laxandoque studio, ut conservandæ vocis gratia neque milites unquam nisi alio verba pronunciante appellaret. Ein wenig ausschweifende Einbildungist von je her die Eigenschaft der Komödiantengewesen. Allein selbst diese Einbildungen desNero und seines gleichen zeigen genugsam, wiehoch alle Künste, bey welchen es auf die Schönheit der Stimme ankam, zu der Zeit geschätztworden.


12 - Johann Huart's Prüfung der Köpfe zu den Wissenschaften /

Jn gleicher Absicht erzählt Hippokrates, (in dem Briefe an den Damaget) daß er

*) Man muß wissen, wie weit sich die Grenzen jeder Wissenschaft erstrecken, und welche Fragen dahin einschlagen.

einstmals jenen grossen Weltweisen, den Demokrit, besucht, und sich mit ihm von den Meynungen unterredet habe, die der Pöbel von der Arzeneykunst heget, indem er, sobald er sich gesund siehet, behauptet, GOtt habe ihn gesund gemacht, ohne dessen Willen die geschickteste Sorgfalt des Arztes ganz umsonst wäre. Diese Art zu urtheilen ist so alt, und so unzähligmal von den Naturforschern widerlegt worden, daß es sehr überflüssig, ja einigermassen nachtheilig seyn würde, wenn ich mich, hier sie gänzlich abzuschaffen, bemühen wollte: weil es in der That besser ist, daß der Pöbel, der die nächsten Ursachen einer jeden Wirkung nicht weiß, die allgemeine Ursache, den Willen GOttes anführet, als daß er eine Ungereimtheit vorbringt. Unterdessen habe ich mich doch, mehr als einmal, den Grund auszuforschen bestrebt, warum das gemeine Volk so gar gerne alle Dinge gleich GOtt zuschreibt, die Natur verläßt, und alle natürliche Mittel, deren sich die Allmacht bedient, übersieht. Jch weiß nicht, ob ich es getroffen habe; so viel aber läßt sich leicht begreiffen, daß der Pöbel, weil er nicht weiß, welche Wirkungen er unmittelbar GOtt, und welche er der Natur zuschreiben soll, beynahe gedrungen ist, so zu reden. Erstlich, weil die Menschen größtentheils sehr ungeduldig sind. Sie sehen nichts lieber, als wenn das, was sie verlangen, sogleich geschieht, und haben selten kaltes Blut genug, die natürlichen Mittel ruhig abzuwarten, welche sich sehr weit erstrecken, und ihre Wirkungen nur mit der Folge der Zeit äussern. Sie wissen, daß GOtt allmächtig ist, und daß er in einem Augenblicke alles schaffen kann, was er will; und nach den Beyspielen, welche ihnen ihr Gedächtniß darbietet, verlangen sie eben so unmittelbar gesund, wie der Gichtbrüchtige; weise, wie Salomo; reich, wie Hiob; und, wie David, von ihren Feinden befreyet zu werden. Zweytens sind wir Menschen ein vermessenes und stolzes Geschöpfe. Es giebt nicht wenige, welche sogar verlangen, GOtt solle ihnen eine besondere Gnade, nicht eine so allgemeinnützige erzeigen, als etwa der Gebrauch der Sonne ist, die er über Gute und Böse aufgehen läßt; weil ihnen die Wohlthaten desto grösser scheinen, je wenigern sie erwiesen werden. Daher kömmt es, daß gewisse Leute Oertern, welche der Andacht gewidmet sind, Wunder, die daselbst geschehen seyn sollen, andichten. Der Pöbel besucht sie, und er verehrt sie als Personen, mit welchen GOtt eine besondre Rechnung hat, und theilt ihnen, wenn sie arm sind, reichliche Allmosen mit, so, daß ihr Aberglaube jenen zum Wucher wird. Drittens sind die Menschen sehr zur Bequemlichkeit geneigt; die natürlichen Ursachen aber sind so geordnet und so an einander gekettet, daß man nicht ohne Mühe zu ihren Wirkungen gelangen kann. Sie wollen also, daß GOtt mit ihnen nach seiner Allmacht handle, und daß ihre Wünsche oh ne ihren Schweiß erfüllt werden. Der Bosheit derjenigen will ich hier nicht gedenken, welche von GOtt Wunder verlangen, um seine Allmacht auf die Probe zu stellen, und zu sehen, ob er sie thun kann; oder um Feuer vom Himmel und andre grausame Strafen bitten, ihr rachbegieriges Herz zu befriedigen. Endlich will der größte Theil des Pöbels sehr fromm seyn. Er dringt auf die Verherrlichung GOttes, und glaubt, daß diese weit eher durch Wunder, als durch natürliche Wirkungen erlangt werde. Er weiß aber nicht, daß GOtt nur alsdenn übernatürliche Begebenheiten verrichtet, wenn er seine Allmacht an denjenigen, die sie nicht erkennen, beweisen, oder seine Lehre bestärken will; und daß ausser diesen Fällen sich GOtt natürlicher Mittel bedient. *) Dieses läßt sich leichtlich daher begreifen, weil GOtt heut zu Tage keine Wunder mehr thut, wie er in dem alten Testamente und zu Anfange des neuen gethan hat. Er thut sie aber deßwegen nicht mehr, weil er nunmehr auf seiner Seite alle Vorsorge angewandt hat, daß die Menschen ihre Unwissenheit nicht mehr vorwenden können. Zu glauben aber, GOtt werde eben die Beweise noch einmal führen, und werde seine Lehre mit neuen Wundern, z. E. durch Erweckung der

*) Und der Herr wirkte mit ihnen, und bekräftigte ihr Wort durch mitfolgende Zeichen. Marci am letzten.

Todten, durch Sehendmachung der Blinden, durch Heilung der Lahmen nnd Gichtbrüchtigen, aufs neue bestärken, ist ein sehr grosser Jrrthum, weil GOtt, was den Menschen zu wissen nöthig ist, nur einmal lehrt, und nur einmal mit Wundern beweiset, ohne sie jemals zu wiederholen. *) Jch weiß kein Merkmal, aus welchem man sicherer schliessen könnte, daß ein Mensch keine Fähigkeit zur Naturlehre habe, als wenn man siehet, daß er geneigt ist, aus allen Sachen ohne Unterschied Wunderwerke zu machen: da man im Gegentheile demjenigen, welcher nicht eher ruhet, als bis er die besondre Ursache einer Wirkung entdecket hat, das dazu erforderliche Genie sicher zutrauen kann. Dieser weiß, daß es Wirkungen giebt, mit welchen man unmittelbar auf GOtt zurück gehen muß, dergleichen die Wunder sind; daß es aber weit mehrere giebt, die ihre bestimmten Ursachen haben, die man also aus der Natur erklären muß, ob man gleich in diesem Falle sowohl als in jenem nur GOtt zum ersten Urheber angiebt. Wenn daher Aristoteles sagt: GOtt und die Natur thun nichts umsonst; so ist seine Meynung nicht, als wäre die Natur eine von GOtt abgesonderte und mit ihm gleich allgemeine Ursache. Er verstehet vielmehr unter der Natur diejenige Ordnung, welche GOtt in der Welt festgesetzt hat, und

*) Semel loquitur Deus, et secundo id ipsum non repetit. Hiob 33, 14.

nach welcher die Ursachen und Wirkungen so verbunden sind, als es die Erhaltung der Welt erfordert. Auf eben die Art sagt man: der König und das Gesetz thun niemanden Unrecht. Hier heißt das Gesetz nicht etwas gewisses, welches mit dem Könige, ohne von ihm abzuhängen, die oberste Gewalt zugleich führet; sondern es ist nichts, als der Name, welcher alle Gesetze und Verordnung unter sich begreift, die der König zur Erhaltung der Ruhe in seinemStaate hat bekannt machen lassen. Wie sich also der König gewisse Fälle vorbehalten hat, welche durch das Gesetz nicht entschieden werden können, weil sie allzu besonders und wichtig sind; eben so hat sich GOtt die wunderbaren Wirkungen vorbehalten, welchen er natürliche Ursachen weder geben konnte, noch wollte. Hier muß man aber wohl merken, daß es nur eine Sache für einen sehr grossen Naturforscher sey, die übernatürlichen Wirkungen zu erkennen, und sie von den natürlichen zu unterscheiden, weil er die bestimmten Ursachen aller und jeder Wirkungen kennen muß; welches aber gleichwohl noch nicht genug ist, wenn nicht die rechtgläubige Kirche dasjenige, was er für Wunder erkennet, gleichfalls für Wunder annimmt. DieNaturlehrer müssen eben das thun, was die Rechtsgelehrten thun. *) Diese lesen das bürgerliche

*) Die Unwissenheit in der Naturlehre macht Wunder, wo keine sind.

Gesetz und drücken es ihrem Gedächtnisse fest ein, damit sie in dem oder jenem Falle untrüglich wissen mögen, was des Königs Wille sey; jene bestreben sich die Ordnung und Folge zu erkennen, welche GOtt, gleich von dem ersten Tage der Schöpfung an, in der Welt feststellte, damit sie die Art einsehen können, nach welcher er eine Wirkung aus der andern hat wollen entspringen lassen. Wie es also sehr lächerlich wäre, wenn ein Rechtsgelehrter in seinen Schriften als etwas ausgemachtes anführte, der König wolle diesen oder jenen Fall so und nicht anders entschieden wissen, ohne das Gesetz zu nennen, nach welchem er entschieden werden muß; eben so lächerlich kömmt es den Naturforschern vor, wenn sie jemanden sagen hören: dieses oder jenes Werk ist von GOtt, ohne daß er die Reihe der besondern Ursachen, aus welchen es entspringen kann, angiebt. Und wie der König denjenigen nicht erhören will, welcher von ihm die Abschaffung eines gerechten Gesetzes, oder die Entscheidung eines Falles wider die Art, nach welcher er will, daß in den Gerichten entschieden werden soll, bittet; so will auch GOtt denjenigen nicht erhören, welcher ohne Noth Wunder oder Thaten, die in dem Zusammenhange der Welt ihren Grund nicht haben, verlangt. Denn obgleich ein König fast alle Tage Gesetze giebt und aufhebt, und die gerechtlichen Verfahrungen ändert, theils, weil sich die Umstände der Zeit ändern, theils, weil die menschliche Klug heit viel zu schwach ist, als daß sie gleich auf das erstemal alles nach der schärfsten Wahrheit und Gerechtigkeit anordnen sollte; so hat doch der einmal von GOtt festgesetzte Zusammenhang, nach welchem in der Welt eins aus dem andern folgt, und welchen wir die Natur nennen, nicht nöthig, daß er nur in dem geringsten Stücke aufgehoben oder verändert werde, weil ihn GOtt mit einer so unendlichen Weisheit angeordnet hat, daß derjenige, welcher von ihm etwas ausser und wider diesen Zusammenhang zu thun bittet, durch diese Bitte sein Werk für unvollkommen erkläret.


13 - Johann Huart's Prüfung der Köpfe zu den Wissenschaften /

†) Hier geräth Herr Huart ein bischen zu tief in die Rockenphilosophie. Was sich durch Hülfe einer Purganz aus dem Leibe schaffen läßt, kann wohl schwerlich der Teufel seyn; und daß in alten unbewohnten Häusern Gespenster = Rollen gespielt werden, hat einen ganz andern Grund, als der Verfasser hier angiebt. Denn in neuen und bewohnten Häusern würde man die Betrügereyen derer, che sich die Furchtsamkeit und den Aberglauben des grossen Haufens zur Erreichung ihrer Absichten zu Nutze machen, gar zu leicht entdecken können. E.


14 - /

4. Some perverse superstitions also, instilled by e- The original Desires experienced by all.105 ducation, cause groundless aversions to tenets andChap. 6.practices of the most innocent nature, by annexing to them notions of impiety, enmity to God, and obstinate wickedness of heart; while contrary tenets or practices, not a whit better, are made indications of piety, charity, holiness and zeal for the souls of men. Hence arises that rancour in the hearts of unwary zealots of all sorts against those who differ from them; and that persecuting spirit, with all the wrathful passions, which have been so long a reproach to human nature, and even to that religion which should inspire all love and meekness.


15 - /

The unjust aversions from an erroneous conscience Danger of ill- grounded aversi- ons.and false notions of religion and virtue formed by superstition and wrong education, must lead into innumerable inconsistences. If men do not banish all reflection there must be grievous remorse and inward displeasure: a bigot, a persecutor, a robber, with a sort of conscience of duty to his party or his system 160 AComparison ofBook I. of opinions, opposing natural compassion and the plainest dictates of justice, can have but poor narrowsatisfactions. What are services to a party or causewhere we have no just persuasion of its worth, and inopposition to the interest of many others? What in pleasing a Demon of whose moral perfections we can have no just or consistent notion? The struggles must be terrible between all the principles of humanity and this false conscience. Reflection must ever raise torturing suspicions that all is wrong. All stable satisfac tion must be lost; or they must banish reason and inquiry.