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1 - Lettres sur la danse /

Vestris

2 - Lettres sur la danse /

Vestris

3 - Lettres sur la danse /

Vestris;

4 - Lettres sur la danse /

Vestris

5 - Lettres sur la danse /

Vestris

6 - Lettres sur la danse /

Vestris

7 - Discours historique sur l'apocalypse /

Aber, wie ist denn, werden Sie mich fragen, diese Degradation zu beobachten? Wenn ein Vestris den Apollo tanzen könnte, soll man das Ballet lieber dieser Zierde berauben, und alle Reitze, mit welchen er es beseelen würde, dem Reitze eines einzigen Augenblikes aufopfern? Nein, mein Herr; sondern man muß zu den ruhigen Gemählden einen kleinern Apollo nehmen, so wie ihn das Verhältniß zu den verschiednen Theilen der Maschinen erfodert; einen jungen Menschen von funfzehn Jahren, den man eben so wie den wirklichen Apoll ankleidet; dieser wird von den Parnasse herab kommen, und wenn er nahe genug ist, wird er hinter den Flügeln der Scene verschwinden, und die grössere schönre Taille, der vollkommnere Künstler, wird an seiner Stell auf einmal da stehn.


8 - Discours historique sur l'apocalypse /

Ich wiederhole es, die meisten Komponisten folgen dem alten Schlendrian der Oper; sie machen Passepieds, weil MademoisellePrevot ein zierlich Passepied lief; Müsetten, weil Mademoiselle Salle und Monsieur Dumoulin solche mit eben so vieler Anmuth als Wollust tanzten; Tambourin, weil MademoiselleCamargo in dieser Gattung vortrefflich war; endlich Chacconen und Passecaillen, weil Monsieur Dupre sich an diese Bewegungen gleichsam allein gewöhnt hatte; weil sie sich für seinen Geschmack, für seine Art zu tanzen und für seinen edlen Wuchs am besten schickten. Aber diese vortrefflichen Leute sind nicht mehr da, sie sind in gewissen Theilen mehr als ersetzt, und in gewissen werden sie es vielleicht niemals. Mademoiselle Lany läßt alle weit hinter sich, die sich durch Schönheit, Richtigkeit und Kühnheit in der Ausführung hervorgethan hatten; es ist die grösseste Tänzerinn in der Welt; man hat aber den naifen Ausdruck der Mademoiselle Salle nicht vergessen; ihre Anmuth ist noch immer im Andenken, und die Mienenspielerey der Tänzerinnen in ihrer Gattung, hat diesen Adel, diese harmonische Simplicität der zärtlichen und wollüstigen, aber dabey immer anständigenBewegungen dieser liebenswürdigen Tänzerinn noch nicht ins Vergessen bringen können. Vor Monsieur Dumoulin haben wir noch keinen andern; er tanzte die Pas de Deux mit einer Kunst, die es zu erreichen Mühe kosten möchte; beständig war er zärtlich, beständig von der Grazie begleitet, bald Papillon, bald Zephir, einen Augenblick ungetreu, den andern beständig, immer von einer neuen Empfindung beseelt, und stellte alle Gemählde der Zärtlichkeit bis zum Entzücken vor. Monsieur Vestris hat den berühmtenDupre ersetzt, das ist zu seinem Ruhme alles auf einmal gesagt; aber wir haben MonsieurLany, dessen vorzügliche Kunst ihm Bewunderung erwirbt, und ihn über alles das wegsetzt, was ich zu seinem Ruhme sagen könnte. Wir haben Tänzer und Tänzerinnen, die hier eine Apologie verdienten, wenn mich das nicht zu weit von meinem Zwecke ableitete. Endlich haben wir Schenkel und eine Execution, die unsere Vorgänger nicht hatten; diese Ursache sollte, deucht mich, die Komponisten dahin bringen, in ihren Tackt Bewegungen abwechselnder zu seyn, und nicht länger für diejenigen zu arbeiten, welche nur noch in dem Andenken des Publikumsexistiren, und deren Gattung fast völlig ausgestorben ist. Die Art zu tanzen ist heut zu Tage neu, es ist also platterdings nöthig, daß die Tanzmusik ihrer Seits es gleichfalls werde.


9 - Discours historique sur l'apocalypse /

Lassen Sie uns sehen, was der Balletmeister bey diesem Schauspiele thut, und untersuchen, was man ihm für Arbeit zuschneidet. Man giebt ihm die ausgeschriebene erste Violinstimme zum Repetiren, er schlägt sie auf und liest: Prolog, Passepied für die Spiele und Scherze; Gavotte für die Amouretten und Rigaudon für die angenehmen Traumgötter. Im ersten Akt, March für die Krieger, Grave für dieselben; Müsette für die Priesterinnen. Im zweeten Akt, Loure für das Volk, Tambourin und Rigaudon für die Schäfer. Im dritten Akt, Grave Staccato für die Teufel, Presto für dieselben. Im vierten Akt, Entree der Griechen und Chacconne, die Winde, die Tritonen, die Najaden, die Stunden, die Zeichen des Zodiakus, die Bachanten, die Zephyre, die Gnomen, die unglücklichen Träume nicht mit gezählt, denn wir kämen nicht zu Ende. Da hat nun der Balletmeister seinen völligen Unterricht; nun mag er den prächtigen und sinnreichen Plan ausführen! Was verlangt der Poet? daß alle Personen des Ballets tanzen sollen, und man giebt ihnen zu tanzen: aus diesem Mißbrauche entspringenlächerliche Foderungen. Mein Herr, sagt der erste Tänzer zum Balletmeister, ich bin an dieses oder jenes Stelle gekommen und ich muß dieß oder jenes Stück tanzen. Aus eben der Ursache verlangt eine Tänzerin die Passepieds; diese die Tambourins; dieser die Louren; jener die Chacconnen für sich alleine zu behalten; und dieses eingebildete Recht, dieses Haberechten über Stellen und Gattungen veranlaßt in jeder Oper zwanzig Soloentreen, welche man in entgegengesetzten Kleidungen, Geschmack und Gattungen tanzt, die aber weder durch den Charakter, noch durch den Sinn, durch die Zusammensetzung der Pas, noch durch die Stellungen verschieden sind. Diese Eintönigkeit kömmt von der maschienenmäßigenNachahmung. Monsieur Vestris ist der erste Tänzer, er tanzt nicht eher, als im letzten Akt; das ist die Regel; sie geht auch nach dem Sprichworte, das Beste zuletzt. Was thun die übrigen Tänzer dieser Gattung? Sie verstümmeln ihr Original, überladen es, und behalten nur seine Fehler; denn es ist leichter, sich das Lächerliche, als Vollkommenheit zu eigen zu machen; Alexanders Höflinge, die seine Tapferkeit nicht erreichen konnten, fanden es leichter, seinen schiefen Hals nachzuahmen. Es sind also die frostigen Copien, welche das Original auf hunderterley Arten vervielfältigen, und es unaufhörlich verstellen. Die von einer andern Gattung sind eben so schaal und eben so lächerlich: sie wollen die Präcision, die Munterkeit und die schön durchflochtnen Schritte des Monsieur Lanyerhaschen, und sind unausstehlich. Alle Tänzerinnen wollen tanzen wie Mademoiselle Lany, und dadurch werden sie alle sehr lächerlich. Kurz, mein Herr, die Oper, wenn ich so sagen darf, ist ein Schauspiel der Affen. Der Mensch vermeidet und scheuet, sich in seiner eignen Gestalt zu zeigen, er borget immer eine fremde, und er würde erröthen, sich selbst ähnlich zu seyn; daher muß man das Vergnügen, ein Paar gute Originale zu bewundern, mit der Langenweile erkaufen, vorher eine Menge elender Copien zu sehen. Und was will man denn mit dieser Anzahl Soloentreen sagen, die mit nichts in der Welt Zusammenhang oder Aehnlichkeit haben? Was stellen diese seelenlose Körper vor, die, ohne angenehm zu seyn, herum trippeln, ohne Geschmack mit den Armen wedeln, ohne sich grade zu tragen ohne Festigkeit Pirouetten schneiden, und die von Akt zu Akt mit eben demselben Froste wiederkommen? Kann man diese Arten von Interesse und Ausdruck entblößte Entreen wohl Monologen nennen? Nein, auf keine Weise, denn der Monolog gehört zur Aktion, und geht mit der Handlung fort, mahlt und unterrichtet. Wie kann man aber ein Soloentree reden lassen, fragen Sie? Nichts ist leichter, mein Herr, und ich will Sie deutlich davon überführen.


10 - Discours historique sur l'apocalypse /

Herr Sarrazin hätte das nicht an sich gefunden, was dazu gehört, die tölpelischen oder alle Karrikaturrollen zu machen. Der Schwung seiner Seele, der ehrwürdige Charakter seiner Physionomie, seine Organen, die so fähig sind, das Pathetische auszudrücken, und Thränen abzulocken, hätten sich nicht zu den niedrigen Charakteren schicken können, welche eben so wenig Talent, als Vollkommenheit erfodern. Er macht also die Könige und zärtlichen Alten, in welchen Rollen er vortrefflich ist. Herr Vestris hat nach seinem Beyspiele, das Burlesque Burlesque seyn lassen, und sich gänzlich auf das Heroisch ernsthafte Tanzen gelegt; dafür ist er auch gegenwärtig in dieser Gattung das vollkommenste Muster.


11 - Discours historique sur l'apocalypse /

Ich habe gesagt, daß die Dachsbeinigen Tänzer schwach wären; sie sind schmächtig und gewandt; die starken und machtvollenSäbelbeinigen sind völlig von Gliedmaaßen und nervigt. Man pflegt dafür zu halten, daß ein dicker untersetzter Mann schwer seyn müsse; und in Ansehung der wirklichen Schwere des Körpers ist dieser Grundsatz wahr, falsch aber in Beziehung aufs Tanzen, denn hier entspringt die Leichtigkeit bloß aus der Stärke der Muskeln. Ein jeder Mensch, der schwache Muskeln hat, wird immer schwer niederfallen. Die Ursache ist sehr begreiflich; die schwachen Partien, welche in dem Augenblicke des Fallens, den stärkern, das ist, dem Gewichte des Körpers, welches nach dem Verhältniß der Höhe, woraus er fällt, zunimmt, nicht widerstehen können, geben nach und weichen aus, und gerade in den Augenblicken dieses Weichens und Nachgebens läßt sich das Getöse des Niederfallens hören, ein Getöse, welches merklich schwächer wird, oder sich gar verlieren mag, wenn sich der Körper in einer genauen senkrechten Linie erhalten kann, und wenn die Muskeln und Flechsen stark genug sind, der Gewalt zu widerstehen und den Stoß auszuhalten, der sie zum Nachgeben bringen könnte. Eh ich diesen Brief schliesse, lassen Sie uns noch ein mal auf die verschiedentlich gebildeten Tänzer kommen, und erlauben Sie mir, daß ich Ihnen zwey lebendige Beyspiele anführe: es sind die Herren Lany und Vestris; alle beide berühmt, beide unnachahmlich, die Sie überführen werden, daß es eine Kunst giebt, welche der Natur zu Hülfe kommen, und dadurch verschönern kann. Der erste ist Säbelbeinig; er hat sich diesen Fehler auf eine Art zu Nutze gemacht, die den klugen Mann verräht; er hält sich gestreckt, auswärts, hat Stärke, aber ist dabey behende; Genauigkeit ist die Seele seiner Execution; er macht seine Pas mit einer Nettigkeit, Abwechselung und einem Schimmer, die man nur bey ihm findet; er ist der gelehrteste Tänzer, den ich kenne, mein Herr, und es ist ihm kein geringer Ruhm, daß er, Trotz der Natur, das Muster in seiner Gattung ist. Herr Vestris hat eingebogene Kniee, aber selbst die Künstler würdens ihm nicht anmerken, wenn ihn der gerade Entrechat nicht zuweilen verriethe; er ist der beste oder der einzige serieuse Tänzer, den wir auf dem Theater haben; er ist elegant, er verbindet mit der edelsten und ungezwungensten Ausführung das seltene Verdienst, zu rühren, zu interessiren und ans Herz zu reden.


12 - Discours historique sur l'apocalypse /

Ich habe gesagt, daß die Dachsbeinigen Tänzer schwach wären; sie sind schmächtig und gewandt; die starken und machtvollenSäbelbeinigen sind völlig von Gliedmaaßen und nervigt. Man pflegt dafür zu halten, daß ein dicker untersetzter Mann schwer seyn müsse; und in Ansehung der wirklichen Schwere des Körpers ist dieser Grundsatz wahr, falsch aber in Beziehung aufs Tanzen, denn hier entspringt die Leichtigkeit bloß aus der Stärke der Muskeln. Ein jeder Mensch, der schwache Muskeln hat, wird immer schwer niederfallen. Die Ursache ist sehr begreiflich; die schwachen Partien, welche in dem Augenblicke des Fallens, den stärkern, das ist, dem Gewichte des Körpers, welches nach dem Verhältniß der Höhe, woraus er fällt, zunimmt, nicht widerstehen können, geben nach und weichen aus, und gerade in den Augenblicken dieses Weichens und Nachgebens läßt sich das Getöse des Niederfallens hören, ein Getöse, welches merklich schwächer wird, oder sich gar verlieren mag, wenn sich der Körper in einer genauen senkrechten Linie erhalten kann, und wenn die Muskeln und Flechsen stark genug sind, der Gewalt zu widerstehen und den Stoß auszuhalten, der sie zum Nachgeben bringen könnte. Eh ich diesen Brief schliesse, lassen Sie uns noch ein mal auf die verschiedentlich gebildeten Tänzer kommen, und erlauben Sie mir, daß ich Ihnen zwey lebendige Beyspiele anführe: es sind die Herren Lany und Vestris; alle beide berühmt, beide unnachahmlich, die Sie überführen werden, daß es eine Kunst giebt, welche der Natur zu Hülfe kommen, und dadurch verschönern kann. Der erste ist Säbelbeinig; er hat sich diesen Fehler auf eine Art zu Nutze gemacht, die den klugen Mann verräht; er hält sich gestreckt, auswärts, hat Stärke, aber ist dabey behende; Genauigkeit ist die Seele seiner Execution; er macht seine Pas mit einer Nettigkeit, Abwechselung und einem Schimmer, die man nur bey ihm findet; er ist der gelehrteste Tänzer, den ich kenne, mein Herr, und es ist ihm kein geringer Ruhm, daß er, Trotz der Natur, das Muster in seiner Gattung ist. Herr Vestris hat eingebogene Kniee, aber selbst die Künstler würdens ihm nicht anmerken, wenn ihn der gerade Entrechat nicht zuweilen verriethe; er ist der beste oder der einzige serieuse Tänzer, den wir auf dem Theater haben; er ist elegant, er verbindet mit der edelsten und ungezwungensten Ausführung das seltene Verdienst, zu rühren, zu interessiren und ans Herz zu reden.


13 - Discours historique sur l'apocalypse /

diese kostbare Sammlung; Ihr Cabinet enthält alles, was dieDupres, die Camargos, die Lanys, die Vestris, vielleicht gar die Blondis, an feinen, kühnen und gelehrten Schritten und Verflechtungen erfunden haben, und ich kann nichts gegen die Schönheit der Collection einwenden; aber ich sehe mit Bedauren, daß alle diese gesammleten Reichthümer Sie nicht haben vor der Armuth an solchen Dingen schützen können, wodurch Sie sich hätten aus dem Stande der Mittelmäßigkeit ziehen können. Häufen Sie von diesen schwachen Denkmählern unsrer berühmten Tänzer so viel zusammen, als es Ihnen gefällt; ich sehe nichts daran und andre mit mir werden nichts daran sehen, als die ersten Reißkohlen, oder die ersten Einfälle ihrer Talente; ich kann nichts daran erkennen, als hin und wieder zerstreute Schönheiten, ohne Einheit, ohneColorit; die großen Züge darinn sind verloschen; die Proportions, die anmuthigen Umrisse fallen mir nicht in die Augen; ich bemerke bloß Spuren und Ueberreste von einer Aktion in den Füßen, welche weder von den Stellungen des Körpers, noch den Lagen der Arme, noch dem Ausdrucke des Kopfes begleitet werden; kurz, Sie zeigen mir nichts, als den unvollkommnen Schatten vorzüglicher Verdienste, und eine frostige stumme Copie von unnachahmlichen Originalen.