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1 - Des Abts von Marigny Geschichte der Araber unter der Regierung der Califen /

Doch es scheint, als ob der Herr D. Baumgarten selbst diese anscheinende Unvollständigkeit für keinen wirklichen Fehler halte, weil er gleich darauf fortfährt, daß diese Zerstümmlung noch erträglich seyn würde, wann die gelieferten Theile derselben nicht mit den unverantwortlichsten Unrichtigkeiten angefüllt wären. Das ist viel: Doch der Hr. D. ist kein Mann, der etwas ohne Beweis vorzugeben pflegt, er rechtfertiget also diesen Vorwurf folgender Gestalt. Nur eine, sagt er, der augenscheinlichsten und gröbsten anzuführen, so wird im 2ten Theile S. 488. Jbrahim Ebn Mohammed für einen Aliden, oder Nachkommen des Ali ausgegeben, auch versichert, daß die Anhänger des Ali sowohl als des Abbas, denselben für den ächten Imam erkannt haben: da nicht nur dieser Jbrahim unter die 12. Imams der Anhänger Ali gar nicht gehöret, sondern auch unstreitig ein Abaßide, und des er des Uebersetzers.sten abaßidischen Califen, Abdalla Muhammed Abulabas, leiblicher Bruder gewesen. Welcher Irrthum aller Wahrscheinlichkeit nach daher gekommen, daß der Verfasser irgendwo gefunden, dieser Jbrahim sey Muhammeds Sohn, Ali Enkel, gewesen; daher er ihn für einen Aliden ausgegeben, welche damals den Giafar Sadik für ihren Imam erkannt haben. Ich würde ein verzweifelter Wagehals seyn, wenn ich behaupten wollte, daß Marigny gar keine Fehler gemacht habe; aber dieses kan ich ganz sicher behaupten, daß die Critik des Hr. D. Baumgartens hier auf eine Stelle gefallen ist, die man den Augenblick rechtsertigen<rechtfertigen> kan. Es ist wahr, Jbrahim Ebn Mohammed war ein Bruder des ersten Abbaßidischen Califen. Marigny weiß dieses selbst, (s. 2. Th. S. 493.) und muß es also gewußt haben, daß er seiner Geburth nach kein Nachkomme des Ali seyn konnte. Warum begeht er aber gleichwohl Vorrede an dem von dem Hn. D. Baumgarten angeführten Orte diesen Fehler, und nennt ihn einen Aliden? Ich begreiffe nicht, wie sich ein so gelehrter Mann an eine so bekannte Zweydeutigkeit hat stossen können. Heißt denn ein Alide bloß ein Nachkomme des Ali, oder bedeut es auch einen, welcher des Ali Parthey hält, und nur diesen für den ersten rechtmäßigen Nachfolger des Mahomet erkennet? Brauchten die Abbaßiden bey der Empörung wider die Ommiaden nicht die Ermordung des Ali zum Vorwande, so wie die Ommiaden die Ermordung des Othmans vorgeschützt hatten? Und sind in dem letzten Verstande nicht jetzt noch alle Perser Aliden, ohne daß sie wirkliche Nachkommen des Ali sind? Diese Entschuldigung ist zu überzeugend, als daß ich mich länger dabey aufhalten dürfte.


2 - Des Abts von Marigny Geschichte der Araber unter der Regierung der Califen /

Dieser Fürst regiert nicht länger, als zwey Jahre, und in diesem kurzen Zeitraume gelingt es ihm, verschiedene Partheyen, die sich in Arabien hervor gethan hatten, zu unterdrücken. Er setzt zugleich das Unternehmen des Mahomets wider die Griechen fort. Er dringt bey ihnen ein, und bemächtiget sich eines Theils von Syrien. Omar, sein Nachfolger, bringt die Eroberung dieses Landes zu Stande. Kurz darauf begeben sich seine Feldherren nach Aegypten, und machen sich von diesem weiten Reiche Meister. Nach ihm kömmt Othman, welcher in seine Fußtapfen tritt, und seine Regierung durch die Waffen merkwürdig macht. Auf der einen Vorrede Seite bemächtigen sich die Saracenen der Insel Cyprus; auf der andern thun sie einen Einfall in das persische Reich, überwinden die Völker desselben, und bringen sie unter das Joch der Califen.


3 - Des Abts von Marigny Geschichte der Araber unter der Regierung der Califen /

Othman wird ermordet. Ali gelangt endlich zur Regierung, und erlangt ein sehr grosses Ansehen, welches aber mehr auf die Schwärmerey seiner Anhänger, als auf ein wirkliches Verdienst gegründet ist. Die Perser, zum Exempel, und einige andere Völker, haben gegen diesen Califen eine besondere Ehrerbietung. Sie betrachten ihn als den einzigen wahrhaften Nachfolger des Mahomets, und wollen folglich die drey ersten Califen nicht erkennen. Sie lassen sich in die übertriebensten Lobeserhebungen dieses Regenten aus, und halten ihn für einen der allergrößten Fürsten, welche die Araber in ihrer Monarchie gehabt haben.


4 - Des Abts von Marigny Geschichte der Araber unter der Regierung der Califen /

Unterdessen muß ich gestehen, daß ich in der Geschichte nichts gefunden habe, welches den Begriffen gemäß wäre, die uns seine Anhänger von diesem Califen machen wollen. Nirgends zeigt er sich als ein grosser Mann; man erkennt ihn vielmehr für nichts, als für einen verwirrten Kopf; welcher mit sich selbst des Verfassers. uneinig ist, und noch weit uneiniger mit andern. Eben in dem Augenblicke, da sein Schwiegervater stirbt, schmiedet er auf die Nachfolge heimliche Anschläge; seine ehrgeitzige Gemüthsart aber macht, daß er den Verdruß, welchen ihm die Erwählung seiner drey Vorgänger verursacht, verbeißt. Man will so gar, daß er einer von den Verschwornen, welche den Othman um das Leben brachten, gewesen sey; und als man ihm nach dieses Tode die so sehnlich gewünschte Krone anträgt, so schlägt er sie aus, und nimmt sie endlich nicht anders, als mit der größten Widerstrebung, an. Kaum aber ist er auf dem Throne, als er mit der ganzen Welt Zanck bekömmt, und zuletzt erbittert er die Gemüther so, daß er seine Hauptstadt verlassen, und den Sitz seines Reichs anderswo aufschlagen muß.


5 - Des Abts von Marigny Geschichte der Araber unter der Regierung der Califen /

Der Veracht, den man wider diesen Califen, wegen der Ermordung des Othmans hatte, dient nunmehr einem Aufruhre zum Vorwande, welcher in Syrien ausbricht. Moavias, welchen Othman zum Statthalter in dieser Provinz gemacht hatte, will den Tod seines Wohlthäters rächen. Er erklärt den Ali für der Nachfolge unwürdig, weigert sich, ihn zu erkennen, läßt sich selbst als den rechtmäßigen Califen ausruffen, und schlägt seinen Sitz zu Damascus auf.


6 - Des Abts von Marigny Geschichte der Araber unter der Regierung der Califen /

Der Veracht, den man wider diesen Califen, wegen der Ermordung des Othmans hatte, dient nunmehr einem Aufruhre zum Vorwande, welcher in Syrien ausbricht. Moavias, welchen Othman zum Statthalter in dieser Provinz gemacht hatte, will den Tod seines Wohlthäters rächen. Er erklärt den Ali für der Nachfolge unwürdig, weigert sich, ihn zu erkennen, läßt sich selbst als den rechtmäßigen Califen ausruffen, und schlägt seinen Sitz zu Damascus auf.


7 - Des Abts von Marigny Geschichte der Araber unter der Regierung der Califen /

Die Vertilgung der Ommiaden war das Werk der Abbaßiden, welche von dem Abbas, einem Oheime des Mahomets, ihren Namen hatten. Sie brauchten zur Ausführung ihres Unternehmens eben den Vorwand, dessen sich die Ommiaden bedient hatten, die Krone in ihre Hände zu bringen. Diese hatten sich wider den Ali, als den Mörder des Othmans, erklärt; und die Abbaßiden greiffen wider die Ommiaden zu den Waffen, den Tod des Ali zu rächen, für dessen Mörder sie dieselben erklärten. Sie setzen sich auf dem Throne vermittelst des Blut Vorredebades feste, dessen Beschreibung man zu Anfange des dritten Bandes dieser Geschichte finden wird.


8 - Des Abts von Marigny Geschichte der Araber unter der Regierung der Califen /

Omar berief sogleich seinen Rath, um zuOmar hält deswegen Rath. überlegen, was hier für ein Entschluß zu fassen sey. Othman, einer von den vornehmsten des Raths, welchen wir bald auf dem Throne der Muselmänner sehen werden, war der Meinung, daß der Calife diese Reise nicht thun solle. Er stellte vor, daß dieses eine Gelegenheit sey, den Christen zu zeigen, wie sehr man sie verachte, indem man sie der Gegenwart des Califen nicht würdig schätze.


9 - Des Abts von Marigny Geschichte der Araber unter der Regierung der Califen /

Othmanwill den

10 - Des Abts von Marigny Geschichte der Araber unter der Regierung der Califen /

Omar ward durch den Verlust, welchen der muselmännische Staat, durch den Tod so viel tapferer Anführer, erlitten, auf das empfindlichstegerührt. Nachdem er ihrem Andencken die verdienten Lobsprüche ertheilt, überlegte er mit den Vornehmsten seines Raths den Feldzug nach Aegypten. Hierinne kamen alle Meinungen überein, daß man das Unternehmen fortsetzen müsse; allein wegen des Feldherrn trenne ten sie sich. Es sey nun, daß die Thaten desOmar. Hegire 18. n. C. G. 639.Amru ihm Neider erweckt hatten, oder daß man ihn in der That für unfähig hielt, dieses Unternehmen auszuführen; genug, Othmann, welcher alles bey dem Omar vermochte, wollte ihn bereden, das Commando der Trupen demAmru nicht zu lassen.


11 - Des Abts von Marigny Geschichte der Araber unter der Regierung der Califen /

Der Calif unterdessen war dieser MeinungWie sich der Calif dabey bezeigt. nicht; damit er aber doch den Othmann nicht unwillig machen möge, so gebrauchte er eine Wendung, welche ihm gelang. Er schrieb an den Amru, nicht eben ausdrücklich ihm das Commando zu nehmen, sondern ihm bloß zu befehlen, mit seinen Trupen wieder zurück zu kommen, im Fall er noch in Syrien sey, wann er diesen Brief erhalte; und weil zu vermuthen stand, dieser Feldherr würde unterdessen Zeit genug gehabt haben, wenigstens an die Grenzen von Aegypten zu gelangen, so fügte Omar hinzu, daß er in diesem Falle seinen Marsch fortsetzen könne.


12 - Des Abts von Marigny Geschichte der Araber unter der Regierung der Califen /

Omar starb erst drey Tage hernach an sei Omar will sich keinen Nach folger ernennen.nen Wunden. Während dieser Zeit bat man ihn inständig, sich einen Nachfolger zu ernennen; allein er gab keine gewisse Antwort dar= Omar. Hegire 23. n. C. G. 643.auf. Er sagte bloß: wenn Salem noch lebte, so würde ich ihn allen andern vorgezogen haben. Die vornehmsten Muselmänner wiederhohlten ihre Bitte nochmals, und schlugen ihm verschiedene vor; doch er wollte, unter dem Vorwande verschiedener Fehler, die sie dazu ungeschickt machten, keinen erwählen. Auf diese Art entfernte er den Ali, welcher als ein naher Anverwandter des Mahomets einiges Recht zur Nachfolge haben konnte. Allein Omar befand ihn zu einer so wichtigen Stelle nicht gesetzt und ernsthaft genug. Auf gleiche Weise ward Othman - ebn - Affan ausgeschlossen, weil der Calife bemerkt hatte, daß er sich an seine Anverwandte und Freunde allzusehr gebunden habe.


13 - Des Abts von Marigny Geschichte der Araber unter der Regierung der Califen /

Nachdem also einige Zeit vergangen war, ohne daß Omar sich zu etwas entschliessen wollte, so erklärte er endlich seinen letzten Willen. Er ernennte sechs Personen, welchen er die Wahl auftrug, und welches folgende waren: Othman - ebn - Affan, Ali - ebn - Abi - Taleb, Tel Omar. Hegire 23. n. C. G. 643.lah, Zobeir - ebn - Abdallmotaleb, Abdarrahmanebn - Auf, und Saed - ebn - Abi - Wakkas. Alle diese waren die vornehmsten aus dem Volke, welche mit dem Propheten gelebt hatten, und seine getreuesten Gefährten gewesen waren.


14 - Des Abts von Marigny Geschichte der Araber unter der Regierung der Califen /

Othman

15 - Des Abts von Marigny Geschichte der Araber unter der Regierung der Califen /

So groß nun die Begierde des Ali nach der höchsten Würde seyn mochte, so war er doch offenherzig genug, seine Gesinnungen nicht zu verstellen. Er antwortete, daß er sich in allem nach dem richten würde, was in dem Buche Gottes geschrieben wäre, daß er aber keinesweges, seine Regierung nach der Meinung der Aeltesten einzurichten, wolle gehalten seyn. Diese Antwort machte den Abdarrahman schlüssig, und er gedachte nicht weiter auf den Ali. Othman, welchen er nach diesem besuchte, warOthmanwird Calif. bereitwilliger; er unterwarf sich allen Bedingungen, die man ihm vorlegte, und ward folglich erwählt.