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1 - Des Abts du Bos Ausschweifung von den theatralischen Vorstellungen der Alten /

Aus den Werken des h. Augustinus, welcherim Jahr 430. nach Christi Geburth starb, sehen wir zwar, daß man zu seiner Zeit in denmeisten Städten des römischen Reichs die Theater zu verschliessen anfing. Die Uberschwemmungder Barbarischen Völker, welche sich durch dasganze Reich ergossen, benahm dem Volke derverwüsteten Länder die Mittel, die Unkosten derSchauspiele zu bestreiten. (*) Nisi forte hincsint tempora mala, quia per omnes civitates cadunt theatra, sagt dieser Kirchenlehrer, wenner von den gegenwärtigen Umständen des Staatsredet. Andern Theils aber sehen wir auch ausverschiedenen Briefen des Caßiodorus, die wirbereits angeführt haben, und die um das Jahr520. nach Christi Geburth geschrieben sind, daßdie Theater noch ganzer hundert Jahr nach derZeit, von welcher Augustinus redet, zu Rom(*) De Con. sen. lib prim. cap. 33.du Bos,offen gewesen. Die grossen Theater dieserHauptstadt waren nicht verschlossen gewesen, oderwenigstens hatte man sie wieder aufgeschlossen.Allem Ansehen nach wurden sie nicht eher aufimmer verschlossen, als Rom von dem Totilaeingenommen, und zerstört ward. (*) DieseVerwüstung, die nach allen ihren Umständenweit grausamer war, als die vorhergehenden, und durch welche die Weiber vornehmer Patricier dahin gebracht wurden, daß sie vor denThüren ihrer eignen Häuser, von welchen sichdie Barbaren Meister gemacht hatten, um Brodbetteln mußten, ist die wahre Epoche der fastgänzlichen Vertilgung der Künste und Wissenschaften, die man wenigstens noch immer trieb, obgleich ohne vielen Nutzen. Die grossen Künstler waren zwar schon seit langer Zeit verschwunden; die Künste selbst aber verschwanden erstzu dieser Zeit. Alle neue Unglücksfälle, welche auf die Einnahme der Stadt Rom durchden Totila folgte, liessen gleichsam die Pflanzen, welche sie ausgerissen hatten, verwelken.


2 - Des Abts du Bos Ausschweifung von den theatralischen Vorstellungen der Alten /

Aus den Werken des h. Augustinus, welcherim Jahr 430. nach Christi Geburth starb, sehen wir zwar, daß man zu seiner Zeit in denmeisten Städten des römischen Reichs die Theater zu verschliessen anfing. Die Uberschwemmungder Barbarischen Völker, welche sich durch dasganze Reich ergossen, benahm dem Volke derverwüsteten Länder die Mittel, die Unkosten derSchauspiele zu bestreiten. (*) Nisi forte hincsint tempora mala, quia per omnes civitates cadunt theatra, sagt dieser Kirchenlehrer, wenner von den gegenwärtigen Umständen des Staatsredet. Andern Theils aber sehen wir auch ausverschiedenen Briefen des Caßiodorus, die wirbereits angeführt haben, und die um das Jahr520. nach Christi Geburth geschrieben sind, daßdie Theater noch ganzer hundert Jahr nach derZeit, von welcher Augustinus redet, zu Rom(*) De Con. sen. lib prim. cap. 33.du Bos,offen gewesen. Die grossen Theater dieserHauptstadt waren nicht verschlossen gewesen, oderwenigstens hatte man sie wieder aufgeschlossen.Allem Ansehen nach wurden sie nicht eher aufimmer verschlossen, als Rom von dem Totilaeingenommen, und zerstört ward. (*) DieseVerwüstung, die nach allen ihren Umständenweit grausamer war, als die vorhergehenden, und durch welche die Weiber vornehmer Patricier dahin gebracht wurden, daß sie vor denThüren ihrer eignen Häuser, von welchen sichdie Barbaren Meister gemacht hatten, um Brodbetteln mußten, ist die wahre Epoche der fastgänzlichen Vertilgung der Künste und Wissenschaften, die man wenigstens noch immer trieb, obgleich ohne vielen Nutzen. Die grossen Künstler waren zwar schon seit langer Zeit verschwunden; die Künste selbst aber verschwanden erstzu dieser Zeit. Alle neue Unglücksfälle, welche auf die Einnahme der Stadt Rom durchden Totila folgte, liessen gleichsam die Pflanzen, welche sie ausgerissen hatten, verwelken.


3 - Des Abts du Bos Ausschweifung von den theatralischen Vorstellungen der Alten /

Ich will hier den Faden meiner Rede durchwenige Zeilen unterbrechen, um zu erklären, inwelchem Verstande ich gesagt habe, daß allemAnsehen nach die Theater zu Rom verschlossenworden, als Totila diese Stadt geplündert. Ichhabe damit bloß sagen wollen, daß das Theaterdes Marcellus und andere prächtige Theater damals entweder zerstört, oder wenigstens durchden Schaden, welchen sie erlitten hatten, unbrauchbar gemacht worden, und also die prächtigen Vorstellungen, zu welchen sie bestimmtwaren, ihr Ende erreichten. Ich habe aberdamit nicht sagen wollen, daß alle Vorstellungenvon <Komödien>Kömödien damals aufgehört; sondern ichglaube vielmehr, daß man in Rom und in den übrigen grossen Städten, welche mit der Hauptstad gleiches<Unglück>Ungluck erfahren hatten, sobald die Zeitenwieder ein wenig ruhiger geworden waren,wieder angefangen habe, theatralische Stückezu spielen, nur mit den alten Zubereitungnicht. Durch eine in der Welt ganz gewöhnliche Abwechselung wird die in dem zwölften Jahrhunderte nach Erbauung der Stadt Romso prächtige Scene, in dem darauf folgendendreyzehnten so simpel wieder geworden seyn, als du Bos,sie kaum bey Anfang des fünften Jahrhunderts gewesen war. Sie wird in den Zustandzurück gefallen seyn, in welchem sie Livius Andronicus gefunden hatte.


4 - Des Abts du Bos Ausschweifung von den theatralischen Vorstellungen der Alten /

Dem sey nun aber wie ihm wolle, so ist dochso viel gewiß, daß sich unter den gottesdienstlichen Hymnen verschiedene finden, welche vor derZerstörung der Stadt Rom durch den Totilacomponirt worden. Ein jeder Hymnus wurdegesungen. Si non cantatur non est Hymnus,sagt Isidorus. Da aber die Gesangweisen dieser Hymnen in allen Kirchen einerley sind, sokann man mit Grund glauben, daß man sie zuden Zeiten componirt habe, als die Hymnen selbstverfertiget worden. Wir wollen diese Materienoch weiter fortsetzen.


5 - Des Abts du Bos Ausschweifung von den theatralischen Vorstellungen der Alten /

Der Ambrosianische Gesang, welcher noch jetztin verschiedenen Kirchen gesungen wird, ist vondiesem Heiligen, welcher hundert und funfzigJahr vor der Zerstörung Roms durch den Totila, starb, componirt oder wenigsten eingerichtet von den theatr. Vorstell. der Alten.worden. Als diese Begebenheit sich zutrug warder h. Gregorins der grosse, eben der, welcherden Gregorianischen Gesang, der noch jetzt insehr vielen katholischen Kirchen gebräuchlich ist, componirte oder wenigstens einrichtete, bereitsgebohren. Diese heiligen Männer nun erfanden keine neue Musik, um ihre gottesdienstlichen Gesänge zu componiren; denn aus der Art, wie sich die zeitverwandten Schriftsteller davonausdrücken, erhellet, daß sie bloß verschiedneschon gebräuchliche Gesänge in die Kirche aufnahmen. Alle diese Gesängen aber, sie mögen nun vor der Zeit des h. Gregorius oder nachseiner Zeit seyn componiret worden, können unseinen Begriff von der Vortreflichkeit der altenMusik zu machen, dienen. Wenn über tausendJahr die weltlichen Gesänge, die man seit achtzig Jahren componirt hat, sollten verlohren gegangen seyn, die um diese Zeit componirten Kirchengesänge aber hätten sich erhalten, könnteman sich nicht aus der Schönheit der letztern einen Begriff von der Vortreflichkeit der ersternmachen? Denn so verschieden auch der Charakter dieser Gesangweisen ist, erkennet man nichtden Verfasser der Armide in dem Dies iræ desLulli? So viel ist gewiß, alle Kenner bewundern die Schönheit des Anfangs und verschiedener anderer Stücke in dem Gregorianischen Gesange, ob er gleich, wie wir bereits in einem vonden erstern Abschnitten erinnert haben, von der du Bos,natürlichen Declamation weit weniger abweicht,als unsre musikalischen Gesänge.