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1 - Johann Huart's Prüfung der Köpfe zu den Wissenschaften /

†) Mit dieser Erklärung der Ursache des Lachens werden wohl nicht alle Leser zufrieden seyn. Man kann es aber dem Verfasser leicht verzeihen, daß er noch eine Dunkelheit in einer Materie zurückgelassen hat, deren völlige Aufklärung auch den scharfsinnigsten Philosophen unserer Zeit noch nicht hat glücken wollen. Uebrigens muß man, um die verschiedenen Erklärungen dieser Wirkung der Freude gehörig beurtheilen zu können, den Umstand nicht aus der Acht lassen, daß man das Lachen bald in Beziehung auf den Körper, bald auch in Beziehung auf die Seele zu betrachten pflegt. Jm ersten Falle kann man das Lachen mit dem Herrn Zückert in seiner Abhandlung von den Leidenschaften, einen mechanischen Kützel der Nerven nennen, welcher unerwartet entstehet, und wieder schnell vorüber gehet. Jm letztern Falle hingegen, wenn es nämlich in Beziehung auf die Seele betrachtet wird, läßt sich das Lachen durch einen hohen Grad eines angenehmen Zustandes erklären, welcher aus der plötzlichen und lebhaften Vorstellung einer solchen Sache entsteht, die nach unserm Urtheile etwas unmögliches, oder ungereimtes enthält. Allein, nunmehr wird man ferner fragen: woher kömmt es denn, daß die Vorstellung einer Unmöglichkeit oder Ungereimtheit eine solche lebhafte Freude in uns hervorbringen kann? Und diese Frage ist in der That nicht so leicht zu beantworten, als mancher vielleicht denken wird. Nach Sulzern (Allgem. Theor. der schönen Künste, 3. Th. S. 104.) entsteht der seltsame Zustand des Gemüths, welcher das Lachen verursacht, aus der Ungewißheit unsers Urtheils, nach welchem zwey widersprechende Dinge gleich wahr scheinen. Jn dem Augenblicke, setzt dieser Schriftsteller hinzu, da wir urtheilen wollen, ein Ding sey so, empfinden wir das Gegentheil davon; indem wir das Urtheil bilden, wird es auch wieder zerstört. Man lacht beym Kützeln über die Ungewißheit, ob man Schmerzen oder Wollust empfinde; bey seltsamen Taschen spielerkünsten, weil man nicht weiß, ob das, was man sieht, wirklich oder eingebildet ist. Crusius hingegen glaubt, daß die Vorstellung einer Ungereimtheit oder Thorheit vermuthlich des wegen einen angenehmen Zustand in uns verursache, weil man sogleich für bekannt annehme, daß man einer solchen Schwachheit gar nicht, oder wenigstens itzt nicht mehr unterworfen sey; daher uns die jähling entstehende Empfindung einer vermeyntlichen Vollkommenheit so angenehm werde. S. dessen Anweisung, vernünftig zu leben, §. 80. E.