Suchbegriff: sule
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Das constantinopolitanische Reich hielt sich noch. Alle Fürsten desselben waren der Regierung nicht un würdig gewesen. Constantin Porphyrogeneta, ein Sohn Leo des Philosophen, und ein Philosoph selbst, brachte, wie sein Vater, glückliche Zeiten. Wenn die Regierung unter dem Romanus, dem Sohne des Constantins, in Verachtung gerieth, wurde sie hingegen den Nationen wieder sehr ehrwürdig un ter dem Nicephorus Phokas, der Candia im Jahre 961, ehe er noch Kaiser war, den Ara bern abgenommen hatte. Ob schon Johann Zimisces den Nicephorus ermordete, und den Palast mit Blut besudelte; ob er schon mit seinen Verbrechen die Heucheley verknüpfte; war er doch außer dem der Vertheidiger des Reichs gegen die Türken und Bul garn. Unter dem Michael Paphlago aber verlor man Sicilien, und unter dem Romanus Diogenes gieng fast alles, was gegen Morgen zu noch übrig war, bis auf die Provinz Pontus verloren. Diese Provinz, die man heut zu Tage Turkomannia nennet, fiel bald darauf in die Hände des Türkens Solymann, dem Meister von dem größten Theile Kleinasiens, welcher den Hauptsitz seiner Herrschaft in Nicäa aufrichtete, und von dar aus in der Zeit, da die Kreuzzüge angiengen, Constantinopel bedrohete.


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Der Kaiser Alexius Comnenus, der damals regierete, war allerdings ein weiser und gelassener Herr. Er konnte diesen Straßenräubern eben so begegnen, wie ihren Mitstreitern war begegnet worden. Er ließ es aber dabey bewenden, solcher Gäste je eher je lieber los zu werden. Er lieferte ihnen Schiffe, sie jenseit des Bosphorus zu bringen. Der GeneralPeter sah sich endlich an der Spitze einer christlichen Armee wider die Ungläubigen. Solymann, Sultan von Nicäa, überfiel mit seinen im Kriege erfahrnen Leuten diese zerstreute Menge. Walther ohne Geld, der Unterfeldherr des Einsiedlers, kam dabey mit einem großen Theile des armen Adels um, der einfältig genug war, unter solchen Fahnen zu dienen. Der Einsiedler kehrte unterdessen nach Constantinopel zu Geschichte der Kreuzzüge.rück, und ward für einen Fantasten gehalten, der eine Menge toller Leute sich hatte nachfolgen lassen.


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Sie bereicherten sich mehr als jemals, durch ihren Handel mit den Mahometanern, und fürchteten, die Vortheile, die sie in Asien hatten, zu verlieren, wenn sie sich in einen zweifelhaften Krieg mischeten. Die Genueser, Pisaner, und Griechen rüsteten Schiffe, die sie mit Lebensmitteln beluden, aus, und verkauften sie an die Kreuzfahrer, indem sie an Kleinasien wegschiffeten. Durch dieses Mittel kam ein Theil des Goldes und Silbers, wovon sich die Franzosen entblößet hatten, wieder in die Christenheit zurück. Das Glück der Genueser wuchs da Geschichte der Kreuzzüge.durch, und man wurde bald darauf in Erstaunen gesetzet, zu sehen, daß Genua eine Macht worden war. Weder der alte Solymann, noch sein Sohn, konnten dem ersten Strome aller dieser kreuzfahrenden Fürsten widerstehen. Ihre Truppen waren besser ausgesucht, als des Einsiedler Peters seine, und wurden so gut in Zucht und Ordnung erhalten, als die Ungebundenheit der Enthusiasterey es verstattete.


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Man nahm Nicäa ein (1097). Man schlug die Armeen des jungen Solymanns zweymal. Die Türken und Araber konnten im Anfange den Anfall dieser mit Eisen, mit großen spanischen Reutern, und mit Wäldern von Lanzen bedeckten Menge, dergleichen sie nicht gewohnt waren, nicht aushalten. Bohemund (1098) brauchte die List, sich von den Kreuzfahrern das fruchtbare Land Antiochia abtreten zu lassen. Balduin gieng bis nach Mesopotamien, sich der Stadt Edessa zu bemächtigen, und errichtete allda einen kleinen Staat für sich. Endlich schloß man Jerusalem ein, dessen sich der Kalife von Aegypten durch seine Feldherren bemeistert hatte. Die meisten Geschichtschreiber geben vor, daß die durch Schlachten, durch Krankheiten, und durch Besatzungen, die man in die eroberten Plätze hatte legen müssen, verminderte Armee, bis auf zwanzig tausend Mann zu Fuß, und funfzehn hundert zu Pferde geschmolzen, Jerusalem hingegen mit allem wohl versehen, und von einer Besatzung von vierzig tausend Mann vertheidiget worden sey. Man vergißt nicht hinzu zu fügen, daß außer dieser Besatzung sich noch zwanzig tausend beherzte Einwohner darinnen befunden. Es wird kein vernünftiger Leser seyn, der Geschichte der Kreuzzüge. nicht einsehen sollte, daß es menschlichem Ansehen nach unmöglich sey, daß eine Armee von zwanzig tausend Mann eine von sechzig tausend in einem befestigten Platze sollte belagern können.


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Solymann, der Antiochia und Nicäa verloren hatte, hielt sich beständig auf dem platten Lande, das ohnedem von Muselmännern bewohnet war; und unter diesem Solymann und nach ihm sahe man in Syrien und Kleinasien eine Vermischung von Christen, Türken und Arabern, die einander alle in Haaren lagen. Ein türkisches schloßSchloß gränzte mit einem christlichen, so wie in Deutschland die Länder der Protestanten und Katholiken wechselsweise einander begränzen.


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Solymann, der Antiochia und Nicäa verloren hatte, hielt sich beständig auf dem platten Lande, das ohnedem von Muselmännern bewohnet war; und unter diesem Solymann und nach ihm sahe man in Syrien und Kleinasien eine Vermischung von Christen, Türken und Arabern, die einander alle in Haaren lagen. Ein türkisches schloßSchloß gränzte mit einem christlichen, so wie in Deutschland die Länder der Protestanten und Katholiken wechselsweise einander begränzen.


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Von dieser Million Kreuzfahrer war damals nur noch wenig übrig. Auf das Gerücht von ihrem glücklichen Fortgange, welches durch den Ruf vergrößert wurde, brach noch ein neuer Schwarm aus dem Oc cidente auf. Der Prinz Hugo, ein Bruder Philipps des Ersten, der vor der Eroberung von Jerusalem wieder zurück nach Frankreich gekommen war, führete, ohne das geringste von seinem Bruder dazu erhalten zu haben, eine neue Menge, welche Deutsche und Italiener vermehreten, dahin ab. Man rechnete deren drey hundert tausend, und wenn man sie auch Geschichte der Kreuzzüge. auf zwey Drittheile herunter setzet, so sind es doch abermals wenigstens zwey hundert tausend, die es der Christenheit kostete. Diesen wurde in der Gegend von Constantinopel ungefähr so begegnet, wie man den Nachfolgern des Einsiedlers Peter begegnet hatte. Die in Asien anlandeten, wurden von Solymannen über den Haufen geworfen, und der Prinz Hugo starb, fast im äußersten Elende, in Kleinasien.