Suchbegriff: sempronius_
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Noch eine andere Sache zog damahls die Aufmerksamkeit des ganzen Volks auf sich.Cn. Fulviuswird vor dem Volk angegeklagt und verdammt.Sie betraf eine Person, welche zu Rom zu gegen war: Der Zunftmeister C. Sempro nius Blesus hatte den Cn. Fulvius vors Gericht gefordert, und beschuldigte ihn, daß erdurch seine Unvorsichtigkeit die Armee, die erim vorigen Jahr als Prätor in Apulien commandirt, auf die Schlachtbank geliefert hätte. Von achtzehn tausend Mann, daraussie bestanden hätte, wären kaum zwey tausend davon gekommen. Der Zunftmeisterräumte zwar ein, „daß verschiedene Generale sich durch ihre Unvorsichtigkeit hättenin Hinterhalt locken lassen, worinnen siemit ihren Armeen umgekommen wären; al lein Fulvius wäre der erste, der seine Legionen zuvorderst durch Laster und Einräumung einer unerlaubten Freyheit verdorben,ehe er sie der Gefahr durch das Schwerdtder Feinde umzukommen ausgesetzt hätte. 464 Cn. F. Centumalus, u. P. S. Galba, Cons.d. 541. J. n. R. E. d. 211. J. v. C. G.Man könnte daher mit gutem Rechte sagen,daß diese Armee eine Niederlage erlitten, ehesie noch einem Feinde unter das Gesicht gekommen, und daß sie nicht von dem Hannibal, sondern von ihrem Generale selbst,wäre überwunden worden. Diejenigen,redete er weiter, welche in den Versammlungen ihre Stimmen gäben, untersuchtennicht genug, ob auch der, dem sie das Commando der Armeen anvertrauten, die zu einer so wichtigen Stelle erforderlichen Eigenschafften hätte. Was wäre nicht für ein Unterscheid zwischen dem Cn. Fulvius, und einem T. Sempronius? Der letzterewäre nur an die Spitze einer aus Sclavenbestehenden Armee gestellet worden, hättees aber in kurzen durch sein kluges Betragen, und durch die Beobachtung einerscharffen Kriegszucht dahin gebracht, daßseine Soldaten ihrer Abkunft und vorigenUmstände vergessen, und sowohl die Zufluchtund Stütze der Bundsgenossen, als dasSchrecken und die Geissel der Feinde ge worden wären. Fulvius hingegen hätteRömer von guter Geburt und guter Erziehung, und die des Römischen Namens,den sie geführet, würdig gewesen, währendseines über sie geführten Commando, zuallen Lastern der Sclaven verleitet. Ihmwäre es demnach zuzuschreiben, daß siewild und unruhig unter den Bundsgenossen, und furchtsam und feig bey dem Anblick der Feinde geworden, ja daß sie nicht und was sich unter ihnen zugetragen. 465einmahl das erste Geschrey der Carthagid. 541. J. n. R. E. d. 211. J. v. C. G.nenser aushalten, geschweige denn ihren Anfall abwarten können. Ueber dieses dürfteman sich auch im geringsten nicht wundern,daß die Soldaten gleich bey dem ersten Angriff ihren Posten verlassen, indem ihr General selbst ihnen ein Exempel gegeben, alsder am ersten die Flucht ergriffen hätte.Wie viele Generale hätten nicht im gegenwärtigen Kriege lieber auf der Wahlstattihr Leben verliehren, als ihre Armeen in derGefahr, worinnen sie sich befunden hätten,verlassen wollen! Würde es nicht höchst unbillig seyn, daß man die Cannischen Soldaten, weil sie die Wahlstatt verlassen,nach Sicilien ins Elend geschickt, und nur ohnlängst den Legionen des Fulvius ebendiese Strafe zuerkannt hätte; während daß die Unbesonnenheit des Fulvius, dem mandoch den Verlust seiner Armee beymessenmüsse, unbestraft bliebe?“