Suchbegriff: plini
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1 - Des Abts du Bos Ausschweifung von den theatralischen Vorstellungen der Alten /

Der jüngere Plinius, welcher des Quintilianus Schüler gewesen war, schreibt an einen seiner Freunde, daß er sich ihm dasjenige, was(*) Quint. Inst. l. 12. c. 3.du Bos,die Redner, die er eben gehört habe, gesprochenund mit was für einer weibischen Verzärtlungder Stimme sie es gesprochen, zu erzehlen schäme. (*) Pudet referre quæ & quam fractapronuntiatione dicantur. Eine Declamation, die man gar zu ausdrückend machen will, mußnothwendig in die zwey entgegengesetzten Fehlerfallen. Manchmal wird sie allzuhochtrabendund mit ausschweiffenden Abänderungen derStimme allzuangefüllt seyn: und manchmalwird die Recitation in das gar zu Kraftlose fallen. Daher wirft auch Plinius der Declamation, die er tadelt, vor, daß sie nicht selten inein Geschrey ausarte; Immodicum insolitumque clamorem. Eben dieser Schriftsteller führtnoch an, daß Domitius Afer, ein in der römischenGeschichte berühmter Redner, der sich ohngefehr dreyßig Jahr nach dem Tode des Cicerozu erst vor Gerichte hören ließ, die neue Art zudeclamiren den Verlust der Beredsamkeit genannt habe. Artificium hoc periit, sagte er, nachdem er einige junge Leute ihre Reden hattehalten hören. Allein die Critik des Afer warvielleicht ein übertriebner Tadel. Wenigstens istso viel gewiß, daß dieser Redner in einem Geschmacke declamirte, der demjenigen, welchen erhier tadelt, ganz entgegengesetzt war, indem eralles sehr ernsthaft und langsam aussprach. Cumapud Centumviros diceret graviter & lente,(*) Plin. Epist. 14. lib. 12.von den theatr. Vorstell. der Alten.hoc enim illi actionis genus erat, sagt Plinius,indem er von dem Afer spricht. Meine Absichtist auch gar nicht, durch Anführung dieser Stellen zu beweisen, daß die Römer unrecht gethan, indem sie ihre Art zu declamiren geändert; sondern ich will nur zeigen, daß sie sie wirklich verändert, und zwar zu den Zeiten des Cicero zuverändern angefangen haben.


2 - Des Abts du Bos Ausschweifung von den theatralischen Vorstellungen der Alten /

Der jüngere Plinius, welcher des Quintilianus Schüler gewesen war, schreibt an einen seiner Freunde, daß er sich ihm dasjenige, was(*) Quint. Inst. l. 12. c. 3.du Bos,die Redner, die er eben gehört habe, gesprochenund mit was für einer weibischen Verzärtlungder Stimme sie es gesprochen, zu erzehlen schäme. (*) Pudet referre quæ & quam fractapronuntiatione dicantur. Eine Declamation, die man gar zu ausdrückend machen will, mußnothwendig in die zwey entgegengesetzten Fehlerfallen. Manchmal wird sie allzuhochtrabendund mit ausschweiffenden Abänderungen derStimme allzuangefüllt seyn: und manchmalwird die Recitation in das gar zu Kraftlose fallen. Daher wirft auch Plinius der Declamation, die er tadelt, vor, daß sie nicht selten inein Geschrey ausarte; Immodicum insolitumque clamorem. Eben dieser Schriftsteller führtnoch an, daß Domitius Afer, ein in der römischenGeschichte berühmter Redner, der sich ohngefehr dreyßig Jahr nach dem Tode des Cicerozu erst vor Gerichte hören ließ, die neue Art zudeclamiren den Verlust der Beredsamkeit genannt habe. Artificium hoc periit, sagte er, nachdem er einige junge Leute ihre Reden hattehalten hören. Allein die Critik des Afer warvielleicht ein übertriebner Tadel. Wenigstens istso viel gewiß, daß dieser Redner in einem Geschmacke declamirte, der demjenigen, welchen erhier tadelt, ganz entgegengesetzt war, indem eralles sehr ernsthaft und langsam aussprach. Cumapud Centumviros diceret graviter & lente,(*) Plin. Epist. 14. lib. 12.von den theatr. Vorstell. der Alten.hoc enim illi actionis genus erat, sagt Plinius,indem er von dem Afer spricht. Meine Absichtist auch gar nicht, durch Anführung dieser Stellen zu beweisen, daß die Römer unrecht gethan, indem sie ihre Art zu declamiren geändert; sondern ich will nur zeigen, daß sie sie wirklich verändert, und zwar zu den Zeiten des Cicero zuverändern angefangen haben.


3 - Des Abts du Bos Ausschweifung von den theatralischen Vorstellungen der Alten /

Der jüngere Plinius, welcher des Quintilianus Schüler gewesen war, schreibt an einen seiner Freunde, daß er sich ihm dasjenige, was(*) Quint. Inst. l. 12. c. 3.du Bos,die Redner, die er eben gehört habe, gesprochenund mit was für einer weibischen Verzärtlungder Stimme sie es gesprochen, zu erzehlen schäme. (*) Pudet referre quæ & quam fractapronuntiatione dicantur. Eine Declamation, die man gar zu ausdrückend machen will, mußnothwendig in die zwey entgegengesetzten Fehlerfallen. Manchmal wird sie allzuhochtrabendund mit ausschweiffenden Abänderungen derStimme allzuangefüllt seyn: und manchmalwird die Recitation in das gar zu Kraftlose fallen. Daher wirft auch Plinius der Declamation, die er tadelt, vor, daß sie nicht selten inein Geschrey ausarte; Immodicum insolitumque clamorem. Eben dieser Schriftsteller führtnoch an, daß Domitius Afer, ein in der römischenGeschichte berühmter Redner, der sich ohngefehr dreyßig Jahr nach dem Tode des Cicerozu erst vor Gerichte hören ließ, die neue Art zudeclamiren den Verlust der Beredsamkeit genannt habe. Artificium hoc periit, sagte er, nachdem er einige junge Leute ihre Reden hattehalten hören. Allein die Critik des Afer warvielleicht ein übertriebner Tadel. Wenigstens istso viel gewiß, daß dieser Redner in einem Geschmacke declamirte, der demjenigen, welchen erhier tadelt, ganz entgegengesetzt war, indem eralles sehr ernsthaft und langsam aussprach. Cumapud Centumviros diceret graviter & lente,(*) Plin. Epist. 14. lib. 12.von den theatr. Vorstell. der Alten.hoc enim illi actionis genus erat, sagt Plinius,indem er von dem Afer spricht. Meine Absichtist auch gar nicht, durch Anführung dieser Stellen zu beweisen, daß die Römer unrecht gethan, indem sie ihre Art zu declamiren geändert; sondern ich will nur zeigen, daß sie sie wirklich verändert, und zwar zu den Zeiten des Cicero zuverändern angefangen haben.


4 - Des Abts du Bos Ausschweifung von den theatralischen Vorstellungen der Alten /

Ich will hier eine ganz neue Muthmassungwagen, welche eine bisher übel verstandene Stelle des Plinius erklären kann; diese nehmlich, daß die Alten, nachdem sie ihre Masken Anfangsmit Erzt eingefaßt, hernach kleine dünne Stücken einer gewissen Art von Marmor dazu gebraucht haben. Plinius, wenn er von den besonder Steinen redet, sagt, daß der Stein, welchen man Chalcophonos, oder Erztklangnenne, schwarz sey; und daß er, der Abstammungseines Namens zu folge, wenn man ihn anrühre, einen Klang von sich gäbe, welcher demKlange dieses Metalls gleich komme. Und daher, fügt er hinzu, giebt man den Komödianten den Rath, sich seiner zu bedienen. (*) Chalcophonos nigra est, sed illisa æris tinnitum reddit, Tragœdis ut suadent gestanda. Wozuhätten aber wohl die Schauspieler einen solchenStein brauchen können, wenn sie ihn nicht zurEinfassung des Mundes ihrer Masken gebrauchthätten, nachdem er gespalten und in dünne Scheiben zertheilet worden? Diese Masken, welche, wie wir aus den Versen, die Prudentius widerden Symmachus gemacht hat, lernen, vonHolze waren, waren zu dieser Einfassung sehrwohl geschickt. Diejenigen, welche in derTragödie recitiren, sagt unser Dichter, bedecken ihr Haupt mit einer hölzernen Maske, unddurch die Oeffnung, die man darinne gelassen(*) Plinius lib. 37. cap. 10.du Bos,hat, lassen sie ihre hochtrabende Declamationerschallen.


5 - Des Abts du Bos Ausschweifung von den theatralischen Vorstellungen der Alten /

Ich will hier eine ganz neue Muthmassungwagen, welche eine bisher übel verstandene Stelle des Plinius erklären kann; diese nehmlich, daß die Alten, nachdem sie ihre Masken Anfangsmit Erzt eingefaßt, hernach kleine dünne Stücken einer gewissen Art von Marmor dazu gebraucht haben. Plinius, wenn er von den besonder Steinen redet, sagt, daß der Stein, welchen man Chalcophonos, oder Erztklangnenne, schwarz sey; und daß er, der Abstammungseines Namens zu folge, wenn man ihn anrühre, einen Klang von sich gäbe, welcher demKlange dieses Metalls gleich komme. Und daher, fügt er hinzu, giebt man den Komödianten den Rath, sich seiner zu bedienen. (*) Chalcophonos nigra est, sed illisa æris tinnitum reddit, Tragœdis ut suadent gestanda. Wozuhätten aber wohl die Schauspieler einen solchenStein brauchen können, wenn sie ihn nicht zurEinfassung des Mundes ihrer Masken gebrauchthätten, nachdem er gespalten und in dünne Scheiben zertheilet worden? Diese Masken, welche, wie wir aus den Versen, die Prudentius widerden Symmachus gemacht hat, lernen, vonHolze waren, waren zu dieser Einfassung sehrwohl geschickt. Diejenigen, welche in derTragödie recitiren, sagt unser Dichter, bedecken ihr Haupt mit einer hölzernen Maske, unddurch die Oeffnung, die man darinne gelassen(*) Plinius lib. 37. cap. 10.du Bos,hat, lassen sie ihre hochtrabende Declamationerschallen.


6 - Des Abts du Bos Ausschweifung von den theatralischen Vorstellungen der Alten /

Solinus, welcher einige Zeit nach dem Plinius geschrieben hat, scheinet uns auch die Ursache anzugeben, warum man die innern Theileder Maske lieber mit diesem Steine als mitErzt auslegen müsse; weil er nehmlich, indem er die Stimme zurückprallen lasse, die Deutlichkeit des Klanges nicht verderbe, dahingegendas Wiederschallen des Erztes unter den Tönen, welche es zurückstosse, immer eine kleineVerwirrung anrichte. Nachdem er gesagt, daßdieser Stein wie gegossenes Erzt klinge, fügt erhinzu, daß es zugleich der Reinlichkeit der Stimme nicht nachtheilig sey, wenn es behutsam gebraucht werde. (*) Calcophonos resonat utpulsata æra. Pudice habitus servat vocis claritatem.


7 - Des Abts du Bos Ausschweifung von den theatralischen Vorstellungen der Alten /

Wie aufmerksam die Alten auf alles gewesen, wovon sie glaubten, daß es zur Anmuth undLeichtigkeit bey Vorstellung der theatralischenStücke etwas beytragen könne, kann man daraus schliessen, was uns Vitruvius (**) von derArt die Echæa anzubringen saget, welches eherne(*) Solin. Ed. Salmas. c. 37.(**) Vitr. lib. 5. cap. 5.von den theatr. Vorstell. der Alten.Gefässe waren, die anstatt der Echos dienten.Wenn dieser Verfasser von der Architectur derSchaubühnen redet, so läßt er sich in eine langeund methodische Untersuchung über die Gestaltdieser Gefässe ein, welche, wahrscheinlicher Weisenichts als grosse und einwenig concave ehernePlatten waren, die an gewisse Orte gestellt wurden, damit die Stimme der Schauspieler wohlüberein klingende Echos finden könne. Ita hacratione vox a scena velut a centro profusa secircum agens tactuque feriens singulorum vasorum cava, excitaverit auctam claritatem &concentu convenientem sibi consonantiam.Wenn Vitruvius sagt, daß alle diese Gefässevon verschiednen Tönen seyn müßten, so sagt eruns deutlich genug, daß ihre Concavität und ihreübrigen Dimensionen nicht immer einerley seynmüßten; und da noch dazu diese Gefässe in verschiedner Entfernung von den Schauspielern gestellet wurden, so mußten sie nothwendig Echosmachen, die leichter oder schwerer zu erschütternwaren, wenn sie gleichförmig wiedertönen sollten. Vitruvius beklagt sich, daß die Römer zuseiner Zeit, diese Echäa in ihren Theatern anzubringen sehr versäumten, und hierinne denGriechen gar nicht nachahmten, welche in diesemPuncte sehr sorgfältig waren. Ohne Zweifelmachten sich die Römer die Erinnerung des Vitruvius nach der Zeit zu Nutze, denn Pliniusbeklagt sich, daß diese Gefässe, und die Schwibdu Bos,bögen, worein man sie stellte, die Stimme derSchauspieler verschlängen. Er behauptet, daßsie eine eben so üble Wirkung verursachten, alsder Sand des Orchesters, oder des Platzes, welcher zwischen dem Theater und den entferntestenZuschauern war. (*) In Theatrorum Orchestris scobe aut arena super injecta, vox derotatur & in rudi parietum circumjectu doliisetiam inanibus. Andern Theils sagt Caßiodorin dem funfzigsten Briefe seines ersten Buchs,daß die Stimme der Tragödienspieler durch diegedachten Concavitäten so sehr gestärcket würden, und einen solchen Schall von sich gäben, daßman kaum glauben könnte, daß er aus der Lunge eines Sterblichen käme. Tragœdia ex vocisvastitate nominatur quæ concavis repercussionibus roborata, talem sonum videtur efficere, ut pene ab homine non credatur. Diese Concavitäten konnten nichts anders als die Echæaund die <Sprachröhre>Schrachröhre in den Masken seyn. Ausallen diesem kann man also sehen, ob die Altendas geringste versäumt haben, durch schicklicheErfindungen ihre theatralische Masken eine solche Wirkung thun zu lassen, daß sie nach demAulus Gellius den Namen Persona verdienenkonnten.


8 - Des Abts du Bos Ausschweifung von den theatralischen Vorstellungen der Alten /

Die Pantomimen wurden auch unter demNero und unter einigen andern Kaysern ausRom verjagt; allein wie wir schon gesagt haben, ihre Verbannung dauerte nicht lange, weilsie das Volk nicht mehr entbehren konnte, undweil sich Umstände äusserten, in welchen der Re(*) Tert. de spect.von den theatr. Vorstell. der Alten.gent der Gunst des Volks nöthig zu haben glaubte, und ihm also zu gefallen zu leben suchte. Domitianus, zum Exempel, hatte sie verjagt, und sein Nachfolger Nerva rufte sie wieder zurück, ob er gleich einer von den weisesten Kaysern war. Wir lesen auch, daß das Volkselbst, weil es die Unruhen, zu welcher die Pantomimen Gelegenheit gaben, überdrüßig war, manchmal ihre Vertreibung eben so eifrig verlangt habe, als es zu andern Zeiten ihre Zurückberufung verlangte. Neque a te minoreconcentu ut tolleres Pantomimos, quam a pater tuo ut restitueret exactum est, sagt der jüngrePlinius, wenn er vom Trajanus redet.